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Fanfiction

Zukunftsblick - 5. Kapitel: Gespräche

von Katleah

Fünftes Kapitel
Gespräche


Mein altes Leben kam mir vor wie ein Traum – ein größtenteils erfreulicher, nicht sehr ereignisreicher Traum. Jetzt war ich aufgewacht und hatte festgestellt, wer ich war und was ich war. Ich konnte meine Augen nicht einfach wieder schließen und mich in den glücklichen Traum von einem normalen Leben zurückgleiten lassen. Das hier war jetzt zu meiner Realität geworden.

KELLEY ARMSTRONG, Seelennacht


Die Große Halle war am nächsten Morgen noch fast leer, vereinzelt saßen Schüler müde über ihrem Frühstück und versuchten ihre Lebensgeister zu wecken.
Gestern war Erin über die Ereignisse so geschockt gewesen, dass sie kaum gegessen hatte und als eine der ersten das Festmahl verlassen hatte. Jetzt meldete ihr Magen sich laut und deutlich und für einen Moment vergaß sie nur zu gerne das Kommende.
Sie ließ sich am Gryffindortisch nieder und füllte ihre Schüssel mit Haferbrei. Doch obwohl ihr Magen nach seinem Recht verlangte, bekam sie nichts runter und schob den Haferbrei in der Schüssel hin und her.
Vorne am Tisch begann Professor McGonagall bereits Stundenpläne zu verteilen. Erin würde keinen bekommen.
Abgelenkt durch ihre eigenen Gedanken bekam Erin nicht mit, wie Professor McGonagall neben ihr auftauchte, im Schlepptau eine Dritt- oder Viertklässlerin.
„Miss Voighn? Professor Dumbledore erwartet Sie in seinem Büro. Dies ist Sarah Patterson“, sie nickte unwirsch zu dem Mädchen rüber, das halb hinter ihr versteckt stand, „sie wird Sie zu seinem Büro bringen. Oh, und Professor Dumbledore liebt Zuckerstangen.“ Die Professorin drehte sich von den beiden weg und hielt eine Gruppe von Gryffindorschülern auf. „Mr. Mason, wenn Sie nicht heute planlos durch die Schule laufen wollen, dann würde ich Ihnen raten nicht wieder wegzurennen!“
Zuckerstangen? Seufzend stand Erin auf und versuchte Sarah anzulächeln, hatte aber eher das Gefühl, dass es einer Grimasse glich. Die dagegen betrachtete Erin neugierig und auf dem Weg zu Dumbledores Büro bombardierte sie sie mit Fragen.
„Stimmt es, dass ….“

