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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Tabula rasa

von Muggelchen

Es war schon halb zwei nachts und Hermine hatte nur wenige Textstellen in Remus’ Tagebuch gefunden, die mit Severus zu tun hatten, aber die waren eher unspektakulär: die üblichen Streiche, Anfeindungen und Beleidigungen. Er hatte aber auch niedergeschrieben, dass das Gerücht aufgekommen sei, Severus würde sich seit Anfang des Jahres ganz langsam einem Mädchen annähern, doch nie hatte er ihn mit einem gesehen. Sirius hätte diese Gerüchte auch gern für seine bösen Sprüche benutzt, die möglicherweise die Annäherungsversuche von Severus immer wieder zurückgeworfen haben könnten, wenn denn etwas Wahres an dem Klatsch gewesen war. Erst nach dem katastrophalen Weihnachtsball sah Remus erstens dieses Gerücht bestätigt und er wusste zweitens, dass das Mädchen Brenda gewesen sein musste, um das sich Severus über mehrere Monate heimlich, still und leise bemüht hatte.

Eine Textstelle las Hermine aus Remus’ Tagebuch noch laut vor: „9. Januar 1978 – Heute früh habe ich in der großen Halle beobachtet, wie Brenda zu Severus an den Tisch gegangen war. Sie hatte ihm eine kleine, verpackte Schachtel vor die Nase gestellt, aber anstatt sie zu nehmen, hat er seine Sachen eingepackt und ist wortlos gegangen. Er hat sie nicht einmal angesehen und ich verstehe ihn. Sie hat ihn gekränkt und vor allen anderen lächerlich gemacht, nur um sich von Sirius flachlegen zu lassen. Ich würde ihr die an den Tag gelegte Reue auch nicht abkaufen. Severus ist noch immer das Gespött der ganzen Schule. Die Wochen nach dem Ball musste er sich bereits eine Menge dummer Sprüche gefallen lassen und nicht nur von Sirius. Die meisten Beleidigungen gingen bisher weit unter die Gürtellinie. ’Schlappschwanz’ ist noch einer der harmlosen Begriffe, den man ihm zuruft. Dieses Mal nehme ich meine Rolle als Vertrauensschüler Ernst und ich schreite ein, wann immer ich kann, um diesen Rufmord und die Kränkungen zu unterbinden, nur bei Sirius bleibt es schwer. Er hört nicht auf mich.

Mag sein, dass Brenda sauer gewesen war, weil Severus am Tag des Balls keine Zeit für sie gefunden hat, aber hätte sie gewusst, dass er bei Madam Pomfrey für Linda Tränke gebraut hat, hätte sie ihm bestimmt verziehen.

Linda… Als sie erfahren hatte, dass ich kurzfristig nicht nur mit einem anderen Mädchen zum Ball gehen wollte, sondern ihre Freundinnen ihr auch noch alles über den Streit zwischen Sirius und Severus erzählt hatten, da hat sie gesagt, es wäre besser, wenn wir uns eine Zeitlang nicht mehr sehen würden. Sie sagte, meine Freunde seien nicht besser als die von Severus, über die wir immer herziehen. Ich weiß jetzt, dass ich ihr sehr wehgetan habe. Während sie bewusstlos auf der Krankenstation gelegen hat, habe ich mich mit einem anderen Mädchen getroffen, anstatt bei ihr zu sein. Erst jetzt verstehe ich, was sie fühlen muss. Ich werde mal versuchen, mit ihr zu reden, aber bisher geht sie mir aus dem Weg und beantwortet keine meiner Eulen.

Von Jonathan, einem Huffelpuff, habe ich erfahren, dass Linda den Mut gefasst hat, sich bei Severus für sein schnelles Handeln zu bedanken, auch wenn sie nur vom Hörensagen weiß, dass er sie aus dem See gezogen hatte. Von Madam Pomfrey habe ich gehört, wie sich der Unfall mit Linda zugetragen haben muss. Der Wind hatte ihre Mütze vom Kopf gerissen und auf das Eis geweht. Sie hat sich in einen Ast verheddert, der auf der Oberfläche des Sees eingefroren war und per Aufrufezauber oder Levitation hat sie ihre Mütze einfach nicht befreien können. Das Eis schien ihr dick genug und da ist sie auf den See gegangen, um nicht die Mütze, sondern die kleine goldene Anstecknadel zu retten, die sie dort angebracht hatte. Die Nadel war nämlich ein Geschenk von mir gewesen.“

Plötzlich knisterte der Kamin und Remus’ Stimme war zu hören, so dass Hermine, die gerade einen Schluck Kakao nahm, sich erschrocken in die Couch drückte, damit er sie nicht sehen konnte. Dabei verteilte sie den Inhalt der Tasse versehentlich auf ihrem Oberteil.

„Harry, Gott sei dank bist du noch wach. Komm doch bitte und bring mir das Tagebuch zurück, ja?“, sagte Remus recht aufgewühlt.
Harry lief zur Couch hinĂĽber, von der man vom Kamin aus nur die RĂĽckenlehne sehen konnte. Er nahm von Hermine, die sich still verhielt, das Tagebuch und flohte zu Remus. Harry wusste, dass er bei seiner RĂĽckkehr seine beste Freundin noch antreffen wĂĽrde.

„Oh Harry, danke. Ich… Ich… Hast du es schon gelesen?“, fragte Remus abgehackt, als er sein Tagebuch entgegennahm. In seinen Augen bemerkte Harry den Schimmer Hoffnung, doch der wurde zerstört, als er ihm bejahend nickte.

