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Fanfiction

Cardinal Points~ - Cardinal Points~

von S_ACD

cardinal points = die (vier) Himmelsrichtungen

Ich mochte den Wagen. Der Wagen hatte was.
Und ich wollte unbedingt mal was mit Teen-Bill und Teen-Charlie schreiben. Was lag also näher, als die beiden in den Wagen zu setzen?

Gesagt getan.
Aber das Ganze hat irgendwie nicht so richtig funktioniert. Es war irgendwie… langweilig. Nicht aufregend genug. Also sind ganz einfach –puff!- Fred und George auf der Rückbank gelandet und dann hat’s gepasst.

Eine augenzwinkernde Anspielung auf Fleur ist drin (nein, die Gute wird NICHT namentlich erwähnt), aber sie ist ziemlich knifflig und wer sie findet, den bewundere ich echt.



~-~-~-~

Bill: ~ 15 Jahre
Charlie: ~ 13 Jahre
Fred/George: ~ 8 Jahre


~-~-~-~

„Also das-“
„Lass es einfach.“
„Bill…“
„Okay, okay, zugegeben… das hier ist nicht unbedingt so gelaufen, wie ich das wollte, aber das heißt nicht-“

„Du willst mir doch nicht allen Ernstes weismachen, dass du die Aktion hier immer noch für gelungen hältst!“, Charlie Weasley starrt seinen älteren Bruder an, das Gesicht eine Mischung aus Empörung und Belustigung, „Ich meine-“

„Aber klar tut er das!“, meldet sich eine muntere Kinderstimme von der Rückbank. „Super gelungen. Oder, Bill?“, hakt eine zweite Stimme nach, die sich von der ersten in Tonfall, Stimmlage und Aussprache nicht im Geringsten unterscheidet.

„Klappe da hinten“, knurrt der älteste Spross der Weasley-Familie gereizt, „Ich muss nachdenken.“

„Lass dir ruhig Zeit“, murmelt Charlie und verschränkt gespielt entspannt die Arme hinter dem Kopf, „Mum bringt uns ja bloß um, wenn sie mitkriegt, dass der Wagen weg ist, also was soll’s… Ist ja nicht so, als ob wir irgendwelchen Zeitdruck hätten.“

„Aaach“, schaltet sich einer der Zwillinge ein, „Dass der weg ist, hat sie doch sicher längst mitgekriegt. Was, Fred?“
„Worauf ihr euch verlassen könnt“, sagt Fred, „Sobald wir wieder landen, gibt’s Ärger.“

„Klappe zu, verdammt noch mal“, faucht Bill zurück, „Ich hab euch doch gesagt, dass ihr nur mitdürft, wenn ihr uns nicht auf die Nerven geht.“

„Bisschen spät dafür, findest du nicht?“, sagt Charlie süffisant, „Ich meine, was willst du machen? Sie aus dem Wagen werfen?“

Bill wirft einen Blick in den RĂĽckspiegel und gibt sein bestes, bedrohlich zu grinsen.
„Wer weiß…“
Aus dem RĂĽckspiegel starren zwei Paar blaue Augen vollkommen unbeeindruckt zurĂĽck.

„Mach doch“, motzt einer der beiden, „Schlimmer als das hier kann’s sowieso nicht mehr werden.
„Echt jetzt mal“, bestätigt sein sommersprossiger Gegenpart, „Total öde. Wir dachten, das hier wird witzig!“

„Dachte ich eigentlich auch“, sagt Charlie und Bill hat plötzlich gute Lust, ihn aus dem Auto zu treten (Was er natürlich nie machen würde, zumindest nicht im Moment, weil sie sich immer noch gute dreißig Meter über dem Boden befinden.), weil sein letzter Verbündeter jetzt anscheinend auch noch drauf und dran ist, ihm in den Rücken zu fallen.

„Hört ihr wohl auf zu meckern!“, sagt er und versucht, so viel Autorität in seine Stimme zu legen wie möglich, „Ich weiß, die aktuelle Situation ist – dezent ausgedrückt – ziemlich beschissen, aber ich lass mir was einfallen, okay?“

„Aber-“
„-du hast-“
„Alter, ernsthaft-“

„KLAPPE!“, Bill hat ganz deutlich das Gefühl, wenn die Ader an seiner Schläfe auch nur halb so heftig pocht, wie es sich gerade anfühlt, hat er sich bald einen hübsche Foto im Lehrbuch für Pflege Magischer Geschöpfe verdient.

