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Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Der Löwe und die Kröte

von Wizardpupil

Es war bereits sehr spät, als Onkel Vernon endlich den Auftrag in der Tasche hatte und die Gäste – wie ihr lautes Gelächter vermuten ließ, ein wenig angetrunken – das Haus verließen. Harry wusste nicht genau, warum es ihm wichtig gewesen war, auf das zu warten. Er hätte auch einfach hinuntergehen und seine Tante bitten können, mit ihm zu sprechen. Was interessierte es ihn, ob Onkel Vernon unangenehme Fragen über ihn beantworten müsste? Allerdings hatte er sich vor einigen Tagen vorgenommen, die letzte kurze Zeit bei den Dursleys in Ruhe und Frieden zu verbringen – zumindest in so viel Ruhe und Frieden, wie es möglich war. Sollte Vernon Dursley doch seinen Auftrag bekommen, so eilig hatte Harry es auch nicht, Antworten von Tante Petunia zu bekommen; einerseits, weil er vermutete, dass sie ohnehin keine parat hatte, andererseits, weil er ohnehin erst einmal darüber nachdenken wollte, was er da alles gelesen hatte. Die Gedanken schwirrten unaufhaltbar in seinem Kopf herum, durcheinander und gänzlich ohne Ordnung; sein Kopf tat ihm schon weh, da hörte er immer noch, wie einzelne Wortfetzen in ihm für Aufruhr sorgten. Dumbledore … Snape … Evans … Magie … Medaillon … Becher … Schlange … Ravenclaw … Gryffindor … Hogwarts … Hermione … Ron … Ginny … Das wiederholte sich, in unterschiedlicher Reihenfolge, und irgendwann blieb es hängen … Dumbledore … Snape … Dumbledore … Snape … Snape … Snape …
Aber nun, wo Onkel Vernon endlich die Tür hinter seinen Gästen zuschlug und einen lauten Siegesruf ausstieß, nun konnte Harry endlich versuchen, etwas Ordnung in seine Überlegungen hineinzubringen, mit Tante Petunias Hilfe. Oder würden neue Informationen, sollte er welche erhalten, ihn nur noch mehr verwirren? Es war egal – er musste Genaueres herausfinden.
Als Harry sich gerade aus seinem Stuhl erhob, hörte er, wie die Haustür erneut aufgemacht und wieder zugeschlagen wurde. Er glaubte, zu wissen, was da gerade passiert war. Eilig verließ er sein Zimmer und lief die Stufen hinunter, nur, um seine Vermutung bestätigt zu bekommen. Onkel Vernon stand am Fuß der Treppe, einen ungläubigen, irritierten Ausdruck auf dem Gesicht; diese Miene sagte Harry alles.
„Sie ist schon wieder gegangen?“, fragte er. „Zu einer Freundin, hat sie gesagt?“
„Ja“, sagte Onkel Vernon, der in seiner Verwirrung scheinbar gar nicht mitbekam, mit wem er da sprach. „Ja, genau das hat sie gesagt, und dann hat sie ihre Jacke angezogen und – aber was geht dich denn das an?“, bellte er, als er endlich erkannte, mit wem er redete. Er drehte sich um. „Es hat dich nicht zu interessieren, was deine Tante – he – HE! Was tust du denn da?“
Harry war an Onkel Vernon vorbeigelaufen und auf die Tür zu. Er riss sie auf und rannte hinaus. Die Straßenlaternen spendeten nur spärliches Licht, Harry sah kaum etwas in der Dunkelheit; Tante Petunia konnte er nirgends sehen.
„Junge, komm zurück!“, schrie Onkel Vernon ihm hinterher, als er durch den Vorgarten auf die Straße lief. „Ach, dann tu doch, was du willst!“, knurrte er dann und schlug die Tür zu.
Harry wandte sich nach links, nach rechts; er konnte keine Gestalt erkennen, keine Schemen in der Finsternis, die darauf hinwiesen, dass eine Person durch die Nacht spazierte. Tante Petunia war bereits dort, wo sie sich vor Harry versteckte, egal, ob das nun tatsächlich bei einer Freundin war, oder nicht …
Trotzdem wollte Harry nicht zurück ins Haus. Es war eine so stille Nacht, so friedlich … Er machte sich auf den Weg in Richtung des Spielplatzes, auf welchen er sich schon im Sommer vor seinem fünften Jahr in Hogwarts oft zurückgezogen hatte. Auf dem Weg zurück war er Dudley begegnet, und die beiden waren von Dementoren angegriffen worden … Was er damals wohl gesehen hatte?
