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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Eine Seele von Mensch

von Muggelchen

Die Partie Schach, wegen der Remus eigentlich Hermine aufgesucht hatte, war längst vergessen. Sie unterhielten sich über alles Mögliche und während Hermine über die morgigen Risiken in Hogsmeade sprach, griff Remus mit beiden Händen nach dem dicken Wälzer, den Severus ihr mitgegeben hatte und den sie bis morgen Mittag bis zur Hälfte gelesen haben musste.

„Wirst du das zeitlich überhaupt schaffen?“, fragte er skeptisch.
„Kommt aufs Thema an. Wenn es leicht zu lesen ist, könnte ich sogar das ganze Buch schaffen. Hauptsache ich schlafe nicht ein wie bei dem einen Buch, dass er mir mal gegeben hat. Das war schreckliche trocken geschrieben“, antwortete sie mit verzogenem Gesicht.

Den Buchdeckel aufklappend überflog Remus die Inhaltsangabe des Buches „Bewusstsein, Mitwahrnehmung und Sentiment“.

„Ich hoffe, dass du da durchsteigen wirst, denn ich verstehe es nicht“, gab Remus offen zu, nachdem er die ersten Sätze von Kapitel eins gelesen hatte. „Warum gibt er dir so ein Buch? Es hat auf den ersten Blick nicht einmal etwas mit Zaubertränken zu tun.“
Sie beugte sich zu ihm und dem aufgeschlagenen Buch hinüber. „Ich weiß ja nicht einmal, um was es geht.“ Nachdem sie den Buchtitel zum ersten Mal gelesen hatte, seufzte sie.

„Was hast du?“, wollte er wissen.
Sie schürzte die Lippen und erklärte gleich darauf: „Das wird wieder so ein Hinweis von ihm sein. Langsam geht es mir auf die Nerven. Soll er doch einfach mal klipp und klar sagen, wie ich ihm helfen kann.“

FĂĽr einen Moment wiederholte Remus ihre Worte in Gedanken, bevor er das Buch schloss und auf den Tisch legte. Er wandte sich ihr zu und blickte ihr direkt in die Augen.

Mit bedächtiger und einfühlsamer Stimme sagte er: „Dass es euch um Severus geht und ihr euch mit ihm sehr intensiv befasst, das habe ich natürlich schon lange bemerkt, aber ich wüsste zu gern, um was es geht.“ Als sie nicht antwortete, weil sie offensichtlich innerlich mit sich selbst kämpfte, da zählte er ruhig auf: „Harrys Besuche wegen meiner Tagebücher, dann deine Besuche und dein Kreuzverhör neulich…“
„Es tut mir Leid, dass ich so aggressiv war, Remus. An dem Tag hatte ich eine kleine ’Diskussion’ mit ihm gehabt, bevor ich dich aufgesucht habe. Ich komme bei ihm einfach nicht weiter und ich befürchte, dass ich mit diesem Hinweis“, Hermine nickte hinüber zum Buch, „auch nicht vorankommen werde.“
„Aber womit vorankommen?“

Von Gewissensbissen geplagt schaute sie ihn eindringlich an, bevor sie sich einen Ruck gab und flüsterte: „Herauszufinden, was Severus vor zwanzig Jahren widerfahren ist.“ Sie war sich im Klaren darüber, dass sie Remus nun viel mehr eingespannt hatte als es Severus recht sein würde.
Remus las an ihrer Mimik ab, dass sie Hilfe ersehnte, so dass er wissen wollte: „Was soll ihm denn geschehen sein? Warum glaubt ihr, dass überhaupt irgendwas geschehen sein soll?“

FĂĽr Hilfe jeder Art war sie dankbar, denn Albus und Severus hatten sich bisher verweigert, ihr brauchbare Informationen zu geben und so griff sie nach diesem einen Strohhalm, auch wenn das bedeuten wĂĽrde, Remus in alles einzuweihen.

„Ist dir nie etwas an ihm aufgefallen?“, fragte sie sehr vorsichtig.

Er nahm ihre Frage sehr ernst und wollte daher nicht übereilt antworten. Stattdessen setzte er alles daran, sich an Situationen zu erinnern, in denen ihm vielleicht tatsächlich etwas aufgefallen war. Bemerkt hatte er, dass Severus ein wenig umgänglicher geworden war, aber das hatte seines Erachtens mit dem Sieg über Voldemort zu tun. Die Furcht, als Spion entlarvt werden zu können, die Gewissensbisse wegen Albus’ Tod und die Flucht mit seinem Patensohn mussten ihn jahrelange extrem belastet haben und all das war mit Voldemorts Tod wie weggefegt.

Remus erinnerte sich an den Tag, als er mit Severus zusammen nach den Männern gesucht hatte, die Harry in Hogsmeade gesehen hatte. Die spätere Unterhaltung in seinem Zimmer in den Drei Besen war einzigartig gewesen, weil sie das erste Mal tatsächlich unter vier Augen waren. Es war nicht von ihm beabsichtigt gewesen, Severus an Lily zu erinnern oder das Gespräch auf die gemeinsame Freundin zu lenken, aber es war geschehen und Severus hatte in diesem Moment so anders auf ihn gewirkt.

