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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Prüfungen

von Muggelchen

'An dem Tag hat sich sein Herz in Eis verwandelt', wiederholte Severus in Gedanken und es musste auf ihn zutreffen, denn dieser harte Vergleich berührte ihn nicht im Geringsten. Was ihm jedoch zusetzte, war Hermines unglücklicher Blick.
„Entschuldigen Sie, Severus. Ich wollte wirklich nicht so taktlos klingen. Das war wohl der Amortentia.“ Die Sorgenfalten auf ihrer Stirn verschwanden auch nicht, als sie ein falsches Lächeln aufsetzte.
„Tun Sie mir einen Gefallen“, begann er distanziert, „und nehmen Sie sich die Angelegenheit nicht so zu Herzen.“

Ob er mit „Angelegenheit“ nur den vorangegangenen Vergleich zwischen ihm und Kay meinte oder sogar sein ganz persönliches Schicksal, war nicht deutlich herauszuhören. Anstatt sich verbal zu äußern nickte sie nur.

„Gut, dann würde ich vorschlagen, wir kümmern uns um Ihre Beurteilung. Wir gehen sie gemeinsam durch. Wenn etwas unklar sein sollte, dann erkläre ich es gern. Die Arten der Umschreibung bestimmter Eigenschaften ist nicht für jedermann sofort ersichtlich.“
„Was wird aus dem Amortentia?“ Sie blickte auf den Kessel mit seinem regenbogenfarbenen Inhalt.
„Sie möchten doch wohl keinen Schluck nehmen?“, scherzte er. Ihr erschrockener Gesichtsausdruck belustigte ihn. „Wir könnten den Trank heute beim Abendessen gegen die Karaffe mit Kürbissaft austauschen.“
„Aber Severus!“, mahnte sie kopfschüttelnd.
„Das war doch nicht ernst gemeint.“ Mit Hilfe seines Zauberstabs und einem gepflegten Evanesco verschwand der Amortentia. „Möchten Sie im Büro...?“
Sie fiel ihm ins Wort. „Wir können die Beurteilung auch in Ihrem Wohnzimmer lesen.“

Die Beurteilung umfasste nicht wenige Seiten, weswegen sich Hermine ungefragt die Schuhe auszog, um gemütlich auf seinem Sofa Platz nehmen zu können – mit einer Wade auf dem Polster. Er hatte alles in dem Schreiben erwähnt, was sie in den letzten Monaten zusammen gebraut oder gelernt hatten.

„Ist das eigentlich eine Art Zeugnis?“ Sie wusste nur, dass sie beim Ministerium eine Bescheinigung benötigen würde, dass ein Zaubertränkemeister sie für die Prüfung vorschlug.
„In gewisser Weise ist es das, wenn auch ein sehr ausführliches, das muss ich zugeben. Mag daran liegen, dass Professor Slughorn sich bei mir weniger Mühe gegeben hat.“
Sein Ehrgeiz war deutlich herauszuhören. „Und Sie wollen es besser machen als er?“ Bei der Frage grinste sie keck.
„Ich habe die Beurteilung so formuliert, wie ich sie für angemessen halte. Sollte es Ihnen nicht zusagen...“
„Nein, das meine ich nicht. Ich bin nur sehr überrascht“, gab sie ehrlich zu.
„Warum überrascht? Sie wussten, dass ich Sie und Ihre Fähigkeiten schriftlich bewerten werde.“
Sie schüttelte sachte den Kopf. „Dass Sie mich so gut bewerten, meine ich. Das hätte ich nicht gedacht.“
„Ich versichere Ihnen, dass ich die Beurteilung rein objektiv gestaltet habe und etwaige persönliche...“ Er formulierte um. „Ich habe Wert darauf gelegt, dass der Text frei von Vorurteilen gestaltet ist, also sachlich und nüchtern.“
„Severus, ich wollte damit keinesfalls andeuten, dass Sie mich unter Umständen besser bewerten als ich bin, nur weil Sie mich vielleicht gern haben... ich meine, gern hier haben, um Sie herum, genauer gesagt im Labor, meine ich. Wir sind...“, sie geriet gänzlich ins Stocken, „...Team! Ein tolles Team zusammen.“
„Lesen Sie weiter“, empfahl er beschwörend, damit die Situation nicht auch noch für ihn unangenehm werden könnte.

Seiner Aufforderung kam sie liebend gern nach, bevor sie sich vollends zum Trottel machte. Sie las eine ganze Weile. Seine Handschrift war ihr vertraut. Sie war eng und winzig, einige Buchstaben waren auffallend eckig, aber insgesamt war die Schrift außergewöhnlich sauber. Er saß ihr die ganze Zeit gegenüber am Couchtisch und beschrieb ein Pergament. Nach einer Weile traute sie sich, etwas zu fragen.

„Warum haben Sie eingebracht, dass ich selbständig einen Trank entwickelt habe?“
„Weil das Eindruck schinden wird. Ich bin mir sicher, dass ein oder zwei Ihrer Prüfer mit der ’Körperschaft der Zaubertränkemeister’ vertraut sind. Junge Menschen, die sich der Forschung verschreiben, werden mit anderen Augen betrachtet. In dieser Hinsicht empfehle ich, auf Fragen bezüglich der Entwicklung Ihres Trankes nur ausweichend oder knapp zu antworten.“

Sie nickte und nahm sich den Ratschlag zu Herzen. Auf der nächsten Seite fiel ihr wieder etwas auf, weshalb sie ihn beim Schreiben störte.

„Warum betonen Sie an manchen Stellen so speziell, was meine Aufgaben bei bestimmten Tränken und Brauvorgängen gewesen waren?“
„Weil ein 'wir' einen unselbständigen und unsicheren Lehrling aus Ihnen machen könnte, der nichts ohne seinen Meister zustande bringt. Ich sagte bereits, dass man bei der Bewertung fürs Ministerium auf seine Formulierung achten muss. Würde ich schreiben, 'wir' hätten den Adlerauge gebraut, könnte man es so auslegen, als hätten Sie nur daneben gestanden und zugesehen.“
„Ach so.“ Sie las weiter. „Sie haben sogar geschrieben, ich würde regelmäßig den Wolfsbanntrank brauen, der auch von einem Betroffenen eingenommen wird.“
„Das entspricht doch der Wahrheit! Den Examinatoren halte ich damit vor Augen, warum ich Sie bereits nach so kurzer Zeit für die Prüfung vorschlage. Somit wird man gar nicht erst wagen, Sie ins Kreuzfeuer zu nehmen. Sie brauen nicht nur, Hermine: Ihre Tränke sind tadellos und finden bereits Verwendung auf einem Gebiet, auf dem man sich keine Fehler erlauben darf.“

Als sie sich die Beurteilung weiter durchlas, wurde ihr erst bewusst, wie viel sie in der kurzen Zeit mit ihm zusammen gemacht hatte, trotzdem sie häufig an eigenen Projekten gearbeitet hatten. In Gedanken rechnete sie nach, wie lange sie schon bei ihm war. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Das Angebot, sie als seine Meisterschülerin aufzunehmen, machte er am Tag vor der Wiedereröffnung der Schule, das war Mitte März letzten Jahres gewesen. Wären da nicht einige ärgerliche Dinge vorgefallen, hätte sie nicht erst im Mai zugesagt. Mit Severus hatte sie aber schon viel früher zu tun.

Seine Handschrift erinnerte sie an den Brief, den er ihr wegen Harrys Problem geschickt hatte und der von Ron bitterböse beantwortet worden war. Den Brief hatte er ihr sehr bald nach Voldemorts Tod geschickt, nachdem Harry das erste Mal ein Problem mit seiner Wahrnehmung hatte.

Sie blickte auf und schaute gedankenverloren zum Hund hinüber, der in seinem Körbchen lag und schlief, während sie die Vergangenheit auseinander nahm.

Sein Brief war noch vor der Verleihung des Merlinordens gekommen und die war am achten Januar gewesen. Die Erinnerung kam plötzlich wieder, ohne dass sie sich anstrengen musste. Es war vor Weihnachten gewesen, als Harry im Fuchsbau plötzlich niemanden mehr sehen konnte. Weihnachten vor zwei Jahren. Hermine hatte mit Severus während ihres letzten Ausbildungsjahres im Mungos bereits vier Monate lang wegen Harrys Problem recherchiert, bevor er ihr sein Angebot gemacht hatte. Unterschrieben hatte sie jedoch erst im September, vor ihrem Geburtstag. Gültig war der Ausbildungsvertrag erst ab Oktober, weil ihr Vertrag im Mungos noch bis Ende September gelaufen war. Nach bestandener Heilerprüfung hatte sie zwei Monate Urlaub genommen, August und September, und da war sie auch schon bei ihm regelmäßig aufgekreuzt.

Hermine stutzte. Für die Prüfer wäre sie offiziell nur vier Monate bei Severus gewesen, obwohl sie mit ihm jetzt schon insgesamt über ein Jahr zusammen arbeitete. Anfangs nur wegen Harry und aufgrund ihrer Verpflichtungen im Mungos auch nur nachmittags, ab August war sie inoffiziell schon seine Schülerin.

Zahlen und Monate schwirrten ihr durch den Kopf.

„Hermine?“ Seine Stimme erschreckte sie, so tief war sie in Gedanken versunken.
„Ja?“
„Was haben Sie? Sind Sie doch zu müde? Wir können aufhören. Es ist schon sechs durch. Wir haben sogar das Abendessen verpasst.“
„Nein, ich bin nicht müde.“ Ihr Magen knurrte, was er mit einer hochgezogenen Augenbraue zur Kenntnis nahm. „Aber Hunger habe ich.“
„Ich werde etwas ordern. Haben Sie einen besonderen Wunsch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, einfach etwas vom Abendessen, das es in der großen Halle gab.“ Es machte sie nervös, dass er sich nicht rührte, sondern sie neugierig betrachtete, weswegen sie ihr nachdenkliches Verhalten erklären wollte. „Ich habe nur überlegt, wie lange wir insgesamt schon zusammen arbeiten.“
„Etwas über vierzehn Monate“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen.

