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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Der Augenblick der Wahrheit

von Muggelchen

Für die Verleihung hatte Susan sich in Schale geworfen. Sie trug ein beigefarbenes Kostüm mit passendem Umhang und die roten, langen Haare hatte sie sich locker nach oben gesteckt. Bevor sie jedoch ihr Haus verließ, stellte sie zwei Gläser bereit und der Met kühlte längst. Wenn er heute Abend ihrer Bitte nachkommen würde, mit zu ihr nachhause zu kommen, dann würde sie ihm von der Gesundheitsproblematik seiner Familie berichten.

Über alle möglichen Konsequenzen war sie sich im Klaren. Er könnte nach dem Gespräch seinen Vater zur Rede stellen, der daraufhin offiziell Beschwerde über sie einreichen würde und dann müsste sie sich mit Mr. Weasley auseinandersetzen. Der würde ihren Grund, sich über Vorschriften hinweggesetzt zu haben, zwar nachvollziehen können, aber er müsste als Minister trotzdem entsprechend handeln. Vielleicht würde er sie nur versetzen, sozusagen runterstufen, aber nicht feuern, obwohl er das eigentlich müsste. Sie rechnete jedoch mindestens mit einem Vermerk in ihrer Akte, der ihre berufliche Laufbahn erheblich beeinträchtigen würde. Das war fast so wie früher in Hogwarts, dachte sie. Dort hatte sie selbst zwar nie einen Tadel oder Vermerk für ungebührliches Benehmen erhalten, aber von anderen Schülern hatte sie davon erfahren. Susans Gedanken wanderten Jahre zurück.

Die Schulzeit war für sie eine angenehme Zeit gewesen, trotz der vielen Vorfälle, von denen die Schüler meist zu spät etwas erfahren hatten, weil Harry sich heimlich, still und leise um sie gekümmert hatte. Das erste Schuljahr war für sie sehr ruhig verlaufen, aber am Ende war das Gerücht herumgegangen, dass Harry Professor Quirrell niedergestreckt und den Stein der Weisen gerettet hätte, wovon keiner etwas mitbekommen hatte. Das zweite und dritte Schuljahr war bereits von düsteren Ereignissen gezeichnet gewesen; versteinerte Schüler, mysteriöse Botschaften, die entführte Ginny und der entflohene Mörder Sirius Black. Durch das Trimagische Turnier war das vierte Schuljahr sehr munter und sportlich vergangen. Erst Cedrics Tod am Ende des Schuljahres hatte sie endgültig wachgerüttelt. Dumbledores Rede und die Warnung, dass Voldemort zurückgekehrt war, hatte sie mit einem Schlag erwachsen gemacht. Durch ihre Tante Amelia hatte sie bereits von dem Mord durch Todesser an ihrem Onkel Edgar gewusst. Ende des fünften Schuljahres hatte sie auch noch ihre Tante verloren, die wahrscheinlich durch Voldemort selbst gerichtet worden war. Trotzdem hatte Susan die meiste Zeit während ihrer Schultage, wie sollte es anders sein, mit viel Lernen verbracht, mit ihren Freunden und – was sie nie jemanden anvertraut hatte – mit dem Anhimmeln von Draco aus der Ferne.

Das erste Mal hatte sie ihn noch vor der Sortierung in die Häuser auf den Stufen vor der großen Halle getroffen. Seine Art, sich vornehm ausdrücken zu können, egal was er von sich gegeben hatte, hatte sie verzaubert. In ihrer kindlich perfekten Welt hatte sie sich so einen Prinzen vorgestellt, wie sie ihn aus Märchen kannte. Sie hatte jedoch schnell begriffen, dass der Junge, der ihr Interesse geweckt hatte, kein netter Junge war. Und sie hatte einsehen müssen, dass es besser sein würde, sich von Draco fernzuhalten. Trotz dieser inneren Erkenntnis war es ihr schwergefallen, Draco nicht hinterherzusehen, wenn er an ihr vorbeistolziert war.

