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The Trial - Awakening - A Sort of Homecoming

von Dante

Es war warm und sonnig am Bahnsteig; die strahlende Septembersonne fiel durch das gläserne Dach auf den asphaltierten Boden und untermalte einen hellen, klaren Vormittag. Der Uhrzeit entsprechend waren viele Leute unterwegs, auch auf dem – prozentuell gesehen – eher wenig genutzten Bahnsteig, auf dem ich soeben entlangschritt, weshalb meine Sicht deutlich eingeschränkt war, versperrt von zahlreichen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterschiedlichen Alters und deren Eltern, die sich zum Zug begaben oder warteten. Die Reisetasche in der rechten Hand, schlängelte ich mich an einigen Personen vorbei, um dann am äußeren Rand des Bahnsteigs meinen Weg fortzusetzen.
Es dauerte nicht lange, bis ich die drei großgewachsenen Gestalten erblickt hatte, denen meine Suche gegolten hatte; einander zugewandt und die schlichten Koffer neben sich zu Boden gestellt, standen die drei Männer abseits der Menge in der Nähe der hinteren Wagons und unterhielten sich mit ernsten Mienen, alle drei im schwarzen Jackett, einer mit schwarzen, einer mit hell-, und der dritte mit dunkelbraunen Haaren. Sie wirkten nicht, als würden sie nach jemandem Ausschau halten – vielmehr sahen sie aus, als wüssten sie, dass derjenige, auf den sie warteten, ohnehin unter Garantie bald auftauchen und sich unter keinen Umständen verspäten würde, sodass es vollkommen unnotwendig war, sich darum zu kümmern oder gar auf die Uhr zu schauen.
Sie hatten Recht damit. Der Mann mit den hellbraunen Haaren war der erste, der meiner gewahr wurde und mit einem angedeuteten Lächeln in meine Richtung nickte, um die anderen beiden auf mich aufmerksam zu machen, die daraufhin die Köpfe wandten und ebenfalls zu lächeln begannen.
»Wir dachten schon, du würdest nicht kommen«, sagte der Dunkelhaarige neben ihm, sobald ich heran war.
»Sehr witzig«, erwiderte ich – dann schüttelten die drei mir nacheinander die Hand. »Neue Kette«, fügte ich hinzu, als ich die Hand des Siebtklässlers rechts von mir losließ, und deutete auf das Schmuckstück, das auf seiner Brust ruhte.
»Richtig«, sagte dieser lächelnd. »Details später.«
»Gehen wir‘s an?«, fragte der Schwarzhaarige im Anschluss, was ein allgemeines Nicken zur Folge hatte. Die drei ergriffen ihre Koffer, und gemeinsam steuerten wir den wartenden Zug an. Wir betraten den nächstgelegenen Waggon, wandten uns nach rechts und folgten dem Gang, vorbei an einigen Unterstuflern, die sich dort aufhielten, und die wir entweder mit vernichtenden Blicken oder reiner Körperkraft aus dem Weg räumten. Als wir im darauffolgenden Waggon stehen blieben, war schon deutlich weniger los; abgesehen von uns war der Gang leer, und in den Abteilen hatten wir nur vereinzelt Mitschüler erblickt.
Als die Schiebetür vor uns beiseiteglitt, gewährte sie Einblick in ein noch völlig leeres Abteil, weder von Menschen, noch von Gepäckstücken in Beschlag genommen – der alte Plan, nach dem absolut pünktlichen Treffen auf dem Bahnsteig ohne zu zögern in den letzten Waggon zu gehen und dort das allerletzte Abteil aufzusuchen, hatte sich wieder einmal als erfolgreich erwiesen. Ein zufriedener Ausdruck zeichnete sich auf den Gesichtern der drei jungen Männer vor mir ab, die nun ihre Koffer in besagtes Abteil beförderten und dieses anschließend selbst betraten. Ich selbst folgte als letzter und hatte meine magisch vergrößerte Reisetasche kaum auf der Gepäckablage verstaut, als auch schon die Stimme meines traditionellen Sitznachbarn erklang, der es sich bereits gemütlich gemacht hatte und nun zu mir aufblickte:
»So, und jetzt mach gleich mal die Tür zu und leg‘ einen Zauber drauf, damit wir diese verdammten Rotzgören die Fahrt über nicht mehr zu Gesicht bekommen müssen. Die werden irgendwie jedes Jahr mehr zu einer Plage … glücklicherweise ist der Scheiß in neun Monaten vorbei …«
Ich zückte den Zauberstab und tat, wie mir geheißen; zwei Schlenker später war die Abteilungstür sowohl gegen Geräusche von außerhalb, als auch gegen etwaige unverschämte Versuche, sie gegen unseren Willen zu öffnen, gesichert. Nachdem ich aus meinem Mantel geschlüpft war und ihn am Kleiderhaken neben dem Sitz befestigt hatte, setzte ich mich ans Fenster.