Erst als sie vor dem Wasserspeier hielten, wurde auch Sarah still. „Naja, ich nehme an, damit habe ich meinen Job erfüllt.“ Sie grinste und lief dann den Weg zurück.
Erin blickte ihr nicht nach, zu sehr fesselte sie der Anblick des Wasserspeiers vor ihr. Er war bewegungslos und starr und Erin fielen Professor McGonagalls Worte ein: Professor Dumbledore liebt Zuckerstanden. Nun gut, ein Versuch konnte nicht schaden. „Zuckerstangen“, sagte sie laut in Richtung des Wasserspeiers. Erstaunt sah sie, wie der Wasserspeier sich nach oben drehte und dabei eine Wendeltreppe freigab, die sich mit drehte. Schnell trat sie einen Schritt vor und wurde von der Treppe nach oben getragen. Oben angekommen stand sie vor einer Holztür, an der sich ein Türklopfer in Form eines Greifes befand. Erin holte tief Luft. Egal, was gleich passierte – sie würde ganz locker und souverän bleiben und nicht anfangen zu heulen! Zögernd griff sie nach dem Türklopfer, klopfte an die massive Tür und öffnete sie.
Ruckartig blieb sie stehen, als sie sah, dass Dumbledore nicht alleine war. Neben ihm stand ein Mann in einem dunklen Umhang, dessen Farbe sie nicht so recht ausmachen konnte. Je nach Lichteinfall schimmerte er in einer anderen Farbe. „V-verzeihung“, stotterte sie. „Ich kann auch später wiederkommen.“ Sie biss sich auf ihre Unterlippe, eine lästige Angewohnheit, wenn sie nervös war.
„Nein, nein, kommen Sie ruhig rein, Miss Voighn“, lächelte Dumbledore und machte eine Handbewegung in ihre Richtung, sodass Erin, anstatt den Rückzug anzutreten, die Tür hinter sich schloss. Abgelenkt durch die vielen merkwürdigen und faszinierenden Gegenständen in seinem Büro bemerkte sie nicht den Blick, den sich der Professor und der seltsame Mann zuwarfen.
In Dumbledores Büro schien alles zu funkeln und zu glitzern, auf die Art und Weise, die den Betrachter dazu einlud, näher an die fremdartigen Gerätschaften heranzutreten und einen Blick zu wagen. Erins Faszination für Dumbledores Inventar wurde durch den Schulleiter unterbrochen.
„Miss Voighn, nehmen Sie Platz. Das ist Aiden Rutherford“, stellte Dumbeldore seinen Besucher vor. „Er ist ein Unsäglicher. Wissen Sie was das ist?“
Langsam nickte Erin, schüttelte aber dann den Kopf. „Ich weiß, dass Unsägliche in der Mysteriumsabteilung im Ministerium arbeiten. In der Berufsberatung wird der Beruf aber nie erläutert …?“
Aiden Rutherford lächelte sie. „Das stimmt. Man wird nicht einfach so ein Unsäglicher. Jeder von uns fängt in einer ganz anderen Abteilung im Ministerium an. Und irgendwann landen wir dort.“
„Die Mysteriumsabteilung ist in verschiedene Räume aufgeteilt. Aiden beschäftigt sich speziell mit der Zeit.“
„Oh.“ Sichtbar machte es in Erins Gehirn Klick, als sie verstand, warum Aiden ihrem Gespräch mit Dumbledore beiwohnte.
„Leider“, seufzte Dumbledore, „haben wir keine gute Nachrichten.“
„Das heißt?“, fragte Erin vorsichtig, während es in ihrem Kopf anfing zu rattern. Bitte, bitte, lass es ihn nicht sagen …
Professor Dumbledore wirkte mit einem Mal sehr müde und schüttelte den Kopf. „Wir wissen nicht, warum Sie hier sind.“
„Na, ich bin durch den Übergang am Gleis 9 ¾ gekommen“, erklärte Erin ärgerlich. Sie wusste selber nicht, woher die plötzliche Wut kam, doch es konnte doch nicht sein, dass hier zwei erwachsene Zauberer saßen, sie ihnen gegenüber, und keine Ahnung hatten, was passiert war!
„Sie sind Dumbledore!“, fuhr sie ihren Professor an. „Sie haben Grindelwald besiegt, Sie sind der Einzige den Voldemort je gefürchtet hat!“ Und Sie sind der Einzige, der sich von seinem eigenen Angestellten umbringen lässt, fügte sie in Gedanken hinzu. Erneut biss sie sich auf ihre Unterlippe. „Entschuldigung“, sagte sie leise, „ich wollte nicht so laut werden.“
Dumbledore seufzte. „Ich weiß, wie Sie denken, Miss Voighn. Aber Sie müssen auch verstehen, dass wir bisher keinen Fall dieser Art hatten. Die Zeit ist etwas sehr Mysteriöses und keiner vermag alles über sie zu wissen. Deswegen ist Mr. Rutherford hier. Er wird sich speziell um Sie und Ihre Situation kümmern. Wenn Sie irgendwelche Fragen oder Probleme haben, können Sie sich jederzeit an ihn wenden.
