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Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Junggesellenabschied

von Wizardpupil

Das Schloss war beinahe völlig leer: Fast alle, Schüler und Lehrer, waren in Hogsmeade. Harry, Ron und Hermine suchten sich ein verlassenes Klassenzimmer im dritten Stock, und während Ron und Hermine sich auf Stühle setzten und fassungslos auf das Medaillon in Harrys Hand starrten, lief Harry den Raum entlang, auf und ab, auf und ab …
„Erkläre bitte“, sagte Hermine nach einer Weile.
Harry blieb stehen.
„Was soll ich erklären?“
„Du weißt etwas. Mehr als wir. Bitte erkläre das.“
Harry sah sie nur an, antwortete nicht. Jetzt konnte er nicht mehr umhin: Er musste ihnen von dem Traum erzählen. Und vielleicht – so unwahrscheinlich es auch erscheinen mochte – vielleicht hatte Hermine ja eine Erklärung …
Als er den Mund aufmachte, um zu sprechen beginn – fiel ihm etwas ein. Etwas, das Kreacher gesagt hatte …
Als Kreacher ein silbernes Medaillon in Meister Regulus‘ Zimmer entdeckt hat – genau da - da ist es ihm sofort klar geworden. Meister Regulus hat das goldene Medaillon versilbert, um zu behaupten, es wäre das richtige und Meistern Walpurga zu täuschen.
Hatte er Recht gehabt?
„Hermine!“ Harry stürzte zu dem Tisch, an dem die anderen beiden saßen, und knallte das Medaillon auf den Tisch. „Hermine, bitte versuche, jeden möglichen Zauber, mit dem es belegt sein könnte, von ihm zu nehmen!“
Hermine sah geschockt aus. „Wenn du denkst, ich könnte so einfach einen Horkrux zerstören –“
„Nein, so war das nicht gemeint.“ Harry schüttelte energisch den Kopf. „Nein – Verfärbungszauber, Verwandlungen und solche Dinge – bitte, versuch es einfach, ich schwöre, ich erkläre alles nachher!“
Hermine blickte ihn skeptisch an, zog dann aber ihren Zauberstab. Einige Minuten lang sahen Ron und Harry nur stumm zu, während Hermine eine Formel nach der anderen flüsterte, den Zauberstab über dem Medaillon hin und her schwenkte, ihn pfeilartig auf das silberne Schmuckstück hinab schießen ließ, mit der Spitze Kreise darüber zog, die Schlange entlang fuhr …
„Nichts“, sagte sie dann. „Das sieht genauso aus, wie es in Wirklichkeit auch aussieht.“
Harry fühlte, wie in ihm Wut aufkam. Er griff nach dem Medaillon und versuchte, es zu öffnen.
„Das haben wir doch damals schon versucht“, sagte Ron. „Das klappt nicht.“
Es öffnete sich tatsächlich nicht; Harry gab auf, legte das Medaillon zurück auf den Tisch.
„Okay“, hörte er sich selbst sagen. „Okay. Nun gut.“
„Harry?“ Hermine klang unsicher. „Kannst du jetzt – erklären, was – was immer du auch weißt?“
Harry seufzte. Er schloss seine Augen, schaffte Ordnung in seinem Kopf, in dem die Gedanken herumwirbelten wie der Wind in der Nacht von All Hallows Eve. Und dann erklärte er.
„Ich hatte einen Traum“, sagte er. „Kurz, bevor ich in den Fuchsbau kam.“
Ron und Hermine hörten ihm aufmerksam zu, als er den Traum in allen Einzelheiten, an die er sich noch erinnern konnte, wiedergab. Auf Hermines Stirn wurden mit jedem Wort mehr Falten deutlich, Rons Mund klappte immer weiter auf. Als Harry an der Stelle ankam, an der Aberforth ermordet wurde (die Details ließ er hier aus), keuchte Hermine.
„Wir hätten ihn warnen müssen!“, rief sie.
„Er sagte, er ist sicher in Hogsmeade, niemand kann eindringen“, erwiderte Harry. „Warum sollen wir ihn damit verrückt machen? Die Sache mit der Geheimkammer in der Bar hat doch auch nicht gestimmt!“
„Aber - aber warum erzählst du uns das erst jetzt?“, fragte Ron fassungslos.