„Oh, dann… Jetzt hältst du mich bestimmt für ein… für einen Armleuchter“, sagte Remus verlegen zu Boden blickend, bevor er einmal seufzte.
„Nein, tu ich nicht“, entgegnete Harry ehrlich.
Mit ernstem Blick fragte Remus: „Was? Keine Standpauke?“
Harry schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe, bevor er sagte: „Das steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Ich denke nur, dass es nicht deine Schuld gewesen war und dass die Sache einfach nur blöd gelaufen ist.“ Remus nickte langsam, doch er war sich nicht sicher, ob ihm Harrys Worte als Absolution reichten. „Weißt du eigentlich, wann Severus ein Todesser geworden ist?“, fragte er unverhofft, ohne zu ahnen, dass seine Frage böse Assoziationen zu dem Eintrag im Tagebuch weckten.
Ängstlich stellte Remus zunächst die Gegenfrage: „Du glaubst, das war der Grund, dass er…?“
„Weiß ich nicht, aber es scheint mir so, als wäre Severus zu dem Zeitpunkt noch keiner gewesen“, unterbrach Harry.
„Ich…“ Remus Stimme versagte. Nachdem er sich geräuspert hatte, erklärte er: „Peter hat gleich im neuen Jahr nach der Schule erzählt, er hätte erfahren, dass Severus jetzt ein Todesser wäre. Er muss achtzehn gewesen sein, aber wann genau er… das weiß ich nicht, Harry. Oh Gott, bitte lass das nicht den Grund dafür gewesen sein“, flehte Remus mit geschlossenen Augen, während er sein Tagebuch schützend an die Brust presste.
„Das ist doch schon so lange her, Remus. Du kannst daran nichts mehr ändern. Warum zerbrichst du dir da noch den Kopf?“, fragte mit ruhiger Stimme.
„Warum? Weil es mich verfolgt! Diese ganzen ’Streiche’… Seitdem du damit angefangen hast, mich über Severus auszufragen, ist es nur noch schlimmer geworden. Die ganzen Erinnerungen an damals kommen wieder hoch, deshalb!“, sagte Remus gereizt. Nachdem er tief ein und ausgeatmet hatte, sagte er: „Tut mir Leid, Harry. Ich wollte nicht laut werden…“
„Schon gut, ehrlich. Weißt du, Remus, vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden; es dir von der Seele reden?“, empfahl Harry.
Mit ruhiger Stimme fragte Remus: „Mit wem sollte denn reden? Sirius? Merlin bewahre… Vielleicht Albus? Der wird mir nur Zitronenbrausebonbons anbieten, mir auf die Schulter klopfen und sagen ’Dass du mir das nicht noch einmal machst, Junge.’.“ Er seufzte, bevor er mit leiser Stimme zugab: „Mit Lily hätte ich gern drüber geredet, aber sie war danach sauer auf mich und Sirius. Diesen Vorfall haben wir nie mehr angesprochen. Als aber Severus nach der Schule angefangen hat, mit Lily und James Kontakt aufzunehmen, da habe ich ihr zugeraten, ihm zu verzeihen. Weißt du, Harry, ab der sechsten Klasse hat Severus sich wieder um Lilys Freundschaft bemüht, aber sie war noch immer sauer, weil er sie ein Jahr zuvor so schlimm beleidigt hatte. Während der Schule hat er’s aufgegeben, aber danach, da war ihm Lilys Freundschaft offenbar so wichtig, dass er ständig Eulen geschrieben hat und erst, als er die Eulen nicht mehr nur an sie adressiert hat, sondern an ’Lily und James Potter’, da habe ich beiden nahe gelegt, ihm eine Chance zu geben. Sirius hat leider immer dagegengehalten und James davon abgeraten und…“

Remus seufzte, bevor er Harrys Besuch abrupft beendete. „Es ist spät. Du hast morgen mit der Zeremonie zu tun. Wir sehen uns bestimmt demnächst.“

Die beiden verabschiedeten sich und Harry flohte wieder nachhause. Wie er es erwartet hatte, war Hermine noch bei ihm und fragte gleich aufgebracht: „Und? Erzähl schon!“

Noch mitten in der Nacht hatte Harry Hermine alles erzählt, was er noch von Remus erfahren hatte. Am Ende fragte sie: „Sag mal, kann ich auf der Couch schlafen? Für morgen habe ich schon alles dabei und… Na ja, Ron übernachtet bei Angelina und ich will nicht allein in dem großen Haus…“
„Kein Problem! Hoffentlich finde ich heute mal endlich etwas Schlaf. Zum Glück kommen die Schüler erst am frühen Abend. Es ist jetzt schon“, Harry blickte auf die Uhr und riss die Augen auf, „kurz vor drei. Gott, ich bin so aufgewühlt, ich kann bestimmt nicht schlafen.“

Sie tätschelte seinen Kopf und empfahl ihm, vor dem Schlafengehen eine der Übungen zu machen, die er während seines Okklumentik-Unterrichts gelernt hatte, um seinen Geist zu leeren.

Harry fand seinen Schlaf, wie auch Hermine, die von ihm einen Pyjama bekommen hatte – mit schlafenden Bärchen drauf – weil sich beide in Haushaltszaubern als Nieten entpuppt hatten, denn sie hatten den Kakaofleck aus ihrem Oberteil nicht wegbekommen. Die Couch vergrößerte sie sich per Zauber, damit sie es gemütlich haben würde.

