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The Trial - Awakening - Reluctant

von Dante

Das Feuer vor mir knisterte leise und warf seinen flackernden Widerschein auf die steinernen Wände des Gemeinschaftsraums; ein schummriges Lichtspiel, dessen einschläfernde Wirkung schon fast unnormal war – wäre ich nicht so konzentriert darauf gewesen, mir eine Erklärung für das einfallen zu lassen, was an jenem Abend passiert war (ein Versuch, der seit jenem Abend andauerte), wäre ich vielleicht sogar im Sessel vor dem Kamin eingenickt. Müde genug gewesen wäre ich allemal, meine Augen schmerzten längst vom zu langen Aufbleiben … dennoch konnte ich nicht schlafen.
Das Seufzen, das sich meiner Kehle entrang, und die Bewegung, mit der ich mir die brennenden Augen rieb, wirkten mechanisch und unnatürlich, als seien beide viel zu oft in zu kurzer Zeit wiederholt worden. Es wunderte mich nicht einmal.
Ich hatte die letzten zwei Wochen oft so dagesessen, eigentlich beinahe jeden Abend. Ich hatte mich kaum mit meinen Freunden getroffen und auch Rebecca jedes Mal gesagt, ich hätte keine Zeit, wenn sie mich angesprochen hatte. Manchmal hatte sie sich mit einem Buch in eine Ecke des Gemeinschaftsraums gesetzt, mich aber unzweifelhaft beobachtet, doch wenn ich das nächste Mal aus meinen Gedanken aufgetaucht war, war sie weg gewesen. Ich vermutete, dass sie spürte, was in mir vorging … und ich bedauerte das.
Ja, ich bedauerte es, denn ich hatte im Laufe jener Abende, an denen ich gesessen war und ins Feuer gestarrt hatte, längst begriffen, worum es ging oder woran ich war. Ich hatte mich so intensiv mit meinen Empfindungen und Reaktionen und Gedanken auseinandergesetzt, dass ich eine Abhandlung darüber hätte schreiben können … ich wusste, was es bedeutete, wusste, dass ich Rebecca eine Enttäuschung würde zufügen müssen. Denn von allen Gedanken, die mir in diesen Tagen im Kopf herumgegangen waren, war einer am deutlichsten gewesen: Dass es mir gefallen hatte. Dass ich Fleurs Kuss hatte erwidern wollen.
Aber der Grund dafür, dass ich noch immer lethargisch dasaß und mich nicht rührte, ehe ich tatsächlich aufstehen und ins Bett gehen musste, um nicht an Ort und Stelle vor Erschöpfung zu kollabieren, war, dass ich trotz allem nicht wusste, wie ich handeln sollte. Dabei war es nicht einmal nur die Tatsache, dass ich sie abgewiesen und ihr den Kuss verweigert hatte, sie also vermutlich nicht allzu gut auf mich zu sprechen wäre … nein, es war auch die Tatsache, dass es mir so unendlich schwerfiel, mir selbst einzugestehen … dass sie gewonnen hatte. Dass am Ende sie die Siegerin war.
Dass ich mich allen Ernstes in jemanden verliebt hatte, der so unsäglich arrogant und von sich eingenommen war wie sie. Und wenn es einen Grund gab, warum ich noch nicht zu ihr gegangen war, um ihr das zu sagen und mein Haupt vor ihr zu beugen, um mich zu entschuldigen, dass ich das nicht schon in dem Moment erkannt hatte, als ich ihre Lippen auf meinen eigenen gespürt hatte, dann den, dass ich es mir nicht eingestehen wollte … ich hatte es längst getan, aber ich wollte es nicht. Ich hätte es lieber weiter verweigert, doch das ging nicht, und so saß ich vor dem Kamin und wusste nicht, was ich tun sollte. Selbstironisch hatte ich festgestellt, dass Dinge weitaus komplizierter waren, wenn es um Frauen ging – und das war eine Erkenntnis, die mir nicht sonderlich schmeckte.