Er reichte ihr drei Pergamente mit dem Hinweis, dass dies die letzten Seiten ihrer Beurteilung darstellen würde. Es war eine Ausführung über die Arbeit mit Basiliskengift; Pansys Fall und Hermines Verdienst am Erwachen der Patientin.

Die nächsten Tage verliefen ruhig. Severus gestaltete die Arbeit angenehm und forderte sie ständig, aber keinesfalls störend dazu auf, ihm Fragen zu stellen und je öfter sie ihre Beurteilung las, desto mehr Fragen stellte sie allgemein über Dinge, die sie in ihrer Prüfung erwarten würde, bis der große Tag letztendlich kam. Hermine hatte niemandem Bescheid gegeben, weil sie sich damit nur unter Druck setzen würde. Es reichte ihr, dass Severus von ihrem Prüfungstermin wusste. Allein die Angst, ihn enttäuschen zu können, sollte sie durchfallen, war unerträglich.

Am Frühstückstisch fragte Harry seinen älteren Kollegen: „Wo ist Hermine?“
Severus war sich so sicher, dass sie bestehen würde, aber er wusste auch, dass sie den Prüfungstermin für sich behalten wollte, weswegen er erwiderte: „Seit sechs Uhr in der Früh im Ministerium.“
„Wieso denn das?“
„Weil sie Dinge zu erledigen hat.“
Auch Remus hatte das gehört und er wollte wissen: „Was denn für Dinge?“
„Was geht Sie das an, Lupin?“
Harry hatte eine Ahnung und sprach es an. „Dann ist heute Abend wohl Party angesagt, wie?“ Severus schenkte ihm einen fragenden Blick. „Na, falls Hermine die Prüfung besteht.“
„Glauben Sie, ich lasse mich mit Ihrer plumpen Art aushorchen?“, fragte der Tränkemeister entgeistert.
„Oh“, war Harrys einziger Kommentar, bevor er sich verlegen seiner Tasse widmete.

Hermine hatte heute wenig gefrühstückt. Ihre Kehle war wie zugeschnürt und sie hoffte, dass sie bei der mündlichen Prüfung nachher fähig war, überhaupt ein Wort herauszubekommen, bestenfalls noch die richtige Antwort.

Eine Stunde lang hatte sie in einem menschenleeren kalten Gang vor einer Tür gesessen und gewartet. Das war die längste Stunde ihres Lebens. In einer Mappe hatte sie die Beurteilung, die Kopie ihres Ausbildungsvertrages bei Severus und ihr Abschlusszeugnis vom Mungos dabei. Anstatt sich zu beruhigen, schlug ihr Herz immer schneller, bis die Tür sich schließlich öffnete. Entweder hatten die Prüfer schon die ganze Zeit lang in dem Raum gewartet, dachte sie, oder sie waren über das Flohnetzwerk in das Zimmer gelangt. An ihr vorbei ist in der einen Stunde jedenfalls kein einziger Mensch gekommen.

„Miss Granger?“ Ein rundlicher Mann von kleiner Statur war herausgetreten. Hermine war so sehr bei der Sache, dass sie aufsprang und sich wie in der Schule voll und ganz dem Lehrer unterordnete. Der Mann lächelte freundlich. „Mein Name ist Georgi Popovich.“ Er reichte ihr die Hand, die sie schüttelte. „Ich werde Sie mit drei weiteren Kollegen mündlich prüfen.“ Sie nickte, aber bekam kein Wort heraus, weil ihr Herz sich irgendwo im Hals befand. „Aufgeregt?“ Seine gutherzigen Augen beruhigten sie.
„Ein bisschen“, gab sie kleinlaut zu.
„Niemand wird Sie auseinander nehmen, Miss Granger. Wenn Sie bitte eintreten würden?“

Aus Höflichkeit hielt er ihr die Tür auf. Der dahinterliegende Raum wirkte wie eine Mischung aus Klassenzimmer und Gerichtssaal. Zwei weitere Männer und eine Frau befanden sich hier und unterhielten sich gelassen. Sie saßen hinter einem erhöhten langen Tisch, vor dem ein einzelner Stuhl stand, auf dem sie sehr wahrscheinlich Platz nehmen sollte. Mr. Popovich erlangte die Aufmerksamkeit seiner Kollegen, die erst ihn, dann sie betrachteten.

„Guten Morgen, Miss Granger“, grüßten die drei nacheinander und natürlich grüßte sie zurück. Die Dame hielt die Hand auf und fragte, während ihr Blick auf die Mappe in Hermines Händen gerichtet war: „Darf ich?“
„Selbstverständlich.“

Die Dame begann sofort zu lesen, während die anderen Herren mit ein wenig Smalltalk zunächst für eine angenehm entspannte Stimmung sorgten.

„Sie haben Ihre Ausbildung bei Professor Snape absolviert?“

Über die Frage wunderte sie sich, denn das war allein schon dem Antrag zur Prüfung zu entnehmen, den Severus ausgefüllt hatte. Dann wurde ihr bewusst, dass man sich nur ein wenig unterhalten wollte, weswegen sie nickte.

„War er Ihre erste Wahl?“, fragte einer der Herren.
„Nein, Sir. Ich wollte ursprünglich bei Barnaby Belby beginnen, aber er musste aus gesundheitlichen Gründen ablehnen.“
„Oh, Barnaby Belby“, sagte der große Mann mit dem aufgeplusterten schwarzen Bart. „Ich kannte ihn sehr gut. Es war ein Schock, von seinem Tod zu hören.“
„Mr. Belby hat mir zwei Tränkemeister empfohlen“, sagte Hermine. „Einer davon war Professor Slughorn.“
Hier blickte die Dame von Hermines Unterlagen auf. „Bei Professor Slughorn habe ich meine Ausbildung gemacht. Warum haben Sie sich für Professor Snape entschieden, wenn ich fragen darf?“
'Ja, warum?', fragte sich Hermine selbst.
Zum Glück überbrückte Professor Popovich ihre ausbleibende Antwort, denn er scherzte: „Na ja, Professor Slughorn ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt noch Schüler annimmt.“ Er blickte den unscheinbar wirkenden Professor mit der Knubbelnase neben sich an, der daraufhin mit den Schultern zuckte. „Aber die Qualität beider Professoren ist die gleiche“, versicherte Popovich, „immerhin hat Professor Snape wiederum seine Ausbildung bei Professor Slughorn bestritten.“

Daran konnte sich Hermine erinnern, denn Severus hatte ihr davon erzählt. Ihre Unterlagen wurden von der Frau an die Kollegen weitergereicht und jeder verschaffte sich einen Überblick, las die Beurteilung, die Severus ihr gegeben hatte und auch die vom Mungos, während die anderen Fragen stellten.

„Ist es wahr, dass Sie nur vier Monate mit Professor Snape gearbeitet haben?“, fragte der mit dem üppigen Bart. „Das ist ungewöhnlich, dass er Sie jetzt schon zur Prüfung anmeldet.“
„Ja, das kann ich erklären. Eigentlich arbeiten wir schon seit insgesamt vierzehn Monaten zusammen, aber ohne Vertrag. Anfangs haben wir viel zusammen recherchiert. Das musste alles nachmittags stattfinden, denn vorher war ich noch im Mungos beschäftigt“, erklärte Hermine.
Popovich schaute Respekt zollend auf. „Sie sind immer nach Ihrer Ausbildung zur Heilerin zu Professor Snape gegangen?“ Sie nickte, weswegen er nochmals in den mitgebrachten Unterlagen blätterte. Er fand das, was er gesucht hatte, las still ein paar Zeilen und sagte dann: „Und trotzdem haben Sie beim Mungos Ihre Prüfung nicht nur mit einem 'Ohnegleichen' abgeschlossen, sondern mit einem 'Phänomenal'. Miss Granger, Sie scheinen ein Naturtalent zu sein.“
Hermine musste lächeln, weil sie sich an einen Moment erinnerte, indem Severus zu Lupin gesagt hatte, sie wäre durchaus ein Naturtalent, aber im Reden. „Danke, Sir.“
„Und was lese ich hier?“ Popovich deutete mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle. „Die Bestnote haben Sie aufgrund einer Abschlussarbeit über die geschmackliche Veränderung des Wolfsbanntrankes erhalten?“

Er blickte fragend auf, weswegen Hermine diesmal nicht nur nickte, sondern ein paar Worte verlor, damit man sie nicht für unhöflich hielt.

„Ja, Sir. Ich habe mich dafür einer Methode bedient, die in der Muggelwelt Gang und Gebe ist.“
„Aromastoffe!“, las Popovich laut vor.
Der Bärtige winkte ab. „Solange es sich nur um eine theoretische Arbeit handelt, sollten wir das nicht in die Prüfung einfließen lassen.“
Popovich hielt dagegen. „Nein, mein lieber Macfayden, laut des Berichts von Professor Snape wird dieser veränderte Wolfsbanntrank bereits seit einigen Monaten erfolgreich verwendet, ohne dass die Wirkung des Trankes gelitten hat.“ Er blickte Hermine an und wollte eine Bestätigung. „Das ist doch korrekt, Miss Granger?“
„Das ist korrekt, ja. Ein lieber Freund von mir nimmt ihn regelmäßig seit Monaten ein und konnte keine negativen Veränderungen feststellen.“
„Sie haben den Trank gebraut?“, fragte der rundliche Herr. „Das war von Professor Snape aber sehr verantwortungslos.“
Sie verteidigte Severus. „Oh nein, er war ja immer dabei. Ich habe den Trank gebraut und er hat zugesehen. Wäre mir ein Fehler unterlaufen, dann wäre er sofort eingeschritten.“

Sie erwähnte nicht die ein oder zwei Gelegenheiten, wo sie den Trank tatsächlich ganz allein herstellt hatte. Die Dame am Ende des Tisches öffnete nun eine eigene Akte und las darin, bevor sie das Wort an Hermine richtete.

