von Caine
In einem Seitenraum der Marmorhalle wurden sie von einem Kobold empfangen. Er verbeugte sich vor dem Minister, warf Harry, Ginny und Hermine aber einen gehässigen Blick zu. „Würden sie mir bitte folgen? Direktor Sagnor erwartet sie bereits.“ Sie folgten dem Kobold in die Halle. Sofort als sie diese betraten, wurden sie von einem halben Dutzend sauer aussehenden Kobolden flankiert. Sie trugen jeder einen Dolch am Gürtel. Harrys Hand zuckte unwillkürlich zu seinem Zauberstab, doch Ginny schaltete schnell und nahm diese sicherheitshalber in ihre kleine, warme Hand. Harry sah sie erstaunt an, doch sie schüttelte nur ernst mit dem Kopf und bedeutete ihm, weiterzugehen. Ihre weiche Hand in seiner elektrisierte ihn. Er fühlte seine Liebe zu ihr und hätte sie am Liebsten auf der Stelle geküsst. Da es gerade nicht ging drückte er ihre Hand leicht und streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie erwiderte diese Geste und Harry bemerkte, wie ein kleines Schaudern durch ihren Körper ging. Sie sah in verliebt an. Während sie, von den Kobolden begleitet, durch die Halle schritten, sah Harry sich um. Die Folgen ihres Einbruchs waren noch deutlich zu sehen. Unbehagen machte sich in ihm breit und er wurde noch nervöser. Er blickte zu Hermine und stellte fest, dass es ihr genauso erging. Der Zugang zu den Verliesen war nur noch ein großes drachenförmiges Loch, während der Haupteingang bereits repariert worden war. In der Schalterhalle waren diverse Trümmer zu sehen und eine Säule war umgestürzt, während andere eindeutige Kratzspuren und Einschläge des Drachen. Sie folgten dem Empfangskobold durch einen nicht weniger prächtigen Gang und hielten erst vor einer schweren Eichentür. Der Kobold klopfte an und kurz darauf wurden sie eingelassen. Ihre Bewacher blieben vor der Tür, zwei von ihnen begleitete sie aber hinein und postierten sich beidseitig des Einganges.
Auch das Innere des Direktorenbüros war sehr pompös gestaltet und diente wohl dazu, Besucher einzuschüchtern. Der Chefkobold kam auf sie zu, nachdem die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte. „Guten Tag, Minister“, begrüßte er Kingsley und verbeugte sich. „Mister Potter, Miss Weasley, Miss Granger“, sie bedachte er nur mit einem Kopfnicken. „Setzen sie sich doch.“ Er wieß auf die Stühle vor seinem Schreibtisch und setzte sich selbst dahinter. „Vielen Dank Sagnor, dass sie sich Zeit für uns nehmen“, fing Kingsley an, „Ich hatte ihnen ja bereits mitgeteilt, dass ich Mr Potter mitbringen werde. Ich gehe davon aus, dass er ihnen bereitwillig zu den Vorkommnissen von vor zwei Tagen Auskunft geben wird.“ Er sah zu Harry hinüber, der daraufhin nickte. „Na dann fangen sie mal an! Wir sind, wie sie sich sicher vorstellen können, sehr erpicht darauf zu erfahren, warum und vor allem wie sie bei uns eingebrochen sind“, wandte sich der Chefkobold mit starrem Gesicht an Harry.
Dieser erzählte, mit gelegentlicher Unterstützung durch Hermine, von den Horkruxen, wie sie Griphook befreiten, mit ihm gemeinsam planten und wie schließlich der Einbruch selbst vonstatten ging. „Sie sehen also-“, schloss er, „dass es uns nur gelingen konnte, weil wir einen ihrer Kobolde auf unserer Seite hatten. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich versichere ihnen, dass wir nie vorhatten, ihrer Bank zu schaden oder uns zu bereichern. Unser einziges Ziel war der Horkrux und somit die Vernichtung Voldemorts.“ Sagnor betrachtete ihn eine Weile nachdenklich. „Danke, Mr Potter. Ich denke, dass sie uns die Wahrheit gesagt haben. Ihre Aussage deckt sich mit der Griphooks. Sie werden von unserer Seite nichts zu befürchten haben. Doch seien sie versichert, dass so etwas nicht noch einmal funktionieren wird. Wir werden unsere Sicherheitsmaßnahmen aktualisieren und die Schwachstellen ausmerzen“, sagte er ernst.