„An dem Abend, an dem Severus bei mir war“, er blickte auf und wurde konkreter, „der Abend des Hogsmeade-Ausflugs, über den du mich ausgefragt hast, Hermine, da war ein Moment gewesen…“

Er hielt inne, weil er sich das Gespräch ins Gedächtnis zurückrief, welches er mit Severus geführt hatte, doch er konnte nicht mit dem Finger drauf deuten.

„Ich hatte das Gefühl gehabt, dass es ihm nicht gut gehen würde. Außerdem kam es mir so vor, als würde ich den Severus von früher sehen; den aus der Schule.“ Remus blickte nachdenklich zu Boden.
„Kannst du das genauer erklären?“, fragte sie zaghaft nach und er strengte sich sichtlich an, denn er kniff die Augen zusammen und massierte mit Zeigefinger und Daumen einer Hand seine Schläfen.

Nach einem Augenblick erklärte er ein wenig unsicher: „Ich weiß nicht genau… Er schien sehr bedrückt, denn kurz vorher hatten wir, wie ich es dir ja gesagt hatte, über Lily gesprochen.“
„Warum hattest du das Gefühl, dass er in diesem Moment so anders war?“

Nachdenklich hob und senkte Remus einmal die Schultern, bevor er seine Hände im Schoß faltete und auf seine ineinander greifenden Finger schaute. Er fragte sich, ob es Severus’ Gesichtsausdruck gewesen war oder ob es etwas anderes gewesen sein könnte, der ihn den Schüler Severus sehen ließ.

Wie vom Blitz getroffen riss er den Kopf hoch und blickte Hermine an, als sich ihm die Antwort offenbarte.

„Natürlich, es waren seine Augen, Hermine!“
Wenig überrascht sagte sie: „Dacht ich’s mir.“ Sie wollte ihm jedoch keine Suggestivfrage stellen, die seine Antwort beeinflussen würde und so fragte sie einfach: „Was war mit ihnen, Remus?“
„Sie…“ Er versuchte, die passenden Worte zu finden. „Ich glaube, sie waren irgendwie heller. Nachdem wir über Lily gesprochen hatten, waren sie wie…“ Er stutzte und blinzelte mehrmals. „Sie waren wie früher gewesen! Ich bin mir fast sicher. Ich…“ Remus schien seinen eigenen Worten kaum Glauben zu schenken.

Er stand von ihrer Couch auf und tigerte unruhig im Wohnzimmer umher, während mit einer Hand über sein Gesicht fuhr. Hermine ließ ihn in Erinnerungen kramen, die seine vage Vermutung bestätigen würden. Seufzend näherte er sich ihr und er schien etwas aus der Fassung zu sein.

„Ich bin mir mit der Augenfarbe sicher, Hermine, auch wenn es sich komisch anhören mag, aber als junger Mann hatte er eine hellere Augenfarbe und in diesem einen Moment, als wir von ihr gesprochen hatten, waren sie wie früher.“
„Setzt dich, Remus“, sagte sie ruhig, während sie mit der Handfläche neben sich auf das Polster klopfte. „Du bist nicht der Einzige, dem das aufgefallen ist.“
„Nicht?“, fragte er erstaunt nach. „Aber so etwas ist doch gar nicht möglich.“

Nachdem er sich gesetzt hatte, rief sie ihm ins Gedächtnis zurück: „Du erinnerst dich sicher noch daran, als Harry dich wegen der Dementoren ausgefragt hat.“ Remus nickte und sie ahmte seine Bewegung nach. „Wir dachten, dass Severus vielleicht eine Begegnung mit einem gehabt haben könnte, die ihm Teile seiner Seele gekostet hat und dass seine Augen deswegen dunkler geworden wären.“
„Ja, von so etwas hatte Harry damals auch gesprochen. Allerdings wusste ich nicht, dass er das Gespräch auf Severus bezogen hatte. Er hat es sowieso sehr abrupt abgebrochen. Ihr denkt also nicht mehr, dass es der Kuss eines Dementors gewesen war, der jetzt ganz genau was ausgelöst haben soll?“, fragte er mit einem Schmunzeln, denn aufgrund der ganzen Fragen von Harry und Hermine hatte er noch lange nicht herausbekommen können, nach was die beiden ihre Fühler ausgestreckt hatten; er wusste nur, dass sie wegen Severus einige Nachforschungen anstellten und das schon seit geraumer Zeit.

Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen blickte sie Remus an und entschloss sich dazu, ihren langjährigen guten Freund vollends einzuweihen.

