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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Stolz und Vorurteil

von Muggelchen

Nachdem Draco mit Harry drei Stunden über Flüche und Dunkle Künste gesprochen hatte, begab er sich in seine Räume, um den Brief von Susan zu lesen.


„Sehr geehrter Mr. Malfoy,

ich möchte mich bei Ihnen für den netten Abend bedanken. Ich hatte lange keine Gelegenheit mehr gefunden zu tanzen.

Um auf meine Einladung zurückzukommen, so würde ich Sie gern diesen Dienstag zu 20 Uhr in meinem Haus begrüßen. Ich hoffe, Sie finden die Zeit für einen Besuch bei mir.

Mit freundlichen Grüßen,
Susan Bones“


Am Dienstag suchte Draco Severus auf, um ihm Bescheid zu geben, dass er abends bei Miss Bones sein würde.

„Ah, findet das wichtige Gespräch doch statt! Was bringst du ihr mit?“, fragte Severus.
Draco stutzte und sagte einen Moment später gereizt: „Das ist kein Date, Onkel. Warum sollte ich ihr etwas…“
Er wurde unterbrochen, als Severus gelassen klarstellte: „Sie ist deine Gastgeberin. Ich bin mir sicher, dein Vater hat dir beigebracht, welch manierliches Verhalten zu solchen Anlässen erforderlich ist.“ Natürlich hatte sein Vater ihm das beigebracht. Je nachdem, wie gut man eine Dame kannte, brachte man ihr entweder ein kleines Sträußchen, einen Likör oder etwas Süßes mit.

Pünktlich klopfte Draco bei Susan an die Tür und ihm wurde unverzüglich geöffnet. Sie sah nervös aus, bemerkte Draco. „Mr. Malfoy! Schön, dass Sie hier sind! Treten Sie doch ein…“ Wortlos überreichte er ihr einen kleinen Strauß Blumen, den sie dankend annahm.

Er stand eine Weile am Kamin und betrachtete abwesend wirkend das Feuer. Es schien, als wäre er mit seinen Gedanken woanders. Außerdem wirkte er unsicher. Susan ging es am heutigen Abend nicht anders. Sie hatte sich dafür entschieden, dass sie Draco nicht seinem Schicksal überlassen wollte. Heute Abend würde sie es ihm sagen; würde ihm sagen, dass sein Vater durch Gendefekte sein Augenlicht verloren hatte und es sehr wahrscheinlich wäre, dass er später ebenfalls erblinden würde.

Der Gedanke war grauenvoll, mit dieser Kenntnis leben zu müssen, während Draco unbesorgt seiner Wege ging. Wenn Susan in zwanzig Jahren davon erfahren würde, dass auch er langsam erblindete, würde sie sich in Grund und Boden schämen und sich selbst vorhalten müssen, ihn damals nicht gewarnt zu haben. Sie hatte bereits Schuldgefühle für jede Minute, die er nicht bei Spezialisten für genetische Defekte verbrachte.

Aus seinen Gedanken gerissen folgte Draco der sich ihn heranwinkenden Susan in ein gemütliches Wohnzimmer. Er nahm auf dem pflaumenfarbenen Sofa Platz, auf welchem er unbefangen, wie Zuhause, ein Bein auf das Sitzkissen stellte. Susan schien sich von seinem Benehmen nicht gestört zu fühlen und nachdem sie ihm ein Glas mit Met gereicht hatte, setzte sie sich lässig neben ihren Gast.

An dem Met riechend zog Draco die Augenbrauen hoch und sagte schelmisch: „Im Eichenfass gereift! Miss Bones, Sie machen mich sprachlos!“ Er meinte es nett und Susan nahm es so auf.
Lächelnd erwiderte sie: „Ich trinke nicht gern allein, Mr. Malfoy. Aber wenn ich mal nicht allein bin, dann gönne ich mir gern etwas Gutes!“ Sie steckte ihn mit ihrem unbefangenen Lächeln an.

