von Caine
Am nächsten Morgen erwachte Harry, als er spürte wie etwas in seinem Gesicht kitzelte. Seltsamerweise hatte er einen Geruch in der Nase, als hätte er die Nacht auf einer Blumenwiese verbracht. „Bitte lass das kein Traum gewesen sein! Lass Voldemort endgültig tot sein!“, flüsterte er.
Er schlug die Augen auf und sah direkt in die haselnussbraunen Augen Ginnys. Ein Vorhang aus roten Haaren umgab ihn. „Ginny!“, hauchte er. Sie beugte sich zu ihm hinab und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Guten Morgen, mein Held“, sagte sie ebenso leise. „Ginny, lass das bitte! Du weißt, ich bin kein Held. Ich hab nur getan-“, doch Ginny unterbrach ihn: „-was jeder getan hätte. Ich weiß, Harry.“ Sie küsste ihn erneut, dieses Mal fordernder und intensiver. „Ich glaube allerdings nicht, dass das JEDER getan hätte. DU hast ihn endgültig besiegt, Harry. Ich bin stolz auf dich!“ Ein leises Lächeln huschte über Harrys Gesicht, er wurde allerdings schlagartig wieder ernst. „Ginny, ich muss dir was gestehen“, fing Harry langsam an. Hermine neben ihm, von Harry bisher noch nicht bemerkt, spitzte die Ohren.
„Na dann fang mal an, mein Held!“ Ihre Haare fielen immer noch wie ein Vorhang um Harrys Kopf. Harry sog ihren betörenden Duft in sich auf, seufzte und begann: „Als Hermine und ich fort waren, um Voldemort zu besiegen haben wir-“, doch Ginny unterbrach ihn. „Ihr habt zusammen rumgemacht!“, brauste sie gespielt auf. Harry erschrak und erwiderte kleinlaut: „Nun- Ähm- Ja. Versteh mich bitte nicht falsch, Ginny! Ich liebe dich!“
„Schöne Art, das zu zeigen! Du bist mit meiner besten Freundin unterwegs und machst mit ihr hinter meinem Rücken rum!“, ereiferte sich Ginny, nur mühsam das Lachen unterdrückend.
„Aber irgendwie liebe ich auch Hermine. Das ist mir auf unserer Suche klar geworden“, fuhr Harry kleinlaut fort. Hermines angespanntes Gesicht neben ihm wandelte sich in ein leichtes Lächeln.
„Du liebst sie?“ Harry nickte. „Du liebst mich?“ Harry nickte erneut. „Mh… Was machen wir denn da?“, fragte Ginny gespielt nachdenklich. „Bitte, Ginny! Ich will dich nicht verlieren. Aber auch Hermine will ich nicht verlieren! Ich weiß nicht, was ich machen soll“, sagte Harry resignierend.
„Ich hätte da eine Idee, Harry“, kam es von Ginny. Sie hatte ein seltsames Glänzen in den Augen, wie Harry auffiel. „Hast du?“, fragte Harry skeptisch. Ginny nickte und strich die linke Seite ihrer Haare hinter ihr Ohr. Harry wandte sich nach rechts und erschrak. Da lag Hermine! „W-was?“ Ginny beobachtete ihn amüsiert. Dann beugte sie sich zu Hermine hinüber und küsste sie sanft auf den Mund. Hermine schlug die Augen auf und erwiderte den Kuss. Als sie sich voneinander lösten, schaute Harry perplex zwischen beiden hin und her. Sein Mund öffnete sich, schloss sich, öffnete sich, schloss sich und öffnete sich erneut. Er brachte keinen Ton heraus. Ginny und Hermine brachen in lautes Gelächter aus. Das brachte Harrys Sprechfähigkeit wieder zurück: „Was sollte das denn?“, fragte er verwirrt. Ginny setzte an: „Nun, sagen wir es mal so:“ Hermine fuhr fort: „Wenn du Spaß haben darfst mit zweien-“ „Warum sollten wir nicht auch das Recht dazu haben?“, schloss Ginny. Harry sah sie abwechselnd mit großen Augen an. Er brachte keinen Ton heraus. „Na, hats dir die Sprache verschlagen?“, fragte Ginny mit einem frechen Grinsen. Harry nickte nur. „Na dann wollen wir dir mal helfen.“ Sie beugte sich zu ihm herab und küsste ihn stürmisch. Als sie sich von ihm löste, hatte Harry nicht viel Zeit um nach Luft zu schnappen, denn sofort legte Hermine ihre Lippen auf seine. Ihr Kuss war nicht weniger stürmisch. Als sie sich schließlich von ihm löste, brauchte Harry einige Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen und zu realisieren, was gerade passiert war. „Heißt das, ihr wollt-“, japste er. Ginny unterbrach ihn grinsend: „Ja wir wollen!“ „Das ist nicht euer Ernst!“, keuchte Harry ungläubig hervor. „Das ist unser vollster Ernst“, erwiderte Hermine. Harry sah wieder sprachlos von einem Gesicht zum anderen und zurück. Dann richtete er sich schnell auf und zog beide Mädchen in eine feste Umarmung. „Ich liebe euch!“, brachte er nur hervor. „Wir lieben dich auch!“, kam es zweistimmig.