Von der Rückbank her kommt tiefes Luftholen, das im Normalfall eine weitere oberschlaue Bemerkung von einem seiner naseweisen achtjährigen Brüder ankündigt (die den Zeitpunkt, ab dem es für das Allgemeinwohl besser ist, einfach still zu sein, bisher noch jedes Mal großzügig übergangen haben), deshalb tritt er auf die Bremse.

Nicht zu ruckartig, klar, schlieĂźlich hat sich keiner seiner BrĂĽder die MĂĽhe gemacht, Sicherheitsgurte anzulegen, aber immerhin hart genug, um Charlie ĂĽberrascht nach vorn kippen zu lassen - die Bagage auf der RĂĽckbank schafft es aus irgendeinem fĂĽr ihn nicht nachvollziehbaren Grund, der Fliehkraft zu trotzen und bleibt, wo sie ist, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.

„Woah!“, macht Charlie empört und rappelt sich am Verdeck des Handschuhfachs hoch, „Mann, kannst du nicht aufpassen?“

Bill ignoriert ihn, zieht die Handbremse, um zu verhindern, dass sie abdriften und fährt herum.
„Jetzt hört mir mal ganz genau zu“, knurrt er drohend (Und überlegt insgeheim, wer zum Teufel jetzt schon wieder wer ist – saß Fred nun rechts und George links oder doch anders herum?), „Ich. Habs. Kapiert. Botschaft verstanden, die Nachricht ist angekommen! Wenn ich noch einen einzigen blöden Kommentar von euch höre – nur einen einzigen – dann werdet ihr euch wünschen, nie geboren worden zu sein, klar?“

Der rechte Zwilling dreht sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu seinem GegenĂĽber um - der kopiert den Ausdruck, bevor sich beide Gesichter mit selbstzufriedener Miene wieder ihrem groĂźen Bruder zuwenden.
„Klar.“ „Glasklar.“

Neben ihm seufzt Charlie hörbar.
„Ich hab Hunger.“

Bill wirft ihm einen flehenden Blick zu. „Fang du nicht auch noch an.“
Sein jüngerer Bruder hebt die Hände und grinst beinahe schon mitfühlend.
„Hab nichts gesagt.“

„Tse“, Bill grinst zurück, „Danke.“
Mit diesen Worten lässt er die Handbremse zurückschnappen und tritt wieder auf Gas.

Ein Glück, dass wenigstens die Sonne nicht scheint, denkt er, als sie durch den trüb-grauen Nachmittagshimmel sausen, wenn’s hier drin auch noch heiß wäre, dann wäre die ganze Sache vermutlich richtig lustig.

„Gib’s doch endlich zu, du hast absolut keine Ahnung, wo wir grade sind!“
„Was?“ „Wir haben uns verirrt?!“ „In der Luft?!“
„Schwachsinn.“
„Bill, wir haben uns verflogen.“
„Haben wir nicht.“
„Bitte. Dann verdräng eben die Tatsachen.“
„Ich verdräng gleich was ganz anderes, wenn du nicht sofort still bist! Wir haben ’nen Kompass, da KANN man sich gar nicht verfliegen.“


Er seufzt. Tja.

Sollte man eigentlich nicht für möglich halten, aber man kann offenbar doch – was, objektiv betrachtet, einfach nur peinlich ist.
Der ursprüngliche Plan ist bloß eine kurze Spritztour mit dem Wagen gewesen, solange ihre Mum sich in der Winkelgasse herumtreibt, um ein Geburtstagsgeschenk für irgendeine entfernte Verwandte aufzutreiben... wer hatte denn auch ahnen können, dass sie es fertigbringen würden, am helllichten Tag und trotz funktionierender Orientierungshilfe im Luftraum über Groß Britannien verlorenzugehen?

Die nächsten zehn Minuten vergehend schweigend, während Bill etwas ratlos und immer mal wieder die Richtung wechselnd durch die Wolken pflügt.
Das Problem ist nicht der Kompass und es liegt nicht daran, dass sie nicht wissen, wie man mit ihm umzugehen hat (mal ehrlich, draufgucken und die Himmelsrichtung ablesen kann doch nun wirklich jeder), sondern besteht viel mehr daraus, dass sie beim Abflug vergessen haben, auf ein kleines, dafĂĽr aber ziemlich feines Detail zu achten.

