
von S_ACD
Heilige ScheiĂźe, ist das lang. +_+
Eventuelle Warnungen?
Öhh... macht das mit dem Stein bloß nicht. Das ist gefährlich und dumm und geht fast immer schief.
(So und das kapiert hier jetzt wohl keiner, was? Hehe... macht nix. Ihr werdet. Glaubt mir, ihr werdet.)
Gesang. Und viel Lautmalerei... ganz, ganz viel.
~-~-~-~
Bill: noch keine 17 (er wünschte, er wäre es...)
Charlie: ~15
Percy: ~11
Fred/George: ~9
Ron: ~7
Ginny: ~6
~-~-~-~
Molly Weasley seufzte tief und warf einen sehnsĂĽchtigen Blick hinaus aus dem Fenster.
Jetzt war es also wieder so weit.
Sie liebte ihre Familie, liebte sie mehr als alles andere, aber manchmal wĂĽnschte sie sich einfach-
Schepper.
„…WER HAT EUCH ERLAUBT, DAS ANZUFASSEN, HÄH?!“
„DU!“ „JA, GENAU, DU!“
„ICH HAB NIE-“
„MERLING NOCH MAL, WAS IST DENN JETZT SCHON WIEDER LOS? KÖNNT IHR DA UNTEN NICHT ENDLICH MAL LEISE SEIN?“
Tump.
„TUT UNS LEID, BILL!“ „PERCY MACHT DIE GANZE ZEIT KRACH!“
„WAS? ICH?! SAGT MAL, GEHT’S NOCH?“
„IST MIR SCHEISSEGAL, WER DAS WAR, ABER WENN IHR NICHT AUF DER STELLE STILL SEID, KOMM ICH RUNTER!“
Krach!
„ARGH! SEID IHR DENN WAHNSINNIG?“
„WAS- IST DOCH NICHT MEINE SCHULD, DASS DAS DING NICHTS AUSHÄLT!“
„WIE BITTE?“
„Jungs, wo er Recht hat-“
„MISCH DICH DU NICHT AUCH NOCH EIN, CHARLIE!“
„NA SCHÖN, ICH HAB EUCH GEWARNT! JETZT REICHT’S!“
Tumptumptumptump.
„UWAH!“ „LAUF!!“
„BLEIBT STEHEN, IHR KLEINEN-“
„MACH AUF! MACH DIE BLÖDE TÜR AUF!“
„OHH NEIN! LASST MICH GEFÄLLIGST DA RAUS!“
„RON! RON, PASS AUF!“
Krcks!
„Ups…“
„DU VOLLIDIOT!! DAS SAG ICH MUM!“
„WIRST DU NICHT!“
„DOCH!“
„WERDEN WIR JA SEHEN!“
„MUM! MUM!“
„MUTTER!“
„MUUUUUM!!“
-weit weg. Ganz weit weg.
Der Grund dafür war schlicht und einfach, dass eben diese über alles geliebte Familie einmal mehr dabei war, zur Höchstform aufzulaufen.
Die KĂĽchentĂĽr wurde schwungvoll aufgerissen.
Ron war der erste, der hereingestürmt kam, ein zerbrochenes Spielzeug in der Hand, das Gesicht trotzig verzogen und anscheinend felsenfest davon überzeugt, im Recht zu sein – was auch immer jetzt schon wieder passiert war.
Unmittelbar hinter ihm schlitterten die Zwillinge herein, beide mit überzeugend empörten Mienen, die eindeutig besagten: Was auch immer er behauptet, wir waren’s nicht und sind unschuldig.
Der nächste, der folgte, war Percy – um einiges mehr außer Atem als seine jüngeren Geschwister, mit geröteten Wangen und ganz offensichtlich stocksauer.
Dann folgte Bill, der einfach nur genervt aussah und in einigem Abstand Charlie, mit verschränkten Armen und amüsiertem Grinsen.
Molly seufzte erneut, dankte insgeheim ihrem Mann dafür, dass er Ginny zu seinem weihnachtlichen Anstandsbesuch bei den Diggorys mitgenommen hatte, weil das immerhin eine Beschwerde weniger bedeutete und wandte sich ihren Söhnen zu.