„Das ist noch nicht alles“, erwiderte Harry. Wenn er schon angefangen hatte, konnte er auch gleich den Rest erzählen. „Ihr wisst noch, in den Tagen, als ich – bewusstlos war, oder was immer das war? Da hatte ich auch Träume.“
Und als er auch das erzählt hatte, fuhr er mit seiner seltsamen Zeitwahrnehmung fort: Wie verwirrt er gewesen war, wie er beschlossen hatte, all das zu verheimlichen, damit sich die zwei keine unnötigen Sorgen machten …
„Im ganzen September“, sagte er dann an Hermine gewandt, „immer, wenn du gedacht hast, ich würde über die Horkruxe nachdenken, mir den Kopf so sehr zerbrechen – ich hatte keine Ahnung, dass ich abwesend dreinblickte. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr erinnern. Ich bin irgendwann im Oktober aufgewacht und mir kam es so vor, als hätte ich vom letzten Monat nur die Hälfte mitbekommen.“
Hermine machte eine traurige, schockierte Miene. „Ich hätte es merken müssen!“
„Und wie hättest du das schaffen sollen?“, fragte Harry. „Du hast keinen Fehler gemacht, ehrlich nicht. Ich hätte etwas sagen müssen, schon nach dem ersten Traum.“
„Aber wie kann das denn überhaupt sein?“ Ron sah Harry mit einer Mischung aus Entsetzen und Bewunderung an – für die Bewunderung in seinem Gesichtsausdruck hätte Harry ihn am liebsten ganz, ganz fest geschlagen. „Ich meine – hast du in die Zukunft gesehen? Bist du ein – ein Hellseher?“
Harry schüttelte den Kopf. „Schon vergessen? Aberforth hat uns das Medaillon gegeben! Voldemort war nicht in Hogsmade, der Eberkopf steht noch.“
„Können wir nachher darüber sprechen?“, warf Hermine ein. „Erstmal möchte ich wissen – warum wolltest du, dass ich das Medaillon auf Verwandlungszauber überprüfe?“
Harry erklärte, was er in dem Gespräch mit Kreacher erfahren hatte. Als er fertig war, biss sich Hermine bereits mit aller Macht auf die Oberlippe – sie musste also sehr angestrengt nachdenken.
„Zu diesem Schluss wäre ich an seiner Stelle wohl auch gekommen“, sagte sie. „Aber das stimmt wohl nicht – das silberne Medaillon hier dürfte das richtige Slytherin-Artefakt sein –“ Sie warf dem Medaillon einen fast angewiderten Blick zu „–, aber Regulus hat trotzdem auch den Horkrux aus der Höhle gestohlen! Immerhin hat Kreacher ganz genau berichtet, wie er mit ihm dort hingegangen ist.“
„Vielleicht hat er gelogen!“, meinte Ron.
„Er kann Harry nicht anlügen, schon vergessen? Er ist Harrys Hauself.“ Sie machte nicht einmal ein saures Gesicht, als sie das sagte, so sehr war sie in Gedanken vertieft. „Ich schätze, Regulus hat das goldene Medaillon anderswo versteckt.“
„Aber wie ist er an das silberne herangekommen?“ Harry nahm erneut das Medaillon vom Tisch, wickelte die Kette um seine Finger. Die Schlange sah so echt aus …
„Du würdest dich wundern.“ Hermine schnaufte. „Von Slytherin und Hufflepuff kursieren viele Relikte auf dem Schwarzmarkt. Die Familien, die von ihnen abstammen, haben über die Jahrhunderte hinweg ständig ihre Besitztümer verkauft und sind so reicher geworden, als irgendein Mensch sein muss. Als Todesser dürfte Regulus keine Schwierigkeiten gehabt haben, an es heranzukommen, wenn jemand wie der Laden Borgin und Burkes es zufällig gerade in den Fingern hatte.“
Harry musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen. „War ja klar, dass es ausgerechnet von Slytherin und Hufflepuff viele Objekte gibt – genau von den zweien, deren Horkruxe wir kennen. Was ist mit Gryffindor und Ravenclaw?“
„Rowena Ravenclaw ist sowieso ein einziges Rätsel, über die ist sehr wenig bekannt. Und Gryffindor hat seine Relikte ziemlich öffentlich gemacht: Der Hut, der ist hier in Hogwarts, und das Schwert hat der Hut immer bewacht, bis ein wahrer Gryffindor es braucht. Und alle anderen Gegenstände von Gryffindor sind nur Gerüchte und Legenden, ähnlich wie in Ravenclaws Fall.“
Plötzlich wurde das Medaillon, obwohl er es in der Hand hielt, aus Harrys Gedanken verdrängt.
„Was?“
„Ich hab gesagt –“, begann Hermine überrascht, aber Harry fiel ihr ins Wort.
„Ich hab verstanden, was du gesagt hast – aber hast du nicht mal behauptet, dir würden keine Relikte von Gryffindor oder Ravenclaw einfallen, die möglicherweise zu Horkruxen gemacht worden sind?“
„Ganz genau.“ Hermine schien nicht zu verstehen, worauf Harry hinauswollte. „Abgesehen von dem Schlüssel, den wir uns hier gerne mal ansehen können, dem Schwert und dem Hut gibt es von Ravenclaw und Gryffindor keine bestätigten –“
„Oh Mann, Hermine!“ Sie und Ron fuhren erschrocken zusammen: Harry schrie plötzlich, und in einem Anfall von tobender Wut warf er das Medaillon mit voller Wucht auf den Tisch, von wo es weiter auf den Boden krachte. „Hermine, wie kannst du nur so engstirnig sein! Die Kammer des Schreckens war auch nur eine Legende, ein Mythos – nichts Bestätigtes! Es geht hier nicht um Bestätigung, es geht hier nicht um deine Sucht nach Fakten und Wissen! Begreifst du das nicht?“
Hermines Mund zitterte, als wolle sie etwas sagen – aber Harry gab ihr keine Chance.
