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Fanfiction

Von der Macht verführt - Von der Macht verführt

von Lilienblüte

Draco Malfoy wurde an diesem Weihnachtsmorgen wie an jedem anderen Morgen auch um halb sieben in der Früh von einem der Hauselfen geweckt. Meistens gab er diesem Hauselfen dann den Auftrag, sich selbst zu bestrafen. Nur an manchen Tagen, wenn Draco mal gute Laune hatte, kam der Hauself ungestraft davon. Heute hatte er keinen solchen Tag. Mit mürrischer Miene wies er den Hauselfen an, seine Hände in den Ofen zu halten. Während zwei andere Hauselfen sein Bett machten und die Vorhänge seines Zimmers aufzogen, stand Draco müde auf und ging in das an sein Schlafzimmer grenzende Badezimmer. Dem Stapel an Geschenken, die an seinem Bettende lagen, würde er sich später widmen. Draco wusste ohnehin, dass es lauter Dinge sein würden, die sein Vater für nützlich befand und die in einem seiner Schränke verschwinden würden, weil Draco selber mit ihnen nichts anfangen konnte.
Draco Malfoy duschte, kämmte sich die Haare und rasierte sich. Dafür benötigte er genau fünfundzwanzig Minuten, sodass ihm noch fünf Minuten blieben, um von seinen Räumlichkeiten im Westflügel von Malfoy Manor in den südlichen Flügel, in dem sich das Esszimmer befand, zu gelangen.
Um sieben Uhr und keine Sekunde später hatte er zum Frühstück zu erscheinen. Wenn dem nicht war, so bekam er zur Begrüßung eine Strafpredigt von seinem Vater zu hören. An einem Morgen, als Draco gerade sechs Jahre alt gewesen war, hatte er einmal das Wecken des Hauselfens überhört und war eine ganze Viertelstunde zu spät im Esszimmer eingetroffen. Sein Vater hatte ihm anstelle eines Morgengrußes eine Ohrfeige gegeben, daraufhin hatte sich Draco eine halbstündige Strafpredigt anhören müssen und war mit den Worten „Ein Malfoy darf niemals zu spät kommen“ ohne Frühstück wieder auf sein Zimmer geschickt worden. Seitdem hatte er das Bett immer beinahe fluchtartig verlassen, wenn die Tür aufging und der Hauself hereinkam.
Dracos Eltern saßen auch heute schon am Tisch, als er Punkt sieben Uhr den Raum betrat.
„Guten Morgen und frohe Weihnachten“, begrüßte er seine Eltern.
Seine Mutter lächelte ihn an und wünschte ihm ebenfalls frohe Weihnachten, während sein Vater nicht einmal die Augen vom Tagespropheten hob. Obwohl Lucius Malfoy von Draco einen morgendlichen Gruß erwartete, ließ er selber sich selten dazu hinab, seinem Sohn auch nur zu zeigen, dass er seine Anwesenheit wahrgenommen hatte.
Er hatte es längst aufgegeben, die Zuneigung seines Vaters zu gewinnen, denn er zweifelte stark daran, dass sein Vater zu einem solchen Gefühl überhaupt fähig war. Draco war die Gleichgültigkeit seines Vaters gewohnt und im Laufe der Jahre hatten sich alle Gefühle der Zuneigung und Bewunderung, die er je für seinen Vater verspürt hatte, auch bei Draco in Gleichgültigkeit verwandelt. Sein Vater schenkte ihm nur Beachtung, wenn etwas an seinem Benehmen zu tadeln und zu bestrafen war und so empfand es Draco inzwischen als angenehm, von seinem Vater nicht angesprochen zu werden.
Draco hegte deswegen keinen Groll oder eine Abneigung gegen seinen Vater, wie man vielleicht hätte annehmen können, da sein Vater sich ihm gegenüber schließlich immer sehr kalt und unfreundlich benahm, aber Draco hatte sich längst daran gewöhnt und da er von Lucius nie etwas anderes erfahren hatte, empfand er diese Gleichgültigkeit seines Vaters nicht einmal als ungewöhnlich.
Bei seinen Freunden, alles Slytherins reinen Blutes, lief es zu Hause nicht anders ab und Draco konnte es sich gar nicht anders vorstellen. Immer wenn er sah, wie ein Vater seine Kinder umarmte, schien ihm das wider die Natur zu sein. Ein Vater war dazu da, streng zu sein und bei unpassendem Verhalten zu bestrafen. Wenn Draco sah, wie ein Arthur Weasley vor Schulbeginn seine Kinder umarmte, erschien ihm das einfach komisch. Diese Situation war einfach unvorstellbar. Für alle Wärme und Liebe war die Mutter verantwortlich. Und im Gegensatz zu so manchen seiner Freunde konnte Draco wenigstens von seiner Mutter behaupten, dass sie ihm das Gefühl von Liebe und Geborgenheit geben konnte, auch wenn es nur ganz selten geschah.
Da Draco sich gerade darauf konzentrierte möglichst lautlos seinen Platz gegenüber seinen Eltern einzunehmen, weil jedes zu laute Geräusch an manchen Tagen auch eine Strafpredigt seines Vaters nach sich ziehen konnte, bemerkte er nicht, wie die Augen seines Vaters für den Bruchteil einer Sekunde von der Zeitung zu seiner Armbunduhr hinüberglitten, um zu prüfen, ob sein Sohn auch zum rechten Zeitpunkt erschienen war. Als Draco seinen Platz eingenommen hatte, ruhten Lucius‘ Augen schon wieder auf der Zeitung und verfolgten mit einem mäßig interessierten Ausdruck das neuste Versagen des Zaubereiministeriums.
„Tee?“
„Danke, Mum.“
Seine Mutter griff nach der Kanne und schüttete ihm Tee in seine Tasse. Dann blickte sie abwartend zu ihrem Mann. Die Familie begann nie mit dem Frühstück, bevor Lucius Malfoy nicht mit seiner Morgenlektüre fertig war. Stumm warteten Draco und Narcissa.
