von Sethereth
Hermine war mĂĽde. So schrecklich mĂĽde. Sie konnte schon seit Tagen nicht mehr richtig schlafen. Und schuld daran waren zwei Tatsachen.
Harry und ihre Schuldgefühle ihm Gegenüber, dass sie noch nach wie vor nicht mit ihm geredet hatte, zum einen. Ginnys Vorschlag mit Harry zu reden, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf und sie wusste dass sie um ein Gespräch nicht herumkommen würde, es inzwischen aber auch gar nicht mehr wollte. Im Gegenteil! Sie sehnte sich danach mit ihm zu reden um endlich dieses erdrückende Gefühl der Schuld und der Eigenreue loszuwerden.
Zum anderen, ihr erklärter Todfeind der jetzt nicht mehr ihr erklärter Todfeind war, sondern sich zu irgendetwas anderem umgewandelt hatte. Sie wüsste nur zu gerne was. Sie hatte seit dem Treffen auf dem Nordturm nicht mehr mit Malfoy geredet und seit ihrem Streit und dem nachfolgenden Gespräch, geisterte er in ihrem Gedanken herum.
Sie hatte versucht diese Tatsache, die so deutlich für Verdrängung sprach, zu ignorieren. Doch leider hatte es noch nie funktioniert, wenn sie sich mit sich selbst angelegt hatte. Sie hätte am liebsten einfach so weiter gemacht, wie bisher. Aber leider…Fehlanzeige bei einer Hermine Jane Granger. Und da sie sich so standhaft weigerte Draco Malfoy zu akzeptieren,hatte er sich per Dauerkarte in ihrem Kopf eingenistet. War einfach so, ohne sie um Erlaubnis zu fragen, in ihre kleine private Welt eingebrochen und machte seit dem keine Anstalten diese in der nächsten Zeit auch wieder zu verlassen.
Sie war am verzweifeln.
Nicht nur, dass es einfach nicht gesund für sie sein konnte, dass der blonde Slytherin permanent ihre Gedanken infiltrierte, es zeigte sich für sie wieder, dass er einfach böse sein musste. Denn inzwischen hatte noch nicht einmal mehr den Anstand sie in ihren Träumen in Ruhe zu lassen. Da schon gar nicht.
Sie konnte sich zwar nicht an den Inhalt ihrer Träume erinnern, doch sie wachte grundsätzlich mit schweißnassem Lacken, an der Haut klebendem Shirt, Herzklopfen und sehr trockenem Mund auf.
Sie ahnte natürlich, dass es keine normalen Träume sein konnten, wo Draco Malfoy die Hauptrolle spielte. Aber sie war einfach nicht bereit herauszufinden, noch nicht, welcher Natur sie nun wirklich waren. Denn wenn sie es wüsste und da war sie sich sicher, würde sie garantiert an gar nicht mehr anderes denken können.
„Jetzt reicht es. So gehts nicht mehr weiter“ sagte sie sich selbst und schob ihren neuen Mitbewohner in ihrem Kopf, so weit wie möglich aus ihren Gedanken, wie es eben ging.
Sie wollte mit Harry reden. Er wĂĽrde schon Rat wissen. Hoffte sie zumindest.
~*~
Draco war hochzufrieden. Nicht nur deswegen, weil er sich mit Hermine Granger in aller Ruhe unterhalten hatte. Zudem auch noch auf rein freiwilliger Basis. Klar, er hatte es genossen. Sie war klug, intelligent und sie war nicht nur hübsch anzusehen, sie war auch attraktiv und ihre Kurven waren ganz und gar nicht zu verachten. Durch und durch interessant. Aber das war es nicht, nicht nur. Nein, er hatte eine Entdeckung gemacht, die ihm ein solches Hochgefühl beschert hatte, dass er fast angefangen hätte zu tanzen.
Er hatte sich die Mühe gemacht, sie einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Und es war sehr interessant gewesen, ihre Umgebung zu beobachten. Das Mädchen war begehrt. Zu seiner Verwunderung sogar mehr als er gedacht hatte. Es waren, mal abgesehen von ihren zwei Leibwächtern, bei weitem mehr Jungen in ihrer Umgebung als gut für sie waren. Und zu viele Typen einer Gattung, die Draco ganz und gar nicht leiden konnte und die ihn zwang, ob er wollte oder nicht, aufzupassen wie ein Schießhund, dass diese Typen auch wirklich ihre Hände bei sich behielten.
