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The Trial - Awakening - The Ball (1)

von Dante

»Das hat sie gemacht?«, fragte Darius ungläubig und hob die Augenbrauen. Ich nickte.
»Macht‘s irgendwie verständlich, dass er wütend ist, oder?«, fragte Alan mit einem schiefen Grinsen. »Ich jedenfalls wär‘s.«
»Du wärst schon zehnmal früher wütend geworden«, relativierte Damian die Aussage seines Vorredners. »Aber besonders nett ist das wirklich nicht …«
»Was du nicht sagst«, lautete meine sarkastische Entgegnung. Ich seufzte.
Es war der vierundzwanzigste Dezember, und wie an vielen Ferientagen verbrachten meine Freunde und ich die Zeit unmittelbar nach dem Mittagessen in der Bibliothek. Ich hatte den dreien von Fleurs Absage vor drei Tagen und dem daraus resultierenden Umstand, dass ich nun mit Rebecca auf dem Ball erscheinen würde, erzählt, und auch sie waren negativ überrascht gewesen.
»Dabei hat sie eigentlich ganz liebenswürdig gewirkt, von deinen Erzählungen her«, meinte Darius mit einem leicht wehmütigen Gesichtsausdruck. »Ein bisschen verwöhnt und ein bisschen eigen, aber sonst …«
»Ja, wir hatten immer das Gefühl, du würdest sie ganz gern mögen«, fügte Alan mit ratlosem Blick hinzu.
»Tu ich auch … oder hab ich, je nachdem«, fügte ich mich nach einem Moment mit unwillig verzogenem Mund hinzu. »Sie war wirklich nett; manchmal ein wenig nervtötend, aber sonst … bloß frag ich mich, was ich mich eigentlich mit jemandem abgebe, der sich so aufführt. Ich mein‘, sowas muss ich mir doch echt nicht bieten lassen …«
»Man hätte das … anders lösen können, ja. Durchaus«, stimmte Darius zu. »Sie wird es halt gewohnt sein, dass die Männer sich um sie reißen, und war deshalb wahrscheinlich gekränkt, dass du nicht gleich wegen dem Ball gefragt hast.«
»Ja … mag ja sein. Aber sie hätte, wenn sie tatsächlich mit mir gehen wollte, auch warten können, bis ich sie frage, so unwahrscheinlich war das jetzt wirklich nicht … oder, noch viel logischer: Sie hätte mich auch selbst fragen können. Aber dann deshalb sowas abziehen, extra auf mich warten, und so zu tun, als würde sie sich freuen, dass ich sie frage, nur, um mir zu sagen, dass sie schon jemanden hat … das ist absolut unnötig. Ich betrachte das als Kampfansage. Sie wird sehen, was es heißt, sich mit mir anzulegen.«
»Also hast du vor, ihr den Abend zur Hölle zu machen, oder was?«, fragte Damian zweifelnd.
»Oh, das klingt aber nach Spaß«, kommentierte Alan halblaut, wurde jedoch übergangen.
»Das wird nicht nötig sein. Sie geht mit Roger Davies auf den Ball, damit hat sie sich den Abend selbst zerstört. Das einzige, was ich machen werde, ist, zuzusehen, wie das Ganze für sie zu einem Reinfall wird und ihr das unter die Nase zu reiben.«
»Hm …«, machte Darius wenig überzeugt. Ich sah ihn auffordernd an, doch es war Damian, der die – vermutlich kollektiven – Zweifel äußerte.
»Meinst du nicht, dass das Rebecca gegenüber ein wenig … gemein ist? Dass du jetzt nur mit ihr gehst, um Fleur eins auszuwischen?«
Ich winkte ab. »Schwachsinn. Mit Rebecca wär‘ ich sowieso gegangen, wär‘ ich nicht aus irgendeinem Grund auf die idiotische Idee gekommen, mit Fleur gehen zu wollen. Ich hab ohnehin noch immer keine wirkliche Ahnung, was ich eigentlich an ihr gefunden habe. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist sie ein arrogante Zicke, und sonst nichts.«
Die drei tauschten einen vielsagenden Blick, der mir nicht gefiel.
»Wir … wüssten da schon was«, sagte Darius und kratzte sich am Kopf, was leicht schuldbewusst wirkte, wie ich fand.
»Ah? Und was?«
»Sie ist eine Veela.«
Überrascht wandte ich meinen Blick Damian zu. »Ist das dein Ernst?« Ich konnte nicht glauben, was er sagte – andererseits sah der schwarzhaarige Slytherin auch nicht gerade aus, als hätte er soeben einen Scherz gemacht.
Er nickte zur Bestätigung. »Ja. Jedenfalls zu einem Viertel. Sie hätte das erwähnt, als man die Zauberstäbe der Champions überprüft hat; irgendwer – Potter oder Diggory, vermut‘ ich – muss es dann rumerzählt haben.«
»Kann natürlich sein, dass es Bullshit ist«, schloss Darius unmittelbar an, »aber passen würde es. Klar, unsere Konstitution ist gut, durch sowas wie eine überdurchschnittlich hübsche Frau lässt sich außer Alan niemand von uns aus der Fassung bringen –«
»Vollidiot«, murmelte Alan kopfschüttelnd dazwischen, doch ich konnte nur kurz den Mundwinkel darüber verziehen.
