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Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Mehr als Gold

von Wizardpupil

Harry lief zu den vieren, die noch bei Hagrids Hütte standen. Professor McGonagall bemerkte als erste, dass er auf sie zukam, und wies die anderen darauf hin. Ron und Hermine, beide in ihren Festumhängen (an den Farben erkannte Harry sie als das wieder, was Ron vorhin unter seinem Arm getragen hatte), würdigten ihn kaum eines erwähnenswerten Blickes. Mad-Eye Moody hingegen humpelte ihm sofort entgegen.
„Potter“, knurrte er, „gut, dass du noch kommst. Ich schätze, du wirst mitkommen wollen.“
„Nach Gringotts?“, fragte Harry, und als Moody nickte, sagte er: „Natürlich.“
„Gut.“ Moody wandte sich an McGonagall. „Wie gesagt, Minerva, ich halte es für eine schlechte Idee, wenn du auch mitkommst. Filius scheint ein bisschen aufgeregt zu sein – du wirst ihm dabei helfen müssen, die Schüler auf den Notfall vorzubereiten.“
„In Ordnung“, sagte McGonagall in mechanischem Tonfall, als wolle sie ihre wahren Gefühle zu Moodys Meinung verbergen. Aber ohne ein weiteres Wort eilte sie los, Flitwick hinterher.
„Ihr drei kommt mit mir mit“, sagte Moody. „Keine Zeit, euch was Passenderes anzuziehen, ihr zwei – den Kampf, zu dem es wohl kommen wird, müsst ihr in euren Festumhängen bestreiten. Kommt.“
Damit ging er los in Richtung des Schlosstors. Harry wartete nicht, bis die anderen ihm folgten, sondern lief ihm einfach hinterher. Für eine Versöhnung war später immer noch Zeit. Jetzt war es Zeit zu handeln.
Er merkte, dass Ron und Hermine länger stehen blieben als er, drehte sich aber nicht wieder um, sondern ging einfach weiter. Nach einer Weile hörte er ihre schnellen Schritte hinter ihm im Gras. Gottseidank, dachte er. Er hatte schon geglaubt, sie würden nicht mitkommen.
Als Harry das Tor erreicht hatte, kümmerte sich Moody bereits um die Schutzzauber, die darauf lagen. Moody gelang es genau in dem Moment, das Tor zu öffnen, in dem Ron und Hermine sie erreichten, und Harry war froh, dass er die beiden dadurch weiterhin noch nicht ansehen musste.
„Wir apparieren sofort, nachdem ich das Tor wieder versiegelt hab, in die Winkelgasse“, sagte Moody, während er sich daran machte, die Schutzzauber wieder aufzustellen. „Wenn das Ministerium nicht völlig bescheuert geworden ist, hat es die Winkelgasse bereits evakuiert.“
„Das Ministerium?“ Harry raunte genervt.
„Ja, das ist sicher dort. Und das ist auch gut so – der Orden muss jetzt mit dem Ministerium zusammenarbeiten. Nachdem wir das Riddle-Haus durchsucht haben, ohne ihm bescheid gesagt zu haben, hat Scrimgeour uns die Hölle heiß gemacht, das kann ich euch sagen. Wirft uns vor, Geheimnisse vor dem Ministerium und der ganzen Welt zu bewahren, und verdeckt allen möglichen Kram anstellen.“
„Davon hab ich gelesen!“, warf Hermine ein.
„Hätte mich auch sehr gewundert, wenn nicht. So, das war’s.“ Moody wandte sich zu ihnen um. „Ihr findet allein in die Winkelgasse?“
Harry nickte; aus dem Augenwinkel sah er, dass die anderen beiden das gleiche taten.
„Gut.“ Moody zog seinen Zauberstab. „Los geht’s.“

Der Dunkle Lord stand inmitten des Tales, das er und seine Todesser sich vorübergehend als Hauptquartier eingerichtet hatten. So, wie er in den Himmel blickte, konnte man ihn aus der Ferne beinahe für einen ganz gewöhnlichen Menschen halten, der die Sterne bewunderte. Aber an Lord Voldemort war nichts gewöhnlich. Gerade heute würde er alles an ihm, was in irgendeiner Weise gewöhnlich war, abwerfen. Heute begann endlich sein Regime.
Und der Grund, warum er in den Himmel blickte, war nicht der, dass ihm die Sterne gefielen. Etwas anderes faszinierte ihn. Etwas, das sein Diener Severus Snape mit all seinen Fähigkeiten kunstvoll erschaffen hatte. Der endgültige Beweis, dass er Severus Snape zu Recht immer vertraut hatte. Er dachte an die Tage zurück, an denen er gezweifelt hatte. Gezweifelt an der Treue des Mannes, der ihm ohnehin aus einem ganz simplen Grund treu ergeben sein musste. Denn nichts kettet mehr aneinander, als den gleichen Menschen zu lieben und von ihm auch geliebt zu werden.
Und selbst wenn es nie Liebe gewesen war, die Lord Voldemort empfunden hatte – etwas war da gewesen. Etwas hatte er empfunden für seine Prinzessin.
So stand er nun hier, umgeben von seinen Todessern, die auf Befehle warteten; und starrte begeistert hinauf zu dem schwarzen Ding, das in der Ferne zwischen einigen Wolken hing, und das die meisten anderen aus dieser Distanz selbst für nichts als eine seltsam geformte Gewitterwolke halten würden.
„Meine Diener!“, rief der Dunkle Lord, nachdem er sich von dem großartigen Anblick losgerissen hatte. „Meine Freunde! Es wird Zeit!“
Fest umgriff er mit seinen langen Fingern die Griffe des großen Kessels, den er aus dem Geheimgang unter der Erde mitgenommen hatte, und disapparierte.

Froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, nahm Harry im ersten Moment nicht einmal seine Umgebung wahr. Er dachte, einfach nur am Eingang des Tropfenden Kessels zu stehen, an einem ganz gewöhnlichen Morgen. Dann hörte er – nichts. Und ihm wurde klar, dass keine Menschenmenge durch die Straße gondelte und ihre Einkäufe erledigte. Er blickte auf und sah tatsächlich niemanden außer Ron, Hermine und Moody.
„Was ist hier los?“, fragte er.
„Das Ministerium hat es scheinbar richtig gemacht.“ Moody öffnete die Tür zu dem Lokal. „Die Muggel müssen aus der Gefahrenzone rausgebracht werden. Deshalb ist hier niemand.“
„Wo ist das Dunkle Mal?“, wollte Ron wissen; seine Stimme zitterte. „Wenn es über Gringotts ist, müssten wir es dann nicht sehen?“
„Teil des Schutzes vor den Muggeln, von hier draußen gesehen gibt es überhaupt keine Winkelgasse. Und jetzt kommt endlich!“
Moody führte sie durch den Pub zu der Hintertür. Keine Gäste waren zu sehen. Ein schlechtes Zeichen.
„Macht euch auf was gefasst“, murmelte Moody, als er im Hinterhof mit dem Zauberstab auf die Ziegelwand schlug. Harry bekam ein seltsames Gefühl, als die magische Tür sich langsam öffnete. Erst wusste er nicht, was es war. Doch kurz, bevor die Mauer den Blick auf die Gasse freigab, erkannte Harry das Gefühl.
Er hatte Angst. Und (wie er nun feststellte, als er die Winkelgasse betrat und vor Entsetzen beinahe nach hinten umkippte) mit gutem Grund.
Über dem höchsten aller Gebäude der Winkelgasse, der schneeweißen Bank Gringotts, schwebte etwas in der Luft, das schrecklicher war als alles, das Harry je gesehen hatte. Schrecklicher sogar als jeder Tod, den er mit ansehen musste. Es war kaum zu beschreiben, so fürchterlich war es. Und Harry konnte nicht einmal sagen, woran das lag – immerhin war es doch bloß ein Dunkles Mal!