„Also schön, meine Herren-“, sie hob hastig eine Hand, weil alle bereits wieder tief Luft geholt hatten, „Langsam und immer der Reihe nach. Was ist los?“
„-habe nur versucht zu lernen-“
„Er hat-“
„-wollte doch eigentlich-“
„-und Bill-“
„-nur meine Ruhe haben-“
„-in diesem Haus-“
„-aber Fred hat-“
„-George war das-“
„-jedenfalls-“
„-und dann-“
„-einfach kaputtgegangen-“
„-mein Buch ist jetzt im Eimer-“
„-ist selber schuld, wenn er nicht-“
„-hatte abgeschlossen!“
„-und auf einmal-“
„-woher hätten wir denn wissen sollen-“
„-hab doch keinem was getan-“
„-immer, immer, IMMER-“
„-kann auf jeden Fall nichts dafür-“
„-Mum!“
Hatte sie tatsächlich geglaubt, auch nur von einem einzigen eine zufriedenstellende Antwort zu bekommen? Aus diesen kollektiven Streitereien wurde man nicht schlau, als Mutter schon gar nicht. Das waren Naturgewalten, die man einfach hinnehmen musste.
Sie wandte sich dem nächstliegenden, am ehesten lösbaren Problem zu.
„Ron, mein Schatz, zeig doch mal her.“
Er streckte ihr den kleinen Quidditch-Spielzeugsucher entgegen und warf den Zwillingen finstere Seitenblicke zu. Die starrten als geschlossene Einheit vollkommen unbeeindruckt zurĂĽck.
„Das kriegen wir wieder hin, Liebling“, sie lächelte aufmunternd und zog ihren Zauberstab, „Reparo! Bitte sehr – so gut wie neu.“
Irgendjemand in der Meute schnaubte ungläubig.
Und gut, schön, „neu“ war vielleicht das falsche Wort in anbetracht der Tatsache, dass Rons Quidditch-Set vorher bereits Charlie gehört hatte und noch eine Weile davor eigentlich Bill geschenkt worden war, aber es war eben so, wie es war und viel ließ sich daran leider nicht ändern.
Sie beugte sich hinunter, gab ihrem Jüngsten die Figur zurück und überlegte, was zu tun war. Dass es im Fuchsbau drunter und drüber ging, war absolut nichts Neues – immerhin waren Weihnachtsferien, was bedeutete, dass alle Zimmer belegt waren.
Kalkulierte man auch noch das kleine, unbedeutende Detail mit ein, dass Großtante Muriel, das höchst lebendige Schreckgespenst der gesamten Weasley-Sippschaft heute Abend zum Essen erwartet wurde, war das Rätsel um die besonders angespannte, gereizte Stimmung, die herrschte, kein wirkliches Rätsel mehr.
Ihre Kinder verabscheuten die allseits gefürchtete Verwandte aus tiefstem Herzen – ein Gefühl, dass sie ihnen nicht einmal verdenken konnte.
Sie war selber alles andere als erpicht darauf, die kritische GroĂźtante bewirten zu mĂĽssen (die ohnehin an allem und jedem etwas auszusetzen haben wĂĽrde), aber Familie war nun mal Familie.
Der einzige Lichtblick war, dass der Fuchsbau mit ein bisschen Glück zumindest nächstes Jahr vom feindlichen Einfall verschont bleiben würde, denn Muriel verteilte ihre Zuneigung mit eiserner Gerechtigkeit und zu absolut gleichen Teilen, was bedeutete, dass kommendes Weihnachten irgendjemand anderem die Ehre ihres Besuches zuteil wurde.
Bis dahin galt es aber erst einmal, den heutigen Abend zu überstehen – und das würde, da machte sie sich gar keine Illusionen, alles andere als ein Spaziergang werden.
Der Protestschrei, der durch die Reihen ihrer Söhne gegangen war, als sie ihnen die Ankunft der Großtante an diesem Morgen verkündet hatte (der Zeitpunkt war strategisch aus Genaueste gewählt, weil sie unter allen Umständen vermeiden wollte, dass gewisse Sprösslinge – und nein, sie dachte dabei an niemand Bestimmten – mehr Zeit als nötig hatten, um sich ausgeklügelte Fluchtpläne oder, was noch schlimmer gewesen wäre, bösartige Streiche einfallen zu lassen), war verhallt, nachdem sie ihnen unmissverständlich klargemacht hatte, dass Anwesenheit Pflicht und sämtliche Ausreden zwecklos waren.
Das Abendessen fand statt und damit basta.
Manche Sachen blieben einem einfach nicht erspart, da musste man wohl oder übel durch. Aber gegen die allgemeine Trotzigkeit und die brodelnde Stimmung, die seitdem herrschte konnte sie wohl nichts machen – und tief im Innersten war ihr auch klar, dass ihre Kinder jedes Recht darauf hatten.
Sie mochte GroĂźtante Muriel ja selber nicht.