»â€“ aber dass sie deswegen eine gewisse … Anziehung auf dich hat, die du dir nicht erklären kannst, halt ich doch für möglich. Natürlich muss das nicht sein … vielleicht ist sie ja auch so bisweilen ganz sympathisch, aber ich kann mir auch vorstellen, dass sie ein wenig unbemerkt ihren Charme hat spielen lassen, wo du ihr offensichtlich gefallen hast.«
»Mhh … schon möglich.« Interessant war die Information jedenfalls … dieses Detail mochte mein Interesse für die Französin und meinen Wunsch, unbedingt mit ihr zum Ball zu gehen, durchaus erklären. Überhaupt war das vielleicht der Grund, warum ich so gern und oft Zeit mit ihr verbrachte und es mich auch nicht wirklich gestört hatte, wenn sie mich von anderen Dingen, die ich eigentlich lieber getan hätte, abgehalten hatte: Vielleicht hatte sie mich ja tatsächlch auf gewisse Weise verzaubert? Ich wusste es nicht.
»Dann sollte ich morgen vielleicht besser vorsichtig sein … am Ende passiert noch irgendwas …« Ich schauderte.
»Also, so war das mit der Veela jetzt auch nicht gemeint«, meinte Darius kopfschüttelnd. »Sie wird dich schon nicht zu irgendeinem Blödsinn überreden … bleib am Boden.«
»Pff, sei bloß nicht so leichtfertig«, erwiderte ich trocken. »Man kann nie wissen.«
»Nah, Darius hat Recht. So schätz‘ ich sie auch nicht ein. Und selbst wenn – was soll schon passieren? Wenn du beginnst, Dinge zu tun, die auf zuviel Zuneigung oder Zärtlichkeit schließen lassen oder einfach dumm sind, eskortieren wir dich nach draußen, kein Problem.«
»Also seid ihr fix dort?«
»Positiv.«
»Sehr gut.«
Damian grinste böse und hob die Augenbrauen zweimal in schneller Abfolge. »Gib‘s zu, du willst wissen, mit wem.«
»Falsch«, erwiderte ich trocken. »Das seh ich morgen sowieso. Aber wenn du‘s nicht mehr aushältst, kannst du‘s mir auch sagen.«
»Nein, nein … das kannst du dir dann schon selbst anschauen«, sagte Damian und zwinkerte verschwörerisch.
»Na, ich bin gespannt«, murmelte ich, wenn auch vielleicht ein wenig mehr auf meine eigene Begleitung als auf die meiner Freunde bezogen …

Am nächsten Tag erwachte ich, wie gewöhnlich, wenn ich frei hatte, kurz vor Mittag. Der Schlafsaal war leer, als ich schließlich das Kissen von meinem Kopf zog und in die Wintersonne blinzelte, die auf unangenehme Weise durch das Turmfenster in den Raum fiel. Ich lag noch einige Momente regungslos da, bis ich richtig wach war und mich aufsetzte; mein Blick traf unweigerlich die beiden Geschenke, die am Bettrand lagen. Das erste war länglich und quaderförmig und in schwarzes Papier eingeschlagen, irgendeine Flasche von den Slytherins (goldener Rum, wie sich später herausstellte); das war nicht der Grund für mein Stirnrunzeln und meine Aufmerksamkeit. Nicht, dass es etwas Alltägliches gewesen wäre und ich mich nicht gefreut hätte, aber die Tatsache, dass ich außer diesem einen noch ein Geschenk bekommen hatte, war doch zu befremdlich, um sich nicht darüber zu wundern.
Ich griff nach dem in glänzend blaues Papier verpackten Objekt, riss den Umschlag auf und förderte ein Buch mit schlichtem Einband zutage, auf dem in breiten Lettern das Wort Sothis geschrieben stand; unzweifelhaft irgendein Buch über Astronomie. Auf der ersten Seite fand ich eine in sauberer und kunstvoller, aber schnörkelloser Schrift verfasste Widmung, die meinen an Gewissheit grenzenden Verdacht bestätigte, was die Identität des Schenkers betraf:

Damit wir in Zukunft etwas zu reden haben.
Frohe Weihnachten,
Rebecca


Natürlich – wer sonst hätte es sein sollen? Doch mein Stirnrunzeln wich nicht. Warum plötzlich ein Geschenk? Wir hatten einander nie etwas geschenkt, weder zu Weihnachten, noch zu unseren Geburtstagen im November und April … was sollte das also? Irgendetwas … war in letzter Zeit mit Rebecca, irgendwie war sie anders. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie unsere Freundschaft irgendwie … vertiefen wollte, dass sie mehr davon – mehr von mir – wollte, eine innigere, persönlichere Bekanntschaft. Nur wenn dem so war – warum sagte sie es dann nicht? So blieb es bei einer Spekulation und Ratlosigkeit meinerseits …
Kopfschüttelnd legte ich die beiden Geschenke aufs Bett und machte mich auf den Weg ins Bad.