Zwei lächelnde Gesichter blickten mir entgegen, eines sah ich aus dem Augenwinkel heraus – das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, war ein äußerst zufriedenes. Es war das Lächeln eines Wiedersehens. Ich spürte, wie meine Mundwinkel unwillkürlich nach oben wanderten und ich es ehrlicherweise erwiderte.
Sie hatten mir gefehlt, diese drei, obwohl es nicht einmal so lange her war, dass ich sie zuletzt gesehen hatte, und wir uns im Laufe der Ferien auch mehrmals getroffen hatten, wenn auch zu selten: Alan, der soeben die Beine ausstreckte und sich lässig im Sitz zurücksinken ließ, ehe er sich in gewohnter Manier mit der Hand durch seine wüste Sturmfrisur fuhr; Damian, die aufmerksamen, grünen Augen nur auf mich gerichtet, während er sich die Ärmel seines Shirts hochkrempelte, sodass ich wie immer den Eindruck gewann, er versuchte, an meinem Antlitz abzulesen, was ich dachte; und Darius, die Arme bequem auf die seitlichen Lehnen gestützt und mit einem reservierten Lächeln auf den Lippen in die Runde blickend.
»Also, schießt los, Gentlemen: Wie waren die restlichen Ferien?«, fragte er und nickte uns auffordernd zu.
»Na ja«, machte Alan und verzog das Gesicht wie jemand, der nicht ganz sicher war, ob sein Resümee positiv oder negativ ausfallen sollte. »Spanien ist ein tolles Land, aber das Essen kannst du vergessen.«
»Auch, wenn man kein verkappter Gourmet ist wie du?«, fragte Darius interessiert nach, woraufhin Alan den Mund noch mehr verzog.
»Sehr witzig. Alles, was die dort zu haben scheinen, sind irgendwelche Meeresfrüchte, Stierfleisch und noch mehr Stierfleisch, und das muss ich – mit Verlaub – nicht unbedingt haben. Außerdem kannst du gern meine Schwester fragen, die war auch dort und hat dasselbe gesagt. Du brauchst ja nicht reden … Urlaub auf den Malediven …« Er schüttelte den Kopf. »Was haben sie dir dort jeden Tag serviert? Kokosnusscreme mit Mandelsplittern und Cocktails, nehme ich an?«
Darius grinste. »Nein, nein, es gab schon ein richtiges Buffet am Abend … aber du hast Recht, das haben sie uns gebracht, wie wir am Strand gelegen sind.«
»Großartig …«, murmelte Alan und verschränkte die Arme vor der Brust, worauf ich grinsen musste.
»Ich kann nicht klagen«, sagte Damian mit durchaus zufriedener Miene, als Darius und ich ihn in den Fokus nahmen. »Die Kälte ist ein Punkt, aber das kannst du gerade als Zauberer recht gut kompensieren. Bergen war eine nette Stadt … und gute Musik haben sie auch dort oben.«
»Was ich dir seit Jahren sage«, lautete mein zähneknirschender Einwand, den der Schwarzhaarige grinsend abtat.
»Muss man halt selbst erlebt haben.« Ich schüttelte den Kopf angesichts dieser Aussage.
»Und was war bei dir noch so los?«, fragte Damian an mich gewandt, nachdem er sich kurz an meinem Gesichtsausdruck erfreut hatte. Ich sah ihn vielsagend an.