„Wenn das Ministerium sich weiterhin so ignorant der Situation gegenüber verhält, haben wir halb England unter unserer Kontrolle, bevor die ersten Angestellten anfangen zu zweifeln, ob an der Rückkehr des dunklen Lordes nicht doch etwas Wahres dran ist“, meinte Lucius Malfoy, während er die Zeitung ordentlich zusammen faltete und zur Seite legte.
Draco und Narcissa nickten zustimmend, auch wenn sie beide nicht wussten, auf welches erneute Versagen des Ministeriums Lucius sich bezog. Es wurde von ihnen erwartet, dass sie zu allem, was Lucius sagte, zustimmten, auch wenn sie anderer Meinung waren oder keine Ahnung hatten, wovon er sprach und beide waren stets darauf bedacht, alles zu erfüllen, was von ihnen erwartet wurde.
Nachdem Lucius den ersten Bissen seines Porridge zu sich genommen hatte, begannen auch Draco und Narcissa mit dem Frühstück. Essen war eine recht schweigsame Angelegenheit im Hause Malfoy. Lucius war vollkommen damit beschäftigt, Frau und Sohn zu beobachten, ob diese auch ja nichts falsch machten, während es bei Draco und Narcissa volle Aufmerksamkeit erforderte, Lucius keinen Grund zu geben, irgendetwas an ihnen auszusetzen. Narcissa war beinahe ebenso bedacht darauf, wie ihr Sohn, denn sie wusste, dass ihr Mann auch bei ihr nicht still schwieg, wenn sie einen Fehler machte.
Während Draco versuchte, so zu tun, als wären Porridge und Würstchen seine Lieblingsspeise, was ihm mit jahrelanger Übung und dem schauspielerischen Talent, was jeder der Malfoys besaß, so überzeugend gelang, dass nicht einmal sein Vater bemerkte, dass ihm das Frühstück nicht schmeckte, schimpfte Lucius mit einem der Hauselfen aus der Küche, der es gewagt hatte, ihm ein angebranntes Würstchen zu servieren. Der Hauself entschuldigte sich mehrfach und versprach, seine Hände zu bügeln, nachdem er „Meister sein neues Würstchen“ gebracht hatte.
Draco und seine Mutter waren meist schnell mit dem Frühstück fertig, denn beide hatten so früh morgens noch wenig Appetit und hätten gerne vollkommen auf das Frühstück zu dieser frühen Stunde verzichtet, aber auch das war etwas, was niemals zur Debatte gestanden hatte. Gefrühstückt wurde um sieben Uhr, denn um sieben Uhr hatte Lucius Malfoy Hunger. Dass seine Frau und sein Sohn ihm dabei Gesellschaft leisten mussten, wurde nicht groß diskutiert, sondern schlicht festgelegt.
„Draco, du weißt, was du heute lernen musst?“, richtete er eine Frage an seinen Sohn, der sich beinahe an dem Porridge verschluckte, weil er es zu hastig hatte hinunterschlucken wollen, um seinem Vater schnell zu antworten.
„Ja, Vater“, brachte er mit gerötetem Gesicht hervor. In den Ferien saß Draco größtenteils über Hausaufgaben, oder lernte aus Büchern Sachen, die in der Schule noch nicht durchgenommen worden waren. Am Anfang dieser Weihnachtsferien hatte er einen Lernplan von seinem Vater bekommen, und jeden Abend kontrollierte sein Vater, ob er sein Lernpensum für den Tag geschafft hatte. Dracos Wissen war vermutlich nur noch mit dem von Hermine Granger vergleichbar, die ebenso wie er ganze Bücher auswendig konnte. Dass sie an seiner Stelle den Titel „Jahrgangsbeste“ bekommen hatte, lag an Dracos Langeweile im Unterricht. Denn im Gegensatz zu ihr hatte er all die Bücher nicht aus freien Stücken auswendig gelernt, sondern war von seinem Vater dazu gezwungen worden. Er interessierte sich für den meisten Stoff eher wenig und beschäftigte sich daher im Unterricht meist mit anderen Dingen, anstatt den Unterrichtsstoff ein zweites Mal zu lernen. In den Prüfungen schnitt er trotzdem recht gut ab, allerdings nicht annähernd so gut, dass es den Erwartungen seines Vaters genügen konnte, denn seine geistige Abwesenheit im Unterricht machte sich doch manchmal bemerkbar, weil dort doch hin und wieder Sachen erwähnt wurden, die er noch nicht gewusst hatte und ihm für ein perfektes Prüfungsergebnis fehlten. So war es Hermine Granger in den letzten Schuljahren gelungen, ihn in jeder Prüfung zu schlagen. Dass sie zudem noch ein Schlammblut war, machte die ganze Sache für Draco nicht unbedingt erträglicher. Mit jeder Prüfung mehr, in der er wieder hinter Hermine Granger gelandet war, hatte sich seine Freizeit während seiner Aufenthalte in Malfoy Manor, noch weiter reduziert und im Laufe der Jahre war seine Freizeit so minimiert worden, dass Draco inzwischen eigentlich seine gesamten Ferien vor dem Schreibtisch verbrachte. Die einzigen Ausnahmen bildeten gesellschaftliche Veranstaltungen, auf denen er als Stammhalter der Malfoys selbstverständlich anwesend zu sein hatte. Der heutige Tag war wieder einer dieser relativ entspannten Tage, an denen er nur bis zum frühen Abend lernen musste und dann der Weihnachtsgesellschaft, die seine Eltern gaben, beiwohnen konnte.