Wobbel weckte die beiden nicht und so schlief Hermine auf der Couch, bis sie morgens um neun von einem zaghaften Klopfen aufwachte. Nachdem sie die Augen geöffnet hatte, musste sie sich zunächst orientieren, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand und bis ein zweites Klopfen sie endlich aufstehen ließ. In dem Moment, als sie die Tür öffnete, kam Harry aus dem Schlafzimmer heraus und gesellte sich zu Hermine an die Tür, denn sie hatte eben Severus geöffnet.

Verdutzt blickte Severus auf den ihm bekannten Pyjama mit den Bären, der an Miss Granger auf entzückende Art anders wirkte, während er bei dem Anblick von Harrys Bekleidung nur elegant eine Augenbraue hob, bevor er interessiert fragte: „Sind das Enten?“
Harry blickte auf die Ärmel, grinste und offenbarte: „War ein Geburtstagsgeschenk…“
Severus vollendete den Satz: „…von Albus.“ Daraufhin musste Harry nur nicken.

Ihm war nicht entgangen, dass Miss Granger ihn böse anblickte, doch er wusste nicht, ob er etwas zu dem Vorfall in der Bibliothek sagen sollte, also ließ er es lieber sein und grüßte die beiden lediglich. Zudem fand er es seltsam, dass Miss Granger offensichtlich bei Harry übernachtet hatte.

Mit eiserner Maske, die er zu halten versuchte, teilte er mit: „Wie ich sehe, sind Sie noch nicht bereit für ein Frühstück oder einen Spaziergang. Ich empfehle mich dann, Harry“, er nickte seinem Kollegen zu, „Miss Granger.“ Auch ihr schenkte er ein höfliches Kopfnicken, bevor er die beide wieder allein ließ.

Nachdem Harry die Tür geschlossen hatte, sagte er: „Lief doch ganz gut, eurer erstes Treffen nach…“
„Von wegen! Wärst du nicht dabei gewesen, hätte das ganz anders ausgesehen. Dass er eben auch noch so getan hat, als wäre nie irgendwas vorgefallen, hat mich nur noch wütender gemacht.“ Sie seufzte, bevor sie entgegnete: „Ich soll ja erst um zwölf bei ihm sein. Viel werden wir heute wohl nicht machen, weil ihr Lehrer ja ab vier Uhr noch Vorbereitungen treffen müsst.“
„Müssen wir?“, fragte Harry mit einem Anflug von Panik im Gesicht.
„Na ja, ich habe von Snape gehört, dass die Lehrer noch einige Vorbereitungen treffen müssen, bevor…“
Harry unterbrach Hermine und rief verzweifelt: „Wobbel?“
Mit einem Plop tauchte sein Elf auf, den er sofort aufgebracht fragte: „Sag mal, habe ich noch irgendwelche Vorbereitungen zu treffen? Irgendwas, was ich heute machen muss?“

Nur schwer gelang es Wobbel, seinen Meister davon zu ĂĽberzeugen, dass er alles bereits erledigt hatte, bevor er vorschlug, FrĂĽhstĂĽck fĂĽr die beiden zu bringen.

„Hat Wobbel sich schon für einen Entwurf entschieden?“, fragte Hermine neugierig.
Lächelnd erwiderte er: „Nein, aber die Idee hat ihm sehr gefallen!“

Um etwa halb elf fing Hermines Bein damit an, unruhig auf und ab zu wippen. Gegen elf Uhr machte das andere Bein mit und um kurz vor halb zwölf fragte Harry: „Soll ich vielleicht mitkommen zu Severus?“
Sie schnaufte nur und gab zu bedenken: „Damit er glaubt, ich wäre ihm nicht gewachsen? Nein, Harry. Ist wirklich lieb von dir, aber dem Problem muss ich mich allein stellen!“

Nach weiteren Minuten fragte er: „Was genau hast du denn nachher vor? Sprichst du ihn auf die Sache in der Bibliothek an?“
Hermine erwiderte lediglich mit einem gequälten Gesichtsausdruck: „Ich hab Bauchschmerzen, ich muss auf die Toilette.“ Schon war sie aufgestanden und im Bad verschwunden.

In Susans Küche richtete Draco gerade das Frühstück an, während er das Gesicht verzog, weil die Geräusche aus dem Badezimmer recht laut waren, denn Susan übergab sich gerade. Nachdem sie sich angezogen hatte und mit rot geäderten Augen in der Küche auftauchte, fragte sie mit rauer Stimme: „Warum hast du mich nicht geweckt? Ich bin viel zu spät dran. Was ist das?“
„Das ist Frühstück. Ja, schau nicht so ungläubig – ich kann wirklich kochen! Hat Severus mir beigebracht. Und geweckt habe ich dich nicht, weil du völlig fertig bist, Susan. Du verschwindest morgens um fünf und kommst nach zwölf erst nachhause. Kein Wunder, dass dein Körper dir jetzt mal seine Grenzen zeigt. Meld dich krank!“, schlug er sehr fordernd vor, während sie sich setzte und er ihr einen Teller mit Champignon-Omelett und Toast reichte.
„Ich kann mich nicht krankmelden! Wir sind völlig unterbesetzt und der Minister braucht mich. Wir untersuchen die Informationen, die dein Vater uns gegeben hat und…“

Susan hielt inne, als sie ein wenig nicht ganz durchgebratenes Ei auf ihrem Omelett hin und her wabern sah, so dass sie gleich wieder von ihrem Stuhl aufsprang und aus der KĂĽche rannte.