»Soll das ernst gemeint sein?«
»Eigentlich schon, ja«, meinte der Schwarzhaarige. »So gewaltig kann das Ausmaß deiner Langeweile nicht gewesen sein, oder?«
»Nein … war‘s auch nicht, du hast schon Recht«, sagte ich und seufzte. »Aber wenn ihr alle dreieinhalb Wochen auf Urlaub seid und ich euch so lange nicht sehen kann, ist es seltsam … ich habe ja sonst keinen, mit dem ich irgendwas unternehmen könnte, dann kommt noch dazu, nicht wirklich etwas zu tun zu haben …« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hab genug gelesen und auch ein bisschen was weitergearbeitet, nicht, dass ihr glaubt … aber wegen der vielen Zeit hab ich eindeutig zu oft über die Sache bei der WM nachgedacht, da hat auch die Woche davor in Bayern nicht viel geholfen, so schön es dort auch war …«
»Ah … dachten wir uns schon«, schmunzelte Damian. »Aber damit ist ab heute Schluss, keine Sorge. Es wird genug zu tun geben, und so wie ich das sehe, wird sich die Geschichte recht bald wieder verlieren.«
»Das dachte ich auch«, sagte ich und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, das ist irrational, aber wenn man … sagen wir, vorbelastet ist, dann –«
»Du brauchst es uns nicht zu erklären, Drake, wir wissen schon, warum du dir öfters als notwendig darüber Gedanken gemacht hast«, schnitt mir Damian das Wort ab und lächelte sein typisches, einfühlsames Verständnislächeln. Wie immer blieb mir nichts anderes übrig, als ihm schmunzelnd Recht zu geben.
»Ja, ich weiß. Jedenfalls gut, euch wiederzusehen. Zu dritt bringt man deutlich mehr weiter.« Ich brauchte nicht hinzuzufügen, dass das nicht der eigentliche Grund war, weshalb ich über das Wiedersehen froh war – mir war völlig bewusst, dass die drei das ohnedies wussten.
»Hast du auch Fortschritte gemacht?«, fragte Darius, auf meine letzten Worte bezugnehmend, interessiert, was ich mit einer vagen Handbewegung beantwortete.
»Geht so. Der Spruch nimmt Form an, aber ganz so, wie wir wollen, klappt er noch nicht. Zu wenig Präzision bis jetzt, und ich hab noch nicht rausgefunden, wie ich das am besten ändern kann.«
»Uh, das ist natürlich unvorteilhaft«, meinte Alan und kratzte sich am Kinn.
»Jaah … wird aber bestimmt; im September sollten wir locker damit fertig werden.« Ein allgemeines Nicken der Zustimmung folgte.
»Was ist jetzt mit der Kette?«, fragte Alan ins kurze Schweigen und zeigte mit dem Finger auf Darius. »Woher ist die?«
»Von Nadine«, erwiderte der Angesprochene grinsend und spielte mit dem Finger an dem schmiedeeisernen, mit – wie es aussah – alchimistischen Symbolen gravierten Ring herum, der um seinen Hals baumelte. »Oder was hast du erwartet?«
»Nichts anderes. Die einzige Frage, die ich noch habe, lautet, wieso sie dir das jetzt schenkt und nicht zu deinem Geburtstag in drei Wochen.« Der Braunhaarige zog demonstrativ die Augenbraue hoch.
»Weil es kein Geburtstagsgeschenk war«, erwiderte Darius.
»Sondern ein Beweis ihrer Liebe«, sagte Alan mit verstellter Stimme und zog das letzte Wort in die Länge.
»Du sagst es«, bestätigte Darius, dessen Grinsen umso breiter wurde. »Sie hat es wo gesehen und dachte, es könnte mir gefallen.«
»Genau, und sie hatte auch bestimmt keinerlei Hintergedanken dabei, wie zum Beispiel, dass du ihr deshalb in nächster Zeit auch etwas schenken wirst … natürlich …«, machte Alan, die Stimme triefend vor Sarkasmus, und schüttelte mit abgewandtem Blick den Kopf, als könnte er Darius‘ offensichtliche Naivität nicht fassen.
Damian und ich lachten auf, während mein Sitznachbar, auf dessen Kosten Alans Scherz gegangen war, sich mit einem resignierten Lächeln an die Stirn fasste – Alan selbst hatte seine Charade wieder aufgegeben und grinste nun ebenfalls breit zum Zeichen, dass seine Worte keinesfalls ernst gemeint waren und er das hervorgerufene Amüsement nur ebenso genoss wie wir.
Ich spürte, wie ein Hochgefühl sich in mir ausbreitete, von dem ich wusste, dass es den ganzen Nachmittag und Abend über andauern würde, und ein Lächeln umspielte meine Lippen – es tat gut, wieder an der Seite meiner Freunde zu sein. Mit ihnen war es eben um einiges besser, und ich war davon überzeugt, dass das bevorstehende letzte Schuljahr wie jedes bisherige mit ihnen ein gutes würde.