Sie haben nicht die leiseste Ahnung, aus welcher Richtung sie gekommen sind.

„Was… was machst du denn?“
„Na, was schon – ich fliege zurück.“
„Dir ist aber schon klar, dass wir nach Westen müssen, oder?“
„Sag mal geht’s noch, Charlie? Wir wohnen östlich.“
„Was… das ist doch kompletter Blödsinn! Wir sind östlich geflogen, heim müssen wir Richtung Westen.“
„Dir weißt, dass du grade totalen Müll redest, oder?“
„Ihr habt doch alle beide keine Ahnung-“ „-weil wir nämlich nach Süden müssen.“
„Ruhe da hinten auf den billigen Plätzen. Euch hat niemand gefragt.“


„Bill…“

Er seufzt leise und wirft einen Blick in den RĂĽckspiegel.
„Was ist denn?“

„Fred ist langweilig.“ „George auch.“

Ihm liegt die Frage auf der Zunge, ob sie etwa schon damit anfangen, in der dritten Person von sich selber zu reden, bevor ihm klar wird, wie sie es gemeint haben.

„Dann spielt irgendwas“, kommandiert er, obwohl ihm seine innere Stimme ganz deutlich flüstert, dass er das Schicksal besser nicht herausfordern soll.
Normalerweise stellen die beiden genug an, auch ohne dazu aufgefordert zu werden – Merlin weiß, was passiert, wenn sie jetzt von ihm mehr oder weniger die ausdrückliche Erlaubnis kriegen.

„Jaah“, macht Charlie verhalten und Bill geht durch den Kopf, wie verdammt sarkastisch sein kleiner Bruder im letzten halben Jahr geworden ist (die Pubertät, entscheidet er, ganz eindeutig die Pubertät), „Spielt doch Ich seh, ich seh, was du nicht siehst.“

„Pfff, sicher doch“, steigt einer der Zwilling im selben Tonfall mit ein und kurz fragt sich Bill, ob es überhaupt normal für einen Achtjährigen ist, so süffisant klingen zu können, „Warte, wie wär’s damit: Ich seh, ich seh, was du nich’ siehst und das iiiiist-“
Er wirft seinem Bruder einen auffordernden Blick zu.

„Weiß“, sagt der gelangweilt und mit einer Sicherheit, als wäre er gerade nach seiner Haarfarbe gefragt worden.

„Stimmt.“
„Wolke?“
„Yup.“

Kurze Stille.

„Doofes Spiel.“
„Aber wirklich.“

Neben ihm gibt sich Charlie MĂĽhe, nicht loszulachen.
„Aber wirklich“, wiederholt er grinsend Richtung ältester Bruder und Bill spürt seine Laune wieder ein winziges bisschen ansteigen.

„Okay“, sagt er, „Wie wär’s damit… wenn wir in ’ner Viertelstunde immer noch nicht schlauer sind, dann landen wir und ich frage nach dem Weg.“

Charlie sieht skeptisch drein. „Nach dem Weg? Wie soll das denn gehen?“

Keine Ahnung, denkt Bill, aber das sagt er nicht. Er ist schließlich immer noch derjenige, der die Verantwortung trägt und da kommt es sicher gut, wenn er ein bisschen Zuversicht zeigt. Und zumindest im Ansatz die Illusion aufrechterhält, dass er im Großen und Ganzen weiß, was er tut. (Stimmen muss es ja nicht unbedingt.)
„Hast du ’nen besseren Vorschlag?“

„Nicht unbedingt“, Charlie klopft abwesend mit der linken Hand gegen den Türgriff, „Aber denkt du nicht, dass es vielleicht etwas komisch rüberkommt, wenn wir-“

Aber Bill wird niemals erfahren, was in den Augen seines kleinen Bruder eventuell etwas komisch rüberkommen könnte, denn in dieser Sekunde- KA-WUMM!

Der Wagen ruckelt nach vorne, dann sackt er blitzartig etliche Meter nach unten – und mit einem Mal ist der ganze Innenraum voll mit dicken, schwarzen Rauchschwaden und einem durchdringen, beißenden Geruch nach Verbranntem.

