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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Die Trumpfkarte

von Muggelchen

„Warum ist der Laden so günstig?“, fragte Mr. Granger die ältere Dame, die sich als Mrs. Cara vorgestellt hatte. Hermine wusste noch von ihrem Besuch, dass ein Kunde sie mit dem Namen Gretchen angesprochen hatte.
Gebrechlich nahm die Dame nach der für sie anstrengenden Führung durch die Apotheke auf einem Höckerchen Platz, bevor sie offen entgegnete: „Ich habe viel zu spät daran gedacht, das Geschäft zu veräußern. Mein Mann und ich habe es über siebzig Jahre gemeinsam geführt.“ Sie musste tief Luft holen. „Er ist vor einigen Jahren erkrankt und ich habe immer gehofft, er würde sich wieder erholen. In meinem Alter allein eine Apotheke zu führen hat mich überanstrengt, aber mein Herz hing so sehr daran.“ Ein Rasseln war zu hören, als sie durchatmete. „Das Geschäft ist so günstig, weil über die letzten sechs Jahre immer mehr Kunden fernblieben. Es war einmal einer der meist besuchten Läden in der Winkelgasse, aber seit Jahren kann ich nicht einmal mehr den Wolfsbanntrank anbieten.“
„Wie viele Kunden haben Sie denn im Durchschnitt noch?“, wollte Mr. Granger wissen.

Hermine hörte aufmerksam zu, wie ihr Vater das Geschäftliche regelte, damit sie davon etwas lernen könnte. Sie selbst hatte noch nie so einen Schritt gewagt. Ihre Mutter schaute sich derweil um, kräuselte einmal die Nase, als ihr die dicken Wollmäuse in den Ecken aufgefallen waren. Das Geschäft wirkte oberflächlich sauber, aber schwer zugängliche Stellen zeugten von fehlender Reinlichkeit.

„Ich habe elf Stammkunden, die alles, was sie benötigen, hier kaufen. Sie kommen regelmäßig, weil sie durch Krankheiten ihre Mittel benötigen. Die Einnahmen...“
„...reichen nicht aus, um das Geschäft zu halten“, vervollständigte Mr. Granger und Mrs. Cara nickte daraufhin.
„Eine junge Frau wie Ihre Tochter“, die knorrigen Finger deuteten auf Hermine, „wird das Geschäft in Windeseile ankurbeln. Es wird sich schnell herumsprechen.“
„Hat sich sonst noch jemand für dieses Geschäft interessiert?“
„Nur zwei Herren, aber keinen von denen hat sein Interesse aufrecht erhalten können.“ Mrs. Cara stand von dem Hocker auf und watschelte mit gekrümmten Rücken auf Hermine und ihren Vater zu. „Ich bin ganz ehrlich zu Ihnen: Die Wasserleitungen müssen gemacht werden, aber das ist das Einzige, was finanziell belastend sein wird. Der letzte Kostenvoranschlag lag bei 5.500 Galleonen. Für das Geschäft kann ich deshalb schon nicht viel nehmen.“
Mr. Granger nickte, schaute gleich darauf seine Tochter an. „Was meinst du?“

Hermine nahm sich die Zeit, über all die Informationen nachzudenken. Das Geschäft selbst würde 11.000 Galleonen kosten, was sehr günstig war, denn über dem Laden befand sich eine Wohnung mit vier großen Zimmern, die im Preis inbegriffen waren. Damit würde sie sich zusätzliche Kosten für ein eigenes Heim ersparen. Außer den reparaturbedürftigen Wasserleitungen, die gemacht werden mussten, müsste sie nur noch anständig reinemachen, ein paar Zutaten bestellen und schon könnte sie die Türen für die ersten Kunden öffnen – wenn die überhaupt kommen würde. Werbung wäre angemessen. Ein paar Informationszettelchen könnte sie drucken lassen, mit denen sie die Briefkästen der in der Winkelgasse lebenden Menschen füllen könnte.

„Es hört sich gut an“, sagte sie ein wenig unsicher, denn sie wäre mit dem Geschäft auf sich allein gestellt. Sie konnte nur hoffen, dass sie niemals so krank werden würde, dass sie das Geschäft nicht mehr halten könnte.
Die ältere Dame legte eine Hand auf Hermines Unterarm und sagte in beruhigendem Tonfall: „Sie müssen sich nicht sofort entscheiden. Ich gebe Ihnen zwei Wochen Vorkaufsrecht, schriftlich. Lassen Sie sich alles durch den Kopf gehen. Wenn Sie Fragen haben“, sie wandte sich an Hermines Vater, „oder Sie noch etwas wissen möchten, dann melden Sie sich einfach bei mir.“

Mit wenig Aufwand gestaltete Mrs. Cara ein Schriftstück, mit welchem sie das Vorkaufsrecht für die nächsten zwei Wochen schriftlich festhielt und unterzeichnete. Auch Hermine unterschrieb. Es fühlte sich gut an, sich dabei vorzustellen, bereits den Kaufvertrag zu unterschreiben.

Während sie wieder mit ihren Eltern zurückging, um die Möglichkeiten und die Zukunft zu erörtern, wurde sie in Hogwarts gesucht. Mit seiner Fragerei, wo Hermine stecken könnte, hatte Severus ungewollt die Pferde scheu gemacht. Harry hatte sich bei Ron erkundigt, ob er von Hermines momentanen Aufenthalt wusste, der wiederum bei seinen Brüdern und Eltern nachfragte, während Harry gerade Luna anflohte.

„Harry“, sagte Ginny ein wenige genervt, „meinst du nicht, dass du überreagierst?“
„Nein, das meine ich nicht“, erwiderte er störrisch. „Hermine ist seit halb vier verschwunden und jetzt haben wir es acht Uhr! Das ist nicht normal.“
„Meine Güte...“ Sie schüttelte den Kopf. „Vielleicht hat sie im Mungos jemanden kennen gelernt, mit dem sie essen gegangen ist?“ Harry warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Warum nicht? Traust du ihr das nicht zu?“
„Nein“, kam als knappe Antwort.
„Ich schon!“

Er ignorierte Ginny und fragte sich selbst, wen er noch außer Luna anflohen könnte, da klopfte es ans Fenster.

Ginny staunte. „Eine Eule! So spät?“ Der Brief war für Harry. Es war ein offizieller Briefkuvert vom Ministerium. „Ist für dich, Harry. Der Brief ist von Dean.“
„Wieso schreibt er mir aus dem Ministerium?“
„Das wirst du erfahren, wenn du den Brief liest“, empfahl sie schmunzelnd.

Für einen Moment war Hermine vergessen, während er sich den Brief vornahm.

„Das gibt's nicht“, murmelte er. Viel aufgebrachter fügte er hinzu: „Ich kann es nicht glauben.“ Bevor Ginny die Chance hatte, nach dem Inhalt des Briefes zu fragen, rief Harry ein wenig laut: „Wobbel!“
Sofort erschien der Hauself, den Harry mit zusammengekniffenen Augen betrachtete, dabei weniger wütend als vielmehr erstaunt war. Er hielt dem Elf den Brief unter die Nase. „Kannst du mir das erklären?“
Wobbel warf nur kurz einen Blick drauf, hob dann das Kinn und sagte selbstsicher: „Es ist mein gutes Recht, mich zu beschweren.“
„Was?“ Ginny verstand überhaupt nicht, um was es ging, weswegen Harry ihr den Brief von Dean gab, der bei der Abteilung für die Neuzuteilung von Hauselfen arbeitete. Ginny las den Brief, musste dabei grinsen. Dean war bei seiner Wortwahl nicht sehr ernst geblieben, brachte das Anliegen dennoch auf den Punkt. Sie lachte auf.
„Ich finde das nicht witzig!“, sagte Harry gekränkt. „Wobbel.“ Seine Stimme war sehr sanft geworden. „Du hättest mit mir drüber reden können.“
„Sir, ich habe mehrmals meinen Unmut darüber geäußert, dass mich die Arbeit bei Ihnen unterfordert.“
Harry rollte mit den Augen, doch er gab sich trotzdem Mühe, Wobbels Beschwerde ernst zu nehmen. „Gut, dann gebe ich dir eine Aufgabe. Ich will“, er zeigte mit beiden Händen unpräzise im Wohnzimmer umher, „dass du hier sauber machst.“

Wobbels Augen glänzten. Er schnippte mit den Finger und überall im Wohnzimmer glimmte es plötzlich. Mit einem Male war alles staubfrei.