»Ich bin gespannt aufs Abendessen«, ertönte unvermittelt Alans Stimme, was Darius, Damian und mir ein Schmunzeln abrang. Dabei ahnte in jenem Moment, als der Zug durch die immergrüne Spätsommerlandschaft in Richtung Norden fuhr, keiner von uns, auch nicht Alan selbst, was für eine Berechtigung, wenn auch nicht in kulinarischer Hinsicht, seine Aussage hatte – geschweige denn, was dieses Jahr diesbezüglich, speziell für mich, bedeuten sollte …

Drei Wochen später …

Nicht die Strahlen der Sonne erhellten die Mienen der drei hochgewachsenen Gestalten, die auf seltsam symmetrische Weise am Tisch vor mir saßen, denn die Jahreszeit hatte das Gestirn soeben in seine Schranken verwiesen und der Dämmerung die Bühne geöffnet; vielmehr zeichnete der Schein der Öllampen an den Regalen das Zusammenspiel aus Licht und Schatten in ihre Gesichter, die sie, schon im Begriff, sie abzuwenden, mir doch noch zuwandten, als sie mich näherkommen sahen. Wortlos nickten sie mir einer nach dem anderen zu, ehe sie die Blicke auch gleich wieder auf die in schwere Einbände gefassten Bücher senkten.
Ich stellte meine Umhängetasche auf einem der Sessel am Tisch ab und setzte mich zu den drei Slytherins. »Abend«, kam es gemurmelt von Darius und Damian, »‘lo«, machte ein stirnrunzelnder Alan nach kurzer Verzögerung, offenbar sehr in den Text vertieft, den er gerade studierte.
»Wie war Arithmantik?«, fragte Darius, ohne von seinem Buch aufzublicken.
»Angenehm«, erwiderte ich und holte das einzige Buch in meiner Tasche hervor, das einen schwarzen Einband besaß, um es vor mir am Tisch zu deponieren. »Irgendwelche Fortschritte?«
»Nah«, machte Alan, der seine Passage offenbar zuende gelesen hatte, und sah zu mir auf. »Zu wenig Kontrolle, immer noch. Den Mist in Form zu bringen, ist der Scheiß, der nicht funktioniert. Alles andere wär‘ kein Problem, aber das …« Er zuckte mit den Schultern. Mein Mund kräuselte sich.
»Anhaltspunkte, bis jetzt?«
»Noch nichts«, kam es von Damian, der am Kopfende des Tisches, direkt vor dem hohen Bibliotheksfenster saß, hinter dem der Himmel langsam violett zu werden begann. »Wir sind ein paar grundlegende Mechanismen durchgegangen, aber das war eher … dürftig. Bei dir?«
»Auch kaum«, meinte ich. »Ich hab in Zauberkunst ein wenig gelesen, wie die Hufflepuffs noch mit Zaubern beschäftigt waren, aber ohne Ergebnis. Das Kanalisieren scheint mit dem Zeugs, was in unseren Büchern hier beschrieben wird, nicht zu funktionieren … ich hatte jetzt mehrmals das Gefühl, dass vielleicht unsere Herangehensweise die falsche ist und wir das überdenken sollten.«
»Das Gefühl hatte ich allerdings auch schon«, bekräftigte Alan meine Aussage und zeigte wie zur Untermalung seiner Worte mit dem Finger auf mich. »Oder vielleicht nicht unbedingt unsere, immerhin haben wir uns ja nie festgelegt, sondern probieren alles Mögliche durch. Die aktuelle scheint nichts zu bringen.«
»Also wieder neue Bücher«, seufzte Darius und klappte das vor ihm liegende Exemplar von Fundamenta invocationum antiqua zu, als wollte er seine resignierte Feststellung passend illustrieren.
»Sieht ganz so aus«, meinte ich und zuckte mit den Schultern.
Es war nicht der erste Zauber, den die drei Slytherins und ich zusammen entwickelten – im Laufe der letzten anderthalb Jahre hatten wir mehrere nützliche und zum Teil auch gefährliche Sprüche erfunden und zusammen von der Idee bis zur Alltagstauglichkeit ausgefeilt, wobei die Formeln – und dabei vor allem die Flüche – mit der Zeit immer komplizierter und aufwendiger geworden waren. So war es kein Wunder, dass unser aktuelles Projekt (das Vorhaben, Eissplitter als Waffe heraufzubeschwören) sich mittlerweile über Monate, die Ferien inbegriffen, erstreckte – und leider hatten wir bisher zwar Fortschritte, aber noch immer nicht den entscheidenden Durchbruch gemacht.