„Nur, weil du denkst, dass etwas unwahrscheinlich klingt, dass es einen Gegenstand von einem der Gründer eigentlich gar nicht gibt, heißt das doch noch lange nicht, dass du Recht hast! Vielleicht hat Voldemort diese Gegenstände, die du für Legenden hältst, entdeckt! Die Kammer des Schreckens, Hermine, denk an die Kammer des Schreckens, verdammt nochmal!“
„Beruhig dich, Harry –“
„Ich soll mich beruhigen?“, fuhr Harry jetzt Ron an, der eine Hand auf Hermines Schulter legte und Harry trotzig und wütend anstarrte. „Dir muss doch klar sein, dass ich Recht habe! Und dir auch!“, fauchte er dann wieder Hermine an.
Anders als Ron wirkte Hermine nicht zornig; nein, sie sah nur aus, als wäre sie gelähmt. Der Schock war in ihre Augen geschrieben, in jeden Gesichtszuck geritzt. Gerade einmal so lange, dass Harry das begriff, konnte er den Anblick ertragen, dann musste er sich von ihr abwenden. Aber er nahm nichts zurück, als er sich bückte, um das Medaillon aufzuheben. Er wusste ganz genau, dass er Recht hatte.
„Es tut mir Leid.“
Harry fiel ein Stein vom Herzen: Er hatte schon gedacht, Hermine wäre jetzt wütend auf ihn. Er wandte sich wieder ihr zu, bereit, ganz normal und ruhig mit ihr weiterzusprechen – aber was er sah, hätte er nicht erwartet.
Hermine war aufgestanden, die Arme verschränkt; die Wut, die vorhin noch nicht in ihrem Gesicht zu sehen gewesen war, war nun in ihrer ganzen Haltung erkennbar, ihrem dünnen Mund, ihren gefährlich leuchtenden Augen.
„Es tut mir Leid, wenn du denkst, ich hätte etwas falsch gemacht“, sagte sie, und ihre Stimme bebte. „Aber glaubst du ernsthaft, dass ich nicht jeden möglichen Fall in Erwägung gezogen habe? Glaubst du, dass ich nicht in allem völlig sicher gegangen bin? Glaubst du, dass es mir egal ist, was aus dir wird, was Voldemort macht, was in der Welt geschieht?“
„Ich –“
„Ich habe jeden Gegenstand als eventuellen Horkrux betrachtet, jeden, der in irgendeiner Legende auftaucht! Ich habe genauestens studiert und nachgeforscht, habe überprüft, welche möglicherweise tatsächlich existieren könnten, welche wir ganz ausschließen können – ich habe alles getan, was notwendig ist!“
„Bitte –“
„Und was glaubst du, warum ich das getan habe? Weil mir klar ist, dass ich die einzige von uns bin, die sich um solche Dinge kümmert! Weil ich dachte, es würde euch freuen, wenn ich die unangenehme Arbeit der Forschung und Planung zum größten Teil erledigen würde, damit wir nicht zu viel Zeit damit verplempern! Aber nein – da hab ich mich geirrt! Ich bin ja einfach nur süchtig nach Wissen und Fakten, nicht wahr?“
„Hermine, ich –“
„Hermine, reg dich ab“, versuchte es nun auch Ron, aber sie hörte nicht zu.
„Versuch doch, Gryffindors Helm zu finden, der sich im achtzehnten Jahrhundert als Fälschung erwiesen hat! Denk doch darüber nach, wo Voldemort Ravenclaws Harfe versteckt haben könnte, wenn er sie gefunden und zu einem Horkrux gemacht hat – wer weiß, vielleicht hat er sie ja herbei geträumt, denn viele andere Möglichkeiten gibt es nicht, diese Harfe, die nie existiert hat, zu finden! Verschwende deine Zeit doch damit, lächerliche Märchen von Zeptern und unsterblichen Drachen zu lesen, anstatt mit meinen Fakten zufrieden zu sein!“
Und dann stürmte sie aus dem Klassenzimmer; die Tür schlug sie so heftig hinter sich zu, dass von der Decke einige Spinnen auf den Boden fielen, die hastig Unterschlupf in einem Spalt in der Wand suchten.
Harry und Ron konnten die Augen nicht von der Stelle nehmen, an der Hermines buschiges Haar zuletzt zu sehen gewesen war. Es dauerte eine scheinbare Ewigkeit, bevor einer von ihnen etwas sagte.
„Das hat uns gerade noch gefehlt“, meinte Harry.
„Ach, jetzt tut es dir auf einmal Leid?“ Ron blickte ihn stirnrunzelnd an.
„Nicht du auch noch –“
„Keine Sorge, ich werde hier nicht raus stürmen, aber okay fand ich das nicht von dir.“
„Ja, aber – aber ich konnte doch nicht –“
„Was denn? Du konntest nicht wissen, dass Hermine alles überprüft und ganz genau nachgeforscht hat? Kannst du mir sagen, wann sie das jemals nicht getan hat?“
Darauf wusste Harry keine Antwort. Ron hatte natürlich Recht. Es gab keinen Grund, Hermines Wissen und Urteilungsvermögen zu misstrauen: Wenn sie sagte, dass es keine Objekte gab, die als mögliche Horkruxe in Frage kamen, dann war das auch so. Zumindest sprach alles dafür. Harry verspürte das dringende Bedürfnis, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen.

Im Schlafsaal saß Harry allein auf seinem Bett. Vor sich ausgebreitet hatte er ein großes, altes Stück Pergament, das er aufmerksam beäugte: die Karte des Rumtreibers. Aber er fand nicht, wen er suchte. Hermine war wohl wieder nach Hogsmeade zurückgegangen – die Schüler mussten erst in ein paar Stunden wieder ins Schloss kommen.
