von Lady Black
Kapitel 6 - Eifersucht
„Oh mein Gott - Scheiße“, fluchte ich, als ich in sein wutentbranntes Gesicht sah.
„Severus reicht völlig“, erwiderte selbiger nur, scheinbar auch ein wenig böse.
Seine Augenbrauen zuckten, seine Hand ebenfalls – zu seiner Tasche, in der ich seinen Zauberstab vermutete.
Vermutlich wollte er Jack töten.
„N'Abend Severus“, murmelte dieser nur und hob zum Gruß die Hand.
Ich war ein wenig perplex, angesichts dieser coolen Reaktion.
Ich selbst war, sobald ich ihn meinen Namen hatte fluchen hören, hoch geschreckt und hatte Severus angestarrt. Jack schien die Ruhe in Person zu sein.
„Was machst du hier?“, fragte Severus mich nun und bemühte sich wirklich ruhig zu bleiben.
„Was soll das? Mit ihm?“ Er wies angewidert auf Jack, der mittlerweile wieder richtig wach war.
„Ich, ähm“, fing ich an, doch er unterbrach mich.
„Du was? Na sag es schon!“, schrie Snape und wirkte wieder so, wie ich ihn aus dem Unterricht des letzten Jahres kannte – keineswegs so wie der Mann, den ich liebte.
Das machte mich traurig.
Wirklich. Ich meine, ich hatte ja nichts getan!
„Ich hab nichts gemacht“, murmelte ich deshalb, wobei ich schon merkte, dass mir die Tränen in die Augen stiegen.
Die Müdigkeit, dieses Gefühl, unschuldig beschuldigt zu werden und dieses Verhalten des Mannes, den ich mittlerweile glaubte zu kennen – das alles war einfach zu viel.
Doch noch konnte ich die Tränen unterdrücken.
„Nicht gemacht? Ich sehe doch, was du hier tust! Du und dieser... dieser Lackaffe, dieser Schleimer! Das nennst du nichts gemacht?“, schrie Snape und kam einen Schritt auf mich zu.
Ich bekam Angst.
Er schrie eindeutig zu laut, so kannte ich ihn nicht.
Nicht so, wie er momentan war: eifersĂĽchtig.
Ich meine, natĂĽrlich war er auch letztes Jahr eifersĂĽchtig.
Aber erst jetzt – so schien es ihm – hatte er wirklich einen Grund zu Eifersucht.
„Ich...“, murmelte ich, völlig überfordert.
Dieser Blick... sein Blick sagte mehr als tausend Worte.
Schließlich verlor ich doch den Kampf gegen die Tränen.
Hardy, der mich ansah, seit ich angefangen hatte zu sprechen, wirkte ĂĽberfordert.
Gut, waren wir eben zusammen ĂĽberfordert!
„Nicht weinen“, wisperte er nur.
„Was flüstert ihr da? Hattet ihr nicht genug Zeit zu zweit? Soll ich wieder gehen? Nehmt euch doch ein verdammtes Hotel-Zimmer, wenn-“, steigerte sich Severus immer weiter in seine Eifersucht hinein, bis Jack ihn unterbrach.
Er war vom Sofa aufgestanden und stand jetzt zwischen mir und Snape.
„Halt die Klappe“, fauchte Jack – so gefährlich, wie er es eben konnte.
„Denkst du eigentlich nie nach, bevor du sprichst?“ Ich konnte sei Gesicht nicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir stand. Jedoch sah ich, dass Snape ein wenig erschrocken aussah.
„Julia würde dich niemals betrügen, klar? Sie liebt dich, verdammte Scheiße! Nur Gott weiß, warum! Aber du scheinst das nicht zu verstehen! Wahrscheinlich denkst du, dass du so ein schlechter Mensch bist, den niemand lieben könnte, aber sie tut es! Verdammt“, schloss Hardy seinen Monolog und drehte sich von Snape weg, zum Kamin.
Severus stand wie angewurzelt da, den Mund weit geöffnet, verdutzt.
Hardy atmete einmal tief durch und drehte sich dann wieder zu Snape.
„Jetzt vergiss ganz schnell den ganzen Mist, den du gerade erzählt hast und entschuldige dich bei Julia“, zischte er und ging zur Tür, nicht ohne Severus anzurempeln, als er an diesem vorbei kam.
„Ach und Snape...“ Hardy stand bereits an der Tür, die Klinke in der Hand und hatte sich noch einmal umgedreht um etwas zu sagen, was ihm scheinbar gerade erst eingefallen war.