Das Problem ist, dass ich bisher nichts zur ihrer Situation in Erfahrung bringen konnte, Miss Voighn.“
„Sie meinen“, krächzte sie, „dass … ich kann nicht nach Hause zurück?“
Dumbledore und Rutherford wechselten einen Blick. Der von Rutherford schien eindeutig zu sagen, dass Dumbledore schon mal subtiler an eine Sache herangegangen war, die so kompliziert war. Der von Dumbledore … ja, den konnte Erin absolut nicht deuten. Ob das nun hieß, dass Dumbledore seine Maske perfekt beherrschte oder Rutherford einfach offensichtlicher in seiner Mimik war, Erin wusste es nicht zu sagen. „Ich kann nicht nach Hause zurück“, wiederholte sie. „Stimmt doch?“
Aiden Rutherford räusperte sich und ließ sich auf dem zweiten Stuhl vor dem Schreibtisch nieder, ihr zugewandt, und beugte sich vor. Auch Dumbledore nahm nun an seinem Schreibtisch Platz, seine Hände gefaltet. Erin fiel auf, wie lang und feingliedrig seine Finger wirkten. „Nun ja, das stimmt nicht so ganz“, begann Rutherford, doch Erin unterbrach ihn sofort. „Professor Dumbledore sagte gerade ‚Wenn Sie irgendwelche Fragen oder Probleme haben, können Sie sich jederzeit an ihn wenden‘. Das klingt nicht danach, als wenn ich hier so bald wegkäme!“
„Es stimmt, dass wir derzeit keine Ahnung haben, wie das mit dir – ist es Okay, wenn ich dich duze?“ Als sie nickte, fuhr er fort. „Wie gesagt, wir wissen nicht, wie das passieren konnte. Vielleicht wirst du es zum ersten Mal hören, aber du bist nicht die einzige Zeitreisende. Gerade wenn man sich mit der Zeit beschäftigt, und auch noch im Auftrag des Ministeriums, kommen einem immer wieder welche unter. Hier reden wir allerdings von missglückten Zaubern, defekten Zeitumkehrern oder auch von besonderen Zeiten. Zum Beispiel Halloween. Halloween, oder auch Samhain, steht für einen Tag im Jahr, wo das Übernatürliche leicht Zugang zu unserer Welt findet. Für Muggel wären das Hexen, Zauberer, und so weiter. Die magische Gesellschaft hat aber noch ganz andere Bedeutung für ‚das Übernatürliche‘. Fazit ist: an diesem Tag ist die Wand zwischen unserer Welt und der Anderen Welt hauchdünn. Es ist schon öfters vorgekommen, dass an eben diesem Tag, dieser Zeitspanne, Hexen und Zauberer durch die Zeit gereist sind. Ebenso gibt es auch Gegenstände, von denen wir uns sicher sein können, dass sie aus der Zukunft kommen.“ Er holte Luft und Erin nutze die kurze Pause um ihm wieder ins Wort zu fallen.
„Ich habe weder gezaubert, noch hatte ich einen Zeitumkehrer. Der ganze Bestand wurde letztes Jahr zerstört!“ Sie funkelte ihn an. „Ganz zu schweigen davon, dass es auch keine besondere Zeit war!“
„Und das ist das Problem“, fuhr Aiden fort, ohne auf ihre aggressive Stimme einzugehen. „Du bist anders. Du bist durch die Barriere am Gleis 9 ¾ gelaufen, hast nichts von einer Reise mitbekommen und bist nun hier. So etwas gab es noch nie, und bevor ich dir eine zufriedenstellende Antwort geben kann, muss ich mich selber damit beschäftigen. Für die Zeit, in der ich eine Lösung suche, bleibt dir leider nichts anderes übrig, als am Unterricht teilzunehmen.“
„Ist das wahr?“, fragte Erin und schaute Professor Dumbledore an. „Ich kann wirklich nicht zurück?“ Ihre Stimme zitterte und als sie ihren Blick senkte, sah sie, dass ihre Hände es ihr gleichtaten.
Dumbledore schüttelte den Kopf und angesichts ihrer verzweifelten Mimik huschte ein Hauch von Mitgefühl über sein Gesicht. „Sie können versichert sein, dass wir unser Möglichstes tun werden, um Sie wieder zurückzuschicken. Aus diesem Grund habe ich Mr. Rutherford hinzugezogen. Er ist der Beste.“
„Und auch mit den besten Kontakten, wenn ich das so hinzufügen darf“, schmunzelte dieser. Erin wandte sich wieder ihm zu. „Ich habe mich ausführlich mit Professor Dumbledore unterhalten und wir sind beide zu dem Entschluss gekommen, dass wir dich offiziell machen.“
„Offiziell?“, fragte Erin verwirrt nach.