„Ich sehe, dass Sie kürzlich beim Ministerium ein Patent im Bereich 'Tränke' angemeldet haben.“
Die Prüfer waren äußerst informiert, dachte Hermine. Sie erinnerte sich an das, was Severus gesagt hatte, nämlich nur knappe Antworten in Bezug auf ihr Projekt zu geben. „Ja M´am, ich stelle den Trank in Zukunft bei der ’Körperschaft der Zaubertränkemeister’ vor.“
„Wirklich?“ Popovich schien begeistert. Ihn mochte Hermine bisher am meisten. Er hatte ungefähr Severus' Alter. „Dann werden wir Ihren Vortrag eventuell schon im Februar hören dürfen?“ Er blinzelte ihr ermutigend zu.
Sie nickte, gab aber zu Bedenken: „Selbstverständlich nur unter der Voraussetzung, dass ich die Prüfung bestehe.“

Der rundliche Prüfer hatte als Letzter Hermines Unterlagen gelesen. Ihn interessierte eine Sache besonders.

„Während Ihrer Ausbildung sind Sie mit äußerst seltenen Zutaten in Berührung gekommen.“ Er schaute nochmals nach. „Mit dem Ei eines Chinesischen Drachens zum Beispiel.“ Hermine bestätigte wortlos. „Wie hat die Schale gerochen?“, wollte er plötzlich wissen.
„Nach Zitronensäure und Schwefel. Man konnte auch etwas verbranntes Horn wahrnehmen.“
Plötzlich machten sich alle ein paar Notizen, bevor die Dame fragte: „Warum konnte man Zitronensäure riechen?“

Als sie den Tag, an dem sie mit Severus den Trank gebraut hatte, Revue passieren ließ, stellte sie fest, dass er ihr damals beiläufig genau dieselben Fragen gestellt hatte, fast als hätte er sie bereits seit Anfang an auf den heutigen Prüfungstag vorbereiten wollen.

„Diese Drachenart frisst Zitronengras en masse, was sich geruchlich nicht nur in einem Ei niederschlägt, sondern zum Beispiel auch im...“ Sie stockte und überlegte, ob diese Information nicht zu viel des Guten wäre, doch Severus hatte ihr bereits beigebracht, dass nicht beendete Sätze unhöflich waren. „Auch im Kot der Drachen.“
„Sie haben mit der Eierschale welchen Trank zubereitet?“, fragte der Prüfer mit dem flauschigen Bart, auch wenn es im Bericht stehen musste.
„Den 'Adlerauge', einen alten asiatischen Trank, der damals Anwendung bei den Wachen der Chinesischen Mauer gefunden hat, um Feinde in der Umgebung besser sehen zu können.“
Popovich lächelte bei Hermines genauer Ausführung freundlich, bevor er fragte: „Haben Sie den Trank getestet?“
„Ja, Professor Snape und ich haben ihn abends an uns ausprobiert.“ Sie geriet ins Schwärmen. „Wir konnten die Krater des Mondes erkennen, mit bloßem Auge. Das war unbeschreiblich!“
„Wieso haben Sie bei dem Adlerauge mit goldenen Löffeln gearbeitet und nicht, wie oft üblich, mit silbernen?“

Dass die mündliche Prüfung bereits voll im Gange war, hatte Hermine gar nicht begriffen, denn ihr kam es viel mehr wie eine interessante Unterhaltung unter Zaubertränkemeistern vor.

„Na, weil Silber mit den extrem schwefelhaltigen Eiweißen des Dracheneis, das noch an der Haut der Eierschale haftete, reagieren würde. Unmengen an Schwefelwasserstoff würden freigesetzt werden. Zusammen mit dem Silber vom Löffel entsteht auch noch Silbersulfid, was dem Trank einen metallischen Geschmack verleiht und somit unbrauchbar machen würde und den teuren Löffel gleich noch mit dazu.“
„Warum aber einen goldenen Löffel?“
„Ein goldener Löffel reagiert magisch mit dem feuerfesten Kessel aus den Panzern der Feuerkrabbe. Dem Löffel passiert rein gar nichts, er ist gegen chemische Reaktionen jeder Art magisch geschützt.“

Wieder notierten sich die vier Prüfer etwas, blätterten ab und an in ihren Unterlagen und notierten erneut etwas.

„Hier steht“, fragte der rundliche Mann mit Knubbelnase, „dass Sie auch mit dem magischen Apographon gearbeitet hätten?“

Hermine stutzte, denn sie verstand nicht, was der Mann meinte. Schnell übersetzte sie „Apographon“ und kam auf „Nachschrift“ oder „Kopie“.

„Sie meinen das Papier?“, fragte sie, während sie ihre Unsicherheit überspielte.
„Ja, das magische Papier für die Fernverständigung.“
„Das haben mein Professor und ich zusammen hergestellt“, bestätigte sie nickend, fügte aber noch schnell hinzu, „und es hat funktioniert.“
„Dann haben Sie sogar mit magischen Wasserhyazinthen und mit Dracheneidotter gearbeitet?“
„Das ist richtig, ja.“

Hermine erzählte ein paar Einzelheiten dieser Arbeit und konzentrierte sich auf die kniffligen Momente, die sie gemeistert hatte.

Es war schon eine Stunde vergangen und Hermine kam jetzt erst richtig in Fahrt. Während sie weiterhin den Prüfern Frage und Antwort stand, betraten Professor Trelawney, Draco und Ginny die Eingangshalle des Ministeriums. Alle drei hielten ein Pergament mit der Einladung zur „Prophezeiungssichtung“ in der Hand. Draco und Ginny waren für ihren Termin vom Unterricht befreit worden.

„Gehen wir zur Information rüber. Die werden wissen, wo wir hingehen müssen“, schlug Draco vor und die beiden Damen folgten ihm. Trelawney schien sehr unsicher zu sein. Sie schaute sich mehrmals hektisch um, als würde sie etwas Schlimmes erwarten. Ginny bemerkte das Verhalten ihrer Lehrerin und sprach es an.
„Sie verlassen Hogwarts nicht sehr häufig oder, Professor Trelawney?“
Durch dicke Brillengläser beguckte sie sich ihre junge Schülerin, bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein, ich, ähm... Nicht sehr oft, nein.“

Selbst als Hogwarts während des Krieges für die Schüler geschlossen war, waren Minerva und Sibyll mit wenigen Hauselfen dort geblieben, um sich um die Schule zu kümmern. Sibyll war nach ihrer Prophezeiung in Bezug auf Harry und Voldemort von Albus eingestellt worden, der ihr die Stelle als Lehrerin für Wahrsagen angeboten hatte, damit sie nicht um ihr Leben fürchten musste, doch selbst in der Zeit nach dem Krieg hatte sie sich aus purer Gewohnheit nicht einen einzigen Schritt von Hogwarts entfernt; war selten aus dem Turmzimmer hinuntergekommen. Heute musste sie jedoch die sichere Schule verlassen, um der Prophezeiungssichtung beizuwohnen und sie fühlte sich nicht wohl dabei.

Draco hatte an der Information alles erledigt. Den beiden Frauen sagte er: „Wir sollen einen Stock tiefer gehen und dann an der hintersten Tür warten, direkt an der Treppe, die zu den Gerichtsräumen führt. Es wird jemand von der Mysteriumsabteilung kommen.“
„Herrje, wir werden doch nicht etwa mit einem der Unsäglichen reden müssen oder?“, vermutete Ginny.
Jetzt fielen Draco wieder die Worte von Susan ein, die ihm gesagt hatte, die Typen seien etwas „seltsam“. „Vermutlich schon, gehen wir“, bestätigte er daher.

Im neunten Stock gingen sie den fensterlosen Gang entlang und fanden an dessen Ende die unbeschriftete Eingangstür, an der sie warteten, doch nicht sehr lange. Sie öffnete sich von selbst, so dass sie eintreten konnten.

Die drei fanden sich in einem runden Raum wieder, der gänzlich in schwarz ausgestattet war. Man würde die Hand vor Augen nicht sehen, würden nicht die Kerzen einen bläulichen Schein von sich geben. Der Raum verbreitete bereits die passende Stimmung für die Mysteriumsabteilung, denn es war gruselig. Besonders Ginny hatte mit den Gefühlen zu kämpfen, die in ihr aufkamen. Die Erinnerung an den Kampf mit den Todessern. Sie atmete heftig durch den Mund ein und aus, weswegen Draco ihr eine Hand auf die Schulter legte.

Unzählige Türen befanden sich ringsherum, die alle vollkommen identisch aussahen. An keiner waren Klinken oder Knaufe befestigt. Draco ließ seinen Blick schweifen, drehte sich dabei einmal im Kreis.

„Ich wüsste nicht, durch welche wir wieder herauskommen würden, wenn die eine Tür nicht noch offen stehen würde“, gab er offen zu.

In diesem Moment schloss sich die Tür, durch die sie eingetreten waren, wie von Geisterhand und kaum hörte man, dass sie ins Schloss gefallen war, begann die runde Wand mit den vielen Türen zu rotieren.

Draco schnaufte. „Spätestens jetzt weiß ich definitiv nicht mehr, welche wir nehmen müssten.“
„Man wird uns nachher bestimmt hinausbegleiten“, hoffte Ginny, deren Herz aufgrund gewisser Erinnerungen immer schneller schlug.

