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Harry Potter und die Totenrelikte - Zum kleinen Teufel

von Wizardpupil

Harry hatte das Gefühl, eine Hand, kalt wie Eis, würde sich um sein Herz schließen.
„Snape? Snape – er wohnt hier? Wir sind in – in Spinner’s End?“
„Nich‘ ganz.“ Mundungus hob die Augenbrauen. „Is‘ irgendwas?“
„Wie, nicht ganz? Sind wir nun in Spinner’s End oder nicht?“
„Spinner’s End is‘ die Straße hier daneben“, erwiderte Mundungus. „Das hier is‘ Spinner’s Start – hey, wo willst du denn hin?“
Harry war aus dem Zimmer gestürmt, an Ron und Hermine vorbei, zwischen dem Diebesgut hindurch aus dem Haus. Er hörte, wie Ron und Hermine ihm hinterherriefen, aber es interessierte ihn nicht, was sie zu sagen hatten. Snape lebte hier, vielleicht war er da, ganz in der Nähe …
„Harry! Harry, nun warte doch mal!“
„Ron – lauf zurück ins Haus! Sonst flieht Mundungus!“
„Aber –“
„Ich hol Harry schon. Bleib stehen, Harry!“
Harry kam zwar zum Stillstand, aber nur, weil er nun die Straße Spinner’s End erreicht hatte. Sie sah kein bisschen anders aus als Spinner’s Start.
„Harry!“ Hermine erreichte ihn.
„Was ist denn?“, fragte er, sein Blick von Haus zu Haus wandernd, auf der Suche nach einem Hinweis, welches Snapes sein könnte.
„Harry, nun denk doch mal nach!“, rief Hermine; sie nahm beide Seiten seines Kopfes und drehte ihn herum, sodass er gezwungen war, sie anzusehen. „Harry, der Orden weiß doch, dass Snape hier lebt! Das Haus ist bewacht, nie wäre Snape so blöd, hier her zu kommen! Und Mundungus hat doch gesagt, Snape war schon lange nicht mehr hier. Und selbst wenn Snape doch hier ist –“ (bei diesen Worten sah sie sich unsicher um) „–, weil er einen Weg gefunden hat, die Wache des Ordens zu umgehen … selbst wenn er hier ist, Harry, können wir nicht einfach in sein Haus stürmen. Er würde uns doch sofort umbringen!“
Harry hörte ihre Worte, wusste, dass sie Recht hatte; aber wirklich einsehen wollte er das nicht. Snape war hier irgendwo, er wusste es ganz genau … Er musste hier sein – dann könnte Harry endlich Dumbledore rächen …
„Harry, bitte.“ Erst jetzt bemerkte Harry, dass Hermine ihn am Arm festhielt. „Lass uns hier nichts riskieren. Wenn er hinter seiner Haustür auf uns wartet …“
Harry antwortete immer noch nicht, ließ seinen Blick aber nur noch halbherzig an den Häusern entlang schweifen – sie sahen alle so gleich aus …
„Harry, warte mal …“ Hermine machte große Augen, als wäre ihr gerade eine Idee gekommen. „Wenn wir hier in Spinner’s End sind – dann muss hier doch irgendwo deine Mutter gelebt haben.“
Das ließ Harry sofort innehalten. Erschrocken drehte er sich zu ihr um; genauso erschrocken ließ sie ihn los und wich zurück.
„So – so hab ich das nicht gemeint!“, rief sie. „Ich wollte dich nicht aus der Fassung bringen oder – oder so etwas, wirklich –“
„Schon gut“, fiel Harry ihr ins Wort, harscher als beabsichtigt. Es war tatsächlich „schon gut“ – er war nur kurzzeitig äußerst überrascht gewesen. Einerseits, weil er sich nicht selbst daran erinnert hatte, dass hier einst seine Mutter gelebt hatte (was für ein trostloser Ort für Lily Evans …), andererseits, weil er so plötzlich damit konfrontiert worden war. „Ich weiß, dass du mich nicht – schocken wolltest.“
Hermine sah ihn unsicher an, aber er wandte sich sofort wieder ab.
„Stimmt schon, was du sagst.“ Er starrte die Häuser an, vermutete, einen verträumten Blick zu tragen. Hier hatte irgendwo seine Mutter gelebt … „Er ist bestimmt sowieso nicht hier.“
„Gut.“ Hermine atmete erleichtert aus. „Können wir dann wieder nach Ron sehen? Hoffentlich ist Mundungus nicht davongelaufen, während wir weg waren.“
Harry nickte, wandte sich schwermütig um und folgte Hermine aus Spinner’s End in Spinner’s Start. Im Zeitungsartikel, der von Snapes Verschwinden berichtet hatte, war auch die Hausnummer gestanden … Wenn er sich die nur gemerkt hätte. Aber, wie er eben schon zu Hermine gesagt hatte, Snape war vermutlich ohnehin nicht hier … Bestimmt nicht, das stand fest … Oder?
Harry sah sich noch einmal um, bevor er hinter Hermine die Rumpelkammer betrat. Er konnte sich kaum vorstellen, dass in diesen Häusern Menschen lebten – musste aber wohl so sein, sonst wäre Snapes Verschwinden nie den Muggeln aufgefallen.
„Oh mein –“
Als Harry Hermines Ausruf hörte, kam er sofort aus seinen Gedanken zurück. Augenblicklich hatte er seinen Zauberstab – dessen Licht er noch nicht erlischt hatte – angriffsbereit vor sich ausgestreckt – er wäre ihm beinahe aus der Hand gefallen.
Leer. Der ganze Raum, der vorher noch beherbergt hatte, was wohl alle Güter gewesen sein mussten, die Mundungus Fletcher jemals gestohlen hatte, war nun ausgeräumt. Er war gar nicht so groß, wie Harry erwartet hatte. Aber das Schlimmste war, nicht nur Mundungus und die Schätze waren verschwunden – Ron war auch nirgends zu sehen.
„RON!“, schrie Hermine im selben Moment, in dem Harry das gedacht hatte. „RON, WO BIST DU?“
„Hermine, da hinten.“ Harry zeigte mit seinem Zauberstab auf die Tür, die zu dem kleinen Zimmer führte, in welches Mundungus die drei vorhin gebracht hatte. Sie stand offen. Die beiden liefen darauf zu und stürmten fast gleichzeitig in den Raum.
„Ron!“
Ron lag bewegungslos am Boden; Hermine ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Für einen kurzen Augenblick wich alle Luft aus Harrys Körper. Er glaubte plötzlich, dass Ron tot war, sah Hermine schon in Tränen ausbrechen über Rons Leiche, spürte, wie von ihm Trauer, aber auch Wut und kalter Hass Besitz ergriffen, wollte ihn rächen, wollte sofort Mundungus umbringen, noch vor Snape und Dumbledore – war gleichzeitig erstarrt vor all der Angst. Nein, das kann nicht sein, lass ihn nicht tot sein …
Hermine richtete den Zauberstab auf Ron, sprach wohl gedanklich irgendeinen Zauber – und schon bewegte sich Ron wieder, rappelte sich mühsam hoch. Erleichterung durchströmte Harry.
Und doch … und doch … Harry würde immer wieder diese Angst fühlen, er hatte sie andauernd. Die Angst, einen Freund zu verlieren, sterben zu sehen. Und er würde immer wissen, dass diese Angst realistisch, gerechtfertigt war. Das, worin er seine Freunde hineingezogen hatte, könnte jederzeit tödlich enden. Und selbst wenn im nächsten Moment einer seiner Freunde sterben würde – so wie George es vor kurzem getan hatte … selbst dann müsste es weitergehen, selbst dann müsste er dieses schreckliche Spiel bis zum Schluss spielen, bis er Voldemort endlich vernichtet hatte.