„Ja“, bestätigte Aiden, „wie es der Zufall will, habe ich im Ministerium einen alten Freund, der mir noch etwas schuldet. Einen kleinen Gefallen sozusagen. Emil arbeitet im Büro für die Verzeichnung magischer Menschen. Du wirst morgen zu mir ins Ministerium kommen, damit wir deine Personalien aufnehmen können. Ich bezweifle zwar, dass irgendeine Menschenseele auf die Idee kommt eine unbekannte Hogwartsschülerin nach ihren Daten zu überprüfen – aber man kann nie wissen. Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Heute dagegen“, erklärte Dumbledore nun weiter und schaute sie über den Rand seiner Brille hinweg an, „werden Sie einen Einkaufsbummel machen. In die Winkelgasse. Sie brauchen eine neue Schulgarnitur und auch neue Schulbücher.“ Erin machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Dumbledores Lippen umspiegelte ein leichtes Lächeln. „Keine Sorge, all dies bezahlen wir aus unserem Schulfond.“
„Ich habe Geld“, protestierte Erin, „aber –“
„Miss Voighn“, sagte Dumbledore, „wir wissen nicht, wie lange Sie hier verweilen müssen. Alles Geld, was Sie haben, sollte gespart werden. Es reicht, wenn Sie ihre Schulkleidung bei Madame Malkins ändern lassen, und vielleicht brauchen Sie auch nur 2-3 neue Schulbücher. Zumindestens die, die nicht seit Jahren in unserer Schule Bestand haben. Für all das wird Hogwarts aufkommen. Akzeptieren Sie es einfach, ich dulde kein ‚Nein‘.“ Er zwinkerte ihr zu, und hob sich dann aus seinen Stuhl auf. „Ich würde sagen, es ist Zeit für die weitere Einweihung einer Person.“
„Was?!“ Fassungslos starrte ihn Erin an, ihr Blick schnellte zu Aiden rüber und verblüfft sah sie, dass auch er nicht ganz zu verstehen schien; er runzelte seine Stirn und sein Blick schien sich in Dumbledore zu bohren. Dieser lachte leise auf. „Keine Sorge“, glucksend machte er eine Handbewegung, als wolle er die Zweifel aus Erins und Aidens Gesichtern vertreiben. „Bei dieser Person handelt es sich um Professor McGonagall, sie ist die Hauslehrerin von Gryffindor und –“
„Welch Überraschung!“, rutschte es Erin raus, doch Dumbledore bedachte ihren Kommentar nicht weiter.
„Und Ihre Anwesenheit in Hogwarts wird wesentlich einfacher gestalten zu sein, wenn sie Bescheid weiß. Sie wird Ihren Stundenplan erstellen, und dafür sorgen, dass wir Ihnen ein …“ Er unterbracht sich selber. „Da fällt mir ein: Sie haben doch sicher ihre ZAG-Ergebnisse dabei.“
„Ja … ja, sicher“, antwortete Erin verwirrt.
„Gut.“ Dumbledore nickte zufrieden; während seiner kleinen Ansprache war er hin und her gewandert, nun hielt er inne und verschränkte die Hände auf dem Rücken.
„Professor McGonagall wird diese erhalten. Sie wird wissen, dass Sie aus der Zukunft stammen, aber dieselbe Geschichte erhalten, die auch jeder andere in Hogwarts hören wird, sollten Sie darauf angesprochen werden. Was haben Sie bisher zu ihrer Anwesenheit in dieser Zeit Ihren neuen Mitschülern erzählt?“
„Nur dass meine Mum früher nach Hogwarts ging, und wollte, dass ich es ihr nun gleich tue.“
„Ist Ihre Mutter derzeit hier an der Schule?“
„Nein … sie hat ihren Abschluss vor drei Jahren gemacht.“
„Oh, darf ich …?“ Dumbledores Augen blitzen vor Neugierde.
„Liane Voighn.“
„Ah … ach, die gute Liane. War Vertrauensschülerin. Ravenclaw, richtig?“
„Albus, ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt ist, um darüber zu reden“, erklärte Aiden scharf.
„Nur noch eine Sache“, bat Dumbledore. „Man hat schließlich nicht jeden Tag die Gelegenheit zu erfahren, was mit seinen Schülern in der Zukunft passiert, was sie sind, wer sie si-“
„Sie ist tot“, unterbracht Erin ihn knapp.
„Nun … das tut mir Leid“, sagte Dumbledore sanft. „Erzählen Sie, wenn die Frage nach dem ‚Warum‘ auftaucht, dass Ihre Mutter tot ist, Sie vorher Hausunterricht hatten und Ihr Vater beschlossen hat, dass Sie Ihren Abschluss in Hogwarts machen sollen. Aiden? Sie begleiten Miss Voighn nach den Formalitäten in die Winkelgasse. Ich werde nun nach Professor McGonagall schicken. Sie“, er wandte sich an Erin, „holen bitte Ihre ZAG-Ergebnisse, damit Professor McGonagall Ihren Stundenplan fertig machen kann. Ab morgen werden Sie dann am Unterricht teilnehmen.“
Erin starrte ihn sprachlos an. Ihr Mund hatte sich geöffnet, als wolle sie irgendetwas sagen, protestieren, doch ohne dass ein Wort über ihre Lippen kam, schloss sie ihn wieder, stand auf und verließ Dumbledores Büro. Aidens besorgten Blick sah sie nicht mehr.
„Albus, sind Sie sich sicher, dass Ihre Herangehensweise so klug war?“