Harry ging weiter, immer weiter, langsam und in Gedanken versunken. In kaum einem Haus brannte noch Licht, fast jeder schien schon zu schlafen. Kein Auto fuhr auf den Straßen; niemand konnte ihn stören, also lauschte er seinem Inneren, während er durch die Dunkelheit schritt, versuchte, seinem Unterbewusstsein zuzuhören, das möglicherweise Antworten parat hatte … Antworten, die er jetzt so dringend brauchte …
Wo waren die restlichen Horkruxe von Voldemort, und was war der Gegenstand von Gryffindor oder Ravenclaw, den Harry noch nicht kannte? Was, wenn entweder das Medaillon, der Becher oder die Schlange gar kein Horkrux war, wenn Dumbledore sich geirrt hatte? War der Traum von Voldemort und dem Wirt des Eberkopfs Wirklichkeit gewesen? Gab es jemanden, der ihm bei all diesen Fragen helfen konnte? Wusste Petunia vielleicht etwas, vielleicht sogar mehr, als ihr selbst klar war? Würde sie ihm etwas erzählen können, ihm diese Briefe Dumbledores erklären können? Sie wusste zumindest, was sie ihm geantwortet hatte – ihre Antworten waren ein entscheidender Teil, der Harry fehlte, denn sie schienen Dumbledore irgendwie weitergeholfen zu haben … Würden sie ihm auch helfen können? Natürlich, sonst hätte Dumbledore von Tante Petunia nicht verlangt, Harry die Briefe nach seinem Tod zu geben … Woher hatte Dumbledore gewusst, dass er sterben würde? Hatte er Voldemorts Plan durchschaut? Auf dem Turm hatte Dumbledore mit Draco so gesprochen, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass Draco ihn im Endeffekt umbringen würde … Was war eigentlich mit Draco passiert? Das interessierte Harry im Grunde am wenigsten – Draco war nur eine Marionette Voldemorts, er hätte Dumbledore nicht einmal umbringen können, er war eine unwichtige Spielfigur in diesem Kampf … vermutlich war er sogar schon tot.
Harry blickte hoch. Er stand in einer Straße, die drei Häuserblocks vom Ligusterweg entfernt war. Hier sah es aber nicht viel anders aus als dort. Die Häuser waren fast genau die gleichen, gewöhnlich und steril … Nichts im Vergleich zum Fuchsbau der Weasleys. Harry sehnte sich nach der Gesellschaft eines Zauberers oder einer Hexe. Wenn doch bloß eine magische Person außer ihm zwischen all diesen Muggeln leben würde …
Aber das tat sie doch! Harry hätte sich mit der Hand gegen die Stirn schlagen können. Es lebte hier doch noch jemand, der über die magische Welt genauestens bescheid wusste. Sie war zwar keine Hexe, aber Harry war schließlich kein Todesser – er hatte nichts gegen Squibs wie Mrs Figg.
Harry drehte sich um, um zurückzulaufen – und sah jemanden, der um die Ecke in die Straße einbog, in welcher er stand. Eine Laterne warf ihr Licht auf die Person; es war ein Mann, eingewickelt in einen dicken Mantel, und als er Harry erblickte, blieb er stehen. Sein altes, faltiges Gesicht lugte unter einem tief gezogenen, schwarzen Zylinder hervor; seine dunklen Augen sahen ihn direkt an.
„Abend“, sagte Harry, und er bemerkte ein Zittern in seiner Stimme; konnte es sein, dass der Mann ihn verfolgt hatte? Der Orden scheint besorgt zu sein, dass der Ligusterweg von Todessern bewacht wird ...
Der Mann antwortete jedenfalls nicht, sondern reagierte nur mit einem kurzen Nicken, ging dann weiter, direkt an Harry vorbei und die Straße entlang, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Der Mann hatte scheinbar nur zufällig denselben Weg wie Harry gehabt, und war einfach erstaunt gewesen, jemanden so spät nachts noch hier anzutreffen – Harry hatte das schließlich auch überrascht.
Harry beruhigte sich und seine Gedanken wanderten wieder zurück zu Mrs Figg. Sie war es damals gewesen, die den Orden des Phönix nach dem Angriff der Dementoren auf ihn und Dudley benachrichtigt hatte, erinnerte er sich, während er sich auf den Weg zurück zum Ligusterweg machte. Und seitdem hatte er kein einziges Mal mehr daran gedacht, sich mit ihr zu unterhalten – dabei hätte er doch so die wenigen Wochen, die er im letzten Sommer im Ligusterweg verbracht hatte, wesentlich angenehmer gestalten können. Natürlich, Mrs Figg konnte als Squib nicht zaubern, und mit ihrer Katzenliebe und ihrer schrulligen Art war sie nicht gerade die ideale Person für ein Teekränzchen – aber sie war allemal besser als die Dursleys.
Er erreichte den Ligusterweg, lief an Nummer vier vorbei. Für einen kurzen Moment überlegte er, nachzusehen, ob Tante Petunia schon wieder daheim war; dann allerdings sah er, dass Licht in der Küche brannte, und vermutete, dass sie gleich schlafen gegangen wäre, um einem Gespräch mit ihm zu entgehen, also wartete Onkel Vernon wohl noch auf sie. Also ging Harry hastig weiter, bis er schließlich vor Mrs Figgs Haus stehen blieb. Mit einem Gefühl der Erleichterung stellte er fest, dass auch sie noch nicht schlief; aus einem der Fenster kam schwaches, flackerndes Licht, wie von einer Kerze. Ob Mrs Figg, obwohl sie eine Squib ist, wie richtige Hexen und Zauberer nichts von Elektrizität hielt oder wusste? Vermutlich, denn es gab hier auch keine Klingel.