Doch bis zur entspannten Langeweile des Abends lag vor Draco noch ein gesamter Tag, den er mit Lernen verbringen musste. Heute waren die Hausaufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste dran, was seinem Vater ein missbilligendes Schnauben entlockte, denn obwohl er wollte, dass sein Sohn alle seine Hausaufgaben erledigte, um gute Noten zu bekommen, empfand er die Hausaufgaben in diesem Fach als bloße Zeitverschwendung. Hätte er sich vor einem Jahr nicht von seiner Frau breitschlagen lassen, den Jungen doch in Hogwarts zu lassen und ihn stattdessen nach Durmstrang geschickt, hätte sein Sohn in den Ferien die dunklen Künste lernen können, anstelle der Verteidigung gegen sie , die in Hogwarts gelehrt wurde.

Noch immer gähnend machte sich Draco nach dem Frühstück an das Auspacken seiner Geschenke. Im ersten Päckchen fand er das Buch „Noblesse der Magie“, was nach der Meinung seines Vaters im Bücherregal jedes anständigen Reinblüters stehen sollte, in zweiten Päckchen fand er ein Ergänzungsbuch zu seinem derzeitigen Zaubertränkebuch für die Schule und in der Art setzte es sich noch eine Weile fort. Achtlos legte Draco diese Geschenke zur Seite, denn anders als manch andere Kinder wurde er zwar äußerst zahlreich beschenkt, doch leider spürte Draco mit jedem Geschenk, dass es nicht von Herzen kam. Zu den beiden ersten Büchern, gesellten sich weitere Ergänzungsbücher zu seinen Schulbüchern, drei Bücher, die Anleitungen für verschiedene dunkle Flüche enthielten und eine neue Garderobe Festumhänge, an der ein Zettel befestigt war, auf dem beschrieben wurde, welchen dieser Umhänge Draco am heutigen Abend tragen sollte. Seinen Freunden hatte er ausdrücklich gesagt, dass er keine Geschenke wünschte, doch die muggelbeschimpfende Taschenuhr, die er in einem weiteren Päckchen fand, konnte nur von Goyle sein. Um von seinem Vater zu kommen war dieses Geschenk zu humorvoll, seine Mutter würde niemals etwas verschenken, was in irgendeiner Weise diskriminierend war und Crabbe war nicht dumm genug, um Dracos klare Ansage „Keine Weihnachtsgeschenke, habt ihr verstanden?!“ zu vergessen. Obwohl er es äußerst dumm von Goyle fand, solch ein Verbot zu vergessen, musste Draco grinsen. Wirklich, dieses Geschenk war gar nicht übel. Wenn er diese Uhr nun in einen Unterricht mitnahm, den sie mit den Gryffindors hatten, vielleicht im Unterricht bei diesem Riesentroll, mit dem Potter befreundet war, und seine Uhr dabei unaufhörlich Granger und die anderen Schlammblüter beschimpfte, würde dem Trottel sicher wieder der Unterricht aus den Händen gleiten, Potter würde sich schwarz ärgern und Draco und seine Freunde hätten etwas zu lachen. Immer noch grinsend legte er das Geschenk beiseite, es war das allererste Geschenk am heutigen Tage, mit dem er etwas anfangen konnte. Und dass sein erstes brauchbares Geschenk nicht von seinem Vater, sondern von der Dumpfbacke Goyle kam, fand Draco auf eine Art und Weise sehr amüsant.
Ein Päckchen war jetzt noch übrig und Draco wusste, dass es von seiner Mum war. Als er das Papier auseinanderschlug, kamen ein Schal der Falmouth Falcons und ein Buch über die Spieler eben dieser Quidditchmannschaft, die Dracos Lieblingsmannschaft war, zum Vorschein. Es war sicherlich kein besonderes Geschenk, aber anders als bei den Geschenken seines Vaters, wusste er, dass sich seine Mutter wenigstens Gedanken darüber gemacht hatte, was sie ihrem Sohn schenken konnte. Und er wusste, dass es nicht leicht war, Geschenke für einen Jungen wie ihn zu finden, der ohnehin schon alles hatte. Also freute sich Draco über das lieb gemeinte Geschenk seiner Mutter. Als er das Papier gerade zur Seite legen wollte, fiel ihm noch eine Weihnachtskarte auf, die ganz unten gelegen hatte.
„Frohe Weihnachten, mein Schatz“, stand dort in der wunderschön geschwungenen und gleichmäßigen Schrift seiner Mutter. „Lass dir den Weihnachtstag nicht von den Hausaufgaben verderben. Ich hab dich lieb, deine Mum.“ Es waren nur wenige Worte, doch Draco stiegen bei diesen Worten Tränen in den Augen. Er war es einfach nicht gewohnt, gesagt zu bekommen, dass man ihn lieb hatte. Gefühle wurden in seiner Familie nicht ausgesprochen. Halb verärgert über sich selbst, weil er seine Gefühle so schlecht unter Kontrolle hatte - immerhin war er ja ein Malfoy - aber trotzdem immer noch gerührt von den Worten seiner Mum ließ Draco nun die Weihnachtsgeschenke auf dem Bett zurück. Die Hauselfen würden sich darum kümmern, dass sie an die richtigen Plätze kamen, er musste nun seine Hausaufgaben erledigen. Ein echter Malfoy konnte sich eben leider auch nicht an Weihnachten freinehmen, sondern musste immer arbeiten. Draco wusste, dass dieser Spruch von seinem Vater keineswegs so daher gesagt war, sondern, dass sich sein Vater auch selber daran hielt.

Draco ging in sein Arbeitszimmer. In Malfoy Manor hatte er vier eigene Zimmer, die nur zu seiner Verfügung standen: Sein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer, in dem er sich den ganzen Tag aufhielt, ein Wohnzimmer, in dem er seine kaum noch vorhandene Freizeit verbrachte und was deswegen den ganzen Tag leer stand und sein eigenes Badezimmer. Draco war diesen Luxus seiner eigenen Räumlichkeiten von Kind an gewöhnt.