Wie betäubt ließ Erin das Büro des Direktors hinter sich. Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf, die Gefühle brodelten unter der Haut. Wie durch Watte hörte sie, dass das Ende der ersten Stunde eingeläutet wurde, wie massive Holztüren aufgestoßen wurden und Schüler rausstürmten. Undeutlich formten sich die Worte Dumbledores in ihrem Kopf, weitere Bedeutungen, die der Situation nicht gerecht wurden.
Erin wurde in der Masse der Schüler, die sich eilig und laut durch die Gänge drückte, hin und hergeschoben, bis sie schließlich in einem unbeleuchteten Gang landete. Sie ließ sich an der Wand heruntergleiten und starrte aus dem Fenster, das sich ihr gegenüber befand. Der Himmel zog sich zusammen und das einzige Licht, welches die Schatten tanzen ließ, kam von den Fackeln im Hauptgang.
Zeitgleich, als ihr klar wurde, was Dumbledores Worte bedeuteten, öffnete der Himmel seine Schleusen und der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben. Erin vergrub ihr Gesicht an den angewinkelten Knien. Das Gefühl, als müsse ihr Herz zerreißen, der unerträgliche Schmerz in ihrem Innersten – all das gab ihr das Gefühl, etwas verloren zu haben.
Ihr Weinen war neben den prasselnden Regen das einzige Geräusch und hallte den Gang entlang.