Harry öffnete das Gartentor und wollte zur Haustür laufen, um zu klopfen. Auf dem Weg die Steinplatten entlang, die durch den Rasen führten, gelangte er an eine Stelle, von welcher aus er einen guten Blick durch das Fenster hinein erhaschen konnte – er erstarrte, sein Mund fiel auf; er glaubte nicht, was er da sah.
Nicht Mrs Figg saß dort an dem Tisch, sondern Tante Petunia. Und sie sah merkwürdig aus; ihren Kopf hatte sie nach hinten gelegt, die Augen geschlossen. Harry näherte sich dem Fenster, um den Rest des Raumes betrachten zu können. Von dieser anderen Perspektive aus konnte er auch die schrullige alte Mrs Figg erblicken – sie saß Tante Petunia gegenüber an demselben runden Holztisch, in der gleichen Pose: Den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen fest geschlossen. Auf dem Tisch, genau in der Mitte, stand eine weiße Kerze, schon weit hinunter gebrannt; das Wachs tröpfelte auf die Tischplatte. Und dann sah Harry noch etwas: Tante Petunia und Mrs Figg hielten die Arme um den Tisch herum, die Hände des jeweils anderen fest in den eigenen, sodass sie einen Kreis bildeten. Das war unmöglich, das konnte nicht sein – aber … aber es sah aus wie ein magisches Ritual.
Harry stolperte zurück, wäre beinahe in die Rosen gefallen, die Mrs Figg hier angepflanzt hatte. Er drehte sich um, lief aus dem Vordergarten und wieder die Straße entlang, geschockt von dem, was er gesehen hatte. Wie konnte das sein? Mrs Figg war eine Squib, Petunia Dursley ein Muggel – wieso taten sie so etwas, etwas, das so sehr nach Magie aussah?
Dieser Anblick schien ihm den Rest gegeben zu haben, denn jetzt war er endgültig verwirrt. Die Gedanken jagten einander wieder, schneller und wilder als jemals zuvor. Dumbledore – Petunia – Snape – Medaillon – Magie – Voldemort – Schlange – Evans … Sie passten kein bisschen mehr zueinander, verloren sich, bereiteten Harry Kopfschmerzen, die mindestens genauso schlimm waren wie die, die seine Narbe manchmal verursachte. Und seine Narbe brannte, als er immer weiter rannte, ohne darauf zu achten, wohin er sich begab. Er wollte nur fliehen, weg. Das Gefühl kannte er, aber er hatte es noch nie auf diese Weise umgesetzt: Tatsächlich wegzulaufen.
Dann hörte Harry ein Geräusch hinter sich. Er blieb stehen, wandte sich um – und da war er wieder, der merkwürdige Mann, dem er vorhin schon begegnet war, mit seinem dicken Mantel und seinem Zylinder. Er verfolgte ihn also doch.
Harry wollte nach seinem Zauberstab greifen – und stellte erschrocken fest, dass er ihn bei den Dursleys vergessen hatte. Er stieß einen Fluch aus, den auch die Muggel oft benutzten und der ihm in dieser Situation sicher nichts nutzen würde, dreht sich wieder um und lief einfach weiter, blindlings, ohne auf den Weg zu achten. Er hörte den Mann etwas rufen, vermutete schon, gleich von einem Zauber getroffen zu werden, und rannte noch schneller. Immer weiter, immer weiter … Nach einer Weile sprintete er durch Gegenden, die er gar nicht kannte. So weit war er noch nie ohne Pause gelaufen; seine Beine taten weh, er spürte einen grauenvollen Seitenstich, er war außer Atem, aber er wollte noch nicht stehen bleiben. Vorbei an Häusern, die sich immer mehr von denen unterschieden, die er aus dem Ligusterweg und seiner Umgebung gewohnt war. Einfach nur weg von dem Mann, der mit Sicherheit ein Todesser war …
Aber dann konnte Harry einfach nicht mehr. Er war gerade in eine Seitenstraße eingebogen, sackte in dieser zusammen, setzte sich auf den Boden, den Rücken gegen die Ziegelmauer eines Hauses gelehnt. Neben ihm befand sich ein großer, grüner Müllcontainer; der Gestank war fürchterlich, aber er nahm ihn kaum war, schnappte nach Luft, nicht nur, um wieder zu Kräften zu kommen, sondern auch, um wieder klar denken zu können.
Er war ohne Zauberstab, weit weg von dem Haus der Dursleys. Und zwar viel zu weit.
Solange er den Ligusterweg Nummer vier als Zuhause bezeichnen konnte, war er in der Nähe von Tante Petunia, die mit seiner Mutter blutsverwandt war, sicher. Aber er war nicht in der Nähe des Ligusterwegs Nummer vier. Er war auch nicht in Hogwarts, er kannte den Ort, an dem er sich befand, nicht einmal. Alles hier war ihm fremd, und er wusste nicht, ob er den Weg zurück finden würde; er hatte sich nicht gemerkt, wie die Straßen hießen oder aussahen, die er entlang gerannt war. Und der Schutz von Dumbledores Zauber wirkte hier nicht. Zauberstablos, in einer Gegend, in der ihn kein äußerer Umstand in Sicherheit versetzte. Und allein.