„Scheiße!!“

Bills erster Gedanke, während er es mit einiger Mühe schafft, den Wagen erst zurück in die Horizontale und dann zum Stillstand zu bringen, ist Motorschaden oder sonst irgendeine Art von technischem Gebrechen.
Der Rauch hat trotz der mickrigen paar Sekunden Zeit, die ihm zur Verfügung standen, um sich ungehindert auszubreiten, eine fast unerträgliche Intensität erreicht und zu seiner Linken kann er hören, wie Charlie hustend das Fenster hinunterkurbelt.

Eigentlich will er es ihm gleichtun, aber dann verschwendet er nicht unnötige Zeit und reißt gleich die ganze Tür auf. (Immerhin ist er der einzige, der sich angeschnallt hat und kann logischerweise auch nicht hinausfallen.)

Vom Rücksitz kommt ziemlich ungesund klingendes Husten und Bill gibt sich Mühe, so viel Rauch wie möglich aus dem Innenraum zu wedeln. Neben ihm benutzt Charlie irgendein altes Prospekt, dass er auf der Ablage gefunden hat, als Fächer und fuchtelt damit so energisch herum, dass er Bill um ein Haar ein Auge aussticht.

„Merlin! Kannst du nicht aufpassen?“

„Sorry“, sagt Charlie mit kratziger Stimme, räuspert sich und pfeffert das Prospekt in den Fußraum, „War keine Absicht.“

Es dauert gut zwei Minuten, bevor Bill guten Gewissens die Tür wieder schließen kann und noch eine halbe, bevor Charlie das Fenster wieder zur Hälfte hochkurbelt.
Dann werfen sie beide einen Blick in den RĂĽckspiegel.

„Alles klar bei euch?“

Zwar hat er sich schon die ganze Zeit immer wieder aus den Augenwinkeln vergewissert, dass die beiden da hinten einigermaßen wohlauf sind, aber wie heißt es so schön?
Man weiĂź ja nie.

Sie sehen ihn alle beide mit verdatterten Gesichtern an, was ihn dazu bringt, plötzlich argwöhnisch die Stirn zu runzeln und keine Sekunde später hat er auch schon den eindeutigen Beweis dafür, das irgendwas nicht stimmt.

„Ups...“
Es kommt absolut einstimmig und mit einem Mal ist Bill sich vollkommen sicher, dass die Katastrophe von gerade eben nicht auf technisches Gebrechen zurĂĽckzufĂĽhren ist.
Ganz im Gegenteil.

Jetzt dreht sich auch Charlie um. „Was…?“, fragt er verwirrt, „Was zum… was habt ihr gemacht?“

Die Antwort ist irgendwie überflüssig, denn genau in diesem Augenblick bemerkt Bill den kohlrabenschwarzen Brandfleck auf der Sitzbank und auch das Streichholzbriefchen, dass einer der beiden immer noch in der Hand hält.

„Na schön“, sagt er und ist selber überrascht darüber, wie gefährlich ruhig seine Stimme klingt (wie nebenbei nimmt er war, dass Charlie ihm einen raschen Blick zuwirft), „Na schön. Was war das?“

„Uhm“, sagt der eine, „Na ja…“
„Also“, sagt der andere, „Das…“

„WAS DAS WAR, HAB ICH GEFRAGT!“

Die restlichen Insassen des Wagens zucken allesamt erschrocken zusammen und in den Gesichtern der Zwillinge regt sich Widerwillen – angeschrien zu werden mögen sie gar nicht. (Normalerweise ist es Percy, der diese Tatsache immer mal wieder aufs Neue zu spüren bekommt und nicht Bill, aber im Moment ist er so sauer, dass er absolut kein Problem damit hat, einmal als der Böse dazustehen.)