Es kam ihr wie Stunden vor, als sie endlich von dem kalten Boden aufstand, ihre Kleidung abklopfte und sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum machte. Sie wusste, dass Professor Dumbledore sie viel früher zurück erwartet hatte.
Erin betete, dass er so leer wie möglich sein würde. Erst- oder Zweitklässler würden es nicht wagen sie anzusprechen, doch bei älteren Schülern konnte sie sich nicht sicher sein. Sie konnte nur hoffen, dass man ihr nicht ansah, dass sie sich die Augen ausgeheult hatte.

„Peter, das ist falsch“, fuhr Sirius einen seiner besten Freunde an. Manchmal dachte er, er müsste nachsichtiger mit diesem kleinen schmächtigen Jungen sein, dem das Lernen tatsächlich nicht so leicht viel, wie James, Remus oder ihm. Aber in solchen Situationen verzweifelte Sirius. Ihm war klar, dass er noch nie Remus Geduld besessen hatte, aber dieser versuchte seit über einer Stunde Peter einen Zauber beizubringen, den er schon in der 3. Klasse hätte beherrschen müssen!
Er wurde von Peter und seiner Unfähigkeit abgelenkt, als sich das Porträt öffnete und die Neue hereinkam. Sirius erinnerte sich an ihren Namen. Erin. Ihre Nachnamen wusste er nicht mehr. Genau genommen, überlegte er, hatte sie sich ihnen auch nicht mit ihren Nachnamen vorgestellt. Nur Erin.
„Hey, Erin!“, rief er, als diese mit gesenktem Kopf durch den Gemeinschaftsraum stürmte. Ihr Blick schnellte hoch und traf den seinen.
„Für dich immer noch Car …Voighn, Black!“, fauchte sie und beschleunigte ihr Tempo.
„Du hast geweint!“, stellte Sirius fest.
„Nein.“
„Und was ist dann passiert?“
„Ich hab einen Ast ins Auge bekommen.“
„Und das andere Auge?“
„Leidet mit. Sonst noch was?“, knurrte sie und stürmte die Treppen zu den Mädchenschlafsälen hoch.
James und Remus hatten das Ganze schweigend beobachtet. „Sirius“, warnte Remus ihn leise. Sirius wandte sich ihm zu. „Reg dich ab, Moony“, sagte er gelassen. Remus zog eine Augenbraue hoch. „Was du immer denkst“, gab Sirius murrend zur Antwort und widmete sich demonstrativ seinen Hausaufgaben.
„Woher das bloß kommt“, murmelte Remus.
Ein lauter Knall lenkte die Unterhaltung auf ein anderes Thema. Peter hatte seinen Umhang in Flammen gesetzt.