Mit einem Male hörte die Wand auf, sich zu drehen und eine Tür öffnete sich ganz langsam. Sie gab dabei kein Geräusch von sich. Ein Mann war im Türrahmen zu sehen, der stocksteif dastand und dessen durchgestreckte Arme sich in Höhe des Schrittes an den Händen hielten. Sein Haar war wirr, eine Augenbraue zuckte manchmal.

„Willkommen“, hauchte er geheimnisvoll, so dass die Stimmung von einer Sekunde zur anderen noch viel unheimlicher wurde als sie eh schon war, aber nicht für Draco.
Er fragte in normaler Lautstärke frei von der Leber weg: „Sind Sie ein Unsäglicher?“

Die drei näherten sich langsam dem Herrn, der noch nicht geantwortet hatte. Ginny fiel sofort auf, dass ein Auge des Mannes sich scheinbar selbständig und langsam in eine Richtung bewegte, während das andere auf die Gäste fixiert blieb. Wenn er blinzelte, schauten beide Augen für einen kurzen Moment wieder geradeaus, bis das eine Auge wieder im Alleingang auf Erkundungstour ging und in eine Richtung abdriftete.

„Wir von der Mysteriumsabteilung“, begann der Mann mit leiser Stimme, „bevorzugen die Bezeichnung 'Verschwiegene'. 'Unsäglich' ist ein unpassender Begriff, es sei denn“, er blickte Draco eindringlich an, während sein Auge wieder vom Kurs abkam, „man hielte uns für töricht oder gar peinlich?“ Zum Ende hin war der Mann so leise geworden, dass man ihn kaum noch hören konnte, was ein wenig bedrohlich wirkte.
„Nein, Sir“, versicherte Draco vorsichtig, obwohl er unter anderen Umständen eventuell bejaht hätte.

Der Mann hielt seine Hand ausgestreckt. Nach nur wenigen Sekunden des Zögerns reichten alle drei ihm die Einladungen, die sie vom Ministerium erhalten hatten. Der Verschwiegene studierte die Pergamente, nickte dann einmal und forderte: „Folgen Sie mir!“

Ihr Weg führte sie durch schwarz geflieste Gänge. Einer sah aus wie der andere, was sicherlich Absicht war, damit ein Eindringling die Orientierung schnell verlieren würde, wenn er die Eingangshalle der Mysteriumsabteilung hinter sich gelassen hatte.

„Und macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?“, fragte Draco den namenlosen Mann, um die Stille zu durchbrechen. Der antwortete nicht, schenkte ihm nicht einmal einen Blick. Ginny kommentierte das Verhalten des Verschwiegenen mit einem Schulterzucken.

Während sie den langen Flur entlanggingen, hörte man einzig das Klacken der Schuhe und das Geklimper von Trelawneys unzähligen Perlenketten.

An einer Tür, die als solche auf den ersten Blick nicht zu erkennen war, hielt der Mann. Er blinzelte mehrmals krampfhaft, als wären seine Gesichtsmuskeln einem Tic erlegen, bevor er sagte: „Hier wird Sie GeHa in Empfang nehmen.“ Der Mann öffnete die Tür und ließ die drei hinein, bevor er verschwand. Die Wände waren mit hohen Regalen versehen, in denen vereinzelt Glaskugeln lagerten – ungenutzte Glaskugeln, denn keine von ihnen leuchtete.

Ein dürrer Mann, dessen Alter man auf das von Dumbledore schätzen könnte – wenn nicht sogar noch älter –, stand ebenso stocksteif da wie schon der andere Herr zuvor, bevor er bedächtig erklärte: „Sie müssen TroFi entschuldigen, falls er ein wenig harsch gewesen sein sollte. Wir sind Publikumsverkehr nicht gewohnt. Prophezeiungen sind nicht sehr häufig.“
„Mr. Geha...“, begann Draco, doch der Mann verbesserte.
„Nein, nicht 'Mister'. In der Mysteriumsabteilung gibt es Personen, die ausschließlich mit ihrem Namenskürzel angesprochen werden, um die Identität zu wahren. Ich bin nur GeHa. Für die beiden Damen und Sie werde ich nie mehr sein, Mr. Malfoy.“

GeHa betrachtete Ginny und Sibyll und bei Letzterer begannen seine Augen zu leuchten.

„Miss Trelawney!“, grüßte er überschwänglich. „Es ist mir eine große Ehre, Sie einmal persönlich kennen lernen zu dürfen. Ich habe bereits Ihre Ururgroßmutter gekannt und auch sehr bewundert. Sie war eine begabte Seherin!“
„Oh, das ist nett von Ihnen.“ Wie ein schüchternes Schulmädchen blickte Sibyll zu Boden, während ihre Wangen ganz rot wurden.
„Und wie ich dem Formular entnehmen konnte, haben Sie kürzlich eine Prophezeiung gemacht.“ Sibyll nickte, auch wenn sie davon nichts mehr wusste. „Das sind schon zwei, Miss Trelawney. Ich gratuliere.“

Ginny und Draco wussten, dass eine ihrer Prophezeiungen niemals dem Ministerium gemeldet worden war und zwar die über Wurmschwanz, der als Diener seinem Meister zur Macht verhelfen würde. Harry hatte erst später davon berichtet und all seine Freunde hielten den Mund, denn er hatte eine rechtswidrige Handlung begangen, indem er diese Vorhersage für sich behalten hatte.

„Wenn Sie drei mir bitte folgen würden?“ GeHa wies den Weg, doch der war nicht weit: durch eine Tür hindurch, einmal links und gleich die nächste Tür.

Drinnen stand einzig und allein ein Denkarium, das für solche Zwecke genutzt wurde. Ginny erinnerte sich noch daran, dass Ron mit seiner Anfrage bei ihrem Vater abgeblitzt war, weil er das Denkarium wegen Snapes Traum von Harry nutzen lassen wollte.

„Ich werde die beiden Erinnerungen entnehmen und mir ansehen.“ Er machte eine einladende Geste in Richtung Denkarium, während er Ginny anblickte. „Ladies first.“ Ginny zauderte, näherte sich aber dem Becken. „Wurde Ihnen schon einmal eine Erinnerung entnommen?“, wollte GeHa wissen. Sie schüttelte ängstlich den Kopf. „Es tut nicht weh“, versicherte er, „Sie müssen nur an die Prophezeiung denken.“

Kaum hatte er diesen Satz gesagt, musste sie automatisch an den Moment im Klassenzimmer von Professor Trelawney denken. GeHa schien das zu wissen und führte daher seinen Stab an ihre Schläfe. Sie spürte kaum etwas, ein leichtes Ziehen höchstens, aber es war nicht unangenehm.

„Da haben wir auch schon die Erste.“ Den silbernen Faden, der von seinem Zauberstab wabernd hinunterhing, ließ er behutsam in das Becken gleiten, bevor er auch schon seine Nase eintauchte. Die nicht einmal dreißig Sekunden waren schnell vorüber.

„Jetzt Mr. Malfoy.“ Die Stimme des älteren Verschwiegenen war liebevoll großväterlich gewesen, ganz anders als die von TroFi, dem Herrn, der sie hergeführt hatte. „Wenn Sie bitte an die Prophezeiung denken würden?“ Auch Draco ging es nicht anders, denn wenn auch nur unterbewusst, so musste man bei bestimmten Worten an konkrete Dinge denken und Prophezeiungen hatte Draco bisher nur eine miterlebt, also dachte er sofort an die.

Nachdem GeHa auch die Erinnerung von Draco gesichtet hatte, wandte er sich an Ginny.

„Miss Weasley, Sie können Ihre Erinnerung sofort zurückhaben. Die von Mr. Malfoy ist deutlicher und ich werde eine Kopie machen, die aufbewahrt werden wird.“
„Oh bitte“, warf Professor Trelawney ein, „dürfte ich sie wohl sehen? Mein Geist ist in Momenten der spirituellen Empfänglichkeit immer recht nebelhaft.“
„Aber selbstverständlich“, hauchte GeHa so Respekt zollend, als würde es sich bei Trelawney um jemanden handeln, der größeren Einfluss hätte als der Minister persönlich. „Ich kann Sie gut verstehen. Nie würde ich es wagen, Ihnen diesen Wunsch abzuschlagen.“ Er deutete auf das Becken. „Nur die Nase eintauchen und schon geht es los.“

Den Moment, als Trelawney ins Becken eintauchte, nutzte Draco, um GeHa eine Frage zu stellen.

„Sagen Sie, wie wird man ein Verschwiegener?“
GeHa erstarrte, was sehr seltsam war, doch Susan hatte ihn bereits vorgewarnt. Der ältere Herr schaute Draco die ganze Zeit an, ohne auch nur einmal zu blinzeln, als wäre er aus Stein gemeißelt. Erst als Professor Trelawney auftauchte, regte er sich wieder.
„Ungeheuerlich!“, sagte die Lehrerin. „Endlich durfte ich mal erleben, wie meine Wahrsagekunst aussieht.“
„Es freut mich, Ihnen einen Gefallen erwiesen zu haben.“ Er holte eine Glaskugel, die sehr unspektakulär aussah. An alle drei gewandt sagte er: „Wenn Sie bitte Ihre Zauberstäbe hochhalten würden. Ich werde ein Doppel der Erinnerung von Mr. Malfoy in diese Kristallkugel geben und Sie mit Ihrer Signatur für andere unantastbar machen. Leider konnte man der Prophezeiung nicht entnehmen, wen die Vorhersage betrifft. Nur Sie drei werden Zugriff auf diesen Behälter haben, obwohl ich davon ausgehe, dass heute der letzte Tag sein wird, an dem Sie die hier“, er hob die Glaskugel, „sehen werden.“

Nachdem durch einen für Draco nicht nachvollziehbar magischen Vorgang seine Erinnerung in die Kugel kopiert worden war, bekamen auch er seine Erinnerung wieder zurück. Von dem sehr schmucklosen Ritual, wie eine Prophezeiung in die Glaskugel gelangte, war besonders Draco sehr ernüchtert, was er auch zum Ausdruck brachte.