„Ich danke ihnen, Sagnor. Ich kann ihnen garantieren, dass ich nie wieder versuchen werde, unerlaubt in eines ihrer Verliese einzudringen.“
„Sehr gut.“ Sagnor klatschte in die Hände und ein anderer Kobold erschien aus einer Seitentür. „Darf ich ihnen einen Tee anbieten?“ Alle vier nickten dankend. „Gut. Würden sie mir dann bitte folgen?“, sagte er und hüpfte von seinem Stuhl. Er führte sie in einen anderen Raum voller Bücher und Pergamente. In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, auf dem bereits drei Pergamentrollen lagen. Auf einem weiteren, etwas kleineren Tisch, befanden sich noch vier Truhen und ein Kobold stand daneben. Sagnor setzte sich an die Stirnseite des Tisches mit den Rollen und bedeutete den Zauberern, sich an die Längsseiten zu setzen.
Kingsley setzte sich auf die eine und Harry sich zwischen Ginny und Hermine auf die andere Seite. „Nun, Mr Potter,“, setzte Sagnor an, „wie ihnen der Minister wahrscheinlich schon mitgeteilt hat, stehen noch einige Erbschaften aus. Diese müssen sie innerhalb eines Jahres nach ihrer Volljährigkeit antreten, andernfalls fallen sie je zur Hälfte an Gringotts und an das Zaubereiministerium. Ich stelle fest, dass sie ihre Volljährigkeit erreicht haben und erst in drei Monaten ihr achtzehntes Lebensjahr vollenden werden. Dann steht ihrer Erbschaft, sollten sie sie annehmen, nichts im Wege.“ Es klopfte und Griphook kam mit einem Tablett herein. Harrys erwartungsvoller Gesichtsausdruck verwandelte sich schlagartig in einen äußerst angespannten, als er ihn erblickte. Griphook stellte die Tassen auf den Tisch, verbeugte sich kurz und wollte gleich wieder gehen. Doch Harry sprach ihn streng an: „Guten Tag, Griphook. Wie geht es ihnen?“ „Guten Tag, Mister Potter. Mir geht es gut. Die Verbrennungen sind dank Diptam schnell abgeklungen.“ „Das freut mich zu hören“, sagte Harry und sah ihn starr an. Man konnte die Spannung zwischen ihnen fast schon körperlich spüren. „Danke. Sie können gehen, Griphook!“, durchbrach Sagnor die Stille.
Als Griphook gegangen war, wandte er sich an Harry: „Bitte entschuldigen sie das Verhalten von Griphook. Er ist verbittert, weil er momentan nur niedere Botengänge ausführen darf. Aber irgendwie müssen wir ihn ja für seinen Verrat bestrafen.“ „Seien sie aber bitte nicht zu hart zu ihm“, antwortete Harry, „Immerhin hat er geholfen Voldemort zu besiegen. Und das kommt ihnen schließlich auch zugute. Auch wenn er uns am Ende doch verraten hat.“ Sagnor dachte kurz nach. „Sie haben Recht, Mister Potter. Können wir nun bitte fortfahren?“ Harry nickte. „Nun- Es stehen drei Erbschaften offen“, sagte der Chefkobold und deutete auf die Rollen vor sich. „Es sind die Erbschaften Dumbledore, Black und Potter. Ich schlage vor, dass wir mit Dumbledore beginnen, uns dann Black und schließlich Potter zuwenden. Sind sie damit einverstanden, Mister Potter?“, wandte er sich an Harry. Harry konnte nur nicken. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet.