In diesem kurzen Moment, in dem Ron sich mit Hermines Hilfe auf die Beine brachte, ging Harry all dies durch den Kopf, und angesichts dieser Erkenntnisse war er hoffnungslos gewesen. Die paar Sekunden waren ihm vorgekommen wie eine Ewigkeit; die Verzweiflung spürte er selbst noch, als er sich zustimmen hörte, wieder zum Grimmauldplatz zurückzukehren, nachzusehen, ob Tonks schon zurück war. Da saß immer noch dieser kleine Stein auf seinem Herzen (mittlerweile stellte er sich vor, dass der Stein wie Voldemort aussah), der darauf wartete, erneut größer werden und seine eiskalte Hand um das Herz schließen zu können.
„Das war wohl nichts“, sagte Ron, nachdem sie wieder im Haus der Blacks angekommen waren. Diese Worte lösten mehr in Harry aus, als Ron wahrscheinlich beabsichtigt hatte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass sie gescheitert waren – sie waren einem Horkrux so nahe gewesen, und hatten versagt, hatten es nicht gefunden. Sie wussten nicht, an wen Mundungus das Medaillon verkauft hatte.
„Denkt ihr, wir können ihn finden?“, fragte Hermine, während die drei zur Küche gingen.
„Dung?“ Ron machte eine skeptische Miene. „Der kann sich sicher gut verstecken … Andererseits – der Orden müsste das schon irgendwie schaffen.“
„Wir sollen nochmal den Orden um Hilfe bitten?“ Hermine klang wenig überzeugt.
Harry schnaufte. „Lasst uns erstmal herausfinden, wie gut das mit Tonks und Cecilia geklappt hat.“ Er klang genauso bitter, wie er sich fühlte. So nah … so weit waren sie der Spur des Horkruxes gefolgt …
Ron öffnete die Tür zur Küche. Überrascht (und zwar negativ überrascht) stellte Harry fest, dass Tonks schon zurück war – allein. Wenn Cecilia irgendetwas gewusst hätte, hätte Tonks sie wohl mit hergebracht. Oder ein Gespräch geführt, das länger dauerte als die geschätzte halbe Stunde, die vergangen war, seit Ron und Hermine Tonks um den Gefallen gebeten hatten.
„Da seid ihr ja.“ Tonks blickte auf, ein gequältes Lächeln auf den Lippen. Sie sah etwas nervös aus; ihre Haare waren wieder einmal von einem unangenehmen Braunton – und waren da graue Strähnen?
„Ganz recht.“ Harry setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. „Wie lief es.“
Tonks seufzte, als wäre sie erschöpft; sie wartete, bis auch Ron und Hermine Platz genommen hatte, bevor sie zu erzählen begann.
„Also“, sagte sie; sie räusperte sich, beugte sich nach vorne und fixierte mit den Augen eine Stelle irgendwo über Harrys Schulter, anstatt ihn direkt anzusehen. „Es – es gab dort gar nichts. Cecilia ist eine alte, senile Frau. Hat mir siebzehnmal Tee angeboten und ist dann eingeschlafen.“ Hierbei sah sie dann doch in Harrys Augen und gab ein seltsames Lachen von sich. „War ganz lustig, aber ich habe nichts herausgefunden. Dunkle Energien gibt es dort auch keine, das Haus ist ganz normal. Keine Spur von nichts – wobei ich natürlich nicht wusste, wonach genau ihr sucht, vielleicht hab ich also einfach nach dem Falschen Ausschau gehalten –“
„Nein, schon gut“, unterbrach Harry sie. „Danke, Tonks. Würde es dir etwas ausmachen, Ron, Hermine und mich einen Augenblick hier allein zu lassen?“
Tonks schüttelte den Kopf, stand auf und verließ die Küche sehr schnell, als hätte sie es eilig. Harry blickte ihr ein wenig irritiert nach, schlug sich Tonks‘ merkwürdiges Verhalten dann aber vorerst aus dem Kopf. Wut brodelte wieder in ihm hoch – Wut darüber, dass er in dieser Nacht, die so vielversprechend begonnen hatte, nichts erreicht hatte. Das Bild der Gräber seiner Eltern schwebte immer noch vor seinem inneren Auge.
„Harry –“, begann Hermine, aber er ließ sie nicht aussprechen.
„Sag jetzt nichts“, fuhr er sie an. „Kein Trost, kein Mitleid, kein – kein – einfach gar nichts. Ich brauch jetzt davon nichts. Diese Nacht ist alles furchtbar verlaufen, aber es war ja auch nur unser erster Versuch. Da konnte nicht alles sofort klappen. Nein, worüber wir jetzt reden sollten, ist, was wir als nächstes tun.“
Er sah die anderen beiden herausfordernd an, wollte sie dazu bringen, ihm eine Antwort zu geben. Hermine enttäuschte ihn nicht.
„Wie abgesprochen sollten wir uns jetzt darum kümmern, unser Hauptquartier einzurichten.“ Sie sprach so schnell und selbstverständlich, als hätten sie den Plan schon längst schriftlich festgelegt und sie würde ihn nur vorlesen. „Dazu sollten wir Professor McGonagall aufsuchen und sie darum bitten, uns noch vor Schulbeginn in Hogwarts einzulassen. Von dort aus planen wir unsere weiteren Schritte.“
„Sehr gut“, fügte Ron grinsend hinzu, „das klingt ausnahmsweise mal wirklich einfach!“
„Aber wir sollten das erst morgen tun, findet ihr nicht?“, fragte Hermine. „Jetzt sollten wir erst einmal schlafen gehen.“
„Ich finde“, erwiderte Ron, „dass Harry uns erst einmal alles erzählen sollte, was er in Godric’s Hollow gesehen und erlebt hat.“
„Das tu ich auch morgen“, sagte Harry; Müdigkeit, die er bisher noch nicht gefühlt hatte, machte sich nun in ihm breit. „Es war wirklich nichts Wichtiges dabei. Aber dafür ein seltsames Treffen auf unsere Lieblingslehrerin aus Hogwarts, das ich euch auch nicht vorenthalten will.“
Ron starrte ihn überrascht an. „Du meinst doch nicht –“
„Morgen, Ron. Jetzt gehen wir zurück in den Fuchsbau und schlafen, wie Hermine es gesagt hat.“
Ron stöhnte, als die drei sich erhoben. „Na gut. Aber, hey, einen Erfolg können wir heute doch feiern – wir können Godric’s Hollow von der Liste der möglichen Horkrux-Verstecke streichen!“

So sehr das, was Ron sagte, auch stimmte, Harry fand einfach nicht, dass diese Kleinigkeit alles wiedergutmachte, und das hielt ihn die ganze Nacht lang wach. Zu viel hatten sie nicht erreicht, zu wenig war ihnen gelungen, um mit diesem kleinen Trost zufrieden zu sein. Jetzt mussten sie auch noch herausfinden, an wen Fletcher das Medaillon möglicherweise verkauft haben könnte, mussten sich überlegen, wie sie Fletcher selbst wiederfinden konnten. Harry hatte bereits an Kreacher und Dobby gedacht; würden die beiden es schaffen?