Aber irgendetwas musste geschehen, denn inzwischen war der Zeitpunkt der Ankunft auf wenige Stunden zusammengeschmolzen und es waren noch unzählige Dinge zu tun.
Ganz zu Schweigen davon, dass sie noch nicht einmal richtig mit dem Kochen angefangen hatte.
Sie traf eine Entscheidung.
Es war vielleicht nicht die beste aller Ideen, aber immerhin doch ein Plan, den ĂĽberforderte MĂĽtter auf der ganzen Welt schon seit Urzeiten erfolgreich angewandt.
~-~-~-~
„Halt still!“, kommandierte Bill und zog Ron Percys alte Pudelmütze über den Kopf.
„Ich will nicht“, lamentierte der, „Draußen is’ es kalt und außerdem wird’s gleich finster.
„Ach was“, sagte Charlie aufmunternd, während er auf das Durcheinander aus Schuhen starrte, das sich vor der Hintertür ausbreitete, „Gleich ist übertrieben. Das dauert mindestens noch ’ne Stunde, wenn nicht sogar anderthalb.“
Er wandte sich an die Zwillinge.
„Habt ihr meinen zweiten Stiefel versteckt?“
Die beiden, eng nebeneinander auf die mit Mänteln und Jacken ohnehin überfüllte Bank gequetscht und gerade damit beschäftigt, ihre eigenen Schuhe zuzubinden, sahen auf.
Sie trugen ihre Strickpullover mit großem, leuchtend gelbem Anfangsbuchstaben und die dazugehörigen Mützen – nur stand auf dem Pullover des einen „F“, während die Mütze fröhlich „G“ verkündete, beim zweiten war es vice versa.
„Nö.“
Bill fragte sich einmal mehr, warum ihre Mutter ihre Sachen ständig mit Monogrammen versah. Es war vergebliche Liebesmühe – die einzigen, die die Zwillinge zu allen Zeiten völlig zweifelsfrei auseinanderhalten konnten waren sie selbst und offenbar legten sie keinen besonders großen Wert darauf, an dieser Tatsache etwas zu ändern.
Er seufzte, fasste unter die Bank und warf Charlie den gesuchten Stiefel zu.
„Da, bitte. Für ’nen Spitzensucher bist du erstaunlich blind.“
Charlie machte Anstalten, ihm die Schneeschaufel an den Kopf zu donnern, die in der Ecke lehnte, entschied sich dann anders und scheuchte die Zwillinge von der Bank.
„Los, macht mal n’bisschen Tempo.“
„Jahh“, gab der eine trocken zurück, „Wäre auch furchtbar schrecklich, wenn wir zu spät dran wären-“
„-ohh ne, wartet mal“, der andere begann, ihre Jacken hervorzuzerren, „Wir müssen ja nirgendwo hin.“
„Stimmt“, schaltet sich jetzt auch noch Ron ein und fummelte an den Knöpfen seiner Jacke, „Mum wirft uns bloß raus, weil sie euch satt hat.“
„Mum wirft uns nicht raus“, sagte Bill und rückte seinem jüngsten Bruder einmal mehr die Mütze zurecht, die ihm immer wieder über die Augen rutschte, weil sie ihm noch ein gutes Stück zu groß war, „Sie braucht bloß Ruhe, damit sie bis zum Abendessen mit allem fertig wird.“
Charlie schnaubte. „Wäre ja auch ’ne Katastrophe, wenn Großtantchen aufkreuzt und es gibt nichts zu futtern.“
Dann griff er hastig zu, um zu verhindern, dass der ganze Jackenstapel von der Bank rutschte, weil einer der Zwillinge zu heftig daran gezerrt hatte.
„Passt doch auf!“
Der andere Zwilling zog eine Grimasse.
„Passt doch auf…“, äffte er Charlie nach und ließ sich von seinem Ebenbild die erste der beiden ans Tageslicht beförderte Jacke reichen, „Heißt das, die olle Muriel verschwindet wieder, wenn sie kommt und feststellen muss, dass nichts zu essen da ist?“
Die Augen des anderen wanderten blitzschnell zu Charlies Gesicht.
„Tut sie?“
Bill stand hastig auf. Das war gefährliches Terrain.
„Nein“, erklärte er bestimmt, „Tut sie nicht. Ihr braucht es also gar nicht erst zu versuchen.“
Charlie grinste und schaufelte seinen eigenen Mantel frei.