„Gut. Dann fangen wir an“, fuhr Sagnor fort, entrollte das erste Pergament und überflog es. „Die Aufstellung des Erbes aus den Hinterlassenschaften von Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore an Harry James Potter“, las er vor. „Würden sie mir bitte zum Nebentisch folgen?“, fragte er und stand auf. Harry brauchte einige Momente um zu realisieren dass er seine Beine bewegen sollte. Er ging, gefolgt von Ginny und Hermine, zu dem anderen Tisch. Die dort stehenden Truhen waren alle beschriftet. Sagnor öffnete gerade die, auf der in großen Buchstaben Dumbledore geschrieben stand. Darin lagen fünf Bücher. „Professor Dumbledore hat ihnen einige sehr alte und wertvolle Bücher vermacht.“ Er hob vier Bücher heraus und legte sie nebeneinander auf den Tisch. „Dies sind alles alte Bücher, die sich mit fast vergessenen und kaum praktizierten Zweigen der Magie befassen. Von ihnen gibt es heutzutage nur noch sehr wenige Exemplare.“ Er nahm eines hoch und erklärte: „Hier haben wir 'Bündelung der Magie'. Es befasst sich mit grundlegender und tieferer Magietheorie und hilft dem Leser, seine magischen Fähigkeiten auszubauen und voll zu erschließen.“ Er nahm das Zweite. „Dann haben wir hier 'Zaubern ohne Stab'. Der Titel sagt alles aus. 'Aufspüren und Verbergen' befasst sich mit den Spuren, die Magie hinterlässt. 'Höhere Verwandlungen' behandelt die schwierigsten aller Verwandlungen. Wenn sie es meistern, dann können sie später einen Berg in eine Maus verwandeln. Es beinhaltet auch eine Anleitung wie man ein Animagus werden kann“, schloss er. Hermines Augen wurden immer größer bei den Erläuterungen des Kobolds. Sie besah sich die Bücher mit Ehrfurcht und unverhohlenem Interesse. „Du darfst irgendwann mal einen Blick reinwerfen, Mine“, sagte Harry schmunzelnd. Von Ginny kam ein leises Kichern. „Da wäre noch ein Buch, Mister Potter. Es ist über eintausend Jahre alt und wahrscheinlich ein Unikat. Es ist handgeschrieben und sein Wert ist kaum schätzbar. Ich würde sogar sagen es ist unbezahlbar“, fuhr der Kobold fort. Er zog Handschuhe über und hob sachte ein fünftes Buch aus der Truhe. Es sah wirklich unglaublich alt aus. Vorsichtig legte er es auf den Tisch. Hermine, Harry und Ginny beugten sich darüber, um den Titel lesen zu können. Hermine schrie auf: „Harry! Das ist von Godric Gryffindor!“ Harry fuhr ehrfürchtig mit den Fingern über den Umschlag. Seine Augen leuchteten. „Angriff und Verteidigung“, las er den Titel vor. „Ja, Mister Potter. Dieses Buch ist von Godric Gryffindor persönlich geschrieben, wie Miss Granger schon festgestellt hat. Es beinhaltet Angriffs- und Verteidigungszauber, die heute keiner mehr kennt. Deswegen können wir auch nicht sagen, wie mächtig diese Zauber sind. Da sie aber in einem Buch stehen das Gryffindor höchstpersönlich verfasst hat, können wir davon ausgehen, dass es sich um wirklich starke Zauber und Flüche handeln dürfte. Außerdem beschreibt Gryffindor auch magielose Kampftechniken wie den Schwertkampf“, erklärte der Kobold. „Diese Frage muss ich nun stellen: Nehmen sie das Erbe von Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore an, Mister Potter?“
„Ja, ich nehme das Erbe an“, antwortete Harry mit heiserer Stimme. Er besaß ein Buch von Gryffindor, er besaß ein Buch von Gryffindor! Dieser Gedanke schoss ihm immer wieder durch den Kopf. „Sehr gut. Würden sie dann bitte wieder mit mir zu dem anderen Tisch zurückkehren?“ Harry rührte sich nicht. Er starrte immer noch auf das Buch. Uralte Angriffs- und Verteidigungszauber. 'Das wird sicher interessant', dachte sich Harry. Erst als Hermine und Ginny ihn von dem Tisch wegzerrten, erwachte er aus seinen Gedanken. Er musste unbeabsichtigt lächeln als er das bemerkte. Normalerweise mussten sie Hermine von Büchern wegzerren. Heute war es ausnahmsweise mal sie, die ihn von einem Buch wegzerrte. Offenbar war sie sehr erpicht darauf zu erfahren, was er noch alles erben sollte. Sie setzten sich wieder.