Aber was für eines. Schwärzer als das schwärzeste Nichts, das Harry sich vorstellen konnte, und trotzdem mit einer erkennbaren Form schwebte der riesenhafte Totenkopf, der so menschlich war, dass er unfassbar real wirkte, und zugleich so unirdisch erschien, dass Harrys Kopf beinahe platzte allein bei dem Versuch zu erkennen, was das tatsächlich war. Die Schlange, die aus seinem Mund kam, war fast noch schlimmer: Sie bewegte ihren Körper auf so schreckliche, ekelhafte Art und Weise, dass Harry würgen musste. Sie gab ihr leises, unheimliches Zischen von sich, das für Harry vor allem deshalb nervenzerreißend war, weil er nicht verstehen konnte, was sie sagte. Und als Harry die Augen der Schlange erblickte, wurde ihm klar, dass er lieber zehn Basilisken bekämpfen würde, als dieser Schlange dort oben hier unten auf dem Boden zu begegnen: Obwohl sie so schwarz waren wie der ganze Rest des Dunklen Mals, schienen sie zu glühen und zu brennen, wie nur das Feuer der Hölle es tun konnte.
Etwas berührte seine Hand. Er dachte, Hermine würde ihm ihre hinhalten, weil sie wieder einmal wusste, was er jetzt brauchte. Er drückte fest zu – aber es war keine Hand, sondern ein dünnes, kaltes Stück Holz.
„Den wirst du brauchen“, sagte Moody, der Harry seinen Zauberstab reichte. „Hab ich aus deiner Umhangtasche gezogen. Pass besser drauf auf. Und ihr beide –“, fügte er an Ron und Hermine gewandt hinzu, „ihr versucht wohl besser, das Ding da irgendwie zu verstauen. Ich weiß nicht, wozu es gut ist, aber ihr werdet schon einen Grund haben, es mitzunehmen. Aber falls es zu einem Kampf kommt, werdet ihr es schwierig damit haben.“
Harry runzelte die Stirn und drehte sich um, um zu sehen, was Moody meinte. Als er es sah, war er noch verwirrter: In ihren Händen, teilweise verdeckt von den langen, bestickten Ärmeln ihres violetten Festumhangs, hielt Hermine die Seelenpyramide.
„Was wollt ihr denn damit?“, fragte Harry; und zur Abwechslung war der scharfe Tonfall, mit dem die Worte herauskamen, auch einmal beabsichtigt.
„Ist das nicht klar?“, gab Ron zurück, in einem ähnlichen Ton.
„Wir halten es doch schon lange für möglich, dass in Gringotts ein Horkrux ist“, sagte Hermine; sie bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten. „Wenn es so ist und wir in seine Nähe kommen, finden wir es so doch am schnellsten heraus!“
„Worauf wartet ihr da hinten denn?“
Harry sah hinter sich; Moody war schon weitergegangen und kam nun ein Stück zurück auf sie zugehumpelt. Er warf noch einen letzten Blick auf die Seelenpyramide, wieder darauf achtend, Ron und Hermine nicht in die Augen zu sehen, und lief dann zu Moody. Eines musste er zugeben: Die beiden hatten mitgedacht, und sie hatten Recht. Sie hatten wohl vorhin auch gar nicht gezögert, als sie nicht sofort hinter ihm hergekommen waren, sondern hatten nur die Seelenpyramide herbeigerufen. Aber er konnte sie auch später dafür loben. Später, wenn sie sich wieder versöhnt hatten.
Harry sah sich um, während er rannte. Niemand war zu sehen, genauso wie auf der Muggelstraße und im Tropfenden Kessel. Keine Kunden, keine Verkäufer. Die Ladentüren standen offen, einige Schaufenster waren ausgeräumt. Hatte das Ministerium alle nach Hause geschickt, oder waren sie sofort geflohen, als sie das Dunkle Mal gesehen hatten?
Das Dunkle Mal … dieses Dunkle Mal … Harry tat alles, um nicht hochzusehen. Aber er merkte schnell, dass er im Schatten dieser monströsen, schwarzen Gestalt lief. Schon allein dadurch stieg eine Kälte, eine Angst in ihm hoch, die er so nicht kannte. Oder doch? An etwas erinnerte Harry dieses Gefühl. An sie – die Dementoren …
Als Harry um den Bogen lief, der inmitten der Winkelgasse nach links führte, musste er augenblicklich stehen bleiben. Ansonsten wäre er nämlich in jemanden hineingelaufen, der direkt vor ihm stand. Zuerst war Harry überrascht, doch noch jemanden hier anzutreffen – dann fiel sein Blick auf den Rest der Gasse.
Bis ans andere Ende der Straße schien alles voller Zauberer und Hexen zu sein. Eine Menschenmasse, wie Harry sie in der Winkelgasse noch nie erlebt hatte, stand hier, der Körper jedes einzelnen schwarz im Schatten des Dunklen Mals. Die Gesichter dieser Zauberer und Hexen waren entweder Mienen voll bitterster Angst – oder voller Entschlossenheit. Harry sah hoch zu dem Mann, in den er beinahe gerannt wäre – ein großer, muskulöser Kerl – und erst da stellte er fest, dass die schwarzen Körper nichts (oder zumindest nicht nur) mit dem Dunklen Mal zu tun hatten: Sie trugen alle den gleichen schwarzen Umhang. Das mussten die vom Ministerium sein. Vermutlich sogar die Auroren, vielleicht sogar nur die besten. Harry konnte es denen, die vor Furcht zitterten, trotzdem nicht verübeln.
Auch die Treppe, die zum Eingang von Gringotts führte, war voller Magier. Die Auroren darauf schienen mit aller Macht zu versuchen, nicht hochzublicken. Aber Harry konnte nicht anders – er musste es noch einmal ansehen. Seine Augen wanderten die Fassade des eindrucksvollen Gebäudes entlang (Harry war sich sicher, auf der rein weißen Mauer den Umriss der schwarzen Riesenschlange zu erkennen; sie wand sich um das ganze Gebäude und drohte, es zu zerdrücken), immer höher und höher – und dann sah er direkt in die Augen des Totenkopfes. Wie er auf ihn herabblickte, so feixend und grinsend; als würde er ihn ausspotten. Genauso wie die Schlange, die in einer Sprache, die er beherrschte, Worte zischte, die er nicht kannte. Wir werden dich besiegen. Das musste es sein, was das Dunkle Mal sagte. Wir werden dich vernichten[/] …

Diese Atmosphäre hier … nicht wirklich das Wahre. Alles schwarz und finster, düster und eiskalt und – alles so [I]gleich
. Einseitig. Das war nicht was, was der Dunkle Lord sich unter seinem neuen Reich vorstellte. Und natürlich würde er nicht hier bleiben. Seine Todesser wussten es noch nicht, aber diese Festung war gar nicht die, die sie zu ihrer machen würden. Nicht einmal die Luft, die an einem Ort wie diesem eigentlich das Beste sein sollte. Aber Lord Voldemort wusste sich abzulenken … Was hatte er bloß getan, bevor Severus ihm dieses Denkarium besorgt hatte? All dies in seinem Kopf aufzurufen, das war doch unnötige Anstrengung. In diesem Nebel konnte er sie immer und immer wieder sehen, sie, die damals –
„Meister!“
Eine Schande, dass er jetzt gestört wurde; schwebte er doch gerade in Erinnerungen, die sogar ihn zum Schmunzeln brachten.