„Sagen Sie, haben Sie schon etwas gegessen?“, fragte sie nach einem Augenblick höflich. Draco nickte. Nachdem er einen Hauch von Enttäuschung in ihrem Gesicht bemerkt hatte, erklärte er: „Was nicht heißt, dass ich nicht noch etwas essen könnte.“
Susan lächelte erfreut und erhob sich, um in die Küche zu gehen, aber an der Tür drehte sie sich zu ihm um. Mit leicht erröteten Wangen sagte sie zurückhaltend: „Nehmen Sie es mir nicht übel, aber es steht Ihnen!“
„Was steht mir?“, fragte Draco verwirrt.
Susan antwortete leise: „Na ja, ich fand Sie immer etwas zu dünn. Sie haben ein wenig zugelegt und ich finde, das steht Ihnen wirklich gut!“

Bevor Draco unüberlegt antworten würde, fragte er sich, was Severus dazu sagen würde. Er hörte die belehrende Stimme seines Patenonkels in seinem inneren Ohr, der sagte: „Das ist ein Kompliment, Draco. Gib eines zurück oder bedank dich dafür!“ Draco sagte lediglich: „Danke…“

Nach dem leckeren Essen und einer erstaunlich lockeren Unterhaltung in der großen Küche begaben sich beide zurück ins Wohnzimmer. Draco starrte Susan an und fragte letztendlich: „Also, was ist so wichtig?“ Susan schluckte.
Sie erklärte im Vorfeld mit bedachter Stimme: „Die Situation ist nicht leicht für mich, Mr. Malfoy, weil ich weiß, dass sie auch für Sie nicht leicht sein wird.“ Sie seufzte.

Nach einem Augenblick sagte sie vorsichtig: „Draco?“ Sie hatte seinen Vornamen benutzt und wartete einen Moment ab, wie er darauf reagieren würde. Draco entschied, dass Miss Bones eine der wenigen war, die er näher an sich heranlassen wollte.
„Susan?“, erwiderte er höflich, um ihr die Erlaubnis zu geben, ihn beim Vornamen nennen zu dürfen.
Sie lächelte erleichtert, aber ihr Lächeln verschwand, als sie sehr ernst sagte: „Draco, ich muss dir etwas sehr, sehr Wichtiges sagen! Es geht um deinen Vater. Ich weiß, was ihm fehlt. Ich kenne seine Krankenakte. Er hat mir allerdings verboten, dir davon zu erzählen, aber ich kann das nicht einfach…“ Susan war so aufgeregt, dass sie kräftig schlucken musste, weil ihr Hals plötzlich so trocken war. Mit zittriger Hand, die an einer Strähne ihres roten Haares spielte, fuhr sie fort: „Ich kann nicht einfach zulassen, dass es dir eines Tages genauso ergehen wird wie ihm.“

Sie gab sich einen Ruck und redete drauf los, bevor ihre Unsicherheit Oberhand gewinnen würde. Sie schilderte ihm alle Einzelheiten über die Erkrankungen seines Vaters und über Jahrhunderte angereicherte Erbkrankheiten in der Familie Malfoy. Es schockte Draco sichtlich zu erfahren, dass mindestens eine von diesen ganzen Krankheiten mit großer Wahrscheinlichkeit später bei ihm ausbrechen würde. Sie erklärte ihm jedoch auch die medizinischen Möglichkeiten, auf die er und sein Vater zurückgreifen könnten.

Es schmerzte sie, sein Gesicht zu sehen, während er kommentarlos und mit abgewandtem Blick ihren Worten lauschte.

Nachdem Susan ihre Ausführung beendet hatte, blickte Draco verstört und aufgewühlt zu Boden. Seine Hand fuhr erst durch sein Haar, ruhte danach auf seiner Stirn und legte sich im Anschluss zittrig über seine Augen. Es war ihm peinlich, dass Susan nicht nur über die gesundheitlichen Probleme seiner Familie so gut unterrichtet war, sondern dass er selbst von diesem „Familienfluch“ überhaupt nichts wusste. Die Malfoys hatten ihre Probleme gekonnt totgeschwiegen. Bei seinem Großvater war es offenbar nur Zufall gewesen, dass dessen Erblindung in die Zeit seines Krankenhausaufenthaltes gefallen war. Es war Draco unangenehm, dass seine Familie, die immer so stolz auf ihr reines Blut gewesen war, genau daran zugrunde zu gehen schien. Und Susan wusste davon. Susan war eine Halbblüterin. Susan…