Diese Typen waren alle vom gleichen Schlag. Sie hatten keine Fantasie, gafften Frauen an, und benahmen sich wie Trolle. Er seufzte. Ja leider, es gab solche in Hogwarts zu Hauff. Sie waren gut und praktisch als Handlanger zu verwenden. Aber wenn die Hormone solche Kerle erwischten, tat ihm jede Frau leid, die für solche Typen die Beine breit machen musste, falls sie nicht eine mehr oder minder fähige Hexe war um sie in Grund und Boden zu fluchen.
Nicht aber so Hermine Granger. Sie lächelte zwar, aber sie wies mit Ausnahme von Potter oder Weasley, jeden der ihr zu nahe kam, freundlich aber bestimmt ab.
Ihn hatte sie allerdings nicht abgewiesen. Mit ihm hatte sie sich sogar stundenlang unterhalten. Sie hatten gestritten, gelacht, sich geärgert und das obwohl sie so gesehen Todfeinde waren.
Am Anfang hatte er das nur für eine fixe Idee gehalten. Niemals würde sie in ihm etwas anderes sehen, als den Slytherin - Feind mit Todesserqualitäten. Doch je länger er sie betrachtete, ihre Gesten und Mimiken studierte, ihre Haltung und Angewohnheiten kennen lernte, desto begründeter wurde sein Verdacht.
Sie war mit Ausnahmen zu jedem Jungen unnahbar und bot überhaupt keine Angriffsfläche, worauf ein Junge hätte aufbauen können.
Doch spätestens dann, als Blaise seinen Freund auf sein neues Hobby „Hermine Granger beobachten“ ansprach, und dann sogar selber auf Beobachtungsposten ging, war es amtlich und ein Volltreffer.
Sie war vielleicht unnahbar bei allen männlichen Wesen in ihrer Umgebung, doch unerklärlicherweise bei ihm nicht. Sein Grinsen wurde immer breiter.
Er selbst, war ein verdammt guter Beobachter. Man sah ihm ĂĽberhaupt keine Regung an, wenn er das nicht wollte. Jahre langes Ăśbern und Perfektionieren in Gegenwart seines Vaters hatten ihn zum Meister seines Faches gemacht. Er wusste zu 100 Prozent, dass sie nicht merkte, dass er ein Auge auf sie hatte. Doch im Gegensatz dazu spĂĽrte er ihre scheuen Blicke mehr als deutlich. Und er genoss ihre Aufmerksamkeit in vollen ZĂĽgen.
Es war fast schon zum lachen. Dir Ironie des ganzen war erheiternd. Die Prinzessin von Gryfindor hatte sich in den Eisprinzen von Slytherin verkuckt. Und er? Nun…er wusste was jetzt zu tun war.
*~*
Hermine hatte Harry nach dem Essen zu sich gezogen und ihn gebeten mit ihr einen Spaziergang um den See zu machen. Damit hatte sie genügend ihm alles zu erklären.
Harry hatte zugestimmt und so gingen beide gemächlichen Schrittes am See entlang. Hermine hatte sich bei ihm eingehackt und unter anderen Umständen hätte sie diesen Spaziergang sicherlich sehr genossen.
Doch leider war dem nicht so und sie war schrecklich nervös.
Harry hatte bis jetzt geschwiegen und schien darauf zu warten, dass sie mit dem erzählen begann.
Sie holte noch einmal tief Luft, machte sich los und trat einen Schritt von ihm weg.
„Harry, hör mir bitte für den Anfang einfach nur zu, okay. Ich werde mir jedes Wort von dir gerne anhören, aber zuerst muss ich das hier loswerden“
begann sie mit zittriger Stimme und warte ab, bis Harry nickte.
„Also gut. Wie du, und wahrscheinlich auch einige anderen sicherlich bemerkt haben, bin ich in letzter Zeit…sagen wir mal…etwas zurückgezogener als sonst. Stimmst?“
Harry nickte nur wieder und lächelte sie dann schief von der Seite aus an.
„Gut. Wie gesagt, das alles hier hat einen Grund. Und…Harry…es gibt da jemanden, also jemanden…der, den ich interessant finde...also“
sie brach ab, als Harry nicht mehr an sich halten konnte und lauthals loslachte.
Verwirrt runzelte sie die Stirn.