„Das war's?“ Sie waren nicht einmal eine Viertelstunde hier und sollten schon wieder gehen, was Draco vollkommen desillusioniert hatte. GeHa blickte Draco mit der gleichen versteinerten Miene an wie schon zuvor, doch dann bewegte sich die Lippen des alten Mannes.
„Sind Sie etwa enttäuscht?“ Schamlos nickte Draco. „Wie wäre es dann mit einem Rundgang durch einige Räume der Mysteriumsabteilung?“ Dracos Augen begannen zu glänzen, denn so etwas war nicht jedem gestattet.
„Gern!“ Sein Enthusiasmus war nicht zu überhören.
„Natürlich“, GeHa legte den Kopf schräg, „müsste ich Ihnen danach die Erinnerung an die kleine Führung nehmen.“
„Was?“
„Sie haben schon verstanden. Sie dürfen sich alles ansehen und mir Ihre Fragen stellen, aber am Ende der kleinen Tour werde ich Ihre Erinnerung daran löschen.“

Draco antwortete nicht, sondern blickte den alten Mann nachdenklich an, was Ginny nicht entging.

„Sag mal, Draco, du überlegst doch nicht wirklich ernsthaft...“
„Warum nicht?“, fiel er ihr ins Wort.
„Weil es keinen Sinn macht! Du wirst dich an nichts mehr erinnern können. Nur im Augenblick der Führung selbst, aber danach“, sie machte eine Geste mit ihren Händen, als würde ihr Kopf explodieren, „ist nichts mehr da drin!“
„Mr. Malfoy“, Trelawney hatte sich eingeschaltet, „ich halte das für keinen guten Gedanken.“
„Aber ich kann das doch nicht abschlagen!“
„Du hast wohl den Verstand verloren!“, schimpfte Ginny. „Denk doch mal daran, was dabei schiefgehen könnte!“
Das wiederum wollte GeHa nicht auf sich sitzen lassen. „Meine liebe Miss Weasley, ich bin nicht nur ein ausgebildeter Vergissmich, sondern ich habe die Kunst der gezielten Gedankenbeseitigung perfektioniert. Mr. Malfoy würde von seinen Erinnerungen lediglich den Zeitpunkt des Rundgangs vermissen und nicht mehr. Selbst die im Anschluss normalerweise auftretenden Verwirrungszustände werden nicht eintreten.“
„Draco“, flehte Ginny. „Tu's nicht!“
„Ich bin erwachsen und außerdem“, er blickte zu dem Verschwiegenen, „vertraue ich GeHa.“
„Haben Sie sich entschlossen, ja?“, fragte der alte Mann lächelnd, weswegen Draco nickte. „Gut, meine Damen, Sie können warten oder sich von TroFi zurück zur Eingangshalle führen lassen.“
„Wir warten hier!“, bestimmte Ginny und Professor Trelawney wagte es nicht zu widersprechen.

In einem anderen Stockwerk des Ministerium war Hermine endlich klargeworden, dass die mündliche Prüfung bereits lief.

„Wo würden Sie Affodillwurzeln aufbewahren?“, fragte Popovich.
„Am besten in einer Holzkiste, damit sie atmen können“, antwortete sie richtig.
„Und Phönixtränen?“, wollte der Bärtige wissen.
„In luftdichten Glasbehältern. Licht schadet nicht, aber sie könnten verdunsten und dafür sind sie viel zu wertvoll.“

Die Prüfer notierten sich nach jeder gegebenen Antwort etwas auf ihrem Pergament. Die Dame schaute unmerklich auf ihre Uhr.

„Ich würde sagen, wir machen eine Stunde Pause.“ An Hermine gewandt empfahl sie: „Die Kantine hier ist äußerst schmackhaft, falls Sie dorthin gehen möchten. Ansonsten treffen wir uns in einer Stunde für die praktische Prüfung im Nebenraum.“

Hermine nickte und schaute auf die Uhr, damit sie nachher nicht zu spät kommen würde. Die Prüfer wünschten einen guten Appetit und verließen mit ihr zusammen das Zimmer. Eine Minute später fand sich Hermine allein auf dem Flur. Sie schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Sie hatte kein gutes Gefühl, aber auch kein schlechtes. Die Prüfer ließen nicht im Geringsten durchblicken, ob ihre Antworten korrekt oder miserabel waren und genau deswegen war sie ruhelos. Am liebsten würde sie sich hier auf die Bank setzen und vor der Tür warten, doch das wäre falsch. In ihrem inneren Ohr hörte sie Severus' Stimme, der ihr zu einer Mahlzeit riet, wenn auch zu einer leichten. Nur deshalb fuhr sie mit dem Fahrstuhl hinunter zur Kantine.

Ein Salat mit Hähnchenstreifen sollte genügen, andererseits könnte der ihrem aufgebrachten Magen schon Schwierigkeiten bereiten. An einem der unzähligen Tische in der noch nicht gut besuchten Kantine ließ sie sich nieder, um mit der Gabel in ihrem Salat zu stochern, anstatt ihn zu essen. Den ersten Bissen quälte sie sich gerade hinunter, als sie hinter sich eine vertraute Stimme hörte.

„Hermine, was machst du denn hier?“
„Tonks?“ Hermine lächelte. Ihre Prüfungsangst war in dem Moment verschwunden, als sie das fröhliche Gesicht ihrer Freundin sah. „Ich habe heute meine Prüfung zur Zaubertränkemeisterin!“
„Ist nicht wahr!“ Ihr Tablett stellte sie auf dem Tisch ab, bevor sie sich neben Hermine setzte und forderte: „Erzähl! Wie läuft es bisher?“
„Der mündliche Teil ist, so wie ich es verstanden habe, schon gelaufen. Ich habe leider keine Ahnung, was die Prüfer denken. Vielleicht habe ich mir einen Fehler erlaubt und es nicht einmal gemerkt?“
„Ach Blödsinn.“ Tonks winkte ab. „Das machen die nur, um dich zu verunsichern. Glaub mir: Meine Prüfung zur Aurorin war die Hölle! Ich war danach am Boden zerstört, bis plötzlich die Nachricht kam, dass ich mit Bestnoten bestanden habe. Das machen die gern.“
„Was?“
„Dich verunsichern! Damit testen sie, wie du dich in Stresssituationen machst“, erklärte Tonks.
„Aber ich muss später keine Todesser jagen, ich braue nur Tränke!“
„Was gefährlich sein kann, wenn ich mir das vor Augen halte, was Remus mir kürzlich erzählt hat. Er hat tatsächlich einen Kessel zum Schmelzen gebracht, kannst du dir das vorstellen?“ Tonks schüttelte ungläubig den Kopf. Ihre eigene Note in Zaubertränke war damals „Ohnegleichen“ gewesen, was für die Ausbildung zur Aurorin ausschlaggebend war.
„Die praktische Prüfung ist nachher dran.“ Ihre Worte klangen sehr bedrückt, doch Tonks wollte sie aufheitern.
„Mach dir keine Sorgen, Hermine. Stell dir einfach vor, du bist in Hogwarts – in deiner vertrauten Umgebung. Dann klappt alles wie am Schnürchen!“
„Das wird das Beste sein.“ Hermine nahm sich vor, Tonks' Ratschlag in die Tat umzusetzen.

Eine weitere Stimme, die Hermine sehr bekannt war, richtete das Wort an die beiden Frauen, die sich an ihrer Mahlzeit gütlich taten.

„Hermine“, hauchte eine verträumte Stimme. „Und Tonks, was für eine Überraschung! Bei Tonks überrascht es eigentlich nicht, sie arbeitet ja hier und ist bestimmt öfters in der Kantine“, Luna verlor fast den Faden, „aber du, Hermine. Was machst du im Ministerium? Kommst sicher nicht wegen des leckeren Essens.“

Die jungen Damen begrüßten sich sehr herzlich, indem sie sich drückten, womit sie bei dem einen oder anderen Gast Aufmerksamkeit erlangten.

„Ich könnte das Gleiche fragen, Luna?“ Hermine schob ihr Tablett von sich weg und genoss die Abwechslung, von ihren beiden Freundinnen auf andere Gedanken gebracht zu werden.
„Ihr wisst, dass ich für die Muggelpost schreibe.“ Nachdem Tonks und Hermine genickt hatte, erzählte Luna, die sich nebenbei einen Strohhalm aus einem Behälter auf dem Tisch nahm und ihn beim Reden verbog: „Mr. Malfoys Verhandlung. Ich habe ihn schon ein paar Mal gesehen, er hat mir sogar eine Frage beantwortet.“
Tonks ahnte etwas. „Du versuchst, ein Interview mit ihm zu bekommen!“
Luna blinzelte und währenddessen formten ihre vollen Lippen ein warmes Lächeln, bei dem Neville sicherlich dahingeschmolzen wäre. „Ich bin sehr zuversichtlich“, sagte sie mit einer Gelassenheit, von der Hermine sich gern ein Stück abschneiden würde. „Was machst du hier, Hermine?“

Sie klärte Luna über den Verlauf der Prüfung auf. Die Blonde ließ sie nicht einen Moment aus den Augen und doch hatte Hermine das Gefühl, dass Luna zwar nicht durch sie hindurch, aber in sie hineinsehen würde. Lunas schmale Finger zerrten und drehten ununterbrochen an dem Strohhalm, knickten und formten ihn.