Abrupt stand Draco auf und ging hinüber zum Kamin. Er blickte ins Feuer und sagte kein Wort, während er eine Hand an die Hüfte stemmte und mit Zeigefinger und Daumen der anderen sich die Mundwinkel rieb. Susan war sehr bewegt. Die Gefühle, die sie seinem Gesicht hatte entnehmen können, während sie ihm alles offenbart hatte, hatten sie tief berührt. Einen Moment lang ließ sie ihn in Ruhe. Sie bewegte sich nicht, sagte nichts und blickte ihn nicht an. Sie bemerkte nur, wie seine Atmung immer aufgeregter wurde.

Es war ihm nicht klar, warum Susan ihm das alles gesagt hatte. Wollte sie ihm vor Augen führen, was für Abfall er und seine reinblütige Familie in Wirklichkeit war? War es ihr eine Genugtuung zu wissen, ihn so tief getroffen zu haben? Wollte sie ihm einfach eins auswischen? Wut stieg in ihm auf, weil er sich betrogen fühlte. Betrogen von seinem Großvater, von seinem Vater… von seiner Mutter? Vielleicht wusste sie überhaupt nichts davon? Das einzige, was Draco noch besaß, war ihm eben genommen worden: sein Stolz!

Er drehte sich abrupt um, so dass Susan erschrocken zusammenfuhr. Seine Gesichtszüge wirkten gequält, weil er Wut und Schmerz unterdrücken wollte. Leise zischelte er: „Und? Sind Sie zufrieden?“ Er wollte wieder Abstand zu ihr gewinnen, indem er sie siezte.
Verdattert schüttelte sie den Kopf und fragte vorsichtig: „Was meinen Sie?“
Draco schnaufte und erklärte: „Sind Sie zufrieden, dass Sie mir endlich für mein Benehmen einen Denkzettel verpassen konnten? Dass Sie mir endlich zeigen können, dass ich nicht besser bin als…“ Vor Wut und Enttäuschung begann sein Körper zu beben.
Susan nutzte die kleine Pause und erklärte ehrlich und mit ruhiger Stimme: „Sie haben einen falschen Eindruck von mir. Es war nicht meine Absicht, Ihnen wehzutun.“
Von lauten Atemgeräuschen unterbrochen, die Schluchzern ähnelten, lachte Draco auf und sagte sarkastisch: „Es macht Ihnen doch Spaß, mir unter die Nase zu reiben, dass ich Dreck bin oder? Ist es das?“
„NEIN!“, brüllte Susan erbost. „Warum denken Sie so von mir? Warum sollte es mir Freude bereiten, anderen Leid zuzufügen? Es tut weh, wirklich weh, dass Sie mich so einschätzen, Mr. Malfoy!“, fügte sie entrüstet und enttäuscht hinzu.

Draco griff nach seinem Umhang und sagte derweil zornig: „Was kümmert es Sie? Was kümmert es Sie überhaupt?“ An der Tür angelangt sagte er mit einem bedrohlichen Zittern in der Stimme: „Halten Sie sich fern von mir!“ Seine eigenen Worte versetzten ihm unerwartet einen Stich im Herzen.

„Eine Sache noch!“, sagte Susan und Draco hielt abrupt inne, drehte sich jedoch nicht zu ihr um. „Ich möchte nur noch, dass Sie wissen…“ Sie wählte andere Worte: „Wenn Ihr Vater erfahren sollte, dass ich Ihnen davon erzählt habe, dann werde ich möglicherweise meinen Job verlieren.“ Er drehte sich zu ihr um, aber bevor er etwas Böses entgegnen konnte, sagte Susan mit bebender Stimme und Zornestränen in den Augen: „Oh nein, ich werde nicht um Ihre Gnade betteln! Ich habe mir vorher sehr genau überlegt, was auf mich zukommen könnte und ich werde die Konsequenzen für mein Handeln tragen. Mir ist völlig gleich, was Sie jetzt tun werden! Verschwinden Sie!“ Wimmernd fügte sie hinzu: „Ich ertrag Sie nicht mehr…“