„Warum lachst du?“ fragte sie und sah perplex zu ihm herauf.
Harry grinste inzwischen breit.
„Ach Mine. Du solltest dich mal reden hören, oder sollte ich besser stottern sagen“
er grinste breiter.
„Harry, DAS hier ist mir wirklich wichtig“ schimpfte sie.
Doch Harry griff einfach nach ihrer Schulter und zog sie lächelnd an sich.
„Ich weiss Hermine, ich weiss. Aber so wie du stotterst, brauchen wir nicht nur ein paar Stunden, sondern Tage. Daher beruhig dich mal ein bisschen. Und egal was du mir auch immer sagen willst, ich werde dir schon nicht den Kopf abreisen!“
Harry wusste es nicht, aber in diesem Moment liebte ihn Hermine abgöttisch. Dafür das er einfach er war.
Erleichtert atmete sie auf und musste ebenfalls lächeln. Sie lehnte sich für einige Minuten an ihren besten Freund, genoss den Halt und entspannte sich.
„Geht’s wieder?“ fragte Harry nach einer Weile und sie nickte.
„Ja danke. Aber mir wird’s erst wieder richtig gut gehen, wenn ich dir gesagt habe was ich sagen muss. Und dann wäre hier nicht die Frage, ob es mir gut geht. Sondern eher ob es dann dir noch gut geht“
Harry verstand nicht ganz.
„Wie meinst du das?“
wollte er wissen und Hermine musste bei seinem verwirrten Gesicht schmunzeln, doch dann wurde sie wieder ernst.
„Ich erkärs dir. Also gut, hör her. Ich habe mich, fürchte ich, verliebt. Aber dir wird es nicht gefallen in wen“
Harry sah sie neugierig an und grinste wieder schief.
„So so verliebst bist du also. Das erklärt auf jeden Fall einiges. Soll ich raten, oder willst dus mir lieber gleich sagen“ fragte er und brachte sie erneut zum lachen. Sie nahm das Angebot an.
„Nein. Raten ist eine gute Idee. Aber du wirst so oder so nie drauf kommen“
Jetzt wurde Harrys Blick argwöhnisch.
„So wie sich das anhört ist es keiner aus unserem Haus, richtig?“
Hermine nickte. „Richtig“
„Dacht ich mir“ sagte er leise und schien in Gedanken schon eine Liste von „Anwärtern“ durchzugehen, die in Frage kämen. Hermine war zwar immer noch nervös, aber gleichzeitig auch erheitert. Sollte er ruhig überlegen. Auf Draco Malfoy würde er niemals kommen.
~*~
Der Besagte hatte sich inzwischen auf den Weg durchs Schloss gemacht und war auf der Suche nach ihr. Doch egal wo er auch suchte, sie war wie vom Erdboden verschluckt.
In der Bibliothek war sie nicht.
In dem Gemeinschaftsraum der Gryfindors schien sie ebenfalls nicht zu sein.
Er hatte sich umgehört.
Im SchulsprecherbĂĽro war sie auch nicht.
Wo zum Teufel war sie?
Er gab die Suche schlieĂźlich auf und suchte stattdessen nach den anderen Teilen des goldenen Trios.
Das Wiesel war beim Nachmittag-Essen in der großen Halle, aber Potter und Granger fehlten beide. Dass sie beim Essen fehlte war nicht weiter verwunderlich, es gab wenige Mädchen die am Nachmittag-Essen teilnahmen. Er war sowieso schon immer der Meinung gewesen, dass besagtes Essen nach dem Essen nur für die Jungen gemacht wurde, weil sich diese momentan einfach im starken Wachstum befanden und das Essen daher mehr als nötig hatten. Die Mädchen achteten ja auf Figur und sonstigen Schnickschnack und ließen dieses Essen daher fast ausschließlich immer ausfallen.
„Also gut. Dann ist sie wohl mit dem Goldjungen unterwegs“ dachte er sich und beschloss ebenfalls zum Essen zu gehen. Da würde sie ja früher oder später schon auftauchen.
~*~
Harry ĂĽberlegte immer noch. Hermine saĂź inzwischen im weichen, duftenden Gras und schaute ihn erwartungsvoll an.
„Okay. Ich hab jetzt ein Paar. Aber ich muss vorher noch eine Frage stellen“
Hermine zog die Brauen nach oben.