Nun nahm Sagnor die zweite Schriftrolle und las vor: „Die Aufstellung des Erbes aus den Hinterlassenschaften von Sirius Orion Black an Harry James Potter.“ Er unterbrach sich und wandte sich direkt an Harry: „Sie wurden als Alleinerbe eingesetzt, also wundern sie sich nicht über das, was ich ihnen gleich mitteile. Am Besten wäre, sie halten sich irgendwo fest. Sonst fallen sie gleich in Ohnmacht.“ Harry dachte gar nicht erst nach. Er schnappte sich schnell die Hände von Hermine und Ginny. Diese lächelten ihn an und nickten verstehend. Harry versuchte zurückzulächeln, doch es missling ihm grandios. Sagnor fuhr fort: „Wo war ich? Ach ja, hier. Sie erben ein Goldverlies mit gerundet eins Komma zwei Millionen Galleonen, ein Wertsachenverlies mit persönlichen Gegenständen der Familie Black, sowie den Grimmauldplatz Nummer 12. Die Verliese sind selbstverständlich Hochsicherheitsverliese. Des Weiteren erben sie den Landsitz der Familie Black. Black Manor liegt direkt an der Küste Cornwalls, unweit des kleinen Zaubererdorfes Rinsey. Damit einhergehend erhalten sie auch den Titel 'Duke of Helston'. Helston ist die nächstgelegene größere Stadt. Der Titel Duke ist ein Adelstitel und dadurch sind sie befugt, ihrem Namen die Anrede Lord hinzuzufügen. Mit ihrem Titel erben sie auch einen Sitz im Zaubergamot. In einer der Kisten auf dem Tisch finden sie die gesamte Korrespondenz, den Gamot betreffend. Sie können sie dann bei Gelegenheit durchsehen, wenn sie wollen“, erklärte Sagnor in geschäftstüchtigem Ton. Während der Ausführungen des Koboldes wurde Harrys Griff immer stärker und jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Die Mädchen verzogen angestrengt das Gesicht. Ginny fasste sich schließlich ein Herz und flüsterte Harry zu: „Harry! Wenn du uns nicht die Hände brechen willst, dann lass bitte los. Ich kann ja verstehen, dass das ein Schock für dich ist, aber das ist noch lange kein Grund unsere Hände so zu zerquetschen.“ Harry sah sie einen Moment verständnislos an, doch dann drangen ihre Worte zu ihm durch und er ließ blitzschnell los. Stattdessen klammerte er sich nun an die Tischkante. Ginny und Hermine rieben sich die schmerzenden Hände. Sagnor fuhr fort. „Mister Potter. Ich muss sie wieder fragen: Nehmen sie das Erbe von Sirius Orion Black an?“ „Ja, ich nehme es an“, antwortete er mit erstickter Stimme. Er war ein Lord! Und er hatte einen Sitz im Zaubergamot! Er besaß auch noch einen Landsitz! Das musste er erst mal verdauen. Kingsley saß die ganze Zeit recht teilnahmslos dabei und nippte gelegentlich an seinem Tee. „Mister Sagnor?“, wandte Hermine sich schüchtern an den Kobold, „Könnten wir vielleicht eine kurze Pause machen?“ „Natürlich, Miss Granger. Geben sie mir bitte Bescheid, wenn sie fortfahren möchten“, antwortete der Kobold und erhob sich. „Das dürfte auch die richtige Gelegenheit für mich sein. Ich verabschiede mich dann mal. Harry, Hermine, Ginny. Machts Gut. Die Arbeit wartet.“ „Tschüss, Kingsley. Viel Erfolg“, wünschten ihm die drei. „Und Harry-“, wandte sich Kingsley noch einmal an ihn, „überleg dir bitte was zu dem, was wir vorhin besprochen haben.“ Harry nickte und sagte: „Das werde ich, Kingsley.“ „Danke. Auf Wiedersehen.“ Und mit einem Grinsen fügte er noch hinzu: „Und viel Erfolg heute Abend. Lass dich von den alten Leuten nicht unterkriegen.“ Harry starrte ihn irritiert an.