„Und sonst noch etwas, Sir?“
„Ich fasse es nicht... Wie soll ich dich zu deiner Befriedigung völlig auslasten, wenn bei dir immer alles so schnell geht?“ Jetzt musste Harry lachen. „Ruft Severus dich nicht manchmal, damit du etwas für ihn erledigen kannst?“
„Nein Sir, das hat er noch nie.“
„Und Hermine?“ Bevor Wobbel antworten konnte, fiel Harry etwas ein. „Ja, du kannst Hermine suchen! Sag ihr, dass sich jeder in Hogwarts Sorgen macht.“
„Nein!“, legte Ginny rechtzeitig ihr Veto ein, bevor Wobbel verschwinden konnte. „Harry, das kannst du nicht machen! Stell dir vor, Hermine ist gerade mit diesem gut aussehenden Mann aus dem Mungos beschäftigt und da taucht Wobbel auf.“
„Was für ein gut aussehender Mann?“, fragte Harry skeptisch.
Ginny schnitt eine Grimasse. „Ich meine doch keinen bestimmten, irgendeinen eben.“
„Hermine würde nie mit irgendeinem...“
„Sir?“, unterbrach Wobbel. „Kann ich noch etwas – irgendetwas – für Sie tun?“ Wobbel flehte geradezu.
„Es ist wirklich anstrengend“, Harry setzte sich aufs Sofa, „einen Hauself zu beschäftigen, dabei dachte ich immer, das würde das Leben erleichtern.“

Vier Stockwerke über Harry unterhielt sich Remus über den Kamin gerade mit Sirius und wurde prompt eingeladen, gleich vorbeizukommen, was Remus nicht abschlagen wollte.

„Mein alter Freund“, grüßte Sirius erfreut, als er Remus auf die Schulter klopfte. „Komm her, setz dich! Kann ich dir was Gutes tun? Einen Brandy? Oder doch lieber Feuerwhisky?“
„Wie wäre es mit einem Tee?“
„Oh, das ist Annes Gebiet. Würdest du...?“
„Natürlich“, sagte sie freundlich.

Nachdem Sirius den letzten Wasserkocher kaputt gemacht hatte, durfte er vorerst nicht mit den Muggelhaushaltsgeräten hantieren. Magie in der Küche war verboten, das störte nämlich die Mikrowelle, die Sirius neulich zum Explodieren gebracht hatte, als er einen einfachen Aufrufezauber in der Küche anwandte. Er strengte sich an, wenig Magie zu verwenden, auch weil viele von Annes Freunden nicht wussten, dass er ein Zauberer war.

Die drei unterhielten sich über vieles. Zum Beispiel, wie es sich nach der Hochzeit so lebte oder was Sirius als Beschäftigung im Auge hatte, was Remus sehr interessierte.

Sirius stand an einem Schrank und zog eine Schublade auf, als er Remus fragte: „Mr. Bloom kennst du?“
„Wen?“

Remus beobachtete, wie Sirius etwas aus besagter Schublade entnahm und es ihm hinhielt. Es war ein Prospekt der „Initiative für die Forderung eines Anti-Diskriminierungsgesetzes für magische und nichtmagische Halbwesen“.

„Ach, den Mr. Bloom meinst du. Ja, den kenne ich persönlich.“
Sirius hatte eines der seltenen, zufriedenen Lächeln auf den Lippen. „Er war hier. Ich hab ihn eingeladen und wir haben miteinander gesprochen. Ich denke, ich werde dort aktiv einsteigen und auch finanziell unter die Arme greifen.“
„Warum?“, wollte Remus wissen.
„Weil zufällig einer meiner besten Freunde mit einem haarigen Problem und dessen Auswirkungen zu kämpfen hat. Ich möchte ja wirklich niemanden schräg ansehen.“ Sirius starrte Remus eindringlich an, der daraufhin zu lachen begann. „Außerdem ist mir aufgefallen, wie viele Menschen ich kenne und sehr gern hab, die genauso diskriminiert werden wie du.“
„Ich werde nicht...“
Sirius unterbrach. „Doch, wirst du. Nicht in Hogwarts und nicht von deinen Freunden, aber von Außenstehenden. Ich habe mitbekommen, wie du händeringend einen Job gesucht hast. Es ist gut, dass du wieder als Lehrer arbeitest und dass die Eltern der Schüler sich nicht daran stören.“
„Den Job hab ich Severus zu verdanken.“
„Blödsinn“, murmelte Sirius.
„Wirklich! Albus hat mir gesagt, er hätte mich nicht in Betracht gezogen, hätte Severus das nicht angesprochen.“
„Willst du ihm dafür noch dankbar sein? Er hat damit nur einen Bruchteil dessen wiedergutgemacht, was er im Laufe seines Lebens...“
Diesmal unterbrach Remus. „Nein, Sirius. Er muss gar nichts wiedergutmachen. Das zwischen mir und ihm ist erledigt. Wir sind quitt, würde ich meinen.“
„Tatsächlich?“ Sirius schien es nicht glauben zu wollen. „Zählt er jetzt zu deinen dicken Kumpels?“
Remus hörte eindeutig heraus, dass aus Sirius der Neid sprach. „Wir würden nie 'dicke Kumpels' werden. Nicht so, wie wir beide, Sirius“, sagte er mit besonnener Stimme und tatsächlich wirkte sie auf Sirius beruhigend, denn er schien erleichtert.

Als Sirius die Toilette aufsuchte, nutze Anne die Gelegenheit, um etwas zu fragen.

„Remus? Sag mal, hat Sirius früher irgendwelche Hobbys gehabt?“
Er blinzelte ein paar Mal, weil ihre Frage ihn erstaunte und dann noch einige Male, weil er angestrengt nachdachte. „Er hatte früher nicht viele Hobbys. Er hat Schokofroschkarten gesammelt, aber welches Kind hat das nicht?“ Remus musste an seine eigene kleine Sammlung denken, was ihn in Erinnerungen schwelgen ließ.
Anne wurde deutlicher. „Nein, ich meine später, nach der Schule.“
„Mmmh“, summte Remus, während er bei seinen Überlegungen die Augen zusammenkniff. „Er mochte Motorräder, hatte sogar ein eigenes.“
„Wirklich? Das wusste ich ja gar nicht“, sagte sie erstaunt. „Wo ist es geblieben? Oder ist es schon zu Schrott gefahren?“
Remus lachte auf. „Nein, es sollte noch intakt sein. Lass mich überlegen.“ Er nickte sich selbst zu. „Der Letzte, der es hatte, war Hagrid. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es weggegeben haben soll.“
„Hagrid ist der Riese, oder?“

Auf ihre Nachfrage nickte Remus und er bemerkte, dass sie gerade noch eine weitere Frage stellen wollte, bevor Sirius wieder ins Wohnzimmer kam. Sie verbot sich den Mund.