Plötzlich meldete sich Harrys Magen lautstark zu Wort. Ginny kicherte und löste sich von ihm. „Ich glaube, da hat jemand Hunger.“ „Ist ja auch kein Wunder. Ich hab seit- Wie spät ist es eigentlich?“ Hermine sah auf die Uhr. „Es ist fünf Uhr morgens. Wir haben fast einen Tag lang geschlafen." „Wow! Naja, ich hab seit-“, Harry rechnete kurz nach, „fast zwei Tagen nichts mehr gegessen!“ „Na dann-“, sagte Ginny und stand schwungvoll auf, „sollten wir schleunigst in die große Halle gehen und unserem hungrigen Kater was zu essen besorgen.“ Sie zog sich an. „Gute Idee! Aber wir sollten besser nicht in die große Halle gehen. Ich kann mir vorstellen, dass du erst mal deine Ruhe haben willst, oder Harry?“, warf Hermine ein und stand ebenfalls auf. Harry nickte und sagte laut: „Kreacher!“ Der gerufene Hauself erschien sofort mit einem Plopp und verbeugte sich. „Guten Morgen, Meister Harry! Hat der Meister gut geschlafen? Kreacher beglückwünscht den Meister zum Sieg über den Dunklen Lord. Hat der Meister einen Wunsch?“ „Guten Morgen, Kreacher. Danke, ich habe sehr gut geschlafen. Erst einmal möchte ich dir danken, dass du und die anderen Hauselfen uns geholfen haben. Richte den anderen Hauselfen bitte auch meinen Dank aus.“ Kreacher nickte und verbeugte sich. „Könntest du außerdem bitte für uns drei ein Frühstück zubereiten und es uns zur großen Eiche am schwarzen See bringen?“ Kreacher verbeugte sich und verschwand mit einem leisen Plopp. „Das war sehr nett von dir, Harry“, sagte Hermine und umarmte ihn. Nun stieg auch Harry aus dem Bett und stellte fest, dass er noch total verschmutzt war. „Ich glaube, ich dusch mich erstmal schnell.“ „Gute Idee“, warf Ginny ein. „Wir treffen uns dann in 15 Minuten unten im Gemeinschaftsraum, Harry“, sagte sie und zog Hermine mit sich.
Harry wollte frische Klamotten aus seinem Koffer holen, doch er konnte ihn nicht finden. Er brauchte ein paar Momente, um festzustellen, dass sein Koffer immer noch im Fuchsbau und die meisten seiner Klamotten in Hermines Handtasche waren. Er rief Kreacher erneut und bat ihn, ihm ein paar saubere Kleidungsstücke zu besorgen. Dann ging er duschen und fand sich 15 Minuten später unten im Gemeinschaftsraum ein. Er hatte sicherheitshalber seinen Tarnumhang mitgenommen, um sich etwaige Neugierige vom Hals halten zu können, doch glücklicherweise brauchte er ihn nicht. Scheinbar hatten die Meisten gestern noch lange gefeiert und waren deshalb noch alle im Bett. Er setzte sich auf seinen Lieblingssessel am Kamin und wartete auf die Mädchen.
Während er in die Flammen starrte, ließ er sich die Ereignisse des vergangenen Tages noch einmal durch den Kopf gehen. Snapes Erinnerungen, die Erkenntnis dass er sterben müsse, Voldemort im Wald, King's Cross, Hagrid wie er ihn vor das Schloss brachte, der letzte Kampf. Er stellte fest, dass es wirklich kein Traum gewesen war. Doch warum war er nicht glücklich, jetzt wo Voldemort nicht mehr existierte?