Zwölf Mal während der Schuljahre in Hogwarts hatte sie sich nicht gewehrt, als er sie mit Hilfe von Vincent und Gregory dazu gezwungen hatte, ihre Hausaufgaben rauszurücken, damit er sie abschreiben konnte. Sie war derweil ruhig an der Wand der Toilette lehnend sitzen geblieben und hatte seiner Stimme gelauscht – nicht den bösen Worten, die er über die vermeintliche Inkompetenz von Dumbledore, Hagrid oder McGonagall verloren hatte, sondern nur dem Klang seiner Stimme. Es hatte sie geschmerzt zu wissen, dass sie nur eine von vielen dargestellt hatte, die ebenfalls wegen ihrer Hausaufgaben für den Slytherin-Prinzen gut genug gewesen waren. Mehr als einmal in all den Jahren hatte sie bemerken müsse, dass er nicht einmal ihren Namen kannte. Für ihn war sie, wenn überhaupt, nur die Rothaarige aus Hufflepuff gewesen, die hervorragende Noten in sämtlichen Fächern aufweisen konnte, was er sich zu Nutze gemacht hatte.

Als sie erfahren hatte, dass Draco „Schlammblut“ zu Hermine gesagt hatte, denn so etwas hatte sich unter den Schülern immer so schnell wie ein Lauffeuer verbreitet, war sie sauer auf ihn gewesen. Sie hatte in diesem Moment nur gedacht, was alle anderen Schüler offen ausgesprochen hatten. Draco war das Letzte. Draco war arrogant, gemein und verletzend. Aber Susan war auch sauer auf sich selbst gewesen, weil sie einfach nicht verstehen konnte, warum ihr trotzdem noch etwas an ihm lag, obwohl sie wusste, wie er war und wer er war. Der Eindruck, den sie von ihrem Schwarm bekommen hatte, hatte sich von Jahr zu Jahr immer mehr verdunkelt. Doch manchmal, wenn Draco über eine dumme Bemerkung von Gregory oder Vincent gelacht hatte, während er über den Schulhof geschritten war und wenn er sie genau in einem solchen Augenblick zufällig im Vorübergehen angesehen hatte, dann war für einen Moment die Zeit stehen geblieben, denn es schien, als hätte er nur ihr zugelacht. Diese kleinen Momente waren es gewesen, die Susan gezeigt hatten, warum ihr etwas an ihm lag. Wenn Draco nämlich gelächelt hatte, nicht fies, sondern wirklich aus einem Gefühl der Freude heraus, dann konnte er ganz anders wirken. Dann schien er nett zu sein. In solchen Momenten hatte er die Hoffnung in ihr geweckt, dass ein Fünkchen Ritterlichkeit in ihm stecken würde. Nichtsdestotrotz war sie Mitglied in Dumbledores Armee geworden. Mit ihrem Eintritt in die DA hatte Susan sich innerlich vollends gegen Draco und all das Böse um ihn herum gestellt – jedenfalls, was ihren Verstand betraf, denn ihr Herz hing noch immer an ihm; auch heute noch.

Susan war viel zu pünktlich im Ministerium angelangt. Der Minister begrüßte sie freundlich, wenn auch hektisch: „Miss Bones! Schön, dass Sie so frühzeitig hier sind! Bitte tun Sie mir einen Gefallen: seien Sie diejenige, die den Preisträgern etwas unter die Arme greift! Nehmen Sie sie in Empfang. Kümmern Sie sich darum, dass sie vorn sitzen, damit sie schnell auf die Bühne kommen können.“ Susan nickte perplex, denn eigentlich war für diese Aufgabe jemand anderes vorgesehen. Sie wäre heute also nicht nur ein Gast, sondern sie würde den Preisträgern eine Ansprechpartnerin sein.