„Severus hat angefangen, Harry auf etwas aufmerksam zu machen und je näher wir der Sache kommen, je mehr wir Fragen stellen und je mehr Theorien wir aufstellen, desto verschlossener wird er. Neulich hat er mir sehr deutlich gesagt, dass ich aufhören soll.“
„Mit was aufhören, Hermine?“
„Ihm zu helfen. Ich soll aufhören, ’meine Nase überall hineinzustecken’ – das waren seine Worte gewesen. Er hat gesagt, ich soll mich aus seinem Leben heraushalten. Ich habe ihn an dem Abend, bevor ich zu dir gekommen bin, zu sehr gereizt“, gestand Hermine mit reumütiger Miene.
Besorgnis war herauszuhören, als Remus fragte: „Er hat dir aber nichts angetan oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er hat mich zwar mit seinem Zauberstab bedroht, aber es ist nichts geschehen. Ich hatte nicht einmal Angst vor ihm.“ Sie lächelte Remus an und fügte gezwungen aufmunternd hinzu: „Kaum zu glauben oder?“
„Du hattest nie Angst vor ihm gehabt“, sagte er selbstsicher, denn er erinnerte sich an das eine Jahr, in welchem er Hermine als seine Schülerin bezeichnen durfte und ihr Umgang mit Severus war ihm nicht entgangen. Ihre Wissbegierde hatte sie dazu angetrieben, selbst den von allen anderen Schülern gefürchteten Zaubertränkemeister mit Fragen zu löchern, auch wenn es sie oft Hauspunkte gekostet hatte.

Gedankenverloren blickte Hermine zum Buch hinüber und flüsterte: „Er will mich loswerden, damit ich nicht mehr herumschnüffle und das bedeutet hoffentlich, dass ich sehr nahe dran bin.“
Remus nickte. „Er hat vorhin gedroht deine Ausbildung zu beenden, wenn du das Buch nicht liest.“ Sie blickte erstaunt auf, so dass er verlegen erklärte: „Wir haben durch die Tür nur Gesprächsfetzen gehört, aber es schien mir eher, als wolle er dich keiner Gefahr aussetzen.“
In Erinnerung an ihr letztes Gespräch mit Severus schnaufte sie herablassend und gab Remus zu verstehen: „Stattdessen will er sich der Gefahr aussetzen, weil ihm sein eigenes Leben offenbar keinen Pfifferling wert ist.“
„Er kann auf sich aufpassen“, verteidigte Remus seinen ehemaligen Schulkameraden und Ordensbruder.
„Er sagte einmal, er wüsste nicht mehr, wie lange er noch…“
Remus schien besorgt. „Wie lange er noch was?“
Ihre Stimme war unruhig, als sie leise sagte: „Er hat den Satz nie beendet, Remus. Wir dürfen uns unseren Teil selbst denken.“

Mitfühlen nickte Remus. Er konnte sich vorstellen, was Severus momentan durchmachen könnte.

„Der Krieg hat die Menschen sehr belastet, Hermine. Severus ist auch nur ein Mensch und es wäre verständlich, wenn auch er eines Tages unter all der Last zusammenbrechen würde, die er zu tragen hatte und vielleicht ist jetzt dieser Moment gekommen. Man hatte gerade ihm nicht wenig aufgebürdet. Vielleicht leidet er wie viele andere an den Folgen der Kriegsjahre und ihr – Harry und du – interpretiert da viel zu viel hinein?“
Sie verneinte auf nette Weise und hielt dagegen: „Die vielen Hinweise deuten darauf hin, Remus, dass etwas vorgefallen sein muss, was unmittelbar mit dem Tod von Lily in Zusammenhang steht.“
Remus lächelte gequält, bevor er gebrochen gestand: „Der Tod von Lily und James hat so einige von uns verändert, warum nicht auch ihn?“
„Hat sich deine Augenfarbe auch verändert?“

Ihre rhetorische Frage war ein klares Zeichen, denn diese Merkwürdigkeit bei Severus konnte sicherlich nicht durch einen Schicksalsschlag entstanden sein und es war auch nicht an den Haaren herbeigezogen, denn er selbst hatte das bei Severus bemerkt. Was Remus bisher zu hören bekommen hatte, machte für ihn jedoch wenig Sinn. Er fragte sich, warum Hermine geglaubt hätte, Severus wäre von einem Dementor geküsst worden, denn das würde noch ganz andere Merkmale mit sich bringen als nur eine dunkle Augenfarbe.

Remus hörte sich ein wenig enttäuscht an, als er sagte: „Du hast mir noch immer nichts Genaues gesagt und ich kann mir aus alldem, was ich nun weiß, keinen Reim machen.“
„Oh“, machte sie. Sie lächelte gezwungen und zog den selbstironischen Vergleich: „Dann geht es dir ja genauso wie mir. Die ganzen Informationen bringen mich einfach nicht zu einem Resultat. Severus schweigt…“

Resignierend schüttelte sie den Kopf. Man konnte ihr ansehen, dass sie unzufrieden mit sich selbst war; dass sie daran zweifelte, Probleme lösen zu können, was ihr früher stets gelungen war. Sie war an ihre persönlichen Grenzen gestoßen und das zermürbte sie.

