von Caine
„Potter!“, zischte eine nur zu vertraute Stimme hinter Harrys Rücken. Ein Blick in Rons Gesicht zeigte ihm, dass er bei der Identifizierung der Stimme richtig lag.
„Was gibts, Malfoy?“, fragte er ohne sich umzusehen. „Ich will meinen Zauberstab zurück!“, zischte Malfoy. Nun drehte Harry sich langsam um. „Und was, wenn ich ihn dir nicht gebe?“, fragte er gelassen. Malfoy starrte ihn durchdringend an, sagte aber nichts. „Du hast in der Schlacht nicht gekämpft, oder? Jedenfalls hab ich dich nicht gesehen.“ Malfoy schüttelte den Kopf. „Nein, das hab ich nicht. Wie auch, ohne Zauberstab?“
„Och- Es gibt Wege, wenn man will. Dean hat sich irgendwie einen erkämpft und hat den genommen“, sagte Harry und deutete auf besagten Gryffindor. Dieser hob zur Bestätigung stolz den erbeuteten Stab empor. Harry wandte sich wieder an Malfoy. „Und wenn du einen gehabt hättest, auf welcher Seite hättest du gekämpft?“, fragte er ihn direkt. „Auf der richtigen“, antwortete Malfoy nach langem Zögern. „Deine oder meine richtige, Malfoy?“, führte Harry das Verhör fort. Ihr Gespräch wurde mittlerweile von der ganzen Halle belauscht und die Blicke huschten zwischen Malfoy und Harry hin und her. Wieder zögerte Malfoy, sagte dann aber: „UNSERE richtige.“ Ein Raunen ging durch die Menge. Harry freute sich innerlich, hielt aber die gleichgültige Fassade aufrecht: „Und was ist unsere Seite?“ Man sah Malfoy an, dass er mit sich selbst rang. In ihm arbeitete es wie einst in Dudley. Jahrelang hatte seine Familie Voldemort ergeben gedient, doch in den letzten Monaten und Jahren hatte sich dies geändert. Er war nicht mehr der ergebene Diener von einst. „Die, die den dunklen Lord vernichten wollte“, murmelte er gequält. „Verzeihung, Malfoy. Ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden. Würdest du das bitte noch mal wiederholen?“, fragte Harry. „Ich hätte auf der Seite der Verteidiger gekämpft! Ich wollte schon seit langem nicht mehr dem Dunklen Lord dienen. Er hat mich und meine Eltern immer mit dem Tode bedroht. Wir haben schon seit über einem Jahr nicht mehr für ihn kämpfen wollen“, sagte er mit nun festerer und lauterer Stimme. Erneut ging ein aufgeregtes Flüstern durch die Menge. Harry betrachtete Malfoy genau. „Haben dir deine Eltern irgendetwas darüber erzählt, was im Wald geschehen ist, Malfoy?“
„Nein, haben sie nicht. Sie wurden gleich nach der Siegesfeier von Auroren abgeführt“, erwiderte Malfoy traurig.
„Das tut mir leid“, sagte Harry ehrlich. Malfoy sowie alle anderen sahen Harry erstaunt an. „Deine Mutter hat ihr Leben riskiert, um mir zu helfen. Sie hat sich auf meine Seite gestellt, als Voldemort noch lebte. Ich werde versuchen, dafür zu sorgen, dass sie freikommt. Aber für deinen Vater kann ich nichts machen. Er wird seine gerechte Strafe erhalten. Genauso wie du“, fuhr er fort. Nun sah Malfoy Harry mit schreckensstarrem Blick an. Harry konnte auch etwas Furcht darin sehen. „Allerdings hast du mir auch geholfen, als wir von den Greifern zu euch gebracht wurden, wenn auch nicht besonders wirksam. Ich denke, dass du mit einer verhältnismäßig milden Strafe rechnen kannst.“ Harry stand auf und reichte Malfoy die Hand. „Frieden?“ Malfoy starrte auf die ihm dargebotene Hand. „Was zum-?“, setzte er an. „Ich will die alten Feindschaften begraben und neu anfangen. Erinnerst du dich, wie du mir deine Hand auf unserer ersten Fahrt nach Hogwarts angeboten hast? Es hat zwar fast sieben Jahre gedauert, aber jetzt biete ich dir meine an. Frieden, Draco?“ Etwas zögerlich nahm Malfoy Harrys Hand und schüttelte diese. „Frieden, Harry.“ „Und jetzt gehen wir und holen deinen Zauberstab“, sagte Harry und ging Draco voran aus der großen Halle.