Sie warf die Tür zu und ließ ihn stehen. Draco lief laut fluchend durch ihren Garten bis vor den Zaun, bevor er sich bereit zum Apparieren machte, doch er zögerte. Meinte sie es wirklich nur gut? Sollte er zurückgehen und sich entschuldigen? Sein Vater würde auf jeden Fall zurückgehen, aber nur aus dem Grund, ihr das Maul zu stopfen, aber er hatte das nicht nötig, denn er hatte sie bereits in der Hand. Ein Wort von ihm und sie hätte einige Probleme am Hals; wäre möglicherweise ihren Job im Ministerium los. Das war der Moment, in welchem Draco stutzig geworden war. Warum hatte sie es ihm überhaupt gesagt, wenn für sie so viel auf dem Spiel stand?

Vor Hogwarts angekommen steuerte er schnurstracks auf die Kerker zu. Erneut wurde er von Wut und Verzweiflung übermannt, als er in Gedanken wiederholte, was sie ihm offenbart hatte. Harry, der gerade von Severus kam, bemerkte, wie Draco durch sein Portrait ging und hastete hinterher. Er wollte ihm seinen fertigen Fragebogen zeigen und noch über ein, zwei Dinge mit ihm reden. Als Harry in dessen Wohnzimmer stand, erschrak er, denn Draco hatte mit einer Hand wütend eine Schale mit Obst vom Tisch gefegt. Bevor er etwas sagen konnte, schlug Draco mit der gleichen Hand einige Flaschen aus einem Regal und fügte sich dabei eine Schnittwunde auf dem Handrücken zu.

Vorsichtig nannte Harry ihn beim Vornamen, aber weil Draco in diesem Moment ein Tintenfass vom Tisch schlug, hörte er ihn nicht. Etwas lauter fragte er besorgt: „Draco, was ist los?“ Draco erschrak. Er hatte nicht bemerkt, dass Harry ihm in sein Zimmer gefolgt war.
„Verschwinde!“, belferte Draco angriffsbereit.
Mutig konterte Harry: „Nein, ich kann dich so nicht allein…“ Doch Draco griff nach seinem Zauberstab und schleuderte Harry einen Fluch entgegen, dem er nur ausweichen konnte, weil er mit einem Hechtsprung hinterm Sofa Schutz suchte. „Hast du einen Knall? Was soll das?“, brüllte Harry sauer, der vorsichtshalber auch seinen Zauberstab zückte.
„Du sollst verschwinden, hab ich gesagt!“, keifte Draco, der sich wieder ohne Zauberstab der weiteren Zerstörung seines Eigentums widmete.

Vorsichtig näherte sich Harry dem Aufgebrachten, aber nicht vorsichtig genug, denn der Blonde schwang herum, nahm Harry am Schlafittchen und presste ihn gegen eine Wand. Auf Dracos beleidigende Worte hörte Harry nicht, denn er war von dem Mienenspiel in dessen Gesicht fasziniert und gleichzeitig berührt. Irgendwas musste Draco widerfahren sein, was ihn so hilflos wütend machte, dachte Harry.

Plötzlich begann Draco mit seinen Fäusten zuzuschlagen, aber Harry konnte ihnen geschickt ausweichen. In einem Moment der Schwäche erwischte er Dracos Arme und drehte sie auf dessen Rücken. Er schwang Draco herum und fixierte den kampfunfähigen und dennoch aggressiven Mann mit seinem eigenen Gewicht zwischen Schrank und Wand. Die beiden jungen Männer sanken nach einer Weile wie in Zeitlupe zu Boden. Mal kniend und mal sitzend ließ er nicht von Draco ab, der noch immer versuchte, sich aus Harrys Griff zu befreien.

Nur langsam beruhigte sich Draco, dessen Schimpftiraden mittlerweile verstummt waren. Als Harry seine Arme nicht los ließ, sie aber nach vorn vor dessen Brust führte, bemerkte er die blutige Hand. Er ließ noch einen Moment vergehen, in welcher er Dracos aufgeregter Atmung lauschte, die nur selten von Schluchzern unterbrochen wurde. Draco wehrte sich nicht mehr und war nun beunruhigend still.