Als er, Ron und Hermine im Fuchsbau angekommen waren, war Mrs Weasley noch wach gewesen – Mr Weasley zwar auch, aber der befand sich im Ministerium. Ginny schlief bereits; zumindest hatte Mrs Weasley das gedacht, Harry war sich sicher, dass Ginny auf in ihrem Zimmer Hermine gewartet hatte. Nachdem Ron seiner Mutter kurz erklärt hatte, dass sie müde waren und schlafen gehen wollten, hatten sie sich ohne ein weiteres Wort in ihre Betten begeben.
Und nun lag Harry wach, müde, aber unfähig, einzuschlafen. Der Medaillon … der Becher … die Schlange … etwas von Gryffindor oder Ravenclaw …
Genug, dachte Harry. Er stand auf, so leise wie möglich, um den bereits schnarchenden Ron nicht zu wecken. Hedwig und Pig saßen in ihren Käfigen und beobachteten ihn, während er seine Armbanduhr, Feder und Papier von Rons Schreibtisch nahm. Pig begann, fröhlich zu zwitschern, aber Harry warf ihm und Hedwig Eulenkekse in die Käfige; während Pig sich überglücklich seine Kekse verschlang, blickte Hedwig Harry nur missmutig an, als wäre sie bestürzt, genauso behandelt zu werden wie Pig.
Harry hielt sich aber nicht länger auf. Er verließ das Zimmer, schloss vorsichtig die Tür hinter sich und ging dann die Stufen hinunter, wobei er einen Blick auf seine Uhr warf. Es war bereits fast fünf Uhr am Morgen. Da er ohnehin früh nach Hogwarts aufbrechen wollte, konnte er auch gleich aufstehen.
Er gelangte an sein Ziel, das Wohnzimmer, wo er die Zeit, bis Ron und Hermine aufwachten, nutzen wollte, um ein paar Pläne und Ideen schriftlich festzuhalten. Zu seiner Überraschung war er nicht der einzige, der frühzeitig aus dem Bett gekommen war.
Hermine stand am Fenster und starrte nachdenklich in die Nacht. Die Finsternis, die Harry schon erwartet hatte, war wieder zurückgekehrt – die, die so an die Gegenwart eines Dementors erinnerte …
„Hallo.“
Hermine wirbelte herum. „Harry! Wieso bist du denn schon wach?“
Sie sprach sehr leise, so leise sogar, als würde direkt in diesem Raum jemand schlafen und nicht in den oberen Stockwerken.
„Kann nicht schlafen. Und du?“
Hermine lächelte kurz. „Das gleiche Problem.“ Sie betrachtete staunend die Schreibutensilien, die Harry mitgebracht hatte. „Was hast du denn vor?“
„Ich wollte ein bisschen – naja – nachdenken und planen. Was du für gewöhnlich immer machst.“
Wieder zeigte Hermine ein ganz kurzes Lächeln. „Ich hab auch nachgedacht. Aber über Dinge, die nicht so viel mit Voldemort und den Horkruxen zu tun haben. Hoffe ich zumindest.“
Sie setzte sich auf das Sofa, die Augen nachdenklich auf den Boden gerichtet; Harry setzte sich neben sie.
„Was meinst du?“, wollte er wissen.
Hermine antwortete nicht sofort; sie runzelte vorher ihre Stirn und schien zu überlegen, was sie am besten sagen sollte. Dann begann sie: „Du weißt doch noch, dass Viktor nicht auf der Hochzeit erschienen ist? Ich hab ihm einen Brief geschickt, gleich am nächsten Morgen, mit der Frage, warum das so war – ich hab immer noch keine Antwort. Das macht mich ein wenig nervös.“
Harry nickte verständnisvoll. „Vielleicht hat er einfach keine Zeit? Ist Quidditch-Training-Saison in Bulgarien?“
„Ich weiß es nicht“, seufzte Hermine, „aber du hast wohl Recht. Er hat keine Zeit … Aber Viktor ist nicht alles. Tonks‘ Verhalten vorhin, das war so seltsam … Erst dachte ich, sie würde sich einfach unwohl fühlen, weil sie uns nicht wirklich helfen konnte – aber irgendetwas hat mich gestört. Von Anfang an, meine ich. An der Sache mit Cecilia. Ich weiß nur nicht, was.“
„Wir können ihr ja selbst einen Besuch abstatten, wenn du das für sinnvoll hältst.“
„Ich weiß nicht … Ich glaube, wir haben Besseres zu tun. Bin mir aber nicht ganz sicher. Vorhin ist Mr Weasley heimgekommen, ich hab ihn gebeten, dass der Orden sich um den Schutz Cecilias und die Bewachung des Riddle-Hauses kümmert. Er hat mir versprochen, da was zu machen. Seitdem geht’s mir ein bisschen besser – vielleicht hat mich einfach nur gestört, dass Little Hangleton so unbewacht gewesen ist.“
Sie seufzte erneut, die Ellbogen auf ihre Knie, den Kopf auf ihre Handflächen gestützt. „Ich hab vorhin übrigens den Tagespropheten von gestern gelesen. Die Winkelgasse ist bis auf Weiteres gesperrt, weil Untersuchungen stattfinden – die Nokturngasse dann natürlich erst recht. Dort können wir uns vorerst also nicht umsehen; das Ministerium würde uns auf jeden Schritt verfolgen.“
Harry stöhnte. „Damit bleibt uns nur noch Albanien und der unbekannte Käufer des Medaillons. Läuft ja super. Wenigstens können wir schon bald in unser neues Hauptquartier einziehen.“
„Ich hab den Brief an Professor McGonagall übrigens schon geschrieben.“ Hermine zeigte auf einen Umschlag auf dem Schreibtisch. „Ich hab nur auf dich oder Ron gewartet; ihr habt die Eulen. Sollen wir Hedwig gleich losschicken?“
„Warten wir lieber, bis Ron aufwacht“, meinte Harry, „sonst wird der noch sauer, weil er nicht am Geschehen teilgenommen hat.“
Hermine lachte, streckte sich und ließ sich dann ganz auf das Sofa fallen, legte ihren Kopf auf der Lehne und ihre Füße auf Harrys Schoß ab. „Ich hab übrigens eine Idee gehabt, wie wir Mundungus finden könnten“, sagte sie dann.
„Kreacher? Und Dobby?“
„Das mit dem Gedankenlesen machst du gut“, lachte Hermine.
Diese Worte lösten etwas in Harry aus, erinnerten ihn wieder an seine Verbindung mit Voldemort – an den Traum … Er sollte Hermine nun wirklich endlich verraten, dass er befürchtete, wieder mit Voldemort in Kontakt zu stehen, sollte ihr von dem Traum erzählen …
Doch als er sich ihr zuwandte, schlief sie, ruhig und tief atmend. Harry hob vorsichtig ihre Beine an, stand auf und legte sie zurück auf das Sofa, nahm den Brief und lief zurück hoch in Rons Zimmer, um Hedwig loszuschicken.

Ron wachte erst gegen neun Uhr auf, als Harry und Hermine schon lang gefrühstückt hatten, aber die Antwort von McGonagall war noch nicht eingetroffen. Harry berichtete den beiden kurz und knapp alles, was er in Godric’s Hollow – beziehungsweise Great Hangleton – und Little Hangleton erlebt hatte, dann entschieden sie, was sie tun sollten, bis sie McGonagalls Antwort erhielten. Während Ron also seinen Hunger, den er laut verkündet hatte, als er am Morgen ins Wohnzimmer gekommen war, stillte, brüteten Harry und Hermine in Rons Zimmer über Pergamenten und ein paar Büchern aus Hermines Privatbibliothek, sowie über Viktor Krums Schwarzmagische Bücher aus Durmstrang. Die Suche nach nützlich wirkenden Informationen war bisher nicht besonders erfolgreich verlaufen.