„Er hat recht, Jungs, tut mir echt leid“, er wickelte sich in seinen Schal, „So, haben wir’s dann?“
„Mir fehlt ein Handschuh“, verkündete der Zwilling mit der „G“-Mütze, „Oder nein, warte… doch nicht.“
Ron hüpfte bereits ungeduldig auf und ab. „Können wir jetzt los?“
„Gleich“, sagte Bill und begann nun endlich damit, nach seinen eigenen Sachen Ausschau zu halten. Das Vorzimmer glich einem Schlachtfeld.
„Wisst ihr was, geht doch schon mal raus. Ich komme gleich.“
Mehr brauchte er gar nicht zu sagen. Ron hing bereits an der TĂĽrklinke und wurde gleich darauf von den Zwillingen umgerannt.
„Hey!“, er beeilte sich, ihnen zu folgen, „Ihr blöden Idio-“
Die TĂĽr fiel ins Schloss.
Charlie stand da, grinste und begann dann gnädigerweise damit, Bills Mantel ausfindig zu machen. Der klaubte inzwischen seine Schuhe zusammen.
„Bagage…“ murmelte er, angelte nach einem Haargummi und überlegte sekundenlang, ob er auch eine Mütze aufsetzen sollte – entschied dann aber, dass er als Schulsprecher bei weitem zu cool dafür war.
Von draußen ertönte Geschrei und die Brüder wechselten einen alarmierten Blick. Mit einem Satz hatte Charlie das Vorzimmer durchquert und die Tür aufgerissen.
„Keine Schneebälle, verflucht! Lasst Ron in Ruhe!“
Dann duckte er sich rasch. Das weiĂźe (ziemlich punktgenau gezielte) Geschoss segelte ĂĽber seinen Kopf hinweg und klatschte stattdessen Bill vor die FĂĽĂźe.
Der sehnte sich einmal mehr den Monat November herbei – sein siebzehnter Geburtstag, ab dem er endlich zaubern würde , wann, wo und wie oft er wollte.
Charlie war indessen zum Gegenangriff übergegangen und mit einem drohenden „Na wartet!“ nach draußen gestürmt.
„Fred war’s!“, drang Rons Stimme herein und Bill beeilte sich, seine Siebensachen zusammenzusuchen, „Ich hab’s genau gesehen!“
„Ich bin George, du Blödmann!“, war die Erwiderung, dann folgten hastige, im Schnee knirschende Schritte und ein durchdringender Kampfschrei.
Als Bill endlich in den Garten kam, hatten sich beide Zwillinge auf Charlie gestürzt. Einer klebte an seinem Rücken (auf den ersten Blick war Bill sich nicht sicher, was ihn überhaupt dort oben hielt), den anderen hielt sich der Zweitälteste auf Armeslänge vom Leib. Seine einzige Unterstützung bestand aus Ron, der aus sicherem Abstand mit recht ungenauer Trefferquote Schneebälle warf.
„Na schön, na schön“, Bill klatschte in die Hände und marschierte, als das absolut keine Reaktion hervorrief, entschlossen hinüber zu Charlie, um ihm den Zwilling mit der „F“-Mütze vom Rücken zu pflücken, „Leute, das reicht! Kommt schon!“
Der „F“-Zwilling strampelte sich frei, landete unelegant im Schnee und ließ sich von seinem Bruder, der in der Zwischenzeit auch losgelassen worden war, auf die Beine helfen. Ron war anscheinend der Meinung, dass die Lage wieder sicher genug war, um sich gefahrlos nähern zu können.
Er starrte hoch zu Charlie.
„Darf ich Huckepack?“
„Nein“, sagte der und fügte, als er Rons Gesicht sah, schnell hinzu, „Aber wir können den Schlitten nehmen, okay? Wir ziehen dich.“
Ron nickte missmutig. „’Kay. Warum muss eigentlich Percy nicht mit?“
Die Vorlage war einfach perfekt, beinahe zu schön, um wahr zu sein und Bill hätte jederzeit seine Lederjacke darauf verwettet, dass-
Er wurde nicht enttäuscht.
„Weil er ein Streber ist“, stellte einer der Zwillinge fest.
„Ein blöder Oberstreber“, ergänzte der andere, „Schlicht und einfach.“
„Er ist kein Streber“, schaltet sich Charlie ein, „Er muss bloß lernen.“
Der Blick, den er daraufhin erntete besagt ganz eindeutig: Und? Inwiefern ist das jetzt ein Widerspruch?
„Schluss damit“, befahl Bill, „Percy nimmt die erste Klasse eben ziemlich, ähm… ernst. Ihr seid noch nicht in Hogwarts, also könnt ihr auch nicht wissen, wie das ist. Lasst uns endlich gehen.“
~-~-~-~
Fred trat missmutig gegen den nächstbesten Schneehaufen.
