von Sethereth
Es war Anfang Mai und das Wetter war toll. Es war draußen warm, die Sonne schien und fast ganz Hogwarts befand sich auf den Ländereien.
Auch Hermine, Harry, Ron und Ginny waren draußen um das schöne Wetter zu genießen. Sie hatten sich in der Nähe am See niedergelassen und dösten in der Sonne. Hermine und Ginny lagen zusammen auf einem breiten Handtuch, hatten die Umhänge abgelegt und ihre Blusen hochgekrempelt um wenigstens etwas Bräune zu bekommen, was in Schottland ja nicht gerade einfach war, während Ron und Harry angefangen hatten über Quiddidch zu diskutieren.
Während Ginny den beiden zuhörte und ab und zu ihren Senf dazu abgab, schaltete Hermine auf Durchzug. Quiddidch interessierte sie nicht die Bohne, oder zumindest nicht mehr als unbedingt nötig. Sie beschäftigte sich mit ihrem neuen Problemsthema: Draco Malfoy.
Seit dem die beiden an jenem Morgen zusammen gefrühstückt hatten, war Hermines Sicht über den blonden Slytherin arg beeinträchtigt.
„Früher ist das entschieden einfacher gewesen!“ dachte sie und seufzte.
Ja früher war es klar gewesen, wo er stand, wo sie stand. Es war für sie eine unumstößliche Tatsache gewesen, sie, Harrys beste Freundin – gut. Er, Harrys Erzfeind – böse.
Jetzt…war sie verwirrt.
Er war weder unfreundlich gewesen, noch hatte er sich ihr gegenüber in irgendeiner Weise bösartig gezeigt. Das glatte Gegenteil war der Fall gewesen und mit diesem guten Draco Malfoy kam sie überhaupt nicht klar.
Zusätzlich erschwerte noch die Tatsache, dass sie sich ausgesprochen wohl gefühlt hatte. Sie hatten sich prima unterhalten, völlig unbeschwert geplaudert. Eine Tatsache, die sie von Harry und Ron kannte, aber doch nicht von Draco Malfoy.
Sie seufzte erneut.
„Hey, warum seufzte du heute so viel?“ holte Ginny sie aus ihren Gedanken zurück.
Hermine sah zu den beiden Jungs herüber und stufte das Risiko auf ein Minimum ein, dass die beiden mithören würden, solange Quiddidch das Thema war.
„Ich muss dir war erzählen, und ich brauche deinen Rat“ platzte es jetzt aus ihr heraus. Sofort hatte sie Ginnys volle Aufmerksamkeit.
„Was ist los?“ fragte sie und Hermine robbte etwas näher zu ihr hin und erzählte flüsternd, sicher ist sicher, von dem Frühstück.
„Wow“ entfuhr es Ginny ein bisschen zu laut.
„Pssst“ zischte Hermine erschrocken, und beobachtete aufgeschreckt die beiden Jungen. Völlig unnötig, wie sich sofort herausstellte. Die beiden waren gerade bei ‚verschiedenen Täuschungsmanövern mit dem neusten Feuerblitz Nr. was weis ich was’. Hermine schaute beruhigt wieder zu Ginny.
„Ja. Und ich weiss jetzt nicht, was ich davon halten soll. Wie soll ich mich denn ihm gegenüber jetzt benehmen?“ fragte sie und blickte verzweifelt Ginny an.
Doch diese wusste auch nicht so recht weiter und zuckte nur mit den Schultern.
„Keine Ahnung Hermine. Am besten, machst du gar nichts. Du benimmst dich wie immer. Und dann kannst du ja schauen wie er sich benimmt!“ schlug sie vor.
Hermine nickte und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum, doch dann grinste sie schief.
„Ja, du hast sicher Recht und ich mach mir wahrscheinlich völlig unnötig Sorgen“ antwortete sie leise und nun grinsten beide Mädchen.
~*~
Draco hatte es mit Blaise ebenfalls nach drauĂźen gezogen. Allerdings nicht hin zum See, sondern Richtung verbotener Wald. Er und Blaise hatten sich an einer kleinen Baumgruppe niedergelassen. Blaise hatte sich hinter einem Buch vergraben, er selber saĂź im Gras und dachte nach.
Klar wäre er lieber an den See gegangen. Doch er wusste, dass Potter, das Wiesel und sie dort waren und ein Zusammentreffen würde er in jedem Fall vermeiden. Zumindest momentan. Er war sich hinsichtlich dieses Mädchens völlig im Unklaren. Sie hatten sich an dem Morgen und dem gemeinsamen Frühstück prima unterhalten.