Professor Dumbledore und Harry hatte Susan als Erstes empfangen. Mit den beiden und deren Begleitern pflegte sie eine nette Unterhaltung. Natürlich erkannte sie ihren ehemaligen Professor für Verteidigung wieder. Sie ließ es sich nicht nehmen, Mr. Lupin nach seinem Wohlbefinden zu fragen. Mit Mr. Black hatte sie einige Anlaufschwierigkeiten, was darauf beruhte, dass sie ihn seit ihrer Kindheit durch die Medien kannte und er für sie jahrelang einen gefährlichen Mörder verkörpert hatte. Die Begrüßung war daher ihrerseits etwas beklemmend. Die Frau an seiner Seite schien ein Muggel zu sein und Susan vermutete, es müsste die Frau sein, von der Mr. Weasley bereits so viel geschwärmt hatte. Mit Bedauern stellte sie fest, dass Professor Snape noch nicht anwesend war, denn sie ging davon aus, dass er Draco als seinen Begleiter mitbringen würde. Sie hörte aus einem Gespräch zwischen Harry und Dumbledore heraus, dass Snape mit Draco allein kommen wollte. Kaum sprach man von den beiden, traten sie bereits aus einem der vielen Kamine hervor.

Während Arthur die gerade eben eingetroffenen Gäste begrüßte, fiel Remus’ Blick auf den Brunnen der magischen Geschwister in der Eingangshalle. Er ging einige Schritte auf ihn zu, gefolgt von Miss Bones und Sirius. „Ich fass es nicht…“, sagte er lächelnd.
Miss Bones erklärte fröhlich: „Ja, mir gefällt der Brunnen jetzt auch besser!“

Die beiden magischen Geschwister standen noch immer in der Mitte, aber der Hauself, der Kobold und der Zentaur blickten nicht mehr bewundernd zu Hexe und Zauberer auf. Sie waren auf gleicher Augenhöhe mit den Zauberern. Elf und Kobold saßen auf einem Fels und ragten somit sogar einige Zentimeter über die Geschwister hinaus. Der Zentaur stand neben der Hexe, die ihren Arm in freundlicher Geste um dessen Schulter geworfen hatte. Lächelnd erklärte Miss Bones: „Mr. Weasley hat sich noch am ersten Abend darum gekümmert. Er hat fünf Stunden für die magische Veränderung benötigt.“

Draco hatte ihr, während sie mit Mr. Lupin und Mr. Black am Brunnen stand, einige zurückhaltende Blicke zugeworfen, die sich nicht deuten konnte. So entschied sie sich dafür, nett zu ihm zu sein, auch wenn die Erinnerung an das unangenehme Treffen im Restaurant und das aufwühlende Gefühl, welches seine bösen Worte in ihr ausgelöst hatten, wieder in ihr aufkommen wollten. Susan näherte sich den drei heutigen Preisträgern und bat freundlich darum, im Festsaal vorn an den größeren Tischen Platz zu nehmen, bevor sie sie in den Saal hineinbegleitete.

Während sich Dumbledore, Harry, Remus, Tonks und die anwesenden Weasleys an einem der großen Tische niedergelassen hatten, wählten Severus und Draco einen entfernter gelegenen Tisch. Severus bemerkte, wie die Leute an den anderen Tischen plötzlich zu murmeln begannen. Der Grund dafür war schnell gefunden. Gerade zur Tür herein steuerte Black mit seiner Begleitung an der Hand den Tisch seines Patensohnes an. Miss Adair war leicht als Muggel zu enttarnen, denn sie trug ein schlichtes Muggelkleid, welches sich von der glamourösen Kleidung der Hexen und Zauberer schon auf den ersten Blick unterschied. Severus hörte von anderen Gästen einige Bemerkungen wie „Darf ein Muggel überhaupt ins Ministerium?“ oder „Weiß der Minister, dass auch Muggel unter den Gästen sind?“.

Unerwartet füllte sich auch der Tisch von Draco und Severus mit weiteren Gästen. Hätten Luna und Neville nicht den Anfang gewagt, wären alle Plätze um Severus und Draco herum wahrscheinlich leer geblieben. Mutig setzte sich Luna direkt neben ihren ehemaligen Lehrer und grüßte dabei mit verträumtem Blick: „Guten Abend, Professor Snape.“ Sie blickte Draco an und grüßte ihn ebenfalls: „Draco.“ Sie dachte sich nichts dabei, ihn beim Vornamen zu nennen und nickte dem ehemaligen Klassenkameraden höflich zu. Neville schluckte hörbar, bevor er ebenfalls die beiden begrüßte, Draco jedoch förmlich mit Mr. Malfoy anredete.