Sparziergänge waren langweilig, das wusste doch jeder. Wenn ihre Mutter sie schon aus dem Haus haben wollte, warum konnten sie dann nicht wenigstens irgendwas Aufregendes unternehmen?
Gnom-Schneemänner bauen, zum Beispiel. Man musste bloß aufpassen, dass man nicht gebissen wurde, während man den Schnee um die Viecher festklopfte.
Sie hätten auch Schnee auf dem Dach des Hühnerstalls zu einer Sprungschanze aufschaufeln können, um zu sehen, wie weit man mit dem Schlitten nun tatsächlich flog, wenn man mit den mickrigen vier verfügbaren Metern Anlauf darüberfuhr (der erste Versuch in diese Richtung war vor zwei Tagen von ihrem Vater gestoppt worden).
Sogar eine einfache Schneeballschlacht hätte ihm im Moment gereicht, aber nein.
Nein, sie mussten ja spazieren gehen. Wie öde war das denn?
Er warf George, der genauso unbegeistert neben ihm hertrottete, einen finsteren Blick zu. Jetzt durften sie sich noch nicht mal mehr unterhalten!
Bloß, weil man versucht hatte, diesen langweiligen Spaziergang mit einem Lied aufzupeppen…
„~Ron ist lahm~“
„~Charlie ist lahm~“
„~Bill ist la-la-langweilig!~“
„Bill, die sind gemein!“
„Also gut, ihr zwei, das reicht!“
„Aber wir machen doch gar nichts!“
„~Ron ist lahm~“
„~Charlie ist lahm~“
„~Bill ist-“
„Jetzt hört schon auf!“
Von da an hatte man sich aufs FlĂĽstern verlegt.
„~Ron ist lahm~“
„~Charlie ist la-“
„RUHE!!“
Mittlerweile waren sie dem umliegenden Wald ziemlich nahe gekommen.
Bill, der mit Ron und Charlie vor ihnen herging, drehte sich halb zu ihnen um.
„Alles klar da hinten?“
Fred einigte sich stillschweigend mit George darauf, gar nichts mehr zu sagen.
Sollten die doch sehen, was sie davon hatten.
„Hey, habt ihr mich gehört?“
Sie warfen ihm trotzige Blicke zu, antworteten aber nicht.
Bill zuckte mit den Schultern.
„Bitte, wie ihr wollt. Unser Schaden ist es ja nicht.“
Auf diese Bemerkung hin konnte man Charlie ganz deutlich grinsen sehen und als Ron (der auf dem von Bill gezogenen Schlitten saĂź) sich auch noch zu ihnen umdrehte, um ihnen die Zunge herauszustrecken, war das MaĂź ganz eindeutig voll.
An der nächsten Biegung verschwanden sie so leise wie möglich zwischen den Bäumen.
~-~-~-~
Charlie runzelte die Stirn. Irgendwas stimmte nicht.
Als er sich umdrehte, wurde ihm auch schlagartig klar, was.
Er blieb ruckartig stehen.
„Bill.“
Der schien aus tieferen Gedanken aufzutauchen (wahrscheinlich irgendeins der unzähligen Mädchen, die ihm auf Hogwarts hinterherliefen) und sah auf.
„Was?“
„Fred und George sind weg!“, verkündete Ron fröhlich. Er schien den Ernst der Lage entweder nicht zu begreifen oder er begriff ihn sehr wohl und es war ihm egal.
Bill fuhr so schnell herum, dass der Schlitten gefährlich ins Schlingern geriet.
„Was? Was?! Ohh… verdammt. Verdammt! Wo sind die hin?“
„Weg“, gluckste Ron vergnügt, „Ab in den Wald.“
Sie starrten beide auf hinunter. „Was?“, wiederholte Charlie, „Was meinst du- hast du das etwa gewusst?“
Eifriges Nicken. „Klar. Hab sie doch gesehen!“
„Das- du-“, Bill schien absolut fassungslos, „Warum hast du nichts gesagt?“
Ron zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung… weil sie doof sind. Und gemein. Und mir immer fiese Spitznamen geben.“
Na, ganz toll.
Charlie wusste nicht, ob er lachen oder schreien sollte.
Bill hatte diese Entscheidungsschwierigkeiten offenbar nicht. Er machte Anstalten, gegen den Schlitten zu treten, besann sich aber rechtzeitig und fuhr sich stattdessen durch die Haare.
„Diese blöden, kleinen… ich mach sie kalt! Ernsthaft, das…! Jetzt können wir sie auch noch suchen!“
Charlie nickte langsam, warf dann einen vorsichtigen Blick auf die Armbanduhr.