Harry seufzte, verpasste der Karte wieder ihr harmloses Aussehen, indem er ihr mitteilte, dass er sein „Unheil angerichtet“ hatte, und warf sie zurück in den offenen Koffer. Dann widmete er sich den anderen Gegenständen, die auf seinem Bett lagen. Das silberne Medaillon von Salazar Slytherin und das kleinere, goldene Medaillon, das Regulus Black in der Höhle zurückgelassen hatte. Beides nicht das, was er eigentlich suchte.
Aber eines irritierte Harry: Aberforth hatte gesagt, sein Brüder hätte ihn darum gebeten, Harry dieses silberne Medaillon zu geben. Wozu? Es war kein Horkrux, nur eine Hinterlassenschaft von Slytherin … was sollte er damit anstellen?
„Harry?“
Er blickte auf; Ron hatte den Schlafsaal betreten.
„Was gibt es?“ Die beiden Medaillons warf Harry nun ebenfalls in den Koffer.
„Hagrid war vorhin hier.“
„Ach ja?“
„Ja. Er hat uns eingeladen.“
Nun war Harry wirklich interessiert. Er sah hoch – und zu seiner Überraschung grinste Ron.
„Wozu eingeladen?“
Da begann Ron zu kichern. „Das errätst du nie.“
„Na, dann sag es –“
„Zu seiner Junggesellenabschiedsparty!“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Harry dazu etwas einfiel.
„Was?“, war schließlich alles, was er herausbrachte.
„Ja, total verrückt, oder?“ Ron ließ sich auf sein Bett fallen und kullerte vor Lachen hin und her.
„Aber wie – was – er heiratet? Wen?“
„Na, wen schon?“ Es schien ihm einige Mühe zu kosten, aber Ron hörte auf zu lachen, rappelte sich hoch und zwinkerte Harry mit hochrotem Kopf zu. „Maxime natürlich!“
„Maxime? Ist sie – ist sie hier?“
Harry wusste nicht genau, warum er das fragte – aber in seinem Kopf herrschte ziemlich perplexes Durcheinander. Hagrid – bald verheiratet? Das klang einfach nur unglaublich.
„Ich vermute mal, dass sie hier ist.“ Ron lachte erneut los. „Denkst du, die quetschen sich in seiner Hütte zusammen?“
„Ich – keine Ahnung … aber, wieso hat er uns das nicht erzählt? Früher schon, meine ich?“
„War ihm wohl peinlich.“ Ron stieß ein paar letzte Lacher aus, dann schüttelte er den Kopf. „Kaum vorzustellen … eine Riesenhochzeit … wie auch immer. Die Junggesellenabschiedsparty ist heute Abend!“
„Heute schon?“ Jetzt musste auch Harry grinsen. „Na, der hat’s ja eilig. Wann ist denn dann die Hochzeit?“
„Das können wir ihn alles nachher fragen.“ Ron stand auf. „Er erwartet uns kurz vor acht Uhr bei seiner Hütte. Sieht so aus, als würden wir den ziemlich versauten Ausflug nach Hogsmeade dann nachholen können – Hagrid hat was von den Drei Besen gesagt.“ Erneut trat ein Lächeln auf sein Gesicht, aber diesmal eines von anderer Art. „Und Hermine kann nicht mitkommen! Das heißt, ich kann endlich einmal trinken, was ich will! Ha!“
Die Erwähnung von Hermines Namen wischte das Grinsen von Harrys Lippen.
„Wer kommt denn noch?“, fragte er (eigentlich nur, um sich abzulenken).
„Weiß nicht“, sagte Ron, und um das zu unterstreichen, zuckte er mit den Schultern. „Ich glaub, er hat gemeint, er wolle Percy auch einladen.“ Ron zog eine finstere Grimasse. „Hoffentlich sagt der ab, mit ihm wär’s noch schlimmer als mit Hermine in einer Kneipe.“
Er wandte sich zum Gehen, aber drehte sich dann noch einmal um und sagte: „Hagrid hat gemeint, wir sollen uns nicht schick machen oder so. Keine Festumhänge.“ Dann verließ er den Schlafsaal.
Wieder allein, versuchte Harry, seine Gedanken zu ordnen. Wirklich gelingen tat es ihm nicht. Er kramte erneut die Karte des Rumtreibers aus dem Koffer, aktivierte sie und suchte nach Hermines Namen. Da war er – sie saß zusammen mit Ginny in der Bibliothek. Er beschloss, ihr den Tag zu geben, und sich erst morgen, wenn sie sich beide beruhigt hatten, zu entschuldigen. Aber entschuldigen musste er sich in jedem Fall.
Diesen Plan schien er erfüllen zu können, denn Hermine erschien nicht beim Abendessen. Ginny war zwar da, aber umgeben von ihren Freundinnen aus ihrem Jahrgang, und Harry wagte sich nicht an sie heran.
Nach dem Essen machten sich Harry und Ron auf zu Hagrids Hütte – nicht zu schick gekleidet, wie Hagrid von Ron verlangt hatte, sondern die Klamotten tragend, die sie schon den ganzen Tag über angehabt hatten.