»Um die kümmern wir uns aber nach dem Essen, würde ich vorschlagen«, erklang Damians Stimme vom Tischende, als auch er sein Buch zuklappte. »Vorher zahlt sich das nicht mehr aus … außerdem streikt uns sonst Alan, und das bedeutet eine signifikante Leistungsabnahme.«
»Ja ja, der obligatorische Seitenhieb bezüglich des Essens, auf den kannst du nicht verzichten, oder?«, giftete der Angesprochene den Schwarzhaarigen an, der daraufhin leise kicherte.
»Nicht, wenn ich nicht will.« Alan winkte, abfällig schnaubend, ab, während Darius und ich in Damians Kichern miteinstimmten.
»Aber ja, nach dem Essen dann Weiteres, bin ich auch dafür«, sagte ersterer und lehnte sich mit einem verhaltenen Gähnen in seinem Sessel zurück. Ich nickte zustimmend.
»Gab‘s irgendwas Spannendes heute?«
»Du meinst solche Sachen wie ein Haufen Gryffindors beim Zaubern?«, schnaubte Alan abermals und hob fragend die Augenbrauen.
»Er hat spannend gesagt, nicht lächerlich«, kommentierte Damian trocken, was mir ein Schmunzeln entlockte.
»Na, ein bisschen spannend war‘s schon auch, ihnen zuzusehen«, relativierte Darius die Aussage seines Sitznachbarn, der ihm mit einer vagen Geste rechtgab.
»Aber irgendwann ist mir das Zusehen dann eher schwergefallen …«, seufzte er und schüttelte den Kopf. »Ich hab‘ selten so viel Dummheit auf einem Fleck erlebt wie in den Stunden mit diesen Vollpfeifen.«
»Was soll dann Drake sagen? Der sitzt mit Hufflepuffs im Unterricht!«, meinte Alan lachend.
»Na ja, die Huffs, die sind eher … lahm. Also, sie sind echt nett, einige jedenfalls, wenn auch die meisten, die ich kenne, ein wenig langsamer … geistig gesehen. Das ist eine Sache. Aber die Gryffindors in unserem Jahrgang … das ist was anderes. Die machen ja nur Schwachsinn die ganze Stunde lang, und am Ende beschweren sie sich über ihre schlechten Noten, das ist doch sowas von hohl …«
»Absolut unwürdig für Damian, diese mindere Intelligenz«, scherzte Darius.
»Unwürdig für jeden, der sich mit denen in einem Raum befinden muss«, knurrte der Schwarzhaarige.
»Kann halt nicht jeder simultan Scherze machen und dem Stoff folgen«, meinte ich mit einem schiefen Lächeln und einem Blick in die Runde, der deutlich machte, dass wir vier in ausreichendem Maße über diese Befähigung verfügten.
»Jaah … ich weiß ja.«
»War‘s sonst wenigstens spannend?«
»Ja, doch … in Anbetracht der Tatsache, dass Kopfblasen eigentlich was sehr Nützliches sind.«
»Mhh, wir sind am Montag fertig geworden.«
»Wieder ein Beweis für die Dummheit der Gryffindors«, grummelte Damian.
»Was war bei dir heute dran?«, fragte Darius, der ihn ignorierte.
»Proteus. Auch nicht schlecht, obwohl ich mir noch eine Anwendung dafür ausdenken muss.«
»Und wir müssen wieder warten, dank diesen Affen …«
»Reg‘ dich nicht auf – Flitwick hat uns gesagt, dass danach Desillusionieren drankommt«, beschwichtigte ich den Freund.
»Ha, das wird Damian freuen, nicht wahr? Weil er den Zauber nämlich noch gar nicht beherrscht …«, meinte Darius mit einem sarkastischen Grinsen.
»Pff«, machte der Angesprochene. »Wie lange können wir den jetzt schon? Zwei Jahre? Drei?«
»Anderthalb«, warf Alan ein.
»Auch genug«, befand ich. »Da kannst du dich dann beschweren, wenn die anderen so lange brauchen und du dich hinten fadisierst.«
»Den Teufel werd‘ ich tun«, entgegnete Damian mit einem hämischen Lächeln. »Ich werd‘ für uns recherchieren, sonst werden wir nie fertig.«
»Bei der Geschwindigkeit, die deine so geliebten Gryffindors an den Tag legen, sind wir mit den nächsten drei Zaubern fertig, bis Flitwick das Desillusionieren ankündigt«, warf Alan voll staubtrockenen Sarkasmus‘ ein, und wir alle mussten lachen.