„Also“, begann Sirius, „wegen Mr. Bloom: Ich habe mich dazu überreden lassen, ein wenig Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Er meinte, ich wäre eines ihrer bekanntesten Mitglieder, dabei ist selbst Albus eines, aber er hält sich im Hintergrund.“
„Albus kann sich nicht für alles gleichzeitig einsetzen“, warf Remus ein. „Er macht viel für Kinder. Ich habe von Harry gehört, dass er das Geld, das man ihm mit dem Merlin überreicht hat, an ein Heim gespendet hat.“
„Und was hat Harry mit seinem Geld gemacht?“, fragte Sirius, obwohl sich Remus sicher war, dass er das von seinem Patensohn erzählt bekommen haben musste.
„Harry wollte es mir 'spenden'“, entgegnete Remus mit gekräuselter Nase. „Ich hab es natürlich nicht angenommen.“
„Idiot“, murmelte Sirius, bevor er laut sagte, „du hättest dir damit was aufbauen können, für dich und Tonks meine ich. Ihr wollt doch auch mal ein eigenes Haus haben.“ Er grinste. „Vielleicht auch ein paar Kinderchen?“
Von dem Kommentar ein wenig gekränkt machte Remus auf die momentane Lage aufmerksam. „Du weißt doch, dass das nicht geht. Wir dürfen nicht...“
„Ja, noch nicht. Die Betonung liegt auf 'noch', Remus. Ich würde schon einmal damit anfangen, für ein Haus zu sparen. Anne und ich hatten neulich im Ministerium mit Kingsley gesprochen, als wir da was zu erledigen hatten. Er ist mit der Gesetzesänderung so gut wie fertig. Für die Elfen musste er sich etwas Besonderes überlegen, aber wie es aussieht, steht Tonks und dir bald nichts mehr im Weg!“

Remus' Augen glänzten wie die eines Kindes, das gerade beim Weihnachtsmann auf dem Schoß saß. Von Tonks wusste er, dass Kingsley und eine Gruppe, die er ins Leben gerufen hatte, die Gesetze ändern würde, aber dass es schon bald in Kraft treten könnte, hatte er nicht vermutet.

Severus hingegen hätte nicht vermutet, dass es ihn unruhig machen würde, nichts über Hermines Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Normalerweise hatte sie immer Zettelchen geschrieben. Auch als er eines Tages verschlafen hatte, lag ein Zettel auf dem Tisch, auf dem sie geschrieben hatte, dass sie bei ihm gewesen war. Anfangs überlegte er, ob es ihm zustehen würde, sich im Mungos zu erkundigen, ob sie schon gegangen war. Als er sich endlich einen Ruck gab und das Mungos anflohte – in Gedanken schon zig Rechtfertigungen ausgetüftelt hatte, falls Hermine ihn für das Hinterherschnüffeln zur Rede stellen würde –, da hatte er nur eine Dame von der Information erreichen können. Die sagte ihm, dass der Personalchef heute bereits um 18 Uhr gegangen wäre.

Eine Sorge kam in ihm auf, wie er sie schon einmal vor zwanzig Jahren gespürt hatte. Severus entschloss sich, ein weiteres Mal bei Harry nachzufragen, falls der vergessen hätte, sich zu melden.

Im Erdgeschoss öffnete ihm Harrys Verlobte.

„Professor Snape? Es ist schon nach elf“, wies sie ihn höflich auf die späte Stunde hin.
Er kniff missgestimmt die Augen zusammen. „Und ich habe Sie offensichtlich noch nicht gestört, wie es aussieht.“ Ginny war noch vollständig bekleidet und schien putzmunter.
„Ich hole Harry“, sagte sie genervt, als sie die Tür weit öffnete, damit er eintreten konnte.

Im Wohnzimmer betrachtete Severus für einen Moment den Phönix, der sein zerfleddertes Gefieder putzte, welches nicht mehr scharlachrot ins Auge stach, sondern angegraut und daher schmutzig wirkte. Unter der Stange des Vogels befand sich eine feuerfeste Schale, die Harry vorsichtshalber dort angebracht hatte. Fawkes sah schlimm aus: alt und kränklich.

„Severus?“ Der Angesprochene wandte seinen Blick vom Vogel ab, um Harry anzusehen.
„Irgendetwas gehört?“, fragte der Tränkemeister.
„Von was? Ach, Sie meinen Hermine. Nein, niemand hat etwas gehört. Ginny meint, wir sollten uns keine Sorgen machen.“
„Keine Sorgen machen? Sie haben sicher gelesen, dass neulich ein Zauberer verschwunden ist und zwar aus Hogsmeade. Er war in den Drei Besen einquartiert und...“
„Schon gut, schon gut“, beruhigte Harry. „Aber was soll ich jetzt machen?“
„Man kann's auch übertreiben“, warf Ginny ein, womit sie den bösen Blick ihres Zaubertränkelehrers auf sich zog. „Ich mein' es so! Lasst sie doch einfach mal in Ruhe. Sie kann auf sich selbst aufpassen.“
Harry nickte und stimmte Ginny zu, auch wenn es ihm schwerfiel. „Ich würde bis morgen früh warten, danach können wir immer noch handeln.“
„Bitte!“ Es war eine Mischung aus Wut und Enttäuschung in Severus' Stimme zu vernehmen. „Dann ist wohl das Einzige, was ich jetzt machen kann, Sibyll einen Besuch abzustatten.“ Er ging bereits zur Tür. „Ich werde sie bitten, die Karten zu legen. Vielleicht erfahre ich ja dann, ob die Vermisste noch unter den Lebenden weilt oder längst von einem aufgebrachten Muggelmob zu Tode gefoltert wurde.“

Die Tür, die Severus von außen zuknallte, schreckte Fawkes und Hedwig auf und sorgte auch dafür, dass Nicholas, der eben eingeschlafen war, zu wimmern begann.

„Kanaille“, schimpfte Ginny leise, bevor sie durch die Tür ins Schlafzimmer verschwand.

Mitten im Wohnzimmer stand Harry allein – dachte er zumindest, denn Wobbel hatte alles beobachtet und blickte ihn nun mitleidig an.

„Wie man's macht, macht man's falsch“, murmelte Harry.
„Sir? Ich dürfte sowieso nicht in die Muggelwelt, wenn Sie es mir befehlen würden. Sie wissen schon, wegen des Gesetzes zum Schutz der Muggel.“ Der Elf hob eine Augenbraue und schaute sich um, bevor er flüsterte: „Wenn Sie mir jedoch gestatten würden, Sie an einen Ort mitzunehmen, weil ich eine Überraschung für Sie habe...“
Harry grinste. „Ein Schlupfloch gefunden, wie?“ Ein breites Lächeln kroch über Wobbels Lippen.

Durch die Tür zum Schlafzimmer sagte Harry Bescheid, dass er kurz weggehen würde. Ginny fragte gar nicht erst nach, verzog aber das Gesicht und machte Harry damit klar, dass ihr sein übertrieben besorgtes Verhalten nicht gefiel.

„So, Sir“, Wobbel hielt ihm die kleine Hand entgegen, „bereit für die 'Überraschung'?“
Harry ergriff die Hand seines Elfs. „Ja, aber es wäre schön, wenn wir niemanden erschrecken würden.“

Für den Hauself war es eine Leichtigkeit, von Hogwarts aus zu apparieren, dennoch spürte Harry einen ungewohnten Ruck, als sie den Schutzwall durchbrachen. Vielleicht, so vermutete Harry, dachte der Schutzzauber rund um Hogwarts mit, so wie der Blutzauber es damals getan hatte, als er Ginny im Krankenzimmer besuchte. Ron hatte es ihm zumindest so erklärt. Wobbel und er waren keine Gefahr für die Schule, durften deswegen per Apparation passieren.