„In Geschichte von Hogwarts steht zwar etwas von Slytherins Medaillon“, sagte Hermine, nachdem sie lange Zeit geschwiegen hatte, „aber weder eine Farbe noch eine genaue Geschichte wird erwähnt. Auch über Gegenstände der anderen Gründer wird was geschrieben, aber kaum etwas davon könnte in Voldemorts Besitz gelangt sein, geschweige denn werden Hufflepuffs Becher und Slytherins Medaillon in irgendeinem besonderen Kontext mit etwas von Gryffindor oder Ravenclaw erwähnt, was auf das fehlende Horkrux hinweisen könnte.“
„Was hat Ravenclaw denn gehabt, was für Voldemort interessant sein könnte?“, fragte Harry, der Die Zaubersprüche aus dem Schwarzen Turm beiseite warf.
„Einiges. Da wäre ihr berühmter Eulenanhänger, der aber in einem Museum steht; die Feder von Hogwarts, mit der zukünftige Schüler in ein Buch im Büro des Schulleiters automatisch eingetragen werden; ihr Zauberstab, der allerdings vor langer Zeit verloren gegangen ist; der Schlüssel von Hogwarts –“
„Der Schlüssel?“, fiel Harry ihr überrascht ins Wort. „Soll das heißen, Hogwarts war Rowena Ravenclaws Schloss?“
„So ungefähr“, entgegnete Hermine. „Es hat schon allen vieren gehört, aber sie war doch so etwas wie die Schlossherrin. Sie war das, was heute Hagrid ist – Hüter der Schlüssel und Ländereien. Aber die Liste ihrer berühmten Besitztümer ist noch lang nicht vorbei! Da wäre der Edelstein, den Slytherin ihr geschenkt hat – wobei, da kann man nicht genau sagen, wem Voldemort den Stein zuschreiben würde, Slytherin oder Ravenclaw … Und natürlich ihr weltbekanntes Zepter, von dem keiner weiß, ob es jemals existiert hat.“
„Klingt ja nicht sehr vielversprechend.“ Harry durchsuchte Flüche und Gegenflüche nach nützlichen Zaubern, während er weiterredete. „Und wie sieht es mit Gryffindor aus?“
„Der sprechende Hut, seine Rüstung, sein Schwert und sein Umhang sind die einzigen Gegenstände, die von ihm bekannt sind.“
„Die Rüstung ist nicht zufällig eine von denen, die in Hogwarts stehen?“
Hermine zuckte mit den Schultern. „Wäre möglich.“
„Harry! Hermine!“
Ron kam ins Zimmer gestürmt; in seiner Hand hielt er einen ausgesprochen dicken Briefumschlag. „Die Antwort von McGonagall ist da!“
Er warf den Brief Harry zu, der ihn fing und den Umschlag sofort aufriss. Er holte den Brief heraus; sie lasen ihn alle drei gleichzeitig, Hermine an Harry gelehnt und Ron hinter den beiden, über ihre Köpfe blickend.

Hermine, Harry, Ron,
es freut mich, von euch drein zu hören, so sehr ich mir auch gewünscht hätte, dass euer Brief mehr Informationen über eure Pläne und Vorhaben beinhaltet. Was eure Bitte angeht, so muss ich euch leider enttäuschen.


„Was?“, rief Ron, als er bei dieser Stelle angelangt war. „Das kann sie doch nicht machen!“
„Psst“, zischte Hermine.

Genauso wie die Winkelgasse wird Hogwarts zurzeit von Ministerium auf spezielle Weise untersucht. Vor dem ersten September darf abgesehen von Hagrid, Mr Filch, den Angestellten des Ministeriums und mir selbst kein Mensch das Schloss betreten. Würdet ihr euch diesen Anweisungen widersetzen, würde es zu großen Problemen für euch kommen. Vor solchen Schwierigkeiten möchte ich euch um jeden Preis bewahren, daher kann ich euch leider nicht gestatten, Hogwarts schon frühzeitig als Stützpunkt zu benutzen. Gerne stelle ich euch allerdings den Grimmauldplatz Nummer zwölf zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
Minerva McGonagall

PS: Die beigelegten Papiere sind offizielle Hogwarts-Briefe. Ich vermute, es stört euch nicht, dass ich sie euch nicht getrennt schicke.


„Das ist das einzige, was uns nicht stört!“ Ron verschränkte die Arme. „Wie kann sie uns nur verbieten, nach Hogwarts zu kommen!“
„Schuld daran ist das Ministerium, Ron, nicht Professor McGonagall.“ Hermine nahm die drei anderen Briefe aus dem Umschlag und reichte zwei davon Harry und Ron. „Da können wir scheinbar nichts machen. Oh, hier steht, dass wir unsere Schulsachen zugeschickt bekommen, weil wir nicht in die Winkelgasse gehen können. Aber wir müssen sie nicht bezahlen, weil wir im UTZ-Jahr sind!“ Sie blickte zufrieden hoch zu Ron; dann veränderte sich ihre Miene, und mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie auf den Brief zurück. „Wir können vor Schulanfang nicht in die Winkelgasse gehen? So lange dauert diese Untersuchung?“
„Da können wir wohl noch eine ganze Weile warten, bis wir Gringotts und Borgin und Burkes durchsuchen können.“ Harry nahm seine Brille ab und wischte seine Augen aus; er war fürchterlich müde, so müde sogar, dass er nicht einmal richtig wütend sein konnte, weil die Türen von Hogwarts ihm nicht offen standen.
„Wir haben dringendere Probleme“, sagte Hermine. „Was wird jetzt unser Hauptquartier bis Hogwarts eröffnet? Der Grimmauldplatz? Der Fuchsbau?“
Harry dachte kurz nach, doch die Antwort – so wenig sie ihm auch gefiel – erschien ihm von Anfang an klar. „So, wie ich das sehe“, sagte er, desinteressiert durch ein Buch blätternd, „brauchen wir überhaupt kein Hauptquartier.“
Kurz herrschte Stille; Ron und Hermine machten Gesichtsausdrücke, als wären sie sich nicht sicher, verstanden zu haben, was er gesagt hatte.
„Wie bitte?“, fragte Ron schließlich.
