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Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Geschichte von Hogwarts

von Wizardpupil

Es war schon dunkel geworden. Wie schon so oft in letzter Zeit standen die vier in dem kleinen Wald neben der StraĂźe, auf welcher Woche fĂĽr Woche die Person erschien, auf die sie warteten. Es war Snapes Idee gewesen, auf diese Weise an die Aufgabe heranzugehen.
„Wo bleibt er denn heute?“ Die krächzende Stimme von Amycus Carrow durchbrach die Stille.
„Hab Geduld“, antwortete Snape; es war schwer zu sagen, ob er gelangweilt, müde oder konzentriert klang.
„Geduld, pah.“ Rookwood saß auf einem niedrigen Baumstumpf, die Arme verschränkt und einen angewiderten Blick auf Snape gerichtet. „Der Dunkle Lord hat uns angewiesen, so schnell wie möglich zurückzukehren! Was tust du überhaupt hier, Snape? Du hast doch eine ganz andere Aufgabe zu erledigen!“
„Bevor ich diese fortführen kann, muss ich nun einen Monat warten.“ Snape zeigte keine emotionale Reaktion darauf, so angefahren zu werden. Er starrte weiterhin auf die Straße, als er sprach. „Du weißt, dass es in dieser Kunst gewisse Aspekte gibt, die einen in seiner Willensfreiheit beschränken. Wenn man warten muss, dann muss man warten. Wenn man arbeiten muss, dann muss man arbeiten. Sonst wird man sein Ziel niemals –“
„Ja, ja, schon gut.“ Vincent Slycen, ein Neuzugang in den Kreisen der Todesser – und ein sehr vorlauter, wie Snape fand – klopfte Snape auf die Schulter; Snape zuckte zusammen, als hätte er ihn getreten. „Wir wissen, dass du ein großartiger Künstler bist. Hör also auf zu schwafeln.“
„Wieso ist der Dunkle Lord in letzter Zeit eigentlich so gut drauf?“ Amycus ließ seinen Zauberstab zwischen Zeigefinger und Daumen baumeln und beobachtete die grünen Funken, die aus der Spitze stoben. „Ich hab gehört, du weißt da mehr als wir, Snape.“
„Etwas, das unser Lord schon lange gesucht hat, ist zu ihm zurückgekehrt.“
Amycus stöhnte. „Ach was. Das haben wir auch schon gehört. Angeblich hat der neue Gefangene etwas damit zu tun – dieser Weasley. Stimmt es, dass es ein Weasley ist?“
Snape nickte.
„Ah, dem würde ich zu gerne einmal die Meinung sagen.“ Um genauer zu zeigen, was er damit meinte, zog Rookwood seinen Zauberstab und richtete ihn auf ein unsichtbares Opfer, ein bösartiges Glimmern in den Augen. „Ich hasse Blutsverräter. Die ganze Weasley-Bagage wird sterben, das sag ich dir.“
„Einen haben wir ja schon erledigt.“ Amycus grinste. „Das hat Avery gut gemacht.“
„Ja, ganz hervorragend.“ Zum ersten Mal war ein Tonfall aus Snapes Stimme eindeutig herauszuhören – Sarkasmus. „Er hat einen Halberwachsenen mit dreckigem Blut, der im Geist so viel Kind ist wie wir es nicht einmal mehr waren, als wir nach Hogwarts gekommen sind, dessen Eltern beide Nichtsnutze waren. Ein besseres Opfer hätte Avery gar nicht erledigen können.“
„Natürlich, Snape, du hättest Potter und den Rest des Weasley-Klans gleich noch mit erledigt.“ Slycen rollte mit den Augen. „Wie auch immer – beim Begräbnis waren die alle ganz schön niedergeschlagen, kann ich euch sagen – auch Potter.“
„Ach ja, du warst ja dort.“ Amycus hörte auf, seinen Zauberstab zu schwenken, und blickte zu Slycen.
