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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Nicholas

von Muggelchen

Das Baby verhielt sich ruhig und döste friedlich, während es durch zehn paar Hände gereicht wurde, bevor es am Ende wieder bei der Mutter landete, die sich im Bett liegend noch von den Strapazen der Nacht ausruhte. Ron hatte sich bis zum Bett vorgekämpft und sich neben seine Schwester gesetzt. Er verzog das Gesicht, als er über den weichen Pflaum des Babykopfes streichelte und vorgetäuscht angewidert sagte: „Schwarze Haare!“
Dafür bekam er von seiner Mutter einen ganz leichten Schlag auf den Hinterkopf, bevor sie leise schimpfte: „Da muss erst die Jüngste kommen, um mich endlich zur Großmutter zu machen.“ Sie drehte sich um und blickte jeden ihrer Söhne an, bevor sie sagte: „Nehmt euch ein Beispiel an eurer Schwester, Jungs!“
„Gib ihr bloß das Baby, dann haben wir einen Moment Ruhe!“, scherzte Ron, wofür er dieses Mal von seiner Mum am Arm geknufft wurde, aber es war so, wie Ron es vermutet hatte. Als Molly wieder den kleinen Jungen im Arm hielt, waren alle anderen Weasleys Luft für sie, selbst ihr Ehemann. Sie lächelte breit, machte ulkige Gesichter und dazu noch seltsame Geräusche, als sie Kontakt mit dem nun erwachten Säugling aufzunehmen versuchte.

Ron schaute grinsend von seiner Mutter hinüber zu Harry, der auf der anderen Seite des Bettes saß und sein Blick fiel auf die sich haltenden Hände seiner Schwester und seines besten Freundes, weswegen er freudestrahlend Harry in die Augen schaute. Nach einem kurzen Moment sagte er flüsternd, so dass nur Ginny und Harry es hören konnten: „Müssen wir nur noch jemanden für Mine finden.“ An Rons Gesichtsausdruck merkten die beiden, dass ihm der Gedanke daran, Hermine allein zu wissen, nicht gefiel und er ein schlechtes Gewissen zu haben schien.

Mit dem Kind auf dem Arm fragte Molly freudestrahlend: „Und? Hast du schon einen Namen ausgesucht, Schatz?“
Ginny lächelte und sagte: „Natürlich! Den ersten habe ich frei gewählt, der zweite ist der von Dad und der dritte ist von einem meiner blöden Brüder.“
Hier sagte George frech grinsend zu Fred: „Hey, es kann nur einer von uns gemeint sein!“
„Schatz, nun spann uns nicht auf die Folter. Wie soll der Knirps heißen?“, fragte Molly nochmals, während sie das Kind im Arm wiegte.
Ginny grinste und antwortete: „Ich wollte erst den Namen von Ur-Großvater nehmen, aber der ist nicht mehr sehr modern.“
Arthur fragte aufgeregt: „Erasmus? Das ist doch immer noch ein schöner Name.“
„Ja schon, aber viel zu altmodisch. Nein, ich habe mich für Nicholas entschieden. Der gefällt mir! Der zweite ist dann natürlich Arthur und der dritte…“, sie hielt inne und blickte jeden ihrer Brüder an. Sie musste derweil lachen, als Fred und George für sich selbst die Daumen drückten. Harry musste auch anfangen zu lachen, weil Fred bereits Stoßgebete zum Himmel schickte, doch dann sagte Ginny völlig unverhofft: „Der dritte Name ist Percy.“

Alle Augenpaare waren nun auf Percy gerichtet, der ganz offensichtlich nicht damit gerechnet hatte, als Namensgeber für seinen Neffen überhaupt in die engere Wahl zu kommen. Vor lauter Unglauben waren seine Augen ganz groß geworden. Percy hatte zu Zeiten von Minister Fudge gegen seine eigene Familie und gegen Harry gearbeitet, woran er sich ihn diesem Moment erneut erinnern musste. Es hatte lange gedauert, bis er wieder mit seiner Mutter sprechen konnte, aber am Ende hatte seine Familie ihm verziehen und jetzt, was er noch immer nicht fassen konnte, trug sein erster Neffe seinen Vornamen. Percy lächelte, doch ganz schnell begann er zu schluchzen, weil Ginny mit der Namensgebung symbolisch die Familienbande stärkte und sie ihm zeigte, dass er dazugehörte.