„Einer von Filibuster’s“, sagt der eine und in der Antwort schwingt unüberhörbar ein trotziger Unterton mit.
„Wehe, du brüllst uns an“, ergänzt der andere hastig, „Is’ nämlich nich’ unsere Schuld.“

„W-was?“, die offensichtliche Unverfrorenheit bringt ihn aus dem Konzept, obwohl er sich mittlerweile doch eigentlich schon mehr als ausreichend dran gewöhnt haben müsste, „Wie bitte?“

„Nuuuja-“
„-du hast und doch gesagt-“
„-wir sollen was spielen!“

Neben ihm tarnt Charlie sein Lachen als dezentes HĂĽsteln und mit einem Mal hat Bill das dringende BedĂĽrfnis, irgendwas kurz und klein zu schlagen.
„Ihr-“, stammelt er und versucht, sich in Gedanken darüber einige zu werden, ob er sie alle zusammen aus dem Auto werfen oder der Einfachheit halber doch gleich lieber selbst hinausspringen soll, „Ihr- ihr- UND DESHALB ZÜNDET IHR EBEN MAL EINFACH SO ’NEN GOTTVERDAMMTEN FEUERWERKSKÖRPER IN EINEM GESCHLOSSENEN RAUM? SEID IHR KOMPLETT IRRE GEWORDEN?! WENN IHR EUCH UMBRINGEN WOLLT BITTE-“

„Uhm“, kommt es vom Nachbarsitz, aber ist viel zu sauer, um dem auch nur die geringste Beachtung zu schenken, „Bill…“

„ICH MEINE, ERNSTHAFT, WIE BESCHEUERT KANN MAN DENN EIGENTLICH SEIN?! WIR KÖNNEN NOCH VOR GLÜCK SAGEN, DASS WIR NICHT-“
„Hey, Bill…“
„JA, VERDAMMT! WAS IST?“

Charlie sagt gar nichts. Stattdessen macht er eine eindeutige Kopfbewegung Richtung Fenster, das immer noch zur Hälfte geöffnet ist.

Bill starrt ihn bloĂź an.
„Was denn?“

Charlie sagt immer noch nichts, sondern deutet bloß mit dem Zeigefinger nach unten. Sein Gesichtsausdruck ist eine ziemlich interessante Mischung aus „amüsiert“ und „peinlich berührt“.

Bill zieht eine Augenbraue hoch und lehnt sich nach rechts, um einen Blick aus seinem eigenen Fenster zu werfen. (Hinter seinem Rücken kann er eindeutige Geräusche hören, die besagen, dass Fred und George es ihm gleichtun – der Wagen neigt sich ein paar Zentimeter zur rechten Seite, weil sie klarerweise aus ein- und demselben Fenster sehen müssen.)

Das erste, was er sieht, ist Gras.
GrĂĽne Wiese und ein idyllischer Wanderweg.
HĂĽbsches Gatter, denkt er, aber was hat das jetzt mit-

Und da entdeckt er das Muggelpärchen, das Hand in Hand mitten auf besagtem Wanderweg steht und vollkommen entgeistert nach oben starrt.

Sehen können sie den Wagen klarerweise nicht, aber auf die akustischen Signale hat der Unsichtbarkeits-Knopf nicht den geringsten Einfluss und wenn noch dazu die ganze Zeit das Fenster offen war…

Verdammt.
Er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass sie bereits so tief runtergekommen waren.

„Hey“, kommt das Murmeln von der Rückbank, „Was meinst du, sollen wir ihnen winken…?“

„Untersteht euch“, zischt er, greift nach dem Lenkrad und ignoriert Charlie, der beim Geräusch des startenden Motors leicht zusammenzuckt, „Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße…“

Dann gibt er Vollgas.

Sie sind mindestens zwei Kilometer weiter weg und gut zwei dutzend Meter höher, bevor endlich jemand das Schweigen bricht.

„Übrigens“, sagt Charlie und wirft einen Blick in den Rückspiegel, „Wo hattet ihr das Teil eigentlich her?“

„War noch übrig.“
„Von den Raketen, die wir zum Geburtstag gekriegt haben.“

„Ich dachte“, mischt sich Bill ins Gespräch ein, „…die hättet ihr schon alle verfeuert?“

„Haben wir auch.“
„Bis auf diese.“
„Die haben wir aufgehoben.“
„Für ’nen besonderen Anlass.“

„Wie rührend“, murmelt Charlie so leise, dass vermutlich nur Bill es hören kann und der muss unwillkürlich grinsen, „Ich nehme mal an, um die Definition von ‚besonderer Anlass’ kann man sich streiten.“

„Wie wahr, wie wahr“, sagt Bill gespielt ernst und stellt nicht zum ersten Mal in den letzten paar Wochen fest, wie positiv sich Charlies neuer, meistens irgendwie gutmütiger Sarkasmus auf seine allgemein Stimmung auswirken kann.