„Winkel- und Nokturngasse können wir vorläufig vergessen, Godric’s Hollow haben wir gestrichen. Bleiben nur Albanien und Mundungus, beziehungsweise die Person, die ihm das Medaillon abgekauft hat. Ich hab mich mittlerweile festgelegt – wir bitten Kreacher und Dobby um Hilfe, was die Suche nach Fletcher angeht. Und darauf, dass die beiden zurückkommen und uns Fletcher bringen, können wir überall warten. Zum Thema Medaillon-Käufer – da können wir nichts machen. Da kommt jeder in Frage. Also wäre da nur noch Albanien – wenn wir also unbedingt ein Hauptquartier wollen, dann können wir gleich dort eines aufschlagen. Da Albanien aber riesengroß ist, brauchen wir uns ohnehin keine Hoffnungen zu machen.“
Ron starrte ihn ungläubig an. „Was redest du denn da, Mann? Wir brauchen uns gar keine Hoffnungen zu machen? Dir ist schon klar, dass du unser Anführer bist? Zeig gefälligst ein bisschen Enthusiasmus, sonst verlieren wir auch noch unseren Mut!“
„Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche“, warf Hermine hastig ein. „Harry, die Entscheidung, Dobby und Kreacher zu schicken, ist sehr gut. Du solltest die beiden gleich rufen. Vorher aber lass mich noch eines sagen. Über Albanien hab ich mir Gedanken gemacht. Es ist mit Sicherheit nicht das einzige Land, in dem Voldemort sich versteckt hat – anzunehmen, dass sich dort ein Horkrux befindet, bedeutet anzunehmen, dass in jedem Land, das Voldemort jemals betreten hat, ein Horkrux ist. Da man davon unmöglich ausgehen kann –“ (sie lächelte begeistert) „–, bin ich dafür, dass wir Albanien von der Liste streichen.“
„Das ist eine großartige Idee.“ Ron grinste breit. „Ich dachte schon, wir müssen tatsächlich ein ganzes Land durchstreifen.“
„Nicht so voreilig.“ Harry sah Hermine mit gerunzelter Stirn an. „Wenn wir Albanien streichen, sind nur noch die Winkelgasse und die Nokturngasse unsere Möglichkeiten. Wir suchen aber nicht nur zwei Horkruxe!“
„Im Grunde genommen schon“, erinnerte ihn Hermine. „Nagini ist bei Voldemort – bleibt noch der Becher und etwas von Gryffindor oder Ravenclaw. Und trotzdem – trotzdem denke ich, dass wir die ganze Liste noch einmal überdenken sollten.“
Nun war Harry dran, ungläubig zu blicken.
„W-was?“, stammelte er. „Du – du sagst das so einfach, aber – wir können doch nicht einfach noch einmal von vorne beginnen!“
„Das müssen wir doch gar nicht!“ Hermine nahm eines der Papiere, die auf dem Tisch lagen – es war die Liste mit den möglichen Verstecken. Dann zog sie ihren Zauberstab, tippte auf das Pergament und die Striche, mit denen einige der Orte durchgestrichen waren, verschwanden. Sie legte den Zauberstab beiseite und nahm einen Stift in die Hand. „In Ordnung – wir streichen Godric’s Hollow und Little Hangleton, weil wir dort selbst schon waren.“ Sie strich beides durch. „Dann vergessen wir Albanien aus den bereits genannten Gründen. Spinner’s End wird vom Orden bewacht, ihnen wäre etwas aufgefallen, wenn dort etwas wäre, und in Hogwarts kann nichts sein, weil Dumbledore es gefunden hätte.“ Harry hörte diese letzten Worte mit großer Zufriedenheit. „Damit bleiben vier Orte.“
„Aber wir haben doch gesagt“, warf Ron ein, „dass wir das Waisenhaus streichen, weil Voldemort es gehasst hat!“
„Wir müssen eben umdenken.“ Hermine legte ein Ende des Stifts auf ihre Lippen und blickte auf die Liste. „Wie wär’s damit – um zu zeigen, dass er stärker ist als sein Hass und seine Angst, versteckt er ein Horkrux in dem Waisenhaus, in dem er einmal gelebt hat. Wäre doch möglich, oder?“
„Gut, vielleicht“, sagte Harry, „aber das Haus der Malfoys? Wir haben uns doch geeinigt, dass Voldemort den Malfoys keinen Horkrux mehr übergeben würde! Außerdem, wird dieses Haus nicht auch vom Orden bewacht, oder vom Ministerium? Es ist doch mittlerweile weithin bekannt, dass die Malfoys Todesser sind!“
„Stimmt“, sagte Hermine, und strich Malfoy-Anwesen von der Liste. „Damit hätten wir drei Orte.“
„Aber nur einen davon können wir in nächster Zeit besichtigen.“ Harry nahm Hermine die Liste ab und betrachtete sie. „Während Kreacher und Dobby Fletcher übernehmen.“
„Also haben wir genug zu tun“, fügte Ron hinzu und klatschte in die Hände. „Und dazu brauchen wir ein Hauptquartier.“
„Wir bleiben hier.“ Harry brauchte nicht lange zu überlegen. „Das können wir alles vom Fuchsbau genauso gut wie vom Grimmauldplatz aus erledigen.“ Dann hob er seine Stimme. „Dobby! Kreacher!“
Ihr gleichzeitiges Erscheinen wurde von einem einheitlichen Plopp angekündigt. Und schon standen die beiden Hauselfen – einer alt und hässlich, griesgrämig und verabscheuungswürdig, der andere fröhlich und strahlend, mit flatternden Ohren – vor Harry auf dem Boden.
„Mr Potter, Sir!“, rief Dobby mit seiner hohen Stimme; er warf sich an Harrys Bein und umklammerte es fest. „Was für eine Ehre für Dobby, von Mr Potter gerufen zu werden!“
„Wie kann Kreacher seinem Herren dienen?“, knurrte Kreacher; er verbeugte sich tief und murmelte: „Als ob Kreacher es interessieren würde, aber Kreacher muss fragen, Kreacher muss dienen.“
„Ja, das musst du“, sagte Harry, „und danke, Dobby, das reicht. Ich freue mich auch sehr, dich zu sehen.“
„Dobby ist zutiefst beschämt, Sir!“ Dobby trat einen Schritt zurück und blickte Harry mit plötzlich traurigen Augen an. „Dobby hat Kreacher aus den Augen gelassen, als Mr Potter Kreacher das letzte Mal gerufen hat! Kreacher ist einfach verschwunden und Dobby hatte keine Zeit, ihm zu folgen, weil die Hauselfen an der Schule Dobby gebraucht haben, Sir!
„Es ist wirklich in Ordnung, Dobby, Kreacher sollte allein kommen“, besänftigte Hermine den Hauselfen; sie kniete sich neben ihm nieder, sodass sie sich auf einer Augenhöhe befanden. Dobby zuckte sofort zusammen und zog seinen Kopf tiefer nach unten.
„Dobby würde sich wirklich wohler fühlen, wenn ehrenwerte Miss sich wieder setzen würde“, flüsterte Dobby; Hermine nahm zögerlich wieder Platz.
„Also, ihr zwei“, ergriff Harry dann wieder das Wort. „Der Grund, warum ich euch gerufen habe, ist der – ich habe einen Auftrag für euch.“

Während Dobby und Kreacher sich auf die Suche nach Mundungus Fletcher begaben, verabschiedeten sich Harry, Ron und Hermine kurzerhand von Mr und Mrs Weasley und Ginny, um zum Waisenhaus zu reisen. Hermine hatte bereits herausgefunden, wo es sich befand. Wieder hielten sich Ron und Harry an ihr fest, wieder disapparierten sie, wieder in der Hoffnung, etwas herauszufinden, vielleicht sogar einen Horkrux zu entdecken … Die Enttäuschung kam diesmal um einiges schneller.
Als sie das Waisenhaus erreichten, erkannten sie gleich, dass sie hier wohl nicht viel finden würden. Zwischen winzigen, gleichermaßen grauen Einfamilienhäusern stand das Gebäude, in dem Tom Riddle aufgewachsen war - allerdings war es jetzt kein Waisenhaus mehr. Das Schild, welches vor den Eisentoren stand, zeigte an, dass es sich nun um ein Hotel handelte.
„Da wird Voldemort wohl kaum einen Horkrux drin haben“, meinte Ron, der mit einer Mischung aus Abneigung und Belustigung den Namen des Hotels las, der auf dem Schild verkündet wurde: Zum kleinen Teufel. „Auch wenn der Name passend wäre.“
„Wir sollten zumindest nachfragen, ob in dem Haus irgendwelche merkwürdigen Dinge geschehen sind“, schlug Hermine vor.