Das Geräusch der sich öffnenden Türe zum Gemeinschaftsraum holte mich aus den Gedanken, und ich beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Luna hereinkam. Sie musste mich entdeckt haben – genau genommen, war es unmöglich, dass sie das nicht getan hatte –, und näherte sich, bis sie neben meinem Sessel stehenblieb und sich, die Arme hinter dem Rücken, seitlich zu mir beugte.
»Drake? Darf ich mit dir reden?«
»Mir wäre lieber, du tätest es nicht.«
»Hmm … ich will dich auch nicht lange stören.«
»Das ist schön zu hören.«
»Es … geht nur darum … du hast jetzt schon länger nicht mehr mit Rebecca gesprochen. Mit mir auch nicht, wenn ich so darüber nachdenke. Ich wollte nur wissen, woran das liegt. Also, ich sehe, dass du beschäftigt bist.«
»Stimmt, ich bin beschäftigt. Und wir sind auch nicht so gut befreundet, dass ich dir eine Unterhaltung schuldig wäre.« Noch ehe ich die Worte ausgesprochen hatte, taten sie mir schon Leid. Sie waren nicht fair, das wusste ich … trotzdem fehlte mir die Kraft, mich zu entschuldigen.
»Nein, mir vielleicht nicht … aber Rebecca.«
»Woran liest du das ab?«
»Na ja, es ist doch wegen Rebecca, oder? Es geht um sie. Deshalb sitzt du hier.«
»Mehr oder weniger, ja.«
»Ich meine nur, weil man euch davor so oft zusammen gesehen hat …«
»Was soll das heißen?«, fragte ich sofort und wandte mich der blonden Ravenclaw nun endlich zu.
»Na ja, ich dachte, ihr beiden wärt –«
»Wir waren nie zusammen«, unterbrach ich sie.
»Hm«, machte Luna. »Ich glaube, Rebecca wäre es gerne«, schätzte sie sachlich ein, als ginge es um irgendein Problem, das bei einer Hausaufgabe aufgetreten war.
»Ja, ich weiß.« Pause.
»Aber dir ist das egal.« Sie sagte es, einfach so. Es war keine Frage, es klang eher wie eine Feststellung, so, wie sie das sagte. Forschend sah ich ihr in die Augen, ehe ich schulterzuckend wieder den Blick abwandte.
»Und wenn? Ich meine, was ändert es … für dich? Was liegt dir so an der Situation zwischen ihr und mir?«
»Ich hab euch beide gern«, antwortete Luna, wiederum völlig sachlich. »Und du siehst aus, als würde es dir sehr nahe gehen. Darum wollte ich nachfragen.«
Ich schwieg einen Moment. Das war nicht, was ich erwartet hatte. Andererseits änderte es auch nichts.
»Was, wenn … ich nicht mit Rebecca zusammen sein will? Wenn ich … jemand anderen habe?« Es fühlte sich seltsam an, das zu sagen, und die Worte kamen mir nur widerwillig über die Lippen.
»Hm. Dann finde ich das schade für euch. Ich glaube, ihr wärt ein nettes Paar geworden.«
»Ja, das glauben einige, und jetzt geh mir bitte nicht weiter mit ihr auf die Nerven.« Ich wusste selbst nicht, weshalb ich so harsch war … vermutlich ließ ich einfach die Wut über meine eigene Untätigkeit an ihr aus.
»Okay. Aber sei morgen nett zu ihr, wenn du‘s ihr sagst, ja?«
»Wie kommst du auf die Idee, ich würde –« Doch Luna war schon verschwunden, als ich den Kopf wieder vom Kaminfeuer abwandte, und ich hörte nur noch ihre verhallenden Schritte auf der Schlafsaaltreppe. Nachdenklich betrachtete ich die Stelle, an der sie eben noch gestanden war, dann erhob ich mich kopfschüttelnd und ging selbst nach oben in den Schlafsaal. Ich entkleidete mich, ließ mich auf der Bettkante nieder und fuhr mir seufzend durchs Haar, den Kopf auf die Handballen stützend.