Schön, sie stecken gerade ziemlich in der Klemme.
Schön, sie werden gigantischen Ärger kriegen, sobald sie wieder nach Hause gefunden haben.
Und schön, er wird von diesem Ärger wahrscheinlich den Hauptteil abbekommen, weil er der Älteste ist und die ganze Sache von Grund auf seine Idee war. (Und weil er die beiden Kleinen mitgeschleppt hat – vermutlich nicht so sehr, weil ihre Mum sich Sorgen um ihr allgemeines Wohlbefinden macht, sondern viel mehr, weil man sie bei ihrer Veranlagung zum organisierten Chaos nicht auch noch auf dumme Gedanken bringen sollte.)

Aber noch ist es nicht so weit. Also.
Kein Grund, sich Sorgen zu machen.

„Leute?“, fragt eine Stimme hinter seinem Rücken.
„Ja?“

„Wir haben Hunger.“
„Dem schließe ich mich an“, sagt Charlie.

„Argh…“, Bill fährt sich mit der Hand übers Gesicht und gibt sich ehrlich Mühe, eine passable Lösung für das Problem zu finden, „Okay, ähm… hast du im Handschuhfach nachgesehen? Vielleicht haben wir noch irgendwo-“

„Nö“, macht Charlie seine Hoffnungen zunichte, „Schon dreimal durchwühlt.“
„Oh“, sagt Bill etwas ratlos, „Na dann…“

„Wir werden hier drin sterben“, meldet sich einer der Zwillinge mit Grabesstimme.
„Elendiglich verhungern“, fügt der andere keine Spur weniger dramatisch hinzu.

„Quatsch!“, sagt Charlie und insgeheim ist Bill ihm dankbar für den Einwurf, weil ihm langsam aber sich die Kraft für das ewige „Haltet die Klappe!“ ausgeht.

„Ganz genau“, sagt er zustimmend und dreht sich halb zur Rückbank um, „Wir werden ganz einfach-“
Da gibt es plötzlich ein dumpfes Geräusch und der Wagen stößt sekundenlang auf Widerstand, der sofort wieder verschwunden ist.

Dump.

Hastig richtet Bill seinen Blick zurück nach vorne und betrachtet überrascht den verschmierten roten Fleck, der sich mit einem Mal punktgenau in der Mitte der Windschutzscheibe abzeichnet. Wie nebenbei registriert er, dass zwischen den Vordersitzen zwei feuerrote, zerzauste Haarschöpfe aufgetaucht sind.

„Was zum-“

Auch Charlie guckt einigermaĂźen verblĂĽfft.
„Alter“, sagt er ich, „Ich glaube… ich glaube, du hast grade ’nen Vogel überfahren.“

„Was?! Wir sind in der Luft, ich kann gar nichts überfahren haben.“

„Na jaah“, sagt Charlie gedehnt, „Dann vielleicht… überflogen?“

„Yup“, sagt einer der Zwillinge und verengt die Augen zu schmalen Schlitzen, während der andere sich an einer der Kopfstützen festhält, um nicht auf seinen Bruder zu fallen, „Da liegt irgendwas vorne drauf.“

„Auf der Kühlerhaube“, spezifiziert sein Bruder altklug.

„Aber- das-“ Noch während er nach passenden Worten sucht, wird Bill klar, dass sie Recht haben. Auf dem blauen Blech liegt tatsächlich ein kleiner, gefiederter Körper und rührt sich nicht mehr.

„Ach du Scheiße“, sagt er und weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll – das erste wäre pietätlos, das zweite irgendwie unmännlich, „Das wollte ich n-“

„Tja, Glückwunsch“, sagt Charlie und sieht dabei so aus, als hätte er gerade mit genau derselben Entscheidung zu kämpfen, „Du hast soeben ein Lebewesen gekillt.“

Sekundenlang herrscht Schweigen.

„Is’ Bill jetzt n’Mörder?“

„Was?! Nein!“
„Echt jetzt mal“, empört sich Charlie, „Das ist nicht witzig!“

„War auch ernst gemeint…“, sagt der andere Zwilling beleidigt.

„Klar doch…“, murmelt Charlie, kurbelt sein Fenster vollständig hinunter- und beginnt damit, hinauszuklettern.