„Und in einer halben Stunde beginnt die praktische Prüfung“, beendete Hermine ihre Ausführung, doch sie konnte sich nicht verkneifen, noch leise etwas hinzuzufügen. „Ich hab Angst.“
„Warum? Du kannst doch alles.“ Lunas Worte in Gottes Gehör, dachte Hermine.
„Trotzdem...“ Hermine ließ es bleiben, ihren Ängsten auf den Grund gehen zu wollen, denn das würde sie nur noch mehr aufwühlen. Stattdessen seufzte sie.

Für einen Moment verschwand Luna, doch sie kam gleich mit drei Schalen grünem Wackelpudding zurück zum Tisch. Sie reichte Tonks und Hermine je eine davon und blickte verträumt auf die Masse in ihrem eigenen Schälchen.

„Süßes macht alles wieder gut, nicht wahr?“
Bei Lunas vereinfachter und doch so wahrer Erklärung lächelte Hermine. „Ja, das stimmt.“
„Ach, hier...“ Luna griff nach dem verformten Strohhalm und hielt ihn Hermine unter die Nase. „Ein Glücksbringer.“
Hermine nahm den Gegenstand in die Hand und betrachtete ihn sich. „Das sieht ja aus wie ein kleines Herz!“
„Ja, das sind die Herzen deiner Freunde. Musst es nahe am eigenen tragen, dann kann heute nichts schiefgehen.“

So wie Luna es sagte, war es eine Tatsache und Hermine glaubte gern daran, weswegen sie sich den herzförmigen Strohhalm in die Innentasche ihres Umhangs steckte. Dorthin, wo Severus seinen neuen Stab trug. Sie plauderten noch gemütlich und aßen dabei ihren grünen Wackelpudding.

In der Mysteriumsabteilung hatte Draco gerade einen ekelhaften Raum hinter sich gelassen. Einige Schreibpulte waren noch das Normalste dort gewesen, aber das Bassin aus Glas ganz in der Mitte, mit den in dunkelgrüner Plörre schwimmenden Gehirnen, war ihm wirklich zuwider.

„Das sah aus wie grüner Wackelpudding“, murmelte Draco, doch GeHa hatte ihn gehört.
„Glauben Sie mir: Es sieht nur so aus, es schmeckt nicht so!“
„Ich hatte nicht vor zu kosten“, versicherte Draco, der sich selbst mit etwas Humor seine Beklemmungen nehmen wollte. „Was tun diese Gehirne?“
„Das möchten Sie nicht wissen, Mr. Malfoy.“

GeHa öffnete eine weitere Tür, die in einen kahlen, aber zumindest zweifarbigen Raum führte, denn Wand und Boden waren weiß, nur die Wände waren schwarz. In der Mitte befand sich eine Art übergroße Kiste mit einer offen stehenden Tür. Darin konnte man einen einsamen Stuhl sehen, sonst nichts. Die Kiste war innen wie außen pechschwarz. Plötzlich schwankte GeHa und schien nach vorn zu fallen, doch Draco hielt ihn aufrecht.

„Alles in Ordnung, Sir?“ Wenn GeHa hier sterben würde, wäre Draco verloren. Den Weg würde er nicht mehr allein zurückfinden, aber viel schlimmer war, dass er in diesem Fall auch nicht dazu in der Lage wäre, Hilfe holen zu können.
„Es geht schon, junger Mann. Das war die Aufregung, Professor Trelawney einmal persönlich gegenüberstehen zu dürfen.“ Er richtete sich wieder auf. „Und wie sieht es mit Ihnen aus, Mr. Malfoy? Bereit für eine 'Reise der besonderen Art'?“

Unweigerlich musste Draco zu dem schwarzen Kasten mit dem Stuhl im Innern blicken.

„Eine Minute? Was meinen Sie?“, drängte GeHa. Zusammen gingen sie einige Schritte näher an den Kasten heran. Vorsichtig spähte Draco in den dunklen Raum hinein. Bis auf den Stuhl war er leer.
„Was wird mich da drinnen erwarten?“
„Jeden erwartet etwas anderes“, antwortete GeHa gelassen, aber vor allem ungenau.
Draco deutete unsicher in den kleinen Raum hinein. „Waren Sie schon einmal hier drin?“
„Selbstverständlich! Das ist nämlich mein eigenes Projekt. Kommen Sie, es wird nichts Schlimmes passieren. Bei Ihnen bin ich mir da ganz sicher.“
„Ich weiß nicht...“
„Warum zögern Sie? Selbst wenn es unerträglich werden würde, dann wird auch diese Erinnerung nicht lange die Ihre bleiben, also keine Angst.“
Draco fühlte sich provoziert. „Ich hab keine Angst! Ich weiß nur nicht, was mich da drinnen erwartet. Warum ist es stockdunkel? Was wird passieren? Wenigstens ungefähr müssen Sie mir doch was sagen können.“
„Haben Sie ein reines Gewissen, Mr. Malfoy?“, fragte GeHa plötzlich sehr ernst.
„Ja, Sir.“ Seine schnelle Antwort überraschte ihn selbst, aber es stimmte. All die Dinge, die ihm früher noch zu schaffen gemacht hatten, waren geklärt. Er hatte mit Dumbledore über die Nacht auf dem Turm gesprochen, hat sich mit Harry versöhnt, konnte zwischenzeitlich sogar über die familiäre Abstammung anderer hinwegsehen. Er hatte, wenn er sich selbst bewerten müsste, ein reines Gewissen.
„Warum vergeuden Sie dann die Zeit?“

Für einen Moment beäugte Draco die schwarze Kiste, die selbst bei Menschen, die nicht unter Angststörungen litten, Klaustrophobie aufkommen lassen konnte. Es war eine Herausforderung. Die Mysteriumsabteilung war so geheim und ihre Wunderlichkeiten so gut behütet, dass er es als seine einzige Chance ansah, einmal in seinem Leben etwas tun zu können, von dem er wusste – zumindest jetzt noch –, dass es einzigartig war.

„Was muss ich tun, wenn ich drin bin?“
GeHa sprach sehr gemächlich. „Sie müssen sich nur hinsetzen, Mr. Malfoy. Ich werde die Tür schließen und Sie für eine Minute allein lassen.“
„Hört sich nicht schwer an. Also dann...“

Draco betrat den Raum, dessen Luft merklich schwerer wirkte, keinesfalls aber unangenehm.

„Ich schließe dann die Tür“, Draco setzte sich bereits, „und geraten Sie nicht in Panik.“

Die Tür war zu. Aufgrund der letzten Worte war Draco kurz davor, in Panik auszubrechen, doch dann übermannte ihn die schwere Luft in dem kleinen Raum. Sie drang nicht nur durch seine Nase ein, sondern durch seine Haut, selbst durch die Kleidung hindurch. Obwohl es dunkel war, schloss Draco die Augen. So fühlte er sich wohler, als in unendliche Schwärze starren zu müssen. Sein Herz begann zu rasen, seine Atmung wurde immer schneller. Diese schwere Luft – es mag auch etwas anderes gewesen sein – war nun vollständig in seinem Körper und ging auf Tuchfühlung mit einem bestimmten Organ in seinem Brustkorb.

Draußen vor der schwarzen Kammer wartete GeHa, der seinen Blick auf eine Sanduhr gerichtet hatte. Nachdem das letzte Korn gefallen war, öffnete er die Tür. Der Stuhl in dem Raum war leer, denn Draco saß daneben auf dem Boden und presste seinen bebenden Körper an die Wand.

„Mr. Malfoy?“ GeHa klang nicht ein bisschen besorgt, er wollte nur auf sich aufmerksam machen. Zitternd wandte Draco seinen Kopf. Erst da sah der Verschwiegene, dass das Gesicht des jungen Mannes verweint war; die Augen waren noch immer feucht und die Nase lief. Ansonsten schien es ihm gut zu gehen. Mit großväterlich besonnener Stimme bat er: „Kommen Sie bitte heraus.“

Draco kroch auf allen Vieren aus der Kiste heraus. Erst draußen ließ die Schwere des schwarzen Raumes von ihm ab und er vermochte aufzustehen. Noch immer war er etwas wackelig auf den Beinen. Diesmal sorgte GeHa dafür, dass er nicht umkippte.

„Geht es wieder?“ Draco nickte. Ein paar Male musste er tief durchatmen. Sprechen konnte er noch immer nicht, aber er fühlte sich auch nicht schlecht. Er war nur sehr angetan von dem, was ihm widerfahren war. Der Ältere lächelte und drückte seine Schulter.
„Was war das?“, fragte Draco endlich, auch wenn seine Stimme nur ein Flüstern war.
„Oh, ich denke, Sie wissen ganz genau, was in diesem Raum geschehen ist!“
„Aber das ist nicht möglich...“
„Nicht? Oder wollen Sie sich nur nicht zugestehen, dass sich das, was Sie eben am eigenen Leib erfahren haben, auch tatsächlich abgespielt hat?“ Nachdem Draco ein paar Schritte gegangen war, erläuterte GeHa, der bereits eine weitere Tür ansteuert: „Es kann für einen Menschen ein überwältigend schönes oder aber auch ein zerstörendes Erlebnis sein, einen Blick in das eigene Herz zu werfen.“ Der Verschwiegene hielt die Tür auf, die in einen weiteren Raum führte und fragte nicht sehr ernst: „Oder waren Sie nur darüber überrascht, wie viel Güte Sie innehaben?“
Draco lächelte.

Hermines Lächeln verblasste, als sie mit einem Male ein Blackout hatte. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern. Die Prüfer hatten den Namen eines Trankes an die Tafel geschrieben, den sie eigenhändig und ohne jegliche Hilfe zubereiten sollte, doch keine der Zutaten fiel ihr ein. Die Schrift auf den vielen Gläschen in der Vitrine verschwamm vor ihren Augen, so dass Hermine sie schließen musste. Jetzt war alles aus, dachte sie resignierend.