Dann kam die Erkenntnis mit der Wucht einer über ihn her trampelnden Horde wild gewordener Hippogreife. Er stützte seinen Kopf in die Hände und begann hemmungslos zu weinen. Nach einer Weile merkte er, wie ihm ein betörender Blumenduft in die Nase stieg und ihn zwei Arme zärtlich in eine Umarmung schlossen. Durch seine aufgequollenen Augen sah er einen Schimmer roter Haare. Gleich darauf bemerkte er auch, wie ihn auch jemand von hinten umarmte und die Arme um Ginny und ihn schloss. An dem nun noch stärkeren blumigen Duft und dem braunen buschigen Haar, das in seinem Gesichtsfeld auftauchte stellte er fest, dass es Hermine sein musste.
Er drückte sich an Ginny, die ihm tröstend über den Rücken strich. Auch sie hatte Tränen in den Augen und fragte mit bedrückter Stimme: „Du hast an Remus, Tonks, Colin und die anderen gedacht, stimmts?“ „Ja“, presste er hervor, „Warum? Warum mussten sie sterben? Sie hätten nicht sterben müssen, wenn ich nicht wäre.“
„So etwas darfst du nicht denken, Harry!“, kam es beschwichtigend von Hermine, „DU hast es beendet. Wärst du nicht gewesen, dann wären noch viele mehr gestorben.“ Doch Harry ließ sich nicht beruhigen. „Ginny, es tut mir so leid!“ Sie sah ihn entgeistert an. „Was tut dir leid?“ „Fred. Er hätte nicht sterben müssen. Er hatte bestimmt noch viele Pläne.“ Hermine drückte sie beide stärker. Ginnys Gesichtsausdruck verkrampfte kurz, doch dann kam ein leichtes Lächeln. „Er ist im Kampf für eine gute Sache gestorben. Er wusste, dass es ihn treffen kann. Es hätte uns alle treffen können, sogar dich. Wir alle wussten das, als wir in den Kampf gingen. Aber wir dürfen leben und sollten das auch genießen. Fred würde nicht wollen, dass wir zu sehr trauern und unser Leben wegschmeißen. Er würde über uns lachen und Witze reißen.“
Jetzt hatte Harry tatsächlich ein kleines Lächeln auf den Lippen. „Du hast recht. Wir dürfen nicht aufgeben. Nicht jetzt, wo wir wieder frei leben dürfen und keine Angst mehr haben brauchen. Ich danke euch.“ Er küsste beide kurz auf die Lippen. „Na, siehst du?“, sagte Hermine grinsend, „Jetzt gehen wir runter an den schwarzen See und machen Frühstück. Ich hab nämlich auch Hunger!“, wie zur Unterstützung grummelte ihr Magen. „Und dann erzählst du uns, was wirklich im Wald passiert ist“, warf Ginny ein. Harry stand auf und warf sich den Tarnumhang über. „Och, eigentlich nichts Wichtiges. Nur, dass Voldemort mich getötet hat“, sagte er in einem ist-doch-nichts-dabei Ton. Hermine und Ginny sahen geschockt auf die Stelle, wo eben noch Harrys Kopf gewesen war. Sie waren stocksteif. Dann wandten sie ihre Köpfe zueinander. „Das hat er jetzt nicht ernst gemeint, oder?“, fragte Ginny. Hermine zuckte mit den Schultern: „Ich glaube schon. Harry ist nicht der Typ, der über den Tod Witze macht.“ „Kommt ihr?“, rief Harry ungeduldig vom Porträtloch her.
Sie gingen nach unten. Als sie an der großen Halle vorbeikamen, sahen sie, wie die Hauselfen emsig dabei waren, die Überreste einer scheinbar gewaltigen Siegesfeier zu beseitigen. Sie trafen unterwegs auf niemanden. Als sie aus dem Portal traten, zog Harry den Tarnumhang vom Kopf und sah sich um. Die Spuren der Schlacht waren gut erkennbar, zu gut. Große Mauerstücke lagen über das Gras verstreut. Hier und dort konnte man eine Blutlache erkennen. Über große Teile des Geländes führte eine Schneise der Verwüstung. Grawp, Hagrids 'kleiner' Bruder, schnarchte ohrenbetäubend direkt vor einem kaputten Fenster der großen Halle und ließ die Erde erbeben.