„Und finden sollten wir sie möglichst schnell, wenn ich das mal anmerken darf. In ’ner Stunde kommt Großtantchen und da müssen wir doch eigentlich längst wieder da sein. Die ist doch immer so pünktlich…“
Er war sich ziemlich sicher, dass Bill in Gedanken gerade alle Flüche herunterbetete, die er jemals in seinem Leben gehört hatte, aber da ihr siebenjähriger Bruder auch noch da war, kam kein Wort über seine Lippen.
„Und dunkel wird’s auch gleich“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Gottverdammte Schei- ääähm, Schule noch mal!“
Ron blickte mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck zu ihnen hoch und schien gierig darauf zu warten, dass Bill ein Fehler unterlief. Er war vielleicht nicht der strebsamste Schüler aller Zeiten, aber neue Wörter lernte er immer gerne.
„Und was machen wir jetzt?“, hakte er nach.
Charlie tauschte einen schnellen Blick mit Bill.
Und es half alles nichts…
„Sie suchen.“
„Yep“, knurrte Bill, machte kehrt und stapfte, den Schlitten energisch hinter sich herziehend, davon, „Und wenn wir sie gefunden haben, bringe ich sie um.“
~-~-~-~
„Hm“, stellte George fest, „Da ist kein Teich.“
„Da muss aber einer sein“, Fred sah sich suchend um, „Irgendwo… So falsch sind wir nämlich nicht.“
George zuckte mit den Schultern.
„Tja, auf jeden Fall…“, er machte noch einen Schritt, hielt dann plötzlich inne, „Ich glaub’s ja nicht. Fred!“
„Ja?“
„Wir stehen drauf.“
„Was?“
„Wir stehen drauf. Auf dem Teich, meine ich.“
„Du machst Witze!“
„Gar nicht“, George ging in die Knie und schaufelte Schnee beiseite, „Hilf mir mal.“
Sie gruben alle beide.
„Mann“, machte Fred nach einer Weile und starrte beeindruckt auf die unsaubere Eisschicht, die unter ihren Füßen zum Vorschein gekommen war, „Du hast Recht.“
George schob sich die MĂĽtze aus den Augen und grinste selbstbewusst.
„Hab ich immer“, sagte er, „Was meinst du, wie dick ist das?“
„Keine Ahnung.“
Fred hĂĽpfte probeweise ein paar Mal auf und ab. Es knirschte leise, ansonsten passierte gar nichts.
Die Zwillinge tauschten einen enttäuschten Blick.
„Also dann…“, George versuchte, die Hände auf die Hüften zu stemmen und rutschte mit den nassen Handschuhen am glatten Stoff seiner Jacke ab, „Wenn wir Eisfischen wollen, brauchen wir ein Loch.“
„Und womit machen wir das?“, Fred sah sich zweifelnd um, „Am besten wäre n’Stein oder so was… Los, komm, wir suchen.“
Sie verbrachten die nächsten fünf Minuten damit, die Umgebung nach Steinen abzugrasen. Die Suche dauerte geringfügig länger als erwartet, weil sich die Schneedecke als hinderlich herausstellte, aber schließlich stolperte George über irgendeine Unebenheit, landete im nächstbesten schneebedeckten Gesträuch und siehe da – ein Stein.
Ein etwa kopfgroĂźes TrĂĽmmerstĂĽck, um genau zu sein.
George gab ein triumphierendes Geräusch von sich. Da machte es gar nichts, dass seine Handschuhe und Knie vollkommen durchnässt waren und er noch dazu kalten, schmelzenden Schnee im Kragen hatte.
Fred kam ihm zu Hilfe, zerrte ihn zurĂĽck auf die Beine und klopfte ihm Schnee von MĂĽtze und Schultern.
„Yeah!“, er machte ein zufriedenes Gesicht, „Absolut perfekt.“
Sie wuchteten ihren Stein zu zweit in die Höhe, was ebenfalls mehr Mühe erforderte als angenommen. Das Teil war schwerer als gedacht.
„Okay“, schnaufte Fred, „Auf drei, ja?“
„Alles klar.“
„Eins… zwei… drei!“
Sie gaben sich Mühe, dem Geschoss so viel Schwung wie möglich zu verpassen – was im Endeffekt nicht allzu viel war, dafür war das Ding einfach zu schwer.
Schwerfällig segelte es einen Meter durch die Luft, bevor es beinahe in Zeitlupe nach unten sackte.
Der Aufprall an sich war nicht besonders beeindruckend. Es gab ein dumpfes Geräusch und dann war da nichts mehr.