Als Kingsley und Sagnor den Raum verlassen hatten, wandte sich Harry verdattert an seine Begleiterinnen: „Habt ihr eine Ahnung, was er damit meinte?“ „Keine Ahnung, Harry“, antwortete Ginny mit starrem Gesicht. Es dauerte eine Weile, bis das volle Ausmaß der Erbschaft zu ihren Gehirnen durchdrang. Ginny fing als erste an zu grinsen und wandte sich an Hermine: „Wir sind mit einem Duke zusammen. Und er hat einen Landsitz an der Küste.“ „Jaaaaah…“, sagte die Angesprochene verträumt, „Überleg mal, was für eine große Bibliothek die Blacks dort wohl haben müssen.“ Harry, der noch gut den Zustand des Grimmauldplatz in Erinnerung hatte warf ein: „Ich will aber nicht wissen, wie es dort aussieht. Sicherlich nicht besonders gut. Wenn ich euch mal kurz an den Grimmauldplatz von vor drei Jahren erinnern dürfte-“ „Ist doch egal. Allein schon die Vorstellung ist cool. Wir könnten unsere Sommer dort verbringen und jeden Tag baden gehen“, grinste Ginny und sah sich schon im Bikini mit Harry durch die Wellen tollen. Harry, dem dieses Bild auch gerade durch den Kopf ging, musste verstohlen grinsen. „Harry, du hast einen Sitz im Gamot! Das heißt, du hast ein Mitbestimmungsrecht bei Verhandlungen und bei wichtigen Gesetzen. Du könntest damit Kingsley bei der Umgestaltung des Ministeriums helfen.“, stellte Hermine nüchtern fest. „Ja, das könnte ich.“, sagte Harry nachdenklich und stellte sich Hermine in einem Bikini vor. Erstaunt stellte er fest, dass sie noch nie gemeinsam im See gebadet hatten und er nicht einmal wusste, ob sie eher Bikinis oder Badeanzüge trug. Bei Ginny war er sich ziemlich sicher, dass sie Zweiteiler bevorzog. Sie war schon immer der eher frechere und freizügigere Typ. Bei Hermine war er sich da nicht so sicher. „Und Einemillionzweihunderttausend Galleonen!“, hauchte Ginny ehrfürchtig und riss Harry damit aus seinen Gedanken, „Das ist verdammt viel Geld, Harry.“ „Ich mach mir nichts aus Geld. Ich geb was deinen Eltern und deinen Brüdern, damit sie sich ein schönes Leben machen können.“, sagte Harry leicht gereizt. „Das ist nett von dir, Harry. Aber Mum und Dad werden das sicher nicht annehmen“, erwiderte Ginny sanft. Harry grinste. „Sie werden gar nicht die Möglichkeit haben, es abzulehnen. Ich werde sie vor vollendete Tatsachen stellen.“ Ginny kicherte und gab ihm einen sanften Kuss. Hermine war aufgestanden und besah sich die Briefe des Gamots. Sie keuchte auf: „Harry! Hier sind die Anhörungsunterlagen zu allen damaligen Todesserverhandlungen!“ Harry stöhnte. „Damit will ich nichts zu tun haben, Mine. Komm bitte wieder her.“ Sie setzte sich wieder und sah Harry mit schuldbewusster Miene an. Er erwischte sich dabei, wie er sie beim Näherkommen beobachtete und versuchte zu ergründen, wie sie wohl in Badeanzug oder Bikini aussehen würde. Harry drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen und wandte sich dann an den Kobold neben dem Tisch mit den Truhen: „Würden sie bitte Sagnor Bescheid geben, dass wir gerne fortfahren würden?