„Miss Granger? Geht es Ihnen gut?“, fragte Popovich besorgt.
„Ja, nur einen Moment bitte. Mein Kopf will gerade nicht so wie ich möchte.“

Sie hörte jemanden gutmütig lachen, vielleicht waren es auch zwei, so genau nahm sie nichts mehr wahr. Mit ihren Nerven am Ende fasste sie sich ans Herz und da fühlte sie plötzlich Lunas Glücksbringer, die Herzen ihrer Freunde. Noch mit geschlossenen Augen stellte sich Hermine vor, dass hinter ihr keine Prüfer standen, sondern Tonks und Luna, Ron und Neville. Sie spürte Remus' warmen Blick auf sich, fühlte Severus' hochgezogene Augenbraue und Harrys freches Schmunzeln. All ihre Freunde wollten zusehen, wie sie einen Trank brauen würde und einzig Severus hätte ein Auge dafür, ob sie es auch richtig anstellte.

Als Hermine die Augen öffnete, konnte sie die Beschriftung auf den vielen Fläschchen klar und deutlich erkennen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie sich wieder an die Zutaten, die sie für den geforderten Trank benötigte, erinnern konnte. Sie begann damit, die Vitrinentüren zu öffnen, um die Zutaten an den Arbeitstisch zu bringen.

Nachdem sie alles in der Nähe des Kessels aufgestellt hatte, öffnete sie nacheinander die Holzdosen, Glasflaschen und Steingefäße, um an ihrem Inhalt zu riechen, was sie sich schon im Mungos angenommen hatte. Bei einer Zutat stutzte sie. Es roch nach einer Baumpilzart, als sie das Gefäß mit den Holzspänen in den Händen hielt. Vielleicht bildete sie sich das nur ein? Sie roch nochmals und der Duft war eindeutig jodartig. Sie blickte zu den Prüfern mit ihren Klemmbrettern hinüber, von denen sie aufmerksam beobachtet wurde.

„Entschuldigen Sie, aber die 'Magische Birke' ist offensichtlich zusammen mit einem Birnenstäubling zu Spänen verarbeitet worden. Die Zutat ist verunreinigt.“ Sie hob das Gläschen.
„Ist sie das?“, fragte die Dame, bevor sich alle vier Notizen machten. Hermine rutschte das Herz in die Hose. „Sehen Sie bitte in dem Schrank unter der Vitrine nach, da sollten neue Zutaten zu finden sein.“

Wie vermutet fand sich hier ein volles und noch versiegeltes Glas mit dem Holz der Magischen Birke. Hermine öffnete es und roch – kein Jod.

„Gut, dann fange ich mal an.“

In Hogwarts erhielt Remus nach der letzten Unterrichtsstunde des Tages von Tonks einen Ruf über den Kamin. Gleich darauf eile er ins Erdgeschoss, um bei Harry vorbeizuschauen.

„Remus, komm rein“, grüßte ihn Harry, der einen sehr munteren Nicholas im Arm hielt.
„Hallo, ihr zwei.“ Remus' Stimme war kindisch hoch und galt natürlich nur dem kleinen Jungen, der fröhlich zu glucksen begann, als Remus ihn an der Wange streichelte.
„Kannst du ihn mal kurz nehmen?“ Harry drückte Remus das Baby bereits in den Arm. „Es gab ein kleines Malheur im Kinderbettchen, das ich mal schnell wegmachen muss.“

Als Harry aus dem Schlafzimmer wieder zurückkam, musste er beim Anblick von Remus, der sich den Zeigefinger von Nicholas greifen ließ, lächeln.

„Steht dir!“, sagte Harry in Bezug auf das Kind und nickte dabei ernsthaft, um seine eigenen Worte nochmals zu bestätigen.
„Harry, rate mal, was ich eben von Tonks erfahren habe!“
„Ich bin nicht gut in so was. Keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ist sie schwanger?“
Remus blickte völlig verständnislos drein. „Wie kommst du denn auf die Idee?“
Wegen des entgeisterten Gesichtsausdrucks musste Harry auflachen. „Ich sagte doch, ich bin nicht gut in solchen 'Rate mal, was...'-Spielchen. Sag's mir einfach.“
„Hermine ist im Ministerium, weil sie ihre Prüfung macht!“
„Und Severus hat nichts verraten, dieser Hund!“, scherzte Harry.
Hier musste Remus lachen. Er nahm Platz und setzte den Jungen gemütlich auf seinen Schoß, bevor er Harry anblickte und mit fröhlich aufleuchtenden Augen fragte: „Wollen wir eine Überraschungsparty für sie geben?“
„Ich weiß nicht. Wenn Hermine niemandem Bescheid gegeben hat, dann möchte sie auch nicht, dass WIR davon wissen oder?“
„Du kennst sie doch: Prüfungsangst! Sie hat keinem was gesagt, weil sie sich damit selbst unter Druck setzen würde.“ Remus streichelte dem Jungen in seinem Arm über den Kopf mit den flauschig schwarzen Haaren. „Ich bin davon überzeugt, dass sie beim ersten Mal bestehen wird.“
„Wir alle sind davon überzeugt, nur sie selbst nicht“, warf Harry ein. „Ich würde vorschlagen, ich sage Ron Bescheid und noch ein paar anderen und dann treffen wir uns im Ministerium in der Eingangshalle, um sie abzuholen. Gehen wir essen?“
„Gebongt“, war Remus' ungewohnt jugendliche Antwort.

Es klopfte und Neville leistete ihnen Gesellschaft.

„Luna hat mich eben angefloht. Hermine ist im Ministerium und...“
„Macht ihre Prüfung zur Zaubertränkemeisterin!“, vervollständigte Harry.
„Ach, euch hat sie Bescheid gegeben?“ Er klang enttäuscht.
Remus verneinte. „Hat sie nicht, aber Tonks hat mit ihr und Luna in der Kantine gesessen.“
Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf Nevilles Lippen. „Dann veranstalten wir was für sie? Eine kleine Gratulationsfeier zur bestandenen Prüfung!“
An Harry gewandt hielt Remus ihm erneut vor Augen: „Siehst du: Jeder weiß, dass sie bestehen wird!“
Wegen Nevilles Frage antwortete Harry. „Wir würden Hermine zum Essen ausführen. Die Prüfung soll zwischen sechs und halb sieben vorbei sein.“
„Prima, dann hat Luna auch schon Feierabend. Wem sagen wir alles Bescheid?“
Harry überlegte kurz, während aufstand und etwas holte. „Ich würde was Kleines machen, mit dir und Luna, Remus und Tonks, Ron und Angelina und natürlich mir und Ginny. Eventuell noch Draco, aber der wird zu Susan gehen wollen.“
Mit einem Fläschchen Milch in der Hand ging Harry auf Remus zu, während Neville zu Bedenken gab: „Severus darf nicht fehlen.“
„Natürlich lade ich ihn ein“, versicherte Harry. „Ich habe ihn nur nicht aufgezählt, weil er sehr wahrscheinlich absagen wird.“
Neville runzelte die Stirn. „Seine Schülerin besteht die Prüfung und ihn soll das nicht interessieren?“ Er zog beide Augenbrauen in die Höhe und imitierte damit unbewusst den Mann, über den er gerade sprach. „Wenn er nicht mitkommt, dann ist er ein Mistkerl!“
„Neville“, vorwurfsvoll schüttelte Harry den Kopf, konnte sich das Grinsen aber nicht verkneifen, „das ist man von dir ja gar nicht gewohnt!“

Wortlos reichte Harry die Flasche für Nicholas an Remus weiter, der ihn daraufhin mit fragendem Gesichtsausdruck anblickte, die Flasche jedoch entgegennahm. Harry legte auch vorsorglich ein Lätzchen um Nicholas' Hals. Im ersten Moment war Remus sprachlos, doch er gab dem Kleinen die Flasche und beobachtete ihn dabei die ganze Zeit aus nächster Nähe, während die anderen beiden weiter ihre Pläne schmiedeten.

Remus ließ seinen Blick über das kleine Köpfchen schweifen, das in seiner Armbeuge ruhte. Die schmalen rosafarbenen Lippen saugten anfangs gierig, aber immer häufiger legte das Baby eine Pause ein und seufzte angestrengt, bevor es sich noch weitere Schlucke genehmigte und dabei einzudösen drohte. Einmal fanden die noch blauen Augen die hellbraunen von Remus und das war der Moment, in welchem sich sein Herz zusammenzog. Tonks und ihm fehlte genau das, was Harry und Ginny hatten. Er selbst merkte es gar nicht, aber plötzlich musste er die Nase hochziehen.

„Remus?“
Harrys besorgte Stimme ließ ihn aufblicken, doch er sah ihn nur wie durch dicke Glasscheiben, weswegen er sich verlegen die Augen mit seinem Ärmel trocknete. „'tschuldigung.“
Mit schlechtem Gewissen sagte Harry: „Tut mir Leid, ich hätte dich fragen sollen.“
„Nein, schon gut. Es war schön.“ Er rang sich ein Lächeln ab. „Er hat sogar fast alles geschafft.“

Nochmals zog Remus die Nase hoch, weswegen er den Jungen ohne weiteren Kommentar wieder an Harry gab, damit er sich sein Taschentuch aus der Innentasche ziehen konnte. Nachdem er sich kurz die Nase geputzt hatte, reichte er Harry die Flasche mit dem kleinen Rest Milch.

Die Prüfer nahmen Hermine gerade das Glasstandgefäß mit dem fertigen und von ihr abgefüllten Trank entgegen.