Es war für Severus offensichtlich, dass Miss Lovegood die treibende Kraft gewesen war. Niemals hätte Mr. Longbottom sich freiwillig an einen Tisch mit ihm gesetzt, denn immerhin war er sein Irrwicht. Verdutzt betrachtete Severus die ältere Dame, die sich neben Mr. Longbottom setzte und von ihm als seine Großmutter vorgestellt wurde.

Draco bemerkte, wie Susan einige Meter entfernt mit einem jungen Mann und einer jungen Frau sprach und danach mit einer Geste ihrer Hand in seine Richtung deutete. Die zwei kamen schnurstracks auf Dracos Tisch zu und fragten höflich, ob sie Platz nehmen dürften. Draco kannte die beiden vom Sehen, aber Namen fielen ihm nicht ein. Severus übernahm die Begrüßung und sagte: „Guten Abend, Miss Abbott, Mr. Finch-Fletchley! Nehmen Sie ruhig Platz.“ Ein Stuhl neben Draco war noch frei. Er wusste, dass die meisten Angst davor hätten, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Trotzdem war es ein unangenehmes Gefühl, dass der Platz neben ihm noch immer unbesetzt war. Noch unangenehmer war der Gedanke daran, dass er über den ganzen Abend hin unbesetzt bleiben könnte. Es war ihm fast egal, wer sich neben ihn setzen würde, solang nicht für alle anderen ersichtlich war, dass man ihn nicht leiden konnte.

Als der Minister mit seiner Rede begann und alle auf die Bühne starrten, fühlte Draco, wie der Stuhl neben ihm leise vom Tisch gezogen wurde. Er blickte auf und schaute Miss Bones direkt in die Augen. Sie beugte sich vor und fragte ihn leise ins Ohr: „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich neben Ihnen Platz nehme?“ Er schüttelte den Kopf. In diesem Moment war es ihm wichtiger, dass der Stuhl neben ihm nicht verwaist blieb. Nickend grüßte Severus den neuen Tischgast, bevor er sich wieder Arthurs Rede widmete.

Der Minister hielt sich kurz. Nachdem er alle Gäste und Preisträger begrüßt hatte, klatschte er in die Hände. In diesem Moment erschienen auf den Tischen Speisen von überwältigender Üppigkeit. Vor Draco und Miss Bones materialisierte sich ein Spanferkel. Vor Severus tauchte ein gespickter Fasan auf, der noch immer mit seinen bunten Federn zu imponieren hoffte. Wie beim ersten Abendessen in Hogwarts machte Draco auch dieses Mal große Augen, bevor er gierig zugriff und sich zwei Stücken von dem Spanferkel nahm, dabei das duftende Gemüse völlig außer Acht ließ.

Neville konnte noch immer nicht glauben, dass Luna während des Essens von sich aus ein Gespräch mit Snape begonnen hatte und daraus tatsächlich eine lockere, interessante Konversation entstanden war. Er hingegen unterhielt sich lieber mit seiner Oma und den ehemaligen Hufflepuffs, die ihm gegenüber saßen.

Nach dem Spanferkel hatte Draco beim Fisch zugelangt, um sich jetzt mit Severus’ Hilfe beim Fasan zu bedienen. Schäkernd bemerkte Miss Bones: „Mr. Malfoy, wo essen Sie das alles nur hin?“
Eine schnippische Bemerkung lag Draco bereits auf der Zunge. Bevor er jedoch entgegnen konnte, dass seine Essgewohnheiten niemanden etwas angehen würden, spürte er einen Stoß an seinem Bein. Severus hatte ihm vor diesem Event sehr deutlich gemacht, dass er nur mitkommen dürfte, wenn er sich gesittet benehmen würde. Der Tritt sollte ihn daran erinnern, höflich zu bleiben und so erwiderte Draco manierlich: „Ich konnte schon immer viel essen. Liegt vielleicht an den Genen.“ Miss Bones wurde mit einem Male sehr blass.
Nachdem sie kräftig geschluckt hatte, sagte sie: „Sie machen einen neidisch! Andere müssten tagelang hungern, um wieder auf ihr Gewicht zu kommen.“
Den Charmeur spielend antwortete Draco: „Nicht doch Sie, Miss Bones. Sie hätten das nicht nötig. Wie wäre es mit etwas Fasan?“

Severus hatte wenig gegessen, damit sein Magen bei der Aufregung nicht zu rumoren begann. Äußerlich war es ihm nicht anzusehen, aber innerlich zitterte er vor Überspanntheit. Miss Bones hatte ihn und die anderen beiden Preisträger über die Reihenfolge aufgeklärt, in welcher die Preise verliehen werden würden.