Ich fragte mich, wie das alles nur überhaupt so weit hatte kommen können, und fand keine Antwort … dann leerte ich das Glas Wasser auf meinem Nachtkästchen, und als ich es abstellte, wusste ich, dass Luna Recht hatte – auf die unnachahmliche Weise, wie nur sie Recht haben konnte. Es war eine absolut logische und schlüssige Annahme … sie dachte, dass, wenn ich heute wusste, mit wem ich zusammen sein wollte, ich folglich morgen das entsprechende Gespräch führen würde, zum schnellstmöglichen Zeitpunkt eben. Es war keine Idee ihrerseits gewesen, auch kein Ratschlag, auch, wenn ich es als solchen nutzen würde … es war einfach nur das einzig Logische.
Vor allem aber war es das Richtige. Das verstand ich.
Luna hatte es bloß vor mir erkannt.
Morgen also …

Am Ende war es einfach. Von der Komplexität der Gedanken, die mich die letzten Tage beherrscht hatten, war nichts mehr übrig – vielleicht hatte ich mir einfach selbst alles viel zu schwer gemacht. Aber weitere Verweigerung der Wahrheit, so unangenehm sie in einer gewissen Hinsicht auch war, hätte einfach nichts gebracht.
Und so fiel es mir nicht schwer: Nach dem Aufstehen am Nachmittag ging ich einfach hinunter zu ihrer Kutsche, den festen Vorsatz im Kopf, mit ihr zu reden und endlich reinen Tisch zu machen. Davor, im Gemeinschaftsraum, traf ich noch Rebecca, und ich wusste, dass ich nicht einfach weitergehen konnte, ohne mit ihr geredet zu haben, weswegen ich sie angesichts der Anwesenheit einiger anderer Ravenclaws nach draußen auf den Korridor bat.
»Was gibt‘s?«, fragte sie, und sie musste ahnen, worum es ging – dennoch verriet ihr Blick nichts davon, und es schmerzte, so von ihr angesehen zu werden, neugierig wie eh und je.
»Wegen der Sache … wegen dir. Das mit uns … das wird nichts.« Etwas in ihrem Blick änderte sich – ich will nicht behaupten, etwas darin brach, denn das wäre übertrieben gewesen und hätte nicht der Wahrheit entsprochen, doch irgendetwas Ähnliches ging vonstatten, irgendwas, das daran herankam.
»Und … warum nicht?«, fragte sie unnötigerweise, denn ihr musste genauso klar sein wie mir, was der Grund war.
»Weil ich nicht verliebt in dich bin. Und weil es sinnlos wäre, dann irgendetwas anderes zu tun.«
Sie schwieg mehrere Momente, schien zu überlegen, ehe sie mich abschätzig musterte.
»Und das weißt du? Mit Sicherheit? Dafür kannst du deine Hand ins Feuer legen? Ich will nicht dann morgen dastehen und von dir vollgequatscht werden, weil du‘s dir anders überlegt hast«, sagte sie, wohl bewusst herablassend.
»Das wird nicht passieren«, sagte ich bestimmt.
»Also …« Jetzt wirkte die Ravenclaw leicht hilflos. »Also ist da gar nichts? Gar keine Anziehung? Du … findest mich nicht im geringsten … attraktiv oder sexy oder sowas? Wenn ich im Schlafsaal vor dir stehen würd‘ und nichts anhab‘ außer dem Radio, dann würde sich nichts abspielen?«
Ich musste schmunzeln. »Da würde vielleicht Alan zusagen … aber nein, ich könnte nicht darauf eingehen, so … reizvoll das sicherlich wäre. Dir gegenüber wär‘ das ungerecht.«
Rebecca seufzte; für einen Moment hatte ich das Gefühl, sie kämpfte gegen Tränen an. Dann lächelte sie schief. »Harte Worte … aber wenigstens ehrlich. Ganz, wie ich‘s von dir gewohnt bin. Das muss man dir lassen … in der Hinsicht kann ich mich wirklich nicht beschweren.« Ich schwieg. Schließlich war es Rebecca, die das Gespräch besiegelte.