Es war höchst angenehm sich mal mit einer zu unterhalten, die einen IQ über 30 % hatte. Fast sämtliche Slytherin Mädchen hatte er schon gehabt und davon war höchstens 1/10 dabei gewesen, mit der er in der Lage gewesen wäre, ein halbwegs anständiges Gespräch zu führen. Bekommen hatte er sie alle trotzdem, aber immerhin hatten sie noch so viel Grips gehabt um zu begreifen, dass er in anderer Hinsicht kein Interesse hatte.
Und auch aus anderen Häusern waren Mädchen dabei gewesen, doch keine nur annährend so wie sie. Sie ließ sich in keine Sparte einsortieren, die er für Mädchen führte. Gar keine. Sie war eine Klasse für sich. Ob das nun gut oder schlecht war, darüber konnte man streiten. Aber klar war, dass er bisher auch von keinem Jungen wusste, dem sie in der Hinsicht ihre Gunst offenkundig bekannt gemacht hätte. Das Wiesel zählte er nicht dazu. Das ganze Schloss wusste, dass er Granger liebte, sie in ihm aber nie mehr als einen Freund sehen würde. Potter schied auch aus, denn der hatte ja die kleine rothaarige Weasley.
Fazit: Sie war weder mit einem Jungen zusammen, noch einem versprochen; nur wusste er mit dieser Erkenntnis noch nicht so viel anzufangen. Auch hatte er etwas bemerkt, und ihr war das wahrscheinlich gar nicht klar, aber auffallend viele Jungen drehten die Köpfe um ihr hinterher zu schauen, wenn sie durch die Gänge eilte.
Zugegeben, sie war alles andere als hässlich, war sie nie gewesen. Das hatte er zwar immer gesagt, aber als Todfeind machst du deinem Gegenüber wohl kaum Komplimente über gutes Aussehen.
Aber bisher war sie ihm auf diese Art noch nie aufgefallen und bis vor kurzem war sie fĂĽr ihn immer nur der nervige, besserwisserische BĂĽcherwurm gewesen. Mehr nicht.
Das gab ihm zu denken, mehr als er wollte und viel mehr als es sollte.
Eine schwere Hand legte sich auf seine linke Schulter und er schreckte hoch.
„Erde an Draco!“
Blaise Zabini, alias sein bester Freund, stand ihm
„Was?“ wollte Draco wissen.
Blaise schaute in verwundert an und fing dann an zu grinsen.
„Wo zum Teufel warst du schon wieder mit deinen Gedanken? Und wie heißt sie?“ fragte er und grinste breiter.
Draco konnte nicht anders und musste auch grinsen. Diese Art Fragen zu stellen war typisch fĂĽr Blaise.
„Ach…bei der, bei jener. Namen, keine Ahnung da müsste ich nachdenken und dazu bin ich grad zu faul“ war Dracos Antwort.
Lässig ließ er sich ins Gras sinken.
Diese Antwort schien Blaise nicht ganz zufrieden zu stellen. Doch er setzte sich neben Draco, der sich inzwischen an einen Baum gelehnt hatte, und sah ihn prĂĽfend von der Seite aus an.
„Draco Lucius Malfoy. Ich kenne dich inzwischen zu gut, als ob du nur an dieses oder jenes Mädchen gedacht hast“ fing er an und Draco hob verwundert eine Augenbraue.
Es war nie gut, wenn Blaise seinen vollen Namen benutze. Ganz und gar nicht gut.
„Worauf willst du hinaus? Ich habe an keine Bestimmte gedacht. Obwohl mir grad diese kleine Blonde einfällt, auf die hattest du es doch abgesehen. Ich weiss nicht mehr aus welchem Haus sie kommt, aber ich könnte da was arrangieren. Na, gebongt?“ versuchte er die Situation zu entschärfen und von sich selbst abzulenken, doch keine Chance.
„Lenk nicht ab“ kam es sofort von Blaise.
„Tu ich nicht“ rechtfertigte Draco sich, musste aber über die Beharrlichkeit seines besten Freundes grinsen.
„Doch tust du, und sie kommt aus Revenclaw, falls du das wissen willst“ meinte Blaise mit einem leicht verbissenen Ton.
Dracos Grinsen wurde breiter.