„Ich hoffe, du hast gute Neuigkeiten für mich“, rief der Dunkle Lord. Er stellte sein Denkarium beiseite, zischte seiner Nagini und streckte ihr seine Hand entgegen. Sofort schlängelte sich Naginis Körper um seinen Arm, auf seine Schultern, und blieb dort liegen, völlig still. „Was willst du?“
Eine seiner neuesten Dienerinnen kam aus der Dunkelheit, in der der größte Teil dieses Raumes lag, zu seinem Thron gestolpert. Im fahlen Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel, kniete sie sich nieder.
„Meister“, sagte Dolores Umbridge, ihr rosaroter Mantel hier so unpassend wie (das musste der Lord schon zugeben) amüsant, „ich überbringe Ihnen nur die Nachricht, die Sie hören wollten!“
„Ah …“ Der Dunkle Lord lächelte. „Sie sind in der Winkelgasse?“
„Der Junge hat sie vor knapp fünf Minuten erreicht!“ So sehr ihr Kleidungsstil ihn unterhielt – ihre Stimme würde er nicht mehr lange ertragen können, genauso wie ihre hässliche Visage. Tatsächlich hatte er schon darüber nachgedacht, welcher seiner Gehilfen ihr die Stimme nehmen dürfte; zu einer Entscheidung war er noch nicht gekommen. „Und wenn der Junge dort ist, dann doch sicher auch er, nicht wahr? Ich hätte es Euch natürlich sofort mitgeteilt, Meister – aber Eure Wachen haben mich nicht durchgelassen –“
„Auf meinen Befehl hin, meine liebe Dolores.“ Nagini zischte ihm liebevoll ins Ohr, als er begann, ihren Kopf zu streicheln. „Auf meinen Befehl hin.“
„Natürlich, mein Lord.“
Sie stand auf; der Dunkle Lord griff wieder nach dem Denkarium und zog seinen Zauberstab. Doch als er eine neue Erinnerung aufrufen wollte, sah er, dass Dolores Umbridge immer noch hier war.
„Du bist entlassen!“, rief er, seine Wut über ihre Frechheit, ihn so lange aufzuhalten, schluckend; er wollte nachsichtig sein, immerhin lebte sie noch nicht lange in den Kreisen der Todesser.
„Mein Lord“, piepste sie (und seine Zauberstabhand zuckte, bereit, dieser Frau jeden Fluch auf den Hals zu hetzen, der ihm einfiel, nur, damit sie schwieg), „ich hätte eine dringende Frage an Euch!“
Soll ich sie beißen?, fragte Nagini.
Nein, meine Süße, antwortete er, und Dolores erschrak. Nagini hatte zwar richtig vermutet, dass er zornig war – aber auch Dolores würde es noch lernen, so wie jeder andere, der beschlossen hatte, ihm zu folgen, es gelernt hatte.
„Ich habe dir doch bereits erklärt, warum du nicht vollständig in unseren Plan eingeweiht gewesen bist, Dolores!“, rief der Dunkle Lord; obwohl er mit dieser erschreckenden Gelassenheit sprach, die nur er beherrschte, fügte er einen unterschwelligen Tonfall hinzu, der auch mutigere Menschen als Dolores Umbridge zum Zittern gebracht hätte.
„J-j-ja! Ja!“ Umbridge verbeugte sich mehrere Male; sie erinnerte ihn an Peter Pettigrew. „Ja, Meister, das stimmt! Aber – aber meine Frage ist eine andere!“
„Nun, dann stell deine Frage! Aber beeile dich, ich habe zu tun …“
„Natürlich, mein Herr.“ Sie räusperte sich; ein unechtes Räuspern war das, eines das eingeübt klang; als würde sie denken, sie wäre nun in ihrem Element, könnte nun ihre Frage hinunterbeten und würde sicher Erfolg erzielen. „Meine Frage ist – nun, es ist mehr eine Bitte.“ Sogar, wie sich selbst unterbrochen hatte, erklärt hatte, dass es sich eigentlich um eine Forderung handelte (ja, sie hatte von einer Bitte gesprochen; aber Lord Voldemort kannte derartige „Bitten“), klang unnatürlich, falsch. „Ich denke, Ihr wisst, dass ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Potter-Jungen gemacht habe.“
Damit hatte er nicht gerechnet; vielleicht wurde das interessanter, als er angenommen hatte.
„Das ist mir bekannt, ja.“
Dolores lächelte; offensichtlich hatte sie auf eine solche Antwort gehofft.
„Dann wisst Ihr vielleicht auch, dass das keine positiven Erfahrungen waren?“
Lord Voldemort lehnte sich in seinem Thron zurück. „Du willst wissen, ob ich weiß, dass das, was der Junge und seine Freunde dir angetan haben, dich ebenso sehr in unsere Gemeinschaft getrieben hat, wie die Absetzung deines verehrten Ministers Cornelius Fudge?“
Damit wiederum hatte sie scheinbar nicht gerechnet; ihr Krötengesicht lief rot an, ihre Hände, die sie bisher unsicher aneinander gerieben hatte, erstarrten.
„J-ja“, stammelte sie, „da-das stimmt schon. Ja –“ Sie blinzelte ein paar Mal und schluckte, um sich wieder zu fassen; dann setzte sie erneut ihr Grinsen auf. „Ja, Potter hat mich auf fürchterliche Weise behandelt. Und deswegen …“ Ihr Gesicht wurde wieder rot; diesmal aber war es eine andere Emotion, die das hervorrief. Ehrliche, ungespielte Wut blitzte in ihren Augen auf. „… möchte ich mich rächen!“
Der Dunkle Lord hob seine Augenbrauen. Nagini gab ihr Kommentar in sein Ohr ab – sie möchte ihn töten.
„Natürlich“, fuhr Dolores fort, nun wieder mit ihrer grinsenden Fratze, „gehört Potter Euch, mein Lord. Ich habe schon gehört, dass nur Ihr allein ihn töten wollt. Aber – aber denkt Ihr nicht, es wäre möglich, mir ein wenig Rache zu gönnen, bevor Ihr euch um ihn kümmert? Ich habe sogar einen Plan!“
Es war nicht zu übersehen, wie ernst sie es meinte. Sie sah ihren neuen Herren voller Hoffnung an, die Hände nun flehend aneinander gelegt. Auf eine ganz seltsame Art und Weise gefiel dies dem Dunklen Lord. Diese Frau wusste, was sie wollte, und würde wohl alles tun, um es durchzusetzen. Und was sie wollte, gefiel ihm ebenso sehr …
„Verrate mir deinen Plan.“

Als Ron und Hermine ebenfalls Gringotts erreichten, hatte Harry Moody noch nirgends in der Menschenmasse entdeckt.
„Was ist denn hier los?“, fragte Ron verblüfft.
„Die Auroren“, antwortete Harry knapp.
„Wo ist Moody?“, wollte Hermine wissen.
„Keine Ahnung.“ Mit dem kurzen Blick, den er Hermine zuwarf, sah er, dass sie die Seelenpyramide immer noch in der Hand hielt. „Willst du die jetzt herumtragen?“
„Ich hab versucht, sie zu verkleinern, aber es geht nicht“, sagte sie trotzig. „Dass es zu einem Kampf kommt, halte ich im Gegensatz zu Moody ohnehin für unwahrscheinlich.“
„Ach ja?“ Harry sucht weiterhin in der Menge nach Moodys Gesicht, um sich nichts anmerken zu lassen, aber Hermines Worte interessierten ihn sehr. „Wieso das denn?“
„Sieh doch mal die Treppe hoch“, sagte Hermine.
Harry tat es: Wieder betrachtete er die vielen Zauberer und Hexen, die auf der Treppe zu dem Tor oben standen; sogar der Türrahmen und scheinbar auch das Gebäude innen war voller Leute.