In seinem Arbeitszimmer angekommen setzte er sich an den Schreibtisch, legte die Karte seiner Mutter vor sich hin und begann seinen Aufsatz für „Verteidigung gegen die dunklen Künste“. Was dieses Fach betraf, stimmte er mit seinem Vater überein. Es schien ihm vollkommen unnütz zu sein, Verteidigung gegen die dunklen Künste zu lernen, denn innerhalb der nächsten Jahre würde er tief in den dunklen Künsten versinken. Nun, da der dunkle Lord vor etwas über einem halben Jahr zurückgekehrt war, schien es keine Frage mehr zu sein, wie Dracos weiterer Weg aussehen würde. Er war aufgrund seiner Familie längst vorbestimmt. Draco bekam Angst bei diesem Gedanken, eines Tages, ein Diener des dunklen Lordes zu werden.
Potter und seine durch und durch guten Freunde sollten sich mal nicht einbilden, dass sie die Einzigen wäre, deren Leben durch die Rückkehr des dunklen Lordes durcheinander gebracht worden waren. Wäre der dunkle Lord erst einige Jahre später zurückgekehrt, dann hätte Draco vielleicht bereits auf eigenen Beinen gestanden hätte und hätte eine kleine Chance bestanden, dem Todesserdasein zu entfliehen. Aber nun, drei Jahre vor Schulabschluss, noch vollkommen unselbstständig und von seinen Eltern abhängig, war es keine Frage, was geschehen würde. Die Frage war im Grunde nur noch, wann man ihn zwingen würde, sich dem dunklen Lord anzuschließen. Wenn er Glück hatte, ließen sie ihn noch zufrieden, bis er mit Hogwarts fertig war, doch auch das bezweifelte er. Nein, er, Draco Malfoy hatte keine anderen Möglichkeiten. Über kurz oder lang würde er das dunkle Mal an seinem Unterarm tragen und Schlammblüter foltern und töten. Draco schob den Gedanken daran weit von sich fort. Ein wenig Zeit blieb ihm sicher noch, bis es soweit war und wenn schließlich diese Zeit gekommen war, dann würde er, so redete er sich ein, auch bereit sein, solche Taten zu vollbringen.
Seufzend wandte sich Draco wieder seinem Aufsatz zu und begann seine prächtige Pfauenfeder über das teure Papier kratzen zu lassen. Doch Slinkhards Theorie zu Situationen, in denen das Einsetzen defensiver Zauber auf rechtlicher Grundlage erlaubt war, fesselte ihn leider nicht genug, um all die Gedanken, die er nicht haben wollte, aus seinem Kopf zu vertreiben. Krampfhaft versuchte er sich die Strafpredigten seines Vaters ins Gedächtnis zu rufen, die er sich bisher nach jeder Prüfung hatte anhören müssen: „Ein Schlammblut schlägt dich in jeder Prüfung, Draco. Du bist eine Schande für die Familie. Ich war damals einer der besten Schüler meines Jahrgangs und niemand konnte es mit mir aufnehmen, erst recht kein Schlammblut.“ Meistens wirkte diese Methode, sich die Strafpredigten seines Vaters in Erinnerung zu rufen, um sich selbst dazu anzuspornen, mehr zu lernen, aber heute funktionierte es nicht. Zu viele dunkle Gedanken gingen ihm durch den Kopf.

Das Mittagessen nahm Familie Malfoy für gewöhnlich um dreizehn Uhr zusammen im Esszimmer ein, doch an Weihnachten war sein Vater um diese Uhrzeit immer mit Arbeitskollegen aus dem Ministerium in einem Restaurant essen und seine Mutter war damit beschäftigt, alles für die Gesellschaft am Abend vorzubereiten. An Weihnachtstagen aß Draco also immer alleine in seinem Zimmer. Schon Um Punkt dreizehn Uhr ließ Draco sich sein Mittagessen von einem der Hauselfen bringen und musste dabei daran denken, dass er schon genauso penibel auf das Einhalten der Essenszeiten achtete wie sein Vater es tat.
Während er das Roastbeef verspeiste, klopfte es an seiner Zimmertür. Draco fand dies recht ungewöhnlich, denn seine Eltern waren schließlich beide anderweitig beschäftigt und Besuch erwartete er auch nicht.
„Herein“, rief er und war gespannt, wer nun eintreten würde. Im letzten Moment schob er die Karte seiner Mutter noch unter sein Schulbuch, für den Fall, dass es doch sein Vater war. Für eine gefühlvolle Karte hätte der sicher kein Verständnis gehabt und Draco wollte nicht schuld an einem Streit seiner Eltern sein.
Doch die Vorsichtsmaßnahme war umsonst, denn es war seine Mutter, die hereintrat. Sie schaute ihren Sohn sorgenvoll an kam dann näher, bis sie direkt vor ihm stand.
Ihre Stimme war sanft, als sie sagte: „Wie läuft es mit deinem Aufsatz?“
Verwundert sah Draco sie an. Er wusste nicht, was er von dem Auftritt seiner Mutter halten sollte. Müsste sie jetzt nicht eigentlich im Salon sein und die Hauselfen anweisen, welche letzten Vorbereitungen genau zu treffen waren?
„Du Armer, am Weihnachtstag für die Schule lernen zu müssen.“Als sie ihm über den Kopf strich, war er vollends verwirrt.
„Mutter, musst du nicht bei den Hauselfen sein?“, fragte Draco sie unsicher.
„Ich gehe gleich wieder hinunter. Die Hauselfen können einmal einige Minuten ohne meine Anweisungen handeln.“
Beide schwiegen einen Moment. Sie, weil sie versuchte die richtigen Worte zu finden, er, weil er ahnte, dass sie nicht die Vorbereitungen unterbrochen hatte, um ihm zu sagen, dass sie es ungerecht fand, dass er am Weihnachtstag lernen musste.