Als sie die Tür erreichten, fing ein ohrenbetäubendes Schnattern in der Halle an. Harry stöhnte auf. „Ich weiß schon, was morgen auf der Titelseite steht.“
„Harry Potter versöhnt sich mit langjährigem Todfeind. Tolle Schlagzeile“, feixte Draco.
„So, sind wir das? Versöhnt?“, fragte Harry ernst.
„Also ich habe es zumindest so empfunden“, erwiderte Malfoy.
„Dann wird es wohl so sein“, sagte Harry und lächelte.
„Sag mal, wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte Draco, nachdem Harry ihn nun schon durch den zweiten Geheimgang führte den er nicht kannte.
„In den Gryffindorturm. Ich hab deinen Stab in meinem Schlafsaal.“ Malfoy erstarrte. „Ich kann doch nicht in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gehen!“
„Warum nicht?“
„Weil- weil- Das geht einfach nicht! Ich bin ein Slytherin, verdammt nochmal!“ Harry lachte auf.
„Erinnerst du dich an das Lied des sprechenden Hutes im fünften Jahr?“ Malfoy dachte angestrengt nach und sagte dann langsam: „Ich glaube er hat irgendwas gefaselt von wegen die vier Häuser sollen zusammenarbeiten.“
„Genau. Und die verhasstesten Häuser sind Gryffindor und Slytherin. Wenn wir zwei uns nun nicht mehr an die Gurgel gehen und als positive Beispiele vorausgehen, dann können wir das auch schaffen. Also was ist nun? Kommst du mit oder soll ich deinen Zauberstab behalten?“ Malfoy nickte und sie gingen weiter die geheime Treppe hinauf. Harry hatte auch nach einem Jahr Abwesenheit nicht vergessen, wo die Trickstufen waren. Er übersprang sie immer noch im Schlaf. Auf einmal hörte er hinter sich einen Schrei. Er drehte sich um und musste lachen. Draco war mit einem Bein in genau der Stufe versunken, die Neville immer zu überspringen vergaß. „Hilfst du mir bitte raus, Harry?“
„Klar doch. Weißt du, dass Neville auch immer genau diese Stufe trifft?“, kicherte Harry, während er Malfoy herauszog.
„Heißt das, du vergleichst mich mit Longbottom?“, zischte Draco.
„Ja, das tu ich. Und falls es dir nicht aufgefallen sein sollte: Ohne Neville hätten wir nicht gewinnen können. Nur dadurch, dass er Nagini den Kopf abgeschlagen hat konnten wir gewinnen.“ Malfoy sah ihn entgeistert an. „Was hat die Schlange mit seinem Tod zu tun?“
Harry seufzte. „Das erklär ich dir jetzt nicht. Das ist eine lange Geschichte, aber spätestens am Freitag wirst du es wissen, denke ich.“ Mittlerweile waren sie am Porträt der fetten Dame angelangt. Sie beäugte Draco misstrauisch. Harry nannte das Passwort, das er kurz vorher am Gryffindortisch erfahren hatte. Sie schwang beiseite. Malfoy starrte durch das Loch und folgte Harry hinein. Er sah sich mit offenem Mund um. Einige Gryffindors, die scheinbar noch nicht in der großen Halle gewesen waren, starrten ihn mit unverhohlenem Abscheu an und beäugten Harry misstrauisch.
„Ihr habts hier ja richtig schick, Harry.“
„Ja, man kann damit leben“, erwiderte Harry grinsend, „Du wartest hier und ich hol deinen Stab, ja?“ Malfoy nickte und sah sich weiter um. Harry ging in seinen Schlafsaal und wühlte in seinem Nachtschrank nach dem Stab. Er brachte ihn nach unten und übergab ihn an Draco.