Zuerst wurde Professor Dumbledore auf die Bühne gebeten. Noch bevor sich der alte Zauberer von seinem Stuhl erhoben hatte, war tosender Beifall zu hören, der ihn bis auf die Bühne hin begleitete. Die Blitzlichter der Kameras erhellten den Saal wie ein heftiges Wetterleuchten. Mit der Verleihung konnte erst fortgefahren werden, als Minister Weasley mit einer Geste um Ruhe bat.

Severus war erstaunt darüber, dass Albus seine Rede kurz und knapp gehalten hatte. Ein Dank an alle und die Versicherung, dass er diesen Preis seiner Bedeutung wegen herzlich gern entgegennahm war alles, was er zu sagen hatte. Trotz der knappen Rede folgte heftiger Applaus, als Albus sich wieder zu seinem Platz begab. Severus klatschte mit, obwohl sein Herz eine Wanderung hinauf in seine Kehle gemacht hatte. Er wäre der Nächste, wie Miss Bones vorhin erklärt hatte. Eine Rede hatte er lediglich in seinem Kopf vorbereitet, aber nicht schriftlich.

Nun war es soweit. Severus hörte nicht Arthurs einleitende Worte, aber als er seinen Namen vernahm, stand er wie ferngesteuert auf und ging nach vorn. Als er die Stufen der Bühne betrat, fühlte er sich unbehaglich, denn ihm wurde mit einem Male bewusst, dass man ihm keinen Applaus schenkte. Nur vereinzelt klickte eine Kamera. Auf der Bühne wurde er von seinem langjährigen Bekannten Arthur freundlich begrüßt, bevor er als Minister seiner Pflicht nachkam und seine kurze Rede hielt. Sie sahen sich in die Augen, während Arthur ihm den Orden in einer prunkvollen, kleine Schachtel mit den Worten überreichte: „…und aus diesem Grunde, Professor Snape, überreiche ich Ihnen für Ihre Verdienste zum Wohle der nichtmagischen und magischen Gesellschaft den Orden des Merlin erster Klasse!“

Severus streckte seine Hand nach dem Orden aus. In dem Moment, als sie die Schachtel berührte, ertönte ein Buhruf. Er war nicht lang genug, um den Unruhestifter ausfindig machen zu können, aber durchaus so laut, dass Arthur und Severus gleichzeitig ihren Blick auf die Gästeschar richteten und ihre Augen über einige Leute schweiften. Niemandem war der Buhruf entgangen. Einige schauten sich mokiert um; andere wiederum taten so, als hätten sie ihn nicht gehört. Arthur richtete seinen Blick wieder auf Severus und er erkannte, dass der Mann von diesem Zwischenfall tief getroffen war. Leise sagte er zu dem Preisträger: „Severus!“ Severus blickte Arthur an. Nicht den Minister, nicht Mr. Weasley, sondern Arthur, seinen Ordensbruder; seinen Verbündeten. Arthur flüsterte: „Severus, mach dir nichts draus!“ Einmal kräftig ein- und ausatmend nahm Severus den Preis entgegen.