An der Eiche am schwarzen See angekommen, sahen sie dass Kreacher nicht einfach nur ein Frühstück gemacht hatte. Nein, er hatte scheinbar die halbe Küche von Hogwarts dazu eingespannt. Auf dem Boden lag eine Decke, über der mehrere Kerzen schwebten. Einige Meter entfernt war auf einem großen Tisch ein reichhaltiges Büffet aufgebaut mit allem was die Küche zu bieten hatte. Harry, Ginny und Hermine nahmen sich etwas, setzten sich auf die Decke und lehnten sich an den Stamm der Eiche. Sie aßen schweigend, während sie der Sonne zusahen, die sich langsam hinter den Bergen erhob. „Jetzt ist seit fast vierundzwanzig Stunden Frieden“, unterbrach Ginny die Stille. „Ja, das ist es“, antwortete Hermine rührselig. Harry schwieg und hing seinen Gedanken nach. „Und was hast du jetzt vor, da es keinen Voldemort mehr zu besiegen gibt, Harry?“, wandte sich Hermine nach einer Weile direkt an ihn. Es trat wieder ein kurzes Schweigen ein, während dem Harry weiterhin in die Ferne starrte. „Harry? Hermine hat dich was gefragt!“, sagte Ginny belustigt und wedelte mit der Hand vor seinen Augen rum.
Harry erwachte aus seiner Starre und sah sich verwirrt um. „Ähm- Was wolltest du wissen, Mine?“, fragte er perplex. „Was du jetzt machen willst, da du keinen Voldemort mehr zum jagen hast.“, antwortete Hermine grinsend. „Naja- So richtig hab ich da noch nicht drüber nachgedacht. Je nachdem, ob Hogwarts nächstes Schuljahr wieder aufmacht und ob ich darf- ich denk mal, dass ich mein siebtes Schuljahr nachmachen werde. Und ihr?“ Hermine war die erste, die antwortete: „Ich werde auf alle Fälle wieder zurückkehren. Ich will eine abgeschlossene Ausbildung haben. Ginny?“ „Naja-“, druckste diese herum, „wenn es geht, dass ich meine Prüfungen ablegen kann, dann würde ich gerne mit euch in die Siebte gehen.“ „Warum sollte das nicht gehen?“, fragte Harry irritiert. „Harry-“, Ginny schüttelte amüsiert den Kopf, „Du hast keine Ahnung, wie der Unterricht hier im letzten Schuljahr war, oder? Die normalen Lehrer haben zwar versucht ihn so normal wie möglich durchzuziehen, aber das ging nicht so wirklich bei den Carrows. Die haben ständig alles gestört. Muggelkunde- das konnte man total vergessen. Und Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten wir nicht, da wurden uns eher die dunklen Künste selber beigebracht.“ Harry sah sie nachdenklich an und meinte dann: „Ich werd mal mit McGonagall reden.“ Wieder trat Stille ein, während der sich die Mädchen an Harry lehnten und er die Arme um sie schlang. Schweigend sahen sie der Morgensonne zu und genossen den Frieden der Natur.
Dieses Mal brach Ginny die Stille: „Und was habt ihr vor nach Hogwarts?“ Wieder war es Hermine, die als erste antwortete: „Vielleicht im Ministerium arbeiten und den Sauhaufen mal so richtig auf Vordermann bringen“, sagte sie. Dann sahen sie Harry an. Der dachte kurz nach und antwortete dann: „Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich habe für mein Leben genug gekämpft.“, sagte er. „Aber du wolltest doch immer Auror werden!“, erwiderte Hermine erstaunt. „Das stimmt, Mine. Aber wie es jetzt damit aussieht, weiß ich noch nicht.“ Schweigend sah er zu, wie sich kleine Wellen auf der Wasseroberfläche bildeten, bis ein Arm daraus emporschoss und die Morgensonne begrüßte. Schließlich fügte er schmunzelnd hinzu: „Auf jeden Fall will ich viele Kinder haben. Am Besten eine ganze Quidditchmannschaft voll.“ Er sah sie beide abwechselnd an. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er meinte: „Vielleicht sogar zwei Mannschaften.