von Selina Malfoy
Es war der erste milde Abend des Jahres, trotzdem war es mehr das halbvolle Glas Feuerwhisky in seiner Hand, als die klare Abendluft, was Fred wärmte. Er hatte sich in den Garten zurückgezogen, um dem Trubel der Geburtstagsfeier und vor allem Hermines Gegenwart zu entkommen.
Er bereute mittlerweile bitterlich, dass er versucht hatte seine Trennung von Angelina vorzuschieben, um nicht kommen zu müssen, denn nun schien sie mehr als jemals zuvor seine Nähe zu suchen.
Während er den restlichen Inhalt seines Glases mit einem Zug hinunterstürzte, fragte er sich, was sie wohl getan hätte, wenn sie gewusst hätte, dass sie der Grund für diese Trennung gewesen war.
Und nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob es nicht ein Fehler gewesen war, dass er seine Beziehung so überstürzt aufgegeben hatte. Vielleicht wäre es einfacher gewesen mit seinen Gefühlen umzugehen, wenn er jemanden an seiner Seite gehabt hätte, denn gerade in den letzten zwei Wochen schien jeder Schritt, den er getan hatte um von Hermine loszukommen, ihn nur noch näher zu ihr getrieben zu haben. Und näher zu dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr für ihn gab. Der Gedanke daran war furchterregend.
„Was machst du denn allein hier draußen?“
Er zuckte zusammen, als er ihre Stimme hörte. Jeder, der in diesem Haus mit Ron seinen Geburtstag feierte, gab ihm den Freiraum, von dem er glaubte, dass er ihn in seinem Liebeskummer brauchte- warum, warum nur konnte Hermine ihm nicht auch einfach aus dem Weg gehen?
„Wenn ich dich hier so sehe, bekomme ich ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich dich überredet habe herzukommen.“ Sie ließ sich lächelnd neben ihm auf der alten Gartenbank nieder. Ihr Blick glitt kurz zu dem leeren Glas in seiner Hand. „Ist es so schlimm?“
„Nein, überhaupt nicht.“, versicherte er hastig und um ihr eine Freude zu machen rang er sich sogar ein schwaches Lächeln ab. „Ich bin im Moment nur nicht die angenehmste Gesellschaft und ich möchte niemandem den Abend verderben.“
Er musterte sie verstohlen aus dem Augenwinkel. Sie trug ein hellgrünes Kleid und obwohl ihre Haut beinahe so hell war wie seine eigene, ließ es sie nicht blass oder farblos aussehen. Im Gegenteil- sie strahlte richtig. Er dachte, dass es an ihrem Lächeln liegen musste- daran, dass sie glücklich war und es versetzte seinem Herzen einen Stich.
Sie hatte ihre Haare locker am Hinterkopf hochgesteckt, sodass ihr nur ein paar lose Strähnen ins Gesicht fielen. Ob Frauen wohl wussten, was sie einem Mann mit dem bloßen Anblick ihres entblößten Nackens antun konnten? Er wusste nicht, ob es an ihr oder am Feuerwhisky lag, dass seine Wangen begannen zu glühen. Er senkte rasch den Blick und kam sich unglaublich albern vor- wie ein unreifer Schuljunge.
„So ein Quatsch.“ Hermine lachte und versetzte ihm einen freundschaftlichen Knuff in die Seite. „Niemand hier erwartet etwas von dir, außer dir selbst. Sie freuen sich einfach, dass du überhaupt hier bist. Nicht nur heute... Egal wie lange es her ist, es wird für sie immer ein Wunder sein. Für uns alle.“
Fred musste Hermine nicht ansehen, um zu wissen wovon sie sprach.
Sie sprach von der Schlacht in Hogwarts- von den quälenden Sekunden nach der Explosion. Sie sprach von dem schrecklichen Augenblick, als sie durch all den Schutt und Staub nur seinen regungslosen Körper gesehen hatten und Percy, der sich schützend über ihn geworfen hatte.
Sie sprach von den endlosen Tagen, die sie alle im St. Mungos an seinem Bett gewacht hatten, anstatt mit dem Rest der Zaubererwelt ihren Triumph über Voldemort zu feiern.
Selbst nach all der Zeit erstarrte er innerlich vor Angst, wenn er daran dachte, wie knapp er dem Tod entronnen war. Doch das Zittern in Hermines Stimme, als sie weiter sprach, erinnerte ihn auch daran wie sehr die, die ihm nahe standen, gelitten haben mussten.
„Es tut mir weh dich so zu sehen. Ihr alle seid wie eine zweite Familie für mich und ich will, dass ihr glücklich seid. Sag mir wenn ich etwas tun kann, um den alten Fred zurück zu bekommen. Er raubt mir zwar manchmal den letzten Nerv, aber jetzt fehlt er mir...“
„Hermine...“ In ihm tobte ein Kampf und er wusste, dass er verlieren würde, wenn er den Blick hob, um sie anzusehen. Also legte er ohne aufzusehen seine Hand über ihre, die neben ihm auf der Bank lag.
Das war alles was er ihr geben konnte. Alles andere hätte ihn an diesem Abend und in diesem Augenblick an einen Ort geführt, an den er mit ihr nicht gehen durfte.
Er wollte ihr irgendetwas sagen, um sie aufzumuntern, ihr versichern, dass er bald wieder der Alte sein würde und nur ein bisschen Zeit brauchte, doch dann hörte er Schritte, die sich rasch näherten und im nächsten Moment stand Ron hinter ihnen. Rasch zog er seine Hand zurück und ärgerte sich dabei über sich selbst. Obwohl nichts passiert war, fühlte er sich trotzdem ertappt.
„Was macht ihr zwei denn hier draußen?“, fragte Ron und legte Hermine von hinten seine Hand auf die Schulter. Die Selbstverständlichkeit dieser Geste war für Fred wie ein Schlag ins Gesicht.
„Ihr verpasst das Beste. Teddy ist schon den ganzen Abend furchtbar fasziniert von Fleurs Bauch- ihr wisst ja wie gerne sie daran erinnert wird, dass sie immer runder wird. Und Harry hat gerade den Fehler gemacht ihm zu sagen, dass da ein Baby drin ist. Jetzt will der Kleine unbedingt wissen wie es da rein gekommen ist. Andromeda sieht aus, als wolle sie Harry erwürgen.“
„Der Ärmste.“ Hermine lachte. „Klingt als würde er dringend Hilfe brauchen.“
Sie stand auf und nahm Rons Hand. Doch anstatt einfach mit ihm reinzugehen, drehte sie sich zu Fred um. „Kommst du mit rein?“
„Geht ruhig schon vor.“ Fred lächelte, doch innerlich wollte er toben und schreien, um der Eifersucht Luft zu machen, die in ihm wütete wie ein wildes Tier. „Ich komme gleich nach. Versprochen.“
Er sah den beiden nach, als sie Hand in Hand im Haus verschwanden und wünschte sich, er wäre nicht gekommen. Er war ein Idiot gewesen zu glauben, dass er es schon irgendwie ertragen könnte sie so zu sehen. Er ertrug es nicht- und in diesem Moment hasste er sich dafür.
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