„Mit ihm ist damals etwas geschehen; etwas, das ihm seine Fähigkeit genommen haben musste, empfinden zu können.“
Erneut blickte Remus auf den Buchtitel und las laut vor: „’Bewusstsein, Mitwahrnehmung und Sentiment’. Ich kann verstehen, warum du glaubst, dass dieses Buch einen Hinweis beinhalten könnte. Ich frage mich aber, ob du nicht vielleicht einem Phantom nachjagst.“
„Einem Phantom?“, wiederholte sie ein wenig erbost. „Ich bin nicht die Einzige, der aufgefallen ist, dass Severus sich verändert und dass bestimmte Dinge oder Situationen bei ihm Gefühlsausbrüche auslösen können! Draco hat es bemerkt und natürlich Harry! Selbst Sir Nicholas ist das mit der Augenfarbe aufgefallen. Glaubst du, wir alle haben nur eine Sinnestäuschung erlebt?“
„Wenn es keine Einbildung ist“, beruhigte er sie, „was soll es sonst sein?“
„Genau das versuche ich herauszufinden. Er ist…“

Sie stoppte sich selbst. Es war eine Sache, fĂĽr sich selbst die Diagnose aufzustellen, dass Severus depressiv war, aber es auszusprechen war etwas anderes.

„Er ist was?“ Remus legte den Kopf schräg und wartete darauf, ob sie antworten würde oder nicht.
„Ich glaube, er ist ernsthaft gemütskrank, Remus, aber ich glaube nicht, dass das nur durch den Krieg kommt. Er hat sich aufgegeben und das habe nicht nur ich oft genug heraushören können.“ Hermine hatte genauso geklungen wie sie Severus’ Zustand beschrieben hatte.

So gelassen wie möglich, denn das Gespräch gab ihm viel zum Nachdenken, lehnte sich Remus mit dem Rücken an die Couch. Seinen Blick hatte er starr auf das Buch auf dem Tisch gerichtet, während er sich fragte, ob es Severus im Augenblick wirklich so ergehen könnte wie es ihm selbst direkt nach dem Tod seiner besten Freunde ergangen war. Fellini hüpfte unerwartete auf seinen Schoß, um sich streicheln zu lassen und Remus tat dem Tier den Gefallen sehr gern.

Dem unerwarteten Murmeln seiner Gastgeberin neben sich lauschte er gespannt.

„Warum bietet mir ein Mann, der Menschen und besonders mich nicht ausstehen kann, eine Stelle an, von der er weiß, dass ich sie höchstwahrscheinlich annehmen würde?“ Ohne sich zu äußern versuchte er selbst eine Antwort auf diese Frage zu finden und er horchte auf, als Hermine wieder mit sich selbst sprach. „Er hält mich für neunmalklug und besserwisserisch, für aufdringlich; vielleicht bin ich das sogar.“ Remus musste verschmitzt grinsen, obwohl er niemals zustimmen würde. „Nachdem er mich sechs Jahre lang gedemütigt hat, nimmt er mich als seine Schülerin auf, als hätten wir nie Probleme miteinander gehabt.“

Remus wandte seinen Kopf, um Hermine anzusehen, doch er bemerkte schnell, dass sie in Gedanken versunken war und ihn nicht einmal mehr zu beachten schien. Während der Ordenstreffen, die Harry damals geführt hatte, durfte er bereits mit Hermines Art über etwas nachzudenken Bekanntschaft machen. Der Kniesel auf seinem Schoß hatte sich niedlich zusammengerollt und ließ sich kraulen, während ihm derweil ein wohltuendes Schnurren entwich.

„Nach der Ordensverleihung ist es uns aufgefallen“, sagte sie und nickte dabei langsam. „Es hat angefangen, als Harry ständig um ihn herum war.“ Remus hob die Augenbrauen, blieb jedoch stumm, um ihren Gedankenfluss nicht zu unterbrechen. „Dann hat er Harry diesen merkwürdigen Hinweis gegeben, dass er geglaubt hätte, jedes Gefühl vor zwanzig Jahren wäre für immer begraben worden; dass nur noch Hass geblieben wäre.“ Sie sprach sehr deutlich, wenn auch zu sich selbst und Remus hörte sehr aufmerksam zu, weil ihre Äußerungen sehr interessant und für ihn völlig neu waren. „Alles wäre für immer verloren, wenn man dem ausgesetzt gewesen wäre, hätte jemand gesagt. Welcher ’jemand’…? Es kann nur Albus gewesen sein, ganz sicher hat Albus das gesagt!“

Bei diesen fesselnden Neuigkeiten konnte Remus nun nicht mehr entspannt sitzen, weswegen er sich leicht nach vorn beugte, ohne Fellini von seinem Schoß zu verscheuchen, damit er weiterhin an Hermines Lippen hängen konnte.