All die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, waren durch diesen einzelnen Buhruf zunichte gemacht worden. Es schien nicht mehr von Bedeutung, ein paar Worte an die Gäste dieser Verleihung zu richten. Es war nicht wichtig, dem Publikum mitzuteilen, wie er fühlte. Es war nicht wichtig, dass sie ihn vielleicht anders sehen würden, nachdem er sich geöffnet hatte, denn das, und das war ihm in dem Moment klar geworden, als jemand die Frechheit besessen hatte, seine negative Meinung über ihn unverblümt kundzutun, würde sowieso niemals geschehen. Solang das verblassende Mal des Dunklen Lords auf seinem Unterarm verweilen würde und damit seine Vergangenheit nicht nur ihm vor Augen gehalten werden würde, solange würde er keine aufrichtige Anerkennung erhalten. Was er auch sagen würde, es würde niemanden interessieren. Niemand würde seinen Worten glauben schenken, auch wenn er gerade in diesem Moment so bereit war, die Wahrheit zu sagen. Warum sollte man etwas sagen, wenn niemand gewillt war zuzuhören und zu verstehen? So entschloss sich Severus dazu, nur mit wenigen Worten, die sehr denen von Albus ähnelten, allen Anwesenden zu danken, bevor er sich zurück zu seinem Platz begab. Nichts von dem, was ihm jahrelang auf der Zunge gebrannt hatte, verließ seine Lippen.

Harry war enttäuscht. Enttäuscht von den Gästen, die nicht bereit waren zu applaudieren, als Severus nach vorn gegangen war. Er selbst hatte erwägt zu klatschen, wollte aber nicht, dass sein Kollege zu der Annahme kommen würde, alle Leute würden nur Beifall spenden, weil er, der berühmte Harry Potter, damit begonnen hatte. Es brauchte nur irgendjemanden, der den Applaus ins Rollen bringen würde. Selbst Dumbledore hatte sich zurückgehalten und, so dachte Harry, aus denselben Gründen wie er selbst. Jemand anderes hätte es sein müssen; selbst Draco hätte der Erste sein dürfen. Harry war davon überzeugt, dass alle mitgeklatscht hätten, wenn nur eine einzige Person damit begonnen hätte.

Bevor Harry mit der Überlegung spielen konnte, Blickkontakt zu Neville und Luna aufzunehmen, um ihnen per Geste zu verstehen zu geben, dass sie klatschen sollten, war es auch schon zu spät gewesen. Arthur hatte mit seiner Rede begonnen. Als Severus den Orden entgegennehmen wollte, geschah etwas, was Harry zutiefst betroffen machte. Jemand rief kurz, aber laut „BUH!“. Sein Kopf war daraufhin in die andere Richtung geschossen. Harry hatte hinter sich geblickt, um denjenigen ausfindig machen zu können, der so dreist gewesen war, einer wichtigen Veranstaltung wie dieser hier einen so bitteren Nachgeschmack zu verleihen. Er hätte dem Verursacher nach der Verleihung gern den Kopf gewaschen, aber niemand schien es gewesen zu sein. Selbst Sirius hatte sich zunächst echauffiert umgeblickt, bevor er zu Remus geschaut und wegen Snapes peinlicher Situation frech zu grinsen begonnen hatte. Das Grinsen war ganz schnell wieder verstorben, als Remus ihm einen warnenden Blick zugeworfen hatte, denn seine Laune war aufgrund des unerhörten Vorfalls ebenfalls im Keller.

Harry hatte wieder zur Bühne geblickt, als Arthur Severus dazu aufforderte, ein paar Worte zu sagen. Durch Severus’ steinerne, emotionslose Miene hindurch hatte Harry den bestürzten Gesichtsausdruck festmachen können. Seine tiefe, ruhige Stimme während der kurzen Rede zeugte von fast unhörbar kleinen Abweichungen im Tonfall gegenüber der Sprechweise, die Severus normalerweise benutzte. Diese Abweichungen registrierte natürlich auch Dumbledore, denn sie zeigten für diejenigen, die den Zaubertränkemeister etwas näher kannten, wie tief getroffen Severus war. Severus war von dem Buhruf enttäuscht, war von den Gästen hier enttäuscht, war von der Gesellschaft enttäuscht. War von Harry enttäuscht? Harry blickte hilfesuchend zu Dumbledore hinüber. Der erste Preisträger des Abends schaute zurück; mit trauriger Miene und ohne jegliches Zwinkern in den Augen. Dumbledore hatte gehofft, dass Severus Anerkennung finden würde. Er war es ihm schuldig, doch dieser Augenblick stellte eine Situation dar, die Dumbledore niemals manipulieren würde. Er wollte, dass die Gesellschaft diesem Mann von sich aus einen Platz in ihr gab. Er wollte, dass Severus wusste, dass die Zauberergesellschaft ihn aus freien Stücken aufnehmen wollte und deshalb griff Dumbledore nicht ein. Deshalb klatschte er nicht als Erster und deshalb sagte er auch jetzt nichts. Er blickte nur zu Harry!