Es war schon dunkel draußen. Harry wunderte sich, dass die Auroren, die am Tor Wache standen, ihn und Ron nicht aufhielten – sie wussten wohl, dass sie Erlaubnis hatten, das Schloss zu verlassen. Wortlos liefen sie den Weg zu Hagrids Hütte entlang; Harry wusste, dass Ron die Frage auf den Lippen brannte, wann er mit Hermine sprechen wollte, aber dennoch schwiegen beide.
Der weiße Stein von Dumbledores Grab schien durch die Finsternis vom Seeufer her und fing Harrys Blick. Dort lag er, der größte Magier aller Zeiten, der Einzige, den er je fürchtete … Harry konnte einen traurigen Seufzer nicht unterdrücken, aber Ron ließ sich nichts anmerken, sollte er ihn gehört haben.
Aus dem Kamin der Hütte drang der Rauch in großen Wolken; innen schien Licht, wie sie durch die Fenster sehen konnten. Hagrid erwartete sie also nicht vor, sondern in der Hütte.
„Sollen wir warten, bis er rauskommt?“, fragte Harry.
„Nee, klopfen wir an.“ Ron machte drei große Schritte auf die Tür zu, hob die rechte Hand und schlug kräftig gegen das massive Holz. Sofort hörten sie das wilde Bellen, mit dem Harry schon gerechnet hatte. Die Tür öffnete sich und Fang, Hagrids Saurüde, sprang heraus, direkt auf Harry, der unter dem Gewicht zu Boden sank.
„Fang, weg da! Runter von ihm! Blöder Köter –“
Hagrid klang nicht so wütend wie seine Worte. Und tatsächlich: Als Harry Fang von sich gestoßen hatte und aufgestanden war, sah er, dass Hagrid keineswegs wütend war. Er grinste bis über beide Ohren, das bisschen Haut, das unter seinem Bart und seinen Haaren zu sehen war, war puterrot, und seine Augen glitzerten glücklich wie die eines Kindes, das am Weihnachtsmorgen aufwachte und einen großen Haufen Geschenke fand.
„Harry!“ Hagrid streckte seine Arme aus, packte Harry und zog ihn an sich. Während er ihn fester drückte als jemals zuvor, wenn Harrys Erinnerung ihn nicht trübte, sprang Fang bellend um sie herum, bevor er Ron entdeckte und sich auf ihn warf.
„Und Ron ist auch gekommen!“ Hagrid ließ Harry los, wandte sich an Ron und zog ihn in eine ebenso heftige Umarmung.
„Du hast uns ja schließlich beide eingeladen“, sagte Harry, während er sich seinen Rücken rieb, der fürchterlich schmerzte; aber irgendwie konnte er Hagrid deswegen nicht böse sein. „Warum hast du uns nicht schon früher was erzählt?“
„Wollte nicht!“ Jetzt ließ Hagrid auch Ron endlich los; er sackte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen und wehrte sich nicht gegen Fang, der sich erneut auf ihn stürzte und sein ganzes Gesicht abschleckte. „Wollte euch überraschen, genau heute! Außerdem war so viel los – na ja, wie auch immer, Olympe is‘ richtig stolz auf mich, dass ich es so lang für mich behalt’n konnte!“ Hagrid hob seinen Kopf hoch an und streckte seine Brust hinaus.
„Wo ist Madame Maxime?“, fragte Ron; er hatte sich mittlerweile gefangen und erhoben, und war nun wie Harry damit beschäftigt, seinen Rücken zu reiben.
„In Frankreich, mit ihr’n Freundinn’n unterwegs. Aber normalerweise wohnt sie hier bei mir, schon seit Anfang vom Jahr.“ Hagrid zwinkerte ihnen zu.
„Hier – bei dir?“ Ron hatte den Schmerz scheinbar vergessen. „In deiner Hütte?“
Die Worte waren gesagt, noch bevor Harry Ron davon abhalten konnte, die „Hütte“ so unhöflich zu betonen. Aber Hagrid hatte es wohl nicht bemerkt: Zu Harrys Verblüffung lachte er nur.
„Werdet staunen, ihr zwei – un‘ Hermine auch, wenn ich’s ihr zeig! Kommt mit rein! Los jetzt, Fang, hier her!“
Hagrid stapfte mit großen Schritten in seine Hütte. Erst, als das Licht aus der Hütte auf ihn fiel, erkannte Harry, dass er heute einen anderen Mantel trug als seinen gewöhnlichen.
„Ich dachte, wir sollten uns nicht schick machen“, sagte Harry feixend, als er hinter Hagrid eintrat – aber noch bevor das letzte Wort seinen Mund vollständig verlassen hatte, verstummte er. Für einen Moment war er sich nicht sicher, wo er war.
Statt des einen Raumes, in den Bett, Tisch, Schrank und Kamin gequetscht waren, den Harry hier früher immer vorgefunden hatte, war hier nun etwas ganz und gar anderes. Harry stand in einer Eingangshalle mit roten Wandteppichen, inklusive eines Schuhrankes neben der Eingangstür, neben dem auch ein Kleiderständer war, an den Hagrids rosa Regenschirm angelehnt war. Eine hölzerne Treppe führte hinauf in ein oberes Stockwerk, das, wenn man die Hütte von außen betrachtete, unvorstellbar war. Am anderen Ende der Halle war eine weitere Tür, die offenstand – dahinter erkannte Harry den Raum, den er von früheren Zeiten gewohnt war.