Während Susan im Badezimmer Würgelaute von sich gab, begab sich Draco zum Kamin und flohte Susans Vorzimmerdame an. „Guten Morgen, Mrs. Dainty.“
„Oh, guten Morgen, Mr. Malfoy. Sagen Sie, was Miss Bones’ Abwesenheit betrifft…“ Mrs. Dainty hielt inne, weil sie bei Draco Hintergrundgeräusche wahrnahm, weswegen sie angeekelt das Gesicht verzog.
„Das ist der Grund, warum ich Sie anflohe. Miss Bones ist krank, aber offensichtlich möchte sie trotzdem zur Arbeit kommen, das heißt, wenn sie das Badezimmer endlich mal verlassen würde“, sagte Draco schmunzelnd. Wie er es sich gedacht hatte empfahl Mrs. Dainty, dass Miss Bones Zuhause bleiben sollte und sie richtete aus, dass sie dem Minister Bescheid geben würde.

Mit kalkweißem Gesicht kam Susan aus dem Bad. Ihr stand ein wenig Schweiß auf der Stirn, so dass Draco befahl: „Du gehst jetzt sofort ins Bett! Wenn du nichts mit Ei magst“, Susan hielt sich eine Hand vor den Mund, „dann mach ich dir etwas anderes. Den Toast isst du auf jeden Fall, hörst du? Und jetzt ab ins Bett – heute wird nicht gearbeitet!“
„Aber heute Abend kommen doch die Erstklässler nach Hogwarts. Ich wollte Arthur begleiten, der ein paar Worte an die Schüler richten wollte. Immerhin sind das die ersten neuen Schüler seit etlichen Jahren!“, quengelte Susan.
„Erst einmal sehen, wie es dir heute Abend geht. So gehst du mir nicht aus dem Haus“, konterte Draco bestimmend.

Im Gegenteil zu Susan hatte sich Hermines Magen auf ganz natĂĽrliche Weise entleert. Das Unwohlsein, dass sich in ihr ausbreitete, wenn sie daran dachte, Snape bald gegenĂĽberzutreten, hatte sie so aufgewĂĽhlt, dass sie starke Bauchschmerzen bekommen hatte, doch jetzt ging es ihr wieder gut und sie hatte groĂźen Hunger, doch sie frĂĽhstĂĽckte nicht, weil sie befĂĽrchtete, die Toilette danach nochmals aufsuchen zu mĂĽssen.

Mit zittrigen Händen warf sie ihre Jacke über den Arm und danach ihre große Tasche über die Schulter, bevor sie zu Harry blickte und mit angespannter Stimme sagte: „Na, dann wage ich mich mal in die Höhle des Löwen, richtig?“
Harry verneinte und sagte: „Wohl eher in die Schlangengrube.“ Er sprach ihr Mut zu, bevor sie sein Wohnzimmer verließ, um in die Kerker zu gehen.

Das Formblatt vom Ministerium zitterte in seiner Hand. Heute würde Severus seiner Schülerin ganz offiziell den Vertrag vorlegen, damit sie Anfang nächsten Monats, ab dem 1. Oktober, offiziell seine Schülerin sein würde. Sie benötigte diesen Vertrag, damit sie nach ihrer Ausbildung bei ihm entsprechend beim Ministerium ihre Prüfungen ablegen konnte. Er hatte sich im Vorfeld informiert, aber zurückdatieren auf den 1. August durfte er den Vertrag nicht, weil Miss Granger bis Ende September noch offiziell beim St. Mungos beschäftigt wäre. Sie hatte, wie sie es ihm Anfang letzten Monats erzählt hatte, ihren gesamten Resturlaub für diese beiden Monate genommen, war aber schon während ihres Urlaubs täglich bei ihm gewesen.

Er hatte bereits alles auf dem Formular ausgefüllt und es würde nur noch ihre Unterschrift fehlen, doch die zu bekommen, glaubte er, wäre heute wohl das schwierigste Unterfangen. In seinen Augen war es sehr fraglich, ob sie überhaupt noch unterzeichenen würde; die Stelle noch haben wollte. Er hoffte, dass sie ihm verzeihen würde. Am liebsten wäre es ihm, wenn sie den Vorfall überhaupt nicht ansprechen würde und er nicht in die Verlegenheit kommen würde, nach Gründen für seine „Besuche“ in der Bibliothek suchen zu müssen. Es war schon unangenehm genug gewesen, von Harry dabei entdeckt zu werden, heimlich hinter Miss Granger zu stehen und sie anzustarren, ohne eine Erklärung dafür abliefern zu können.

Als es an seiner Tür klopfte, holte er erschrocken Luft, bevor er hinüberging, um ihr zu öffnen. Da stand sie und zwar mit dem gleichen, bösen Blick, mit dem sie ihn vorhin schon bedacht hatte.

„Treten Sie doch bitte ein, Miss Granger“, sagte er äußerst zuvorkommend und er hoffte, dass sie seine Nettigkeit bemerken würde. Wie jeden Morgen stellte sie ihre Habseligkeiten auf dem Stuhl ab, den er zuvor wie üblich einige Zentimeter vom Tisch gezogen hatte, damit die dicke Tasche dort Platz finden würde.

„Möchten Sie einen Tee oder etwas Kaffee?“, fragte er höflich.
„Tee!“, war die knappe Antwort.