Bill braucht einen Augenblick, bevor er die Situation komplett erfasst hat und seinen jĂĽngeren Bruder zurĂĽck ins Wageninnere zerrt.
„Bist du noch zu retten? Was soll das denn werden?!“

Charlie wirft ihm einen genervten Blick zu.
„Gar nichts, ich will bloß das Vieh loswerden… Oder bist du etwa scharf darauf, mit einer Kühlerfigur durch die Gegend zu kurven, die ’ne gefiederte Familie hat, die möglicherweise gerade um sie trauert?“

„Schon irgendwie geschmacklos“, bestätigt einer der Köpfe zwischen den Vordersitzen.

„Klappe da unten“, knurrt Bill, dann wendet er sich wieder Charlie zu, „Zugegeben, das klingt nicht unbedingt erstrebenswert, aber das heißt noch lange nicht, dass du dreißig Meter über dem Boden Zirkusartist spielen musst.“

„Komm schon, ich bin schwindelfrei“, auf das Gesicht seine jüngeren Bruders schleicht sich das unterdrückte Strahlen, der immer noch dort auftaucht, wenn die Quidditch-Hausmannschaft zur Sprache kommt (und bei Bill zu jeder anderen Gelegenheit normalerweise ein glühend-stolzes Gefühl in der Magengegend aufsteigen lässt), „Bester Gryffindor-Sucher seit mindestens zweihundert Jahren, schon vergessen?“

„Jaah… nur dass du da für gewöhnlich auch tatsächlich ’nen Besen zur Verfügung hast, Schlaumeier“, gibt Bill zurück, „Nichts für ungut, aber ich nehme mal stark an, dass dir das Fliegen ohne so ein Ding geringfügig Probleme bereiten wird.“

„Aaach“, sagt Charlie und grinst ein bisschen unsicher, „Ich krieg das schon hin.“
„Du wirst nicht-“

„Kannst ihn ja festhalten.“
Es klingt, als wäre es das einfachste der Welt – Fred und George sehen sie erwartungsvoll an.

Klar, denkt Bill, die beiden würden das natürlich sofort durchziehen, wenn sie die Gewissheit hätten, dass der andere sie festhält. Das ist genau die Art von Schwachsinn, bei denen sich einer von ihnen vermutlich mal den Hals brechen wird.

„Aber wenn ihr nich’ wollt, können wir ja mal versuchen-“

„Sicher nicht!“
Es kommt zweistimmig und sekundenlang muss Bill schmunzeln.
Charlie grinst zurück. Wer hat behauptet, dass man für diese Art von gegenseitigem Verständnis am selben Tag zur Welt gekommen sein muss?

„Also?“
„Okay“, sagt Bill langsam, „Aber ich hab dich, kapiert? Und du passt gefälligst auf.“

Sein Gegenüber hebt abwehrend die Hände.
„Klar doch. Denkst du, ich bin lebensmüde?“

„Willst du darauf echt ’ne ehrliche Antwort?“

Charlies Grinsen wird breiter, dann sieht er sich suchend um.
„Gibt’s hier irgendwo ein Taschentuch oder so was Ähnliches?“

„Wozu?“, will einer der Zwillinge wissen.

„Denkt ihr, ich fass einfach so was Totes an?“, Charlie rollt mit den Augen, „Bin doch nicht verrückt.“
„Bloß bescheuert“, bestätigt Bill, lehnt sich hinüber und kramt im Handschuhfach herum, „Da, bitte.“

„Merci beaucoup, Monsieur.“

Bill muss ebenfalls grinsen.
„Hör bloß auf mit dem Scheiß“, sagt er, „Ich hasse die Franzosen.“

„Gut zu wissen“, gibt Charlie zurück, „So, und jetzt pass mal auf, dass ich nicht unfreiwillig fliegen lerne, ja?“

Es braucht drei Anläufe, bis er den toten Vogel endlich zu fassen bekommt.

„Hey!“, schreit er nach dem dritten, endlich gelungenen Versuch gegen den Wind an, der ihm in dieser Höhe mehr als ordentlich um die Ohren pfeift, „Wisst ihr was?“

„Du findest die Aussicht so toll, dass du noch ’ne Weile da draußen bleiben willst?“, ruft Bill ärgerlich zurück, „Komm schon, mach hinne!“

Das flaue Gefühl in seinem Magen legt sich erst, als Charlie seine Beute loslässt und der kleine Kadaver im Sturzflug nach unten trudelt.
„Wisst ihr was?“, wiederholt sein jüngerer Bruder, als er endlich wieder sicher im Wagen sitzt, „Wollt ihr wissen was das war?“

„Ein toter Vogel“, kommt es trocken vom Rücksitz.