Nachdem ich mich angekleidet hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten, und auch den Gemeinschaftsraum fand ich nicht sonderlich gut besucht vor, was allerdings mehr der Uhrzeit geschuldet war, denn dem Umstand, dass so viele Schüler über die Ferien nachhause gefahren wären, das war nämlich nicht der Fall. Nur fünf oder sechs saßen in den bequemen Sesseln, die im Raum verteilt waren und unterhielten sich oder lasen, doch eine ungleich größere Anzahl musste sich unten beim Essen aufhalten, denn viele waren extra für den Weihnachtsball im Schloss geblieben. Ich selbst hatte Weihnachten abgesehen von diesem Jahr, in dem wir alle vier verweilten, um am Ball teilnehmen zu können, nur einmal auf Hogwarts verbracht, seit ich Darius, Damian und Alan kannte, zwei ungewohnt ruhige Wochen, die ich größtenteils mit Büchern und Musik verbracht hatte; ansonsten hatte ich immer mit einem der drei und seiner Familie gefeiert.
Die Große Halle war ungewöhnlich gut gefüllt für einen Weihnachtstag; wegen der vielen Schüler hatte man auf die übliche Haustischordnung zurückgegriffen, die ja auch den Gästen aus Beauxbatons und Durmstrang Platz bieten musste. Ich sah einige Beauxbatons durch das Schlossportal kommen, als ich die Eingangshalle durchquerte, Fleur war glücklicherweise aber nicht unter ihnen, und ich sah sie auch nicht beim Essen. Überhaupt war niemand anwesend, den ich kannte (nicht einmal die Weasley-Zwillinge), und so nahm ich allein mein stummes Mahl ein, ehe ich ziemlich rasch wieder den Rückweg in den Ravenclaw-Turm antrat.
Dort angekommen, stand ich erst einmal unschlüssig im Gemeinschaftsraum und ließ den Blick schweifen. Ich wusste nicht so recht, was ich mit der Zeit anfangen sollte, die bis zur abendlichen Veranstaltung blieb; es war früher Nachmittag, und der Ball begann um acht Uhr abends, also lagen noch gute sechs Stunden vor mir. Den anderen Ravenclaws schien es ähnlich zu gehen: Manche spielten Schach und vertrieben sich so die Zeit, andere unterhielten sich, wobei viele ähnlich ratlos waren wie ich, was sie jetzt tun sollten, und den Ball offenbar kaum noch erwarten konnten.
Schließlich kam irgendein Fünftklässler auf die Idee, eine Schneeballschlacht zu veranstalten, woraufhin die meisten anderen sich ihm anschlossen und sich der Gemeinschaftsraum rasch leerte, sodass ich ihn unversehens für mich allein hatte. Schulterzuckend begab ich mich kurz nach oben in den Schlafsaal, holte die neueste Ausgabe der Hexenwoche und legte mich kurzerhand damit aufs Sofa in der Mitte des Gemeinschaftsraumes – etwas Besseres fiel mir nicht ein.
Das Magazin war, druckfrisch und noch ungelesen, auf meinem Nachtkästchen gelegen; seit eine Eule sie mir am Anfang der Woche gebracht hatte, war ich nicht dazugekommen. Dass ich jetzt die Füße hochlagerte und das Frauenmagazin aufschlug, ja, dass ich es überhaupt bekam, mochte seltsam anmuten, doch es gab eine einfache Erklärung: Darius‘ Mutter Josephine schrieb eine Kolumne darin, und so war es für Alan, Damian und mich natürlich selbstverständlich, sie auch zu lesen. Zu diesem Zweck schickte sie uns regelmäßig jeweils eine Ausgabe ins Schloss.
Ich verbrachte rund zwei Stunden mit dem Magazin, ehe zum ersten Mal jemand zurückkehrte. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür blickte ich noch nicht auf, beim Klang von Luna Lovegoods Stimme allerdings schon.
»Hallo, Drake«, säuselte sie auf die für sie so übliche verträumte Art und Weise und klang dabei fast ein wenig erschöpft, als hätte sie einen anstrengenden Spaziergang hinter sich. Interessiert ließ ich die Illustrierte sinken und betrachtete die soeben eingetretene Ravenclaw, wobei meine Augenbrauen unwillkürlich nach oben wanderten. Die Blondine hatte Schnee nicht nur im Haar, auch auf ihrem Mantel haftete an diversen Stellen noch etwas, das sie wohl nicht abgeklopft hatte, und ihre Wangen waren gerötet.
»Was genau ist dir widerfahren, wenn ich fragen darf?«, erkundigte ich mich sachlich.
»Oh, nichts, ich bin nur in eine Schneeballschlacht geraten. Aber ich glaub, ich hab irgendwas falsch gemacht, weil dann alle nur mich abgeschossen haben …« Ich spürte ein kurzes, unschönes Gefühl in der Brust, dann Zorn; schließlich seufzte ich. Es hatte schon viele Situationen gegeben, in denen Luna etwas Derartiges von sich gegeben hatte, und nie hatten sie mir sonderlich behagt; nicht etwa, weil ich enger mit ihr befreundet gewesen wäre – dazu sahen wir uns zu selten und kannten einander zu wenig … aber ich mochte sie, auf gewisse Weise, und sie hatte meinen Beschützerinstinkt geweckt.
Dabei war mir zunächst gar nicht bewusst gewesen, dass sie eine Außenseiterin war; meist saß sie an irgendeinem Tisch und las, wenn sie, was selten vorkam, im Gemeinschaftsraum war, und einmal hatte ich sie beim Spazierengehen am Waldrand getroffen und darauf geschlossen, dass sie sich wohl einfach häufig im Freien aushielt. Der Eindruck entstand auch nicht deshalb, weil es, speziell in Ravenclaw, etwas Ungewöhnliches gewesen wäre, allein und ein wenig abgeschieden zu sein; es gab einige, die viel Zeit mit sich selbst und Büchern verbrachten und den Lärmpegel entsprechend niedrig hielten. Allgemein wurde, wofür ich sehr dankbar war, der Wunsch nach Privatsphäre in Ravenclaw mit hohem Respekt behandelt.