Bei einem Hauselfen bestellte Severus eine Kanne Tee und er achtete darauf, eine Sorte zu wählen, die beruhigende Eigenschaften besaß, denn in seinen Augen wirkte Miss Granger so, als würde sie etwas benötigen, um sich entspannen zu können. Sein Blick fiel auf den Vertrag, den er ihr heute zur Unterschrift vorlegen wollte und er fragte sich, wie er das bewerkstelligen sollte. Sicherlich wäre es klug, erst gewisse Differenzen zu bereinigen, bevor er ihn ihr zum Unterzeichnen reichen würde, doch möglicherweise wäre es viel angemessener, ihr vielleicht kommentarlos den Vertrag auf den Tisch zu legen. Einfachheitshalber wählte er die zweite Option.

An ihrem Tee schlürfend beobachtete Hermine, wie Professor Snape zu seinem Arbeitstisch ging und ein Pergament in die Hand nahm, mit welchem er zu ihr hinüber kam. Er legte es ihr vor die Nase und sagte erst dann mit leiser Stimme, in der ein wenig Unsicherheit mitschwang: „Das Zurückdatieren war aus rechtlichen Gründen leider nicht möglich, weil sie zur Zeit noch laut Ausbildungsvertrag im St. Mungos beschäftigt sind. Den August, den wir bereits zusammen gearbeitet haben, werde ich Ihnen aus eigener Tasche vergüten, damit Ihnen kein Nachteil entsteht. Mit dem September werde ich das genauso handhaben, so dass Sie offiziell am 1. Oktober hier anfangen können.“

’Oh nein’, dachte Hermine, ’mit einer Tasse Tee und zwei Monaten Vergütung war die Spionage-Angelegenheit noch lange nicht aus der Welt geschaffen. Trotzdem nahm sie den Vertrag in die Hand, um ihn zu lesen, doch sie stutzte bereits bei der Überschrift. „Formular A“ war die älteste Vertragsform, die es in dieser Hinsicht gab und die ihr als Schülerin jede Menge Vorteile verschaffen würde, denn ihr Meister müsste für die ersten drei Jahre finanziell voll und ganz für sie aufkommen. Sie bekäme zudem alle Arbeitsmittel von ihm gestellt.

Das gängige Vertragsmodell war heutzutage schon „Formular H“ und stellte die bisher letzte Vertragsvorlage dar, die vom Ministerium abgesegnet worden war. Alle Vertragsformen zwischen A und H hatten mit den Jahren immer weniger Annehmlichkeiten für die Schüler und immer mehr Vorteile für die Meister mit sich gebracht. Die letzte Vertragsform beinhaltete nicht einmal mehr eine Vergütung für den Schüler. So wollte er ihr die Sache also schmackhaft machen oder sich sogar wortlos damit bei ihr entschuldigen, dachte Hermine. Aber selbst mit so einem Vorteil würde sie nicht zufrieden sein, wenn das bedeuten würde, dass er ihr noch immer hinterherschleichen würde.

Den Vertrag legte sie auf den Tisch, bevor sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und den Professor vorwurfsvoll anblickte. Nachdem sie seine Aufmerksamkeit erlangt hatte, sagte sie trocken: „Es gibt da zu viele Dinge, die zwischen uns stehen und die mich daran hindern, das wirklich zu unterschreiben.“

Innerlich fluchte Severus, denn er wusste, dass er zu weit gegangen war und er sie mit seinem Handeln vertrieben hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu seufzen, doch den Mund bekam er nicht auf. Er nahm all seinen Mut zusammen, um ihr zumindest in die Augen sehen zu können.

Hermine beobachtete ihn und seine Reaktion, die über einen Seufzer und etwas Augenkontakt nicht hinausging. Noch vor ihrer Ausbildung im St. Mungos wollte sie ihren Meister bei Barnaby Belby machen, doch der hatte aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Jetzt wollte sie zwar ihren Meister bei Snape machen, weil er einer der besten war, aber unter diesen Umständen und mit so viel Misstrauen konnte es die nächsten drei Jahre nicht gut gehen. Sie war jedoch auch nicht gewillt, ihm einfach so zu verzeihen. Sie musste bestimmte Dinge geklärt wissen.

In ihren Gedanken blitzten immer wieder Momente von ihren Unterhaltungen mit Harry und Ron auf und auch Ereignisse, die mit Snape zu tun hatten. Möglicherweise verhielt er sich nur deshalb so, weil er sich in die Enge getrieben fühlte, vermutete sie still. Harry und sie hatten ja bereits festgestellt, dass Snape in die Offensive ging, je mehr man sich ihm näherte. Während der ganzen Erinnerungen, die in ihr hoch kamen, beruhigte sie sich wieder, doch noch immer war ihr nach einem klärenden Gespräch. Da er sich bisher nicht zu ihren Bedenken geäußert hatte, nahm sie die Sache selbst in die Hand. Zu verlieren hatte sie ja nichts.

Nach einem weiteren Schluck Tee stand Hermine unter seinen wachen Augen auf und ging zwei Schritte hinüber zu ihrer Tasche, deren Inhalt sie unverhofft auf dem breiten Arbeitstisch auskippte. In einem beängstigend ruhigen Tonfall fragte sie ihn spöttisch: „Kleine Taschenkontrolle gefällig?“ Snape war wie versteinert und so perplex, dass er nicht antworten konnte und sie nutzte die Gelegenheit, um in ihren Sachen zu kramen. „Wo Sie mich doch eh schon auf Schritt und Tritt verfolgen, kann ich Ihnen die Arbeit auch ein wenig erleichtern oder?“, fragte sie mit erstaunlich milder Stimme, die überhaupt nicht zur Situation passte.