„Danke“, murmelte dieser und steckte ihn in die Tasche. Sie gingen wieder nach unten. Nach einer Weile wandte sich Malfoy an Harry: „Ihr habt wirklich einen schönen Gemeinschaftsraum. Unserer ist nicht so toll.“
„Ich weiß“, erwiderte dieser und musste über Malfoys verdutztes Gesicht lachen. „Wir waren im zweiten Jahr bei euch. Wir hatten mit Vielsafttrank die Gestalten von Crabbe und Goyle angenommen und haben dich über die Kammer des Schreckens ausgefragt. Mir würde es dort nicht gefallen. Viel zu grün“, erklärte Harry. Malfoy starrte Harry noch eine Weile an und murmelte dann nur: „Starkes Stück!“
Kurz vor der Halle wurden sie von McGonagall aufgehalten: „Lord Potter! Könnte ich sie kurz sprechen?“
„Natürlich, Professor. Aber lassen sie bitte den Lord weg. Ich bin immer noch Harry.“
„Tut mir leid, Potter. Aber das darf ich nicht. Es ist in Hogwarts nun einmal so, dass die Schüler mit ihrem Nachnamen angesprochen werden und mit Miss oder Mister. Da sie aber nun ein Lord sind ist dies auch die Anrede für sie. Würden sie mir nun bitte folgen?“
„Gut, Professor.“ Er verabschiedete sich von Malfoy und folgte McGonagall in das Schulleiterbüro.
Sie bedeutete ihm sich zu setzen und setzte sich selbst hinter den Schreibtisch. Sie sah ihn mit ihrem forschen Blick an. „Nun, Harry. Warum ich mit ihnen sprechen wollte-“
„Verzeihung, Professor?“, unterbrach er sie verwirrt, „Gerade eben haben sie mir noch erklärt, dass ich mit Lord Potter angesprochen werde und nun nennen sie mich wieder Harry. Das verstehe ich nun echt nicht.“ McGonagall zeigte ein bei ihr seltenes Lächeln und erklärte: „Das ist ganz einfach, Harry. Jetzt sitzen sich hier zwei Lehrer gegenüber und vorhin waren wir in Anwesenheit eines Schülers. Unter uns Lehrern ist es durchaus üblich, sich mit dem Vornamen anzusprechen, wenn man unter sich ist. Nur in Anwesenheit eines Schülers ist das anders.“
„Ich verstehe. Danke, Professor.“
„Wenn sie mich verstanden haben, Harry, dann nennen sie mich nicht mehr Professor, wenn wir alleine sind. Ich bin dann Minerva für sie.“
„Oh. Danke, Minerva.“
„Na bitte, geht doch. Weshalb ich sie hergebeten habe ist folgendes. Erst möchte ich ihnen wieder einmal gratulieren. Dass sie sich mit Mister Malfoy ausgesöhnt haben, ist wirklich ein Vorbild für die gesamte Zaubererschaft.“
„Habe ich das richtig gehört?“, fragte Dumbledore, der gerade in sein Porträt gehuscht war, „Du hast dich mit Mister Malfoy versöhnt, Harry?“
„Ja, das kann man so sagen, Professor.“
„Für dich Albus, mein lieber. Das ist wunderbar, Harry. Wirklich. Ich wusste schon in der Nacht meines Todes, dass Mister Malfoy in seinem Innern ein guter Mensch ist. Erinnerst du dich, Harry?“
„Ja, das tu ich. Und ich werde zu seinen Gunsten aussagen.“
„Wunderbar, Harry. Du bist wirklich ein großer Zauberer und ein noch größerer Mensch. Ich bin stolz auf dich. Ihr entschuldigt mich bitte? Ich habe noch etwas zu erledigen.“
„Natürlich. Auf Wiedersehen, Albus“, schloss Harry die Unterhaltung.
„Weswegen ich sie eigentlich hergebeten habe, ist die Tatsache, dass die Lehrer morgen um zehn Uhr eine Versammlung haben werden, bei der sie, Miss Granger und der neue Muggelkundelehrer vorgestellt werden. Außerdem werden wir das weitere Vorgehen besprechen. Kann ich davon ausgehen, dass sie pünktlich im Lehrerzimmer erscheinen werden?“, fuhr McGonagall fort.
„Natürlich, Minerva.“
„Sehr gut. Ich werde dann heute Abend die Ankündigung bezüglich der Prüfungen machen und werde die Frist bis Freitagabend acht Uhr setzen. Wir werden dann am Samstag erneut um zehn Uhr eine Versammlung abhalten und das weitere Vorgehen beraten. Sind sie damit einverstanden, Harry?“ Er nickte zur Bestätigung. Ihm fiel gerade etwas auf und er sah sich aufmerksam im Büro um.
„Minerva? Wo ist das Porträt von Professor Snape?“
„Es gibt keins. Wie kommen sie auf die Idee, dass hier eins hängen sollte?“, erwiderte sie barsch.