Als sein Körper endlich wieder zur Ruhe kam, als seine Beine aufhörten zu schmerzen und Harry wieder problemlos atmen konnte, als er wieder aufstand, um den Weg zurück zu suchen, da sagte ihm eine innere Stimme, vielleicht so etwas wie ein Instinkt, dass es bereits zu spät war. Er war doch nicht allein. Jemand beobachtete ihn.
Er drehte sich um, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie jemand hinter dem MĂĽllcontainer hervorsprang, seinen Arm hob und einen Zauberstab auf ihn richtete. Ein roter Lichtstrahl traf ihn in der Brust, er fiel ihn Ohnmacht.

Als er sein Bewusstsein wieder erlangte, geschah dies sehr schnell. NatĂĽrlich, er war von einem Schockzauber auĂźer Gefecht gesetzt worden, und nun war er wieder aufgehoben worden; das dauerte nicht lange.
Er öffnete die Augen und keuchte erschrocken auf; das einzige, was er sah, war ein Gesicht, das sich direkt vor seinem befand. Es war das eines Mannes, der zwar alt aussah mit seinem grauen Haar, den tiefen Augenringen und der müden, kranken, elenden Miene, der aber auch etwas Junges an sich hatte. Harry konnte nicht umhin, zu glauben, dass er das Gesicht schon einmal gesehen hatte. Vermutlich einfach nur, weil es dem von Remus Lupin ziemlich ähnlich sah.
Der Mann grinste ihn an, seine Zähne spitzer als gewöhnliche Menschenzähne, seine Augen merkwürdig gläsern. Er ging ein paar Schritte zurück, den Blick nicht von Harry wendend. Harry hingegen sah sich um; sie befanden sich in einer Höhle, Mondlicht schien durch den Eingang und entzündete Fackeln an der Felswand erhellten die Höhle noch mehr.
„Wie gefällt dir das, Potter?“, fragte der Mann, immer noch grinsend. „Nun antworte schon! Ich habe extra deinen Kopf als einzigen Teil deines Körpers nicht erstarren lassen, damit du mit mir sprechen kannst.“
Harry versuchte, seine Hand zu bewegen, schaffte es aber nicht. Er blickte hinunter; sein Körper stand starr am Boden, wie eine Statue, und nur seinen Kopf konnte er bewegen.
„Sag mal, Potter, erkennst du mich?“, fragte der Mann dann, und Harry sah ihn erneut an. „Wie es scheint, nicht. Nun, das überrascht mich kaum – damals sah ich fast noch schlimmer aus als heute, irgendwie grünlich, glaube ich … Aber mittlerweile hab ich mich daran gewöhnt, ein Werwolf zu sein. Dieser rothaarige Alte hat sich wohl auch mittlerweile erholt? Dämlicher Mann, experimentiert mit Muggelheilmitteln herum …“
Und nun wusste Harry, wen er da vor sich hatte. Dieser Mann war damals im St. Mungo auf derselben Station gelegen wie Mr Weasley, als er von Voldemorts Schlange Nagini angegriffen worden war; als sowohl Voldemort als auch Harry sich im Körper dieser Schlange befunden hatten; so wie in dem Traum vor kurzem …
„Dämmert’s jetzt?“ Der Werwolf schnaufte. „Wäre ja zu schön gewesen, wenn du dich nicht mehr an mich erinnern kannst. Aber wer erinnert sich schon an uns Werwölfe?“ Die Stimme des Mannes wurde immer lauter. „Wer denkt an uns, kümmert sich um uns, gibt uns Arbeit? Wer vertraut uns? Ich sag dir, wer es tut – der Dunkle Lord! Ah, wenn Greyback endlich kommt und dich in meinem Namen dem Dunklen Lord übergibt, dann werde ich das Dunkle Mal erhalten … Dann werde ich endlich auch ein Todesser sein!“ Die Augen des Mannes strahlten, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt, als Todesser zu werden. „Mein Ruf müsste mittlerweile bei Greyback angekommen sein … Bald ist er da …“
Harry konnte kaum atmen, aber nicht wie vorhin, weil er so weit gerannt war - sondern weil er fĂĽrchterliche Angst hatte. Greyback war auf dem Weg hier her ... Er wĂĽrde ihn zu Voldemort bringen. Es war vorbei.
Nein, das durfte er nicht denken. Er musste überlegen, wie er sich aus dieser Lage befreien konnte. Aber ihm war klar: Das war unmöglich. Er hatte keinen Zauberstab, und selbst wenn er einen hätte, würde das nichts bringen. Sein Körper war erstarrt, der ganze, abgesehen von seinem Kopf. Würde er es schaffen, ohne Zauberstab zu zaubern? Nicht einmal Dumbledore hatte das gekonnt, wie also sollte er es zustande bringen?