„Mutter, was ist los?“, fragte er dann und sah sie mit einem bittenden Blick an, damit sie endlich anfing zu sprechen.
Seine Mutter erhob sich von ihrem Platz und ging zum Fenster. Während sie hinausblickte, sprach sie mit leiser Stimme: „Draco, dein Vater wollte nicht, dass ich es dir vorher sage. Aber ich denke, du solltest es wissen.“ Sie schwieg einen Moment, so, als müsste sie noch einmal überlegen, ob sie wirklich gegen das Verbot ihres Ehemannes handeln und Draco sagen sollte, was er nach Meinung von Lucius nicht wissen sollte.
„ Der dunkle Lord kommt heute Abend“, sagte sie schließlich. Ihre Stimme war inzwischen noch leiser geworden und doch hatte Draco es verstanden.
„Was?“
Draco war entsetzt. Sollten sich seine Befürchtungen vom heutigen Abend so schnell bewahrheitet haben? Kam der dunkle Lord heute Abend hierher um neue Mitglieder zu werben, um ihn zu einem Todesser zu machen?
„Ich weiß nicht, was er will“; beantwortete Narcissa die unausgesprochene Frage ihres Sohnes. „Ich wollte nur, dass du es weißt.“
Ohne ihren Sohn einmal anzublicken, hatte sie mit eiligen Schritten das Zimmer durchquert und die Tür hinter sich zugemacht. Draco durfte auf keinen Fall die Angst in ihren Augen sehen, die sich ihrer bemächtigt hatte, seit sie wusste, dass der dunkle Lord an der heutigen Gesellschaft teilnehmen würde. Es war die Angst einer Mutter um ihren Sohn, die Angst einer Mutter, ihren Sohn an die Dunkelheit zu verlieren. Aber anders als ihr Sohn hatte sie schon eine Ahnung, wie es kommen würde. Mit Gewalt würde der dunkle Lord ihren Sohn heute nicht zwingen, auf die dunkle Seite zu wechseln … aber Narcissa wusste, dass der dunkle Lord es trotzdem schaffen würde. Er besaß auch andere Mittel, Menschen für seine Dienste zu gewinnen und musste dafür nicht immer Gewalt anwenden.

Draco war noch nachdenklicher geworden, nachdem seine Mutter das Zimmer verlassen hatte. Appetit hatte er keinen mehr und so stellte er den Teller beiseite, stand auf und trat auf den Balkon seines Zimmers. Der breite Balkon verband seine beiden Zimmer miteinander, er konnte sowohl von seinem Arbeitszimmer als auch von seinem Schlafzimmer auf den Balkon gelangen. Von dort aus hatte Draco einen wunderschönen Blick auf den prachtvollen Garten der Malfoys. Er blickte direkt auf den wunderschönen Seerosenteich. Während Draco sich auf der Brüstung des Balkons abstützte, er fröstelte leicht. Es war sehr kalt am heutigen Tage.
Anders als in den letzten Jahren lag jedoch in diesem Jahr noch kein Schnee am Weihnachtstag. Auch mit Schnee war das Weihnachtsfest von Draco Malfoy in den letzten Jahren wenig märchenhaft gewesen, aber wenigstens hatte sich beim Anblick des friedlich daliegenden, mit Schnee bedecktem Garten innerlich ein wenig das Gefühl von Weihnachten bei ihm eingestellt. War das ein Zeichen, dass dieses Weihnachten noch viel weniger märchenhaft für ihn verlaufen sollte?
Während er in den immer noch schneelosen Himmel starrte, schweiften seine Gedanken zu der abendlichen Gesellschaft ab. Heute würde er zum ersten Mal in seinem Leben den dunklen Lord persönlich treffen. Schon bei dem Gedanken daran, zitterte er. Wie viel hatte er bisher schon von ihm gehört – von beiden Seiten. In der Schule unterrichtete man viel über die Bösartigkeit von Lord Voldemort, während er zu Hause die Begründungen für die Ideale vom dunklen Lord und seine drastischen Vorgehen erläutert bekam. Draco selber wusste nicht, was er vom dunklen Lord und seiner Ideologie halten sollte. Mit einigen seiner Idealen wie mit dem Hass auf Schlammblüter und Muggel war Draco groß geworden und es war auch ein Teil seines Lebens geworden. Aber mit der brutalen Art der Todesser, von der er oftmals gehört hatte, würde er vermutlich niemals klar kommen. Und wenn es nun heute Abend keinen Ausweg für ihn gab? Wenn der dunkle Lord hergekommen war, um ihn, Draco Malfoy, zu einem seiner Todesser zu machen? Dann gab es für Draco am heutigen Abend nur eine Entscheidung, die er treffen musste, wenn er nicht einen äußerst grausamen Tod sterben wollte. Eine Entscheidung, die er noch nicht bereit war zu treffen. Draco hatte große Angst. Aber anders als seine Mutter wusste er nicht, dass er heute Abend nicht mit Gewalt dazu gezwungen werden würde, sich den Todessern anzuschließen…

Irgendwann setzte sich Draco zurück an seinen Schreibtisch und beschäftigte sich wieder mit seiner Hausaufgabe. Sie musste gut werden. Schließlich hatte er in diesem Fach wirklich einmal die Chance, die beste Hausaufgabe abzugeben, denn Grangers Arbeit würde schon mal um einige Noten in den Keller fallen, weil sie mit Potter befreundet war und sich öffentlich dazu bekannte, an die Rückkehr des dunklen Lordes zu glauben. Auch wenn die bessere Note von Draco am Ende nicht unbedingt gerechtfertigt sein würde, so war es doch die Genugtuung gegenüber dem Schlammblut, was ihn so oft – auch wenn sie sich selber nicht darüber im Klaren war – mit ihren besseren Noten gedemütigt hatte, weil sein Vater immer wieder auf ihre besseren Noten zu sprechen kam, wert. Überhaupt hätte er dieses Schuljahr sicher Chancen auf bessere ZAG’s als Granger, denn Draco war sich sicher, dass Umbridge auf die vom Ministerium gestellten Prüfer Einfluss hatte. Wenn er es Umbridge das ganze Schuljahr weiterhin so recht machte, wie er es bisher getan hatte, dann hätte er bei den ZAG’s wirklich gute Chancen, Jahrgangsbester zu werden.