„Nein“, sagt Charlie triumphierend, „Kein toter Vogel. Eine tote Möwe.“
Bill sieht ihn fragen an. „Ja und?“

Charlie zieht herausfordernd die Augenbrauen hoch.
„Geh mal ein Stück tiefer“, sagt er.

Bill kommt seiner Aufforderung nach und lässt den Wagen sinken.
Fünf Meter, zehn Meter, fünfzehn Meter…
„Woah!“, sagt einer der Zwillinge plötzlich, „Guckt mal, das Meer!“

„Was?“, Bill wirft einen entgeisterten Blick aus dem Fenster, „Das Meer? Also gut, jetzt reicht’s. Ich kapituliere. Wo zur Hölle sind wir bloß gelandet?“

„Keine Ahnung“, sagt der andere Zwilling, der mittlerweile schon wieder auf der Seite seines Bruders an der Fensterscheibe klebt, „Aber da drüben ist ’ne Stadt, guckt doch mal.“

Er hat Recht. Und weil sie im Moment sowieso nichts Besseres zu tun haben, steuert Bill einfach mal darauf zu.

„Du-“, meldet sich Charlie plötzlich zu Wort, „Ist das nicht…“
„Was?“
„Portsmouth. Bill, das ist Portsmouth.“

„Mach dich nicht lächerlich.“
„Nein, ich bin mir sicher. Da ist der Peer, sieh doch mal.“

Bill wirft noch einen Blick aus dem Fenster. Einen langen, prĂĽfenden Blick.
„Das…“, sagt er dann, „Mann. Ich glaube, du hast Recht.“

Charlie lächelt erfreut. „Soll vorkommen“, sagt er zufrieden, „Wissen wir jetzt wenigstens, wo wir hinmüssen?“

„So ungefähr“, sagt Bill und wirft einen beinahe liebevollen Blick auf ihren Kompass, „Also dann, Herrschaften – anschnallen bitte.“

„Was?“, ertönt es unisono vom Rücksitz, „Aber warum denn?“

„Weil“, antwortet Bill mit einem herausfordernden Grinsen und lässt probehalber den Motor aufheulen, „…wir vielleicht rechtzeitig zum Abendessen wieder daheim sind, wenn ich jetzt richtig Gas gebe.“

Er kann sich nicht erinnern, das Klicken der einrastenden Sicherheitsgurte bei Fred und George jemals so schnell gehört zu haben.
„Leg los.“

„Yep“, sagt Charlie und schnallt sich ebenfalls an, „Leg los, Alter.“

Im nächsten Moment sausen sie auch schon durch den Himmel, als wären die Wolken persönlich hinter ihnen her – und schaffen es tatsächlich noch rechtzeitig zum Abendessen.

Ärger kriegen sie trotzdem.

Allerdings scheint ihr Dad nicht annährend so wütend zu sein wir ihre Mum (um ehrlich zu sein, wirkt er regelrecht beeindruckt) und keine eineinhalb Jahre später erklärt er sich endlich dazu bereit, Fred und George das Fahren beizubringen.

...

Hätte seine Frau zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass die beiden dieses Wissen noch ein paar Jahre später dazu verwenden würden, um einen schwarzhaarigen Jungen mit Blitznarbe aus einem Muggelwohngebiet zu entführen, wäre sie sicher um einiges vehementer dagegen vorgegangen.


~-~-~-~


Ich hab mich im zweiten Teil sowieso gewundert, warum die da einfach mit dem Auto durch die Gegend düsen können (okay, schön, so viel Polizei wird es da oben wohl nicht geben, um sie anzuhalten und nach dem Führerschein zu fragen, aber trotzdem…).

Jetzt haben sie wenigstens fahren gelernt. Macht die ganze Sache doch gleich viel ungefährlicher für alle unbeteiligten Außenstehenden, oder? Hehe…

Ach ja, die Möwe. Sorry, Greenpeace.
Ich hab nix gegen Möwen.
Aber die sind wenigstens nicht am Aussterben, also was soll’s. Eine davon wird man ja wohl hoffentlich verschmerzen können.


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