Arthur wiederholte verträumt: „Nicholas Arthur Percy Weasley. Ein ganz wundervoller Name!“
Molly verbesserte: „Nicholas Arthur Percy Potter! Wo wir gerade bei dem Thema sind: Wann dachtet ihr denn an eine Hochzeit? Darf ich da vielleicht etwas… mithelfen?“ Sie zog fragend die Augenbrauen hoch, doch jeder wusste, dass sie die Hochzeit selbständig organisieren wollte, auch wenn sie so scheinheilig fragte.
„Mum, wir haben uns vor“, Ginny schaute auf die Uhr, „gerade mal vierundzwanzig Minuten verlobt. Wir haben noch nicht wirklich miteinander drüber gesprochen.“
„Oh ja, ähm, gut. Aber wenn ihr was im Auge habt…“
„Mum! Wir sagen dir als erste Bescheid, okay?“

In diesem Moment kam der Fast Kopflose Nick ins Krankenzimmer geschwebt und sagte: „Seid gegrüßt, ihr Guten!“ Er näherte sich Ginny und fragte: „Mir ist gerade eben zu Ohren gekommen“, er blickte verstohlen zu einem Gemälde mit einer Krankenschwester hinüber, „dass die Namensgebung beschlossene Sache wäre. Ist es wahr, dass…“
„Er soll Nicholas heißen“, bestätigte Ginny lächelnd.

Sir Nicholas grinste bis über beide Ohren, bevor er zu Molly hinüberschwebte, um das Kind zu betrachten. Vergnügt sagte er: „Was für ein prächtiger Knabe, Miss Weasley! Gratulation meinerseits!“ Er kam zurück an Ginnys Bett, bevor er gespielt nebensächlich fragte: „Ist es, ähm, gestattet, meine Vertrauten über die Namensgebung zu unterrichten?“
Dieses Mal fragte Harry grinsend: „Wem wollen Sie denn alles davon erzählen?“
Mit vor Stolz geschwellter Brust antwortete Nick: „Nun ja, ich möchte nicht abstreiten, dass es mir eine große Ehre ist, meinen Namen mit einem so bezaubernden Buben zu teilen, der dazu noch hier in diesem Schloss das Licht der Welt erblickt hat. Der grauen Damen und dem fetten Mönch würde ich gern diese Nachricht überbringen, auch dem Baron, selbstverständlich. Möglichweise auch hier und da dem einen oder anderen Portrait…“

In spätestens einer halben Stunde würde jedes Lebewesen in Hogwarts wissen, wie Ginnys Junge heißen würde. Der Fast Kopflose Nick hatte damals auch begeistert herumerzählt, dass Harry der neue Sucher für Gryffindor geworden war. Sir Nicholas war schon immer der redseligste Hausgeist in Hogwarts, aber er war keinesfalls eine Tratschtante, denn zumindest holte er sich im Vorfeld eine Genehmigung dafür ein, Informationen streuen zu dürfen.

Ob andere den Namen ihres Kindes von ihr erfahren würden oder von Nick, das war ihr völlig gleich. Sie mochte den Fast Kopflosen Nick, auch wenn der nur ein Geist war. Immerhin war er der Hausgeist von Gryffindor und sie hatte sich damals schon das Leben als Geist recht trübsinnig vorgestellt. Es hatte ihr damals jedes Jahr unendlich Leid getan, dass er bei der jährlichen „Jagd der Kopflosen“ nie teilnehmen durfte, weswegen sie ihm diese angenehme Aufregung gönnte und sagte: „Ich habe nichts dagegen! Erzählen Sie es, wem Sie wollen, Nick, dann aber auch den vollen Namen.“ Den wiederholte sie für Sir Nicholas, bevor er nochmals hinüber zum Baby schwebte. Sein Kopf wackelte verdächtig locker, als er ihn etwas schräg legte, um den kleinen Nicholas zu betrachten, bevor er sich verabschiedete und von dannen zog, um jedem die frohe Kunde zu unterbreiten.