„Danke, Miss Granger. Wenn Sie sich noch eine Stunde im Ministerium die Zeit vertreiben möchten, dann erfahren Sie das Ergebnis der Prüfung noch heute. Ansonsten schicken wir es per Eule.“
„Ich bin in der Kantine und warte. Wo soll ich mich nachher melden?“, fragte sie.
„Kommen Sie, ich zeig Ihnen mein Büro“, sagte Popovich.

Hermine verabschiedete sich von den anderen Prüfern und ließ sich von Popovich zu seinem Büro führen, das nicht weit entfernt war.

„Um halb sieben können Sie bei mir vorbeischauen, Miss Granger.“ Sie nickte, schaute ihn aber mit großen Augen an, weswegen er lächelnd empfahl: „An Ihrer Stelle würde ich mir keine Gedanken machen.“
„Gut!“, entwich es ihr erleichtert. Das war wenigstens eine Aussage, die sie als positiv werten würde.

Sie machte sich auf den Weg in die Kantine, wo nur noch drei Mitarbeiter des Ministeriums saßen.

Wenige Stockwerke entfernt endete der Verhandlungstag von Lucius Malfoy. Noch immer war er nicht unter dem Einfluss von Veritaserum befragt worden, weil Sid ständig Einwürfe machte, die die Verhandlung hinauszögerten, weswegen es heute auch so lange gedauert hatte.

Noch im Verhandlungszimmer sitzend lächelte Lucius arrogant. „Sie sind gerissen, Mr. Duvall, wenn ich das mal so sagen darf.“
„Meinen Sie damit, dass der erste Anklagepunkt schon einmal erledigt ist? Es wird nur noch das Strafmaß dafür verhandelt, aber immerhin nach dem Minderjährigenstrafgesetz. Sie haben also kaum etwas zu befürchten.“
Lucius nickte, warf jedoch ein: „Besonders gefallen hat mir, als sie dem Gamot verständlich gemacht haben, dass ein Imperiusfluch, unter dem man selbst gestanden haben könnte, gar nicht nachweisbar ist, nicht einmal mit Wahrheitsserum oder Erinnerungen. Solange die Ankläger keine Methode gefunden haben, mir das Gegenteil zu beweisen...“
Sid vervollständigte den Satz: „...wird man Ihren Fall so handhaben müssen, wie alle anderen Fälle in der Vergangenheit auch.“
„In diesem Punkt also ein klarer Freispruch.“ Das letzte Wort hatte Lucius sich auf der Zunge zergehen lassen.
„Wir müssen abwarten“, mahnte Sid, „was das Gamot noch im Schilde führt. Es gibt ja noch andere Anklagepunkte. Es wäre möglich, dass man Ihnen ein Bein stellen möchte.“

Das, dachte Lucius, könnte man nur, wenn Rosalind offenbaren sollte, dass sie von Lucius erpresst werden würde und sie würde es nicht wagen.

„Mr. Malfoy, wegen der Presse...“ Lucius horchte auf. „Wir sollten jetzt wirklich eine Entscheidung treffen und zwar heute.“
„In dieser Hinsicht vertraue ich Ihnen, Mr. Duvall. Suchen Sie sich eine Zeitung aus, wenn wir gleich den Raum verlassen.“

Im Ministerium waren um diese Uhrzeit die meisten Angestellten bereits gegangen, nur die mit den gewichtigen Posten verweilten noch hier, weswegen die Gänge wie ausgestorben wirkten, nur nicht der, den Sid und Lucius mit ihren vier Wärtern betraten.

„Mr. Malfoy!“ Die Reporter schrien durcheinander, kaum hatte sich die Tür geöffnet. Wie wild machten sie Fotos und kamen so dicht an ihn heran, dass die Wärter den Blonden abschirmen mussten. Als sich Lucius den Gang hinunterführen ließ, bemerkte er weiter vorn eine junge blonde Frau, die sich verträumt eine der steinernen Figuren betrachtete, die die Flure des Ministeriums zierten.

„Mr. Duvall?“ Sid drängte sich durch eine Lücke zwischen den vier Wächtern hindurch und lieh Lucius sein Ohr. „Dort vorn, die junge Frau. Nehmen Sie die!“
„Warum die?“, fragte Sid skeptisch.
„Weil sie weder aufdringlich ist noch unhöflich.“
Sid musterte die Blonde, die nun, als die aufgebrachte Menschentraube sich ihr langsam näherte, ihren Blick auf dem Häftling ruhen ließ. „Sie kommt mir bekannt vor“, sagte sein Beistand.
„Oh ja, das glaube ich gern. Sie hatte die Frage mit den Blumen gestellt.“
„Ja, ich erinnere mich. Sie scheint ein wenig verträumt.“ Sid wägte ab: „Vielleicht lässt sie sich leicht manipulieren.“
„Aber nicht so, dass es ihr womöglich auffällt!“ Um nichts in der Welt wollte Lucius, dass man ihm die Beeinflussung der Presse nachsagen würde.
„Keine Sorge, wenn ich das Gamot beeinflussen kann, wird mir das bei einer kleinen Journalistin sicherlich auch gelingen. Bis dann, Mr. Malfoy.“

Lucius sah Sid nach, der sich der blonden Frau näherte und mit ihr zu reden begann. Die anderen Journalisten hefteten sich weiterhin an seine Fersen, ohne zu erkennen, was sein Beistand mit der Frau zu bereden hatte.

In der Mysteriumsabteilung war Draco an einer Tür stehengeblieben, die ihn anzuziehen schien. Als er eine Hand auf die schwarze Oberfläche legte, da wurde sie von einer Wärme umhüllt, die durch die Tür dringen musste. Von dieser Wärme verzaubert schloss er seine Augen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.

„Was sich dahinter verbirgt“, begann GeHa, „ist gleichermaßen gefährlich und wunderschön.“ Viel sanfter sprach der Verschwiegene: „Lassen Sie davon ab. Zu viel hiervon ist nicht gut.“
„Was ist das?“
„Selbst ich weiß nur ein wenig von Erzählungen, denn der Raum ist nicht zu öffnen.“
„Nicht zu öffnen?“ Draco blickte sich nochmals die Tür an. „Aber was hat das für einen Sinn? Ein Raum, den man nicht betreten kann. Wie soll man an das herankommen, was sich dahinter verbirgt?“
„Oh, es sind Mitarbeiter in diesem Raum. Die Tür wird sich eines Tages von alleine öffnen, wenn sie das“, er räusperte sich, „Problem behoben haben.“
„Die können nicht raus? Aber wie können die da drin auf sich selbst gestellt überleben?“
„Sie leben von Luft... Nein, Mr. Malfoy, kommen Sie. Wir waren schon viel zu lang unterwegs. Die beiden Damen haben wir genug warten lassen.“ GeHa legte eine Hand auf Dracos Rücken, um ihn mit einem sanften Druck zum Gehen zu bewegen. „Die letzte Ruhestätte der Venus“, murmelte der Verschwiegene, bevor sie zurück in den Raum kamen, in dem Ginny und Professor Trelawney warteten.

„Draco, ist alles in Ordnung?“, fragte seine Mitschülerin sofort.
„Kein Wort, Mr. Malfoy! Ich werde Ihnen die Erinnerung nehmen und dann wird TroFi Sie alle hinausbegleiten. Es ist schon sehr spät.“

GeHa zückte seinen Zauberstab und in diesem Moment bereute Draco, die Führung gemacht zu haben, denn nun müsste er alles vergessen. Die Erinnerung an den großen schwarzen Kasten in dem schwarzweißen Raum würde er von allem am liebsten behalten, doch er glaubte nicht, dass GeHa mit sich handeln lassen würde. Unbewusst legte Draco eine Hand auf sein Herz und ballte sie langsam zur Faust, als würde er jetzt bereits etwas missen; das Gefühl, sein eigenes Herz zu kennen. GeHa beobachtete seine Bewegung und ahmte sie sogar nach. Zu spät bemerkte Draco, dass der alte Verschwiegene nicht die Geste imitierte, sondern sich aus Schmerz an die Brust griff und gleich darauf zu taumeln begann, wie schon einmal während der Führung.

„Um Himmels Willen!“ Draco umfasste GeHa, dessen Gesicht vor Schmerz verzerrt war, damit der nicht zusammensacken würde. „Ruft diesen anderen Typen rein!“

Sibyll näherte sich Draco und dem Verschwiegenen, während Ginny die Türen nacheinander öffnete und nach TroFi rief. Sie kniete sich nieder und zog ihren Zauberstab. Die Lehrerin war völlig gelassen und leistete erste Hilfe, wie sie es vor zig Jahrzehnten einmal gelernt haben musste, doch ihr war nicht ein wichtiger Zauberspruch entfallen. GeHas Gesichtszüge entspannten sich wieder, die Atmung wurde ruhiger. Schon war TroFi an der Seite seines Kollegen.

„Dein Herz?“
GeHa nickte. „Es geht schon wieder.“
„Von wegen.“ Sich einmal die Gäste beschauend fragte er GeHa: „Ist ein Vergissmich notwendig?“ Draco schloss die Augen, doch er riss sie sofort wieder auf, als er den alten Mann überraschenderweise verneinen hörte. Ein letzter Blick in GeHas Augen verriet ihm, dass der Alte durchaus ganz bei Sinnen war.
TroFi richtete das Wort an die Gäste: „Gehen Sie durch die offene Tür. Draußen wartete jemand, der Sie hinausführen wird.“
„Gut“, sagte Ginny aufgeregt.
Bevor Draco ging, kniete er sich nieder und sagte zum Verschwiegenen, der nun am Boden gegen TroFi gelehnt saß: „Ich hoffe, es geht Ihnen bald besser. Alles Gute.“

Er verkniff sich das „Danke“, denn dann würde der andere Verschwiegene vielleicht hellhörig werden.


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