„Und die wäre“
Harry schien etwas mit sich zu ringen.
„Gäbe es die Möglichkeit…nur die Möglichkeit, rein vorsorglich natürlich, dass er eventuell auch aus Slytherin kommen könnte?“
fragte er seehr vorsichtig, wie Hermine fand.
Sie ĂĽberlegte einen Moment, es ihm schwerer zu machen. Doch dann nickte sie wieder.
„Ja, rein vorsorglich natürlich“ sie grinste „wäre möglich“
Harry betrachtete sie eingehend und in seinem Kopf schien es zu arbeiten. Dann wurden seine Augen eine Spur größer und er schien irgendeine Erkenntnis zu haben. Erneut betrachtete er sie und sah dabei überhaupt nicht begeistert aus.
„Dann habe ich nur 2 Kandidaten…und mir gefallen beide nicht“
meinte er unglĂĽcklich.
Hermine zuckte zusammen. Könnte es sein, dass er wusste?
„Harry mach einfach. Raus damit. Ende des Spiels. Ich sag dann ja oder nein“
seufzte Hermine und fühlte sich plötzlich erschöpft.
Harry knetete seine Finger.
„Ich hab eine erste und eine zweite Wahl. Ich persönlich mag, wie gesagt, beide nicht. Aber da du Slytherin ja nicht ausgeschlossen hast und so nervös wie du vorher warst, kann’s gar nicht anders sein. Ich tippe daher einfach mal auf die zweite“
Hermine schüttelte verärgert ihren Kopf, dass ihre Haare flogen.
„HARRY“
fuhr sie ihn an und dieser grinste zurĂĽck.
„Was?“
„Ich warte“ kam es von ihr grimmig.
Er gab nach.
„Schon gut, schon gut. Also mein Favorit 1 wäre Blaise Zabini“
sagte er und beobachtete Hermines Reaktion. Diese war gleich Null. Er war es also nicht. Harrys Miene wurde finster, dann bliebt ja nur noch einer ĂĽbrig.
„Mein Favorit 2 wäre…Draco Malfoy“ sagte er leiser als zuvor und ließ Hermine nicht aus den Augen. Jetzt bekam er die gewünschte Reaktion.
Sie zuckte zusammen, ihre Augen bekamen einen seltsamen Glanz und sie wandte den Blick ab.
„Oh Gott“ Harry ließ sich neben sie ins Gras fallen.
~*~
Sie war noch immer nicht zurĂĽck und so langsam begann ihm das auf die Nerven zu gehen.
Was zum Teufel trieb sie mit Potter so lange. Verärgert ließ er seinen Blick durch die Halle schweifen und blieb am Gryffindortisch an einem essendenRon Weasley hängen.
Angewidert verzog er das Gesicht. DAS konnte man beim besten Willen nicht als essen bezeichnen.
„Kein Wunder, dass sie sich für dich nicht erwärmen konnte“ brummte Draco und unterdrückte eine Woge des Ekels beim Zusehen, wie Ron versuchte ein Hühnerbein und Roastbeef gleichzeitig, in seinen übergroßen Mund zu stopfen, gleichzeitig auch noch zu kauen und zu schlucken.
“Man kann ja viel über meine Familie sagen“ grummelte Draco
„Aber immerhin wurde ich mit guten Tischmanieren erzogen“
Dann endlich, kam die Gesuchte, gefolgt von keinem anderen als Potter zum Tisch. Und Draco erlebte die nächste Genugtuung.
Hermine blieb bei Rons Essmanieren schockiert stehen und verzog, genau wie er, angeekelt das Gesicht. Dann machte sie einen übergroßen Bogen um ihn herum, setzte sich neben die kleine rothaarige Weasley und rümpfte so angewidert die Nase, als wäre Ron ein leibhaftiges Stinktier. Draco amüsierte sich köstlich.
Doch kurz darauf runzelte er die Stirn.
Was war denn mit Potter los? Er war blasser als sonst. Und irgendwie wirkte er sogar leicht grün im Gesicht. Er schüttelte mehrfach den Kopf und sah irgendwie…ja krank aus.
Draco überlegte ob sich einer einen Spaß erlaubt, und dem Goldjungen irgendwas abführendes, ins Getränk getan hatte. Er grinste boshaft. Dann musste er unbedingt wissen, wer das gewesen war. Er würde demjenigen Blumen schicken.
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