„Revenclaw also. Gut gut.“
Doch Blaise lieĂź nicht locker.
„Also, wie heißt sie?“
Draco rollte mit den Augen.
„Musst du immer alles wissen?“ fragte er leicht patzig, doch Blaise nickte nur und lachte.
„Ja, aber auf jeden Fall“
Nun lachten beide und Draco gab auf.
„Also gut. Du willst es ja unbedingt wissen. Sag nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“
„Jetzt sag schon“ forderte Blaise ihn auf.
„Hermine Granger“
„Was?“ fragte Blaise und starrte Draco fassungslos an. Doch diese blieb ungerührt.
„Ich habs dir ja gesagt“
~*~
„Hermine, jetzt bitte!“ bettelte Ron wieder.
„Neein“ war ihre strikte Antwort.
„Aber Mine, jetzt mal echt. Ohne dich schaffen wir es nicht!“ meldete sich jetzt auch Harry zu Wort.
Hermine rollte mit den Augen und schluckte eine Erwiderung herunter.
„Hermine, nur noch dieses eine Mal“ starte Ron einen erneuten Versuch, und das war ein Versuch zu viel.
In Hermine kochte es, sie holte tief Luft und dann brach es aus ihr heraus.
„Wenn IHR eure Hausaufgaben gleich erledigt hättet und nicht erst auf den letzten Drücker dann wärt ihr nicht immer in einer solchen Situationen wie jetzt. Und dann soll immer ICH euch wieder aus der Patsche helfen. Was würdet ihr eigentlich machen, wenn ich nicht hier wäre? Hmmm…was?“ fauchte sie die beiden Jungs an. Harry sah sie mit großen Augen an, Ron war bei diesem Vortrag der Mund aufgeklappt und er war, was bei seiner Größe schon fast an ein Wunder grenze, immer kleiner geworden.
Der ganze Gemeinschaftsraum betrachtete das nur all zu bekannte Schauspiel. Es passierte fast täglich, dass Hermine einen der beiden Jungs wegen vergessener Aufgaben in den Senkel stellte, doch es war selten, dass sie es derart heftig tat.
Doch diese war nun nicht mehr zu stoppen. Sie war so sauer. So viele Gedanken und Probleme schwirrten in ihrem Kopf herum mit denen sie sich beschäftigen musste, und dann sollte sie auch noch zusätzlich die Arbeit für die Jungs mit erledigen, nur damit diese beiden sich auf die faule Haut legen konnten. Sie hatte die Nase voll.
„Ich hab es satt. Wenn es um die Schule geht, DANN muss ich euch helfen. Dafür bin ich gut genug. Doch wenn es mal um etwas geht, was ich will, bleibt Verständnis dafür auf der Strecke. Und zum Thema Schule: Ihr werdet eure Prüfungen nicht mit abschreiben bestehen…und mir reichts jetzt!“
Damit rannte sie zum Ausgang, riss das Portal auf und stürmte aus dem Gemeinschaftsraum, einen sehr verdatterten Ron, einen sehr verwirrten Harry und einige vor Schock mucksmäuschenstill gewordene Gryfindors zurücklassend.
~*~
Draco hatte so in etwa geahnt worauf er sich einließ, als er Blaise von dem Frühstück erzählt hatte. Und er hatte gehofft, dass er nach dem Seelenstriptease Ruhe vor Blaise haben würde. Doch zu viel gehofft.
Am nächsten Abend hatte er Draco zur Seite und ein leeres Klassenzimmer in Beschlag genommen. Draco hatte brav alle Fragen beantwortet, die er beantworten konnte, doch dass sich das Gespräch dann plötzlich am Ende noch in eine Grundsatzdiskussion verwandelt hatte, damit hatte er nicht gerechnet. Noch immer schwirrte ihm der Kopf von Blaise Ausführungen, Vorwürfen, Erklärungen und Vorschlägen.
Er lief durch das Schloss um auf andere Gedanken zu kommen. Er hatte jetzt keinen Kopf fĂĽr den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Er hatte fĂĽr heute eindeutig genug Fragen beantwortet.
Er überlegte gerade wo er ungestört bleiben würde und achtete nicht auf seinen Weg, als er mit jemandem zusammenstieß. Er blickte ärgerlich auf.
„Verdammt, kannst du nicht aufpassen…“ doch der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken, als er erkannte mit wem er da zusammengestoßen war.
„Granger!?“
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