Die blutige Hand inspizierend sagte Harry besorgt: „Das muss gereinigt werden; die Tinte könnte sonst das Blut verunreinigen!“
Mit roten Augen und von Tränen befeuchtetem Gesicht schrie Draco wütend und verzweifelt: „DAZU BRAUCHT ES KEINE TINTE MEHR!“ Dann begann er hoffnungslos zu heulen. Harry wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Er hatte Draco bisher nur ein einziges Mal so aufgewühlt gesehen und das war auf einer Mädchentoilette gewesen.

Etwas benommen ließ sich Draco von Harry zum Sofa führen. Ohne ein Wort verließ er den verzweifelten Mann, um ein paar Türen weiter Severus um Hilfe zu bitten.

Am nächsten Morgen war Susan nicht zur Arbeit erschienen. Sie rechnete fest damit, dass Minister Weasley sie im Laufe des Tages mit der Nachricht kontaktieren würde, sie wäre suspendiert oder gekündigt. Sie wartete umsonst.

Für alle Klassenstufen hatte Harry bereits seine Testbögen erstellt. Mit Draco hatte er in den letzten beiden Tage hier und da ein Schwätzchen gehalten, aber über den Vorfall war kein Wort fallengelassen worden. Harry wollte es ihm überlassen, darüber zu reden, wenn er es wollte. Was er mitbekommen hatte war, dass Severus seinen Patensohn dazu gezwungen hatte, jemandem einen Brief mit der Bitte um Entschuldigung zu senden. Harry wollte wie üblich nur den Hund ausführen und betrat deshalb Severus’ Wohnzimmer. Er war Zeuge dessen geworden, wie Severus seinen Zauberstab auf den sitzenden Draco gerichtet hatte. Als wäre an dieser Situation nichts außergewöhnlich, hatte Severus gegrüßt: „Guten Morgen, Kollege! Harry freut sich schon auf etwas Bewegung.“ Derweil hatte er Draco den Zauberstab in den Nacken gepresst, während dieser mit einer Feder auf einem Stück Pergament geschrieben hatte. Die Situation war offensichtlich nicht wirklich bedrohlich gewesen. Es hatte auf Harry eher so gewirkt, als würde Draco in diesem Moment den Druck, den Severus auf ihn ausgeübt hatte, benötigen und sogar befürworten. Als Severus über Dracos Schulter hinweg auf das Pergament geschaute hatte, hatte Harry ihn noch im Hinausgehen Severus hören können: „’Entschuldigung’ wird groß geschrieben. Das Ganze noch ein Mal und in Schönschrift!“

Am nächsten Tag saß Susan in ihrem Büro und rechnete jeden Moment mit einem zornigen Minister. Der kam dann auch gegen Mittag und sagte aufgebracht: „Susan, ich muss dringend mit Ihnen reden!“ Er warf ihr eine Akte auf den Tisch, die ein großes Projekt beinhaltete, welches der Minister so schnell wie möglich beginnen wollte.

„Mr. Weasley, das ist eine Aufgabe, die sehr zeitaufwändig ist!“, sagte Susan erstaunt, als sie Vorschläge für Gesetzesänderungen zum Vorteil von Halbmenschen und Tierwesen beäugte.
Mr. Weasley versicherte: „Ich vertraue Ihnen, dass Sie diese Aufgabe gewissenhaft und gründlich bewältigen. Wir können es uns nicht leisten, Zeit zu verlieren! Das muss so schnell wie möglich in Angriff genommen werden. Ich weiß, dass es nicht zu Ihrem Aufgabenbereich gehört, aber Sie wissen auch, dass das Ministerium seit dem Krieg nicht mehr vollständig besetzt ist. Die Einstellungsgespräche sind sehr zeitraubend, weil wir nicht versehentlich einen von diesen Radikalen anstellen wollen.“