Einen Wimpernschlag später fand sich Harry in einer Straße wieder, die ihm bekannt vorkam. Es war menschenleer. Die meisten Fenster der umliegenden Häuser waren dunkel oder man konnte das bläuliche Flackern von einem Fernseher erkennen. In dem Haus, vor dem er mit Wobbel gelandet ist, brannte noch Licht. Das Haus kannte er gut, er hatte es schon einige Male besucht. Es war das Haus von Hermines Eltern.

„Hier ist sie also!“, sagte er erleichtert. „Ich frage mich nur, warum?“
„Vielleicht klingeln Sie mal, Mr. Potter?“
„Was ist mit dir?“
„Ich kann hier warten. Keine Sorge, ich mache mich einfach unsichtbar.“
Harry nickte. „Gut, mach das.“

Das Tor war nicht verschlossen. Als er den Vorgarten betrat, fiel ihm ein beleuchteter Gartenzwerg aus Plastik auf, der einen Spaten in der Hand hielt und sich mit einem Tuch die Stirn abwischte. Als Ron zu Mr. Granger einmal gesagt hatte, er würde den Gartenzwerg kitschig finden, hatte Hermines Vater geantwortet, solange der Zwerg regelmäßig die Miete zahlen würde, dürfte er auch im Garten bleiben. Harry musste bei der Erinnerung daran lächeln. Sie hatten zusammen mit Luna, Neville, Susan und den Zwillingen die Grangers ab und an besucht, um Pläne für die Suche nach den Horkruxen zu schmieden.

Er war nicht einmal dazu gekommen, sich Worte zurechtzulegen, da hatte sein Finger schon die Klingel neben der Tür betätigt.

„Guten Abend, Jane“, grüßte er die Frau mit dem warmherzigen Lächeln.
Sie stutze. „Harry?“ Einen Moment später, als sie registriert hatte, dass er tatsächlich bei ihr vor der Tür stand, da öffnete sie die Tür viel weiter. „Harry, kommt doch bitte rein. Suchst du Hermine?“ Doch bevor er antworten konnte, klärte sie ihn bereits auf: „Sie ist hier, hat uns spontan besucht.“

Harry folgte Jane ins Wohnzimmer wurde dort gleich von zwei Augenpaaren verwundert angestarrt. Hermine legte die Papiere, die sie in den Händen hielt, beiseite.

„Wieso bist du hier?“
Im Moment kam sich Harry etwas albern vor. Antworten wie 'Wir haben uns Sorgen gemacht.' würden seltsam klingen, zumindest jetzt, wo er sie hier mit ihren Eltern am Tisch sitzen sah. „Wir haben dich gesucht. Du warst nirgends zu finden.“
„Und da habt ihr euch Sorgen gemacht“, gab Hermine das Verhalten ihrer Freunde ganz richtig wieder. „Da bin ich mal einen Abend weg und schon werden Vermisstenanzeigen aufgegeben.“
Harry wollte sich rechtfertigen. „Jemand ist aus Hogsmeade entführt worden.“
„Was?“
„Das stand im Tagespropheten. Ist vor wenigen Tagen passiert“, erklärte Harry, denn er wusste, dass sie den Tagespropheten selten las und wenn doch einmal, dann nur mit Überwindung.
„Harry“, unterbrach Josh den peinlich stillen Moment, „setz dich doch. Möchtest du auch etwas trinken? Tee, Saft, Selter?“
„Saft, Orangensaft.“

Jane begleitete Harry zur Couch hinüber und setzte sich direkt neben ihn. Die beiden plauderten ein wenig, bis Josh mit dem Getränk zurückkommen würde. Sie erkundigte sich nach seinem Wohlbefinden und wie ihm die Arbeit in Hogwarts gefiel.

„Es macht Spaß, als Lehrer zu arbeiten.“ Er log nicht, denn das konnte man an seinen Augen erkennen, die in diesem Moment Ähnlichkeit mit denen des Direktors hatten. „Ginny und ich schmieden bereits andere Pläne. Sie möchte es unbedingt Ron gleichmachen und Quidditch spielen“, erzählte Harry, „während ich weiter mit Kindern arbeiten möchte, aber lieber mit kleineren.“
„Wieso denn das?“, fragte Hermine, die das Gespräch verfolgt hatte.
Er schürzte die Lippen. „Bei den älteren Schülern merke ich, dass ihnen allein der Name 'Harry Potter' schon einen so großen Respekt einflößt, den ich mir nicht einmal selbst verdient habe. Die wissen alle ganz genau, wer ich bin. Bei den jüngeren ist das anders. Die kennen die Namen sämtlicher Dinosaurier auswendig, aber 'Harry Potter'“, er zuckte mit den Schultern, „den kennen sie nicht.“

Harry blickte neben sich und bemerkte, dass Jane aufgrund seiner Worte ganz verzückt lächelte, was ihre Tochter ihr nachahmte. Die beiden hatten rein äußerlich eine sehr große Ähnlichkeit, nur hatte Jane kein buschiges Haar. Von wem Hermine das geerbt haben könnte, war ihm ein Rätsel, denn die Haare ihres Vaters waren dünn und glatt.

„Hier Harry, dein Orangensaft.“ Josh reichte ihm das Glas, von dem Harry gleich zwei Schlucke nahm.

Natürlich kam das Gespräch auf Hermines Vorstellungsgespräch. Sie erzählte Harry, wie man sie beim Mungos hatte abblitzen lassen, was Harry gar nicht verstehen konnte. Josh lenkte das Gespräch auf die Apotheke in der Winkelgasse und Harry hörte aufmerksam zu.

„...und am Ende hat Mrs. Cara Hermine ein zweiwöchiges Vorkaufsrecht gegeben.“
Von Josh blickte Harry hinüber zu Hermine. „Und? Machst du's? Ich würd' es machen! Das war doch immer dein Traum.“

Nicht wie zuvor wollte sich Hermine damit herausreden, dass sie diesen Traum nur laut gedacht hatte, weil er eine willkommene Flucht aus dem Kriegsalltag gewesen war. 'Wenn der Krieg vorbei ist, dann werde ich...' waren die ersten Worte gewesen, mit denen Luna damals am Lagerfeuer nach dem Sieg über drei Todesser den Anfang gemacht hatte. Diese Worte gingen einmal rundherum und jeder beendete den Satz mit seiner persönlichen Vorstellung einer perfekten Zukunft. Ron hatte das, was er damals gesagt hatte, bereits in die Tat umgesetzt, denn er war jetzt ein bekannter Quidditchspieler. Auch Luna konnte ihr Ziel, Fuß in den Printmedien zu fassen, in die Wirklichkeit umsetzen, was Hermine vor Augen hielt, wie offen jeder in dieser Nacht über seine tiefsten Wünsche gesprochen hatte. Vielleicht war das so, dachte Hermine, weil jeder einzelne von ihnen jeden Tag mit dem Tod rechnen musste. In so einer Lage lügt man seine Freunde nicht an. Es interessierte sie sehr, wie Severus diesen Satz beendet hätte. Wahrscheinlich wäre er der Ansicht gewesen, dass er nach dem Krieg nicht mehr am Leben sein würde. Weil sie an Severus denken musste, schweiften ihre Gedanken zum Spiegel Nerhegeb. Sie hatte nicht lange hineingesehen, aber dennoch wusste sie, dass sie sich selbst in der Apotheke hatte stehen sehen. Es war ihr Traum, die Sehnsucht ihres Herzens.

„Ja, ich werde es tun!“, sagte sie entschlussfreudig.
Ihre Antwort erfreute besonders ihren Vater. „Gut, Schatz! Ich werde alles Finanzielle regeln. Du musst mir nur helfen, die Pfund in Galleonen umzutauschen.“
„Keine Sorge, Dad. Das wird schon alles klappen.“

Damit Wobbel nicht so lange warten musste, verabschiedete sich Harry, doch Hermine schloss sich ihm an. Zusammen ließen sie sich von dem Elf direkt nach Hogwarts apparieren, bevor jeder auf sein Zimmer ging.