„Du glaubst nicht, wie überrascht ich war, als ich dich gesehen habe!“, sagte der Werwolf und lenkte Harry von seinen Überlegungen ab. „Ich war in dem Müllcontainer, auf der Suche nach etwas zu Fressen, und da kam da plötzlich jemand ... Ich habe über den Rand der Tonne geblickt und sehe einen Jungen und - und er trägt eine Brille, und da, könnte das Blitznarbe sein? Das habe ich gedacht, und ja, sie war es. Ich bin aus dem Container geklettert auf der anderen Seite, habe meinen Zauberstab gezückt - und den Rest kennst du ja.“ Der Mann lachte; er klang heiser, müde, aber das Lachen erinnerte auch an ein Heulen - wie das Heulen eines Wolfes. „Jetzt müsste Greyback wirklich bald - oh, da ist er ja schon!“
Harry hörte es auch; jemand kam auf den Höhleneingang zu, seine Schritte drangen laut und deutlich herein. Dieser Jemand erschien nun im Eingang, der Mond beleuchtete ihn, aber es war nicht Greyback.
„STUPOR!“, schrie die Frau, die dort stand. Der Werwolf wurde von seinen Füßen gerissen und landete auf dem Boden, mit dem Schrecken noch auf seinem Gesicht.
„Er ist hier!“, rief die Frau dann Leuten zu, die Harry nicht sehen konnte. Mehr Schritte waren zu hören, und eine ganze Menge an Menschen trat nun in die Höhle; Harry kannte keinen von ihnen, abgesehen von dem Mann, der sie alle führte.
Der Zaubereiminister Rufus Scrimgeour wirkte zufrieden, als er Harry sah. Mit diesem triumphierenden Blick erinnerte er Harry noch viel stärker an einen Löwen als je zuvor. Die gelbbraune Haarmähne und die Augen, gelblich wie die einer Katze, gemischt mit dem Stolz, der Erhabenheit, die Scrimgeour gerade zu fühlen schien – all das machte die Ähnlichkeit zu dem Tier, welches das Zeichen für Harrys Haus in Hogwarts war, verblüffend.
„Schafft den da weg“, befahl Scrimgeour zwei seiner Auroren, und zeigte auf den Werwolf, der neben Harry am Boden lag. „Und der Rest findet heraus, womit er Potter verhext hat.“
Abgesehen von den zwei Auroren, die den Werwolf mit einem Schwebezauber aus der Höhle trugen, gingen alle auf Harry zu und schlichen um ihn herum, betrachteten ihn genauestens von oben bis unten. Es war ein unangenehmes Gefühl, von so vielen Augen angeblickt zu werden, aber Harry war es schließlich gewöhnt.
Scrimgeour trat ein paar Schritte auf Harry zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen. Sein Mund kräuselte sich zu einem hämischen Lächeln, das Harry so bisher höchstens auf Severus Snapes Gesicht gesehen hatte.
„Noch nicht einmal siebzehn und schon in Schwierigkeiten“, sagte er. „Es war wohl kaum etwas anderes zu erwarten.“
Harry entgegnete nichts, sondern blickte Scrimgeour nur an, direkt in die Augen, während die Auroren um ihn herum überlegten, mit welchem Gegenzauber sie Harry aus seiner Erstarrung helfen konnten.
„Meine Güte, ein einfacher Gegenfluch tut es schon“, schnauzte Harry, nachdem er sich doch noch von Scrimgeour abgewandt hatte, einen der Auroren, dessen blaue Augen ungewöhnlich groß waren, an. Der Auror hatte ihn konzentriert betrachtet, auf der Suche nach Anzeichen dafür, welchen Spruch der Werwolf benutzt hatte, um ihn erstarren zu lassen. „Das war doch bloß ein einfacher Lähmfluch, sogar ich erkenne das.“
Der Zauberer sah ihn herablassend an, als würde Harrys Meinung ihn nicht wirklich interessieren, aber schließlich richtete er den Zauberstab auf ihn und sagte: „Finite Incantatem.“
Sofort wurde Harry aus seiner Erstarrung gelöst. „Danke vielmals“, murmelte er in sarkastischem Tonfall, dann ging er ohne ein weiteres Wort an Scrimgeour vorbei.
„Wo wollen Sie denn hin, Mr.Potter?“, fragte Scrimgeour.
„Na, weg von hier“, entgegnete Harry, ohne sich umzudrehen. „Oder denken Sie, ich würde hier bleiben?“
„Nein, aber Sie kommen jetzt erst einmal mit mir.“ Scrimgeour machte zwei große Schritte, streckte die Hand nach ihm aus und packte seine Schulter – zu fest für Harry, um sich losreißen zu können.
„Danke für das Angebot, aber ich habe Besseres zu tun“, sagte Harry und schlug mit seiner Hand nach Scrimgeours, aber der Griff wurde nur noch fester. „Lassen Sie los!“
„Nur, wenn Sie zustimmen, mit mir zu kommen.“
„Auf keinen Fall!“
„Dann tut es mir Leid, aber es muss sein.“
Bevor Harry begriffen hatte, was vor sich ging, fand er sich von all den Auroren umzingelt; jeder hatte seinen Zauberstab auf ihn gerichtet. Der mit den groĂźen Augen, mit dem Harry vorhin so respektlos gesprochen hatte, wirkte ĂĽberaus begeistert von der Situation.