„Es wäre notwendig gewesen, es hätte keinen anderen Weg gegeben, waren seine Worte gewesen“, rief sie sich ins Gedächtnis zurück. Sie kommentierte die Information, wie sie es schon oft getan hatte. „Warum war es ausweglos gewesen? Es gibt immer mehrere Wege. Was hatte Severus noch gesagt?“ Sie dachte angestrengt nach und kam auch auf die letzten Worte, die sie von Harry kannte. „Kein normaler Mensch hätte die Rolle so lange durchhalten können. Damit kann nur die Rolle als Spion gemeint sein. Am Ende war es seine Entscheidung gewesen, hatte Severus gesagt. Vorher nicht? Vielleicht hat man ihn zu etwas gedrängt? Albus könnte ihm einen ’Vorschlag’ gemacht haben und… Was haben die beiden nur getan? Warum ist danach nur noch Hass geblieben? Es muss einen Grund gegeben haben, dass Severus Harry davon erzählt hat. Er will Hilfe! Zu dem Zeitpunkt wollte er Harry auf etwas aufmerksam machen und er muss gewusst haben, dass Harry mit Ron und mir darüber reden wird. Wir haben immer über alles geredet.“ Ihre Stimme war zum Ende hin zu einem leisen Säuseln geworden, was Remus an das entfernte Zirpen einer Grille erinnert hatte.

Es folgten wenige Minuten, in denen Hermine mit verklärtem Blick ins Leere starrte, doch Remus ging davon aus, dass es in ihrem Kopf laut tosen musste. Er schmunzelte, als er sich daran erinnerte, wie sie einmal gesagt hatte, es ließe sich in Gesellschaft besser denken. Sie wollte den Faden nicht verlieren und er hütete sich davor, sie zu stören. Er hatte nie gewusst, was Severus getan oder gesagt haben konnte, um die Aufmerksamkeit von Harry und Hermine zu erlangen, doch jetzt, dank ihrer eigenwilliger Art, Probleme durch Selbstgespräche zu lösen, hatte er endlich erfahren, was die beiden - besonders Hermine – so beschäftigte. Severus war ein Mysterium, das sie ergründen wollte.

„Hat er Harry womöglich damit neugierig machen wollen, nur um ihn in seiner Nähe zu behalten?“, fragte sie leise in den Raum hinein.
Hier schaltete sich Remus ein, denn er sagte mit milder Stimme, um sie nicht zu erschrecken: „Es war doch aber Albus gewesen, der ihm die Stelle als Lehrer angeboten hatte und zwar sehr zeitig.“
Hermine blickte zu Remus hinüber und überdachte seine Zwischenbemerkung, bevor sie einsichtig sagte: „Natürlich war es Albus! Albus hat nicht nur Harry, sondern auch Severus an die Schule gebunden. Er hält wie immer die Fäden in der Hand. Er manipuliert…“
„Dich hat er nicht manipuliert, Hermine. Albus hatte mit deiner Entscheidung nichts zu tun, denn du hast aus eigenen Stücken bei Severus zugesagt“, hielt Remus ihr vor Augen und sie musste innerlich zustimmen, denn soweit sie wusste, war es eine spontane Entscheidung von Severus gewesen, ihr die Stelle überhaupt zu unterbreiten.

Eine Sache konnte Remus nicht verstehen, weswegen er wissen wollte: „Aber warum sollte Albus dafür sorgen wollen, dass Harry in Severus’ Nähe bleibt?“
Mit todernster Miene antwortete sie auf seine Frage: „Weil Albus weiß, was damals mit Severus geschehen ist.“ Remus Augen weiteten sich, doch bevor er dagegenhalten konnte, ergriff sie das Wort. „Das ist nicht nur eine wilde Vermutung, Remus. Er hat es mir gesagt! Albus hat zugegeben, dass er versprochen hätte, kein Wort über die Angelegenheit mit Severus zu verlieren. Von ihm werde ich nichts erfahren, stattdessen hält er Harry und mich dazu an weiterzumachen.“
„Womit weiterzumachen?“
„Das ist die große Frage!“, sagte sie absichtlich hysterisch klingend. „Vielleicht damit weitermachen, in seiner Nähe zu sein? Harrys Anwesenheit bewegt etwas in Severus; ruft starke Gefühle hervor.“ Sie begann wieder zu murmeln. „Die Decke, Harrys Hilfsbereitschaft…“ Ihre Gedankengänge sprangen wild umher. „Severus will mich vergraulen, mich loswerden. Vielleicht wirke ich auf ihn schon so wie Harry? Und er hat Angst vor der Veränderung, die wir in ihm hervorrufen. Das erklärt zumindest, dass er sein eigener Irrwicht ist.“
„Wie bitte?“, fragte Remus entgeistert. „Habe ich das richtig verstanden? Severus ist sein eigener Irrwicht?“
Sie nickte und erklärte: „Ja, ich habe ihn gesehen. Sein Irrwicht war nur durch ein Merkmal vom echten Severus zu unterscheiden!“
Auf den Kopf gefallen war Remus nicht, weswegen er laut vermutete: „Hellere Augen?“ Wieder nickte sie bestätigend. „Das ist ungewöhnlich, Hermine. Ich habe noch nie davon gehört, dass man selbst sein eigener Irrwicht sein könnte“, erklärte er, denn er hatte schon etliche in seinem Leben gesehen, auch die von anderen Menschen. „Wie kann jemand sich selbst so sehr fürchten, dass es die größte Angst darstellt?“
„Sein Irrwicht war ja nicht immer so. Er hat mir erzählt, dass er im Laufe seines Lebens verschiedene gehabt hatte. Einmal war es ein…“
Sie stoppte sich selbst, um Remus nicht in eine unangenehme Situation zu bringen, doch er fragte nach: „Ein was?“
Ihn entschuldigend anblickend offenbarte sie: „Ein Werwolf.“