“ Der angesprochene Kobold verbeugte sich und ging in das Büro des Chefkobolds. Einen Moment später kam er, gefolgt von Sagnor zurück. „Nun, Mister Potter? Haben sie den Schock über ihr Erbe gut überstanden?“ Harry nickte und sagte: „Das habe ich. Könnten wir nun bitte fortfahren?“ „Natürlich, Mister Potter. Auch hier möchte ich sie vorwarnen. Die Familie ihres Vaters war noch etwas einflussreicher als die ihres Paten.“ Er nahm nun die dritte und größte Rolle zur Hand und las geschäftstüchtig vor: „Die Aufstellung des Erbes aus den Hinterlassenschaften von James Potter und Lily Potter, geborene Evans, an Harry James Potter.“ Harry griff wieder nach den Händen der Mädchen. Diese schlossen seine jeweilige Hand fest in ihre, obwohl sie sich bewusst waren, dass dies wieder eine schmerzende Hand bedeuten könnte. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besitzt die Familie Potter drei Hochsicherheitsverliese. Zwei davon beinhalten Gold von momentan etwa Zweieinhalb Millionen Galleonen.“ Harry keuchte auf. „Das andere ist ein Wertsachenverlies. Wenn sie wünschen, können sie ihre Verliese übrigens gleich im Anschluss besuchen.“ Harry nickte. Der Kloß in seinem Hals wurde immer größer. Der Kobold fuhr fort, ohne auf die erbleichten Gesichter von Ginny, Hermine und Harry zu achten. „Natürlich erhalten sie das Haus in Godric's Hollow, Potter Manor. Wie ich erfuhr, haben sie bereits eine Hauselfe damit beauftragt eine Aufnahme der Schäden zu machen. Ich kann also davon ausgehen, dass sie das Haus ihrer Vorfahren wieder aufbauen wollen?“ Harry nickte erneut und wieder fuhr der Kobold ohne Rührung fort: „Ihre Familie trägt schon seit vielen Jahren den Titel 'Earl of Godric's Hollow'. Dieser steht im Adelsrang höher als der 'Duke of Helston'. Des Weiteren erben sie eine kleine Insel mit dem Namen 'Isla la Fortuna' in der Karibik. Auf dieser befinden sich ein schönes Ferienhaus, sowie zwei Gästehäuser. Die Hauselfenfamilie dort wurde bereits informiert, dass wohl demnächst ihr neuer Herr ankommen wird.“ Hier unterbrach der Kobold seine Ausführungen und beugte sich unter den Tisch. Harry war tatsächlich bei der Ankündigung, er besitze eine Insel in der Karibik vom Stuhl gefallen. Ginny und Hermine sahen aus als hätte sie der Schlag getroffen. Sie rührten sich nicht und starrten mit offenem Mund auf die Stelle, wo eben noch Sagnors Kopf gewesen war. „Geht es ihnen gut, Mister Potter?“ „Ja, Sagnor. Mir geht es gut. Es war nur der Schock. Das ist alles ziemlich viel auf einmal“, antwortete Harry und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Er stupste Ginny und Hermine an, die daraufhin aus ihrer Trance erwachten und Harry anstarrten. „Danke für die Hilfe“, sagte er sarkastisch. Sie sahen ihn schuldbewusst an und küssten ihn zur Versöhnung auf die Wange. „Nun, Mister Potter. Das war noch nicht die letzte Überraschung für heute. Da kommen noch ein paar auf sie zu“, sagte Sagnor mit einem hinterlistigen Grinsen. Dieses Mal nahmen die Mädchen seine Hände aus eigenem Antrieb in die ihren. Sie wollten Harry auf jeden Fall beistehen. Harry versuchte, seinen Kloß im Hals herunterzuschlucken und krächzte dann: „Fahren sie bitte fort, Sagnor.