Luna dagegen war eigentlich immer allein gewesen … die meisten anderen sah man zumindest teilweise mit Freunden, sie dagegen nie, und als ich später von den drei Slytherins, die etwa zehnmal mehr von dem mitbekamen, was im Schloss vor sich ging, als ich, erfahren hatte, dass sie von anderen zum Teil verspottet und mit mehr als schiefen Blicken bedacht wurde, war mein Respekt – gerade für einige meiner Mitravenclaws – mit einem Mal eingefroren.
Seither war es jedes Mal aufs Neue unangenehm, zu sehen, wie offenbar mit ihr umgegangen wurde.
Kinder sind grausam, das wusstest du doch immer schon …, dachte ich bei mir, als ich mit einem abfälligen »Idioten« antwortete.
»Na ja, es geht schon«, meinte Luna. »Nichts Ernstes passiert.« Sie schlüpfte aus ihrem Mantel, löste den Schal mit den Hausfarben von ihrem Hals und stellte sich wieder zu mir, als sie beides auf einen der Kleiderständer gehängt hatte.
»Und, freust du dich auch schon auf den Ball heute Abend? Die meisten sind schon ganz aus dem Häuschen deswegen.«
»Woher willst du wissen, ob ich überhaupt hingehe?«, fragte ich halbherzig, die Augen auf den letzten Absatz eines Artikels in der Hexenwoche gerichtet.
»Oh, dann gehst du also gar nicht?« Sie betrachtete mich überrascht mit ihren Glubschaugen. »Das hätte ich nicht erwartet.«
»Doch, ich gehe …«, korrigierte ich sie mit einem schiefen Grinsen, das sie freilich nicht sehen konnte. »Ich wollte nur wissen, wer dir das erzählt hat.«
»Ach, niemand. Ich dachte es mir nur einfach. Das passt irgendwie zu dir.«
Ich fragte nicht nach, wie genau sie das meinte oder weshalb sie zu dieser Auffassung gelangt war. »Gehst du hin?«, erkundigte ich mich stattdessen, die Illustrierte sinken lassend.
Luna schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Es dürfen doch nur Schüler ab der vierten Klasse hin.«
»Es hätte dich ja auch jemand fragen können, dann hättest du auch gedurft.«
»Hm, ja, da hast du Recht … aber ich weiß sowieso nicht so wirklich … Tanzen ist nicht so meins.«
»Dann wärst du ja meine ideale Begleitung gewesen …«, entgegnete ich selbstironisch. »Ich hätte dich fragen sollen.«
»Mit wem bist du denn dort?«
»Rebecca.«
»Oh, wirklich?«, fragte Luna mit plötzlich leuchtenden Augen nach, und ich runzelte die Stirn.
»Ja, wieso?«
»Sie ist schon ganz aufgeregt, ich hab sie unten getroffen … ich glaube, sie weiß noch nicht recht, was sie mit ihren Haaren machen soll, und mit ihrem Kleid gibt es auch irgendwelche Probleme. Sie freut sich jedenfalls schon sehr, vor allem auf dich, wenn ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls hat sie sowas zu ihren Freundinnen gesagt, wie ich an ihr vorbei zum Schloss gelaufen bin.«
»Ah … das ist … interessant.«
Rebecca kam um fünf nach, als Luna sich in ihren Schlafsaal verzogen hatte, um zu lesen. Ihre Wangen waren gerötet von der Kälte, und sie schien überrascht, mich zu sehen.
»Oh … hi.«
Ich nickte ihr zu. »Machst du dich jetzt schon fertig?«, wollte ich wissen.
»Hatte ich vor, ja …«
»Okay. Ich warte dann hier unten auf dich. Jedenfalls nehme ich an, dass ich vor dir fertig sein werde.«
Rebecca nickte. »Ich auch. Hier unten ist okay.«
»Alles klar.«
»Gut. Dann … bis dann.«
»Bis später.«
Ich las noch eine weitere halbe Stunde, ehe ich die Hexenwoche beiseite legte und einfach mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf das voranschreiten des Abends wartete. Meine Vorfreude stieg nun, da ich den Heimkehrern der Schneeballschlacht und anderen Ravenclaws, die von irgendwo aus dem Schloss kamen, zusah, wie sie in unregelmäßigen Abständen in den Gemeinschaftsraum kamen, im Schlafsaal verschwanden, wieder herabkamen, um sich mit anderen über ihr Erscheinungsbild zu unterhalten, oder einfach hektisch umherliefen, ohne, dass ich erkennen konnte, was die Ursache dafür war. Die Vorstellung, bald mit Rebecca und den Slytherins anzustoßen und mich zu amüsieren, versetzte mich in eine Hochstimmung; die Wut auf Fleur war weitestgehend verflogen, obgleich mein Trotz natürlich noch immer bestand. Aber davon wollte ich mich nicht ablenken lassen. Ein paar beiläufige, gehässige Kommentare – das musste reichen.