Sir Nicholas de Mimsy-Porpington flog durch die Gänge und berichtete jedem Erwachsenen, wie Stolz er darauf wäre, dass Miss Weasley seinen Namen für ihren Jungen gewählt hatte. Professor McGonagall, deren strenge Miene so oft ein Lächeln missen ließ, strahlte über das ganze Gesicht und bedankte sich bei Sir Nicholas für die erfreuliche Information. Als Sir Nicholas dem Direktor begegnete und ihm die Neuigkeit mitteilte, da sagte Dumbledore lediglich, dass er darüber schon in Kenntnis gesetzt worden wäre und es war klar, dass die Krankenschwester aus dem Gemälde dafür verantwortlich gemacht werden konnte.

In der Eingangshalle traf der Fast Kopflose Nick auf Hagrid und Olympe und die beiden freuten sich wahnsinnig über die Geburt an sich und dass alles ohne Komplikationen abgelaufen war. Die graue Dame, die Sir Nicholas auf seinen Weg durch die Gänge antraf, nahm die Botschaft nur entgegen, äußerte sich jedoch nicht dazu, denn sie sprach niemals ein Wort. Die Maulende Myrte war von Sir Nicholas’ ausgelassener Fröhlichkeit nicht anzustecken und der Blutige Baron zuckte einfach nur gelangweilt mit den Schultern, bevor er zurück in die Kerker schwebte.

Nachdem Sir Nicholas niemanden mehr finden konnte, dem er noch nicht von der Neuigkeit berichtet hatte, trieb er ziellos durch die Stockwerke des Schlosses auf und ab, bis er in der Bibliothek jemanden entdeckte. Langsam glitt er auf die junge Frau mit den buschigen Haaren zu, die ihn erst bemerkte, als er sich direkt vor ihr befand.

Sie wollte gerade etwas sagen, da hob er eine Hand und sagte: „Nein, sagen Sie nichts, Teuerste. Ich weiß, ich weiß… Sie waren hier Schülerin. Lassen Sie mich nur einen Augenblick nachdenken. Miss Granger, richtig?“ Hermine lächelte und freute sich darüber, dass ihr ehemaliger Hausgeist sie wiedererkannt hatte. Sie nickte bestätigend, bevor er auch ihr von der Namensgebung von Ginnys Kind berichtete. Sie lächelte breit, doch Sir Nicholas war nicht zu täuschen, denn er fragte mitfühlend: „Was haben Sie nur? Sie scheinen bedrückt. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“
„Nein, es ist nur… Ach, nein. Es ist schon alles in Ordnung“, stammelte sie zusammen.

Sir Nicholas hob eine Augenbraue und kniff den Mund zusammen, denn er erkannte eindeutig, dass sie traurig war. Wenn sie auch keine SchĂĽlerin mehr war, so fĂĽhlte er sich ihr als ehemalige Gryffindor noch immer verpflichtet und das bedeutete fĂĽr ihn, sich um sie zu kĂĽmmern.

Er schwebte näher an den Tisch heran, um vorzutäuschen, sich ihr gegenüber auf die Bank zu setzen, bevor er interessiert klingend fragte: „Was lesen Sie da, meine Gute?“
„Das Buch heißt ’Die Seelen der Farben’ und ist wirklich interessant. Hier steht, warum Geister entweder grau, weiß oder bläulich sind und was der Unterschied zwischen Echos, echten Geistern und verlorenen Seelen ist. Aber…“, sie hielt inne, weil Sir Nicholas eher gelangweilt wirkte, doch er machte gute Miene zum bösen Spiel, denn immerhin hatte er das Gespräch angefangen.
„Warum beschäftigen Sie sich nur mit so etwas, meine Liebe?“, fragte er höflich interessiert.
Sie erklärte locker: „Ach, ich wollte nur wissen, ob es Fälle gibt, wo sich noch nach der Pubertät bei jemandem die Augenfarbe geändert hat.“
Hier wurde Sir Nicholas hellhörig und er entgegnete kopfnickend: „Ja ja, das ist durchaus möglich! Der gute Mr. Moody exempli causa. Sein gesundes Auge hat seit seinem magischen Unfall eine andere Farbe. Es ist auf eigentümliche Weise nun heller als zuvor.“
„Ja, aber das war durch einen Kampf mit Todessern; durch Flüche, die er abbekommen hat. Mich interessiert, ob eine Veränderung von Augenfarben ohne äußere, jedenfalls ohne sichtbare äußere Einwirkung stattfinden kann. Sozusagen von einer Minute zur anderen“, erklärte sie dem Hausgeist, der nun eine Hand zu seinem Kinn führte und mit seinem durchsichtigen Spitzbart spielte, während er nachdachte, ob er in dieser Hinsicht behilflich sein könnte.