Er hatte seinen Federkiel gerade zur Seite gelegt und sich nach dem anstrengenden Tag erleichtert zurückgelehnt, als es an seiner Tür klopfte. Sofort straffte Draco die Schultern, während er erneut „Herein“ rief. Dieses Mal trat sein Vater ein: „Hast du deine Aufgaben beendet?“
„Gerade eben, Sir“, erwiderte Draco und überreichte seinem Vater die sieben Rollen Pergament, die er am heutigen Tage über Slinkhards Theorie zu Situationen, in denen das Einsetzen defensiver Zauber auf rechtlicher Grundlage erlaubt war, geschrieben hatte. Lucius überflog den Aufsatz seines Sohnes kurz, dann sagte er:„Zieh dich jetzt um, Draco. In einer Stunde erwarten wir die ersten Gäste.“
Draco nickte und sein Vater verließ den Raum. Nun klopfte Dracos Herz noch schneller, denn der Augenblick, in dem er den dunklen Lord kennen lernen sollte, war nicht mehr sehr weit entfernt und ihm war beinahe übel vor Aufregung und Angst.

„Ich bin eben kein verdammter Gryffindor!“, murmelte Draco trotzig, als er mit schweißnassen Händen die Klinke der Salontür herunter drückte. Er hatte den neuen Festumhang, dem ihm sein Vater geschenkt hatte, angezogen und mit einem Gefühl von Beklommenheit festgestellt, dass der Umhang der Todesserrobe seines Vaters unheimlich ähnelte. Er versuchte nicht daran zu denken, was das bedeutete.
Seine Eltern standen bereits im Salon und schienen nur noch auf die Gäste zu warten, die in wenigen Minuten von den Hauselfen hereingeführt werden würden.
Seine Mutter trug eines ihrer grünen Abendkleider. Das kräftige Slytheringrün ließ die hellhäutige Narcissa Malfoy ein äußerst blass erscheinen, aber Draco vermutete, dass ihre Mutter das Kleid in den Farben Slytherins extra zu Ehren des dunklen Lordes trug, denn Salazar war schließlich einer seiner Vorfahren. Ihre Haare hatte ihr einer der Hauselfen kunstvoll hochgesteckt und sie hätte wunderschön ausgesehen, wenn sie nicht leichenblass gewesen wäre und die ganze Zeit über nervös zusammen zuckte. Draco wusste, dass er nicht der Einzige war, der Angst vor dem Besuch des dunklen Lordes hatte, und vor dem, was der dunkle Lord mit ihm vorhatte.
Lucius Malfoy trug seine Todesserrobe. Seine langen, blonden Haare hatte er am heutigen Abend zurück gebunden und er starrte vollkommen emotionslos zur Tür.
Draco stellte sich nun neben seine Mutter und als sie ihn anblickte, versuchte sie ein Lächeln was ihm kläglich misslang. Für einen Augenblick spürte er, wie ihre Hand die seine ergriff und kurz drückte, dann war dieser Moment auch schon vorüber. Draco blickte seine Mutter unsicher von der Seite her an. Er konnte mit Zärtlichkeiten nicht umgehen, hatte er es doch nie gelernt, weil er als Kind nicht genug davon bekommen hatte.
Draco suchte den Augenkontakt mit seiner Mutter, doch seine Mutter starrte geradeaus zur großen Salontür, durch die jeden Moment der dunkle Lord herein schreiten würde. Draco tat es ihr nun gleich und alle drei Malfoys warteten angespannt auf das Erscheinen ihres höchsten Gastes. Alle drei warteten sie voller Sorge und Angst. Lucius, weil er befürchtete, der dunkle Lord würde keinen Gefallen an seinem Sohn finden, Narcissa, weil sie wusste, dass „ihr Kleiner“ heute auf die Seite des Bösen wechseln würde und sie es nicht verhindert konnte, Draco, weil er Angst hatte, auf die Seite des Bösen gezwungen zu werden. Alle drei Malfoys hielten den Atem an, als sich die Flügeltüren des Salons öffneten und ihre Gäste hereingeführt wurden.
Voran schritt der dunkle Lord und seine Ausstrahlung war so mächtig, dass keiner der drei Malfoys im ersten Moment die anderen Gäste überhaupt wahrnahm.
„Lucius.“ Er nickte Dracos Vater zu und wandte sich dann an seine Mutter.
„Guten Abend, Narcissa.“
„Guten Abend, Herr", entgegnete Dracos Mutter den Gruß und blickte dabei untertänig zu Boden.
Draco wurde plötzlich bewusst, dass er nicht den Umgang mit dem dunklen Lord gelehrt worden war. Wenn schon seine Eltern den dunklen Lord behandelten, als würde er sehr weit über ihnen stehen, wie war es dann erst mit ihm? Vielleicht erwartete der dunkle Lord, dass Draco zu Boden sank, sobald er ihn ansprach oder etwas Ähnliches.
„Und Draco, nicht wahr?“ Die Stimme des dunklen Lordes klang nicht ganz so kalt, wie bei der Erwähnung der Namen von Dracos Eltern, trotzdem lief Draco erneut ein kalter Schauer über den Rücken.