Harry war es egal; zu sehen, dass es das Waisenhaus nicht einmal mehr gab, hatte seiner Hoffnung einen schweren Schlag versetzt. Die Suche hatte zwar erst vor kurzem begonnen, aber sie wurde immer erniedrigender, immer erfolgloser.
Weil er nicht wusste, was er stattdessen tun sollte, stimmte er Hermine zu. Sie betraten das Hotel – und schon der erste Eindruck gab Harry den Rest. Wo früher eine heruntergekommene, schwarzweiß geflieste Eingangshalle, die Harry im Denkarium gesehen hatte, gewesen war, befand sich nun eine äußerst gemütliche, mit Holzmöbeln und Palmenbäumen eingerichtete Rezeption. Eine ältere Dame stand am Empfang und lächelte ihnen entgegen.
„Kann ich euch drei Hübschen helfen?“, fragte sie; ihre süße, hohe Stimme erinnerte Harry unangenehm an die von Umbridge.
„Ja“, antwortete Harry, „also – vielleicht. Wir hätten da eine Frage.“
„Nur zu, fragen Sie!“
„Ähm – okay.“ Harry kam sich irgendwie blöd vor; was sollte er denn fragen? Diese Frau war eine Muggel, sie konnte gar nichts wissen. „Also – Sie wissen doch, dass das hier früher ein Waisenhaus gewesen ist, nicht wahr?“
Die Frau nickte. „Ja, das ist mir bekannt.“
„Gut, dann – also …“
„Wissen Sie, wo wir eine gewisse Mrs Cole finden können?“, sprang Hermine für ihn ein; er war ihr sehr dankbar. „Sie hat das Waisenhaus geleitet.“
Die Augen der Frau funkelten entzückt. „Oh, ihr seid Freunde von Mrs Cole? Das kann ich mir gar nicht vorstellen – ihr seid doch noch so jung!“
„Unsere Eltern haben Mrs Cole gekannt“, sagte Ron. Harry war beeindruckt von dieser spontanen Idee; „Gut gemacht“, flüsterte er Ron zu.
„Oh, ach so – ja, das ergibt mehr Sinn. Wissen Sie, ich war auch mit Eleonora befreundet. Also, Mrs Cole. Sie ist aber älter als ich – ich habe früher für sie gearbeitet, müsst ihr wissen.“ Harry erinnerte sich an ein Mädchen, das im Waisenhaus beschäftigt gewesen war, als Harry und Dumbledore es im Denkarium besucht hatten. „Ich vermute, sie ist mittlerweile gestorben, aber wer weiß – manche Menschen leben ja fast ewig.“
Sie lachte über ihren kleinen Scherz; Harry war überhaupt nicht nach lachen zumute.
„Wie auch immer – Eleonora hat das Waisenhaus verlassen, als ihre Tochter geheiratet hat. Ist mit ihr umgezogen, irgendwo aufs Land hinaus, glaub ich … Die Hochzeit war eine wunderschöne Zeremonie, ich erinnere mich noch daran, als wär es gestern gewesen …“
Es wurde immer deutlicher: Sie verschwendeten hier ihre Zeit. Bevor er noch die Nacherzählung einer Hochzeit zweiter Menschen, die er nicht kannte, von einer alten Frau, die er nicht kannte, über sich ergehen lassen musste, überlegte Harry schon, wie sie sofort wieder verschwinden konnten, ohne unhöflich zu wirken – da sagte sie etwas, das ihn aufhorchen ließ.
„Wollen Sie, Charles Evans, die hier anwesende Chelsea Cole zu Ihrer Ehefrau –“
„Wie war das?“
Die Frau sah Harry an, mit einer Mischung aus Überraschung und Zorn in ihrer Miene. „Wie ich gerade gesagt habe, der Priester hat sich vertan – sie hieß Charlotte Cole, nicht Chelsea, das wollte ich doch gerade zu Ende erzählen! Sie können mich doch nicht vor der Pointe unterbrechen, also wirklich!“
„Mrs Coles Tochter hat einen Mr Evans geheiratet?“ Harry spürte, dass er zu zittern begann. „Sind Sie sich absolut sicher?“
„Hundertprozentig, wie ich schon sagte –“
Plötzliche Klarheit durchströmte Harry. Endlich hatte er einmal etwas geschafft, etwas begriffen – endlich war etwas gelungen. Er hatte etwas erkannt, was er schon viel früher hätte verstehen sollen. Er war einen Schritt weiter gekommen!
„Danke, ich danke Ihnen!“
Harry drehte sich um und verließ das Hotel, dicht gefolgt von Ron und Hermine. Er führte sie zurück in die Seitenstraße, in welche Hermine sie zuvor appariert hatte.
„Wir müssen zum Grimmauldplatz!“, sagte er zu den beiden.
„Was?“
„Wieso?“
„Evans! Evans! Versteht ihr nicht, die Tochter von Mrs Cole – sie ist die Mutter von meiner Mutter! Mrs Cole ist die Großmutter meiner Mutter und von Tante Petunia!“
„Dumbledores Briefe!“, rief Hermine sofort. „Er hat gefragt –“
„– ob es irgendwelche Hinterlassenschaften, Tagebücher oder Briefe von meiner Urgroßmutter gibt, genau!“
„Und vorher …“ Ron verengte die Augen, als würde er sich anstrengen, sich an etwas zu erinnern. „… vorher wollte er noch wissen, ob deine Tante irgendwelche Erbstücke besitzt … weil er gehofft hat, Mrs Cole hätte möglicherweise den Horkrux Voldemorts, den er im Waisenhaus versteckt hat, gefunden, und weitervererbt!“
„Moment.“ Hermine hob die Hände, als wollte sie Ron beschwichtigen. „Als Dumbledore nach Erbstücken gefragt hat, hat er noch gar nicht gewusst, dass Voldemort Horkruxe besitzt.“
„Er muss es geahnt haben, er hat immer alles geahnt“, erwiderte Harry. „Doch, das ergibt alles Sinn.“
„Schön und gut, vielleicht tut es das“, sagte Hermine, „aber eines verstehe ich nicht – warum müssen wir jetzt unbedingt in den Grimmauldplatz?“
„Dumbledore hat Tante Petunia gesagt, es wäre sehr wichtig, dass sie mir die Briefe gibt!“ Harry war es wichtig, dass Hermine verstand, dass sie ihm zustimmte. „Das kann doch nur bedeuten, dass es wichtig für mich war, herauszufinden, dass Dumbledore über Petunia Infos bekommen hat, Infos über Tom Riddle. Dumbledore spricht sogar von einem speziellen Brief, den Petunia ihm geschickt hat – aber Dumbledore hat mir nie etwas davon erzählt! Das kann nur heißen, dass ich es selbst herausfinden muss, oder nicht? Warum auch immer – vielleicht hielt Dumbledore diese Informationen für nicht so wichtig, hat aber gedacht, er sollte sicher gehen, dass ich sie trotzdem irgendwie bekomme, falls er nicht mehr dazu kommt, sie mir zu erzählen. Keine Ahnung – jedenfalls hat das endlich einmal Hand und Fuß. Wir müssen sofort zu meiner Tante, damit ich ihr Fragen stellen kann!“
Hermine wirkte immer noch skeptisch. „Ja, vielleicht ist das, was deine Tante dir zu sagen hat, ganz interessant – aber Harry, ich glaube, du machst dir zu viele Hoffnungen. Wenn das wirklich so wichtig wäre, dann hätte Dumbledore es dir doch bestimmt selbst gesagt! Wollen wir uns nicht lieber noch ein bisschen im Waisenhaus – ich meine, im Hotel umsehen? Vielleicht gibt es dort Keller, in denen der Horkrux versteckt sein könnte!“
„Glaubst du wirklich, dass eine alte, viel zu fröhliche Frau ein kleines, hübsches Hotel über einem Horkrux Lord Voldemorts aufbauen könnte?“
Harry fühlte sich sicher, dass er Recht hatte. Dumbledore hatte ihm seine Erinnerung an das Waisenhaus und Mrs Cole gezeigt – bisher hatte Harry gedacht, das hätte er nur getan, damit Harry sah, dass Voldemort schon als Kind merkwürdig war, schon als junger Tom Riddle gerne Gegenstände von seinen Opfern an sich gerissen hatte. Aber könnte Mrs Cole – seine Urgroßmutter – der eigentliche Grund gewesen sein, warum er diese Erinnerung hatte sehen sollen? Die Briefe an Tante Petunia, die Familiengeschichte seiner Mutter – war das alles eine neue Spur, auf die Dumbledore ihn aus irgendeinem Grund nicht zu Lebzeiten hinweisen konnte?