»Und sonst, wie haben dir McGonagalls elementare Beschwörungen gefallen?«, wollte Darius mit funkelnden Augen wissen – dieses Stoffgebiet war für uns alle schon seit längerer Zeit von besonderem Interesse. In gelegentlichem Eigenstudium hatten wir auch schon einige Fortschritte darin gemacht, doch trotzdem hatten wir uns alle vier darauf gefreut, diesen Bereich der Magie auch im Unterricht zu behandeln und unser Verständnis davon zu vergrößern. Dazu kam noch, dass ich McGonagall für eine ausgesprochen fähige Hexe und äußerst kompetente Lehrerin hielt – man konnte fast sagen, sie wäre so etwas wie meine Lieblingslehrerin.
Insofern hatte mir die Verwandlungsstunde am Nachmittag auch einiges an Spaß bereitet. »Sehr gut«, erwiderte ich mit einem Lächeln. »Ich glaube, da werden wir noch einiges Interessantes zu hören bekommen. Das Grundprinzip haben wir ja eh schon länger durchschaut, war keine wirkliche Herausforderung, aber den Rest erklärt sie mit Sicherheit zehnmal effizienter als die Bücher, da werden wir viel Zeit sparen, denke ich …«
»Mhh, die Einschätzung haben wir auch«, bestätigte Darius.
»Apropos Schätzung: Wie sieht‘s mit dem Essen aus?«, erinnerte Alan.
»Ist es schon Zeit?«, fragte Damian.
»Gute halbe Stunde, ja«, sagte Darius nach einem Blick auf seine Taschenuhr, die er aus der Innentasche seines Jacketts gezogen hatte. »Wir können.«
»Na dann.« Mit vier Schlenkern unserer Zauberstäbe ließen wir die ausgeliehenen Bücher zurück an ihre angestammten Plätze in den Regalen fliegen, packten unsere Sachen und erhoben uns vom Tisch, um die Bibliothek zu verlassen. Wir erblickten keinen einzigen anderen Schüler, als wir hinter dem großen Regal hervortraten; um diese Zeit saß kaum jemand außer uns hier – die meisten waren beim Abendessen. Doch die Leere der Bibliothek würde in wenigen Minuten der Vergangenheit angehören, wenn zumindest einige Schüler vom Abendessen zum Lernen oder Hausaufgabenmachen herkämen.
Das war auch der Grund, warum es bei meinen Freunden und mir schon lange Usus war, immer erst ein bisschen später als all die anderen zum Essen zu gehen, wenn an den Tischen weniger Gedränge, Hektik und Lärm herrschte – so war es nämlich deutlich angenehmer, das Abendmahl einzunehmen, als wenn man von allen Seiten durch Arme, die über den Tisch griffen, behindert, oder durch irgendwelche Unterhaltungen, die rund um einen geführt wurden, gestört wurde. Wenn es etwas gab, das die drei Slytherins und ich nicht ausstehen konnten, dann waren es unnötige Hektik, unnötiges Gewusel und zu dichte Menschenansammlungen, und gerade beim Essen konnte es einem ungemein den Appetit verderben, zu dicht neben hektischen, plappernden Jungedlichen zu sitzen.
Wir folgten den Korridoren bis zur Marmortreppe und stiegen hinab zur Eingangshalle. Die weit geöffneten Flügel des Portals zur großen Halle gewährten einen Blick auf die Haustische, an denen es bereits einige größere unbesetzte Stellen gab. »Bis nachher«, verabschiedete sich Darius von mir, als wir über die Schwelle traten – ich hob kurz die Hand, dann trennten sich unsere Wege und ich schritt hinüber zum Ravenclaw-Tisch, wo ich den erstbesten freien Platz in Anspruch nahm, Kürbissaft aus einer der großen Kannen einschenkte und meinen Teller belud.
Der Duft des Essens rief den Hunger auf den Plan, den ich über die Inhalte des Unterrichts und meine Konzentration darauf vergessen hatte. Ich genoss die wie immer absolut köstlichen Speisen – wenn ich auch mit den Gedanken schon wieder bei dem Zauberspruch war, den meine Freunde und ich weiter auszufeilen gedachten. Es war seit jeher ein Hobby von uns: Antike Magie, schwarze Magie, kryptische Formeln und Beschwörungen … uns interessierten diese Dinge, die Mysterien der Magie, wie wir es nannten, die Dinge, die nicht offensichtlich waren, die uralt oder verborgen waren. Mein Interesse dafür hatte früh begonnen, noch ehe ich nach Hogwarts gekommen war, zuerst als Interesse an der Magie und an Zaubersprüchen selbst, dann als historisches, an der Entwicklung der Magie von vergangenen Zeiten an.