Sein Mund fühlte sich mit einem Mal furchtbar trocken an und er fragte sich, wie er so überhaupt einen Ton rausbringen sollte. Er schluckte, dann flüsterte er: „Ja … Herr.“
„Noch nicht“, meinte der dunkle Lord und schmunzelte beinahe. Dann trat er zur Seite, um auch den anderen Gästen die Möglichkeit zu geben, ihre Gastgeber zu begrüßen. Draco war noch viel zu gebannt von der Erscheinung des dunklen Lordes, als dass er die anderen Gäste irgendwie registrieren konnte.

Der dunkle Lord nahm seinen Platz an der Tafel ein. Bei einer gewöhnlichen Weihnachtsgesellschaft hätte dieser Platz vor Kopf der Tafel Lucius als Gastgeber und Hausherren gebührt, aber mit einem solch hohen Gast im Haus, war es keine Frage, wer nun diesen Platz an dessen Stelle einnehmen würde. Auf seiner rechten Seite nahm nun Lucius Platz, und auf die linke Seite wurde zu Dracos großer Überraschung, er selber gebeten. Seine Befürchtung, dass er am heutigen Tage zum Todesser gemacht werden sollte schien immer wahrscheinlicher zu sein. Während des Essens jedoch wurde Draco fast vollkommen ignoriert und er nahm es schweigend zu sich. Obwohl er vor Nervosität zweimal sein Besteck fallen ließ und unter normalen Umständen wahrscheinlich keinen Bissen herunterbekommen hätte, versuchte er ein wenig zu essen, denn er hatte den ganzen Tag ja recht wenig zu sich genommen. Doch wie sollte Draco den Truthahn genießen, wenn neben ihm der mächtigste Zauberer der Welt saß und jeden Bissen beobachtete. Draco verging der Appetit und war viel zu aufgeregt, um daran zu denken, dass es schon die dritte Mahlzeit am heutigen Tag war, die er nicht genießen konnte. Eigentlich hätte er großen Hunger haben müssen, doch die Kälte, die sein Tischnachbar ausströmte, nahm ihm wirklich jeden Appetit. Alles, was Draco in seiner Nähe fähig war, zu spüren, war diese Angst, vor dem, was am heutigen Abend noch von ihm verlangt werden würde.
„Wirst du mir Gesellschaft auf einem kleinen Spaziergang durch euren Garten leisten, Draco?“
Dracos Blick huschte hinüber zu seiner Mutter, die ihn zwar mit vor Schreck geweiteten Augen anstarrte, jedoch nachdrücklich nickte, und so sagte Draco: „Wie Ihr es wünscht, Herr.“

Es war still im Garten. Malfoy Manor war weitab jeder Stadt und jedes anderen Hauses angesiedelt. Einsam und verlassen lag es draußen auf dem Land und im Umkreis von zwei Meilen gab es nichts außer Wald und Feldern.
Die einzigen Geräusche, die Draco an diesem Abend vernahm, waren das Plätschern des Brunnens aus einer anderen Ecke des Gartens und seine eigenen Schritte und die des dunklen Lordes.
„So, Draco“, begann der dunkle Lord, als sie sich vom Haus entfernt hatten. „Werde ich in ein paar Jahren mit dir einen erfolgreichen Nachwuchstodesser haben?“
Draco schluckte und wusste nicht, was er entgegnen sollte. Vermutlich konnte er diese Frage mit ja beantworten, da ihm nichts anderes übrig bleiben würde. Aber dies konnte er dem dunklen Lord wohl kaum sagen. Draco legte sich noch gerade die Worte zurecht, die er sagen wollte, als der dunkle Lord schon weitersprach: „Du weißt es noch nicht?“
Er kann Okklumentik, schoss es Draco verzweifelt durch den Kopf. Wie sollte er seine Zweifel höflich formulieren, wenn der dunkle Lord wusste, was er wirklich von der brutalen Art der Todesser dachte? Würde der dunkle Lord ihm gleich zeigen, wie brutal er sein konnte? Würde der dunkle Lord ihn foltern, weil er so dachte?
„Keine Angst, Draco. Ich bin heute Abend nicht hergekommen, um dich mit Gewalt dazu zu zwingen, mein Todesser zu werden.“
Nicht? Draco konnte ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken. Aber wenn der dunkle Lord ihn nun nicht foltern würde, was wollte er dann?
„Ich will nur mit dir reden, Draco. Nur reden.“
Draco sagte nun nichts mehr, sondern wartete schweigend darauf, dass der dunkle Lord fortfuhr. Irgendwie schaffte er es noch nicht, ganz erleichtert zu sein, denn das war immerhin der dunkle Lord, der nun vor ihm stand und der war sicher am heutigen Tage nicht nur hierher gekommen, nur um mit ihm zu reden. Irgendetwas Furchtbares würde sicher gleich noch kommen.
„Zunächst einmal sollte ich vielleicht unsere Art des Vorgehens gegen Schlammblüter und Muggel erklären, denn ich weiß nicht, ob du mir so zuhörst, wie ich es mir wünsche, wenn du noch immer der Meinung bist, dass wir brutale Verbrecher sind … Wir gehen gegen diese Leute recht gewalttätig vor, ja, das verleugne ich nicht. Aber frage dich doch einmal selber, Draco: Sind diese Menschen es wert, dass du ihretwegen unsere Ideen anzweifelst? Sind die Schlammblüter, Muggel und Blutsverräter es wert, dass du ihretwegen an meiner Vorstellung einer von Reinblütern beherrschten Welt zweifelst?“
Nein, sie waren es nicht wert. Da war sich Draco sicher. Schlammblüter wie diese Granger oder Blutsverräter wie Weasley und Potter waren es nicht wert, dass er ihretwegen sein Leben aufs Spiel setzte und sich gegen den dunklen Lord stellte. Das Bild von Potter, wie er am Boden lag, und vor Schmerzen wimmerte, schoss plötzlich durch Dracos Kopf. All seine Selbstverliebtheit wäre mit einem Schlag wie weggeblasen und er würde erniedrigt werden. In einer Welt, die von Reinblütern beherrscht wäre, würde Draco weit über Potter stehen
Der dunkle Lord schien erneut seine Gedanken zu kennen, denn er sagte: „Siehst du, Draco. In einer Welt, die nach meinen Vorstellungen aufgebaut wäre, hättest du einen festen Platz, einen Platz, auf dem du dich sicher wohl fühlen würdest. Stell dir nur immer deine Feinde als Beispiele vor. Sie sind alle gleich. Sie verdienen es alle, gehasst und getötet zu werden. Gib zu, dass du selber deinen Spaß daran hättest, wenn jemand Potter grausam töten würde … solange du es nicht selber machen musst.“
Draco errötete. Das traf ziemlich genau seine Gedanken. Wenn er es nicht selber machen müsste … Die Vorstellung, selber Flüche ausüben zu müssen, die einen nicht wieder rückgängig zu machenden Schaden hervorrufen würde, widerte ihn noch immer an, selbst wenn das Opfer Potter hieß.