Susan schluckte. Würde sie mit dieser Arbeit beginnen und sie nicht zu Ende bringen können, weil Lucius Malfoy ihr dazwischen funken würde, müsste ein anderer Mitarbeiter noch einmal von vorn beginnen. Das konnte sie Mr. Weasley doch nicht antun. Mit sich selbst ringend überlegte sie, ob sie ihm von sich aus erklären sollte, was sie getan hatte. Es blieb keine Zeit, denn Mr. Weasley wartete auf eine Antwort und die gab sie ihm mit verhaltener Stimme: „Ich kann das nicht machen! Ich befürchte, dass ich die Aufgabe nicht beenden werde.“

Verdutzt schaute Mr. Weasley in Susans abgeschlagen wirkendes Gesicht. Es schien, als hätte sie lange Zeit geweint, weswegen er mit leiser Stimme fragte: „Warum nicht? Geht es Ihnen nicht gut? Sie sind die Einzige, der ich das zutraue! Warum…?“ Susan überlegte nochmals, welche Möglichkeiten ihr offen standen. Sollte sie ihm sagen, dass sie einen Fehler gemacht hatte oder sollte sie lieber…
„Ich kündige“, sagte Susan resignierend.

Ungläubig starrte Mr. Weasley auf Susan, die bereits den Kopf hängen ließ. Mit väterlich vertrauter Stimme fragte der Minister: „Aber warum? Susan, sagen Sie mir, was Ihnen zu schaffen macht! Brauchen Sie Urlaub? Sie haben sich gestern bereits krank gemeldet. Vielleicht sollten Sie eine Woche…“
Susan schluchzte und erklärte: „Ich bin nicht vertrauenswürdig. Ich habe einen Fehler gemacht und ich hab es absichtlich gemacht!“ Sie erklärte ihm, dass sie unberechtigterweise Malfoys Krankenakte eingesehen und diese persönlichen Informationen an dessen Sohn weitergegeben hatte. „Es wird rauskommen und dann müssen Sie mich eh feuern“, sagte sie unverständlich, weil sie ihr Gesicht in den Händen vergrub.

Mr. Weasley konnte ihren Standpunkt nachvollziehen. Natürlich war er gezwungen, gegen ihren Verstoß vorzugehen und wenn er sich recht entsann, müsste er sie dafür tatsächlich kündigen. Mit steinerner Miene sagte Mr. Weasley: „Susan, Sie haben mich damit in eine missliche Lage gebracht.“ Während sie schluchzte, ging er in ihrem Büro aufgebracht und nachdenklich auf und ab.

Sich ein Herz nehmend sagte Mr. Weasley: „Beruhigen Sie sich! Bisher hat Mr. Malfoy nichts unternommen. Dieses Gespräch zwischen uns hat nie stattgefunden, verstehen Sie?“ Susan nickte.
Mr. Weasley begab sich zur Tür. Er wandte sich noch einmal um und sagte mit trauriger Miene: „Bringen Sie die Akte bitte zu Shacklebolt. Er soll sich um die Gesetzestexte kümmern!“ Damit verließ er ihr Büro.

Spät am Abend, als Susan bereits ihre Tasche packte, kam Mr. Weasley erneut in ihr Büro. Er legte ihr eine andere Akte mit den Worten auf ihren Tisch: „Das ist Ihre neue Aufgabe. Nehmen Sie die Akte mit nachhause! Ich möchte, dass Sie sofort damit beginnen!“ Er lächelte freundlich, wünschte einen guten Abend und verließ eine leicht verwirrte Susan.

Neugierig legte sie ihre Handtasche auf den Schreibtisch, nahm Platz und öffnete die Akte. Die Überschrift lautete:

„Bericht über die Auswirkung von Reinblüterverbindungen, daraus resultierende Genveränderungen und therapeutischer Maßnahmen zur Verhinderung von körperlichen und magischen Veränderungen“

Als sie einen Notizzettel mit Mr. Weasleys Handschrift fand, auf dem stand „Beginnen Sie doch bitte mit der Akte Malfoy“, da lachte Susan erleichtert auf. Sie hatte nun eine offizielle Erlaubnis, Malfoys Krankenakte einzusehen. Nur die Tatsache, dass sie diese vertraulichen Informationen an Draco weitergereicht hatte, stellte noch ein Problem dar. Lucius wusste davon nichts, aber wenn Draco es ihm sagen würde, wäre ihr Job weiterhin in Gefahr.