Um halb sieben begab ich mich selbst nach oben in den Schlafsaal, um mich fertig zu machen. Ich duschte, trocknete mir mit einem Zauber die Haare und frisierte mir die eisgrauen Strähnen vor dem Spiegel wie gewohnt im Mittelscheitel nach hinten. Ich kramte im Koffer nach dem einzigen Hemd, das ich besaß, und einer Anzughose, glättete beide und schlüpfte hinein. Meine bequemen, schon etwas ausgetragenen und nie gebundenen Stiefel tauschte ich gegen elegante Stiefeletten, ehe ich mein maßgeschneidertes Jackett anzog und die Knöpfe schloss. Ich zog den Festumhang über und trug noch etwas Parfüm auf, ehe ich einen abschließenden Blick in den Spiegel warf. Meine Mundwinkel wanderten ein stückweit nach oben. Zufriedenstellend, durchaus.
Ich schloss den Koffer mit einem Schlenker meines Zauberstabs und begab mich nach unten, um in einem der Fauteuils auf Rebecca zu warten. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es Viertel nach sieben war … ein wenig Zeit hatte sie also noch. Um mich herum warteten auch einige andere für den Ball gekleidete Ravenclaws auf ihre Begleitungen, wobei manche ähnlich gelassen wie ich, andere jedoch regelrecht angespannt wirkten. Offensichtlich nutzten einige den Ball als Gelegenheit für ein Rendezvous … eigentlich nicht einmal eine so schlechte Idee …
Ich saß fünfzehn Minuten (glücklicherweise weit abseits des Feuers, sodass es in meinen Sachen nicht übermäßig warm wurde), in denen einige Ravenclaw-Mädchen die Treppe zu ihrem Schlafsaal herabgeschwebt kamen, manche strahlend, andere weniger zufrieden mit sich, und mit ihren Partnern den Raum verließen. Rebecca war nicht unter ihnen. Erst nach weiteren zehn Minuten erblickte ich sie, wie sie anmutig die Stufen hinunterstieg, und begriff, weshalb sie bis eben gebraucht hatte:
Ihr Anblick war überwältigend – so überwältigend, dass ich im ersten Moment kaum glauben konnte, wirklich meine Klassenkameradin vor mir zu haben. Ich hatte etwas Hübsches erwartet, doch Rebecca sah schlichtweg atemberaubend aus in ihrem silbrig-weißen Ballkleid, den edlen Damenhandschuhen, den schwarzen Ohrringen in Rabenform und ihrer aufwendigen Hochsteckfrisur mit den zwei gelockten Strähnen, die daraus hervor fielen und ihr schmales, makelloses und dezent geschminktes Gesicht umspielten, auf dem ein zurückhaltender, leicht schüchterner, gleichzeitig aber auch ernster Ausdruck stand. Die Ravenclaw sah unglaublich vornehm, ja fast aristokratisch aus, und doch wirkte sie beinah, als wäre sie nicht ganz sicher, ob sie nun gut genug aussah oder nicht … aber wenn, dann war das natürlich weibliche Ignoranz; sie war immer schon gutaussehend gewesen, aber so schön hatte ich sie noch nie gesehen. Vielleicht solltest du dein Bild von ihr einmal überdenken … das sieht fantastisch aus. Hat sie sonst auch immer so ein hübsches Gesicht?
Ich schürzte, ehrlich beeindruckt, die Lippen, als sie das untere Treppenende erreicht hatte. »Kompliment«, meinte ich, ehe ich mich vorbeugte und ihr einen sanften Begrüßungskuss auf die Wange hauchte – eine Geste, auf die wir sonst üblicherweise nicht zurückgriffen, die ich aber angesichts des Anlasses für passend erachtete. »Du siehst wirklich ausgesprochen … bezaubernd aus.«
Rebecca errötete leicht – ob wegen des Kusses oder meiner Worte, erschloss sich mir nicht – und lächelte dann schief. »Danke … ich war mir nicht sicher, ob es so passt. Eigentlich bin ich ganz zufrieden, aber man weiß ja nie …«
»Tut es auf jeden Fall. Wollen wir?«
»Ja, gerne.« Ich streckte ihr den Ellbogen hin, Rebecca hakte sich mit einem sachten Lächeln unter, und gemeinsam verließen wir den Gemeinschaftsraum und begaben uns nach unten in die Eingangshalle. Aufgrund der vorgerückten Stunde war es bereits sehr voll; zahlreiche Ballpaare tummelten sich in der Halle, durch die ob des geöffneten Portals ein leichter, winterlich-kalter Luftzug wehte.
Etwas abseits der großen Traube an der Wand entdeckte ich die drei Slytherins, ein jeder ein Mädchen aus ihrem Haus an der Seite. Neben Darius stand ein schwarzhaariges Mädchen mit hübschen Zügen, das wohl ein wenig jünger sein musste als er, Damian hatte eine zierliche Blondine an seiner Seite, die leicht hochnäsig wirkte und von der ich zu wissen glaubte, dass sie nicht älter als fünfzehn war, und bei Alan hatte sich eine Siebtklässlerin mit wallendem, rostrotem Haar und einem Kleid untergehakt, das ihre ansehnliche Oberweite äußerst effektiv betonte – ein Anblick, über den ich schmunzeln musste, passte er doch irgendwie wie die Faust aufs Auge.
Alan schien meinen Blick bemerkt zu haben und grinste vielsagend, und auch die anderen lächelten, als ich mich mit Rebecca näherte und sie uns erblickten.