„Was sagen Sie nun, Mr.Potter?“ Scrimgeours Stimme drang durch die Stille, die für einige Sekunden eingetreten war.
„Ich gehe nicht mit Ihnen, nur weil mich Ihre unfähigen Lakaien mit ihren schlechtgemachten Zauberstäben bedrohen“, sagte Harry, dem tatsächlich auffiel, dass die Zauberstäbe der Auroren aussahen, als wären sie von unbegabter Hand hergestellt worden; sehr uneben und eckig – aber vielleicht war das Absicht.
Er bereute es augenblicklich, diese Worte gesagt zu haben. Der erste Lichtblitz kam von dem Auroren mit den groĂźen Augen, aber die anderen schienen das fĂĽr einen Schussbefehl zu halten, denn jeder feuerte nun einen Zauber auf ihn ab. Harry spĂĽrte nur die ersten paar, die ihn trafen, dann sackte er schon bewusstlos am Boden zusammen.

Das Medaillon … der Becher … die Schlange … etwas von Gryffindor oder Ravenclaw …
Er hörte diese Gedanken wie aus weiter Ferne, sie drängten sich ihm auf, kamen aus den Tiefen seiner Selbst hervor und machten sich in seinem Gehirn breit, noch bevor er wieder richtiges Bewusstsein erlangte. Als er dann erwachte, sein Geist zum zweiten Mal in dieser Nacht aus einer Ohnmacht zurückkehrte, wollte er die Augen öffnen. Er schaffte es aber aus irgendeinem Grund nicht, versuchte es krampfhaft ein weiteres Mal, riss sie auseinander so fest es ging, aber er sah nichts. Dann erst wurde ihm klar, dass seine Augen doch schon offen waren – der Raum war nur in eine solch undurchdringbare Dunkelheit getaucht, dass Harry einfach nichts erkennen konnte.
Er hatte starke Schmerzen in Bauch und im Rücken, aber auch in seinem Kopf hämmerte es, als würde etwas von innen mit einem Knüppel auf seine Schädeldecke schlagen. Harry wollte sich mit der Hand an den Kopf fassen, aber sie waren verbunden; sein ganzer Körper war von unsichtbaren Seilen an den Stuhl gefesselt, auf dem er saß. Er war schon wieder bewegungsunfähig.
„Na toll“, zischte er. „Wieso musste mich auch unbedingt Scrimgeour vor dem Orden finden?“
„Du bist also wach?“
Harry sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, aber er konnte nichts sehen. Ein Licht wurde genau an der Stelle entzĂĽndet, welche er im Auge hatte, und Scrimgeours Gesicht wurde von seinem leuchtenden Zauberstab erhellt.
„Lassen Sie mich auf der Stelle frei!“, verlangte Harry scharf.
„Erst, wenn Sie mir sagen, dass Sie mit uns zusammenarbeiten werden“, erwiderte Scrimgeour, wobei das Gesicht im Schein seines Zauberstabs eine sehr ernste Miene annahm.
Harry lachte beinahe. „Es geht Ihnen immer noch darum? Nun, dann sag ich Ihnen jetzt einmal was.“ Harry beugte sich nach vorne, soweit es ihm seine Lähmung erlaubte – was bedeutete, dass seine Bewegung wahrscheinlich gar nicht zu sehen war. „Ich werde mich Ihnen nicht anschließen, dabei bleibt es!“
Scrimgeour wirkte wenig beeindruckt. Er hob lediglich die Augenbrauen, was einen neuen Schatten auf sein löwenartiges Gesicht warf. „Zwingen Sie mich nicht, erneut Gewalt anzuwenden.“
„Wenn das Ihr einziges Argument ist, wie können Sie sich dann fragen, warum ich Ihr Angebot ablehne?“
„Na, na, nicht frech werden, Potter.“
Diese Antwort kam nicht von Scrimgeour. Harry erstarrte, als er die Stimme hörte. Da war noch jemand hinter ihm, und Harry wusste, wer es war. Niemand sonst hatte diese grausige Stimme, so süßlich und schmerzhaft hell. Wut brodelte plötzlich in Harry auf; Wut und Hass, so viel davon, als würde alles, was sich in ihm aufgestaut hatte nun an die Oberfläche geraten. Er hatte gar nicht gewusst, dass er derartig viel Zorn in sich herumgeschleppt hatte, aber er gab ihm neue Kraft, ließ ihn die Schmerzen vergessen, er dachte nur noch an eines: Er wollte sich losreißen, sich auf die Person hinter ihm stürzen und sie eigenhändig erwürgen. Natürlich konnte er diesen Drang nicht ausleben; er wollte aufspringen, aber die unsichtbaren Fesseln schlangen sich dabei so fest in seinen Körper, dass aller Schmerz wieder zurückkehrte.
„Es wurde ja langsam Zeit, dass wir uns einmal wieder unterhalten, Potter.“ Harry hörte Schritte, die Person kam von hinten auf ihn zu und stand nun rechts neben ihm. Er wandte sich ihr zu; auch sie ließ ein Licht an ihrem Zauberstab entstehen und Dolores Umbridges Krötengesicht erschien über Harry. Es trug ein unheilverkündendes Lächeln.