Der Blickkontakt mit Dumbledore endete erst, als Harry seinen Namen hörte und den hörte er nur, weil Arthur einen Sonorus-Zauber angewandt hatte. Ansonsten hätte Harry nichts gehört, denn es herrschte ein Heidenlärm aufgrund des Beifalls für den letzten Preisträger des Abends. Der Beifall wurde mit jubelnden Zurufen und einem Blitzgewitter untermauert. Alles zusammen dröhnte ohrenbetäubender durch den Raum als bei Dumbledore. Die Leute klatschten so laut, dass Harry nicht einmal hören konnte, wie Sirius sagte, er solle nach vorn gehen.

Die Hälfte dieses Beifalls gehörte Severus, dachte Harry. Ernüchtert von dem Buhruf und dem fehlenden Applaus für einen Mann, der es heute am meisten verdient hatte, ging Harry nach vorn. Mit gleichgültigem Gesichtsausdruck ließ er des Ministers kurze Rede über sich ergehen und nahm ohne jeglichen Enthusiasmus den Orden entgegen.

Harry hatte im Vorfeld gewusst, dass er der Letzte sein würde, der den Orden überreicht bekommen würde. Er hatte sich in den Tagen zuvor den Kopf zermartert, was er denn sagen sollte. Er wollte in jedem Fall mehr sagen als nur „danke“. Harry hatte das Gefühl, dass er jetzt zu den vergangenen Ereignissen weitere Worte verlieren musste, aber die richtigen kamen ihm einfach nicht in den Sinn; jedenfalls nicht sofort. Er wandte sich nach dem üblichen Händeschütteln und den Dankesbekundungen des Ministers bereits zum Gehen ab, als er plötzlich innehielt und sich noch einmal umdrehte, um doch zu den Anwesenden zu sprechen. Harry schloss für einige Momente die Augen. Jetzt waren sie plötzlich alle da, die Worte, die er mit bedächtiger Stimme an das Publikum richtete:

„Es ist schon ein wenig seltsam, jetzt hier zu stehen und den Orden des Merlin entgegenzunehmen. ’Der Junge der überlebte’ und der viele Schulregeln brechen musste, um am Leben bleiben zu können. Aber es fühlt sich auch richtig an, hier zu sein; und in diesem Moment wird mir bewusst, für wen ich hier stehe. Für euch! Für meine Familie und meine Freunde. Für das Wichtigste, für das es sich zu kämpfen und zu sterben lohnt. Ohne euch wäre ich nicht hier und deshalb kann ich diesen Merlin nicht nur für mich entgegennehmen, sondern stellvertretend für euch alle – für euch, die ihr meine Familie seid!“, sagte Harry.

Nach dem letzten Satz herrsche atemlose Stille und er fühlte, dass er fortfahren musste, wenn er zu Ende bringen wollte, was er angefangen hatte.

„Wir alle haben in diesem Krieg verloren. Wir mussten Dinge tun, von denen wir glaubten, dass sie für die, die uns am Herzen liegen, das Beste wären, auch wenn wir nie genau herausfinden konnten, ob es auch wirklich so war. Wir trafen Vorsichtsmaßnahmen, von denen wir dachten, dass sie erforderlich wären, ohne Rücksicht auf Verluste. Zu vielen Menschen hat dieser Krieg das Leben gekostet. Zu viele sind gestorben, damit ich leben konnte. Und auch ich glaubte mich gezwungen, Leid zufügen zu müssen, um noch Schlimmeres zu verhindern.“

Nach seinem letzten Satz schweiften Harrys Augen über die Anwesenden und blieben für einen Moment auf der jungen Frau mit den roten, langen Haaren ruhen, die sich eine Träne von der Wange wischte, bevor er schwermütig seinen Blick von ihr abwandte, um mit dem, was ihm auf dem Herzen lag, fortzufahren:

„Doch all das war nichts im Vergleich zu dem, was ein einzelner Mann tat. Er hat es für uns getan. Er hat es getan, weil er es für das Richtige hielt.