»Na ja, ich … geh dann besser. Du musst auch los, vermute ich mal.« Ich erwiderte nichts. »Bis dann.« Ohne mich noch einmal anzusehen, drängte sie sich an mir vorbei und kehrte in den Gemeinschaftsraum zurück; ich hörte noch, wie die Tür sich hinter ihr schloss. Es war unschön, sie verletzt haben zu müssen, und der Gedanke schmerzlich, doch ich hatte keine Zeit, das zu bedauern.
Ich musste weiter.
Niemand begegnete mir auf meinem Weg durch das in nachmittägliche Stille getauchte Schloss, die Korridore waren wie ausgestorben. Als ich hinaus auf die Ländereien trat, schlug mir eine kühler Frühlingswind entgegen und bauschte meinen Mantel auf; er war nicht stark, doch er machte mich frösteln. Vor einigen Tagen war mir die Temperatur nicht einmal aufgefallen, doch nun schien es, als wäre ich seit Ewigkeiten nicht mehr im Freien gewesen, weil mich dieser kümmerliche Rest verbliebener Februarkälte überraschte.
Der Himmel war wolkenverhangen und in der Ferne hingen Nebelschwaden wie ein undurchsichtiger Schleier über der Landschaft. Der Rasen unter meinen Füßen schien noch immer nass vom Tau zu sein, was den Eindruck vermittelte, seit Morgengrauen sei keinerlei Zeit vergangen. Alles war ungewöhnlich dunstverhangen, und wie auch schon innerhalb des Schlosses kreuzte niemand meinen Weg.
Ich vermied es nicht, die große, dunkelblaue Kutsche anzusehen, zu der mich meine Beine mit weit ausgreifenden Schritten trugen, ganz im Gegenteil starrte ich sie bewusst grimmig und unerbittlich an, fast wie einen Feind. Ich war angespannt, und wie immer, wenn das der Fall war, ärgerte ich mich über das nervtötende Ziehen in meiner Magengegend – konnte sich das nicht anders äußern, in angespannten Muskeln oder dauerhaft geballten Fäusten zum Beispiel? Die ganze Aktion konnte mir gar nicht schnell genug vorüber gehen – und dabei ging es noch nicht einmal darum, dass es mir schwergefallen wäre, Gefühle zu äußern; generell, oder weil ich sie noch immer nicht zugeben wollte.
Nein … eingestanden hatte ich sie mir mittlerweile, vor mir selbst, und selbst, wenn ich ihren Spott würde ertragen müssen, würde ich es auch vor ihr tun. In meinem Stolz hatte ich nicht wahrhaben wollen, dass ich mich in jemanden verliebt hatte, der so arrogant war wie sie – aber ich hatte darauf vergessen, dass Fleur, so arrogant sie auch immer sein mochte, auch unglaublich liebenswert war. Im einen Moment wünschte ich sie vielleicht hinfort, weil sie mir so unsäglich auf die Nerven ging, doch kaum, dass sie weg war, ging sie mir schon wieder ab und ich musste genau darüber lächelnd den Kopf schütteln, weil mir diese Art an ihr und das Streiten mit ihr fehlten. Ich mochte das Hin und Her, und dass sie mir Paroli bot, und wie sie dann plötzlich lächelte und liebevoll wurde und ihre Hochnäsigkeit wie weggeblasen war.
Ihr das zu sagen, war nicht das Problem – es unter Druck und Anspannung tun zu müssen, dieses erste Mal, und nicht zu wissen, wie sie reagieren würde, war es.
Doch es war ohnehin nicht Fleur, die mir die Kutschentür öffnete, als ich zweimal deutlich dagegen klopfte.