Während um sechs Uhr in der Frühe noch alle in Hogwarts schliefen, manche gerade erst erwachten, saß Lucius bereits angekleidet an dem Tisch in seinem Krankenzimmer im Mungos. Er erwartete nicht nur das Frühstück, sondern auch seinen Beistand, der ihm heute einige Punkte erläutern wollte. Das Verhör unter dem Einfluss von Veritaserum hatte Sid bisher wunderbar abwenden können. Nachdem ein kurzes Klopfen einen Besuch ankündigte, betrat nicht nur Marie mit einem Tablett in der Hand das Zimmer, sondern sie hatte auch Sid im Schlepptau.

„Guten Morgen, Mr. Malfoy“, grüßten Marie und sein Beistand nacheinander und höflich, wie Lucius war, gab er den Gruß zurück. Die zweite Tasse auf dem Tablett war nicht zu übersehen, doch er dachte sich seinen Teil. Marie war zuvorkommend und das nicht nur Patienten gegenüber. Sid hatte sich ihm gegenübergesetzt und sah Marie mit leuchtenden Augen dabei zu, wie sie beide Tassen mit Kaffee füllte und danach das Zimmer verließ.

„Was haben Sie zu erzählen, Mr. Duvall?“
„Zunächst einmal ist der Glasschaden von dem Vorfall in der Mysteriumsabteilung berechnet worden. Er wurde auf etwas über 45.000 Galleonen festgelegt, die man Ihnen in Rechnung stellen wird.“
„Ein Kinderspiel“, winkte Lucius ab, „was noch?“
„Man wird versuchen, in Bezug auf die Familie Roberts eine Befragung mit Wahrheitsserum durchzuführen, doch ich denke, ich kann das unterbinden.“
„Familie Roberts?“, fragte Lucius nach.
„Der Herr vom Campingplatz, Mr. Malfoy. Sie erinnern sich bestimmt, dass Sie während der Quidditch-Weltmeisterschaft ihn und seine Familie...“
„Oh ja, natürlich. Der Name war mir nur nicht eingefallen. Warum will man gerade deswegen eine Befragung durchführen?“
„Ich vermute“, Sid legte den Kopf schräg, „dass das der einzige Anklagepunkt ist, für den man Ihnen noch ein paar Jahre auferlegen könnte. Es war nicht nur ein Verstoß gegen das Gesetz zum Schutz der Muggel, sondern auch eine Störung der Öffentlichen Ordnung, die eine Menge Sachschaden nach sich zog. Aber keine Sorge, alles in allem wird das Gamot keinesfalls über die maximal sieben Jahre hinauskommen.“
„Ich will nicht die vollen sieben Jahre nach Askaban. Sie sind mein Beistand! Sorgen Sie dafür, dass nicht länger als ein Jahr bekomme, Mr. Duvall, sonst...“
„Sonst was? Drohen Sie mir etwa?“ Sid hörte sich nicht so an, als hätten seine Worte ihn eingeschüchtert, geschweige denn, dass er sie ernst genommen hätte.
„Nein“, versicherte Lucius. „Wenn das Urteil für mich äußerst positiv ausfallen sollte, dann dürften Sie sogar mit einer Belohnung rechnen.“

Sid beäugte sein Gegenüber kritisch und das zweite Mal in seinem Leben fühlte sich Lucius durch so eine Begutachtung verunsichert. Noch immer hatte sein Beistand sich nicht dazu geäußert, nahm stattdessen gelassen einen Schluck Kaffee. Erst danach sagte er was zu Lucius' Angebot.

„Ich bekomme mein Gehalt vom Ministerium, Mr. Malfoy. Ihr Geld brauche ich nicht. Meine Familie oder das, was nach dem Krieg von ihr noch übrig ist, musste noch nie am Hungertuch nagen. Wenn das hier vorbei ist, werden wir uns mit Sicherheit nie wieder über den Weg laufen.“
„Man sieht sich immer zweimal im Leben, Mr. Duvall.“
Sid grinste. „Ja, die Redensart kenne ich sogar.“ Aus seiner schwarzen Tasche, die Ähnlichkeit mit einem Aktenkoffer hatte, entnahm Sid einige Unterlagen, die er kurz betrachtete. „Ich werde versuchen, den ersten Anklagepunkt noch etwas hinzuzögern: 'Mitglied einer gesetzeswidrigen Organisation'. Wenigstens haben wir schon durchsetzen können, dass das Minderjährigenstrafgesetz angewandt werden soll. Ich möchte unbedingt Zeugen einladen.“
„Wieso?“
„Um Zeit zu gewinnen. Ich habe übrigens mit einer Dame von der Muggelpost geredet. Es war kein Interview, nur die Frage, ob sie Interesse an meinem Vorschlag hat. Heute habe ich einen weiteren Termin mit ihr. Ich will, dass sie startklar ist, sollte ein Verhör unter Veritaserum stattfinden. Ich möchte dann sofort Einzelheiten an die Presse geben.“
„Sie haben also eine Journalistin gefunden. Sehr schön“, lobte Lucius.
„Ja, habe ich. Ich habe mich für die Dame entschieden, die Ihnen die 'Blumenfrage' gestellt hat. Sie scheint ein wenig“, Sid wedelte mit einer Hand vor seiner Stirn herum, „verträumt. Ich nehme an, sie wird so sehr von der Möglichkeit verzückt sein, Artikel über Sie schreiben zu dürfen, dass sie nicht nachhaken wird.“
„Mr. Duvall, haben Sie sich auch erkundigt, was diese Dame im Vorfeld bereits geschrieben hat? Das wäre für mich sehr interessant. Wenn es nicht zu viel Arbeit machen würde?“
„Ich habe Referenzartikel angefordert, die sie mir heute geben soll.“

Entspannt lehnte sich Sid zurück, um anzudeuten, dass er nun ein anderes Thema beginnen möchte.

„Mr. Malfoy“, er klang sehr ernst, „seien Sie ehrlich: Haben Sie sich mit der Gamotvorsitzenden angelegt?“
Für einen kurzen Augenblick blieb Lucius' Herz stehen. Er kniff die Augen zusammen und fragte skeptisch: „Warum fragen Sie das?“
„Ich habe ein paar Worte mit ihr gewechselt. Sie möchte nicht länger mit mir reden als notwendig, was ich unter diesen Umständen nachvollziehen kann, aber eine ihrer Aussagen machte mich stutzig.“
„Die da wäre?“
„Sie sagte, wenn wir das Spielchen zu weit treiben, dann könnte sie Ihnen mit Leichtigkeit das Genick brechen.“ Sids Blick war so gewichtig, dass der allein sein Gegenüber im Stuhl fixieren konnte. „Was haben Sie getan, Mr. Malfoy?“

Das Herzklopfen versuchte Lucius zu ignorieren, doch es war war schier unmöglich. Mit seinem Beistand lief alles wunderbar, dachte er. Er hätte nicht einmal die Vorsitzende erpressen müssen.

„Mr. Malfoy?“

Sein Beistand forderte eine Antwort, die Lucius nur ungern geben wollte. Ja, er hatte Rosalind Baltimore erpresst und ja, auch der Hälfte der anderen Gamotmitglieder hatte er die Daumenschrauben angelegt. Keiner von denen würde ihm ein hohes Strafmaß zukommen lassen, weil sie dann um ihren eigenen Ruf fürchten müssten. Jeder hatte Dreck am Stecken.