Sie hatte bereits zwei weitere Seiten in dem dicken Wälzer gelesen, als Sir Nicholas endlich sagte: „Mir ist so etwas nur einmal aufgefallen, aber das kann auch mit der erreichten Mannbarkeit zu tun haben. Wie nannten Sie es? ’Pubertät’? Es gab hier vor einigen Jahren einen Schüler. Ach, was sagt ich: Vor Jahrzehnten! Sie werden mir sicherlich zustimmen, Miss Granger, dass die männlichen Schulabgänger von Hogwarts mit siebzehn Jahren noch nicht voll entwickelt sind.“
Sie stimmte ihm mit einem Kopfnicken zu, bevor sie fragte: „Und da haben Sie das mal bemerkt? Bei einem ehemaligen Schüler?“
Sir Nicholas nickte und erklärte: „Seine Augenfarbe war von einem Tag auf den anderen sehr viel dunkler. Das war äußerst befremdlich, sag ich Ihnen!“
„Von einem Tag auf den anderen? Wenn es ein Schüler war, dann haben Sie ihn doch lange nicht gesehen oder?“, fragte sie neugierig.
Er zog beide Augenbrauen in die Höhe und erklärte: „Oh doch, meine Liebe. Der Schüler ist nach drei Jahren hier wieder aufgetaucht. Da waren seine Augen noch genau so, wie ich sie von früher in Erinnerung hatte. Aber dann, es muss ein Jahr später gewesen sein, von einem Tag auf den anderen“, Sir Nicholas schnippte theatralisch mit den Fingern, aber dabei wurde kein Geräusch erzeugt, „da sahen sie plötzlich anders aus.“
Hermine schluckte, bevor sie kleinlaut fragte: „Kenne ich diesen ehemaligen Schüler?“
„Aber sicher kennen Sie ihn, Miss Granger. Es ist Professor Snape!“, antwortete der Fast Kopflose Nick freundlich.

Ein Schauer lief Hermine ĂĽber den RĂĽcken. Nicht nur Harry oder ihr war das mit den Augen aufgefallen, sondern auch Sir Nicholas.

„Sagen Sie, schwankte die Augenfarbe später noch hin und her?“, fragte sie ihn aufgeregt.
Der Hausgeist schüttelte den Kopf, der daraufhin locker auf dem Hals hin und her wackelte, und erklärte: „Nein, wie soll das auch möglich sein? Seitdem waren sie stets so schwarz wie sie heute noch sind. Mir ist nie aufgefallen, dass sich die Farbe danach noch einmal verändert hätte.“
Hermine grübelte einen Moment, bevor sie wissen wollte: „Wann genau war das? Sie sagten, von einen Tag auf den anderen. Wissen Sie, welcher Tag das genau war?“
Sir Nicholas starrte mit nachdenklicher Miene aus dem Fenster heraus, bevor er letztendlich nur antworten konnte: „Oh, es ist ein Kreuz mit den grauen Zellen. Mir fällt das Datum nicht mehr ein.“

Hermine dachte nur, dass Sir Nicholas überhaupt gar keine Zellen mehr sein Eigen nennen konnte, verkniff sich aber jede Bemerkung diesbezüglich und stellte stattdessen die Frage: „Und wissen Sie es noch ungefähr? Es interessiert mich wirklich brennend!“
Er stöhnte einmal, bevor er den Kopf schüttelte und versicherte: „Nein, aber lassen Sie mir etwas Zeit. Ich werde meine Gedanken ein wenig auffrischen. Vielleicht fällt es mir wieder während eines Gesprächs mit einem der Portraits ein, mit denen ich mich damals auch über diese Wunderlichkeit unterhalten hatte. Wenn mir nur einfiele, mit wem ich überhaupt meine Gedanken ausgetauscht hatte... Hach, ich muss in mich gehen, Miss Granger. Ich werde Sie aufsuchen, wenn es mir wieder einfällt.“