„Was soll ich denn da sehen?“
„Die Auroren stehen nur rum und tun nichts. Wenn die Todesser das Dunkle Mal beschworen hätten, um einen Kampf einzuleiten, dann hätten sie hier bestimmt auf das Ministerium und den Orden gewartet und wären direkt in den Krieg gezogen. Offensichtlich haben sie uns nur herlocken wollen.“
„Wozu?“, fragte Harry, und nun drehte er sich doch zu Hermine um. Ihre Befürchtung machte ihn noch nervöser als die Aussicht auf einen Kampf gegen die Todesser; wenn das hier nur eine Ablenkung war, dann …
„Entweder ist es eine Falle“, sagte Hermine, „und da drin ist irgendetwas, was in die Luft fliegt –“
Ron schnappte nach Luft.
„– oder sie wollen uns hier in der Winkelgasse haben, damit –“
„Damit sie anderswo den richtigen Kampf beginnen können!“, beendete Harry den Satz entsetzt. „Wir müssen Moody warnen, sonst –!“
Hermine schüttelte den Kopf. „Das wissen die Leute hier doch bestimmt schon.“
Sie tippte dem großen Zauberer, der vor ihnen stand, auf die Schulter. Er drehte sich um und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Entschuldigen Sie“, sagte Hermine, „Sie haben doch sicher schon bedacht, dass dieses Dunkle Mal nur als Ablenkung oder Falle dienen könnte?“
Der Zauberer machte plötzlich ein wütendes Gesicht. „Hältst du uns etwa für blöd? Natürlich haben wir das, und unsere Truppen sind in ganz Großbritannien postiert, bereit für alles, was passieren könnte! Also sprich nicht von den Dingen, die du nicht verstehst, Mädchen.“
Der Zauberer schüttelte seinen Kopf und drehte sich wieder um. Ron öffnete seinen Mund, um etwas zu entgegnen, und hob sogar seine Faust, aber Hermine hielt ihn zurück.
„Siehst du, Harry?“, sagte sie. „Wenn sogar das Ministerium daran denkt, dann ist es dem Orden sicher auch bewusst. Oh – da ist Moody!“
Harry riss den Kopf herum und erblickte ihn ebenfalls: Er kam aus der Bank, drängte sich zwischen denen hindurch, die Treppe versperrten, und kam auf die drei zu.
„Das Tor, das zu den Verliesen führt, ist versiegelt“, murrte er wütend. „Wir sind uns jetzt ziemlich sicher, dass Du-weißt-schon-wer uns nur auf den Arm nimmt. Kann aber auch sein, dass –“
„– er eine Falle für uns bereit hält“, sagte Harry, „ja, schon klar, darüber haben wir gerade gesprochen. Was machen wir jetzt?“
„Wir warten, bis die Experten vom Ministerium da sind, um den Zauber, mit dem das Tor versiegelt ist, aufzuheben“, antwortete Moody.
„Kannst du nicht sehen, was dahinter ist?“ Harry deutete auf sein magisches Auge.
„Doch, schon“, sagte Moody, „aber ich sehe nur leere Räume, leere Verliese, leere Karren auf Bahngleisen - alles völlig verlassen.“ Dann stöhnte er. „Ganz schön miese Laune da drin – wir mögen es nicht besonders, wenn wir mit dem Ministerium zusammenarbeiten müssen. Kingsley spricht gerade mit Scrimgeour, um uns ein wenig Freiraum zu sichern; er ist der einzige von uns, der halbwegs mit dem Minister umgehen kann.“
„Was meinen Sie mit Freiraum?“, fragte Hermine, die Stirn gerunzelt.
„Naja … wenn wir nachher die Verliese durchsuchen können, wollen wir einander nicht andauernd in die Quere laufen, daher –“
„Was?“ Hermine starrte Moody ungläubig an. „Soll das heißen, ihr wollt nicht gemeinsam mit dem Ministerium die Todesser bekämpfen?“
„Wenn da überhaupt welche sind!“, erwiderte Moody, nicht mit seinem üblichen mürrischen Ton, sondern mit ungewöhnlich hoher Stimme; er schien sehr über Hermines Reaktion überrascht zu sein.
„Darum geht es doch jetzt gar nicht“, sagte Hermine, „ich meine das allgemein! Klar haben der Orden und das Ministerium ihre Differenzen – aber wenn der Krieg kommt, werdet ihr doch zusammenarbeiten! Oder?“
Moody war sichtlich unbehaglich zumute; und das wollte schon etwas heißen. Harry glaubte nicht, dass Moody sich so leicht einschüchtern ließ, aber Hermines Worte schienen ihn ins Schwitzen zu bringen.
„Manche Dinge verstehst du einfach noch nicht, Hermine“, antwortete Moody nur, und erinnerte Harry damit schmerzlich an den arroganten Zauberer, den Hermine vorhin angesprochen hatte. „Entschuldigt mich jetzt – ich gehe wieder hinein. Ihr werdet es erfahren, sobald etwas passiert.“
Damit verschwand er zurück zwischen den Leuten hindurch, die Treppe hoch und in die Bank hinein.
„Unfassbar!“, rief Hermine. „Wenn die sich nicht einigen können, bekriegen wir uns innerhalb der guten Seite auch noch!“
So regte sie sich noch einige weitere Minuten auf, aber Harry hörte nicht richtig hin. Er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt; denn er war sich nicht sicher, was er glauben sollte. Sah Hermine die Lage richtig? Sollten der Orden und das Ministerium zusammenarbeiten? Oder hatte nicht vielleicht Moody Recht? Inwiefern konnte man dem Ministerium trauen? Harry würde sich wohl nie sicher fühlen, wenn das Ministerium den Krieg führen würde – was der Minister ihm schon alles angetan hatte … Vor allem, das hatte er zusammen mit Umbridge getan, die sich als Anhängerin Voldemorts herausgestellt hatte! Bestimmt gab es noch viel mehr Verräter im Ministerium! Andererseits … War der Orden mächtig genug, hatte er genug Mitglieder, um die Anführer im Kampf gegen Voldemort zu sein?
Vielleicht war es schon zu spät, um über solche Dinge nachzudenken. Vielleicht konnte er jetzt niemanden mehr fragen, nicht Moody, nicht McGonagall, wie sie planten, sich mit dem Ministerium zu einigen. Denn egal, ob dieses Dunkle Mal nur ein Trick war, nur da war, um alle Welt hier her zu locken, oder ob tatsächlich die Todesser hinter dem versiegelten Tor zu den Verliesen warteten, um den Krieg zu beginnen – eines war für Harry offensichtlich: Der Tag war gekommen, an dem der Krieg eine neue Stufe erreichte. Der Auftakt zum Finale hatte begonnen. Voldemort hatte beschlossen, den Kampf einzuleiten, der entscheiden würde, welche Seite triumphierte, und es gab kein Zurück mehr.
Und das, obwohl noch nicht einmal feststand, welche Seiten es überhaupt gab, und wer sich auf welcher befand …

Aus den Minuten, in denen Harry, Ron und Hermine zusammen mit den Auroren warteten, dass etwas geschah, wurden Stunden. Die „Experten“ aus dem Ministerium waren schon vor langer Zeit gekommen, aber einen Fortschritt gab es immer noch nicht. Auch außerhalb der Winkelgasse hatte sich noch nichts getan, sonst hätte man hier sicher schon davon gehört. Und während der Tag dem Abend wich und der Himmel immer dunkler wurde, wurde Harry noch einmal furchtbar bewusst, wie schwarz dieses Dunkle Mal war: Egal, wie finster der wolken- und sternfreie Himmel dahinter war, das Dunkle Mal stach mit einer noch extremeren Finsternis hervor. Harry konnte den Totenkopf und die Schlange immer noch nicht richtig ansehen.