„Könnten sie bitte das Denkarium holen?“ McGonagall wunderte sich zwar über diese Bitte, erfüllte sie aber dennoch. Harry zeigte ihr Snapes Erinnerung. Als sie wieder aus diesen auftauchte war sie ganz durch den Wind.
„Snape war auf unserer Seite? Und er hat ihre Mutter geliebt?“
„Sieht so aus, Minerva. Verstehen sie jetzt, warum ich nach dem Porträt gefragt habe?“
„Ja, Harry. Aber ich kann da nichts machen. Nur der Zaubereiminister kann die Erlaubnis erteilen, dass ein zusätzliches Porträt hier aufgehängt wird.“
„Das trifft sich gut. Ich wollte heute sowieso noch zu Kingsley. Könnte ich bitte ihren Kamin benutzen?“ McGonagall erlaubte es und Harry ging hinüber, kniete sich hinein und kündigte sich erst einmal an. Kingsley war bereit, ihn zu empfangen. Harry fischte Snapes Erinnerungen aus dem Denkarium und füllte sie in eine heraufbeschworene Flasche.
„Ach- Minerva?“
„Ja, Harry?“
„Wäre es möglich, Professor Snapes Leichnam aus der heulenden Hütte zu holen?“
„Natürlich. Ich werde mich gleich darum kümmern.“
Er verabschiedete sich von McGonagall und flohte ins Ministerium.
Kingsley erwartete ihn bereits. „Guten Tag, Harry. Bitte setz dich doch. Tee?“, begrüßte er Harry und bot ihm einen Sessel an. Harry nahm den Tee dankend an. Kingsley selbst setzte sich, ebenfalls mit einem Tee, Harry gegenüber. „Was kann ich für dich tun?“
„Ich denke, das wichtigste ist erstmal die Pressekonferenz. Ich habe mich entschlossen, eine zu geben. Wäre es möglich, sie am Freitag in Hogwarts abzuhalten? Dann könnten die Schüler dabei sein und es würde noch in die Samstagsausgabe des Tagespropheten kommen.“
Kingsley dachte kurz nach. „Das dürfte gehen. Ich werde mich mit Minerva beratschlagen und dann eine Erklärung an die Presse herausgeben. Bist du dir sicher, dass du dir das zutraust, Harry? Die Presseleute können manchmal schon sehr komische Fragen stellen“, entgegnete Kingsley. „Ich denke schon. Dann hab ich es wenigstens hinter mir. In den Wochen danach hab ich keine Zeit mehr dafür.“ Kingsley grinste. „Ja, das hab ich schon gehört. Du wirst unterrichten, nicht wahr?“
„Woher weißt du das? Das Treffen war geheim“, entgegnete Harry verblüfft.
„Der Minister hat seine Ohren überall“, sagte Kingsley und feixte über Harrys fassungsloses Gesicht. „Nein, Spaß beiseite. Ich habe mit Minerva gesprochen und sie hat das erwähnt.“
„Gut. Zu meinem zweiten Anliegen. Wäre es möglich, von Professor Snape auch ein Porträt im Büro des Schulleiters aufzuhängen?“, fragte Harry gerade heraus. Kingsley sah ihn entgeistert an. „Warum sollte das Porträt eines Todessers dort aufgehängt werden?“, fragte er skeptisch.
„Hast du ein Denkarium da? Dann könnte ich es dir zeigen.“ Kingsley holte ein kleines Denkarium aus seinem Schreibtisch und Harry zeigte ihm Snapes Erinnerungen. Als Kingsley wieder aus den Gedanken auftauchte, war ihm der Schock ins Gesicht geschrieben. „Verstehst du jetzt, warum ich ein Bild von Snape im Büro haben will? Er hat es einfach verdient“, sagte Harry sachte.
„Natürlich, Harry. Aber das wird einiges an Überzeugungsarbeit kosten. Darf ich eine Kopie dieser Erinnerungen anfertigen?“, fragte Kingsley.
„Geht das?“ „Klar, wenn man weiß wie“, feixte Kingsley. „Dann mach. Aber bitte behandle die Erinnerungen vertraulich. Ich will nicht, dass sie in die falschen Hände geraten.“
„Natürlich, Harry. Ich werde mich darum kümmern. Gibt es noch etwas?“, fragte Kingsley, nachdem er die Erinnerungen dupliziert und Harry die volle Flasche zurückgegeben hatte.