„Bei der nächsten Szene dieser Art werde ich dir nicht sagen, wie falsch du liegst. Beim nächsten Mal werde ich die Gelegenheit nutzen... weißt du, mir liegt nichts an deinem Glück. Also erst denken, dann reden, klar?“
Severus schien endlich in der Lage zu sein, etwas zu sagen.
„Okay“, sagte er, wobei er sich erst räuspern musste, um überhaupt einen Ton heraus zu bekommen.
Hardy wandte sich nun endgĂĽltig zum Gehen.
Ich meinte noch ein „Und wasch dir die Haare“ zu vernehmen, bevor sich die Tür schloss und es ruhig im Raum war.
Langsam wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und starrte ins Feuer.
Sagen wollte ich nichts.
Jack hatte alles gesagt – und noch mehr. Der letzte Teil... den wollte ich vergessen. Ich wollte von uns beiden nur noch als Freunde denken und ich betete wirklich, dass Jack endlich auch so denken würde.
Irgendwann nahm ich wahr, wie Snape sich aus seiner Starre löste und sich neben mich auf das Sofa setzte.
Wir beide schwiegen eine Weile, bis er schlieĂźlich das Schweigen brach.
„Es tut mir Leid“, flüsterte er.
Stille.
„Julia“, seufzte er, ein wenig lauter.
„Bitte. Ich habe total über reagiert, ich weiß. Aber versteh mich doch! Du und Hardy, auf deinem Sofa, in deinen Räumen, kuschelnd... Ich meine, ich dachte hier geht wer weiß was ab!“
Ich schnaubte verächtlich. Vertraute er mir so wenig? Kannte er mich so wenig?
„Ich weiß was du denkst, ich kenne dich. Ich vertraue dir schon, aber denk doch mal an das letzte Jahr!“, beantwortete er meine Gedanken.
Die Frage, ob er mich zu wenig kannte, hatten wir ja dann auch geklärt.
Irgendwie wusste ich nicht so recht, was ich sagen sollte.
„Macht nichts, schrei mich ruhig öfter an“ schien mir unpassend.
„Arschloch, verpiss dich“ aber auch.
Also schwieg ich einfach weiter.
Was scheinbar auch falsch war.
„Jules – sprich! Verdammt, jetzt sei doch nicht sauer, ich hab mich doch entschuldigt. Vergiss es einfach und-“ Er hatte seine Hand auf mein Knie gelegt, ich hatte sie wie aus Reflex weg gestoßen und war aufgestanden.
„Lass mich“, murmelte ich. Klar, alles war wieder gut. Nicht wirklich. Er hatte sich wie ein Arschloch verhalten, verdammt!
Und jetzt war er wieder so nett zu mir?
„Komm schon, sei kein-“, versuchte er es weiter, doch wieder unterbrach ich ihn, diesmal indem ich ihn anschrie.
„Was? Sei kein was, Severus? Spielverderber? Was willst du mir sagen?“, fauchte ich.
„Reg dich ab, Jules“, versuchte er mich zu besänftigen.
„Ich will mich aber nicht abregen! Wie du mit mir gesprochen hast, wie du mich angeschrien hast! Was sollte das, Professor?“, schrie ich weiter, wobei ich das „Professor“ so abwertend wie möglich aussprach.
Severus war nun aufgestanden und sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt.
„Ich hab mich doch schon entschuldigt! Mehr kann ich nicht tun“, schrie er – aufgrund des Abstandes zwischen uns vollkommen überflüssig.
„Wenn dir das nicht reicht, kann ich ja gehen“, fuhr er fort.
„Dann geh doch!“, erwiderte ich, nicht weniger laut.
„Das werde ich auch tun!“
„Schön, hau doch ab, du Arschloch!“
„Hüte deine Zunge, Fräulein!“
„Sonst?“ Ein verächtliches Schnauben meinerseits.
FĂĽr etwa eine Sekunde schwiegen wir beide.
„Du bist so Drama“, fauchte ich schließlich.
„Das sagt die Richtige, du bist doch hier die Drama-Queen, mit-“, zum dritten man unterbrach ich ihn – diesmal indem ich meine Zunge in seinen Hals steckte.
Einige Sekunden später hatte er seine Hände in meinen Haaren vergruben und wir küssten uns so leidenschaftlich, wie lang nicht mehr – einige Minuten später lagen wir noch enger umschlungen (falls das überhaupt möglich war) auf dem Sofa, inzwischen nicht mehr völlig angezogen.
Einige Stunden später erwachten wir, noch immer auf dem Sofa, nach einer langen und anstrengenden – aber auch schönen und versöhnenden Nacht.
TBC
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