Dieser Wissensdurst hatte die drei Slytherins und mich schnell Freunde werden lassen – ich will nicht sagen, er sei der Auslöser gewesen, doch hatte er sie sicherlich begünstigt, sodass wir schnell einen gemeinsamen Nenner gefunden hatten und uns seither immer wieder in unserer Freizeit damit beschäftigten. Darius hatte dann irgendwann gefragt, warum wir nicht zusammen einen Zauber entwickelten; wir hatten das cool und aufregend gefunden, und nach dem ersten waren dank unserer blühenden Phantasie noch ein paar mehr dazu gekommen.
Ich hob den Kopf, um zu den anderen zu spähen, nachdem ich mit dem Essen fertig geworden war und wenig später auch mein Glas geleert hatte; auch sie hatten ihr Besteck bereits niedergelegt und blickten kurz darauf in meine Richtung. Dieser Blick genügte: Ich nickte, sie taten es mir gleich, wir erhoben uns und schritten zum geöffneten Portal, wo wir uns wiedertrafen.
»Okay, dann mal los, bevor uns Pince wieder rauswirft«, spornte Darius mit einem schiefen Grinsen zur Eile an – zwar waren wir schon oft genug nach der Sperrstunde in die Bibliothek zurückgekehrt, um bei wichtigeren Nachforschungen die durch unsere unterschiedliche Häuserzugehörigkeit gegebene Barriere zu überwinden und beisammen sein zu können, doch war das in diesem Fall, wo wir uns nur neu koordinieren und andere Bücher für die Recherche auswählen mussten, nicht notwendig, und wir wollten nichts unnötig Riskantes tun.
Zusammen stiegen wir wieder hoch in den vierten Stock, betraten die Bibliothek, die jetzt schon deutlich besser besucht war als noch vor einer halben Stunde, und setzten uns zurück an den Tisch, an dem wir vorher gesessen waren – an dem wir immer saßen.
»Okay«, meinte Darius sachlich und legte die Fingerspitzen aneinander. „Also die Grundlagen zum Kanalisieren haben wir ausprobiert und sie helfen uns nicht, weil sie zwar funktionieren, das Ganze aber zu unpräzise ist, also können wir das abhaken. Drake hat sich noch mit verschiedenen Formen beschäftigt, aber auch das war nicht zielführend. Wir brauchen irgendeine Technik zum Definieren und Formen, und die haben wir bis jetzt nicht. Ideen?«
»Entweder eine fortgeschrittene Kanalisation, oder eine Beschwörungsgrundlage, die wir nicht kennen«, analysierte Damian sachlich. »Vielleicht genau das Zeugs, das McGonnagal grade im Programm hat. Da dürfte es unzählige Methoden geben, wenn man sich das genauer anschaut …«
»Klingt einleuchtend. Dann würde ich sagen, dass Drake –« Darius stand auf, schritt zu einem Regal einige Meter entfernt, suchte dort etwa eine halbe Minute und kehrte dann mit einem etwa siebenhundertseitigen Buch zurück, auf dem Handbuch der höheren Kanalisation stand und das er vor mir auf den Tisch knallte, »sich das da vornimmt, Damian Fundamenta invocationum noviorum mal durchblättert und Alan in der Verbotenen Abteilung sucht. Ich werd‘ mir eins von diesen Büchern über Verwandlung vorknöpfen, das auf McGonnagals Liste steht …«
Zustimmendes Nicken und Gemurmel folgte. „Da gehen sich noch einige Kapitel aus bis Mitternacht, inklusive Kräuteraufsatz …«, schätzte Damian ein, und wiederum nickten wir.
»Bei dir eigentlich irgendwelche Hausaufgaben für heute?«, wollte Alan daraufhin wissen und sah mich an.