Natürlich wurde die Menge schon ungeduldig – war es schon seit einiger Zeit. Aber keiner konnte die Ungeduld richtig zeigen: Jeder war in seiner Angst vor dem Dunklen Mal gefangen. Vielleicht aber auch nicht jeder: Im Gegensatz zu Harry schienen Ron und Hermine aus irgendeinem Grund kaum beeindruckt zu sein von dem, was über ihnen schwebte. Harry war sicher, dass es anderen hier genauso ging, und bewunderte all diese Menschen. Für Ron und Hermine aber konnte er keine Bewunderung aufbringen; zu peinlich war es ihm, der einzige der drei zu sein, der vor lauter Furcht kaum sprechen konnte. Hermine hingegen faselte in einer Tour vor sich hin, wie dumm der Orden und das Ministerium sich anstellten, wie unerhört es war, dass Moody sie hier warten ließ, und unentwegt stellte sie neue und wieder neue Theorien vor, was sich hinter dem versiegelten Tor befinden könnte, wo Voldemort jetzt war. Vielleicht, dachte Harry, hatte Hermine aber doch Angst und das war einfach nur ihre Art, damit umzugehen. Ron hingegen schien sich einfach nur zu langweilen: Wieder und wieder gähnte er, als hätte er schon seit Tagen nicht mehr geschlafen.
Harry hatte keine Uhr, aber er spürte, wie die Zeit an ihm vorbeilief. Er konnte nicht sagen, ob sie schnell verging oder wahnsinnig langsam – einmal konnte er es gar nicht glauben, dass es schon Nacht war, obwohl mittlerweile sogar der Mond aufgegangen war (ein Vollmond, der gegenüber dem Dunklen Mal hing; Harry fiel nichts ein, was gegensätzlicher wirken könnte als diese beiden Himmelskörprt); und im nächsten Moment glaubte er, bereits seit Tagen hier auf dem Stuhl zu sitzen, den Hermine beschworen hatte. Seine Beine waren eingeschlafen, aber er wollte nicht aufstehen. Er war einfach zu müde; er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen oder getrunken. Sein Bauch tat ihm weh; genauso wie sein Kopf, von dem für ihn bedeutungslosen Zischen der Schlange. Bei dem Gedanken an das Dunkle Mal wurde ihm mittlerweile regelrecht schlecht. Die Auroren unterhielten sich alle nur flüsternd. Es war so still hier … so beruhigend still … und er war so müde …
„Hey, ihr! Hallo!“
Harry fiel vor Schreck beinahe aus seinem Stuhl. Das Flüstern war von direkt hinter ihm gekommen. Reflexartig sprang er hoch, erhob seinen Zauberstab, drehte sich um und stolperte ein paar Schritte nach hinten. Als er aber erkannte, wer da gesprochen hatte, ließ er den Zauberstab sinken.
„Tonks?“
Aus einer Seitengasse zwischen Gringotts und dem Laden daneben kam Tonks hervor. Als sie in das Licht des Vollmondes trat, bekam Harry den nächsten Schrecken: Tonks schien in einem fürchterlichen Zustand zu sein. Ihr schmutziges, graubraunes Haar war an manchen kleinen Stellen ausgefallen, ihr Gesicht wirkte eingefallen und blass, wie das eines Toten; sie trug ganz untypische Kleidung, einen braunen Mantel, geschlossen bis auf den letzten Knopf. Die Medaille, das um ihren Hals hing, verlieh ihr zusammen mit ihrem Umhang einen merkwürdigen Eindruck, als wäre sie ein Priester mit einem Kruzifix. Aber diese dunkelgoldene Medaille war von runder Form, mit einem grünen Stein in der Mitte, der erstaunlich hell leuchtete.
„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Hermine entsetzt; sie ging auf Tonks zu, aber die wich zurück in den Schatten der Seitenstraße.
„Nichts“, antwortete sie, immer noch mit flüsternder Stimme, „ich habe nur eine sehr stressige Zeit hinter mir.“
„Was ist das für eine tolle Medaille?“, sagte Ron; Harry sah, dass das Leuchten des grünen Steins sogar jetzt noch zu sehen war, obwohl Tonks im völligen Dunkel stand.
„Die hat sie doch schon öfters getragen, Ron, und außerdem ist das ganz egal!“, schnauzte Hermine ihn an, bevor sie sich wieder an Tonks wand, ein mitfühlender Ausdruck auf dem Gesicht. „Geht es dir wirklich gut? Du siehst sehr mitgenommen –“
„Ja, ja doch!“, unterbrach sie Tonks mit plötzlich lauter und wütend klingender Stimme. „Ja, es ist alles in Ordnung!“
„Oh – E-entschuldigung.“ Hermine warf einen verwirrten Blick zu Harry, der ihn genauso überrascht erwiderte; irgendetwas stimmte nicht.
„So“, sagte Tonks dann, „kommt – kommt mit.“
Hermine stutzte. „Wir – wir sollen was?“
„Mitkommen!“
„Wohin?“, fragte Harry; er fühlte sich unwohl, das hier gefiel ihm nicht.
„Oh – na – in die Verliese!“ Tonks sprach wieder ganz leise, gestikulierte mit den Namen in die Gasse hinter ihr. „Moody hat mir gesagt, ich soll euch durch den geheimen Hintereingang hineinlassen, den wir entdeckt haben!“
„Ihr habt einen geheimen Eingang entdeckt?“, fragte Hermine erstaunt. „Wo?“
„Ich habe um die Bank herum patrouliert und bin auf eine Tür gestoßen“, sagte Tonks schnell. „Ich bin zu Moody gegangen und der hat gesagt, ich soll erstmal euch rein bringen.“
„Wirklich?“ Hermine runzelte die Stirn. „Also – hat er das wirklich gesagt? Das klingt nicht sehr nach –“
„Wenn ich es euch doch sage!“ Tonks deutete ihnen mit der Hand, sie sollten ihr folgen; dann verschwand sie zur Gänze in der Dunkelheit der Seitenstraße.
Kurz standen die drei schweigend da; dann sagte Hermine: „Ich weiß nicht …“
„Ich glaube, wir sollten lieber auf Moody hier warten“, stimmte Harry zu. „Etwas stimmt hier nicht.“
„Kommt schon“, warf Ron ein, „das ist Tonks! Was sollte denn mit ihr nicht stimmen? Sie hat einfach Probleme mit Lupin. Das hast du selbst doch schon so oft gesagt, Hermine!“
„Ja, aber –“
„Ron hat Recht.“
Hermine drehte sich irritiert zu Harry um. Er konnte selbst kaum glauben, was er gerade gesagt hatte. Aber er war sich wirklich sicher: Er wusste, was für Auswirkungen Liebesprobleme auf Menschen haben konnten. Das wusste er nur allzu gut …
„Tonks hat einfach – private Schwierigkeiten“, fuhr er fort. „Wir sollten ihr jetzt nicht auch noch das Gefühl geben, dass wir ihr nicht trauen. Wir sollten ihr hinterher gehen.“
„Finde ich auch“, sagte Ron grinsend. Er nickte Hermine zu, und schon war er wie Tonks in der Dunkelheit der Seitenstraße verschwunden. „Lumos“, hörten sie ihn flüstern, und ein Licht erschien neben ihm. „Kommt ihr?“, fragte er, sein Gesicht auf unheimliche Weise beleuchtet; dann drehte er sich um und ging weiter.
Hermine sah Harry noch einmal an – Bist du dir sicher?, fragte ihre Blick. Harry nickte. Auch er erleuchtete seinen Zauberstab und folgte Ron, Hermine direkt hinter ihm, die Seelenpyramide immer noch umklammert.
Sie liefen eine ganze Weile hintereinander her; die Straße schien einfach kein Ende nehmen zu wollen.
„Tonks?“, rief Ron in die Dunkelheit hinein.
„Hier“, hörten sie sie antworten; einen Moment später trat sie in das Licht von Rons Zauberstab.