“ Der Kobold nickte. „Wie auch die Familie Black besitzt die Familie Potter einen Sitz im Zaubergamot. Dies ist laut meines Wissensstandes das erste Mal in der Geschichte, dass zwei Sitze auf einer Person vereint werden. Ob sie dann auch zwei Stimmen haben, kann ich ihnen leider nicht sagen. Das wird ihnen sicher der Leiter des Gamots erläutern. Allerdings hat die Familie Potter etwas, das die Blacks nie hatten. Und zwar einen Sitz im Schulbeirat von Hogwarts. Dieses Gremium besteht aus zwölf Personen und hat gewisse Machbefugnisse, Hogwarts betreffend. In den zwei verbliebenen Truhen auf dem Nebentisch finden sie die gesamte Korrespondenz des Schulbeirates und die des Gamots an sie.“ Er griff in eine Tasche seiner Uniform und zog einen Brief heraus. Er reichte ihn an Harry weiter. „Dieser Brief ist gerade gekommen, als ich sie kurz allein gelassen hatte. Er enthält eine Einladung zur Versammlung der Schulbeiräte für heute Abend um acht Uhr. Grund ist offenbar die Einstellung eines neuen Lehrers. Normalerweise darf der Schulleiter diese einstellen ohne die Räte zu befragen, doch scheinbar gibt es bei diesem ein Problem. Alles weitere wird ihnen Professor McGonagall heute Abend erläutern.“ Harry lachte. „Das hat Kingsley also gemeint, dass ich mich nachher nicht ausruhen kann. Er wusste, dass ich einen Sitz im Schulbeirat habe und heute Abend eine Sitzung sein wird. Dieses Schlitzohr.“ Hermine sah ihn verblüfft an und fragte verwirrt: „Sie will jetzt schon einen neuen Lehrer einstellen? Das Schuljahr ist doch noch gar nicht vorbei.“ „Ist doch klar! Wir brauchen schnell neue Lehrer in Verteidigung und Muggelkunde. Die alten waren ja Todesser“, antwortete Ginny gelassen. „Aber das bringt doch eh nichts mehr. Das Schuljahr ist gelaufen“, erwiderte Hermine. „Ich denke, ihr werdet wie alle anderen Schüler bis morgen Abend auf die Erklärung warten müssen“, sagte Harry mit einem gemeinen Grinsen auf dem Gesicht. „Du Schuft!“, sagte Ginny gespielt böse und er fing sich von beiden Mädchen je einen Knuff in die Rippen ein. „Du wirst uns heute Abend schön alles erzählen, sonst schlafen wir ohne dich!“, drohte Hermine. „Ist ja gut. Ihr habt mich überzeugt. Ihr dürft es schon heute Abend erfahren. Ich kann doch nicht zulassen, dass ihr heute Abend einsam seid“, sagte er besänftigend und küsste beide kurz auf den Mund. Sagnor sah dem teilnahmslos zu und fragte dann leicht gereizt: „Kann ich jetzt bitte fortfahren?“ „Natürlich, Sagnor“, antwortete Harry in ruhigem Tonfall. „Danke. Die Aufstellung ihres Erbes wäre nun abgeschlossen. Ich muss sie erneut fragen: Nehmen sie das Erbe von James Potter und Lily Potter, geborene Evans, an?“ Harry nickte und antwortete heiser: „Ja, ich nehme das Erbe an.“ „Sehr gut. Ich bräuchte nun noch ihre Unterschrift und dann sind sie rechtmäßiger Eigentümer ihres Erbes.