»Ah, der Mann des Abends, ausgezeichnet«, grüßte Darius gewohnt theatralisch und nahm zunächst Rebeccas Hand, um sie zu küssen, ehe er meine schüttelte.
»Übertreib nicht«, beschwichtigte ich lächelnd und begrüßte die anderen beiden, nachdem ich mich – allerdings ohne Handkuss – höflich den Damen zugewandt hatte.
»Wieso? Wärst du nicht, wäre keiner von uns hier …« Die letzten Worte sagte er gedämpft – und ich verstand sofort. Ein böses Grinsen machte sich auf meinen Lippen breit.
»Na sag‘ schon, womit hast du sie bestochen, damit sie mit euch mitkommen?«
Der Slytherin hob abwehrend die Hände. »Mit überhaupt nichts. Hier sein zu können, reicht ihnen vollkommen. Sie haben Begleitung gesucht, genauso wie wir … na ja, Alan konnte sich wie immer kaum vor Anfragen retten, aber … wir wollten ja jemand, der nicht ständig auf uns klebt, wenn du verstehst …«
Ich nickte, wollte eigentlich auch noch etwas hinzufügen, wurde dann jedoch abgelenkt, als die Beauxbatons-Delegation (die weiblichen Schüler bereits in Begleitung) erwartungsgemäß als letzte zu den Wartenden stieß; die Durmstrangs waren nämlich längst da. Voran stolzierte Fleur, unzweifelhaft schön in ihrem silbergrauen Satin-Umhang, aber zugleich die lächerliche Karikatur einer beneidenswerten Championess dank Roger Davies, der dümmlich grinsend an ihrer Seite marschierte. Schon jetzt musste ich, darüber lachend, den Kopf schütteln … das war einfach nur billig.
Ich quittierte den Gedanken, als die Französin vorbei war (vermutlich war ich ihr nicht aufgefallen, doch selbst wenn, vermutete ich, dass sie mich gekonnt ignoriert hätte), und schon wurde meine Aufmerksamkeit ohnedies auf den Ball an sich gelenkt, als das Portal zur großen Halle sich öffnete und einen Einblick auf die festlich geschmückte Halle gewährte. McGonagalls Stimme ertönte, die Champions mit ihren Partnern zogen voran (Diggory sah glücklich und dumm drein, Potter nervös und Krum desinteressiert), und die Menge wogte unter aufgeregtem Raunen hinterher in die Halle.
Statt der Haustische gab es zahlreiche kleine, runde Tische mit Lampen darauf, die in gedämpftem Licht brannten, so fiel mir auf, als ich über die Schwelle trat; am Podium stand ein großer Tisch, an dem die Richter saßen und auf den sich die Championspaare zubewegten, und die ganze Halle war geschmückt mit Eiskristallen, Efeuranken und Mistelzweigen, die die Wände hochwucherten. Ein gelungenes Design, wie ich fand. Gemeinsam ließen wir uns an einem Tisch im linken hinteren Teil der Halle an der Wand nieder, unweit des Richtertisches. Mein Blick traf Fleur, die gerade etwas mit abfälligem Gesichtsausdruck zu Davies sagte und ihre Worte mit einer wegfegenden Handbewegung illustrierte – ich nahm an, dass es um irgendetwas ging, das ihr am Abend missfiel und worüber sie ihre Geringschätzung kundtat. Davies schien wie gebannt von ihren Worten, hing förmlich an ihren Lippen wie in Trance, ein Umstand, der meine Einschätzung von ihm als Primitivling nur untermauerte.
»Wie sie sich gleich einmal beschwert …«, murmelte ich mit einem ironisch-ungläubigen Lächeln. »Nicht zu fassen.«
»Drake«, ermahnte mich Damian mit einem liebenswürdigen Tonfall, aber drohendem Ernst in den aufblitzenden Augen. »Du hast Besseres zu tun als dich darum zu kümmern.« Den letzten Satz sagte er so, dass Rebecca ihn nicht mitbekam.
»Allerdings, das Essen sieht nämlich verdammt gut aus«, schaltete sich Alan ein, der Damian ebenfalls gehört hatte, noch ehe ich etwas sagen konnte, und vermutlich zum Zweck, das Gespräch unauffällig in Gang zu bringen. Ich seufzte, gab beiden mit einem Nicken recht und konzentrierte mich auf die Speisekarte.
Meine Freunde und ich bestellten nichts Schweres, um fürs Tanzen gerüstet zu sein, sondern nur Suppe; Rebecca und die drei Slytherin-Mädchen gar nichts, vermutlich, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, sich die teuren Kleider zu bekleckern. Wie gewohnt begannen die drei jungen Männer schon nach dem ersten Löffel zu reden – etwas, das für uns einfach dazugehörte –, während ihre Partnerinnen kein Wort sagten, was meine Annahme bestätigte, dass sie nur mitgekommen waren, um auf den Ball zu gelangen. Ich selbst wurde, als ich mich vorbeugte, um nichts zu verschütten, wiederum vom Richtertisch abgelenkt; irgendetwas war anders, und ich beobachtete ihn stirnrunzelnd, bis mir auffiel, dass Mr. Crouch nicht da war. An seiner statt saß ein junger rothaariger Zauberer am Tisch, ein Weasley, der vergangenes Jahr noch auf Hogwarts gewesen war, dessen Name mir allerdings gerade nicht einfiel. Er schien Crouchs Vertretung zu sein, musste demnach eine Karriere im Ministerium begonnen haben.