„Was zum Teufel ist hier passiert?“, rief Ron, nachdem er sich wie Harry mit offenem Mund und großen Augen umgesehen hatte.
„Toll, nich‘?“ Hagrid lächelte sogar noch breiter als er es damals angesichts des frischgeschlüpften Norwegischen Stachelbuckels Norbert getan hatte. „Professor McGonagall war so gut, für Olympe un‘ mich das Haus ‘n bisschen zu vergrößern.“
„Ein bisschen?“ Ron lachte humorlos; als er die Treppe in den zweiten Stock erblickte, war er endgültig zu verwirrt, um irgendetwas lustig zu finden. „Hagrid, das hier ist ja größer als das Haus meiner Eltern!“
„Jetz‘ übertreib mal nich‘“, sagte Hagrid, aber er sah äußerst geschmeichelt aus. „Von drauß’n sieht man’s gar nich‘, McGonagall hält das so für besser – dann komm’n nich‘ ständig neugierige Schüler vorbeigeschneit, versteht ihr? Olympe und ich wohnen immerhin hier.“
„Schon klar. Aber du hättest es uns ruhig früher sagen –“ Harry erstarrte. Er hatte erneut einen Blick auf die offene Tür geworfen, auf den Raum dahinter, der genauso aussah, wie es Hagrids gesamte Hütte früher getan hatte. Fast genauso. Es gab eine Veränderung. Und diese Veränderung lächelte Harry von der Wand her an.
Wie gebannt ging Harry durch den Raum, langsam, so als könnte er nicht glauben, was er da sah – er konnte es auch nicht glauben. Zögernd betrat er den Raum dahinter; die Rufe von Ron und Hagrid hörte er kaum. An dem großen Tisch, an dem er und Ron und Hermine zusammen mit Hagrid schon so oft Tee getrunken hatten, ging er geradewegs vorbei. Und er blieb vor dem Bild stehen, das an der Wand hing. Die blauen Augen sahen ihn an, als würden sie genau wissen, was er dachte und fühlte. Das Lächeln war aber nicht wissend, sondern so heiter wie meistens, wenn dieser Mann, der da porträtiert war, in seinem Leben gelächelt hatte.
Albus Dumbledore saß auf einem hohen Thron in diesem Porträt, und er schlief nicht.
„Professor Dumbledore!“
„Harry …“
Es war nicht Dumbledore, der sprach, sondern Hagrid. Harry drehte sich nicht um, sondern starrte weiter auf dieses alte, weise Gesicht. Aber Dumbledore regte sich nicht.
„Professor Dumbledore!“, wiederholte Harry.
„Harry, er kann dich nicht hören!“, hörte Harry Hagrids traurige Stimme.
„Aber –“
„Das Bild is‘ noch nich‘ fertig, Harry.“ Hagrids schwere Hand klopfte auf Harrys Schulter, drückte ihn hinunter. „Die Magie fehlt noch. Der Dumbledore im Büro vom Schulleiter – der schläft noch, weißt du? Und solange der schläft – solange kann der hier nich‘ aufgeweckt werden. Wenn du verstehst, was ich –“
„Ich verstehe“, sagte Harry kurz angebunden, aber er nahm die Augen immer noch nicht von Dumbledores. Er hatte fast dieselben Augen vor wenigen Stunden in Hogsmeade gesehen, aber dort hatte es ihn nicht so berührt – hier war Dumbledore selbst, der, den er schon so lange kannte, Albus Dumbledore, nicht dessen Bruder … Aber er war es auch nicht. Er war nur ein Porträt.
„Harry?“
„Schon gut“, sagte Harry hastig, und er wandte sich ab. „Alles okay.“ Er fragte sich, wie oft er das in letzter Zeit unaufrichtig gesagt haben musste. Für eine Weile ertrug er Hagrids und Rons traurige Blicke – dann klopfte es erneut an der Haustür, obwohl diese offen stand.
„Hallo? Die Gäste sind da!“
Harry und Ron sahen einander an, perplex. Dann rief Ron, ohne sich umzudrehen: „Bill?“
„Jawohl, genau der. Und ich hab noch andere mitgebracht!“
Die beiden liefen in die Eingangshalle, gefolgt von Hagrid. Durch die Tür trudelten Bill und Charly herein – zusammen mit Lupin und Moody.
„Wunderbar!“ Hagrids Ausruf war vor Begeisterung so laut, dass Ron, der direkt vor ihm stand, vor Schreck in die Luft sprang. „Ihr konntet alle kommen!“
„Das lassen wir uns doch nicht entgehen!“ Charly schüttelte Hagrids Hand, der gleich auch noch mit seiner zweiten zupackte; Fang tänzelte um die Beine der Neuankömmlinge, sprang an jedem zweimal hoch und rannte dann zu Harry zurück, um ihn herum seinen eigenen Schwanz zu fangen. „Rubeus Hagrid feiert seine letzten Tage in Freiheit! Und ich dachte, nach meinem Bruder hier ist keiner mehr so dumm!“
Bill und Ron lachten, ebenso wie Hagrid – auch wenn Harry nicht glaubte, dass Hagrid wirklich zugehört hatte. In seinen Augen standen Tränen, und einige kullerten ihm bereits über die Wangen, als er auch Moody und Lupin begrüßte.