„Mr. Malfoy!“
„Ja, schon gut! Ich habe möglicherweise etwas gegen Mrs. Baltimore in der Hand und habe auch keinen Hehl daraus gemacht, das eventuell gegen sie zu verwenden.“
Sids Augen öffneten sich weit, ebenso sein Mund. „Sie haben sie doch nicht etwa erpresst?“
„Das kann man so nicht unbedingt sagen...“ Diesmal glaubte Lucius seinen eigenen Worten nicht.
„Wie kann man es denn sonst ausdrücken?“ Sid beugte sich nach vorn. Sein Tonfall war äußerst aggressiv. „Sie werden mir auf der Stelle sagen, was da zwischen Ihnen uns Mrs. Baltimore läuft! Sie, Mr. Malfoy, werden mir Ihre Geheimnisse offenlegen, haben Sie verstanden? Ansonsten sehe ich mich gezwungen, Ihren Fall abzugeben, weil Sie nicht kooperativ sind.“
„Das können Sie nicht tun!“
„Das werde ich tun! Glauben Sie, ich werde mich in die Gefahr begeben, als eine Ihrer Marionetten zu scheitern? Ich werde nicht aus allen Wolken fallen, wenn plötzlich Ihre zwielichtigen Alleingänge an die Öffentlichkeit gelangen. Mich werden Sie nicht in den Abgrund stoßen, Mr. Malfoy, denn ich werde früh genug abspringen und dann Ihnen nachwinken, wenn Sie fallen!“

Lucius war sprachlos. In diesem Augenblick bemerkte er, wie sehr sich Sid für ihn eingesetzt hatte und er bekam doch tatsächlich ein schlechtes Gewissen, dass er seinem Beistand diese Kleinigkeit mit Rosalind noch nicht anvertraut hatte.

„Ich höre, Mr. Malfoy? Oder haben Sie sich entschlossen, Ihren Weg zu gehen? In diesem Fall wünsche ich eine gute Reise, denn die wird ohne Umschweife direkt nach Askaban führen.“
„Mr. Duvall“, versuchte Lucius zu beruhigen, „ich wusste nicht, dass man mir einen Beistand gewähren würde. Mrs. Baltimore habe ich 'gebeten', bestimmte Mitarbeiter des Ministeriums im Gamot unterzubringen, denn alle haben...“
„Oh mein Gott“, stöhnte Sid. „Bitte nicht, Mr. Malfoy. Bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie das gesamte Gamot in der Hand haben und jeden einzelnen von ihnen erpressen.“
„Nein, nicht jeden, nur in etwa die Hälfte.“
„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?“
„Ich hielt es für notwendig. Die Chance, eine gerechte Verhandlung zu erwarten, waren für mich sehr gering.“
Sid schüttelte genervt den Kopf. „Haben Sie denn gar nicht bemerkt, dass man auch auf dem legalen Weg dem Gamot Einhalt gebieten kann?“
„Tut mir Leid, Mr. Duvall, aber zu diesem Zeitpunkt waren Sie mir noch nicht bekannt.“

Sich die Stirn reibend atmete Sid tief durch, bevor er sich Pergament, Feder und Tintenfässchen aus seiner Tasche holte. Der Bürohengst hielt rechts oben säuberlich das Datum fest, auch den Ort des Gesprächs und er kennzeichnete das Schriftstück als ein persönliches Protokoll. Danach schenkte er Lucius einen Blick, der durchaus dazu fähig wäre, Menschenleben zu nehmen.

„Erzählen Sie mir alles, Mr. Malfoy und hüten Sie sich davor, etwas auszulassen. Geben Sie mir erst die Namen derjenigen, die Sie in der Hand haben. Danach den Grund, warum Sie denen das Messer an die Kehle setzen konnten.“
„Sie möchten wirklich alle...“
„Ich habe mich wohl verständlich ausgedrückt. Die Namen, bitte!“

Lucius begann zu erzählen.

Nach seiner fünfstündigen Beichte hatte Sid an die sechzig Blatt Pergament verschrieben, die er alle fein säuberlich nummeriert hatte.

„Wie konnten Sie nur...?“
„Ich habe versucht, alles zu tun, um meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen“, rechtfertigte sich Lucius.
„Und dass Sie damit die Schlinge nur noch fester zuziehen, haben Sie nicht einmal bemerkt? Mrs. Baltimore war recht deutlich gewesen.“
Unsicher rutschte Lucius auf seinem Stuhl hin und her. „Was gedenken Sie zu tun?“
„Die Situation ist vertrackt. Es wäre am besten, alle Gamotmitglieder zu ersetzen, auch die Vorsitzende.“
„Aber mit welcher Begründung?“, fragte Lucius neugierig.
„Befangenheit! Es gibt keinen anderen Grund. Ich werde Mrs. Baltimore klarmachen müssen, dass unter diesen Umständen kein fairer Prozess stattfinden kann, wenn einige Gamotmitglieder befürchten müssen, von Ihnen diffamiert zu werden, sollten sie einen zu hohen Urteilsspruch abgeben.“
„Aber gerade das habe ich doch bewirken wollen, Mr. Duvall!“
„Sie wollen es wohl einfach nicht verstehen, Mr. Malfoy. Wenn Sie freikommen, wird jeder von denen etwas gegen Sie in der Hand haben. Wollen Sie das? Ich denke nicht! Mrs. Baltimore werde ich erklären, dass von Ihrer Seite aus nicht die Absicht besteht, mit unlauteren Methoden einen Freispruch oder eine gemäßigte Haftstrafe zu erwirken. Es soll mit rechten Dingen zugehen.“
„Mrs. Baltimore wird Sie aus Ihrem Büro werfen!“
„Das lassen Sie mal meine Sorge sein.“

Die vielen Pergamente verstaute Sid in seiner Tasche, bevor er sich verabschiedete und ohne ein weiteres Wort das Krankenzimmer verließ. Lucius wurde mit einem Gefühl des Unbehagens zurückgelassen.

Im Ministerium angelangt steuerte Sid sofort das Büro der Gamotvorsitzenden an und klopfte. Nach einem lauten „Herein“ trat er ins Zimmer.

„Mr. Duvall, was für eine 'Ehre'.“
„Guten Tag, Mrs. Baltimore. Hätten Sie womöglich einen Moment Zeit für mich?“
„Nein, tut mir aufrichtig Leid. Glauben Sie etwa, weil Sie den Fall Malfoy behandeln, dass Sie jederzeit ohne Termin einfach bei mir aufschlagen können?“
„Ja, das dachte ich eigentlich. Dass mir Zeit mit Ihnen gewährleistet wird, steht immerhin in Artikel 163 des...“
„Hören Sie auf damit!“ Rosalind war von Sid wenig begeistert, aber noch weniger von seiner Liebe zu Gesetzesbüchern, die er auswendig zu kennen schien. „Was wollen Sie?“
„Da Sie so direkt fragen, werde ich direkt antworten. Ich habe hier eine Liste mit Namen von Gamotmitgliedern, die ich wegen Befangenheit gegen meinen Mandanten durch neutrale Mitglieder ersetzen möchte.“

Rosalind traute ihren Ohren kaum. Das von Sid hingehaltene Stück Pergament riss sie ihm aggressiv aus der Hand, bevor sie die Namen überflog. Sie hatte in diesem Moment ein Déjà-vu, denn alle Namen standen bereits auf der Liste, die sie damals von Lucius erhalten hatte.