Wie sie es geahnt hatte, hatte Remus mit dieser Information schwer zu kämpfen. In seinem Gesicht war Reue zu erkennen, denn noch immer konnte er sich den so viele Jahre zurückliegenden Vorfall nicht verzeihen, obwohl ihn keine Schuld traf. Hermine lenkte ihn von seinen Gewissensbissen ab.

„Vielleicht will er mich loswerden, weil ich zu viel Zeit mit ihm verbringe und er auch in meiner Gegenwart diese Veränderung an sich selbst erfährt?“, stellte sie als Frage in den Raum, die Remus keinesfalls beantworten konnte, doch sie erwartete keine Antwort. „Er hat gesagt, er sieht mich als eine Freundin so wie er Lily damals als Freundin gesehen hat.“
Hier wurde Remus stutzig, doch er ließ sich nichts anmerken und fragte stattdessen: „Hat er dir das gesagt?“
„Nein, er hat es Harry gesagt, weil der danach gefragt hatte. Er wollte wissen, wie Severus mich sieht.“

Nur zu gut wusste Remus, dass sein alter Schulkamerad stets mehr in Lily gesehen hatte als nur eine enge Freundin, selbst als sie schon mit James verheiratet gewesen war.

„Seine Reaktion auf die Babydecke war bisher am stärksten. Er muss irgendein Erlebnis damit gehabt haben“, mutmaßte sie laut. Sie wandte sich Remus zu und fragte, obwohl sie selbst verneinen würde: „Hat er das Geschenk persönlich übergeben?“
„Nein, er hat es per Eule geschickt. Ich war dabei, als das Päckchen angekommen ist.“
„Aber warum verbindet er so viel mit der Decke, wenn er sie nur besorgt und verschickt hat? Was kann so prägend gewesen sein, dass dieses bisschen Stoff ihn völlig aus der Bahn geworfen hat?“

Sie blickte abermals zum Buch, schüttelte den Kopf und fragte erbost: „Warum zum Teufel gibt er mir weiterhin Hinweise, wenn ich mich nicht drum scheren soll? Wenn er mich sogar davonjagen will?“ Sie seufzte. „Ich bin wohl eine schlechte Freundin…“
Sie klang am Ende so traurig, dass Remus aufheiternd sagte: „Das würde dir keiner deiner Freunde bestätigen, Hermine! Du kümmerst dich um deine Freunde und zeigst ihnen, dass sie dir nicht egal sind.“ Er konnte ihr damit ein Lächeln entlocken, doch das verstarb leider so schnell wie es gekommen war.
„Er empfindet mich als aufdringlich“, sagte sie enttäuscht.
„Jetzt hör mal zu, Hermine: Wenn er wirklich Hilfe bei was auch immer von euch erwartet, dann wäre es doch gut möglich, denn es würde seinem Charakter entsprechen, dass er nicht involviert sein möchte. Er hat euch eine Aufgabe gegeben und erwartet, dass ihr sie alleine löst, weil er sich aus nicht ersichtlichen Gründen nicht mit der Problemlösung befassen kann oder will. Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum er abweisend wird, wenn ihr ihn mit euren Fragen oder Entdeckungen konfrontiert.“
„Genau das ist aber das Problem“, erklärte Hermine verzweifelt. „Wir haben zu wenige Informationen, um auch nur auf einen Lösungsansatz zu kommen. Ich weiß nur, dass er etwas sucht, dass er wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen möchte – reparieren möchte – aber was soll das sein? Hat das mit seiner Augenfarbe und seinen Gefühlen zu tun und wenn ja, inwiefern? Seine Magie ist grau und ich weiß…“
„Moment mal, Hermine!“, sagte Remus mit einer stoppenden Geste seiner Hände. „Was ist mit seiner Magie?“

Sie biss sich auf die Unterlippe und lag nun mit sich selbst im Clinch. Neben dem Irrwicht war Severus’ Magiefarbe wohl das Persönlichste, was sie je von ihm erfahren hatte. Sie würde ihn enttäuschen, sollte er eines Tages erfahren, dass sie Remus davon erzählt hatte.

„Hermine?“, fragte Remus vorsichtig nach.
„Verdammt“, schimpfte sie mit sich selbst. Sie wollte es Remus sagen, denn oft war es schon vorgekommen, dass eine Bemerkung ihrer Freunde, selbst wenn es nur eine witzige Anmerkung von Ron gewesen war, ihr einen Denkanstoß in die richtige Richtung gegeben hatte. Sie schürte die Hoffnung, dass es heute mit Remus auch so sein könnte.