Severus war sprachlos, als seine Schülerin ihn so überrumpelte. Er konnte ihr lediglich zuhören, als sie verschiedene Dinge, die nun auf dem Tisch lagen, nacheinander in die Hand nahm und dazu erklärte: „Das hier ist eines meiner Notizbücher. Das ist voll mit skurrilen Ideen, die sich wahrscheinlich nie verwirklichen lassen.“ Sie warf es ihm locker zu, so dass es auf dem Tisch direkt vor ihm landete und sie erlaubte: „Sie können ruhig reinschauen.“ Sie griff nach etwas anderem, hielt es in den Händen und sagte mit geruhsamer Stimme: „Das sind Hygieneartikel für Damen. Wenn Sie wissen möchten, wozu die gut sind, dann empfehle ich Ihnen das Buch ’Muggellösungen für die moderne Hexe’.“ Sie griff nach einem kleineren Notizbuch und schob es ihrem Professor auf der Tischplatte hinüber, dieses Mal mit den Worten: „Da stehen alle Adresse von Bekannten und Verwandten drin, nur falls Sie eventuell mit dem Gedanken spielen sollten, meinen Freundeskreis über mich auszuhorchen.“

Dass sie sarkastisch geworden war, aber trotzdem auf so ruhige Art und Weise sprach, war Severus nicht entgangen, doch noch immer war er wie paralysiert. So eine Situation hatte er noch nie in seinem Leben erlebt und er wusste nicht, ob es für ihn von Vorteil wäre, Miss Granger zu unterbrechen. Möglicherweise würde sie dann aus der Haut fahren, also ließ er sie gewähren.

Mit je einer Hand ergriff sie zwei kleine Dosen und nachdem sie die erste geschüttelt hatte, erklärte sie mit einem Schmunzeln: „Das sind Tic-Tacs. Kennen Sie wahrscheinlich gar nicht. Wollen Sie einen?“ Sie warf ihm die orangefarbene, viereckige Dose mit dem weißen Deckel entgegen, bevor sie die zweite Dose schüttelte. Das Geräusch war ähnlich, doch hier offenbarte sie: „Verhütungsmittel – allerdings ist das Verfallsdatum abgelaufen. Könnten Sie vielleicht trotzdem noch in Ihren Tränken gebrauchen?“

Jetzt war ihr Humor noch viel bissiger geworden. Obwohl er so ein Verhalten von keinem seiner Schüler billigen würde, wartete er geduldig ab, denn bisher war sie ruhig geblieben, was ihn vermuten ließ, dass sich lediglich die angestaute Aggression bei ihr auf diese Weise zu entladen versuchte. Diese schmerzlose Aggressionsbewältigung wollte er nicht unterbrechen.

„Ah, das hier ist das Notizbuch, in die nur alle brauchbaren Ideen reinkommen. Da sollten Sie wirklich mal einen Blick reinwerfen – aber keine Ideen klauen!“, sagte sie gequält lächelnd, während sie das Notizbuch auf dem Tisch zu ihm hinübergleiten ließ.

„Miss Granger…“, sagte er innehaltend, weil sie beide Hände nach oben hielt und verlangte, dass er den Mund halten sollte, was er auch tat.

„Professor Snape, ich möchte Ihnen damit verinnerlichen, dass ich keine Geheimnisse vor Ihnen habe. Jede Frau wird Ihnen sicherlich bestätigen, dass der Inhalt einer Handtasche nicht für jedermanns Augen bestimmt ist. Und wo ich gerade schon Tacheles rede: Als Quirrell damals Harrys Besen während des Quidditch-Spiels verhext hat, da stand doch plötzlich Ihr Umhang in Flammen…“ Ihr Professor erinnerte sich und nickte scheu, so dass sie erklärte: „Das war ich!“
„Wie bitte?“, fragte er nicht erbost, sondern sehr ungläubig.

Sie ging auf seine Nachfrage gar nicht ein, denn sie wollte momentan nur Fakten nennen und reinen Tisch machen. „Und als Ron, Harry und ich den Stein der Weisen retten wollten, da habe ich Ihr ’Flaschenrätsel’ gelöst. War übrigens eine hübsche Denkaufgabe!“, sagte sie mit ehrlichem Respekt in der Stimme.
Snape nickte und bestätigte mit etwas Unwohlsein, weil er der Situation nicht traute: „Ja, davon hat mir Professor McGonagall berichtet. Und Mr. Weasley hatte wohl ihr Schachbrett völlig auseinander genommen, wenn ich mich recht entsinne?“ Dieses Mal nickte sie bestätigend, bevor er noch unsicher fragte: „Haben Sie zum Trimagischen Turnier auch das Dianthuskraut entwendet?“
„Oh nein, das war ich nicht, das schwöre ich!“, erwiderte sie sehr überzeugend, aber sie sagte nicht, dass Dobby es gewesen war.