„Ich verstehe nicht“, gab sie offen zu.
„Diese Menschen haben im privaten Bereich einige, ähm, sagen wir 'Differenzen' mit Mr. Malfoy beziehungsweise er mit ihnen.“
Sie überflog abermals die Liste und stutzte bei einem bestimmten Namen, bevor sie Sid durch verengte Augenlider anstarrte. „Wieso steht mein Name auf der Liste?“
„Das sollten Sie selbst wissen, Mrs. Baltimore.“
„Sie wollen tatsächlich, dass ich die Verhandlung einfach an jemand anderen abgebe?“
„Das ist meine Bitte, ganz recht.“ Die Ruhe, die Sid ausstrahlte, machte Rosalind nur noch wütender.
„Das werde ich nicht tun! Ich werde nicht zulassen, dass Sie mich von meinem Posten stürzen.“
„Niemand will Sie von Ihrem Posten drängen, Mrs. Baltimore. Es geht nur um diesen einen Fall: um Mr. Malfoys Verhandlung. Er ist der Erste, der vor dem Gamot verhandelt wird. Die von anderen Inhaftierten werden folgen und Mr. Malfoys Verhandlung wird bald vergessen sein. Niemand würde sich mehr daran erinnern, dass Sie, ich schlage vor, aus persönlichen Gründen von diesem einen Fall zurückgetreten sind.“

Rosalind bekam es mit der Angst zu tun. Sie hatte geglaubt, dass sie Lucius mit der Verhandlung und der Erfüllung seiner Wünsche endlich dazu bringen könnte, den Vorfall, mit dem sie erpressbar war, zu vergessen. Andererseits handelte es sich um einen Malfoy. Er hätte sie bis zum Rest ihres Lebens in der Hand. Als ihr dieser Gedanke neulich durch den Kopf gegangen war, nämlich dass sie immer wieder damit rechnen müsste, ihr kleines Geheimnis könnte eines Tages gelüftet werden, da hatte sie sich Szenarien durchgespielt, wie ihr Mann reagieren würde. Vor allem aber, wie ihr Mann reagieren würde, sollte sie es sein, die ihm die Wahrheit sagt. Was auch passieren würde: in diesem Fall könnte Lucius sie nicht mehr gefügig machen. Sie könnte ihn niederkämpfen. Das war es, was sie Sid neulich durch die Blume zu verstehen gegeben hatte.

„Ich werde nicht zurücktreten! Was würde das für ein Bild abgeben, wenn die Hälfte der Gamotmitglieder samt der Vorsitzenden ersetzt werden? Man würde uns Mauschelei unterstellen.“
„Ich kann dafür sorgen, dass dies nicht geschehen wird“, versicherte Sid von sich überzeugt.
„Oh, Sie halten wohl sehr viel von sich, nicht wahr?“
„Mrs. Baltimore“, er nutzte seine beruhigende Stimme, „ich möchte nur, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Die Dinge, wie sie momentan sind, gefallen mir nicht. Sie passen nicht in das Bild, das ich von einer gerechten Verhandlung habe.“
„Sie wissen aber schon, dass es Mr. Malfoy war, der dieses Bild zerstört hat?“
„Natürlich weiß ich das. Sein Brief an Sie war eine reine Verzweiflungstat, die ich rückgängig machen möchte, weil sie mir im Wege steht.“

Spätestens jetzt musste Rosalind davon ausgehen, dass Sid ihr Geheimnis kannte, doch dem war nicht so. Lucius hatte sich in Bezug auf Rosalind sehr oberflächlich ausgedrückt. Es wären familiäre Angelegenheiten, die ihr sehr unangenehm wären, hatte Lucius gesagt. Allein die Vermutung, dass nun auch Sid von ihrem unehelichen Kind wissen könnte, schaltete ihre innere Einstellung von defensiv auf offensiv.

„Mr. Malfoy wird dafür büßen, Mr. Duvall, richten Sie ihm das ruhig aus. Mich hält nichts mehr! Und jetzt verlassen Sie mein Büro!“
„Lassen Sie uns darüber reden, Mrs. Baltimore. Ich versichere Ihnen...“
„Ihre Versicherungen sind mir nichts wert! Raus!“

So hatte Lucius Recht damit behalten, dass sie ihn aus dem Büro werfen würde. Zudem hatte Sid auch das Gefühl, alles schlimmer gemacht zu haben. Mit was auch immer sein Mandant die Gamotvorsitzende erpressen wollte – sie war nicht mehr gewillt, das Opfer zu spielen. Dabei hatte Sid versucht, sie aus allem herauszuhalten. Lucius war ihm egal. Nicht egal war ihm, dass er den Fall eventuell verlieren könnte. Sid wollte gewinnen. Mrs. Baltimore schien nun schwere Geschütze aufzufahren und es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihre Kanonenkugeln zu Rohrkrepierern werden würden. Vielleicht, so dachte er, wäre es an der Zeit, sich eine Scheibe von Mr. Malfoy abzuschneiden, weswegen er das Büro des Ministers aufsuchte.

Dort angekommen sah er, wie Mr. Weasley und Mr. Shacklebolt vor der Tür zum Büro miteinander sprachen. Die Vorzimmerdame des Ministers fragte nach Sids Namen und wollte ihm einen Termin geben. Sich nicht abwimmeln lassend sagte er so laut, dass auch der Minister es hören musste, dass es dringend wäre. Den Fall Malfoy nannte er noch zusätzlich, damit er die Neugier der beiden Männer wecken würde. Er hatte Erfolg mit seiner Taktik. Mr. Weasley kam auf ihn zu.

„Sie sind Mr. Duvall, nicht wahr?“ Der Minister lächelte freundlich, was für Sid sehr ungewohnt war, denn mittlerweile waren selbst die wenigen Mitarbeiter des Ministeriums, mit denen er einigermaßen gut ausgekommen war, ihm gegenüber sehr abweisend. Der Minister schien ein völlig anderer Schlag Mensch zu sein. Jemand, der nicht vorverurteilte.
„Ja, Sir. Es freut mich, Sie mal persönlich zu sprechen. Wenn Sie einen Augenblick für mich Zeit hätten? Ich weiß, dass Sie sehr wenig davon zur Verfügung haben.“

Der Minister überlegte einen Augenblick, nickte jedoch.

„Ein paar Minuten werde ich entbehren können.“ Er wandte sich an Kingsley. „Wir sprechen nachher.“
„Mr. Shacklebolt darf unserem Gespräch ruhig beiwohnen. Es geht schließlich um den Fall, den er bearbeitet.“

Das Büro des Ministers war einschüchternd groß, aber die kleine Sitzecke war gemütlich. Hier hatte Arthur dem Gast einen Platz angeboten, auch etwas zu trinken. Eine Freundlichkeit, die Sid von anderen Mitarbeiter nicht mehr erfahren durfte.

„Mr. Duvall, wie kann ich Ihnen helfen?“ Der Minister blickte ihn aufmerksam an. Das Interesse war nicht vorgespielt.
„Das Thema ist mir ein wenig unangenehm, wenn ich ehrlich bin. Es geht darum, dass gewisse Mitglieder des Gamots aus persönlichen Gründen nicht dazu geeignet sind, über Mr. Malfoy zu richten.“
Der Minister runzelte die Stirn. „Was genau meinen Sie damit?“
„Damit meine ich, dass viele der Gamotmitglieder private Bekannte von Mr. Malfoy sind und es in der Vergangenheit einige Situationen gab, die darauf schließen lassen, dass ihr Urteil nicht unparteiisch ausfallen wird.“
Sid hörte Kingsley schnaufen, der gleich darauf das Wort ergriff. „Das meinen Sie nicht ernst, Mr. Duvall.“
„Oh doch, das ist mein voller Ernst! Deswegen verlange ich, dass diese Gamotmitglieder durch neutrale Personen ersetzt werden, einschließlich der Vorsitzenden.“

Beide blickten ihn ungläubig an. Man konnte ihnen ansehen, dass sie nach Worten suchten, doch es dauerte einen ganzen Moment, bevor sie die Lage begriffen hatten.