„Wo ist der geheime Eingang?“, fragte Harry.
Tonks zog ihren Zauberstab und klopfte damit auf die Wand neben ihnen, die in dem magischen Licht trotz des Dunklen Mals schon fast wieder so weiß aussah, wie sie wirklich war. Tonks flüsterte irgendetwas, trat einen Schritt zurück – und schon wirkte ihr Zauber. Harry hatte schon viele Geheimgänge gesehen – er hatte immerhin selbst erlebt, wie die Kammer des Schreckens sich öffnete – und doch erstaunte es ihn, mit anzusehen, wie sich die Wand der Zaubererbank, die als der zweitsicherste Ort in ganz Großbritannien galt, einfach so öffnete. Ähnlich wie die Ziegelmauer, die zur Winkelgasse führte, entstand ein Loch in dem weißen Stein, das immer größer und größer wurde – bis ein Mensch einfach hindurchtreten konnte.
„Wo führt dieser Gang hin?“ Hermine ging zu dem Loch; Harry sah, dass sie eine verblüffte Miene trug. „Ich habe noch nie etwas von Geheimgängen in Gringotts gehört …“
Harry trat neben sie und blickte ebenfalls in das dunkle Loch hinein, Ron stellte sich an ihre andere Seite. Und dann –
„Depulso!“
Harry spürte, wie Tonks‘ Zauber ihn im Rücken traf, und Ron und Hermine schien zur selben Zeit das gleiche zu passieren. Sie alle drei wurden nach vorne geschleudert, landeten mit dem Bauch auf einem kalten Untergrund – und begannen schon, zu rutschen. Dieser Geheimgang führte abwärts, und das ohne eine Treppe. In diesem Moment konnte er nicht einmal darüber nachdenken, was Tonks gerade getan hatte. Er war zu beschäftigt damit, etwas zu finden, an dem er sich anhalten konnte. Aber es gab nichts – sie rutschten immer weiter hinunter, und sie wurden immer schneller. Er hörte Hermine neben sich etwas rufen und ein kurzes rotes Flimmern brannte auf, bevor es in die Dunkelheit vor ihnen davon schoss. Harry tat schon der Bauch vom Rutschen weh – da landeten sie endlich. Und zwar auf erstaunlich weichem Untergrund. Harry prallte auf dem Boden auf und wurde in einem Salto noch weitergeschleudert, aber dann flog er auf seinen Rücken und blieb liegen. Neben ihm waren Ron und Hermine, beide schwer atmend.
„Scheinbar“, sagte Ron, nachdem sie kurze Zeit geschwiegen hatten, „habe ich mich geirrt. Mit Tonks ist doch noch mehr nicht in Ordnung als nur ihre Probleme mit Lupin.“
„Wusste ich’s doch“, sagte Hermine, während sie sich aufsetzte; überrascht sah Harry, dass sie die Seelenpyramide immer noch festhielt. „Wusste ich’s doch!“
„Aber was war das jetzt?“ Harry stand auf. „Warum hat sie das gemacht? Wo sind wir?“
Er brauchte wirklich dringend Antworten auf diese Fragen; in seinem Kopf herrschte im Augenblick komplettes Chaos. Es war, als wäre beim Rutschen nicht nur sein Körper, sondern auch sein Hirn durchgerüttelt worden.
„Ich weiß nicht, warum Tonks das gemacht hat“, sagte Hermine. „Und was unseren Standort betrifft – Gringotts, das steht schon mal fest. Sieh dich mal um.“
Harry tat, was sie sagte – und erkannte auch sofort, was sie meinte. Der Gang vor ihnen, beleuchtet von Fackeln, die an den Wänden links und rechts hingen, endete nach nur wenigen Metern – und direkt dahinter war einer der Karren, mit denen man in Gringotts von Verlies zu Verlies fuhr. Er stand auf einer Gleise, die wahrscheinlich über im Dunkeln ewig erscheinendem Nichts hing und in genau solches Nichts führte.
„Die Matratze hier war ein super Einfall“, sagte Ron. Harry verstand erst nicht, wovon er sprach; dann sah er hinunter und erblickte die rote Matratze, auf der er stand.
„Danke“, sagte Hermine, nicht wirklich dankbar klingend; sie war wohl zu abgelenkt.
„Kommt jetzt“, sagte Harry dann, „über Tonks können wir uns später noch aufregen.“
„Du meinst – wir sollen mit der Karre fahren?“, kreischte Hermine. „Wir müssen hier sofort wieder raus! Das war eine Falle!“
„Vielleicht, aber –“
„Vielleicht? Natürlich war das eine Falle! Aber ihr wolltet mal wieder nicht auf mich hören! Das habt ihr nun da-“
„Ach, sei doch still!“ Ron lief an ihr vorbei, den Gang entlang zu der Karre. Harry blieb noch kurz stehen und beobachtete Hermine. Sie schien den Tränen nahe zu sein – verständlich, fand Harry. Aber sie schluckte, verschränkte die Arme und folgte Ron, ihre Miene genauso trotzig wie ihre Miene.
Sie stiegen der Reihe nach in die Karre – und dann saßen sie da, ohne zu wissen, was sie tun sollten. Harry glaubte, sich erinnern zu können, dass diese Fahrzeuge von allein fuhren – aber vielleicht wurden sie von irgendeiner Koboldmagie gesteuert? Wenn es so war, dann könnten sie wohl für immer hier sitzen bleiben, und der Karren würde trotzdem nicht –
Da fuhr er auch schon los. Die ruckelnde Bewegung kam so überraschend, dass Harry beinahe seinen Zauberstab hätte fallen lassen – was bei der Tiefe des Abgrunds, über dem sie sich befanden, verheerend gewesen wäre. Der Karren fuhr so schnell, wie Harry es in Erinnerung hatte. Kalte Luft peitschte gegen sein Gesicht und pfiff in seine Augen, aber wie damals, als er das erste Mal gefahren war, bemühte er sich, sie offenzuhalten. Aber es gab ohnehin nichts zu sehen: Alles war schwarz. Das hier war wohl ein Teil von Gringotts, den außer ihnen niemals ein Mensch zu Gesicht bekommen würde. Nun, außer ihnen und Tonks vielleicht. Und allen, die noch bei diesem Verrat mitspielten – denn das Tonks sie verraten hatte, davon war er überzeugt. Auch wenn er es nicht laut aussprechen würde.
Der Karren fuhr erstaunlicherweise immer weiter geradeaus. Normale Fahrten durch Gringotts verliefen kreuz und quer über Gänge, die wie in einem Labyrinth ineinander verstrickt waren. Harry begann schon zu glauben, dass sie wirklich auf dem Weg ins ewige Nichts waren, dass ihm die Dunkelheit dies nicht nur vorspielte. Aber dann, genauso plötzlich, wie der Karren zum Leben erwacht war, hielt er schon wieder an. Vor ihnen befand sich ein weiterer, von Fackeln erleuchteter Gang.
„Ich hasse das“, murrte Ron, als er ausstieg. „Das war viel zu schnell … und hier sieht alles so gleich aus.“
„Dafür gibt es hier keine Spinnen“, erwiderte Hermine spitz. „Das muss dir doch gefallen, Ronald.“
„Schluss jetzt“, sagte Harry. Ron schwieg tatsächlich, obwohl er den Mund schon geöffnet hatte. „Wir müssen zusehen, dass wir – wartet – hört ihr das?“
Stimmen drangen an Harrys Ohr; oder war es nur eine Stimme? Hoch und trotzdem kratzig, unangenehm rau … Sie erinnerte ihn ein wenig an Kreachers Stimme. Er konnte nicht hören, was gesagt wurde, aber es klang so, als würde sich der Sprecher ziemlich aufregen.