Sie fragte sich, warum sie überhaupt Schuldgefühle hatte, denn wenn Severus – und danach sah es ja aus – tatsächlich die gesamte Arbeit auf Harrys und Hermines Schultern abgelegt hatte und er sich selbst aus allem heraushalten wollte, dann müsste er damit rechnen, dass die beiden jede Möglichkeit wahrnehmen würden, sein Geheimnis zu lösen. Severus brauchte es nie erfahren, dass sie heute auch Remus eingeweiht hatte.

„Ich kann sehr verschwiegen sein, Hermine“, versicherte er ihr, obwohl sie das durchaus wissen musste, denn er war der Einzige gewesen, mit dem sie über ihre Beziehung mit Ron gesprochen hatte, als ihr selbst noch nicht ganz klar gewesen war, warum es einfach nicht funktionieren wollte.

Sie holte tief Luft, bevor sie fragte: „Von meinem Farbtrank weißt du?“
„Nichts Genaues, nur dass du daran forscht und er Magie sichtbar machen kann. Sirius hat mir von dem Experiment mit Anne erzählt und Harry sagte mir, seine Farbe wäre Gold.“
Nickend bestätigte sie, bevor sie mit der Sprache rausrückte: „Severus’ Magie ist Grau.“ Geduldig wartete Remus auf weitere Erklärungen, denn er kannte die Bedeutung der Farbe nicht. „Grau steht für ein ausgelaugtes Innenleben, für kaum oder gar nicht vorhandene Empfindsamkeit und außerdem für eine verirrte oder verlorene Seele.“

Erst jetzt verstand Remus und es schockierte ihn zu hören, wie es um Severus stand. Die vielen kleinen Erkenntnisse, die Hermine bereits hatte zusammengetragen können, ließen seiner Meinung nach tatsächlich darauf schließen, dass viel mehr hinter Severus’ Verhalten zu stecken schien, als man im ersten Moment vermuten würde.

Abrupt blickte sie auf das Buch und las den Titel mehrmals in Gedanken, bevor er ihr laut entwich: „’Bewusstsein, Mitwahrnehmung und Sentiment’. Natürlich muss es ein Hinweis sein. ’Sentiment’ ist nichts anderes als das Gefühl, die Emotion!“

Sie griff nach dem Buch, schlug es auf und ĂĽberflog mit Hilfe eines Zeigefingers die Inhaltsangabe. Als ihr Finger beim letzten Kapitel angelangt war, schĂĽttelte sie ratlos den Kopf.

„Ich werde alles lesen müssen“, erkannte sie seufzend. „Wie soll man Gefühle trennen oder reduzieren können, vielleicht sogar beschädigen, so dass sie wie eine kaputte Vase wieder zusammengeklebt werden müssen? Geht denn das überhaupt? Sucht er nach diesen ’Resten’, weil er sie ’verlegt’ hat oder hofft er einfach, dass sie nicht vollständig zerstört sind?“

Remus wusste, dass sie keine Antwort von ihm erwartete und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er sich als völlig ahnungslos bezeichnen. All das, was sie ihm erzählt hatte, war für ihn sehr interessant gewesen, aber er hatte nicht einmal ansatzweise eine Idee, was Severus fehlen könnte oder wie ihm zu helfen war.

„Du kannst damit überhaupt nichts anfangen“, sagte sie sehr ruhig, denn sie hatte diese Tatsache längst an seiner Körpersprache ausmachen können. Er lächelte verschämt und schüttelte den Kopf. „Das macht nichts. Es war gut, mit jemandem drüber zu reden.“
„Es geht dir nicht aus dem Sinn, Hermine, nicht wahr? Auf der einen Seite ist es eine spannende Situation mit Severus, aber auf der anderen Seite möchtest du einfach nur helfen.“
„Wenn ich wenigstens helfen könnte…“

Sie hielt inne, als Fellini abrupt von Remus’ Schoß sprang und mit hochgestelltem Schwanz zur Tür lief, bevor er seinem Frauchen einen fordernden Blick zuwarf.

„Was hat er?“, wollte Remus wissen.
Von Fellini schaute sie zu ihrem guten Freund hinüber und sagte flüsternd: „Das ist Severus. Es ist fast jeden Abend dasselbe; manchmal sogar tief in der Nacht.“ Remus zog fragend seine Augenbrauen in die Höhe, so dass sie erklärte: „Das erste Mal habe ich einfach nur gedacht, dass Fellini raus möchte und als ich die Tür aufgemacht habe, stand Severus plötzlich vor mir. Später ist Fellini manchmal zur Tür gerannt, genau wie er es jetzt getan hat. Severus geht hier vorbei und hinten die Treppen hinauf.“
„Und wo geht er hin?“, fragte Remus neugierig und gleichzeitig besorgt.
„Auf den Dachboden, da bin ich mir ganz sicher!“
„Was befindet sich auf dem Dachboden?“
„Ich weiß es nicht, Remus. Als ich ihm gesagt hatte, er könnte mich nicht daran hindern, auf den Dachboden zu gehen, da hat er mich mit seinem Stab bedroht“, schilderte sie ihm mit leiser Stimme.
„War das die Situation, wo du ihn deiner Meinung nach zu sehr gereizt hattest?“ Sie nickte zustimmend.