Erin brauchte nicht lange, um ihre ZAG-Ergebnisse in dem Wirrwarr ihres Koffers zu finden. Im Gegensatz zu ihren Mitschülern hatte sie ihn noch nicht ausgepackt, in der Hoffnung, dass sie nicht lange bleiben würde. Ein Irrtum. Wohl oder übel muss sie sich am Abend noch darum kümmern müssen.
Mit dem Brief in der Hand stürmte sie die Treppen herunter. Wenn sie es gekonnt hätte und es die Möglichkeit gäbe, hätte sie liebend gerne einen anderen Weg genommen. Und wenn es der übers Dach gewesen wäre. So hoffte sie einfach, dass Sirius sie nicht noch mal ansprechen würde. Das Glück war auf ihrer Seite, als sie an einem brennenden Peter vorbeikam, dessen Freunde mit entnervten Gesichtsausdrücken versuchten, ihn zu löschen. Erin rannte beinahe aus dem Gemeinschaftsraum und ging erst langsamer, als sie außer Sicht des Porträts war.

„Das ist nicht Ihr Ernst, Albus!“ Fassungslos ließ Professor McGonagall sich auf den Stuhl fallen, auf dem eine halbe Stunde zuvor noch Erin gesessen hatte. „Eine Zeitreisende? Albus!“
„Ich weiß“, seufzte dieser. „Wir hatten nie so eine derartige Situation, aber wir müssen das Beste daraus machen. Vor allem braucht Miss Voighn unsere Unterstützung.
Deswegen habe ich auch Aiden hinzugezogen.“ Dieser nickte Minerva lächelnd zu. Sie war schon zu seiner Zeit seine Lehrerin gewesen, und wenn er die Entscheidung hätte treffen müssen, welchen Lehrer er ins Vertrauen ziehen müsste, wäre auch seine Wahl auf die resolute Hauslehrerin gefallen.
„Und jetzt?“, fragte McGonagall. Es kam selten vor, dass sie sprachlos war. Und das nächste Mal sollte dies erst in 3 ½ Jahre geschehen.
„Miss Voighn wird am Unterricht teilnehmen. Ich habe sie los geschickt, damit sie sich … über die Situation klar werden kann. Ein paar Minuten für sich hat.“ Dumbledore legte eine Pause ein, eher er fortfuhr. „Wenn sie wiederkommt, hat sie ihre ZAG-Ergebnisse dabei, ich möchte, dass Sie ihr einen Stundenplan zusammenstellen und mit ihr ihre Berufswahl durchgehen. Wir werden nicht wissen, wie lange sie hier bleibt, aber in der Zeit sollen ihre schulischen Leistungen nicht darunter leiden. Außerdem möchte ich, dass Sie ihr als eine weitere Ansprechpartnerin dienen. Sie als Hauslehrerin von Gryffindor bekommen auch weit mehr die Möglichkeit geboten, den Tratsch und Klatsch der Schüler zu hören. Er sollte so gut wie möglich unterbunden werden.“
Minerva öffnete ihren Mund protestierend, doch bevor sie ihre Gegenargumente in den Raum schleudern konnte, klopfte es an der Tür und ein Mädchen öffnete vorsichtig, dessen Alter Minerva nur mit zugedrückten Auge auf sechzehn schätzen würde.
Als sie die verheulten Augen sah, den unsicheren Blick, der durch den Raum huschte und nirgendwo hängen blieb, und die steife Körperhaltung, wurde Minerva bewusst, dass hier jemand vor ihr stand, der echt war und lebendig und aus einer anderen Zeit kam. Keine Lektüre oder Theorie in einem Buch.
Sie seufzte und nickte Albus zu.

Keine halbe Stunde später stand Erins Stundenplan. Minerva hatte aus ihr herausbekommen, dass sie, wenn es überhaupt ein magischer Beruf sein sollte, gerne Heilerin werden wollte. Glücklicherweise sah sie da keine Bedenken und somit würde Erin Alte Runen, Arithmantik, Kräuterkunde, Verteidigung gegen die dunklen Künste, Verwandlung und Zauberkunst belegen. Nur für Zaubertränke müsste sie in die Nachprüfung, denn Erin hatte nur ein A auf ihrem Zeugnis stehen. Für Professor Slughorns Unterricht brauchte sie allerdings ein E. Minerva wollte dem Mädchen keine allzu großen Hoffnungen machen – oder überhaupt irgendwelche. Immerhin wusste sie nicht, wie der ihr Wissensstand und ihre Begabung in dem Fach waren. Mit Professor Dumbledore einigte sie sich darauf, dass Erin einen Wissenstest machen sollte. Würde dieser positiv ausfallen, wäre ihre Teilnahme am Unterricht bis zu den Nachprüfungen gesichert, die am Ende des Monats stattfinden sollten. Solange würde sie am Unterricht teilnehmen, aber auch extra Aufgaben bekommen, um sie auf die Prüfung vorzubereiten.

Wie jedes Mal, wenn Erin die Winkelgasse betrat, war sie fasziniert von diesem Geschehen. All diese Hexen, Zauberer, kleine Kinder, Tiere, schiefe und alte Häuser. Die Atmosphäre. Es gab nichts, was Erin mehr liebte. Außer Bücher.
Doch auch der Kontrast war überwältigend. Als Erin gerade mal eine Woche zuvor noch in der Winkelgasse gewesen war, war OIlivanders Laden zerstört, viele weitere Geschäfte mit Brettern vernagelt, die Leute liefen mit gesenkten Köpfen durch die Gasse und alles wirkte düster, kalt und Unheil verkündend. Die jetzige Winkelgasse war voller Farben, Leben und Freude. Erin traten die Tränen in die Augen. Hier war alles so friedlich. Natürlich war ihr klar, dass auch das nicht mehr lange anhalten würde, doch …
„Erin? Ist alles in Ordnung?“ Aiden berührte sie sacht am Arm und sie holte tief Luft. Dabei entwich ihr ein Schluchzen, und sie biss sich auf die Lippe. „Nichts. Alles gut“, schniefte sie. Aiden betrachtete sie einen Moment, bevor er seufzte. „Na los“, sagte er aufmunternd, „packen wir’s an.“


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Er kann ausgezeichnet mit Schauspielern umgehen und schafft es, all seinen Filmen und Figuren viel Menschlichkeit einzuhauchen. Ich bin begeistert.
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