Was wohl der Grund für seine Abwesenheit sein mochte …?
Bald hatte der Großteil der Anwesenden aufgegessen, man erhob sich und die Tische bewegten sich zur Seite, um eine Tanzfläche zu schaffen, die sogleich von den Champions und ihren Partnern betreten wurde. Als Fleur in einigen Metern Entfernung vorbeikam, streifte mich ihr Blick; diesmal sah sie nicht weg, und ich nutzte die Gelegenheit, um ihr ein abfälliges Lächeln zu schenken. Plötzlich erklang lauter Applaus und ich bemerkte die Schicksalsschwestern, die schon im Vorfeld angekündigte Band, die nun auf der offenbar gerade von Dumbledore heraufbeschworenen Bühne an der gegenüberliegenden Wand zu spielen begann.
Zunächst tanzten nur die Champions, doch schon nach der ersten Minute des langsamen Stücks begaben sich auch die anderen Schüler und die Lehrer in die Mitte und stimmten mit ein. Mein Blick fiel auf Darius, der zu grinsen begann. »Dann mal los, Gentlemen. Ich denke, das ist unser Auftritt.«
Ich hielt Rebecca die Hand hin, die sie ergriff, und zusammen mischten wir uns unter die Tanzenden. Es war ungewohnt, der Ravenclaw derart nahe zu sein, das war das erste, was ich feststellte. Das geringe Tempo des Tanzes ließ keine schnellen oder ausladenden Schritte zu, weshalb wir sehr dicht aneinander standen; ich roch Rebeccas Parfüm und sah die dunkelblaue Farbe, die sie dezent auf ihre Lider aufgetragen hatte, in aller Deutlichkeit. Nicht, dass mich das nervös gemacht hätte, nein, nein … es war nur neu, ihr so nah zu sein …
»Du tanzt gut«, kommentierte sie gewohnt sachlich, und ich deutete ein Schulterzucken an.
»Nicht sonderlich schwierig bei der Musik.«
»Das heißt, wir sollten auch noch ein paar andere Tänze versuchen …«
»Wenn du möchtest.« Mein Blick schweifte zu den Slytherins, die in unserer unmittelbaren Nähe tanzten. Darius lächelte, wie gewohnt höflich, Damians Blick war unergründlich und Alan, der mit starrer Miene geradeaus schaute, wirkte leicht abwesend. Seine Begleitung, so fand ich, war überhaupt der Geniestreich schlechthin: Bei all den Mädchen, die für ihn schwärmten, eines zu finden, das ihn nicht anhimmelte und daher am Ball durchgehend auf ihm klebte, war schon eine reife Leistung.
»Was glaubst du, warum ich hier bin?«, zog Rebecca meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
»Keine Ahnung. Ich dachte, du bist meinetwegen hier.«
»Ja … ja, klar. Aber nachdem ich die Chance als eher gering eingeschätzt habe, dass du dich mit mir unterhältst, dachte ich –«
»Warum sollte ich das nicht? Ich bin hier, um mich zu unterhalten, nicht um zu tanzen. Ich tanze mit dir, weil es dir Spaß macht und ich dir nicht das Gefühl geben will, ich wäre nur mit dir hier, um überhaupt auf den Ball zu kommen.«
»Bist du das denn?«, fragte sie unvermittelt. Ich kniff leicht die Augen zusammen, als ich ihrem Blick begegnete. Einen Moment lang schwieg ich und überlegte, ob ich das war … ich war zornig gewesen, und ja, ich wollte Fleur noch eines auswischen, aber eigentlich …
»Nein. Dafür hätte ich jede X-Beliebige nehmen können. Dass ich mit dir hier bin, liegt daran, dass ich dich mag und wir uns schon seit Jahren kennen. Dich nicht zu fragen, wäre nicht richtig gewesen. Ich dachte, es würde dich freuen, wenn wir zusammen mit den anderen einen netten Abend haben …«
»Ja, klar … tut es auch. War nicht so gemeint.«
»Schon gut.« Das Lied endete unter großem Beifall, und schon stimmten die Schicksalsschwestern die nächste, deutlich beschwingtere Nummer an.
»Also, wie sieht‘s aus mit der Herausforderung?«
»Die anderen Tänze? Sollte ich noch hinkriegen«, sagte ich, indes ich erneut nach ihrer Hand fasste und den Tanz eröffnete.
»Na dann …« Waren Darius und die anderen anfangs noch bei uns gewesen, entfernten sie sich im Laufe der nächsten beiden Tänze immer weiter und verschwanden in der Menge der Tanzenden; ich sie sie erst wieder, als sie die Tanzfläche verließen und wohl zu den Tischen zurückkehrten. Auch Fleur erblickte ich, die mit Davies als Tanzpartner so gar nicht zufrieden zu sein schien, wie ihre gerümpfte Nase und ihr unglücklicher Blick nahelegten, und das hob meine Stimmung gleich noch einmal: Als Rebecca und ich an ihr vorübertanzten, schenkte ich ihr zum zweiten Mal an diesem Abend ein übertriebenes, schadenfrohes Lächeln, ehe wir uns wieder davonbewegten, und ihr funkensprühender, zorniger Blick, brachte mich nur noch mehr zum Grinsen.