Eine Schülerin stand lässig, jedoch ohne zu lächeln in der Tür und sah mit regungslosem Gesicht zu mir herüber; das einzige, was vielleicht in diesen Zügen und dem Blick, mit dem sie mich bedachte, zu erkennen war, war mehr oder weniger große Herablassung. Die junge Frau hatte kurzes, dunkelbraunes Haar, Augen derselben Farbe, geschwungene Lippen und einen Schönheitsfleck über dem rechten Mundwinkel. Den rechten Arm hatte sie in die Hüfte gestemmt. Ich wusste – glaubte zu wissen – dass sie Olive hieß, und ich wusste auch, dass sie zu Fleurs besten Freundinnen zählte.
»Ich nehme an, du suchst Fleur?«, fragte sie nicht besonders freundlich.
In Gedanken stieß ich ein Seufzen aus. »Gut erkannt.«
»Sie ist nischt ’ier«, sagte die Beauxbatons beinahe selbstgefällig.
»Das sehe ich.«
»Lass misch ausreden«, erwiderte Olive sofort und recht scharf, und ich hätte beinahe beeindruckt die Augenbraue gehoben. Aber eben nur beinahe. »Sie ist unten, im Dorf.«
»Ah.« Immerhin etwas … »Hat sie gesagt, wohin sie geht?« Nun lächelte Olive, doch es schien lediglich eine weitere Geste der Selbstgefälligkeit, der Genugtuung zu sein.
»Ja: ins Dorf.« Schlagartig verblasste ihr Lächeln und ihre Züge verhärteten sich wieder.
»Wohin genau«, verdeutlichte ich tonlos, was ich gemeint hatte.
»In die Gast‘aus, glaube isch … sie ‘at gesagt, sie wollte ein bisschen allein sein. Vielleischt sieht sie sisch auch ein wenig um.«
»Ah ...« Beinahe hätte ich mich einfach umgedreht und wäre gegangen, doch in der letzten Sekunde besann ich mich anders. »Danke«, fügte ich hinzu und verzog den Mund zu einem übertrieben freundlichen Lächeln, ehe ich mich umwandte, um eilends davonzuschreiten.
»Hey … du kannst jetzt nischt su ihr ge‘en! ’Ast du nischt suge’ört? Sie will allein sein!«
»Na und?«
Fast konnte ich sehen, wie Olive ungläubig die Augen weitete und eine entsprechende Geste mit den Armen vollführte, fast hören, wie sie unterdrückt fluchte. Aber eben nur fast, denn als sie es tat – oder auch nicht – hatte ich bereits einige Distanz zwischen uns gebracht und ein gutes Stück Richtung Ländereientor zurückgelegt.
Das war also das erste persönliche Kennenlernen mit einer von Fleurs Freundinnen gewesen ... ich kam nicht umhin, den Kopf darüber zu schütteln. Großartig ... einfach großartig. Die Szene hätte eindeutiger nicht sein können; es gab keinen Zweifel an der unverhohlenen Abneigung, die mir Olive entgegengebracht hatte, und die sie in meinen Augen nicht gerade sympathisch machte. Über die Gründe dieser Abneigung gegen mich konnte ich nur Mutmaßungen anstellen ... Ich hatte bisher nie mit einer anderen Beauxbatons gesprochen, demnach auch wenig Gelegenheit gehabt, etwas schon im Vorfeld kaputt zu machen, womöglich hatten aber die vielen Treffen im Herbst und im Winter und unser Hin und Her (dessen Gipfel wohl meine Zurückweisung Fleurs gewesen war) ausgereicht, um Olives Groll auf mich zu ziehen.
Vielleicht mochte sie mich auch einfach so nicht ... oder es gab in ihren Augen generell weitaus bessere junge Männer, die sich Fleur hätte aussuchen können; am besten einen aus der eigenen Schule, mäßig gut aussehend, leicht zu beeinflussen durch Dinge wie Schönheit und Sexappeal, mit wenig Eigeninitiative und leicht wieder abzuschütteln. Ja, aus irgendeinem Grund konnte ich mir ziemlich gut vorstellen, dass das zutraf.