„Das kommt von da hinten“, flüsterte Hermine. Sie zeigte ans Ende des Ganges. Diesmal war dort kein Karren zu sehen, sondern nur eine weitere graue Mauer. Sie schien ausgesprochen weit weg zu sein – also war zwischen dem Ende des Ganges und dieser Wand dort hinten ein großer Abstand. Und wer immer da redete, musste in diesem Raum stehen.
Die drei erloschen das Licht ihrer Zauberstäbe und steckten sie in ihre Taschen, schlichen durch den Gang und als sie sein Ende erreichten –blickten sie hinab in einen Abgrund. Aber dieser war nicht so endlos wie der, über den sie zuvor mit dem Karren gefahren waren. Dieser hier war auch nicht dunkel, sondern hell beleuchtet von vielen Fackeln, und erfüllt von einem magisch wirkenden roten Licht. Und in dem Raum da unten stand sogar jemand – viele, viele Personen. Mehr noch – viele Kobolde.
Eine ganze Menge dieser kleinen, hässlichen Kreaturen war versammelt auf einer riesigen, von Goldstücken und anderen Schätzen bedeckten Fläche. Diese Kobolde mussten sogar noch mehr sein als die Auroren, die vor der Bank standen. Sie alle hatten ihren Kopf nach oben gerichtet, aber glücklicherweise nicht zu ihnen. Sie blickten auf eine Erhebung ein ganzes Stück unter Harry, Ron und Hermine, auf der, die Arme weit ausgebreitet, ein weiterer Kobold stand. Das war der, der sprach. Und hinter ihm befand sich etwas, das Harrys Aufmerksamkeit sogar von den Worten des Kobolds ablenkte, noch bevor er begann, diese richtig zu verstehen. Er hatte so etwas noch nie gesehen … Was war das? Es sah aus wie ein Tor. Ein rundes Tor, mit einem goldenen Rahmen. Und von dem, was sich in dem Tor befand, schien das rötliche Licht auszugehen. Wenn er doch bloß sehen könnte, was es war …
„Harry, sieh mal!“
Hermine zog an seinem Ärmel, und als er sie ansah, deutete sie in die linke Ecke des Raumes. Harry folgte ihrem Finger – und traute seinen Augen nicht.
Dort, gegen die Wand gelehnt, stand eine Ritterrüstung. Sie sah nicht aus wie all die Rüstungen in Hogwarts. Nein, man merkte ihr deutlich an, dass sie etwas Besonderes war. Sie glänzte silbern, war verziert mit allerlei Symbolen, die in das Metall graviert waren. Auf dem Helm saß eine kleine Drachenfigur, und auch den Brustteil prägte etwas, das aussah wie der Kopf eines Drachen – in der Form eines G. G wie –
„Gryffindor!“, sagte Harry leise. „Gryffindors Rüstung!“
Hermine keuchte auf und zog die Seelenpyramide an sich heran – aber sie gab keinen Ton von sich.
„Wieso schlägt sie nicht Alarm?“, fragte Ron.
„Psst“, machte Hermine. „Hören wir zu, was der Kobold sagt!“
Obwohl sich Harry nicht sicher war, ob sie das nur sagte, weil sie keine Antwort auf Rons Frage wusste, folgte er doch ihrem Vorschlag. Es interessierte ihn nämlich – gut sah das hier nicht aus, vor allem, wenn man bedachte, dass die Kobolde wohl das Tor zu den Verliesen selbst versiegelt hatten. Zumindest dachte Harry das nun, da er sie hier so stehen sah.
„… es endlich soweit!“, rief der Kobold gerade mit seiner furchtbaren Stimme, als Harry begann, ihm richtig zuzuhören. „Heute Nacht werden wir Kobolde uns rächen! Hier starten wir unsere Revolte, hier, in dem Verlies, das wir für den einzigen Zauberer eingerichtet haben, der uns versteht! Hier, wo wir die Schätze des Größten aller Magier verstecken, dessen, der uns versteht und unsere Freiheit will!“
„Ja!“, schrien die Kobolde. „Ja, so ist es!“
„Das ist wirklich Voldemorts Verlies!“, zischte Hermine. „Voldemort muss ihnen alles Mögliche versprochen haben! Und wenn das Voldemorts Verlies ist, dann ist das dort wirklich Gryffindors Rüstung!“
„Natürlich, was hast du denn gedacht –“
„Psst!“, machte Hermine wieder.
„– muss ich leider sagen“, fuhr der Kobold fort, „dass viele von unseren Freunden uns verlassen haben! Einige von uns waren nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie der Dunkle Lord für uns kämpft. Geschätzte Mitglieder unserer Gemeinschaft – Madrick, Hoshrod, Griphook, nur drei Beispiele – mussten wir verstoßen, weil sie nicht bereit waren, sich für unsere Ziele einzusetzen. Aber ihr bleibt treu, ihr seid wahre Kobolde!“
„Ja!“, riefen die Kobolde wieder.
„Und heute Nacht werden wir zusammen mit dem Dunklen Lord, unserem neuen Mitstreiter, jene Institution erobern, in der das Zentrum unserer Feinde besteht!“
Hermine schlug beide Hände vor ihren Mund. Harry reagierte nicht so bestürzt; der Kobold konnte nicht von der Institution sprechen, die Harry zuerst einfiel. Er musste das –
„Ich spreche nicht vom Ministerium!“, rief der Kobold, als hätte er Harrys Gedanken gelesen. „Ich spreche tatsächlich von der großen Zauberschule! Hogwarts, diese Festung der Zauberer und Hexen!“
„Tss“, machte Ron, „als ob. Die kommen da doch nie rein!“
„Vor einigen Monaten habe ich mit ein paar Auserwählten von euch das Schloss besucht!“ Der Kobold wies mit der Hand auf ein paar seiner Artgenossen, die direkt unter ihm standen, an dem Fuß der Treppe, der zu seinem Podium führte.
„Das stimmt“, flüsterte Harry den anderen zu; ihm war plötzlich etwas eingefallen. „McGonagall hat davon gesprochen, als Florean Fortescue mit mir sprechen wollte! Sie hat gesagt, sie müsse sich mit ein paar Kobolden unterhalten, die –“
„Psst!“, machte Ron und Hermine gleichzeitig.
„Wir sind dort gewesen mit dem Vorwand, an einer Kooperation mit dem Orden des Phönix interessiert zu sein – und die dumme Schulleiterin ist darauf reingefallen!“
Die ganze Halle brach in Gelächter aus. Das hohe Lachen dieser Kobolde war ein schreckliches Geräusch.
„Doch in Wirklichkeit“, sprach der Kobold weiter, als das Lachen abgeflaut war, „haben wir gleich zwei ganz andere Dinge dort getan. Wisst ihr, was das ist?“
Der Kobold hob etwas vom Boden auf, das Harry bisher nicht dort hatte liegen sehen. Es glitzerte in dem rötlichen Licht des Tores hinter dem Kobold. Und als er es hochhob, erkannte Harry, was es war – ein Schwert. Und der Griff – der Griff – das war nicht möglich! Entsetzt sah Harry, dass der Griff mit roten Rubinen besetzt war.