Sie rang sich ein Lächeln ab und bedankte sich bei Sir Nicholas für die kleine Abwechslung, bevor der sich wieder auf den Weg machte, um Menschen zu finden, denen er noch nicht von Nicholas Arthur Percy Weasley, demnächst Potter, erzählt hatte.

In ihrer Wohnung in London hatten Anne und Sirius es sich auf der Couch gemütlich gemacht. Es war Freitag und sie hatte sich heute extra freigenommen, um gegen Mittag mit Sirius zum ersten Mal die Winkelgasse ganz in ihrer Nähe zu besuchen. Bisher hatte sie sich immer gedrückt, weil ihr seine Erzählungen darüber, was es dort alles zu kaufen geben würde, etwas unheimlich waren, aber schlussendlich konnte er sie davon überzeugen, dass mit ihm an ihrer Seite schon nichts geschehen würde.

Sie frühstückten gemütlich und kuschelten miteinander, als es unerwartet an der Tür klingelte. Seufzend erhob sich Anne und ging in den Flur, um die Tür zu öffnen. Sirius hörte ein Geflüster, so dass er heimlich an die Wohnzimmertür ging, um zu lauschen.

„Miss“, der Mann vor der Tür schaute auf den Namen unter dem Klingelknopf, „Adair?“ Anne nickte, so dass der Mann fortfuhr: „Miss Adair, schön Sie anzutreffen. Ich…“
Sie unterbrach ihn und fragte: „Wollen Sie etwas verkaufen?“
Der große, schlanke Mann schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein, ich bin hier, um Ihnen etwas mitzuteilen.“

Anne war misstrauisch, aber sie war bei allen Fremden misstrauisch – besonders bei denen, die um diese Zeit bei ihr an der Tür klingelten. Sie betrachtete den Mann, der einige Prospekte in der Hand hielt und unverhofft fragte: „Glauben Sie an Gott?“
’Hey, hatten wir lange nicht mehr’, dachte Anne schelmisch grinsend, bevor sie erwiderte: „Ich bin Agnostiker!“
Wie gern hätte sie ein Foto von dem Herrn gemacht, dem sämtliche Gesichtszüge entglitten waren, bevor er verdattert fragte: „Sie sind Ag… Sie sind bitte was?“

Innerlich lachte sie sich ins Fäustchen. Schon lange war keiner mehr von diesen „Jungs“ an ihrer Tür gewesen, mit denen sie ihren Spaß haben konnte. Sie behielt die Ruhe und erklärte: „Agnostiker können Ihre Frage weder mit ja noch mit nein beantworten, mein guter Mann. Daher bin ich für alles offen. Erzählen Sie mir ruhig, was Sie auf dem Herzen haben.“
„Darf ich vielleicht eintreten und Ihnen…“
Anne würgte ihn ab und band ihm den Bären auf: „Nein, tut mir Leid. Meine beiden Rottweiler gehen gern an die Weichteile und dieser Gefahr möchte ich Sie nicht aussetzen!“

Mit einer Hand vor dem Mund zwang sich Sirius dazu, vor Lachen nicht laut loszubrĂĽllen. Er verstand nicht, wie sie in solchen Situationen immer so bierernst bleiben konnte, aber sie schien ihren SpaĂź daran zu haben, so dass er mit hochrotem Gesicht weiter lauschte.