„Als Bestattungsunternehmer ist man schnell mal bei Begräbnissen dabei“, antwortete Slycen und zuckte mit den Schultern. „Aber der Dunkle Lord hat mir strikt verboten, etwas zu tun, falls du das meinst. Ich durfte niemanden angreifen.“
„Natürlich nicht“, sagte Snape; er hatte sich immer noch kein Stück bewegt, die Augen immer noch nicht von der Straße genommen. „Der Lord braucht seine Todesser unter den gewöhnlichen Leuten. Gut – da kommt er.“
Die anderen Todesser richteten ihre Aufmerksamkeit sofort auf die Straße. Durch die Bäume und Büsche, hinter denen sie sich versteckten, hindurch sahen sie, wie eine große Gestalt apparierend auf der Straße erschien. Slycen hob seinen Zauberstab und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sagte er: „Außer uns und ihm keiner in der Nähe.“
„Gut“, sagte Snape erneut. Er hob seinen Zauberstab ebenfalls, richtete ihn auf den Mann auf der Straße, der nun zum Gehen ansetzte, und dachte: Imperio!
Der Mann hielt sofort an.
Rookwood sprang auf die Straße, eilte zu dem Mann hin. Dann zog er ihn in den Wald zurück, zu den anderen Todessern. Im Mondlicht erkannten sie, dass sie den richtigen erwischt hatten (alles andere wäre unwahrscheinlich gewesen, denn niemand sonst apparierte jedes Wochenende um fast genau die gleiche Zeit an genau die gleiche Stelle auf dieser sonst so verlassenen Straße). Aberforth Dumbledores Mund stand leicht offen, wie jedes Mal, wenn Snape ihn mit dem Imperius-Fluch belegte.
„Hast du Potter das Medaillon gegeben?“, fragte Snape. „Antworte ehrlich.“
Aberforth nickte. „Ja, das habe ich getan.“
Die anderen drei Todesser hoben ihre Köpfe, warfen einander überraschte, aber wild entschlossene Blicke zu.
„Gut“, wiederholte Snape. Dann wandte er sich an Slycen, Rookwood und Amycus. „Haltet euch an ihm fest, am besten an seinen Schultern.“
Sie taten, was er verlangte. Snape legte seine eigene Hand auf Aberforth Dumbledores Arm.
„Bring uns in den Eberkopf“, sagte er mit ruhiger Stimme.
Aberforth disapparierte sofort und nahm die Todesser mit sich; getragen von einem Bewohner von Hogsmeade war es für sie kein Problem, das Dorf zu betreten. Kurz, bevor sie in das Nichts der Apparation verschwanden, warf Snape einen Blick auf das andere Ende der Straße. Hinter einem Gittertor waren dort die ersten paar Gräber des Friedhofs zu sehen, der sich dort befand. Snape war schon mehrmals dort gewesen, und er wusste, warum Aberforth hier jedes Wochenende herkam. Denn direkt hinter dem Grab von Eileen Snape stand das Mausoleum der Familie Dumbledore.
„Schäbig wie immer.“
Sie standen in dem dreckigen Schankraum von Aberforth Dumbledores Wirtshaus. Slycen beäugte eine große Spinne, die sich neben seinem Kopf an einem Faden hochzog, mit Misstrauen.
„Wenn’s dir nicht gefällt, Vincent, dann zerstör’s doch.“ Amycus grinste bedrohlich.
„Weißt du was?“, entgegnete Slycen. „Ich glaube, das ist genau das, was ich tun werde.“
„Ich dachte, das wäre meine Aufgabe!“ Rookwood klang ernsthaft wütend.
„Wir tun es zusammen.“ Snapes klare, emotionslose Stimme schnitt wie ein kaltes Messer durch die Ohren der anderen Todesser. „Wie es uns ursprünglich aufgetragen wurde.“
„Und wer kümmert sich um den Alten?“, fragte Rookwood.