„Remus und Alastor, ihr seid auch da! Ich hätt‘ nich‘ gedacht, dass ihr es schafft –“
„Arthur hat es leider nicht hingekriegt“, sagte Lupin, woraufhin Charly und Ron hinter Hagrids Rücken einander in die Hände klatschten, „aber er richtet seine besten Wünsche und Grüße aus, und zur Hochzeit wird er auf jeden Fall nach Hogwarts kommen.“
„Das is‘ lieb von ihm“, röhrte Hagrid, als er Charly zum zweiten Mal die Hand schüttelte.
Moodys magisches Auge raste inzwischen in seiner Höhle hin und her, vermutlich auf der Suche nach magischen Aktivitäten, die nicht hier sein sollten.
„Schönes Schlafzimmer, Hagrid“, murrte er, und sein Auge fixierte sich auf eine Stelle an der Decke.
„Danke, Alastor!“, sagte Hagrid so begeistert, als hätte Moody ihm gerade ewige Freundschaft versprochen. „So – sind – sind alle hier?“ Hagrid zog ein Taschentuch aus seiner Manteltasche, tupfte sich damit die Augen ab. „Mal seh’n – ja, alle da – Percy kann leider nich‘“, sagte er zu Charly, Bill und Ron, „der hat zu viel zu tun.“
„Na, so ein Pech“, sagte Bill, und er zwinkerte Ron zu.
„Ah, aber ein Gast fehlt noch!“ Hagrid rieb sich entzückt die Hände. „Kommt mit raus!“
Als er am Kleiderständer vorbeiging, nahm Hagrid seinen Regenschirm und steckte ihn in die Tasche, in welcher auch sein Taschentuch wieder verschwunden war. Die anderen versammelten sich vor der Hütte, die von außen so aussah wie eh und je, um Hagrid herum, als er mit einem Schwenk seines Zauberstabs die Tür schloss und verriegelte. „So“, sagte er dann zu ihnen, „ich hol jetz‘ den letzten Gast. Wartet am besten hier. Fang, du kommst mit!“
Hagrid stapfte los, an der Hütte vorbei – in Richtung des verbotenen Waldes. Harry wurde sofort klar, wen Hagrid da holte.
„Nein“, hörte Harry Ron flüstern.
„Ich fürchte, ja“, gab Harry zurück. Er schüttelte ungläubig seinen Kopf: Dass Hagrid ihn so nahe beim Schloss leben ließ, okay, das war auf eine seltsame Art und Weise verständlich – aber dass er ihn mit zu seiner Junggesellenabschiedsparty nach Hogsmeade nehmen wollte? Für einen Moment überlegte Harry, ob er Hagrid hinterherlaufen und ihn davon abhalten sollte, aber das hatte wohl überhaupt keinen Sinn.
„Wo will er denn hin?“, fragte Charly in die Stille hinein.
„Da drin wohnt doch nicht etwa sein Halbbruder, oder, Harry?“
Harry drehte sich um; Lupin stand hinter ihm. Er lächelte, aber sein Gesicht war voller Falten, frischer Kratzer; er war unrasiert, unter seinen Augen waren die tiefsten Ringe, die Harry seit langem dort gesehen hatte. Lupin war eindeutig nicht gesund. Mit Mühe verdrängte Harry, was Hermine gesagt hatte – Werwölfe hatten eine niedrigere Lebenserwartung …
Harry nickte und versuchte ein Lächeln. „Ich vermute schon. Eigentlich lebt er in einer Höhle oben, aber für den heutigen Abend hat Hagrid ihn wohl – näher bei dem Haus untergebracht.“
„Sein Halbbruder?“ Bill lachte. „Dieser Riese? Den nimmt er mit?“
„Ein Riese, toll!“ Charly grinste Moody hämisch an. „Halt besser deinen Zauberstab bereit, Alastor, wenn Brop angreift, musst du uns verteidigen.“
„Grawp, nicht Brop“, warf Ron ein; er versuchte offenbar, so locker und furchtlos zu wirken wie seine Geschwister, aber seine unglückliche Miene verriet seine wahren Gefühle.
„Oh, da kommt er auch schon“, sagte Bill.
Von einiger Entfernung drangen laute Geräusche an Harrys Ohren: Etwas Schweres fiel in regelmäßigen Abständen auf den Boden. Und bald war hinter den Bäumen des verbotenen Waldes der Umriss etwas Großen, Riesigen zu erkennen, vor dem zwei kleinere Silhouetten herliefen.
„Sagt hallo zu Grawpy!“, rief Hagrid, als er den Rand des Waldes erreichte. Fang hatte es sehr viel eiliger als sein Herrchen: Er stürmte auf die Gruppe neben der Hütte zu und versteckte sich hinter Charlys Beinen. Da kam auch schon Grawp aus dem Wald heraus.