„Du wirst erst selber foltern und töten müssen, wenn du dazu bereit bist. Du brauchst keine Angst zu haben, dass wir dich zu irgendetwas zwingen werden, was du nicht möchtest. Du kannst mir auch schon so, ohne Anwendung jeglicher Gewalt sehr nützlich sein. Möchtest du das, Draco?“
„Ja, Herr. Ich möchte es…“ Solange es nichts mit Gewalt zu tun hatte, wollte er für den dunklen Lord wirklich alles tun. Es war so eine unglaubliche Ehre, wie der dunkle Lord ihn am heutigen Abend behandelte, dass Draco ganz begeistert von ihm war. Plötzlich war es für Draco gar keine Frage mehr, dass er ein Todesser werden würde. Einem Lord, der ihn mit solcher Achtung behandelte, wollte er sein Leben lang dienen.
„Mir ist nicht entgangen, dass du, Draco, wie es dein Vater schon einst war, der Anführer einer Gruppe von Slytherins in Hogwarts bist. Deine Mitschüler sehen zu dir auf. Korrigiere mich bitte, wenn ich irre.“
Doch Draco nickte. „Nein, Ihr liegt richtig, Herr … ich bin … so gesehen der Anführer. Auch wenn ich nicht genau weiß, warum.“
„Draco, sei nicht so bescheiden. Ich bin mir sicher, deine Mitschüler werden einen guten Grund dafür haben, zu dir aufzusehen. Und ich denke, du kannst mir noch sehr nützlich sein. Es wird eine Zeit kommen, da ich neue Todesser in meinem Reihen brauche, denn dieser Krieg, der nun bald entfesselt wird, wird noch größer sein als alles, was die Zauberwelt je erlebt hat. Und ich werde jeden verfügbaren dunklen Magier auf meiner Seite brauchen. Ich möchte einen Teil dieses Plans auf dir aufbauen, Draco. Gewiss hast du so großen Einfluss auf deine Freunde, dass du sie davon überzeugen kannst, dich mir anzuschließen.“
Draco nickte eifrig. Es würde kein Problem sein. Die meisten seiner Freude taten ohnehin alles, was er wollte und bei anderen, die selber denken konnten und dafür nicht ihn benötigten, wie beispielsweise Zabini Blaise oder Theodor Nott, kannte er die Einstellung zum dunklen Lord und wusste, dass sie stolz wären, in die Reihen des Lordes zu kommen.
„Es muss nicht sofort sein, Draco. Ihr seid noch jung und müsst noch vieles lernen, aber ich möchte, dass du deine Freunde schon einmal darauf vorbereitest, dass sie bald meine Todesser werden, wenn sie genug gelernt haben, um in meine Reihen aufgenommen zu werden. Wirst du das tun, Draco?“
Draco nickte. Ja, er würde es tun. Der dunkle Lord hatte ihn am heutigen Abend mit mehr Achtung behandelt als sein Vater es je getan hatte. Und wenn der dunkle Lord es wünschte, war Draco bereit, selber Todesser zu werden und auch seine Freunde zu Todessern zu machen.
„Du kannst einer der Großen werden, Draco. Wenn du dich in meinen Reihen als würdig erweist, hast du die Chance bald weit über all jenen zu stehen, die du so verachtest. Du wirst die Macht haben, über ihre Schicksale zu bestimmen.“
Als er mit dem dunklen Lord zurück zum Haus schritt, hatte es zu schneien begonnen. Draco lächelte leicht. Sein Märchen war ein anderes als die gewöhnlichen. Es war viel dunkler als die von vielen anderen Kindern. Aber es gab ein Märchen und dieses Märchen war das eines ungeliebten Jungen, der sich in den Reihen der Todesser beweisen würde und der eine der mächtigsten Gefolgsleute werden wollte. Draco würde seinem Vater und allen, die nicht glaubten, beweisen, dass er zu großartigen Leistungen fähig war und, dass er ein mächtiger Magier war.
Als Draco wenig später in sein Bett stieg, war er immer noch wie gefangen von der Macht, die der dunkle Lord ausgestrahlt hatte. „Du kannst einer der Großen werden, Draco“, hatte er gesagt. Und genau das hatte er vor. Er würde einer der Großen werden.
Am heutigen Abend hatte sich Draco Malfoy für seine Seite in dem kommenden Krieg entschieden: Die Seite des Bösen. Anders als er erwartet hatte, hatte er gar nicht mit Folter dazu gezwungen werden müssen. Der dunkle Lord hatte einen anderen Weg gewählt. Die Macht war eine starke Verführung und so, wie sich einst der junge Tom Riddle von ihr hatte verführen lassen, so war es am heutigen Tage mit Draco Malfoy geschehen. Die Aussicht auf Macht hatte ihn an diesem Abend zu einem dunklen Magier gemacht.


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