Harry hätte wetten können, dass es so war.
„Was ist denn jetzt?“, fragte er an Hermine gewandt. „Bringst du mich zum Grimmauldplatz? Ich kann auch allein dorthin apparieren. Das Ministerium wird Besseres zu tun zu haben als Zauberer zu fangen, die ohne Lizenz durch die Gegend apparieren –“
„Nein, schon gut, natürlich bring ich dich hin.“ Hermine streckte die Hand aus; ob nun, weil sie es wirklich für sinnvoll hielt, oder weil sie nicht riskieren wollte, dass Harry seine Drohung, das Gesetz zu brechen, in die Tat umzusetzen, konnte Harry nicht sagen. „Aber ich glaube nicht, dass es allzu viel nützen wird.“
Harry bemühte sich gar nicht erst, zu antworten. Er schloss die Augen, als er spürte, dass die Apparation begann und öffnete sie erst wieder, als er gelandet war. Der Flur des Grimmauldplatzes lag vor ihm, mit den alten Porträts an den Wänden. In dem Moment, in dem Harry die Augen aufgemacht hatte, hatte es hinter ihm ein lautes Krachen gegeben – er sprang vor Schreck und drehte sich um.
Es war nur Ron, der beim Landen einen Kleiderständer umgeworfen hatte.
„Tut mir leid“, murrte er, während er den Ständer aufhob und wieder hinstellte.
Harry aber sah sich verwirrt um. „Warum fangen die Porträts nicht zu schreien an?“
„Ist dir gar nicht aufgefallen, dass die in letzter Zeit immer leise gewesen sind?“, sagte Hermine. „Sieh mal genauer hin.“
Harry trat einen Schritt auf eines der Porträts zu – der Insasse, ein sehr alter Mann, wedelte wütend mit den Händen und öffnete den Mund weit, als würde er schreien. Aber zu hören war nichts.
„Der Orden hat alle Porträts mit immerwährenden Schweigezaubern belegt“, erklärte Hermine, „und die Vorhänge vor dem von Sirius‘ Mutter zusätzlich noch zusammengehext, damit wir diese Frau auch nie wieder sehen müssen.“
„Sehr gute Idee“, sagte Harry ungeduldig, „aber können wir uns jetzt wieder den wichtigen Dingen zuwenden? In welchem Stockwerk sind die Dursleys?“
„In dem Zimmer, in dem ihr beide früher geschlafen habt.“
„Die haben sicher viel Spaß mit dem Porträt von Phineas Nigellus“, kicherte Ron. „Hey, Harry – warte doch mal!“
Harry war schon zu der Treppe gerannt. Er war schon im ersten Stock angelangt, als er hörte, dass Ron und Hermine auch die Stufen erreichten. Jetzt hatte er es wieder eilig, wollte voran kommen – fühlte, wie nah er an einem Erfolg war … Wenn das wieder eine Enttäuschung werden würde, müsste er wohl noch einmal die Gräber seiner Eltern besuchen, um neue Motivation zu tanken. Ansonsten würde er wohl tatsächlich noch vor lauter Verzweiflung den Orden in Dumbledores und seine Pläne einweihen.
Er erreichte die Tür, die zu dem Zimmer führen, in dem Ron und er während der Ferien vor dem fünften Schuljahr gewohnt hatten. Von der anderen Seite waren leise, aber aufgebrachte Stimmen zu hören. Er rief sich in Erinnerung, dass er etwas von Tante Petunia wollte und nicht umgekehrt, und klopfte, bevor er eintrat. Auf eine Antwort wartete er aber nicht, das wäre zu viel der Höflichkeit gewesen.
Dudley saß in dem Bett, in dem früher Harry geschlafen hatte; als er Harry erblickte, schrie er laut, sprang auf und rannte hinüber zu seinen Eltern, die bei dem leeren Porträt standen, welches Phineas Nigellus gehörte.
Ron und Hermine kamen hinter Harry in den Raum gerannt.
„Was willst du denn hier?“, zischte Onkel Vernon Harry an, einen Ausdruck puren Abscheus auf seinem Gesicht, welches dunkelrot anlief. „Und wieso bringst du deine kleinen Freunde mit?“
Harry wandte sich direkt an Tante Petunia, die ihn ebenfalls mit einem hassenden Blick bedachte. „Ich muss mit dir reden“, sagte er.
„DAS KANNST DU VERGESSEN!“, brüllte Onkel Vernon.
„Ich glaube, deine Frau kann für sich selbst reden, Onkel Vernon.“
„In Ordnung, dann sag ich es dir eben.“ Tante Petunia verschränkte die Arme. „Das kannst du vergessen! Du wirst uns nicht wehtun, keiner hier will uns wehtun, so weit haben wir das schon einmal verstanden. Wir haben gesagt, dass wir hier bleiben, unter der Bedingung, dass wir dich nicht mehr sehen müssen.“
„Denkt ihr, das interessiert mich?“, fragte Harry gelangweilt. „Es ist wichtig, dass du mir Fragen beantwortest, Tante Petunia. Welche Informationen hast du Dumbledore über deine Großmutter geben können? Was stand in dem Brief, den du ihm von deiner Großmutter gegeben hast?“
„Harry“, flüsterte Hermine ihm ins Ohr, „nun frag sie doch erst einmal, ob ihre Großmutter auch tatsächlich Eleonora Cole geheißen hat –“
„Ja, das war ihr Name“, sagte Tante Petunia; durch das ständige Lauschen an den Nachbarszäunen hatte sie ihr Gehör schein paar gut trainiert. „Eleonora Cole.“
„Gut, dann –“
„Wir müssen deine Fragen nicht beantworten, Junge!“, rief Onkel Vernon dazwischen.
„Ihr sollt gar nichts tun. Tante Petunia allein hat die Antworten, die ich brauche.“
„Hör zu, du Bengel!“ Onkel Vernon kam mit großen Schritten auf Harry zugerannt, den Zeigefinger drohend erhoben; Harry wich nicht zurück, was Onkel Vernon zu verunsichern schien, aber er fand schnell die Worte wieder. „Wir wollten nie etwas mit deiner Welt zu tun haben, nie! Die Grenze ist spätestens dann überschritten worden, als unser Dudley Leid davon getragen hatte, als er von diesen – diesen Dementativen oder wie die hießen angegriffen worden ist –“
Dudley, der sich hinter seine Mutter gestellt hatte (was natürlich nicht einmal die Hälfte seines Körpers versteckte), gab ein leises Wimmern von sich.