„Lassen Sie mich erklären, Minister Weasley, Mr. Shacklebolt“, er blickte beiden einmal in die Augen. „Mr. Malfoy hat etwas getan, das ich weder gutheiße noch unterstützen werde. Gerade heute habe ich davon erfahren. Es handelt sich um Erpressung.“
„Er hat jemanden erpresst?“, fragte Arthur ungläubig.
Kingsley war da schon gelassener. „Sie wissen aber, Mr. Duvall, dass Ihr momentanes Gespräch nicht im Sinne Ihres Mandanten abläuft?“
„Im Gegenteil, Mr. Shacklebolt. Dass er mir diese Informationen anvertraut hat, dürfte eher für ihn sprechen. Mr. Malfoy musste damit rechnen, dass seiner Verhandlung etliche Personen beiwohnen würden, die aus einem persönlichen Groll heraus den Fall nicht objektiv bewerten werden. Nicht gerade wenig Menschen möchten ihn hinter Gittern sehen. Nur deswegen hat er zu diesem Mittel gegriffen.“

Damit, dachte Kingsley, würde man Malfoy endgültig hinter Schloss und Riegel bringen können. Es war ihm nur nicht ganz klar, warum Duvall diese Dinge erzählte. Er konnte den Beistand zwar nicht leiden, aber für dumm hielt er ihn nicht.

„Ich habe hier eine Liste“, Sid legte das Pergament mit den Namen auf den Tisch, „mit den Gamotmitgliedern, die Mr. Malfoy in der Hand hat. Er hat aber lediglich Mrs. Baltimore nahe gelegt, zu seinen Gunsten zu urteilen. Die anderen würden sich nicht trauen, ihm einen Grund zu geben, sie anzuschwärzen.“
Verdattert starrte Arthur auf die Liste mit Namen. „Sie geben uns Beweise dafür, dass Mr. Malfoy einige Gamotmitglieder erpresst?“
„Sie halten sie in der Hand, Minister Weasley. Wissen Sie, als Beistand laufen mir nicht nur viele Informationen zu, an die man unter anderen Umständen gar nicht kommen würden, aber glauben Sie nicht, dass mir aus den eigenen Reihen kein Gegenwind entgegenschlägt. Das erleichtert mir die Arbeit nicht gerade. In Anbetracht des Angeklagten kann ich das jedoch nachvollziehen. Trotzdem möchte ich meinen Job gut machen, weil das gesamte Beistandssystem, das das Ministerium abgesegnet hat, ansonsten keinerlei Wert hätte.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“, fragte Arthur.
„Ich bin sehr kurzfristig zu Mr. Malfoys Beistand erklärt worden. Niemand hatte vorhergesehen, dass dieses Gesetz verabschiedet wird, so auch nicht mein Mandant. Um sich zu schützen hat er eigene Maßnahmen ergriffen, die jetzt in Verbindung mit mir als Beistand unnötig sind und mir meine Arbeit erschweren. Ich muss das in Ordnung bringen, weil ich ansonsten Mr. Malfoy erpressbar machen würde. Ich muss das Netz aus Intrigen zerstören, was mir nur gelingen würde, wenn all diejenigen, deren Namen sie auf der Liste finden, ersetzt werden.“

Arthur und Kingsley warfen sich einen fragenden Blick zu, der von Sid nicht unbeachtet blieb. Nach einer Weile entschied sich Arthur dafür, Mr. Duvall seinen eigenen Fehler vor Augen zu halten.

„Ich werde kein einziges Gamotmitglied ersetzen und Mrs. Baltimore wird die Vorsitzende der Verhandlung bleiben. Ich kann Ihnen aber versichern, Mr. Duvall, dass ein neuer Punkt in der Anklageschrift gegen Mr. Malfoy auftauchen wird. Der Tatbestand der Erpressung, besonders wenn es sich um die Erpressung von hochrangigen Ministeriumsangestellten handelt, ist kein Zuckerschlecken. Mr. Malfoy wird dafür der Handel entzogen, den ich ihm zugesichert habe. Die maximal sieben Jahre werden aufgehoben. Er wird voll und ganz dem Gamot ausgeliefert sein, haben wir uns verstanden?“
Sid zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er erwiderte: „Mit dieser Haltung habe ich gerechnet, Minister Weasley. Ich gebe zu, dass beim Fall von Mr. Malfoy von Anfang an das Pferd beim Schwanz aufgezäumt wurde. Rückgängig kann ich das nicht mehr machen, aber bedenken Sie“, Sid blickte extra auch einmal zu Kingsley hinüber, „dass ich Ihre beide Namen ebenfalls auf Mr. Malfoys Liste setzen könnte.“

Arthur fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Er hatte plötzlich einen ganz trockenen Mund bekommen.

„Wie können Sie...?“, begann Kingsley, doch Sid fuhr ihm über den Mund.
„Wie ich es wagen kann? Das ist ganz einfach. Sie beide haben Mr. Malfoy im Krankenhaus ohne sein Wissen Veritaserum verabreicht, um an Informationen zu gelangen, die er Ihnen unter normalen Umständen nie freiwillig gegeben hätte, nur im Tausch gegen Hafterlass. Sie haben einen kranken, blinden Mann übertölpelt.“

Jetzt gab er ihnen einen Moment zum Nachdenken.

„Man wird Ihnen nicht glauben.“
„Ganz sicher? Die Presse, die ich gezwungenermaßen einweihen würde, wird sich so oder so gern dieses Themas annehmen. Das ganze würde vor dem Gamot landen. Man würde Sie beide befragen, Ihre Erinnerungen per Denkarium anschauen oder sogar eine Befragung unter dem Einfluss von Veritaserum durchführen. Dann werden wir ja sehen, wer die Wahrheit sagt und wer nicht. Es wäre eine Enttäuschung für die magische Welt, wenn herauskommen sollte, dass der Minister keinen Deut besser ist als ein inhaftierter Todesser, weil er sich nämlich gleicher, hinterhältiger Methoden bedient hat.“
„Sie wollen uns erpressen“, stieß einer der beiden hervor.
„Nein. Nachdem Sie Ihren Standpunkt klargemacht haben, nämlich dass Sie die Gamotmitglieder nicht ersetzen werden, darüber hinaus den bereits ausgehandelten Hafterlass zurückziehen und auch noch die Erpressung in den aktuellen Fall mit einfließen lassen möchten, möchte ich Ihnen lieber einen Handel vorschlagen. Mir liegt keinesfalls daran, das aufzuhalten oder zu zerschlagen, was Sie beide für unsere Zaubererwelt in die Wege geleitet haben. Damit wäre niemandem geholfen, ich weiß das. Die Reformen, die Sie in Gang gesetzt haben, müssen durchgeführt werden. Ich würde gar nicht hier sitzen, hätten Sie nicht auch das Beistandsystem geschaffen, dem auch Sie sich beugen müssen.“

Gemütlich schlug Sid ein Bein über das andere, während die beiden Männer mundtot ihren Gedanken ausgeliefert waren. Es war der Minister, der als Erster die Sprache wiederfand.

„Was für einen Handel, Mr. Duvall?“
„In der Muggelwelt ist ein solcher Handel gar nicht mal so unüblich, Minister Weasley und ich weiß, dass Sie ein großer Muggelfreund sind. Der Sinn ist, ein kleines Übel in Kauf zu nehmen, wenn man damit ein großes abwenden kann.“ Mit ruhiger Stimme schlug Sid vor: „Ihr Rechtssystem gegen die Freiheit meines Mandanten. Das halte ich durchaus für angemessen,“ sagte Sid, griff nach seiner Tasse Tee und lehnte sich zurück.


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