Er nickte lediglich und ließ die ganzen Information noch ein wenig sacken, bevor sie plötzlich anfügte: „Aber ich habe Ihre Baumschlangenhaut stibitzt!“
„Ich habe überhaupt keine Baumschlangenhaut in meinen persönlichen Vorräten, Miss Granger“, entgegnete er ihr mit leiser Stimme.
Sie fühlte sich genötigt zu erklären: „Oh, nicht in den letzten Wochen, Professor. Liegt schon eine Weile zurück. Das war in der zweiten Klasse.“ Hermine bemerkte, wie aufgrund dieser Neuigkeit sich seine Augen zu kleinen Schlitzen formten und er jetzt wirklich ein wenig sauer schien. Damit er alles Notwendige erfahren würde, sagte sie noch: „Ich habe damit auf einer Mädchentoilette zum ersten Mal Vielsafttrank gebraut.“

Mit Genugtuung beobachtete sie, wie dem Professor die Gesichtszüge entgleisten. Unglauben wurde durch Skepsis ersetzt, bevor er fragte: „Sie wollen mir weismachen, dass Sie mit nur zwölf Jahren Vielsafttrank gebraut haben?“
Schulterzuckend antwortete sie: „Na ja, ich war schon dreizehn. Ich habe ja immer gleich im ersten Monat eines neuen Schuljahres Geburtstag gehabt; am 19. September.“

Er grübelte einen Moment und fragte dann: „War der Vielsafttrank der Grund für Ihr, sagen wir, etwas samtpfötiges Erscheinungsbild?“ Er erinnerte sich daran, dass Miss Granger mit einem Katzenkopf im Krankenflügel gelegen hatte, aber Poppy hatte immer dicht gehalten, um ihre Schützlinge nicht in eine noch peinlichere Situation zu bringen, weswegen er von ihr nie die Ursache für diese Verwandlung erfahren hatte. Damals hatte er gedacht, Miss Granger wäre lediglich von einem neuen Scherzfluch getroffen worden.

Sich rechtfertigend erklärte sie: „Das war mein Fehler mit der letzten Zutat. Ich habe die gesammelten Haare nicht überprüft, sonst wäre mir aufgefallen, dass es Katzenhaare sind. Bei Ron und Harry hat der Trank aber einwandfrei funktioniert!“
„Mr. Weasley und Harry haben einen komplizierten Trank getestet, den Sie mit nur dreizehn Jahren zum allerersten Mal gebraut haben?”, fragte er verdattert. Gleich drauf fügte er an: „Die beiden waren wohl naiver als ich dachte!“
„Oh nein, Professor, die beiden haben mir nur vertraut“, verdeutlichte sie ihm mit etwas Wehmut in der Stimme, weil er ihr dieses Vertrauen versagte.

’Das hat gesessen!’, dachte Hermine, denn Snape senkte beschämt das Haupt.

Nach einer ganzen Weile näherte sich der Professor und schenkte ihr ungefragt noch eine Tasse von dem Tee ein, bevor er sich über Eck zu ihr an den Tisch setzte, mit zwei langen Fingern den Vertrag unmerklich hin und her schob und bedrückt fragte: „Sind Sie mit dem Vertrag nicht einverstanden? Wir können auch einen anderen…“
„Mit dem Vertrag ist alles in Ordnung. Was mir jedoch zu denken gibt ist die Grundlage unserer Zusammenarbeit.“ Er blickte auf, doch sie redete sofort weiter: „Misstrauen ist keine Basis für eine gute und effektive Partnerschaft.“

Severus war in sich gegangen. Er musste etwas tun, um Miss Granger zu überzeugen, wenn er ihre Schülerschaft bei ihm nicht in den Wind schießen wollte, denn er vertraute ihr und er wollte sie bei sich haben. Nach einem fast unhörbaren Seufzer sagte er kleinlaut: „Ich möchte mich für mein Benehmen ent…“
Sie unterbrach ihn und sagte mit noch immer sehr ruhiger Stimme: „Nein, Professor. Tut mir wirklich Leid, aber mit einer Entschuldigung ist ’diese Sache’ nicht abgetan.“

Mit zusammengekniffenen Lippen erhob er sich von dem Stuhl und wandte sich von ihr ab. Es war eindeutig, dass mit „diese Sache“ seine Observierung gemeint war. Es war ihm peinlich. Er verfluchte Harry,denn hätte der ihr nichts erzählt, denn dann würde er jetzt nicht nach Worten ringen und nach Erklärungen suchen müssen. Miss Granger würde nicht unterschreiben, wenn er ihr nicht versichern könnte, dass seinerseits durchaus Vertrauen vorhanden war.

Jemandem Vertrauen zu schenken beinhaltete auch, sehr persönliche Dinge von sich preiszugeben, wie die Dinge, die Miss Granger in ihrer Tasche mit sich herumtrug oder das, was sie ihm alles gebeichtet hatte. Er besaß nichts Persönliches, was er ihr zeigen konnte, bis auf einige Erinnerungen, die in seinem Denkarium schwammen, doch dazu war er noch nicht bereit. Würde sie nicht längst wissen, dass er ein Todesser war, würde er ihr das dunkle Mal auf seinem linken Arm zeigen, denn das hatte er – bis auf Albus – niemals jemandem freiwillig offenbart. Ihr hätte er sich anvertraut, aber da sie es wusste, würde es keinen Effekt haben.

’Etwas Persönliches, um ihr mein Vertrauen zu beweisen…’, grübelte er. Er hatte nur eine Sache und seine Gedanken drehten sich immer und immer wieder nur um diese eine Möglichkeit, doch er wusste nicht, ob er bereit dazu war, ihr seinen Traum vorzulegen. Das war das einzig Private, was infrage kommen würde. Er müsste ihr jedoch klarmachen, dass sie, wenn er ihr die Pergamentrollen geben sollte, niemals ein Wort darüber verlieren durfte. Damit könnte sie im Gegenzug beweisen, dass sie ebenfalls vertrauenswürdig war. Es wäre eine Sache nur zwischen ihr und ihm und damit könnte er leben.