Ich habe ihn nie so sehen können, wie er wirklich war. Niemand konnte es; niemand durfte es können! Zum Schluss konnte es vielleicht nicht einmal mehr er selbst. Zu sehr war er von seiner Aufgabe eingenommen. Zu groß war seine Sorge um uns und die anderen Schutzbefohlenen. Doch wir haben ihn nicht verstanden; haben uns nicht die Mühe gemacht, hinter den Spiegel sehen zu wollen. Wir haben ihn einzig nach dem Gesicht beurteilt, das er uns jahrelang zeigen musste.

Ich habe ihn einmal einen Feigling genannt. Es hat lange gedauert, bis ich erkannte, dass ich damit völlig falsch gelegen habe. Ich denke, ich durfte es auch gar nicht früher erfahren. In Wahrheit war er nämlich der mutigste Mensch, dem ich je begegnen durfte. Das weiß ich jetzt und es ist Zeit, dass wir alle ihn für seine Taten ehren, die selbstloser nicht hätten sein können. Wir mögen vielleicht nur erahnen, auf was er sein Leben lang verzichten musste oder was er in all den Jahren hat durchmachen müssen. Alle Worte dieser Welt reichten nicht aus, sein Grauen zu erfassen. Ich empfinde tiefe, ehrliche Dankbarkeit, dass er mir stets zur Seite gestanden hat, auch wenn ich nicht vermochte, es immer gleich zu erkennen.

Ich verneige mich vor Ihnen, Professor Severus Snape!“

Harry verbeugte sich tief. Keiner der Anwesenden konnte fühlen, welche Kraft ihn dieser Schritt kostete. Er hielt es jedoch für erforderlich. Wieder gab es keinen anderen, der ihm diese Last hätte abnehmen können.

Man hörte jede Diele quietschen, als Harry die Stufen nach unten schritt, so still war es im Saal. Sein Blick hatte etwas seltsam Verträumtes. Er strahlte Zufriedenheit aus! Harry ging an einigen Tischen vorbei, so auch an dem von Severus. Dieser drehte sich um, sah nach oben und ergriff Harrys Arm, bevor er weitergehen konnte.

„Warum hast du das getan?“, fragte der Zaubertränkemeister erstaunt.

„Weil es jemand tun musste und nur ich konnte das tun, damit sie es auch glauben!“, erwiderte Harry ehrlich. Als er seinen Blick durch die Halle schweifen ließ, wurde Severus klar, das Harry damit auch die gesamte magische Gesellschaft meinte und nicht nur ihn selbst.

An seinem Tisch angelangt ließ sich Harry nieder. Jeder Gast war perplex, erstaunt oder berührt, doch keiner war in der Lage, irgendetwas zu tun; so gewichtig lagen Harrys Worte allen noch in den Ohren.

Susan war die Erste, die zu klatschen begann. Sofort folgte der gesamte Tisch ihrem Beispiel und Luna, Neville, dessen Großmutter, Draco und die beiden Hufflepuffs klatschten mit. Susan wollte jedoch verdeutlichen, wem ihr Applaus galt. Er galt nämlich nicht Harry und seiner Rede, sondern Professor Snape, dem die Rede gewidmet war. So erhob sich Susan, drehte sich zu Professor Snape und schenkte ihm mit einem breiten Lächeln ihren Applaus.

Der Tisch, von dem man als nächstes den erhofften Beifall hörte, war Harrys Tisch. Lupin war zusammen mit Hermine der Erste, der sich klatschend erhoben hatte, gefolgt von Dumbledore, Harry und gleich darauf allen anderen, selbst dem sich zunächst sträubenden Sirius.

Wie Harry es vorhin gehofft hatte, würde eine klatschende Person ausreichen, um die anderen zu animieren. Weitere Gäste erhoben sich Beifall schenkend, bis letztendlich alle Leute standen, applaudierten und Severus ihre Anerkennung zukommen ließen.


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