„Godric Gryffindors Schwert?“, zischte Ron. „Das ist doch nicht möglich!“
„Das ist es wirklich nicht“, sagte Hermine, „das liegt im Raum der Wünsche!“
„Der Dunkle Lord hat es uns geschenkt!“, rief der Kobold, zu erstauntem und begeistertem Raunen derer, die ihm zuhörten. „Einige Tage, bevor wir nach Hogwarts gegangen sind! Als wir im Büro der Schulleiterin waren, haben wir überprüft, ob das Schwert auch wirklich nicht mehr dort ist – und es war tatsächlich weit und breit nicht zu sehen!“
„Weil wir es vorher mitgenommen haben!“, flüsterte Hermine. „Voldemort hat ihnen eine Fälschung gegeben!“
„Aber das war nicht der einzige Grund …“ Der Kobold senkte seine Stimme verschwörerisch, genauso, wie er das Schwert sinken ließ, und die anderen streckten ihre Köpfe nach vorne, als könnten sie ihn dann besser verstehen. „Einige unserer intelligentesten und geschicktesten Freunde haben still und heimlich etwas in einer kleinen Kammer von Hogwarts fixiert. Sie haben dort das installiert, was es uns heute ermöglicht, das Schloss zu betreten!“
Die Kobolde begannen sofort wild zu klatschen.
„Ja, zollt ihnen euren Tribut! Den haben sie verdient! Schenkt ihnen Anerkennung, denn dank ihnen werden wir das Schloss stürmen können! Wir wären natürlich schon viel früher dazu bereit gewesen – aber weil das Ministerium ihre Untersuchungen in der Winkelgasse so lange nicht beendet hat, konnten wir erst vor kurzem mit der Arbeit an unserem Tor beginnen.“
Die Kobolde stießen wütende Schreie aus.
„Ja, die Arroganz der Zauberer hat uns zum wiederholten Mal behindert. Aber niemals wieder! Durch dieses Tor –“ (er wies auf das runde Etwas hinter sich) „– wird uns nach Hogwarts bringen! In die ach so undurchdringbare Festung!“
Jetzt lachten die Kobolde erneut, ein spöttisches Lachen war es diesmal.
„Koboldmagie ist eben doch stärker als jeder Bann, den ein Hexer aussprechen kann! Und eines noch – wir werden nicht allein in Hogwarts einreiten! Wir werden jemanden mitnehmen – Zauberer!“
Ein überraschtes Flüstern zog sich durch die Menge.
„Ja, Zauberer! Der Dunkle Lord hat es geschafft, uns die Magier, die er uns versprochen hat, tatsächlich herzubringen! Vorzeigemagier sind das sogar! Die ganze moderne magische Welt kennt sie! Ich spreche von niemand Geringerem als –“
Harry konnte es nicht glauben. Nein, nein – das durfte nicht wahr sein. Aber es war so. Der Kobold hob das Schwert Gryffindors wieder, wandte sich nach rechts – und zeigte mit der Spitze des Schwerts hoch zu ihnen.
„– Harry Potter und seinen beiden Freunden!“
Harry hörte hinter sich Gekicher, aber er hatte zu spät bemerkt, dass jemand hinter ihnen stand. Als er sich umdrehte, stießen die sechs Kobolde schon zu. Harry stolperte, und gemeinsam mit Ron und Hermine fiel er über den Rand, hinunter in Voldemorts geheimes Verlies. Der Sturz war kürzer und der Aufprall weniger schmerzhaft, als er erwartet hatte – sie landeten auf unzähligen Goldstücken, durch die sie einsanken wie in Wasser. Harry hörte das Klirren von zerbrechendem Glas – die Seelenpyramide war Hermine aus der Hand gefallen und lag nun, völlig zerstört, zu ihren Füßen.
Noch bevor Harry sich wieder richtig aufrichten konnte, hatten sich einige Kobolde auf ihn, Ron und Hermine gestürzt. Er hatte seinen Zauberstab eingesteckt und kam mit der Hand nicht an seine Tasche heran, da gleich drei Kobolde sie festhielten. Die kleinen Wesen zogen sie mit vereinten Kräften hoch, und egal, wie viel Harry zappelte und sich sträubte, sie schafften es, ihn die Stufen hoch zu dem Podium zu ziehen, auf dem der Rednerkobold stand. Sein hässliches Gesicht beugte sich über Harrys – das Grinsen, das er nun sah, würde er nie wieder vergessen.
Harry drehte seinen Kopf zur Seite – und da war es. Dieses merkwürdige runde Tor. Darin war tatsächlich nichts zu sehen als orangerotes Licht, wie brennendes Feuer. Aber es war kein Feuer, da war er sich sicher.
„Kobolde!“, rief der Redner. „Es geht los!“
Harry spürte, wie die Kobolde ihn losließen, der Anführer dafür seine Hand auf seine Schulter legte und sie mit seinen langen Fingern umklammerte. Er wollte sich wehren – da setzte plötzlich ein Gefühl in seinem Körper ein, das ihn an etwas erinnerte … apparieren! Es fühlte sich an, wie wenn er apparierte! Als würde er durch einen Schlauch gezogen, von einem Staubsauger aufgesaugt – nur ging das Saugen von etwas anderem aus, von etwas hinter ihm – dem Tor!
Nicht nur er schien davon betroffen zu sein. Die Goldstücke, die Edelsteine und die anderen Schätze flogen durch die Luft, die Kobolde setzten widerwillige Mienen auf, als hätten sie nicht damit gerechnet, dass so ihre Besetzung von Hogwarts beginnen würde. Und dann konnte Harry sich nicht mehr halten.
Das Gelächter des Kobolds hinter ihm im Ohr, verlor Harry den Boden unter den Füßen und wurde nach hinten durch das Tor gerissen.

„Herr?“
Der Dunkle Lord blickte hoch; sofort lächelte er.
„Severus!“ Er erhob sich von seinem Thron, ging zu dem Mann, der an der Stelle stand, an welcher früher an diesem Tag bereits Dolores gestanden hatte. Seine Gestalt war gar nicht ansehnlich – seine Haare wirkten mehr als je zuvor wie ein schwarzer Vorhang, der sein Gesicht verdeckte, und die Nase, die zwischen diesem Vorhang hervorsah, war sogar noch weißer als das Gesicht des Dunklen Lords selbst es in seinen schlechtesten Zeiten gewesen war.
„Severus, wie geht es voran?“
„Ganz hervorragend“, antwortete er.
Der Dunkle Lord musste lachen. „Oh, bei dir weiß man nie so genau, welche Aussage ernst gemeint ist und welche nur einer deiner sarkastischen Scherze.“ Er schüttelte seinen Kopf. „Das hast du von ihr, wusstest du das, mein Freund?“
Severus zögerte kurz. „Nein, Herr“, sagte er dann.
„Das habe ich mir gedacht. Aber nun wollen wir wieder ernst sein. Deine Arbeit ...“ Er seufzte. „Einfach fantastisch. Einfach – magisch.“ Wieder lachte er. „Das Dunkle Mal, das du geschaffen hast, übertraf all meine Vorstellungskraft.“
„Danke, mein Lord.“
„Ich hoffe, deine andere Arbeit funktioniert ebenso gut?“
„Wie gesagt, alles läuft hervorragend.“ Mit einer Bewegung seines Kopfes warf er die schwarzen Haare aus seinem Gesicht; seine kalten Augen blickten direkt in die des Dunklen Lords. „Alles ist vorbereitet.“
Lord Voldemort stutzte. „Tatsächlich? Nun ... so lange hat mich nichts mehr wirklich erstaunt. Und dann schaffst du es gleich zweimal an nur einem Tag. Ich bin froh, dich auf meiner Seite zu wissen.“
„Ich danke Euch, mein Lord.“
Er nickte. „Das kannst du, Severus. Das kannst du.“ Er drehte sich um, schritt zurück zu seinem Thron und nahm Platz. „Dann warten wir nur noch auf eines, nicht wahr?“
„Das ist richtig.“ Severus verbeugte sich. „Ich bitte Euch, mich zu entschuldigen.“
„Du bist entschuldigt, so viel du willst.“
Der Dunkle Lord sah dem größten aller Todesser hinterher. Seine Rolle war noch nicht völlig ausgespielt. Nein, ganz bestimmt nicht ...
Aber was da noch kam, das wusste selbst er nicht genau.


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