Der Stein wackelte ein wenig hin und her, entschied sich fĂĽr eine Position und blieb liegen. EndgĂĽltig.
Die Zwillinge standen da und sahen ungläubig drein.
„Was zum-“, empörte sich George, „Was soll denn der Mist?!“
„Aber echt jetzt!“, stimmte Fred mit ein, „So ein bescheuertes Teil, das hat doch-“
Dann verstummten sie plötzlich beide.
Krrrrrrricks-
Kracks-kracks-kracks.
„George…?“, flüsterte Fred so leise, als würde es irgendetwas an der momentanen Situation ändern, wenn das Eis ihn nicht hören könnte, „Wo genau stehen wir grade…?“
George war sich nicht sicher, ob er wirklich einen Blick nach unten werfen wollte.
Oder halt- er war sich sicher.
Er wollte wirklich, wirklich nicht.
Aber irgendjemand musste es tun. Möglichst bald.
Und Fred hatte gefragt…
Er spähte hinunter. Nichts als Schnee. Vorsichtig bewegte er den linken Stiefel, schob ein wenig von dem weißen Zeug zur Seite und erstarrte dann.
Fred sah immer noch nicht nach unten, dafĂĽr starrte er seinem Zwillingsbruder ins Gesicht und der wiederum hatte seinen Blick immer noch auf seine FĂĽĂźe gerichtet.
George wusste nicht, was er sagen sollte. Zum Glück war das ohnehin nicht nötig.
Er blickte auf und artikulierte einfach den ersten Gedanken, der ihm durch den Kopf schoss.
„Oh-oh…“
KNACK.
Und sie rannten, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
Das Blöde an der ganzen Situation war bloß, dass sie keine Ahnung hatten, wo der Teich aufhörte und das Ufer anfing – also war es besser, ein paar Meter zu viel als ein paar Zentimeter zu wenig zu machen.
Die ersten, unter ihrer Schneelast ächzenden Baumgerippe wurden als eindeutiges Zeichen für Sicherheit gewertet.
Fred hielt keuchend inne, ein kleines StĂĽck weiter bremste George.
Sie sahen sich nicht an.
Die nächsten paar Sekunden herrschte, abgesehen vom obligatorischen Schnappen nach Luft, vollkommene Stille.
„Also…“, sagte Fred endlich und warf einen zögernden Blick zurück auf den Teich, der sich in dunkelblaues, schäumendes Ungetüm verwandelt hatte, an dessen Oberfläche noch vereinzelt gezackte Eisplatten trieben,
„…sieht aus, als wäre das Loch groß genug. Oder?“
George legte den Kopf schief.
„Doch“, sagte er, „Ich glaube, du hast recht. Das is’ mehr als ausreichend.“
Langsam, ganz langsam schlich sich das breite Grinsen zurĂĽck auf sein Gesicht.
„Gut, das nicht Sommer ist, was?“
„Jahh“, erwiderte Fred, „Das wäre ja auch echt langweilig gewesen.“
~-~-~-~
Bill fluchte lauthals.
Mittlerweile war es ihm egal, dass Ron jedes Wort hören konnte, das er sagte und es war ihm auch egal, dass ihre Mutter den neuen, erweiterten Wortschatz ihres Zweitjüngsten in den nächsten paar Tagen zweifellos mitbekommen und ihn dafür zur Rechenschaft ziehen würde.
Notfalls konnte er es ja immer noch auf die Zwillinge schieben.
Charlie schien in der Zwischenzeit ebenfalls ausgedehnte Mordgedanken zu entwickeln – darauf ließ zumindest sein ununterbrochenes Gemurmel schließen, aus dem man von Zeit zu Zeit Wörter wie ausrotten, verdammte Rasselbande, langsam und qualvoll vernehmen konnte.
Bill warf einen Blick nach oben. Der Himmel zeigte sich alles andere als gnädig. In Kürze würde es hier stockdunkel sein und wenn er die grauen Wolken richtig deutet – beziehungsweise, wenn sie ganz besonders viel Pech hatten – würde es auch noch zu schneien beginnen.
Langsam neigte sich der Boden unter ihren FĂĽĂźen und wurde abschĂĽssig.
Aber schön, er wollte mal nicht so sein, der Schnee hatte auch sein Gutes.
So hatten sie immerhin eine Fährte aus zwei Paar kleinen Fußstapfen, der sie folgen konnten. Wenn es aber jetzt auch noch zu schneien anfing, hatten sie nicht einmal mehr das.
„Mir is’ kalt“, jammert Ron hinter seinem Rücken.