Unabhängig davon war jedenfalls, dass ich nicht gerade behaupten konnte, die dunkelhaarige Beauxbatons in mein Herz geschlossen zu haben; und nicht etwa deshalb, weil ich sie grundsätzlich nicht hätte ausstehen können … aber so war das nun mal, wie man in den Wald hineinrief …
Ich lächelte schief, indes ich das von den steinernen Ebern flankierte Tor passierte und dem Fußweg hinunter nach Hogsmeade folgte. Wenn Fleurs restliche Freundinnen genauso waren, dann gute Nacht.
Den Gedanken abschüttelnd, folgte ich der Biegung des Pfades und marschierte die etwas feuchte und stellenweise von Pfützen durchsetzte Hauptstraße Hogsmeades entlang; beim Three Broomsticks angekommen, machte ich halt und spähte durch die Fenster ins Innere, konnte die Französin jedoch nicht erblicken. Ich betrat das Lokal, ließ den Blick schweifen und stellte fest, dass sie nicht hier war – also setzte ich mich kurzerhand an einen der Fenstertische und beschloss, zu warten, bis sie vorbeikam, was sie zwangsläufig früher oder später tun würde.
Madam Rosmerta kam und fragte mich lächelnd nach meinen Wünschen, doch ich tat ab und sagte, ich würde auf jemanden warten. Es dauerte nicht einmal lange, bis ich sie erblickte, wie sie aus einem der Läden schräg gegenüber trat und sich nach einem kurzen, versonnenen Blick zum Gehen wandte; fünfzehn, zwanzig Minuten vielleicht. Ich atmete hörbar ein und aus; die Hände, die ich vor meinem Gesicht ineinander gelegt hatte und über deren Konturen hinweg ich nach draußen auf die ins Licht des späten Nachmittags getauchte Hauptstraße blickte, übten Druck aus; Knöchel knackten. Dann erhob ich mich und ließ die Arme sinken. Der Saum meines Mantels wehte hinter mir her, als ich mich umwandte und das Lokal verließ.
Ich machte einen Schritt nach vorn auf die Straße, gerade, als Fleur mich passierte. Sie bemerkte mich, blieb stehen … und betrachtete mich einige Augenblicke lang, ohne ein Wort zu sagen, als überlegte sie, was sie sagen, oder ob sie einfach weitergehen sollte; ihre silbrigen Haare regten sich leicht im aufkommenden Lufzug. Ich wollte zu ihr gehen, doch sie kam mir zuvor und trat bis auf einen halben Meter an mich heran. Mein Herz begann, schneller zu schlagen, das Pochen spürte ich mit einem Mal überdeutlich in der Brust.
»Läufst du gleisch wieder davon?«, fragte sie herausfordernd, allerdings ohne den passenden Gesichtsausdruck dazu aufgesetzt zu haben. Ihre Züge waren regungslos, beinahe … traurig. Ich schüttelte den Kopf.
»Hatte ich nicht vor.«
»Da bin isch aber beru’igt ...«
»Ich bin eigentlich hier, um … dir etwas zu sagen. Magst du vielleicht … mit reinkommen und es dir anhören?«
»Achso?«, machte Fleur und hob die Augenbrauen. »Und was? Dass es nischt böse gemeint war, du aber auf diese Art nischts mit mir su tun ‘aben willst? Dass du misch jederseit wieder wegstoßen würdest, isch es also gar nischt erst versuchen soll? Danke, aber keine Sorge, isch ‘atte das kein zweites Mal vor!« Sie funkelte mich an, und in ihrer Stimme lag Zorn, aber ich fand, dass er nur aufgesetzt klang. Ich fand, dasss sie in Wahrheit noch immer verletzt klang.
»Das werd‘ ich nicht sagen. Ganz bestimmt nicht.«
»Was dann?« Die Blondine wirkte misstrauisch.