„– und diese schrecklichen Dinge gesehen hat. Weißt du, was er dem Doktor gesagt hat? Dass er in diesem Anfall gesehen hat, wie er von älteren Mitschülern an Smeltings geärgert und geschlagen worden ist!“
Bei diesen Worten warf Harry seinem Cousin einen überraschten Blick zu. Wenn Dementoren in der Nähe waren, sah man nicht einfach irgendwas – man durchlebte das Schrecklichste, was einem je passiert war, erneut. Dudley wich dem Augenkontakt mit Harry aus und blickte schnell auf den Boden.
„Dudley war für den Rest des Jahres völlig fertig, aber du hast weiterhin bei uns wohnen dürfen! Jetzt werden wir entführt und in dieses heruntergekommene Haus hier gebracht, und dann willst du uns auch noch mit deinen Fragen nerven?“
„Ihr seid nicht entführt“, erwiderte Harry, „sondern in Sicherheit gebracht worden. Wenn der Orden des Phönix euch nicht hierher geholt hätte, wärt ihr mittlerweile wahrscheinlich von Voldemort umgebracht worden. Und ich will nicht euch Fragen stellen, sondern ihr, ganz allein Tante Petunia! Wenn du und Dudley uns also entschuldigen würdet –“
„Nein, würden wir nicht!“
„Meine Zauberstabhand könnte erneut ausrutschen.“ Harry holte seinen Zauberstab aus seiner Hosentasche; Onkel Vernons Augen wurden größer vor Angst. „So, wie bei Tante Petunia vor kurzem, als sie mir schon einmal meine Fragen nicht beantworten wollte. Das war zwar ein Unfall – aber vielleicht habe ich mich erneut nicht unter Kontrolle …“
Onkel Vernons Schnauzbart zitterte, als er versuchte, etwas zu entgegnen. Aber ihm schien nichts einzufallen.
„Ich schlage vor, du und Dudley, ihr lasst Tante Petunia, mich und – ähm – meine kleinen Freunde jetzt allein.“
Onkel Vernon schnappte immer noch nach Luft, sein Blick auf den Zauberstab fixiert, der lässig in Harrys Fingern baumelte. Harry fühlte sich nicht wirklich schlecht, weil er zu solchen Mitteln griff, um zu bekommen, was er wollte. Die Dursleys waren schreckliche Menschen – die hatten so etwas verdient.
Nein, ihnen zu drohen ist nicht in Ordnung. Die leise Stimme in seinem Kopf, die so ähnlich klang wie die von Hermine, war wieder einmal zurückgekehrt.
Halt die Klappe, erwiderte Harry gedanklich.
„Vernon, nimm Dudley und geh mit ihm nach unten in die Küche.“ Tante Petunia war an die Seite ihres Mannes getreten. „Dann können wir das viel schneller hinter uns bringen.“
„Ich lass dich doch nicht mit diesem – diesem gemeingefährlichen Kerl hier allein!“ Onkel Vernon hatte seine Stimme endlich wieder gefunden. „Hör zu, der schlägt dich gleich wieder KO mit dem Ding da –“
„Vernon, bitte – geh einfach. Harry wird mir nichts tun.“
„Aber –“
„Bitte!“
„Hör auf sie“, schlug Harry vor; er trat zur Seite und wies auf die Tür. „Da geht’s lang.“
Onkel Vernon nahm tatsächlich Dudleys Arm und zog ihn mit sich aus dem Zimmer, aber nicht, ohne Harry einen letzten wütenden Blick zuzuwerfen – ebenso wie eine letzte Warnung: „Wenn du ihr irgendetwas antust –“
„– dann kommst du und benutzt den Körper deines Sohnes, um mich zu zerquetschen, schon klar.“ Harry warf die Tür vor Vernons Gesicht zu.
Ron und Hermine hatten sich in eine Ecke des Raumes zurückgezogen, wie Harry jetzt erkannte. Hermine sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an. Musste das sein?, formte sie mit ihren Lippen. Harry nickte, dann wandte er sich an seine Tante.
„Also, was möchtest du wissen?“, fragte sie, die Arme immer noch verschränkt. „Haben dir die Briefe nicht gereicht?“
„Nein, haben sie nicht. Was hast du Dumbledore über Eleonora Cole erzählen können?“
Tante Petunia rümpfte die Nase; es war wohl eine alte Gewohnheit, dass sie es nicht ertragen konnte, wenn Harry Fragen stellte. „Nicht viel. Ich habe sie nicht gut gekannt.“
In Harrys Kopf begann es zu pochen, als der Ärger wieder in ihm aufkam. Es konnte doch nicht sein, dass das hier schon wieder nichts nützen würde. „Was für einen Brief von deiner Großmutter hast du Dumbledore gegeben?“
„Da stand nur etwas von einem merkwürdigen Jungen drin, den sie einmal in ihrem alten Waisenhaus gehabt hat.“
Das klang schon eher interessant; das Pochen in Harrys Kopf war so schnell verschwunden wie es gekommen war.
„Was hat sie über den Jungen geschrieben?“
„Damals ist das Kind unserer Nachbarn von Zuhause weggelaufen. Ein pubertärer Dummkopf war das. Meine Mutter hat meiner Großmutter davon in einem Brief erzählt – Eleonora war nämlich in London, um die Schließung ihres Waisenhauses vorzunehmen. Und Eleonora hat geantwortet und von dem Jungen erzählt – dass er auch oft weggelaufen ist, und immer ein paar andere Kinder mitgenommen hat. Und wenn sie gefunden worden sind, dann waren alle Kinder außer dem Jungen immer ganz verängstigt.“
Harry atmete vor Aufregung laut hörbar ein. „Wo sind die Kinder gefunden worden?“
„Immer an anderen Orten.“ Tante Petunia zuckte mit den Schultern. „Einmal in einem kleinen Wald in der Nähe des Waisenhauses, manchmal auf Dächern von irgendwelchen Häusern – hin und wieder sind sie von selbst zurückgekommen. Wieso willst du das alles wissen?“
„Gab es nicht konkrete Orte, an denen sie wieder aufgetaucht sind?“, drängte Harry, ohne auf Tante Petunias Frage einzugehen. „Orte, die spezifischer sind als ‚ein kleiner Wald‘ oder „Dächer von irgendwelchen Häusern‘?“
„Nein! Ich hab dir alles gesagt, was ich weiß! Könntest du jetzt wieder gehen?“
„Bist du sicher, dass du nicht mehr weißt?“
„Ja, bin ich!“ Tante Petunia wurde langsam hysterisch; ihr Kinn zitterte bedrohlich. „Jetzt geh endlich wieder! Ich habe genug von dir!“
Das Pochen in Harrys Kopf war zurück – wirklich geholfen hatte ihm Tante Petunia nicht. Er hatte sich wohl tatsächlich zu viele Hoffnungen gemacht, wie Hermine gesagt hatte. Aber eine neue Möglichkeit bestand nun doch …
Ohne sich zu verabschieden ging er aus dem Zimmer, Ron und Hermine liefen ihm hinterher. Tante Petunia schlug die Tür zu.
„Also, Harry, was machen wir jetzt?“, wollte Ron wissen.
Harry hatte die Antwort sofort parat. „Wir durchsuchen alle Wälder, die in Frage kommen, der zu sein, in welchen Tom Riddle einmal Kinder mitgenommen hat.“


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