“ Ginny lachte auf und Hermine gab ihm einen schmerzhaften Stoß in die Seite, grinste aber dabei und sagte: "Frauen sind keine Gebärmaschinen, Harry! Auch sie wollen Karriere machen.“ Harry rieb sich die gestoßene Stelle und wandte sich an Ginny: „Und du?“ Diese antwortete noch immer leicht kichernd: „Ich weiß noch nicht so recht. Vielleicht spiel ich professionell Quidditch, wenn mich ein Profiteam haben will. Mal schauen“, sagte sie und zuckte dabei mit den Achseln. „Wo willst du eigentlich wohnen, Harry? Du willst doch sicher nicht zu deinen Verwandten zurück, oder?“, fragte Hermine begierig. „Vorerst wohl erst mal im Grimmauldplatz. Für später hatte ich eigentlich vor, das Haus meiner Eltern wieder aufzubauen und in Godric's Hollow zu wohnen.“ Die Mädchen sahen ihn erstaunt an. „Da fällt mir doch was ein- Kreacher!“, rief Harry seinen Hauself. Dieser erschien mit einem Plopp und verbeugte sich. „Der Meister hat gerufen. Hat es dem Meister geschmeckt? Möchte der Meister noch etwas oder soll Kreacher abräumen?“
„Danke, Kreacher. Es hat sehr gut geschmeckt. Du hättest dir aber nicht so viel Mühe machen brauchen.“
„Die Hauselfen wollten dem Meister auf diese Weise danken, dass der Meister den Dunklen Lord besiegt hat.“
„Das ist nett von euch, Kreacher. Richte den anderen Hauselfen bitte meinen Dank aus.“ Kreacher verbeugte sich. „Aber ich habe dich aus einem anderen Grund gerufen. Ich werde wohl demnächst vorerst in den Grimmauldplatz einziehen. Würdest du ihn bitte soweit herrichten, dass ich dort eine Weile wohnen kann?“
Kreacher lächelte und antwortete: „Natürlich, Meister. Kreacher wird alles vorbereiten. Soll Kreacher auch gleich zwei Gästezimmer für die jungen Damen herrichten?“ Harry sah zu Hermine und Ginny, die beide lächelnd den Kopf schüttelten.
„Danke, Kreacher. Das ist nicht nötig. Ein Zimmer mit einem großen Bett reicht.“ Kreacher sah kurz verwirrt aus, grinste aber dann breit.
„Kreacher hat verstanden, Meister. Ein Zimmer mit einem Bett groß genug für drei Personen?“ Harry wurde leicht rot im Gesicht. „Ja, Kreacher. Könntest du bitte noch Winky bitten, kurz zu mir zu kommen?“
„Natürlich, Meister! Kreacher macht sich sofort auf den Weg.“ Er verbeugte sich noch einmal und disapparierte mit einem leisen Plopp.
Hermine sah Harry entgeistert an. „Winky?“, war das einzige was sie herausbrachte. Harry winkte ab und grinste sie an. Kurz darauf erschien Winky mit einem leisen Plopp. Sie hatte sich stark verändert seit Harry sie das letzte Mal in der Küche gesehen hatte. Sie war jetzt um einiges sauberer und schwankte nicht. Scheinbar hatte sie dem Butterbier abgeschworen.
„Harry Potter hat mich gerufen?“ „Hallo, Winky. Wie geht es dir?“, fragte Harry sie sanft. Winky sah ihn mit großen Augen an und erwiderte nur knapp: „Gut.“ „Das ist schön. Winky, was würdest du dazu sagen, in meine Dienste zu treten?“ Hermine sah ihn geschockt an. „Natürlich gegen Bezahlung, wenn du möchtest“, fügte er noch schnell hinzu, mit einem Seitenblick auf Hermine. „Winky in Harry Potters Diensten?“, fragte die Elfe mit immer größer werdenden Augen. Harry nickte. „Winky würde Harry Potter sehr gerne dienen, Sir. Aber Winky will nicht bezahlt werden. Das ist gegen die Ehre der Hauselfen, Sir!“, quiekte sie. „Danke, Winky. Das freut mich. Ich werde dann mit Professor McGonagall reden, dass sie dich in meine Dienste übergibt, ja?“ Winky erwiderte: „Winky ist eine freie Hauselfe. Sie kann gehen wenn sie will und jemand anderem dienen. Sie muss ihren Herrn nicht fragen. Winky kann sofort in Harry Potters Dienste treten, Sir!“, erwiderte Winky leicht niedergeschlagen.