„So, Sie haben also endlich zaubern gelernt, was?“, sagte Harry herausfordernd, bereute dies aber augenblicklich.
„Crucio!“ Umbridge richtete ihren Zauberstab auf ihn und Harry fühlte den grausamen Schmerz, viel schlimmer als der, den er zuvor in seinem Bauch gespürt hatte, den er aber nicht zum ersten Mal in seinem Leben erlitt.
Obwohl die Folter nicht nur seinen ganzen Körper, sondern auch seinen Kopf in Anspruch nahm, und obwohl er sich die Seele aus dem Leib schrie, hörte Harry sich selbst dennoch etwas denken, während er mit aller Kraft versuchte, der Tortur standzuhalten: Wieso ließ Scrimgeour zu, dass Umbridge ihn mit einem unverzeihlichen Fluch verhexte?
Umbridge brach den Fluch ab, aber der Schmerz hinterließ Nachwirkungen, die Harry noch für eine ganze Weile spürte. Während er keuchte und hustete und sich nichts sehnlicher wünschte, als Umbridge seinen Zauberstab mitten ins Herz zu rammen (mit einer Mischung aus Schock und Erleichterung erinnerte er sich, dass er diesen bei den Dursleys vergessen hatte; Erleichterung deshalb, weil ihm die Ministeriumsbeamten den Zauberstab daher nicht abnehmen konnten), spürte er ihren Blick und den des Zaubereiministers auf sich. Sie warteten, dass er etwas sagte.
Aber er sagte nichts. Als er sich einigermaĂźen erholt hatte, bemĂĽhte er sich erneut, sich gegen die magischen Fesseln zu wehren, die ihn an den Stuhl banden. Trotz all seiner Anstrengungen konnte er sich nicht losreiĂźen; die unsichtbaren Seile schnitten nur noch tiefer in sein Fleisch; vor Schmerz schrie er erneut auf. Umbridge lachte, als wĂĽrde sie all dies ĂĽberaus unterhaltsam finden.
„Ach, Potter, denkst du, so kommst du hier raus?“ Während sie sprach, hörte sie nicht auf zu lachen. „Rufus hat es dir doch bereits erklärt. Du musst zustimmen, mit uns zusammenzuarbeiten, damit wir dich wieder gehen lassen.“
„Wenn wir tatsächlich denselben Feind haben, dann arbeiten wir schon seit langem miteinander“, knurrte Harry wütend, überrascht über seine eigenen Worte. „Wir haben nur sehr unterschiedliche Methoden, den Kampf auszutragen.“
„Oh, sehr weise“, mischte sich Scrimgeour nun ein. „Hat Ihnen Dumbledore das beigebracht, Potter?“
Umbridge lachte übertrieben herzhaft. „Sehr gut, Rufus, wirklich witzig!“
„Ja, ich lach mich tot.“ Harry richtete seine Augen direkt auf den Zaubereiminister. „Hat Ihnen das Fudge beigebracht, Scrimgeour? Der war genau so ein unfähiges, dämliches und nutzloses –“
Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn Umbridge unterbrach ihn. „Crucio!“, rief sie erneut, ihre Stimme zornentbrannt.
Harry versuchte diesmal, den Schmerz abzuwehren; er stellte sich vor, ihn würden tatsächlich hundert Messer attackieren und es würde sich nicht so anfühlen, und mit aller Fantasie, die er aufbringen konnte, schuf er einen gedanklichen Schild, der diese Messer aufhielt – aber er hatte keine Chance. Der Fluch wanderte durch seinen Körper, hinterließ überall seine schmerzhaften Spuren, ließ ihn brüllen und zappeln.
„Dolores, das reicht“, sagte Scrimgeour, die Stimme immer noch kalt; Harry wusste nicht, ob der Zaubereiminister das, was Umbridge tat, für gut hielt, oder ob er es nur akzeptierte, weil er keine andere Möglichkeit mehr sah. Aus seiner Stimme war das nicht herauszuhören.
Umbridge gehorchte mit Sicherheit nur widerwillig, lieĂź ihren Zauberstab aber sinken.
„Ich gebe Ihnen eine Stunde, Potter“, sagte Scrimgeour, aber Harry hörte kaum zu; seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht zu Boden gerichtet, erschöpft und zitternd. „Bis dahin müssen Sie sich entschieden haben, ob Sie bereit sind, der Zaubereigemeinschaft ein Gefühl der Sicherheit zu geben, indem Sie an unserer Seite kämpfen, oder ob Sie weiterhin so stur bleiben wollen. Ich rate Ihnen nicht, sich für Letzteres zu entscheiden, denn sonst kann dies überaus schlechte Folgen für Sie haben.“
Harry hörte, wie Scrimgeour eine Tür öffnete. Licht strömte durch sie herein und durchdrang Harrys geschlossene Lider, aber er machte die Augen nicht auf. Umbridges Schritte folgten Scrimgeour; die Tür fiel wieder zu, das Licht verschwand und die beiden hatten den Raum verlassen.