„Ähm, nun ja. Ich komme vom ’Orden des Heiligen Matthew’ und wollte Sie um eine Spende bitten, damit…“
Wieder wurde er unterbrochen, als Anne ihn verdutzt fragte: „’Heiliger Matthew’? Entschuldigen Sie bitte: Ich bin in ’Heiligen’ recht gut bewandert, aber mir ist noch nie ein heiliger Matthew untergekommen. Sie meinen nicht zufällig den Heiligen Matthäus?“ Der Mann schüttelte den Kopf und wollte gerade etwas erwidern, da ergriff Anne die Sprechpause und erklärte: „Also, wenn ich schon etwas spende, dann nur für Heilige, die ich persönlich kenne. Also, ich meine, die mir bekannt sind. Was hat denn dieser ’Matthew’ so gemacht, dass man ihn zum Heiligen erklärt hat?“
„Er hat unsere Welt gereinigt…“
Aufgebracht schnitt sie ihm das Wort ab und zeterte vorwurfsvoll: „Oh, ich wusste, dass Sie mir Reinigungsmittel verkaufen wollen. Ich kaufe nichts!“

Der Mann an der Tür und Anne hörten aus dem Innern der Wohnung ein Geräusch, welches eine Mischung aus Prusten und Schnauben darstellte. Dem fragenden Blick des Mannes erklärte Anne daraufhin mit todernster Miene: „Einer meiner Rottweiler hat eine Nebenhöhlenentzündung. Keine schöne Sache. Die Couch sieht aus… Sie würden es nicht glauben, wenn Sie es nicht mit eigenen Augen sehen würden. Alles voll mit…“
Dieses Mal unterbrach der Mann und sagte freundlich bleibend, auch wenn er sein Unbehagen nicht vertuschen konnte: „Das arme Tier...“ Er lachte verlegen, bevor er fortfuhr: „Ich möchte Sie wirklich nicht weiter stören, Miss Adair.“

Der Mann wippte bereits aufgeregt von einem Bein aufs andere, was für Anne das sichere Zeichen darstellte, dass er nun gehen wollte, doch er fand noch die Geduld, ihr zumindest ein Prospekt in die Hand zu drücken, während er sagte: „Sie können ja, wenn Sie Zeit haben, einmal hier reinschauen. Sollten Sie sich doch zu einer Spende entschließen wollen, dann finden Sie hier unsere Bankverbindung. Und… Na ja, es steht ja alles drauf. Ich bedanke mich für die Zeit, die Sie mir geopfert haben. Ich wünsche dem Hundchen“, der Mann stockte kurz, als er erneut das seltsame, prustende Geräusch vernahm, „eine gute Besserung. Wiedersehen, Miss Adair.“

Anne schloss die Tür, schaute auf ihre Armbanduhr und sagte: „Wow, immerhin hat er es fast drei Minuten mit mir ausgehalten. Das sind eineinhalb Minuten länger als mich der letzte Zeitungsdrücker ertragen hat.“

Jetzt lachte Sirius laut los, nachdem die Wohnungstür endlich geschlossen war. Sich den Bauch haltend gesellte er sich zu ihr auf den Flur, bevor er fragte: „Wie machst du das? Wie kannst du da so ernst bleiben?“

Sie konnte seine Frage nicht beantworten und zuckte daher nur einmal mit den Schultern, während sie das längliche Prospekt in Altarfalz betrachtete und die beiden äußeren Teile des Falzbogens öffnete, die vorn wie eine Kirchentür gestaltet waren. Ganz oben war das Bild von einem rothaarigen, nett aussehenden, älteren Herrn abgebildet, der einen eleganten, gut situierten Eindruck machte.

Noch immer musste Sirius lachen, doch Annes Gesicht blieb ernst, dieses Mal jedoch, weil ihr ganz und gar nicht nach Lachen zumute war. Sirius stutzte aufgrund ihres fassungslosen Gesichtsausdrucks und daher hörte er zu, als sie aus dem Prospekt vorlas: „…setzen wir uns auch in Kindergärten, Schulen und Heimen mit fachkundigen Dozenten gegen Okkultes und Esoterisches in der Hoffnung ein, die Anziehungskraft von Satans- und Hexenkulten und die Faszination an allem Mystischen und Geheimen mit ihren verderbenden Einflüssen auf unseren Nachwuchs zu zerschlagen.“

Aufgebracht drehte und wandte Anne den Prospekt, bevor sie leise zu sich selbst sagte: „Das ist ’ne gottverdammte Sekte!“


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