Aberforth stand neben ihnen, der geistlose Aufdruck auf dem Gesicht im Augenblick die größte Unähnlichkeit zu seinem Bruder.
„Avada Kedavra!“
„Nein!“
Aber zu spät hatte Snape erkannt, was Rookwood vorhatte. Als sich keiner gemeldet hatte, um Aberforth zu töten, hatte er beschlossen, es einfach selbst zu tun; als das grüne Licht auf Aberforth zuschoss, konnte Snape ihn nicht mehr aufhalten. Aberforth sackte zu Boden; steif blieb er liegen, ohne den Ausdruck der plötzlichen Erkenntnis, dass er gleich sterben würde, in seinen Augen. Diese Erkenntnis war ihm erspart geblieben, denn seine letzten Minuten hatte er als willen- und geistlose Marionette eines anderen Zauberers verbracht.
„Du Dummkopf!“, kreischte Snape.
„Psst!“ Amycus starrte Snape entsetzt an. „Sei leise, sonst hört uns wer, bevor wir weg sind! Warum schreist du denn so?“
„Was, wenn der Dunkle Lord noch Informationen von ihm wollte?“, zischte Snape Rookwood an, nun tatsächlich bemüht, leise zu sprechen.
„Der hat alle Informationen, die er braucht“, erwiderte Rookwood gelassen. „Wie oft hat er den Alten da befragt, bevor wir ihn endlich umbringen durften? Zehnmal?“
„Kommt hin.“ Slycen betrachtete den toten Aberforth gelangweilt. „Hört mal, wenn wir schon mal hier sind – warum nicht ein bisschen Unruhe in Hogsmeade stiften?“
„Weil wir die Anweisungen des Dunklen Lords einhalten müssen“, sagte Snape in seiner alten Ruhe, aber er schien um sie kämpfen zu müssen. „Zündet das Haus an, dann gehen wir.“
Und nur eine Sekunde nachdem das Holz des Eberkopfes Feuer gefangen hatte, waren die vier verschwunden. Zurück ließen sie nichts als eine Leiche und ein Haus, das kurz davor war, ebenfalls zu sterben, wenn man es so nennen wollte …

In Hogsmeade brach die Panik aus. Aus allen Häusern stürmten die Ladenbesitzer, die Verkäufer, die Bewohner der Miethäuser, viele von ihnen im Bademantel. Als sie dann das Feuer sahen, das immer höher Richtung Himmel stob, rannten sie schreiend zurück in die Häuser, vermutlich, um ihre wichtigsten Besitztümer zu holen und zu disapparieren. Jedem war sofort klar: Die Todesser hatten angegriffen.
Hagrid nahm Grawps Hand und führte ihn mit schnellen Bewegungen in eine Seitenstraße, vermutlich zurück in den Wald. Hunde bellten, Katzen schrien; die Auroren, die Wache gestanden hatten, kamen sofort herbeigerannt, riefen durch offene Fenster in die Häuser hinein, alle sollten sich beruhigen, stürmten zu dem brennenden Haus. Ein paar Auroren kümmerten sich um die kleine Gruppe von Leuten, die den Junggesellenabschied eines ihrer besten Freunde feiern wollten. Sie wiesen sie an, sofort nach Hogwarts zurückzukehren – da waren Bill, Charly, Lupin und, allen voran, Moody schon losgerannt.
Ron aber war bei Harry geblieben. Der bewegte sich nämlich kein Stück, hörte das dringliche Rufen der Auroren, er solle ins Schloss laufen, nur aus der Ferne. Rons Stimme hörte er aber deutlicher.
„Alles in Ordnung?“
Harry antwortete nicht. Sein Kopf tat ihm weh. Er hob die Hand, um ihn zu reiben – da erkannte er, dass es die Narbe war, die ihm schmerzte.
„Komm“, sagte Ron, „wir müssen zurück nach Hogwarts.“
„Aberforth –“, hörte sich Harry sagen.
„Wir können nichts tun, Harry. Nun komm schon. Bitte.“
Ron zog ihn am Arm, er wehrte sich nicht. Die Flammen warfen rotes Licht durch den dunklen Abend, es flackerte an den Wänden der paar Häuser, die aus weißem Stein gemacht waren. Es war ein seltsamer Anblick; wie Abendrot, das sich im Wasser spiegelte. Das Feuer machte Harry keine Angst – es war das, was er damit verband. Es war, was geschehen war – wovon er wusste, dass es geschehen war.
Die beiden gingen hastig und schweigend nebeneinander her, die Straße entlang zurück zum Schloss. Harry erinnerte sich an das, was Hermine gesagt hatte. Sie hätten ihn warnen müssen, ihn von Harrys Traum erzählen, ihm sagen, was darin passiert war … dass Lord Voldemort kommen, Aberforth töten, den Eberkopf in Brand stecken würde. Warum hatte er es ihm nicht gesagt? Warum hatte er nicht auf Hermine gehört? Sie hatte – wieder einmal – Recht gehabt. Zu glauben, Aberforth wäre sicher, nur weil Hogsmeade durch irgendwelche Zauber geschützt war … Es war doch klar, dass Aberforth Hogsmeade auch hin und wieder verlassen würde. Und die Todesser mussten ihn überfallen haben, ihn gezwungen haben, sie nach Hogsmeade zu führen – wie es wohl nur die Einwohner des Dorfes tun konnten. Vielleicht hatte sogar Voldemort selbst all das getan …
Er hätte auf Hermine hören sollen. Er hatte ihr wieder Unrecht getan. Jetzt konnte er ihr gar nicht mehr unter die Augen treten …
Sie erreichten das Tor von Hogwarts. Die beiden Auroren, die diese Seite des Eingangs bewachten, standen regungslos da, blickten nur hinĂĽber nach Hogsmeade; das Feuer war sogar von hier aus noch zu sehen.
„Wollt ihr nicht helfen gehen?“, fragte Ron schnippisch.
„Wir haben Anweisungen“, erwiderte einer der Auroren nur.
Ron schnaufte, dann gingen er und Harry durch das Tor, nachdem die Auroren es geöffnet hatten. Auf der anderen Seite standen die anderen beiden Auroren, ebenso regungslos, und zwei weiteren dieser Gestalten begegneten sie am Eingang des Schlosses.
„Wir sollten Hermine sofort bescheid sagen“, sagte Ron, als sie die Eingangshalle betreten hatten.
„Tu du das“, sagte Harry; sein Mund war seltsam trocken. „Ich geh schlafen – gute Nacht.“
Er wusste, dass Ron noch etwas sagen wollte, aber er gab ihm keine Chance dazu. Er lief zur Marmortreppe, nahm mit jedem Schritt drei Stufen auf einmal, sprintete zu einem Geheimgang; er war froh, dass ihm niemand entgegenkam. Er wollte jetzt mit keinem sprechen, deshalb hatte er es auch so eilig.
Schließlich erreichte er das Porträt der fetten Dame. Es waren sicher Schüler im Gemeinschaftsraum. Er würde einfach an allen vorbeigehen, direkt in den Schlafsaal … nicht antworten, wenn jemand seinen Namen rief. Genauso würde er es machen …
Er nannte der Dame das Passwort, betrat den Gemeinschaftsraum. Es waren tatsächlich viele Schüler hier – so viele sogar, dass niemand seine Ankunft bemerkte. Besser hätte es gar nicht sein können. Er drängte sich an einer Gruppe von kichernden Mädchen vorbei zu der Treppe, die zu den Schlafsälen führte.
Sekunden später ließ er sich in sein Bett fallen.
Seine Narbe hatte aufgehört zu schmerzen, aber er fühlte sich müde, ausgelaugt. Erschöpfter als nach jedem Quidditch-Match, das er jemals gespielt hatte. Kein Wunder, fiel ihm da ein, er war sehr schnell gerannt auf dem Weg hier hoch. Aber es war nicht nur das.
Aberforths Tod nagte an ihm, an seinem Kopf, an seinem Gewissen, und an seinem Körper. Er hatte die Leiche zwar nicht gesehen, nichts Genaues von den Auroren gehört – und doch wusste er es ganz genau. Er hatte versagt, er hätte Aberforth beschützen, zumindest warnen müssen. Nun war Dumbledores Bruder gestorben. Und es war seine Schuld; seine allein.
Anderen mochte es kindisch vorkommen, aber Harry kämpfte mit den Tränen. Schon lange nicht mehr hatte so sehr weinen wollen. Es war nicht wirklich Aberforth, um den er trauerte, und deshalb fühlte er sich noch schlechter. Dumbledore musste ihn jetzt hassen, wenn er ihn sehen konnte – er hatte seinem Bruder den Tod beschert …
Harry hob seine Hände, ballte sie zu Fäusten – schlug mit aller Kraft gegen die Matratze seines Bettes. Und dann schrie er. Er stieß einen einzelnen, lauten Schrei voller Wut aus. Keine Trauer, nur Wut. Zorn über diese weitere, furchtbare Niederlage. Über einen Fehler, der einem unschuldigen Menschen das Leben gekostet hatte.
Scheinbar hatte niemand seinen Schrei gehört, denn keiner kam in den Schlafsaal gestürmt, um nach ihm zu sehen. Das war gut. Er wollte jetzt nicht gestört werden.
Harry stand auf, kniete sich auf den Boden, zog seinen Koffer unter seinem Bett hervor. Mit einem Blick auf seinen Nachtschrank öffnete er ihn – die goldene Uhr, die er zum Geburtstag erhalten hatte, glänzte leicht rötlich, als wolle sie ihn verspotten, an das Feuer in Hogsmeade erinnern, das vermutlich gerade gelöscht wurde.
Das, was Harry in seinem Koffer suchte, war das Medaillon. Das silberne. Das von Salazar Slytherin. Er wollte seinem Geheimnis auf die Spur kommen – wollte erfahren, wieso Dumbledore es ihm zukommen hatte lassen, wieso er es ihm nicht selbst gegeben hatte. Wollte das Medaillon öffnen, das verdammte Medaillon …
Er hatte es ganz unten in seinen Koffer gelegt, in der Hoffnung, dass es dort gut versteckt war.
Ein Kleidungsstück nach dem anderen, ein Buch nach dem anderen warf er unachtsam aus dem Koffer. Viele Bücher landeten offen auf dem Boden. Dann war der Koffer endlich fast ganz leer – nur noch einige Socken, Federn, leere Tintenfässer, zerknüllte Pergamentfetzen lagen dort, und einige Glassplitter, die sich Harry nicht sofort erklären konnte, aber sie waren ihm egal. Denn noch etwas lag in dem Koffer: Die beiden Medaillons, eines silbern, eines golden; beide keine Horkruxe.
Harry griff nach dem silbernen Medaillon, riss es an sich. Und als er, die Hände fest um es geschlossen, das Medaillon gegen das Licht der Kerze halten wollte, die er beim Betreten des Raumes angezündet hatte – fiel sein Blick auf etwas anderes. Etwas, das ihn irritierte, auch wenn er nicht sofort wusste, wieso. Er sah genauer hin – und es war ihm sofort klar, wieso.
Eines der Bücher, das offen da lag, war nicht wie die anderen. Es erinnerte Harry an ein anderes Buch, und es war keine schöne Erinnerung – deshalb hatte es Harrys Aufmerksamkeit so erregt.
In dieses Buch hatte jemand etwas mit der Hand hineingeschrieben.
Harry legte das Medaillon neben sich auf den Boden und griff nach dem Buch, seine Neugierde geweckt; er war sogar aufgeregt, aus irgendeinem Grund. War es, weil er bei diesem Anblick an das Buch des Halbblutprinzen denken musste? Nein – der Grund wurde ihm klar, als er die Schrift in dem Buch näher betrachtete.
Es war Dumbledores Handschrift.
Harry erstarrte. Das – was war das? Hatte – hatte Dumbledore tatsächlich selbst etwas in dieses Buch geschrieben? Wann? Er hatte es doch erst vor kurzem erhalten, es musste eines seiner Schulbücher sein –
Er schloss das Buch und blickte auf den Umschlag. Geschichte von Hogwarts, stand da. Harry erinnerte sich vage, das Buch aufgehoben und sich gefragt zu haben, für welches Fach er es wohl brauchen würde. Nun beschlich ihn das Gefühl, dass es überhaupt nicht für eines seiner Schulfächer bestimmt war.
Mit zitternden Händen öffnete er das Buch wieder; was immer Dumbledore geschrieben hatte stand auf den letzten Seiten des Buches, zum Teil auch auf dem inneren Umschlag. Mit angehaltenem Atem begann Harry zu lesen.

Lieber Harry,
es gibt bestimmt vieles, was du im Moment nicht verstehst. So, wie ich dein Interesse an der Geschichte der magischen Welt einschätze, hast du dieses Buch nicht sofort geöffnet, als du es erhalten hast. Da ich Minerva nicht gebeten habe, dich darauf aufmerksam zu machen, dass
Geschichte von Hogwarts keines deiner Schulbücher ist, wirst du auch nicht verstanden haben, dass es sich hierbei um eine ganz besondere Ausgabe handelt – das wäre dir nur mit Fähigkeiten möglich gewesen, die Professor Trelawney zu haben behauptet. Dieses Buch ist aus zwei Gründen ganz besonders: Einerseits, weil ich hier meine allerletzten schriftlichen Worte verfasse, die ausschließlich an dich (und natürlich, wenn du sie ihnen präsentieren möchtest, an Mr Weasley und Miss Granger) gerichtet sind; andererseits, weil es ein Exemplar einer der ersten Auflagen ist. Was heute als Mythos gilt, ist hier noch als Fakt beschrieben. Und das könnte dir nützlich sein, Harry.
Da du also vermutlich erst unter bestimmten Umständen auf die Idee gekommen bist, einmal einen Blick hier herein zu werfen, würde es mich auch nicht wundern, wenn du mittlerweile nach Hogwarts zurückgekehrt bist, vielleicht sogar schon mit meinem Bruder gesprochen hast. Und genau deshalb denke ich auch, dass es einiges gibt, das du nicht verstehst. Lass mich versuchen, einiges aufzuklären.
Hogwarts ist ein wunderbares Schloss, Harry. Es ist ein Zuhause für so viele Menschen, schon seit so langer Zeit. Besonders für dich ist es wichtig, denn du hast dich niemals irgendwo so wohl gefühlt wie in Hogwarts. Wir wissen beide, dass das auch für Tom Riddle gilt. Aber genauso wissen wir beide – und vergiss das niemals, Harry –, dass es nicht darauf ankommt, worin ihr euch ähnelt. Was dich von ihm unterscheidet, das zählt. Denke daran.
Aber ich möchte auf das Thema zurückkommen. Abgesehen von meiner Annahme, dass du mit meinem Bruder bereites gesprochen hast (wenn nicht, dann mach dich schon einmal bereit für eine kleine Überraschung!), muss ich leider auch davon ausgehen, dass ich mittlerweile tot bin, wenn du das liest. Ich kann dir leider nicht sagen, woher ich das weiß, aber sieh es so: Ich bin an die hundertfünfzig Jahre alt und habe mich beim Finden und Zerstören eines Horkruxes des Schwarzesten Magiers aller Zeiten schwer verletzt – es braucht kein Genie, um da zu verstehen, dass der Tod schon fast an die Haustür klopft.
Und außerdem hättest du dieses Buch hier niemals erhalten, wenn ich jetzt nicht tot wäre. Um es einmal zu sagen, wie es ist.
Dieses großartige, uralte Gebäude voller Magie, das wir Hogwarts nennen, hat auch einige Geheimnisse. Räume wie die Kammer des Schreckens und der Raum der Wünsche gelten als solche Geheimnisse – du hast sie gelüftet, Harry. Warum nicht ein paar weitere aufdecken?
In Kriegszeiten wird Hogwarts dir und allen anderen, die es und die gute Seite verteidigen wollen, als die sicherste Festung dienen, die es überhaupt gibt. Ich kenne nicht viele Details, was das anbelangt, aber eines weiß ich sicher: Hogwarts wird das nur tun, wenn die Häuser zusammenarbeiten! Ich glaube, ich habe zu Lebzeiten den Fehler gemacht, dir viel zu selten zu erklären, wie ungeheuer mächtig und wichtig die vereinten Kräfte der vier Häuser von Hogwarts sind. Der sprechende Hut kann dir davon bestimmt hunderte Lieder singen.
Was hat das nun mit dir zu? Ich werde sicher nicht verlangen, dass du dich in der großen Halle auf ein Podest stellst und den Schülern zurufst, dass der Weltuntergang droht, wenn sie nicht zusammenarbeiten. Nein, was du tun könntest, wären verschiedene andere, nützlichere Dinge:
Beschränke dich nicht in der Wahl deiner Helfer. Ich bleibe dabei, verrate niemandem außer Mr Weasley und Miss Granger etwas von den Horkruxen – das wäre nicht ratsam. Aber es gibt unzählige Personen – Zauberer, Hexen, magische Wesen (vielleicht sogar Muggel? Denke darüber nach!) –, die nichts lieber tun würden, als dir, dem Jungen, der lebt, zu helfen. Egal, wie viel du über den Nutzen ihrer Taten preisgibst.
Und bevor du mich falsch verstehst und dich an das Ministerium wendest – was vielleicht im Laufe deiner Abenteuer nötig sein wird, aber erst später, Harry –, weise ich noch eindringlicher auf das hin, worauf ich hinaus möchte: Suche diese Hilfe innerhalb der Wände von Hogwarts! Scheue nicht zurück vor anderen Häusern, auch nicht vor Slytherin, oder vor den Lehrern oder anderen Bediensteten! Und wende dich an mich, wenn du gar nicht mehr weiterweist. Ich mag tot sein – aber ich nehme an, ihr habt meinen Körper nicht einfach in eine Besenkammer geworfen und ein Stück Pergament mit der Aufschrift „Hier ruht Albus Dumbledore“ auf die Tür geklebt. Vielleicht findest du Trost an meinem Grab. Ich zumindest habe die Ausflüge zu den Gräbern meiner Eltern immer als lohnenswert empfunden.

Und zu guter Letzt: Falls du mittlerweile ein oder mehrere Horkruxe gefunden hast – herzlichen Glückwunsch! Falls du Voldemort bereits erledigt hast – ein Hoch auf dich; aber die Worte hier habe ich dann dennoch nicht umsonst geschrieben, denke ich. Verbreite die Botschaft. Hogwarts ist mächtig, wenn die Häuser vereint sind.

Alles Liebe,
Albus Dumbledore

PS: Eine Möglichkeit hätte ich fast vergessen. Solltest du nicht nach Hogwarts zurückgekehrt sein – um Himmels Willen, Harry, tu das jetzt, solange es nicht zu spät ist.


Eine Träne fiel auf die letzten paar Wörter.


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