Einige Zeit blieb Harry einfach sitzen, dachte an nichts, tat nichts, saß einfach nur mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf da. Zwei Folterflüche hintereinander … Harry hatte nicht gewusst, wie viel Schaden dies ausrichtete. Er wusste nicht einmal sicher, ob er noch lebte oder bereits tot war, denn die schmerzlichen Nachwirkungen der Flüche wichen nun einem Gefühl von nichts, innerer Leere. Harry fiel ein, dass Neville Longbottoms Eltern den Crucio-Fluch zwar lebend überstanden hatten, aber an Gedächtnisverlust litten und nicht einmal mehr ihren Sohn erkannten.
Und diesem Gedanken folgten weitere. Die innere Leere verschwand, als sein Gehirn wieder zu arbeiten begann. An Neville Longbottom zu denken erweckte so viele andere Dinge in seinem Kopf – die Prophezeiung, die, hätte Voldemort sie damals anders interpretiert, Neville anstatt ihm zum Auserwählten gemacht hätte, der Voldemort besiegen müsste; Luna Lovegood, die zusammen mit Neville, Ron, Hermine, Ginny und ihm vor über einem Jahr in der Mysteriumsabteilung hier in diesem Ministerium dafür gekämpft hatte, damit die Prophezeiung nicht in Voldemorts Hände gelangt; Ron und Hermine – und Ginny … wie sehr er sich wünschte, sie wären jetzt hier und ständen ihm zur Seite. Ron würde vermutlich auf der Stelle losrennen, um Scrimgeour und Umbridge Schnecken schlucken zu lassen – diesmal würde es hoffentlich funktionieren. Hermine würde bei Harry sein, versuchen, ihn mit jedem Zauber, den sie kannte, aus diesen Fesseln zu befreien.
Und wären Ginny und Luna hier gewesen, wäre Harry noch glücklicher gewesen. Ginny würde seine Hand halten und ihm zeigen, dass sie bei ihm war; Luna würde ihn beruhigen, mit ihrer unglaublichen, unbeschreiblichen Art … ja, jemanden wie Luna könnte Harry zu dieser grausamen Zeit vermutlich mehr brauchen als sonst irgendetwas.
Und wenn Neville hier gewesen wäre, die alte Kampftruppe vervollständigt hätte … was wäre dann gewesen? Harry wurde plötzlich klar, dass Neville noch nichts von der Prophezeiung wusste. War es fair, ihm nichts zu erzählen? Aber Harry hätte ihm hier und jetzt nichts davon sagen können, das wäre wohl kein passender Moment.
Harry hörte, wie sich die Tür erneut öffnete. Wieder strömte Licht herein. War die Stunde bereits um? Er wusste, dass er nie nachgeben würde, er würde sich bis zum bitteren Ende wehren.
Jemand kam auf ihn zu, die Schritte halten vom Boden ab. Harry war bereit, sollte Scrimgeour nur kommen.
„Harry, ich bin es, keine Angst.“
Harry wurde viel leichter ums Herz; er öffnete sofort die Augen. Es war nicht Scrimgeour, der da vor ihm stand und von dem Licht erhellt wurde, das durch die offene Tür strahlte, und es war auch nicht Umbridge.
„Mr Weasley“, war alles, was Harry in seinem Glück herausbrachte. Was bin ich froh, Sie zu sehen, wollte er hinzufügen, und bitte bringen Sie mich in den Fuchsbau, aber er konnte nichts weiter sagen; er war zu erschöpft.
Mr Weasley rückte seine Brille zurecht und sah Harry genau an. Dann nahm er seinen Zauberstab aus der Tasche, richtete ihn auf Harry und murmelte ein paar leise Worte, schon war Harry von seinen Fesseln befreit. Er fiel vom Stuhl und sackte in Mr Weasleys Händen zusammen, unfähig, sich zu bewegen; seine Augen schloss er wieder.
„Es tut mir Leid, dass ich nicht früher gekommen bin“, sagte Mr Weasley, „aber ich konnte nicht einfach hereinplatzen, während Scrimgeour und Umbridge hier waren.“
Kein Problem, wollte Harry sagen, aber wieder brachte er nichts hervor.
Mr Weasley packte Harry fest mit den Händen und Harry wusste, dass er gleich mit ihm apparieren würde. Zwar hasste er dieses Gefühl immer noch, aber er war so froh, hier wegzukommen, dass er sogar eine Flohpulverreise auf sich genommen hätte. Das Apparieren begann, Harry spürte, wie er vom Boden abgehoben wurde; er wollte sich an Mr Weasley festhalten, aber seine Hand bewegte sich nicht.
Dann endlich war es vorbei und Harry und Mr Weasley landeten. Harry hörte eine Frau schreien und mehrere andere Leute erschrocken keuchen. Er öffnete die Augen nicht, als Mr Weasley ihn auf einen Stuhl setzte und zwei weitere Personen an seine Seite kamen. Er fühlte, wie jemand ihn vorsichtig umarmte und jemand anderes eine Hand auf seine Schulter legte. Harry lächelte; seine Freunde waren wieder bei ihm.


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