»Komm einfach mit rein, das ist blöd hier draußen …« Es dauerte einen Moment, in dem sie mich weiterhin zweifelnd ansah – dann wich der Ausdruck aus ihrem Gesicht und sie nickte. Gemeinsam betraten wir das Wirtshaus und setzten uns an ebenjenen Tisch, an dem ich auf sie gewartet hatte. Wir bestellten, als Rosmerta kam, und erst, als sie uns die Getränke hinstellte, hob Fleur abermals die Augenbrauen und fragte:
»Also?«
Ich nahm einen Schluck, atmete noch einmal tief ein und aus – und tat, weswegen ich hergekommen war. Ich hatte mir keine Worte zurechtgelegt – wozu auch? Am Ende hätte irgendwas, was sie gesagt hätte, sie zunichte gemacht; das hier musste aus dem Stegreif kommen. Und ich hoffte, dass ich flexibel genug war.
»Ich … wollte nur sagen, dass … wenn du das nochmal machen würdest … dass ich dich diesmal sicher nicht wegdrücken würde.« Schweigen. Ich räusperte mich und hob den Blick. Fleur starrte mich an. Na super … das sieht ja vielversprechend aus …
»Isch ‘ab dir gerade gesagt, dass isch das sicher nischt nochmal machen werde, schon vergessen?«
»Vielleicht … willst du dir das nochmal überlegen?«
»Und wieso sollte isch?«
»Na ja, schließlich bist du auch mit mir hier reingekommen, um dir anzuhören, was ich zu sagen habe … außerdem hab‘ ich‘s mir auch überlegt.«
»Was?«
»Na das mit uns.«
»Oh, wie schön, du ‘ast es dir überlegt … Frauen sind auch ganz scharf drauf, wenn man sisch erstmal überlegen muss, ob man sie küssen soll! Aber weißt du, wenn es dir nur um diesen blöden Kuss geht, den –«
»Es geht nicht um den Kuss, sondern um dich.« Sie verstummte; die Worte schienen sie aus der Fassung gebracht zu haben.
»Wie meinst du das?«
»Dieses … ganze Theater, das du –« Ich stockte. »Das wir veranstaltet haben …«, setzte ich fort, »das war einfach … keine Ahnung. Du hast da Sachen getan und gesagt, die … mich zornig gemacht haben. Und das hat … dem im Weg gestanden. Dass ich dich mag. Das konnt‘ ich dann nicht mehr so … akzeptieren … und so. Du weißt schon …«
»Du willst mir sagen, du warst su stolz?«, fragte sie mit einer Mischung aus Unglauben und – diesmal echter – Aufgebrachtheit.
»Das waren wir beide, oder nicht?«
»Hm …« Fleur wirkte unschlüssig.
»Außerdem … wusst‘ ich nicht, was dir das bedeutet. Ich hatte keine Lust, auf die Fresse zu fallen. Keine Ahnung, wie es mit deinen vorigen Freunden war … ich wollte nicht, dass du am Ende vielleicht nur einen kurzen Spaß mit mir hast oder so.«
Diesmal sah sie ehrlich gekränkt drein, und fast taten mir die Worte Leid.
»Meinst du das … wirklisch ernst? Glaubst du wirklisch, isch ... würde nur mit dir spielen?«
»Nein … aber ich war auch nicht wirklich sicher dabei …«
»Du könntest endlisch anfangen mir su vertrauen ...«
»Tu ich doch jetzt ... hätt‘ ich die Möglichkeit, einen Narren aus mir zu machen, nicht akzeptiert, dann wär‘ ich auch nicht gekommen.«
Fleurs Schlucken war deutlich vernehmbar. Ihr Blick flackerte, und für einen Augenblick hatte ich die unbestimmbare Furcht, sie würde aufstehen und davonlaufen ... doch nichts dergleichen passierte. Das einzige, was sie machte, war, eine Frage zu stellen.
»Also … ist das, was du mir sagen wolltest –«
»Ich will mit dir zusammen sein.«
Einen Augenblick lang saßen wir uns nur stumm gegenüber, als gäbe es irgendetwas besonders Interessantes im Gesicht des anderen zu entdecken, wenn wir einander nur lange genug anstarrten; sie blinzelte zweimal und ich zählte die Sekunden – eins … zwei … – dann beugte sie sich nach vorn über den Tisch und küsste mich.


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