„Miss Granger?“, fragte er, nachdem er sich umgedreht hatte. Als er sich ihrer Aufmerksamkeit sicher war, fragte er mit unsicherer Stimme: „Würden Sie mir vielleicht einen Gefallen erweisen?“

Hermine war weniger erfreut darüber, dass sie ihm einen Gefallen tun sollte, doch sie wollte erst wissen, um was es sich handelte, so dass sie antwortete: „Kommt drauf an. Was soll ich denn für Sie machen?“

Sie beobachtete, wie er zu dem Geheimversteck an der Wand ging, von dem sie wusste, dass dort einst die Pergamentrollen untergebracht waren. Ihr Herz rutschte in die Hose, als sie vermutete, dass er ihr wirklich diesen seltsamen Traum zeigen wollte, von dem Harry erzählt hatte. Eben diese Rollen, die seinen Traum enthielten, wovon sie offiziell natürlich nichts wusste, entnahm er dem steinernen Fach und er kam mit ihnen in der Hand auf sie zu.

„Miss Granger, das hier“, er hob kurz die Hand mit den beiden Pergamentrollen, „ist das Persönlichste, das sich in meinem Besitz befindet. Ich vertraue es Ihnen mit der Bitte an, es für mich zu entschlüsseln, aber ich verlange von Ihnen im Gegenzug, dass Sie mit niemandem darüber reden, auch nicht mit Mr. Weasley oder Harry, denn sonst würden Sie mein Vertrauen in Sie zunichte machen!“ Am Ende klang er fast drohend und daher wusste sie, dass es ihm ernst war.

Sie konnte gar nicht glauben, dass er ihr jetzt tatsächlich den Traum anvertraute, für dessen Schutz er zuvor noch so übervorsichtig gehandelt hatte. Sie riss sich zusammen, nahm die Pergamente entgegen und entrollte sie, bevor sie murmelte: „Da steht gar nichts drauf.“
Snape nahm seinen Zauberstab zur Hand, doch bevor er die Schutzzauber entfernte, sagte er noch: „Ich möchte auch nicht, dass Sie mit mir drüber reden.“
„Aber wenn Fragen aufkommen…“
Er unterbrach und erklärte: „Sie haben doch sonst auch immer so ausführliche Essays geschrieben! Schreiben Sie die Deutung in Form eines Aufsatzes. Ich möchte mit Ihnen keine Unterhaltung über das Thema, welches in den Pergamenten enthalten ist, führen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“ Sie nickte, bevor er letztendlich die vier Schutzzauber entfernte.
Ein kurzer Blick auf die enge, winzige Schrift und sie fragte sofort: „Was ist das?“
„Haben Sie nicht verstanden, dass ich nicht darüber…“
Sie beruhigte ihn mit einer erhobenen Hand, bevor sie deutlicher wurde: „Ich will ja nur wissen, um was es sich circa handelt, denn wie sonst soll ich wissen, wie ich mit dem Entschlüsseln beginnen soll?“
Kurz und knapp, weil es ihr genügen müsste, antwortete er: „Ein Traum!“

Natürlich wusste sie schon im Groben, um was es sich inhaltlich drehte, doch sie durfte das ihm gegenüber natürlich nicht zum Ausdruck bringen. Sie nickte ihm zu und zog dann ihren Zauberstab, um zunächst alle Gegenstände, die auf dem Tisch lagen, wieder in ihre Tasche zu befördern, bevor sie die Pergamentrollen verstaute.

Mit einem Schimmer Hoffung fragte er: „Miss Granger? Möchten Sie den Vertrag unterzeichnen?“
Sie hob lediglich eine Augenbraue und stellte die Gegenfrage: „Muss ich sofort?“ Er war sichtlich enttäuscht, schüttelte jedoch den Kopf. „Möchten Sie, dass ich mich gleich dahinter klemme?“, fragte sie noch den Traum betreffend. Genervt atmete er hörbar ein und aus, doch hier nickte er. „Gut, ich bin dann in der Bibliothek, wenn Sie gestatten?“ Wieder folgte ein Kopfnicken als Antwort, so dass sie sich auf den Weg in die in den vierten Stock machte. Sie wollte sich so schnell wie möglich daransetzen, den Traum zu deuten.

Nach einer Viertelstunde kam Miss Granger aufgebracht atmend zu ihm zurück und er befürchtete schon, sie würde seinen Traum gegen seinen Willen ausdiskutieren wollen, doch er irrte sich, denn sie fragte unverhofft: „Wo ist der Vertrag?“ Er reichte ihr den Vertrag, den sie ohne Umschweife unterschrieb, indem sie ihm einfach seine Feder aus der Hand nahm. Gleich darauf forderte sie, während sie ihm seine Schreibfeder entgegenhielt: „Ich brauche eine schriftliche Bestätigung, dass ich Ihre Meisterschülerin bin.“
„Wieso denn das?“, fragte er verdutzt, als er die Feder wieder an sich nahm.
Sie rollte mit den Augen und erklärte genervt: „Madam Pince ist wieder da und sie lässt mich nicht in die Bibliothek, weil ich keine Schülerin mehr bin und ich keinen schriftlichen Nachweis habe.“

Er machte ein schnaufendes Geräusch, das seine stille Empörung über Madam Pince’ Verhalten kommentierte, doch er verfasste sofort ein Schreiben, mit welchem er ihre Schülerschaft bestätigte.


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