Seufzend stand Hermine von der Couch auf, um zur TĂĽr zu gehen.

„Wohin gehst du?“
„Ich lasse nur Fellini raus“, sagte sie und legte derweil schon die Hand auf die Türklinke.
„Warte!“ Remus näherte sich Hermine und ihrem Haustier und fragte, während er auf den Kniesel deutete: „Geht er ihm nach?“ Sie lächelte und gab zu, es zu hoffen, aber leider nicht zu wissen. „Lass mich einen Verfolgungszauber auf ihn legen. Wenn er Severus folgen sollte, dann wirst du wissen, wo er so spät abends noch hingeht. Der Dachboden ist groß.“

Mit groĂźen Augen blickte sie ihn an, nachdem er diesen Vorschlag gemacht hatte.

„Schau nicht so.“ Er grinste breit, bevor er flüsterte und nicht sehr ernst sagte: „Solche kleinen Tricks könnten eventuell weiterhelfen oder weißt du etwa, wo genau Severus hingeht?“ Sie verneinte wortlos. „Noch nie einen Blick auf die ’Karte der Rumtreiber’ geworfen?“ Wieder schüttelte sie den Kopf.

Remus zog seinen Stab, richtete ihn auf Fellini und sprach einen sehr einfachen Verfolgungszauber, den man später, wenn das Tier zurückgekommen war, auf ein Pergament übertragen konnte, auf welchem sich entweder eine Karte oder eine in Worte verfasste Wegbeschreibung befinden würde.

Zur gleichen Zeit im Mungos befand sich Stan in einer kleinen Zwickmühle, denn Professor Junot, Professor Reynolds und leider auch Professor Puddle waren von dem Lärm in der Leichenhalle, der durch die zersprungene Flasche Feuerwhisky entstanden war, alarmiert gewesen.

Vorhin, als Stan nach dem kleinen Schreck zur Leiche hinübergegangen war, da hatte er sehen können, dass sie sich fast unmerklich bewegte. Die Haut der Frau war nicht mehr grau gewesen, sondern etwas rosig und ihr Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig, wenn auch nur sehr sanft. Sie hatte ihn mit klaren Augen angeblickt und mehrmals den Mund geöffnet, aber ein Ton war nicht über ihre Lippen gekommen.

„Sie sind am Leben!“, hatte er völlig verblüfft geflüstert.

Mit beiden Händen hatte er ihr Gesicht umfasst und bemerkt, dass sich ihre Haut nicht wie die einer Toten anfühlte, wenn sie auch nicht sonderlich warm war, was er den hier herrschenden Temperaturen zuschreiben musste. Er hatte sich zu ihr gebeugt, damit er verstehen konnte, was sie ständig zu wiederholen schien und endlich waren ihre schwachen Worte an sein Ohr gedrungen.

„Berenice…“

„Was?“, fragte er verdattert nach, doch da verlor ihr Gesicht abrupt wieder an Farbe und ihr Blick wurde stumpf. In just diesem Moment kamen die drei Professoren in die Leichenhalle gestürmt und Stan fand sich in der Verlegenheit, nicht nur die zerschellte Flasche zu erklären, sondern auch glaubwürdig das zu schildern, was er erlebt hatte.

Professor Puddles Blick fiel als Erstes auf die am Boden liegenden Scherben und dem noch gut leserlichen Etikett eines preiswerten Fusels, woraufhin er den Mitarbeiter vorwurfsvoll anblickte.

Stans Hände ruhten noch immer auf den Wangen der Frau. Bevor ihm jedoch einer von den dreien die Leviten lesen konnte, informierte Stan die Heiler: „Die Frau ist nicht tot! Sie hat gesprochen, mich angesehen und…“
„Halten Sie Ihren Mund, Sie Schnapsdrossel“, schimpfte Puddle, „und nehmen Sie Ihre Hände von der Toten!“
„Sie hat ihren Kopf bewegt!“, versuchte Stan den dreien zu erklären.

Im gleichen Moment, als er das behauptet hatte, war ihm klar geworden, wie die drei Professoren die Situation sehen mĂĽssten, denn sie wĂĽrden davon ausgehen, dass er selbst den Kopf der Frau bewegt hatte.

Langsam ließ er von ihrem eben noch warmen Gesicht ab, bevor er Puddle anblickte und sehr selbstsicher sagte: „Sie hat ihren Kopf bewegt und deswegen bin ich zu ihr gegangen.“
„Ich habe genug!“ Puddle war außer sich. „Morgen brauchen Sie nicht wiederzukommen und jetzt verschwinden Sie!“
„Aber Sir…“
„HINAUS!“


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Wir hatten es sehr, sehr gut als Kinder - wir bekamen massenhaft BĂĽcher.
Joanne K. Rowling