Wenn das überhaupt möglich war, war der Riese noch mehr gewachsen, seit Harry ihn das letzte Mal gesehen hatte (was, wie ihm jetzt einfiel und er schnell zu verdrängen versuchte, bei Dumbledores Begräbnis gewesen war). Sein hässlicher Kopf schien in unglaublicher Höhe über dem Dach von Hagrids Haus direkt auf Grawps Schultern zu sitzen, ohne irgendetwas, was an einen Hals erinnerte. Auf Grawps Nase sammelten sich einige unangenehm aussehende Pusteln, aber sein Mund war in einem weiten, fröhlichen Grinsen geöffnet, das ihm Ähnlichkeit mit einem Kind gab – einem äußerst hässlichen Kind. Zum festlichen Anlass trug Grawp etwas, das wie ein Ganzkörpermantel aus sehr dünner Baumrinde aussah.
„Hallo zu Grawpy!“, wiederholte Grawp die Worte seines Halbbruders, als er vor den anderen Gästen stehen blieb.
„Hallo, Grawp“, antworteten alle, abgesehen von Moody, mehr oder weniger im Chor. Grawp klatschte begeistert in seine Hände.
„Na gut, gehen wir!“ Hagrid strahlte, als er an Harry vorbei ging. Die anderen folgten ihm, Grawp als Schlusslicht. Harry wusste nicht, ob das so eine gute Idee war – aber dann bemerkte er, dass Moodys magisches Auge in seinen Hinterkopf blickte, also bestimmt nicht von Grawp abließ.
Beruhigt ließ Harry seine Sorgen darüber, dass ein ziemlich unzivilisierter Riese hinter ihm herlief, fallen, und seine Gedanken hin wandern, wohin sie wollten, während seine Füße Hagrid folgten. Immer wieder kam er bei dem Porträt von Dumbledore an, das er zu verdrängen versuchte … Dumbledore hatte seinen Bruder gebeten, Harry das Medaillon zu geben … Warum hatte Dumbledore das Medaillon nicht einfach seinem Bruder abgenommen, es ihm gleich gegeben?
„Wir sind auf dem Weg nach Hogsmeade.“
Harry blickte hoch. Sie hatten das Tor von Hogwarts erreicht. Zwei Auroren waren aus den Schatten vorgetreten, um sie abzufangen, aber als Hagrid sich erklärte, öffneten sie das Tor. Sie passierten es und eilten vorbei an zwei weiteren Auroren, die Hauptstraße ins Dorf entlang.
„Im Winter wird die Hochzeit sein“, sagte Hagrid, und erst jetzt erkannte Harry, dass sich alle anderen schon die ganze Zeit über in einem Gespräch befunden hatten. „In den Ferien, wenn die meisten Schüler daheim sind. Olympe is‘ ganz aufgeregt – hat gemeint, es is‘ für sie ‘ne Ehre, wenn sie in Hogwarts heiraten darf, hat sie gemeint. Hab gedacht, vielleicht will sie lieber in Frankreich – aber sie war voll für Hogwarts.“
„Sie mochte Dumbledore, nicht wahr?“, fragte Lupin, der von allen am aufmerksamsten zuhörte. Sie waren nun schon ganz nah an dem Wirtshaus von Madame Rosmerta.
Hagrid nickte traurig. „Sehr gern sogar … ‘Sis unglaublich, dass er weg sein soll – Grawpy war auch ganz fertig, was, Grawpy?“
„Grawpy traurig“, stimmte Grawp mit lauter Stimme zu.
„Grawp hat nicht nur Dumbledore gemocht“, sagte Hagrid nun, „sondern auch seinen Bruder. Aberforth.“
Harry hörte nun plötzlich mindestens genauso aufmerksam zu wie Lupin.
„Hab auch überlegt, ob wir nich‘ lieber in seinen Pub gehen soll. Im Eberkopf isses ruhiger un‘ alles – aber als ich Aberforth dann gefragt hab, hat er gemeint, er is‘ heute Abend nich‘ da.“
„Was?“
Harry konnte es nicht zurückhalten. Er war stehengeblieben, und merkte erst im letzten Moment, dass Grawp auf ihn treten würde, wenn er sich nicht bewegte. Er sprang zur Seite; Fang kam sofort zu ihm gelaufen, als würde er hoffen, dass Harry umdrehen und mit ihm nach Hause gehen würde.
„Was hast du gesagt?“, fragte Harry; seine Stimme klang heiser. „Aberforth ist heute nicht da? Wie meinst du das, Aberforth ist nicht da?“
„Naja, er hat gesagt, er muss Geschäfte erledigen.“ Hagrid blickte Harry verwirrt an; Moody hatte sein magisches Auge sogar von Grawp genommen und fixierte nun Harry stattdessen. „Er wollte irgendwas kaufen, glaub ich – macht er jedes Wochenende, hat er gesagt, und daher hab ich mich dann doch für die Drei Besen – WAS ZUM –“
Hagrid unterbrach sich selbst, als er, Lupin und Charly, die die Straße schon am weitesten entlang gegangen waren, mit dem Gesicht nach vorne auf den Boden geschleudert wurden. Eine mächtige Druckwelle hatte sie umgeworfen, die zusammen mit einer lauten Explosion aus der Richtung einer Seitenstraße gekommen war. Harry hörte entsetzt einen lauten Schrei, sah noch entsetzter Rauch hinter den Dächern der Häuser aufsteigen – sah Licht in der finsteren Nacht flackern, so hell, dass es sich nur um eines handeln konnte – spürte die Hitze, die sich langsam ausbreitete, die Hitze der Flammen …


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg