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Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Deren Totenrelikte

von Wizardpupil

Ein einsamer Wasserspeier stand an der Wand des ansonsten so leeren Korridors im siebten Stock. Schon oft hatte Harry den Raum betreten, der von der Statue verborgen wurde. Und immer hatte dann dort dieser alte Mann gewartet, mit der Halbmondbrille und dem langen weißen Bart … immer, bis auf das letzte Mal. Und obwohl er es schon einmal erlebt hatte, war der Gedanke, nur in Dumbledores ehemaliges Büro zu gehen, ein schockierender, unerträglicher.
AuĂźerdem wusste er nicht einmal, wie er es anstellen sollte.
„Säuredrops?“, fragte Harry den Wasserspeier, gewiss, dass das nicht mehr das Passwort war. Überhaupt glaubte er nicht, dass McGonagall sonst irgendeine Süßigkeit als Passwort benutzen würde. Auch diese Zeiten waren vorbei.
Und der Wasserspeier bewegte sich tatsächlich nicht.
„Schrimpelzunge?“, versuchte Harry es diesmal mit dem aktuellen Passwort des Gryffindor-Turms, aber auch das funktionierte nicht.
„So kommen wir nicht weiter“, sagte Hermine mit gequälter Stimme. Seit Harry und Ron ihr abwechselnd erklärt hatten, was das Symbol zu bedeuten hatte (und dabei waren sie wieder einmal gerannt, weshalb sie so ausgelaugt gewesen waren, als sie diesen Korridor erreicht hatten, dass sie fünf Minuten lang nur pursten hatten können, sitzend oder an die Wand gelehnt), war sie fast noch gewillter als die beiden, mehr darüber herauszufinden. Scheinbar sagte ihr das Gerät, das Dumbledore damals benutzt hatte, mehr als Harry oder Ron.
„Könnte McGonagall wo anders sein?“ Ron sah sich um, als würde er hoffen, dass sie gleich um die Ecke gebogen kam. „Wir können sie ja suchen und sie bitten, uns das Passwort zu verraten.“
Hermine seufzte. „Ist wohl das einzige, was wir tun –“
„Ich muss mit Dumbledore sprechen.“
Ron und Hermine sahen Harry ĂĽberrascht an.
„Ich muss mit Dumbledore sprechen“, wiederholte Harry, aber der Wasserspeier rührte sich nicht. Harry wusste – fühlte –, dass es so oder auf eine ähnliche Weise möglich war, in das Büro zu kommen. Ihm zumindest war es möglich. Aber – nur ihm … also musste er etwas sagen, das – aber natürlich!
„Es geht um die Horkruxe“, sagte Harry.
Mit einem Geräusch, das das Alter des Wasserspeiers erahnen ließ, sprang dieser zur Seite, gab die Wand hinter sich frei, die sich sofort für eine Wendeltreppe öffnete.
„Woher hast du das gewusst?“, fragte Ron mit kaum mehr als einem Flüstern.
„Es ist logisch“, meinte Hermine, aber auch sie klang beeindruckt.
Harry antwortete, zufrieden mit Hermines Beitrag zu der Sache, Ron nicht und stieg den anderen beiden voraus die Wendeltreppe empor. Hinter ihnen schloss sich der Geheimgang laut hörbar wieder, und sie standen schließlich vor einer Tür mit einem Knauf, der die Form eines Greifs hatte. Harry war kurz davor, ihn zu drehen und einfach zu öffnen, als er es sich anders überlegte und stattdessen klopfte. Aber niemand antwortete von innen, niemand bat ihn hinein. Also öffnete er die Tür schließlich doch selbst.
Nichts hatte sich verändert, stellte Harry zu seiner großen Überraschung fest. Er hatte damit gerechnet, dass McGonagall Dumbledores merkwürdige Gerätschaften durch ihre eigenen Besitztümer ersetzen würde – aber vermutlich waren das gar nicht Dumbledores Maschinen, sondern die desjenigen, der Schulleiter von Hogwarts war … Jedenfalls pufften und pfiffen die silbernen Instrumente auf ihren kleinen Tischen vor sich hin – manche, wie Harry jetzt zum ersten Mal auffiel, bewegten sich auch, drehten sich so langsam, dass man es kaum merkte.
Seine Augen suchten alle Geräte ab, alle Tische, auch die Schränke mit ihren Glaswänden, auf der Suche nach dem Instrument, das sie suchten. Dieses pyramidenförmige – von vorne betrachtet dreieckige – Ding aus Glas, mit der Kugel darin, das Harry damals, als Dumbledore es benutzt hatte, kaum beachtet hatte … Ein Glück, dass Ron sich noch daran erinnert hatte.
Aber noch bevor er das Gerät entdeckte, fand er etwas anderes, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Etwas hatte sich ja doch verändert seit Dumbledores Zeit hier – das Porträt direkt hinter dem Schreibtisch. Dumbledore schlief immer noch, sein Gesicht die friedlichste Miene, die man sich an einem Toten vorstellen konnte.
Andere ehemalige Schulleiter waren wach und betrachteten die Neuankömmlinge auf unterschiedliche Weise: Manche einfach nur überrascht oder neugierig, andere fröhlich und freundlich („Da ist ja Mr Potter, wie schön!“, rief der rotbackige Fortescue), wieder andere mit Missbehagen.
„Mr Potter, ganz Recht“, sagte Phineas Nigellus Black, seine Nase gerümpft als würde er etwas Scheußliches riechen. „Hält sich für wichtig genug, einfach in das Büro einzudringen. Und seine beiden Freunde hat er auch mitgebracht. Wie – reizend.“
Aber Harry hörte kaum zu. Nachdem er Dumbledores Porträt entdeckt hatte, fiel ihm doch noch eine weitere Veränderung auf: Die Stange, auf der früher Dumbledores Phönix Fawkes geruht hatte, war fort. Aber Gryffindors Schwert in seiner Vitrine und der sprechende Hut auf seinem Regal erinnerten Harry (aus einem für ihn unerfindlichen Grund) an das, weshalb er hier war, und er konnte sich schließlich losreißen von dem Porträt und der Stelle, an der die Vogelstange gestanden hatte.
Er ließ seinen Blick ein weiteres Mal über das kreisrunde Büro schweifen – da tippte ihm Hermine auf die Schulter.
„Meint ihr das dort?“, fragte sie, und sie zeigte auf den storchbeinigen Tisch, der dem Schreibtisch am nächsten war. Zwischen einem ballförmigen Kristallkörper (einer Wahrsagekugel nicht unähnlich) und einem zylinderförmigen Gerät, das leise surrte, stand die Pyramide. Sie machte kein Geräusch, bewegte sich nicht, stieß auch keinen Rauch aus wie damals, als Dumbledore sie benutzt hatte. Aber sie war unverwechselbar. Eine exakte Nachbildung des Symbols auf dem Grabmal – oder vermutlich eher umgekehrt: Das Symbol war eine Nachbildung des Geräts. Ein Hinweis, versteckt von Dumbledore, um von Harry gefunden, verstanden – und genutzt zu werden.
Harry ging zu dem Tisch, griff nach dem Gerät und hob es hoch. Es war ganz leicht, das Glas ziemlich kalt. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er hatte das Gefühl, dass die Kugel im Inneren, aufgespießt auf diesem Stab (im Zeichen auf dem Grabstein repräsentiert von dem Strich), kurz aufgeleuchtet hatte, als er seine Hände auf das Glas gelegt hatte. Aber es war schon wieder vorbei und die Kugel war wieder ihr übliches Silber.
„Und?“ Ron klang angespannt.
„Was?“, fragte Harry zurück. „Was erwartest du denn?“
„Na – dass es irgendwas macht!“
Harry betrachtete das Instrument konzentriert, schüttelte es, stellte es ab und klopfte auf das Glas – zog seinen Zauberstab, berührte es damit – hob es wieder hoch, hauchte es an, sagte „Im Wesen gespalten“ – erinnerte sich an die Schlange, die aus der Spitze emporgestiegen war damals, wiederholte die drei Worte, aber diesmal in Parsel. Aber nichts geschah.
„Was hat Dumbledore denn damals gemacht, um es zu aktivieren?“, wollte Hermine wissen.
Harry verbiss sich seinen Kommentar. Als hätte ich es nicht schon getan, wenn ich es wüsste.
„Er hat es nur mit der Spitze seines Zauberstabs berührt“, sagte Ron, „aber das hat Harry ja auch schon getan. Wahrscheinlich hat er damals irgendeinen Zauber benutzt, ohne ihn auszusprechen.“ Er seufzte. „Ganz so vorausblickend war er wohl doch nicht, der Alte, sonst hätte er ihn laut gesagt, damit wir ihn uns merken.“
Sein Blick wanderte zu Dumbledores Porträt. Harry hingegen wandte sich wieder dem Ding zu. Irgendwie musste er es doch aktivieren können, sonst hätte Dumbledore nie den Hinweis auf seinem Grabstein hinterlassen … Vielleicht konnte ihm irgendjemand dabei helfen … Eigentlich fiel ihm niemand ein außer Dumbledore selbst … Aber – Dumbledore selbst? War das möglich?
Harry drehte sich um und ging mit groĂźen Schritten um den Schreibtisch herum.
„Was tust du?“, rief Hermine, aber Harry antwortete nicht. Er blieb stehen, starrte angestrengt auf das Gesicht von Dumbledore und sagte dann:
„Ich muss mit Ihnen sprechen, Professor Dumbledore. Jetzt.“
Nichts.
„Es ist wichtig, Professor Dumbledore. Ich muss mit ihnen sprechen. Ich, Harry!“
Immer noch nichts; Dumbledore schnarchte leise, und Phineas Nigellus rief empört, „Also wirklich!“
„Professor Dumbledore, es geht um die Horkruxe!“
Die schlafende Gestalt regte sich – Dumbledore zuckte von einer Seite zur anderen, als hätte ihn etwas erschreckt. Aber sonst geschah nichts – zumindest nicht sofort. Langsam gingen die Augen hinter der Halbmondbrille einen Spalt breit auseinander; Harry fuhr hoch, als Dumbledore seine Hand hob und seine Nase kratzte; dann blinzelten die Augen, bis sie schließlich ganz offen waren. Harry hätte schwören können, von fern einen überraschten Aufruf zu hören – hatte Hagrid bemerkt, dass der Dumbledore in seiner Hütte sich in dem Porträt bewegt hatte?
Harrys Inneres verkrampfte sich, als Dumbledore sich streckte, gähnte und dann mit verschlafenen Augen auf Harry blickte. Sein Mund zog sich in ein breites, glückliches Lächeln.
„Harry!“ Seine Stimme war nicht so alt, wie sie in dem Jahr vor seinem Tod gewesen war. „Wie schön, dass du hier bist!“
Hinter ihm atmeten Ron und Hermine laut auf, als wären sie entsetzt – und Harry konnte nicht einmal das geringste Geräusch von sich geben. In seinem Kopf wirbelten die Gedankenfäden lose umher, verschwanden, um einem sinnlosen Rauschen Platz zu machen. Dumbledore – Dumbledore sprach mit ihm – er war wieder da …
Dumbledore kicherte. „Geht es dir gut, Harry? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
Harry öffnete den Mund, um etwas zu sagen – brachte aber nur Gestotter hervor. „Ich – ich –“
„Du hast mich aufgeweckt“, half Dumbledore Harry auf die Sprünge. „Vermutlich, um Informationen einzuholen. Nur zu, frag mich schon.“
„Ich – aber ich – Sie –“
„Ich bin nicht wieder lebendig, Harry, falls du das denkst!“ Dumbledore lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. „Ich bin auch nicht ganz ich selbst – also, der Dumbledore, den du gekannt hast, meine ich damit. Aber ich bin sicher –“ (sein Blick wanderte zu Hermine) „– dass Miss Granger dir die Magie und die Tücken der Porträtmalerei in der Welt der Zauberer genauestens erklären kann. Im Moment gibt es wichtigere Dinge.“ Er sah hinab auf die Hände des immer noch regungslosen Harry. „Oha.“ Sein Lächeln weitete sich. „So weit bist du schon? Viel Hilfe brauchst du ja dann gar nicht mehr.“
Die Verwirrung weckte Harry aus seiner Trance – er wusste nicht, was Dumbledore meinte, sah selbst hinab auf seine Hände. Natürlich: Er hielt das Gerät. Der Anblick half ihm, sich völlig zusammenzureißen. Er räusperte sich.
„Also – ja, deswegen wollte ich mit Ihnen reden.“ Du sprichst mit Dumbledore, ging es ihm die ganze Zeit durch den Kopf. Du sprichst mit Dumbledore, obwohl er tot ist. Du sprichst wieder mit Dumbledore, obwohl er nicht mehr lebt … Sein Herz schlug unglaublich schnell – Dumbledore war tot, aber nicht fort! Egal, was er vorhin gesagt hatte, wegen der Magie der Porträts – Dumbledore war tot, und er sprach trotzdem mit ihm … was das bedeutete … die Möglichkeiten … Sirius – seine Eltern! „Dieses Gerät hier – ein Zeichen, das genauso aussieht, befindet sich in Ihrem Grabmal.“
„Dann ist ja gut.“ Dumbledore nickte zufrieden. „Ich habe es dort platzieren lassen – besser gesagt, selbst platziert. Der recht praktische Zauber, den ich angewandt habe, um mein Grab selbst zu erschaffen, sollte ich sterben – habt ihr den gesehen? Ja? Ihr solltet darüber nachdenken, ihn auch zu lernen – erspart einem vielleicht, einmal in irgendeinem beliebigen grauen Sarg zu landen. Jedenfalls habe ich gehofft, dass du ihn entdecken, dich an das Gerät erinnern, ins Büro kommen und mich wecken würdest.“ Er zwinkerte. „Schien mir die passende Art zu sein, dir auf die Sprünge zu helfen.“
„Aber – aber warum haben Sie mir das Gerät nicht einfach gegeben und erklärt, was es ist?“, fragte Harry, aufrichtig irritiert.
„Aah“, seufzte Dumbledore. „Ich dachte schon, dass du so etwas fragen würdest. Es mag dir seltsam vorkommen – vielleicht sogar gemein – aber ich wollte dich herausfordern, Harry. Es dir nicht zu leicht machen.“ Er kicherte erneut, als er Harrys ungläubige Miene sah; der konnte nämlich nicht fassen, was Dumbledore da sagte. „Ob du es glaubst oder nicht, Harry, es ist wichtig, dass du deinen Kopf anstrengst! Du bist der, der Voldemort besiegen muss – es wäre dumm von mir gewesen, dir alles einfach zu machen, dir alles zu sagen, was ich weiß. Entschuldige meine Überheblichkeit, aber ich habe zu Lebzeiten so viel wie möglich herausgefunden und erarbeitet, um dir die ganzen Mühen zu ersparen. Irgendetwas musste ich wissentlich offen lassen, damit du auch handeln und agieren kannst. Ich weiß, ich weiß –“ (Dumbledore sprach schnell, denn nun war Harrys Miene vermutlich voller Entsetzen – das war es, was Harry fühlte) „– du musst herausfinden, was der noch unbekannte Horkrux ist, alle Seelenteile finden und zerstören – das ist mehr als genug! Aber es ist schwierig – furchtbar schwierig. Es muss auch einfache Dinge geben, die du lösen kannst – sonst würdest du doch sofort aufgeben!“
Harrys Entsetzen verschwand, als ihm etwas wieder einfiel und ihm noch viel mehr klar wurde. Er erinnerte sich an sein erstes Jahr in Hogwarts, die Sache mit dem Stein der Weisen. Was hatte er damals zu Ron und Hermine gesagt? Dass er glaubte, Dumbledore wollte ihm eine Chance geben, wollte sehen, ob er es schaffen würde, alles über den Stein herauszufinden, ihn zu retten … natürlich. Das hier war genau dasselbe.
„Deshalb die Briefe“, murmelte er.
„Genau“, sagte Dumbledore, der sein Flüstern scheinbar verstanden hatte. „Deshalb habe ich deine Tante gebeten, dir meine Briefe zu überreichen. Du solltest ein bisschen knobeln können und dabei auch zu einem Ergebnis gelangen. Ich muss zugeben, ich habe es nicht geschafft, das Waisenhaus – das ehemalige Waisenhaus, um genau zu sein – gründlich zu durchsuchen, weil das Ministerium mir ständig auf den Fersen war, wenn ich Muggelgebiet betreten habe. Ich war mir ziemlich sicher, dass es dort nichts zu finden gibt – aber um dich beschäftigt zu halten, habe ich dir die Briefe zukommen lassen. Du solltest herausfinden, wer deine Großmutter war, solltest das Waisenhaus besuchen – sieh mal einer an, das hast du also auch schon entdeckt!“
Harry hatte Geschichte von Hogwarts aus seiner Umhangtasche gezogen, wo er das Buch hineingesteckt hatte, während sie ins Büro gelaufen waren.
„Auch darin sind ein paar kleine Hinweise versteckt“, sagte Dumbledore. „Einer davon – den hast du offensichtlich schon erkannt – sollte dich zu meinem Grab und dann zu dem Gerät hier führen.“ Er nickte in Richtung der Pyramide, die Harry nun nur noch in einer Hand hielt. „Dazu erkläre ich gleich einiges, vorher wollte ich fragen, ob du schon mit meinem Bruder gesprochen hast.“
Wieder verkrampfte sich etwas in Harry; das Buch und das Gerät verloren plötzlich ihre faszinierende Wirkung auf ihn. Harry konnte Dumbledore nicht ansehen, blickte nach hinten zu Ron und Hermine und dann auf den Boden.
„Ist irgendetwas?“, hörte er Dumbledore fragen; er klang sehr gelassen.
„Professor Dumbledore“, sagte Hermine mit sehr hoher Stimme, „Ihr Bruder – Ihr Bruder ist tot.“ Nach einer kurzen Pause, in der sie alle schwiegen, fügte sie hinzu: „Es gab einen Angriff auf Hogsmeade, es ist noch nicht ganz klar, wie es geschehen konnte, aber das Wirtshaus Ihres Bruders ist mit einem nicht löschbaren Feuerzauber niedergebrannt worden und – und Ihr Bruder umgebracht. Es tut mir Leid.“
Als Dumbledore immer noch schwieg, sah Harry doch auf: Dumbledore blickte Hermine mit erhobenen Augenbrauen und offen stehendem Mund an – mehr überrascht als schockiert.
„Oh“, sagte er. „Oh, das – nun, damit habe ich nicht gerechnet, um ehrlich zu sein.“ Er schluckte. „Nun – danke, schon gut, Alice –“ Die ehemalige Schulleiterin aus dem Porträt neben ihm hatte ihre Hand ausgestreckt und ihm tröstend auf die Schulter geklopft. „Ist schon in Ordnung, er – nun, da kann man nichts machen.“
Betretene Stille setzte daraufhin ein. Harry wartete, dass Dumbledore weitersprach, aber er blickte nur auf den Boden zu Harrys FĂĽĂźen, eine Falte ĂĽber seiner Hakennase besonders tief. Also sagte Harry schlieĂźlich wieder etwas:
„Ähm – aber wir haben mit ihm gesprochen. Mit Aberforth, meine ich.“
Das holte Dumbledore zurück: Er blinzelte, sah Harry an – nickte und sagte: „Ah ja, das ist sehr gut. Dann habt ihr –“
„Das Medaillon? Ja.“
„Gut – was es damit auf sich hat, das gehört jetzt gerade nicht zu unseren Prioritäten.“ Ein seltsames Glänzen ergriff seine Augen. „Ein weiterer Hinweis aus meinen Worten in dem Buch wird dir helfen, es zu verstehen, und der Rest der Antwort befindet sich auch in dem Buch. Aber jetzt, Harry, sollten wir uns endlich der Seelenpyramide zuwenden.“
„Seelenpyramide?“ Harry legte das Buch auf den Schreibtisch und nahm das Gerät wieder in beide Hände. „Das hier, meinen Sie?“
„Ganz genau. Hat einer von euch drein schon einmal davon gehört?“ Harry schüttelte den Kopf und drehte sich um, um zu sehen, dass die anderen beiden es ihm gleichtaten. „Nein, das habe ich mir fast gedacht – weniger als ein paar Magier brauchen eine solche Gerätschaft, und wer es benutzt, der tut das sicher nicht zu dem Zweck, den ich entdeckt habe. Nun, es ist ganz leicht – die Seelenpyramide wird euch helfen, Horkruxe aufzuspüren.“
Harry hätte die Pyramide beinahe fallen gelassen. Konnte das wirklich wahr sein?
„Oh, mach dir nicht so viele Hoffnungen, Harry!“ Dumbledore gluckste. „Die glimmernden Wunschträume in deinen Augen blenden einen ja mehr als die große Sternenexplosion von vor siebzig Jahren – es war übrigens ganz schön schwierig, das Sternbild vom kleinen Hund wiederherzustellen … aber darum geht es jetzt nicht. Nein, die Pyramide hilft euch zwar, aber sie ist kein Wundergerät!“
„Was kann sie, Professor Dumbledore?“, fragte Hermine; ihre Stimme bebte vor Wissbegier.
„Das ist nicht schnell erklärt“, sagte Dumbledore nachdenklich, „aber es ist ohnehin nicht jede ihrer Fähigkeiten für euch von Wichtigkeit. Sie erkennt gespaltene Seelen, zum Beispiel, aber ihr müsst keine mehr erkennen – ich bezweifle, dass irgendein Zauberer außer Voldemort zurzeit lebt, der seine Seele gespalten hat, um Horkruxe zu erschaffen. Und selbst wenn, nur Voldemort zählt für euch – für uns. Gespaltene Seelen müsst ihr also nicht mehr finden.“
Harry verstand nun, was das Gerät Dumbledore damals gesagt hatte, als es die Schlange erschaffen und diese in zwei geteilt hatte: Dass Voldemorts Seele nicht mehr ganz war …
„Man muss die Pyramide also zu einem bestimmten Magier befragen, dann sagt sie einem, ob der eine gespaltene Seele hat?“, sagte Harry.
Dumbledore nickte. „Du hast es richtig verstanden, und das Wichtigste gleich noch mit dazu: Egal, was man von dem Gerät wissen will – man muss es spezifisch fragen. Genauso wie gespaltene Seelen kann es auch Seelen an sich erkennen.“
„Oder Seelenteile!“
Harry drehte sich zu Hermine um; sie starrte die Pyramide begeistert an.
„Oder Seelenteile“, wiederholte sie, „nicht wahr, Professor?“
„Ganz recht“, antwortete Dumbledore. „Aber, wie gesagt, man muss sie spezifisch nach etwas fragen. Und damit meine ich nicht, dass die Pyramide einem sagen kann, wo sich die gesuchten Horkruxe befinden – sie wird noch nicht einmal reagieren, wenn man sie fragt, ob zum Beispiel Hufflepuffs Becher ein Horkrux ist! Nein, die Pyramide muss das, zu was man sie befragen will, kennen. Das heißt, man muss ihr so viel davon zeigen, dass sie es verstehen und analysieren kann – natürlich nicht bewusst, sondern wie magische Maschinen das eben machen. Ich habe sie zu Voldemort befragt, indem ich sie mit allem, was ich über Voldemort weiß, gefüttert habe – seht ihr die kleine Röhre an der Spitze der Pyramide?“
Harry sah sie – sie war wirklich winzig. Aus ihr waren damals die Rauchwolken, und dann die beiden Schlangen gekommen, als Dumbledore das Instrument aktiviert hatte.
„Die habe ich benutzt, um ihr zu zeigen, was sie wissen muss. Ich hab sie Voldemorts Berührung fühlen lassen – schon ein Händeschlag reicht. Aber das ist das Wichtigste – die Berührung, versteht ihr? Entweder, man berührt die Pyramide gleich mit besagtem Objekt, oder man berührt erst das Objekt und leitet die Berührung weiter.“
„Aber –“ Harrys aufflammende Begeisterung stürzte in sich zusammen. „– aber dann nützt uns die Pyramide doch nichts! Wir haben die Horkruxe noch nie berührt!“
Dumbledore nickte traurig. „Darauf wollte ich hinaus. Solange ihr keinen Gegenstand, der möglicherweise ein Horkrux ist, gefunden habt, wird euch die Pyramide nicht helfen. Deshalb habe ich dir gesagt, du sollst dir nicht zu große Hoffnungen machen, Harry. Die Pyramide wird euch nur in dem unwahrscheinlichen Fall nützen, wenn ihr einen Gegenstand findet, der möglicherweise ein Horkrux Voldemorts ist, aber nicht ganz sicher.“
„Gibt es solche Gegenstände überhaupt?“, fragte Ron in zweifelndem Tonfall.
„Ich bin mir nicht sicher“, meinte Dumbledore, „aber möglich ist es. Es ist auf jeden Fall besser, ihr habt die Pyramide.“
„Sonst kann sie nichts, was uns weiterhelfen würde?“ Hermine klang drängend und hoffnungsvoll, als würde sie glauben, dass es noch irgendetwas Nützliches an der Pyramide geben musste.
„Ich fürchte, nein“, antwortete Dumbledore nur; Hermine ließ ihren Kopf hängen, und Harry hätte es ihr sofort gleich tun können. „Nun seid nicht so enttäuscht – glaubt ihr etwa, ich hätte Harry nicht so sehr geholfen, wie ich nur konnte, als ich noch gelebt habe? Alles, was ich euch jetzt noch geben kann, sind ein paar kleine Hinweise und Überlegungen – Dinge wie die Seelenpyramide, die in einem eventuellen, meist unwahrscheinlichen Fall hilfreich sein könnten – all meine guten Wünsche.“ Er zwinkerte. „Mehr steht nicht in meiner Macht.“
Harry beäugte die Seelenpyramide traurig. Als Dumbledore gesagt hatte, sie könne Horkruxe erkennen, hatte er sich alle möglichen Szenarien ausgemalt: Wenn er einem Horkrux nahe kam, würde sie Rauch ausstoßen; wenn er sie fragte, wo Hufflepuffs Becher oder Slytherins Medaillon war, würde sie ihm voraus zu dem Versteck fliegen; oder sie würde ihm einfach alle Horkrux-Verstecke verraten, wenn er – Moment … Slytherins Medaillon!
„Danke, Professor, für die Pyramide“, sagte Harry; er stellte sie neben Geschichte von Hogwarts ab. „Aber ich denke, wir sollten jetzt besser über andere Dinge sprechen.“
„Dann mach deine Vorschläge“, sagte Dumbledore, und er breitete die Arme aus, als würde er damit zeigen wollen, dass er für alle Fragen und Gesprächsthemen bereit war.
„Das Medaillon, das Sie mir ähnlich wie die Briefe haben zukommen lassen.“ Harry war bemüht, Dumbledores Bruder aus dem Spiel zu lassen, deshalb erwähnte er ihn nicht. „Was hat es damit auf sich?“
Dumbledores Augen funkelten wieder. „Was hat Aberforth euch denn darüber erzählt?“
„Nur, dass es definitiv Slytherins echtes Medaillon ist“, antwortete Hermine, und Harry war froh, dass sie das übernahm – er hielt es für leicht möglich, dass er etwas von dem vergessen hatte, was Aberforth ihnen gesagt hatte. „Einerseits wegen der S-förmigen Schlange, die – anders als die Fälschung, das schlangenförmige S – sein Zeichen ist, andererseits wegen des Materials – Silber.“
„Slytherin würde niemals Gold benutzen“, warf Dumbledore ein, „das ist eine Gryffindor-Farbe, wie ihr genau wisst.“
„Aber –“ Hermine schien wegen etwas zu zögern. „ Aber warum haben Sie Harry dann gesagt, das goldene wäre tatsächlich ein Medaillon Slytherins?“
Harry runzelte die Stirn – daran hatte er noch gar nicht gedacht. Aber Hermine hatte Recht – warum war das so? Er wandte sich erwartungsvoll an Dumbledore. Dieser – zu seiner großen Überraschung – lächelte schon wieder.
„Ein weiterer meiner Fehler“, sagte er ruhig. „Himmel, wie viele werden das denn noch? Dass das goldene Medaillon unmöglich tatsächlich Slytherins sein kann, darauf bin ich erst gekommen, als Aberforth mir das silberne gezeigt hat. Das war kurz vor unserer Reise in die Höhle“, sagte er an Harry gewandt. „Er hat mir erklärt, dass er es Mundungus Fletcher abgekauft hat. Wir haben uns ein bisschen darüber unterhalten, haben einige Zauber ausprobiert – bald war auch mir klar, dass das Slytherins echtes Medaillon ist. Aber weil ich so kurz davor war, die Höhle zu finden, haben mich andere Dinge beschäftigt – ich hielt es zu dem Zeitpunkt für unnötig, dir von dem silbernen Medaillon zu erzählen.“
„Aber jetzt denken Sie nicht mehr, dass es unnötig ist?“ Harry hob die Augenbrauen. „Was hat sich verändert?“
„Mir ist einiges klar geworden. Ich habe eine Woche vor unserem Ausflug Aberforth gebeten, dir das Horkrux zu geben, nach meinem Tod –“
„Woher wussten Sie, dass Sie sterben würden?“ Harry konnte es nicht fassen, dass er die Frage bisher noch nicht gestellt hatte, aber jetzt kam sie aus seinem Mund geschossen, als hätte er schon die ganze Zeit auf die passende Gelegenheit für sie gewartet.
Dumbledore wirkte überrascht. „Aber habe ich das nicht in meinem Brief an dich erklärt? In dem Buch, das dort neben der Seelenpyramide liegt?“
Harry stutzte – dann fiel es ihm wieder ein. „Ach ja – stimmt. Entschuldigen Sie, Sir.“
„Kein Problem, Harry. Nun, wo war ich? Ach ja – ich habe Aberforth gesagt, er soll dir das Horkrux am ersten Hogsmeade-Ausflug deines siebten Jahres in Hogwarts geben. Ich habe schon geahnt, dass du möglicherweise nicht zurückkehren willst – hätte das aber für einen schweren Fehler gehalten. Ich habe auf die Vernunft und Überzeugungskraft deiner beiden Freunde hier gesetzt, was das betrifft, anstatt dir eigenhändig klarzumachen, wie wichtig deine Rückkehr nach Hogwarts ist.“
Harry drehte sich erneut zu Ron und Hermine um, um ihnen zuzulächeln – sie beide hatten rote Gesichter bekommen, als Dumbledore von ihrer Vernunft und Überzeugungskraft gesprochen hatte.
„Ich habe dir zudem – in gleicher Weise, wie ich es mit den Briefen durch deine Tante und dem Medaillon durch Aberforth getan habe – dieses Exemplar von Geschichte von Hogwarts zukommen lassen, durch Professor McGonagall, der ich auch klar gemacht habe, dass es nicht notwendig ist, dich auf das Buch hinzuweisen. Wenn die Zeit kommen würde, würdest du es entdecken, den Brief lesen und etwas damit anfangen. Ich hatte Recht.“
„Aber was ist denn nun so wichtig an dem Medaillon?“ Harry schüttelte verständnislos den Kopf. „Warum brauch ich es? Was mach ich damit?“
„Hab Geduld, es wird sich alles aufklären“, sagte Dumbledore. „Sei dir erstmal folgender Tatsache bewusst: Wenn es – das Medaillon – oder einer meiner anderen Hilfestellungen – sei es nun das Buch oder die Seelenpyramide – von entscheidender Wichtigkeit wären, dann hätte ich dir natürlich alles vor meinem Tod gegeben und dir alles genau erklärt. Aber all diese Details – wollen wir sie so nennen? Ja, ich glaube, das wollen wir – all diese Details sind nur eben so wichtig genug, um deine Aufmerksamkeit zu beanspruchen und dich von deiner wichtigsten Aufgabe abzulenken. Der, die Horkruxe zu finden.“
„Also wird mir nichts von alledem wirklich bei der Suche helfen?“ Harry hatte keine Ahnung, worauf Dumbledore hinaus wollte – das ergab doch alles keinen Sinn!
„Du hast mich nicht ganz ausreden lassen“, sagte Dumbledore, aber er klang nicht wütend; im Gegenteil, er hätte nicht heiterer sein können. „Diese Details sind also nicht von entscheidender Wichtigkeit – aber die Kenntnis darüber ist auch nicht unwichtig! Sonst würde ich doch deinen armen Geist damit nicht belasten.
Was deine Großmutter betrifft, so habe ich alle Informationen über Riddle, die man da sammeln kann, bereits gesammelt. Du hast in einem der Briefe, die ich deiner Tante geschickt habe, sicher etwas von einem anderen Brief gelesen, einen von deiner Großmutter, den deine Tante mir übergeben hat. Es steht darin nichts, was wichtig für dich ist – du weißt bereits alles über Tom Riddle aus seiner Waisenhaus-Zeit. Aber ich wusste eben nicht, ob im Waisenhaus selbst nicht vielleicht ein Horkrux wartet, weil ich, wie schon gesagt, selbst nicht die Zeit hatte, es gründlich zu durchsuchen! Ich vermute, du hast das bereits getan?“
Harry spürte, wie er rot wurde – durchsuchen konnte man das, was er, Ron und Hermine getan hatten, nicht gerade nennen …
Dumbledore hob die Augenbrauen. „Also nicht?“
„Wir waren dort“, sagte Hermine, „aber wie Sie haben wir sofort vermutet, dass Voldemort dort wohl kaum einen Horkrux versteckt hat, Sir. Haben Sie nicht vorhin auch Zweifel geäußert, was dieses Hotel, das das Haus jetzt ist, als Horkrux-Versteck betrifft?“
„Doch, habe ich“, erwiderte Dumbledore, „und ich bin auch ganz sicher, dass keines dort ist. Aber ich hätte doch damit gerechnet, dass ihr es von oben bis unten durchkämmt. Der Vollständigkeit halber solltet ihr das vielleicht irgendwann noch tun.“ Seinem Tonfall war nicht ganz zu entnehmen, ob Dumbledore das wirklich ernst meinte oder nicht.
„Aber nun möchte ich fortfahren – ah ja, das Buch. Wie du schon weißt, steht in diesem Exemplar der Geschichte einiges mehr beschrieben als in den modernen, weil bestimmte Legenden da noch nicht als völliger Kauderwelsch erklärt worden sind und daher in einem Lehrbuch Platz haben finden können. Vieles davon ist mittlerweile zu Recht aus dem Text genommen worden – anderes könnte wichtig sein. Wichtig in Bezug auf Hogwarts und wie es zu retten ist: Die Vereinigung der Häuser.
Und das Medaillon ist Teil dieser möglichen Wahrheit, dieser möglichen Wichtigkeit.“
„Das heißt also, wir müssen das Buch lesen?“ Ron klang wenig begeistert. „Sie werden uns nicht einfach verraten, was wir wissen müssen? Wie wäre es zumindest mit den Seitenzahlen, damit wir das mit dem Lesen ein bisschen abkürzen und – und die Lektüre auf eine möglichst kurze beschränken können?“
Dumbledore kicherte. „Für einen solchen Lesemuffel hätte ich Sie nicht gehalten, Mr Weasley.“
„Ich werde das Buch lesen“, sagte Hermine, mit den Augen rollend. „Und diesmal werde ich euch nichts vorenthalten, das verspreche ich gleich mal.“
„Sie sollten meinen Brief am besten auch noch ein paar Mal lesen, Miss Granger“, sagte Dumbledore. „Denn ein Hinweis befindet sich noch darin, den Harry offensichtlich überlesen hat.“ Er grinste Harry an. „Wenn er ihn verstanden hätte, hätte er sich wohl mittlerweile schon darum gekümmert. Das, worauf ich ihn stoßen wollte, ist nämlich überhaupt nicht weit von ihm entfernt in diesem Moment.“
Harry zog die Augenbrauen zusammen. „Ach ja?“
„Ja.“ Dumbledore legte die Fingerkuppen vor seinem Gesicht zusammen, seine Ellbogen auf den Armlehnen seines Throns abgestützt.
Harry griff nach dem Buch, um den Hinweis zu suchen – aber Hermine war schneller. Scheinbar wollte sie unbedingt wiedergutmachen, dass sie mythische Besitztümer der Gründer, die möglicherweise Horkruxe waren, einfach verschwiegen hatte, weil sie es für unnötig hielt, den anderen davon zu erzählen. Harry grinste, als sie das Buch aufschlug. Ihre Augen fuhren mit unglaublicher Geschwindigkeit über die Zeilen des Briefes – dann stöhnte sie.
„Oh, Harry“, sagte sie verärgert. „Das gibt’s doch nicht, dass dir das nicht aufgefallen ist!“
Sie drehte das Buch herum und tippte mit dem Finger auf eine Zeile von Dumbledores anmutiger Handschrift. Harry und Ron beugten sich beide hinunter, um sie zu lesen.
Der sprechende Hut kann dir davon bestimmt hunderte Lieder singen.
Harry zweifelte nicht daran, dass Hermine Recht hatte. Aber er verschwendete auch keine Zeit damit, sich dafür zu schämen, dass es ihm nicht aufgefallen war. Stattdessen lief er – sprang beinahe – um den Schreibtisch herum zu dem Regal, auf dem der sprechende Hut lag, nahm ihn bei seiner Spitze und hob ihn hinunter.
Der alte, geflickte Hut war so unscheinbar wie ein Hut nur sein konnte. Harry hätte schwören können, dass ein paar neue Risse hinzugekommen waren, seit Harry ihn das letzte Mal aufmerksam aus der Nähe betrachtet hatte. Dort, wo sein Mund war, wenn er zu sprechen oder singen begann, befand sich ebenfalls ein kleiner Riss.
„Setz ihn auf, Harry!“, drängte Ron, der mit großen Augen zusah.
Harry wusste nicht, ob das wirklich notwendig war, setzte ihn dann aber tatsächlich auf seinen Kopf. Verwundert stellte er fest, dass er ihm nicht mehr viel zu groß war: Er rutschte nicht ganz über seine Augen, sondern blieb knapp darüber stecken.
Sprechender Hut?, fragte er in Gedanken. Eine Weile hörte Harry gar nichts – es war einfach still im ganzen Büro, abgesehen von dem gelegentlichen Pfeifen und Surren eines der silbernen Geräte. Er erschrak, als der Hut plötzlich zu reden begann – es war ein Gedicht, das er in seinen Kopf hineinsprach:

Ein Drache schläft in Dunkelheit
Schläft auf ewig, alle Zeit
So weck ihn nicht, lass ihn allein
Vergessen soll sein Grabplatz sein
Geehrt sei seine Heiligkeit
Schläft auf ewig, alle Zeit
Der Drache in der Dunkelheit …


Und noch bevor Harry den Sinn dieses Gedichts erkennen konnte, noch bevor er auch nur eine Zeile daraus verstand, fügte der Hut noch etwas hinzu – so leise und so schnell, dass Harry sich konzentrieren musste, um es zu hören, und dass es so schien, als wolle der Hut verhindern, dass Harry es mitbekam – oder es ihm zumindest schwierig machen.
Und hörst du nicht auf mich, mein Kind – deren Totenrelikte finde geschwind!
Harry wartete noch einige Sekunden, aber der Hut war in Schweigen verfallen. Er wandte sich dann an Ron und Hermine; als er ihre angespannten Mienen sah, musste er sich ein Lachen verkneifen.
„Habt ihr was gehört?“, fragte er.
Die zwei schĂĽttelten den Kopf.
„Dann hat er also all das nur zu mir gesagt.“ Er zog den Hut von seinem Kopf, legte ihn wieder auf dem Regal ab.
„Was denn?“, wollte Ron wissen.
„Erzähle ich euch gleich.“ Harry trat wieder um den Schreibtisch herum zu den anderen beiden und blickte hoch zu Dumbledore. „Eine Frage – haben Sie dem Hut erklärt, was er mir sagen soll, oder hat er das von selbst getan?“
„Teils, teils“, erwiderte Dumbledore zwinkernd.
„Gut – was sind – Totenrelikte?“
„Die Antwort darauf“, sagte Dumbledore, und er zeigte auf das Buch auf dem Schreibtisch, „findest du zum Teil in dieser Ausgabe von Geschichte von Hogwarts, zum Teil in anderen Werken. Ich bezweifle, dass Miss Granger etwas darüber weiß – Miss Granger?“
Hermine schĂĽttelte den Kopf.
„Das wäre auch äußerst merkwürdig gewesen“, meinte Dumbledore.
„Könntest du uns jetzt bitte mitteilen, was der Hut dir gesagt –“
„In einer Minute, Ron.“ Es war Harry wichtig, vorher noch etwas zu klären. „Professor Dumbledore – haben Sie mir nun auch wirklich alles gesagt, was wichtig ist? Von entscheidender Wichtigkeit, meine ich?“
Harry blickte Dumbledore intensiv an, auf der Suche nach Anzeichen, dass der Mann log, sollte er die Frage bejahen; aber diese Suche blieb ihm erspart. Mit einem traurigen Ausdruck auf dem Gesicht sagte Dumbledore: „Es gibt Dinge, die kann ich dir nicht verraten, Harry.“
„Wieso nicht?“, fragte Harry, etwas aggressiver, als er beabsichtigt hatte.
Dumbledore seufzte. „Einerseits weiß ich einiges, das ich nicht erzählen möchte.“ Er rutschte auf seinem Thron herum, als wäre ihm etwas unangenehm. „Einiges, das nicht wirklich wichtig für deine Reise ist, und das ich lieber für mich behalte – auch wenn du eine der wenigen Personen wärest, denen ich diese Dinge anvertrauen würde.“
„Es geht dabei um – Ihre Familie, nicht wahr?“, fragte Harry, der sich dabei ziemlich sicher war. „Und Grindelwald.“
Dumbledore nickte. „Hauptsächlich Letzteres.“ Er lächelte plötzlich wieder. „Weißt du, auf meiner Suche nach Möglichkeiten, Grindelwald zu besiegen und auf meiner darauffolgenden Suche nach ihm, weil er bereits untergetaucht ist, habe ich vieles gelernt und gemacht, das ich gerne vergessen würde.
Und andererseits gibt es auch Dinge, die ich dir nicht verraten kann, weil –“ Er machte eine kurze Pause, legte die Stirn nachdenklich in Falten. „– weil ich versprochen habe, niemandem etwas davon zu erzählen.“
Harry hakte nicht weiter nach – es interessierte ihn zwar, wem Dumbledore so etwas versprochen hatte, aber er war sich ziemlich sicher, dass er da nichts aus ihm herausholen konnte.
„Entschuldigt, ihr drei –“ Harry blickte wieder hoch zu Dumbledore; er strahlte sie an. „Habt ihr nicht einiges zu erledigen?“


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Ich habe diese BĂĽcher fĂĽr mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock fĂĽr mich. Ich dachte mir, dass die BĂĽcher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
Joanne K. Rowling