„Oh. Möchtest du denn gleich für mich arbeiten, Winky?“
„Sehr gerne, Harry Potter, Sir!“
„Danke, Winky. Das freut mich. Ich gebe dir dann gleich einen Auftrag, ja?“ Winky nickte. „Würdest du bitte nach Godric's Hollow gehen und das Haus meiner Eltern begutachten? Ich würde dort gerne irgendwann wohnen und bis dahin müsste es wieder aufgebaut werden. Ich möchte dich bitten, mir mitzuteilen was gemacht werden muss. Schaffst du das?“
Winky nickte lebhaft. „Natürlich, Sir! Winky macht sich sofort auf den Weg.“ Sie verbeugte sich und mit einem Plopp war sie auch schon verschwunden. Harry lehnte sich zufrieden zurück. Ginny kuschelte sich sofort wieder an ihn. „Da ist aber einer heute früh wirklich voller Tatendrang, oder?“ Harry nickte und küsste sie auf den Kopf, begierig ihren Duft einatmend und sah dann zu Hermine. Diese kaute auf ihrer Unterlippe rum, ganz so als ob ihr etwas zu schaffen machen würde. „Spucks schon aus, Mine! Dich beschäftigt doch irgendwas“, sagte Harry direkt. „Du hättest darauf bestehen sollen, sie zu bezahlen, Harry!“ „Mine- Du hast doch gesehen, wie glücklich sie war. Hätte ich sie unbedingt bezahlen wollen, dann wäre sie wieder sauer geworden. Vielleicht später einmal. Oder willst du, dass sie wieder anfängt, Butterbier zu trinken?“ Hermine seufzte. „Wahrscheinlich hast du Recht, Harry.“ Auch sie kuschelte sich wieder an Harry. „Und jetzt erzähl mal! Was ist passiert, seit wir aus der heulenden Hütte kamen?“
Harry überlegte kurz und fing dann an zu erzählen. Wie er in das Schulleiterbüro gegangen war und von Snapes Erinnerinnerungen. Als er erzählte, dass Snape einst in seine Mutter verliebt gewesen war, rissen beide erstaunt die Augen auf. „Snape war verliebt in deine Mum?“ „Ja, das war er. Hätte man der Fledermaus gar nicht zugetraut, oder?“, grinste Harry. Dann erzählte er, dass er selbst ein Horkrux gewesen sei und deswegen Parsel hatte sprechen können und die Verbindung zu Voldemort gehabt hatte. Er schilderte den Weg in den Wald. Die Begebenheit mit dem Stein der Auferstehung ließ er bewusst aus. Er wollte nicht auch noch Ginny mit in die Heiligtümersache hineinziehen. Es reichte schon, dass Hermine und er davon wussten. Dann erzählte er, wie Voldemort den Stab auf ihn richtete und ihn erneut mit dem Avada Kedavra tötete. Hier schrien Hermine und Ginny entsetzt auf. „Du warst bereit zu sterben?“, fragte Hermine konfus. „Ja, das war ich. Es war die einzige Möglichkeit. Voldemort musste mich töten, damit der Horkrux in mir zerstört wurde. Das letzte an was ich mich erinnere waren eure Gesichter vor meinem inneren Auge.“ „Du hast im Moment deines Todes an uns gedacht?“, fragte die geschockte Hermine. „Oh, Harry!“, schluchzte Ginny auf und warf sich ihm an den Hals. Harry nickte nur und versuchte Ginny zu trösten. Sie weinte inzwischen bitterlich und presste sich an ihn. „Sch- Ginny! Ganz ruhig. Ich lebe doch!“ „Aber du könntest auch tot sein!“, presste sie an seinem Hals hervor. „Aber ich lebe und das ist das Wichtige.“ Ginny löste sich langsam von ihm und lächelte ihn dann an. „Du hast Recht. Du bist hier und das zählt.“ Hermine hatte die ganze Zeit angestrengt nachgedacht. „Warum hat der Spruch dich nicht richtig getötet?“, kombinierte sie mit ihrem messerscharfen Verstand. „Weil ich bereit war zu sterben. Ich habe mich nicht verteidigt und den kommenden Tod akzeptiert.“ „Ja, das leuchtet ein“, sagte Hermine langsam.
„Den Rest kennt ihr ja. Ich wurde von Hagrid aus dem Wald getragen, habe gegen Voldemort gekämpft und wurde dann von zwei wunderschönen jungen Frauen ins Bett geschafft. Und heute Morgen bin ich neben diesen jungen Frauen aufgewacht“, endete Harry grinsend und küsste sie nacheinander.
Sie genossen noch den restlichen Morgen am See, bevor sie zum Mittagessen in die Hektik des Schlosses eintauchten.
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