Nach sechs verschiedenen Stücken hatten auch Rebecca und ich genug; meine Tanzkünste hatten ausgereicht, wenngleich ich womöglich nicht unbedingt die beste Figur abgegeben hatte – aber alles in allem war es ganz nett gewesen, mit ihr zu tanzen, ein passabler Auftakt des Abends.
Als wir zu unserem Tisch zurückkehrten, waren Darius und die anderen nicht da; ihre drei Partnerinnen würden sich ohnehin bereits abgesetzt haben, und sie selbst waren wohl etwas zu trinken holen. Rebecca und ich setzten uns in der Annahme, dass die drei uns etwas mitbringen würden, und die Ravenclaw seufzte erschöpft, indes ich mich im Sessel zurücklehnte.
»Lief doch gut, finde ich«, gab sie ihr Urteil über die Eröffnung ab, und ich bestätigte mit einer Handbewegung.
»Ja, war ganz okay.«
»Gefällt‘s dir bisher?«
»Willst du jetzt wissen, ob mir der Ball gefällt oder ob du gut getanzt hast?«, gab ich zurück.
»Hm. Beides, wenn ich‘s mir so überlege.«
»Ball bisher okay, drei Slytherins und Getränke fehlen noch. Dein Können offensichtlich, und offensichtlich übertrifft es meines auch. Aber es war angenehm, dass ich mitgekommen bin.«
»Oh, vielen Dank. Darf ich fragen, wann und wo du tanzen gelernt hast?«
»Bei mir zuhause. Im Pfarrsaal der Kirche gab es einen Kurs, und ich dachte, falls ich einmal in eine Situation komme, wo ich es brauchen sollte, wär‘s ganz gut, es halbwegs zu beherrschen, also hab ich mit einem Mädchen aus dem Dorf teilgenommen.«
»Oh, mit wem denn?«
»Einem unbedeutenden Mädchen aus dem Dorf. Ich kann dir vermutlich nichtmal sagen, wie sie hieß â€¦ Catherine oder so.«
»Ah, verstehe.«
»Und du?«
»Auch zuhause. In Knightsbane gibt es sogar eine eigene Tanzschule, und dort konnte ich zwei Jahre lang mit meinem Tanzpartner üben.«
»Wer war das?«, fragte ich.
»Jonas hieß er. Wir waren richtig gut zusammen, haben sogar bei zwei Turnieren mitgemacht, bevor wir aufgehört haben, miteinander zu tanzen.«
»Wieso das?«
»Ich war in ihn verliebt und kurz vor dem Finale hat er mir gesagt, dass er eine andere hat und mit ihr statt mit mir tanzen will.«
»Mein Beileid«, entgegnete ich lapidar. »Ist er noch am Leben?«
»Jaah, naja, ist jetzt auch –« Sie brach ab und starrte mich an. »Was zum Teufel?!«
Ich zuckte mit den Schultern. »Hätte mir vorstellen können, dass du ihn hast büßen lassen, wenn‘s ein Muggel war.«
»Also dein Humor kann bisweilen wirklich sehr trocken sein, Valentine. Um nicht zu sagen rabenschwarz.«
»Oder«, sagte ich, indem ich verheißungsvoll mit dem Finger auf sie deutete, »ich hab dich endgültig durchschaut.«
»Ja«, seufzte Rebecca, »oder das.« Sie hob den Blick und sah sich in der abgedunkelten Halle um, in der nur die Tanzfläche und die Bühne erleuchtet waren, von den Miniaturlampen auf den Tischen abgesehen.
»Hm … macht es dir etwas aus, wenn ich mir schnell etwas zu trinken hole? Ich brauch unbedingt was nach der Tanzerei, sonst kipp ich um, und Darius seh‘ ich nirgendwo …«
»Ja, sicher. Ich wart‘ hier.«
»Okay«, meinte Rebecca und erhob sich schwungvoll – als ein reißendes Geräusch zu hören war.
»Ach du Scheiße«, rutschte es der Ravenclaw heraus, als sie mit den Fingern an ihrem Rücken herumtastete, wobei ihr kurz die Gesichtszüge entgleisten.
»Klingt unschön. Kann ich dir helfen?«, fragte ich zuvorkommend und stand sofort auf.
»Nein, es … irgendeine Naht muss gerissen sein, es zieht mir jetzt nämlich ziemlich ins Kreuz«, analysierte Rebecca selbstironisch, wobei sie nicht besonders glücklich dreinsah. »Mist, verfluchter, warum muss das wieder ausgerechnet mir passieren …« Sie machte eine zornige Handbewegung und wandte sich unter einem Seufzen wieder an mich.
»Ich muss nach oben, das wieder richten … ich seh‘ zu, dass ich mich beeile.«
»Und du bist sicher, dass ich dir nicht helfen soll?«, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen der Höflichkeit halber noch einmal nach – weil Frauen in dieser Hinsicht etwas eigen sein konnten, wie ich wusste.
»Ja, ich krieg‘s schon hin. Sei bloß noch da, wenn ich wiederkomme.«
Ich winkte ab, zum Zeichen, dass das sicher der Fall sein würde, und Rebecca lief davon, eine Hand noch immer hinter dem Rücken, mit der sie den Riss in ihrem Kleid zusammenhielt. Kopfschüttelnd sah ich ihr nach, bis sie in der Eingangshalle verschwunden war, ehe ich mich auf die Suche nach Darius und den anderen machte.


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