Bill konnte es ihm nicht verdenken. Ihm selber war auch schon mal wärmer gewesen.
Seine Finger fühlten selbst durch die Handschuhe furchtbar klamm an und seine Ohren spürte er schon gar nicht mehr. (Den finsteren Blicken nach zu urteilen, die Charlie verbreitete, ging es ihrem Zweitältesten nur unwesentlich besser.)
Doch trotz aller Empathie fehlten ihm inzwischen die Nerven für eine verständnisvolle Reaktion.
„Wie wär’s dann, wenn du aufstehst und selber gehst, anstatt dich hier von uns ziehen zu lassen, häh? Davon wird einem nämlich warm und außerdem - ’nen verdammten Schlitten über den Waldboden zu ziehen ist auch alles andere als einfach.“
Ron sah ihn missmutig an.
„Dir is’ nich’ warm“, konterte er, „Obwohl du schon die ganze Zeit selber gehst.“
Da war was Wahres dran. Bill warf ihm einen ĂĽberraschten Blick zu.
Manchmal unterschätze er diesen Zwerg einfach ganz gewaltig.
Vor ihm blieb Charlie, der schon die ganze Zeit vorausgegangen war, um einen Weg zu bahnen, unvermittelt stehen. Bill hielt hastig inne und sog zischend die kalte Luft ein, als ihm der Schlitten, der in dieser Bergablage klarerweise Eigendynamik entwickelte, in die Kniekehlen rutschte.
„Autsch- ach, scheiße“, er warf Charlie einen ungeduldigen Blick zu, „Was ist denn?“
Der runzelte die Stirn und lauschte. „Hörst du das?“
Bill spitze die Ohren.
„… ist lahm~“
Mit einem Mal hatte er das GefĂĽhl, in kochendem Wasser zu stehen.
„Das…!“
„~Charlie ist lahm~“
Er lieĂź den Schlitten los, stieĂź Charlie zur Seite und begann zu rennen.
„Die sind tot. Die sind tot! Die sind SO WAS von mausetot-“
„~Bill ist la-la-langweilig!~“
Der nächste Baum… noch einer… und noch einer und mit einem Mal stand er an der Spitze eines Hügels. Vor ihm breitet sich eine Art Lichtung aus, der leicht abfallende Hang zu seinen Füßen war weitgehend kahl, vereinzelt gab es ein paar Sträucher und ganz unten breitete sich eine beeindruckend große Fläche dunkelblau-schwarzes Wasser aus.
Und da waren sie.
„IHR KLEINEN, BESCHEUERTEN…!“
Selbst auf die Entfernung konnte er sehen, wie sie zusammenzuckten und hinter seinem Rücken rief irgendjemand irgendwas – es klang nach Charlie, aber er war viel zu wütend, um zu reagieren. Stattdessen fixierte er seine Brüder am Teichufer.
Diesmal waren sie dran.
Er begann, den HĂĽgel hinunterzusteigen, so schnell es ging (der Schnee machte die ganze Angelegenheit verdammt rutschig) und beobachtet gleichzeitig, wie die Zwillinge alles liegen und stehen lieĂźen.
Was auch immer sie da gerade taten.
Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Welche durchgeknallte Aktion war das denn nun wieder? Der Zeit, in der sie alt genug sein würden, um wirklich gefährlich Sachen anzustellen, sah er jetzt schon mit Bauchschmerzen entgegen – und mit ihm vermutlich die ganze restliche Familie.
„BILL!“, brüllte einer der Zwillinge – es war bereits zu dämmrig, um zu erkennen, welcher Buchstabe auf der Mütze abgebildet war. (Und mal ehrlich, machte es eigentlich irgendeinen Unterschied?) Der andere fuchtelte wie wild mit den Armen.
War ja klar, dass sie Angst bekommen würden…
„Bill!“, rief es jetzt auch hinter seinem Rücken. Er hielt inne.
Irgendetwas stimmte nicht… Charlie klang richtig panisch.
Er wandte sich um. „Was ist- achduheiligeScheiße!!“
„Huuuuiiiiii!“
Und in der nächsten Sekunde sauste auch schon etwas pfeilschnell an ihm vorbei, kaum mehr als ein Schimmer aus braun, rot und schwarz und trotzdem wusste er haargenau, worum es sich gehandelt hatte.
Der Schlitten.
Und Ron, der auf dem vermaledeiten Ding saß und gerade fröhlich jauchzend den Hügel hinunterfuhr.
~-~-~-~
Ich LIEBE solche Chaosunterhaltungen. Die sind echt das Größte. Maah... und jetzt will ich irgendwie Rodeln gehen...
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