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Zauber üben für Flitwick, Zauber üben für Moody … diesen Aufsatz für Verwandlung werd‘ ich mir nachher noch vornehmen, aber das war‘s. Für Arithmantik die paar Seiten über das Kryptogramm von Aristipp … als wenn ich es nicht längst kennen würde.«
»Haha, ja, die Arithmantikaufgaben sind immer herrlich. ›Lest euch bis nächstes Mal dieses oder jenes Kapitel durch und denkt über den Inhalt nach!‹«, imitierte Alan mit naivem Tonfall die Artihmantikprofessorin Vektor. »Ich finde das jedes Mal auf‘s Neue genial …«
Darius lachte und schüttelte resigniert den Kopf. »Ihr und eure Vektor …« Ein erheitertes Schmunzeln trat auf Alans, Damians und mein Gesicht, ehe die drei Slytherins aufstanden, um sich die besagten Bücher aus den Regalen zu holen. Als sie wieder zurück waren, die Bände lose in Händen, sah Darius ein weiteres Mal auf die Uhr. »Mhh, wird eh schon Zeit … zahlt sich nicht mehr aus, sich noch groß hinzusetzen.« Er verstaute die Taschenuhr. »Hauen wir ab.«
Wir verließen die Bücherei zum zweiten Mal an diesem Abend und traten hinaus auf den fackelbeschienenen Korridor. In einigen Metern Entfernung blieben wir noch einmal kurz stehen.
»Bis morgen erste Stunde dann«, sagte Darius. »Wir sehen uns in aller Frische …« Alan schnaubte verächtlich bei dieser Formulierung – bis auf Damian, der auch an freien Tagen gerne einmal früher aufstand, schliefen wir alle, allen voran Alan, lieber lang. »Falls du heute noch was finden solltest, schau halt vorbei.«
»Mach ich«, versicherte ich und hob die Hand zum Abschied. »Bis morgen.« Die anderen erwiderten das Winken – dann schritten sie davon in die eine Richtung, zur Marmortreppe, und ich in die andere zur Treppe zum Ravenclaw-Turm.
Gedankenversunken durchstreifte ich die Korridore, die in den Westflügel des Schlosses führten, sodass ich das stetige Rauschen nicht gleich wahrnahm. Erst nach einigen Metern und einer Abzweigung fiel mir das Geräusch auf und ich runzelte die Stirn – ein Seitenblick auf eines der hohen Fenster, die in den Korridor eingelassen waren, und ich sah, dass es draußen zu regnen begonnen hatte. Tropfen prasselten leise gegen das Glas und rannen in Schlieren daran hinab, ein Schleier, der die Sicht nach draußen verschwimmen ließ … aus einem Impuls heraus trat ich ans Fenster und blickte hinaus auf die Ländereien.
Die Wiesen und die Bäume des Waldes waren von sattem Dunkelgrün, erkennbar trotz des Zwielichts der Nacht; eine schöne Farbe, die ich immer gemocht hatte. Sie war angenehm anzusehen, so saftig und lebendig wie kaum sonst im Jahr. Hätte ich nicht Wichtigeres zu tun und etwas zu lesen gehabt, hätte ich in Erwägung gezogen, noch einmal nach draußen zu gehen – diese Art von Regen gefiel mir: Nicht kalt oder unangenehm nass, eher wohltuend und beruhigend, nicht zuletzt wegen des Rauschens. Beim Anblick der durchnässten Landschaft, die dunkel war durch den Wolkenvorhang, der das Licht aussperrte, hatte ich immer gut nachdenken können …
Ich löste den starr gewordenen Blick von den Ländereien und sah erst jetzt, als ich nicht mehr in die Ferne schaute, das Gesicht, das sich im Fenster spiegelte: Das ernste Gesicht eines neunzehnjährigen Mannes, das von kinnlangen Haaren umrahmt und von markanten, harten Zügen definiert war, die den Eindruck stetiger Unveränderlichkeit vermittelten. Ich blickte in unergründliche, scharfsinnige und unbeirrte Augen, musterte hohen Wangen, die ebenso blass wie unversehrt waren, ein schmales Kinn, eine unauffällige Nase und farblose, schmale Lippen … es sah weder besonders freundlich, noch einladend aus, und auch nicht so, als spiegelte sich allzu oft Emotion darin oder als gebrauchte es viel Mimik.
Tatsächlich entsprach dieser Eindruck nur halb der Wirklichkeit, und mein Mundwinkel zuckte just in diesem Moment kurz nach oben, gleich einem Ausdruck der Belustigung; fast soetwas wie ein Lächeln, das sowohl diesem, als auch dem vorangegangenen Gedanken galt, das aber mehr in meinem Kopf stattfand und den Übergang in die Wirklichkeit nicht ganz vollzog.
Was soll‘s, dachte ich. Vielleicht hielt das Wetter ja, und dann konnte ich immer noch nach draußen.


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