Sie packte sich nicht nur seine Akte ein, sondern auch die von ein paar andere Reinblutfamilien. Mit ihrem Zauberstab verkleinerte sie den Aktenberg magisch und steckte sich das ganze Bündel in die Tasche. So voll bepackt nutzte Susan einen Kamin in der Vorhalle des Ministeriums, um direkt nach Hause zu gelangen. Insgeheim machte sie sich natürlich immer noch Vorwürfe darüber, was sie getan hatte. Nur dem Umstand, dass es Mr. Weasley war, der nun den Posten des Zaubereiministers innehatte, war es zu verdanken, dass man sie nicht versetzt oder gar gefeuert hatte. Ihren Job zu verlieren wäre jedoch für sie nicht von Belang gewesen. Susan hatte getan, was sie glaubte, tun zu müssen. Dracos Zukunft war das allemal wert, auch wenn der Abend mit ihm nicht ganz so verlaufen war, wie sie sich das vorgestellt hatte. Aber was soll’s, schalt sie sich selbst. Hatte sie wirklich geglaubt, Draco hätte sich geändert? Vielleicht hätte sie einfach noch etwas warten sollen, bevor sie ihm diese Eröffnung machte, doch warten konnte sie einfach nicht. Wie viele andere hatten schon zu lang gewartet? Wie vielen konnte man nicht mehr helfen? Jetzt wusste er es wenigstens. Seine Reaktion hatte ihr zumindest gezeigt, dass er die Sache ernst genommen hatte, es aber einfach nicht wahrhaben wollte. Wie der Vater, so der Sohn. Deshalb hatte er sie auch so beschimpft.

Wie hätte sie wohl reagiert, wenn jemand dahergekommen wäre und behauptet hätte, dass ihre Familie durch Cousinenheiraten verdorbenes Blut haben würde? Susan redete sich ein, dass er einfach ein wenig Zeit für sich selbst brauchen würde, um über die Situation nachzudenken. Weil sie ihn nicht so gut kannte, konnte sie überhaupt nicht einschätzen, wie er nun handeln würde, was sie weiterhin um ihre Anstellung bangen ließ.

Als Susan die Akten aus der Tasche zog und sie wieder in ihren Originalzustand zurückversetzte, flatterte eine Eule zu ihr ins Zimmer. Sie nahm den Brief aus dem Schnabel und belohnte sie mit einem Eulenkeks. Auf der Rückseite des Briefes erblickte sie das Siegel der Malfoys, weswegen sie ihn mit zittrigen Händen beiseite legte. Mehr Beschimpfungen ertrug sie nicht mehr. Vielleicht war es jedoch ein Brief von Lucius, der bereits von seinem Sohn informiert worden war und nun auf Rache sann – sie möglicherweise sogar zu erpressen versuchte. Er hatte bestimmt noch einige mächtige Freunde im Ministerium, die ihr gehörige Schwierigkeiten machen könnten und das, obwohl Mr. Weasley die Angelegenheit nun zur Chefsache erklärt hatte.

Spät in der Nacht siegte jedoch die Neugier und Susan wagte es, den Brief zu öffnen. Sie las:


„Sehr geehrte Miss Bones,

nachdem ich die Geschehnisse des Abends bei Ihnen noch einmal Revue passieren ließ, bin ich zu der Einsicht gelangt, dass mein Verhalten Ihnen gegenüber äußerst inadäquat war.

Erst jetzt hat sich mir eröffnet, in was Sie mich eingeweiht haben; was Sie für Risiken auf sich genommen haben, nur um mir diese beunruhigende Situation anzuvertrauen. Seien Sie versichert, dass ich Ihre Anstrengungen schätze und zweifelsohne diskret behandeln werde.

Für mein Verhalten bitte ich Sie vielmals um Entschuldigung.

Mit freundlichem Gruß,
Draco Malfoy“


Susan las den Brief mehrmals, bevor ihr klar wurde, dass er sich nicht nur entschuldigt hatte, sondern gleichzeitig versicherte, niemandem etwas über diesen Abend zu sagen. Erleichtert atmete sie aus und schloss die Augen. Ihr Job war außer Gefahr.


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