“ Sagnor reichte ihm alle drei Rollen, eine Feder und Tinte. Harry setzte unter alles seinen Namen. Jedes Mal nachdem er den letzten Bogen vollendet hatte, leuchtete das Pergament kurz rotgolden auf. „Sehr gut, Mister Potter. Das wäre dann erledigt. Ich muss ihnen allerdings noch etwas übergeben.“ Mit diesen Worten zog er drei Ringe aus der Tasche. Zwei davon waren identisch. Sie waren fein gearbeitete silberne Ringe, in die ein Z eingraviert war. „Diese Ringe weisen sie als Mitglied des Zaubergamots aus“, erklärte der Kobold, „Sobald eine Sitzung einberufen wird, erwärmen sie sich leicht und auf ihnen erscheint dann Datum und Uhrzeit des Treffens. Eine Stunde vor Beginn leuchten sie grün auf, eine halbe Stunde davor Gelb und ab zehn Minuten Rot. Während dieser Stunde brauchen sie den Ring nur mit ihrem Zauberstab zu berühren und die Formel 'Portus' sagen und der Ring verwandelt sich in einen Portschlüssel. Nach zehn Sekunden bringt dieser dann alle die ihn berühren an den Ort der Versammlung.“ Er reichte Harry die zwei Ringe. „Sie sind verpflichtet, einen von ihnen immer am Finger zu tragen. Was sie mit dem anderen machen, bleibt vorerst ihnen überlassen, doch ich rate ihnen auch diesen zu tragen. Die Gefahr, dass er missbraucht werden könnte ist zu groß. Sie müssen wissen, dass sie die Ringe nur aus freiem Willen abnehmen können. Werden sie gezwungen, stehen unter dem Imperiusfluch oder ein anderer versucht sie zu entfernen, dann ist es unmöglich. Zusätzlich sind diese Ringe mit Schutzzaubern ausgestattet die sich aktivieren, sollten sie einmal angegriffen werden.“ Harry nickte und steckte sich je einen Ring an die Mittelfinger. Sie passten sich magisch der Größe seiner Finger an. „Steht dir“, flüsterte ihm Ginny ins Ohr. Harry grinste und wandte sich an Sagnor: „Und was ist mit dem dritten Ring?“ Der Kobold reichte ihm den Ring und erklärte: „Dieser Ring weist sie als Mitglied des Schulbeirates aus. Er hat die gleichen magischen Eigenschaften wie die des Gamots. Auch bei diesem Ring sind sie verpflichtet, ihn ständig zu tragen.“ Harry, Ginny und Hermine begutachteten den Ring genauer. Er schimmerte abwechselnd in den Farben der Häuser- Scharlachrot und Gold für Gryffindor, Blau und Bronze für Ravenclaw, Schwarz und Gelb für Hufflepuff, Silber und Grün für Slytherin. Außerdem zierte ihn ein Siegel in Form des Wappens von Hogwarts. „Schick“, sagte Hermine. Harry steckte den Ring an den Zeigefinger seiner linken Hand. „Du trägst mehr Schmuck als ich, Harry“, kicherte Hermine. Ginny stimmte in das Kichern ein und sagte: „Ich hab auch nicht so viel Schmuck.“ „Ihr braucht auch keinen Schmuck. Ihr seid auch so unglaublich schön“, erwiderte er lächelnd. Sie schwiegen geschmeichelt und wurden zart rot im Gesicht.
Sagnor räusperte sich und sagte: „Das wäre dann alles, Mister Potter. Wünschen sie noch ihre Verliese zu besuchen?“ Harry sah zu seinen Mädels, die beide lebhaft nickten. Er seufzte. „Ich bitte darum, Sagnor.“
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