„Nun, da gibt es tatsächlich noch etwas-“, druckste Harry verlegen rum.
„Nur raus mit der Sprache! Ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen“, sagte Kingsley lächelnd.
„Nun- Ich habe die Apparierprüfung noch nicht abgelegt und während wir unterwegs waren-“ „-bist du öfters unerlaubt appariert und du möchtest wissen, ob du die Prüfung jetzt ablegen könntest, ja?“, vollendete Kingsley den Satz. Harry nickte verlegen. „Das dürfte gehen. Ich schick der Abteilung für magisches Transportwesen eine Nachricht. In Ordnung?“, sagte Kingsley und setzte bereits das Memo auf. „Danke, Kingsley. Das wäre toll“, bedankte Harry sich. Nachdem Kingsley das Memo abgeschickt hatte, setzte er sich wieder.
„Da wäre noch etwas, Kingsley. Gibt es eine Spur von Florean Fortescue? Sein Eissalon steht immer noch leer.“ Kingsley seufzte. „Nein. Wir haben keine Spur. Da er aber nachweislich von Todessern entführt wurde, ist er für tot erklärt worden. Und da er weder leibliche Verwandte noch ein Testament hinterlassen hat, gehört sein Eissalon jetzt dem Ministerium. Eigentlich schade drum. Bei ihm gab es immer das beste Eis von ganz Britannien“, schwelgte Kingsley in Erinnerungen. „Und was wird jetzt aus dem Laden?“, fragte Harry begierig.
„Vorerst nichts. Vielleicht findet sich ja jemand, der ihn kaufen will. Das Ministerium darf ihn nicht betreiben.“, seufzte Kingsley. „Egal wieviel, ich kauf ihn“, sagte Harry aus einem Gefühl heraus. Kingsley sah ihn mit großen Augen an. „Bist du dir sicher, Harry? Du hast dafür doch keine Zeit.“ Harry winkte ab. „Ich will ihn ja auch gar nicht selbst betreiben. Ich kaufe ihn und stelle jemanden ein, der das dann macht. Geld hab ich ja dank meinen Eltern und meinem Paten genug. Also spielt der Preis keine Rolle.“ Dann grinste er und fügte mit erhobenem Finger hinzu: „Aber bescheißen lass ich mich trotzdem nicht!“
„Wenn du dir sicher bist, dann werde ich die entsprechenden Schritte einleiten.“
„Ja, ich bin mir sicher. Danke, Kingsley.“ Ein Memo flatterte herein und Kingsley öffnete es.
„Sehr gut. Mister Twycross erwartet dich im Appariertestzentrum im sechsten Stock.“ Sie standen auf. „Viel Glück, Harry“, verabschiedete sich Kingsley. „Danke, Kingsley.“
Harry begab sich in das Appariertestzentrum und bestand mit Auszeichnung. Wilkie Twycross war vollauf begeistert von seiner Leistung und wollte ihn gleich auf ein Gläschen Feuerwhiskey in den Tropfenden Kessel einladen, doch Harry lehnte ab. Er begab sich in die Eingangshalle und apparierte von dort, zum ersten Mal mit Erlaubnis, nach Hogsmeade.
Er machte sich auf den Weg hinauf nach Hogwarts. Schon von weitem konnte er eine richtige kleine Zeltstadt erkennen. Das mussten die Reporter sein, vor denen McGonagall ihn tags zuvor gewarnt hatte. Er zog den Tarnumhang hervor und verbarg sich darunter. So geschützt konnte er ohne Probleme durch das von den geflügelten Ebern bewachte Tor, welches von 2 Auroren bewacht war, gelangen. Als er sicher war, dass ihn keiner vom Tor aus sehen konnte, zog er den Umhang wieder vom Kopf. Vor dem Schloss sah er einige Leute auf dem Gras herumlaufen. Als er näherkam erkannte er, dass sie mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren. Er schritt auf das Eingangsportal zu und bemerkte einen weißblonden Haarschopf unter den Arbeitern. Er blieb stehen und sah Malfoy zu, wie er einige herausgesprengte Mauerstücke wieder einfügte. Als dieser sich mit dem Ärmel über das Gesicht wischte, erkannte er Harry und ging auf ihn zu. „Hallo, Harry.“
„Hi, Draco. Gibst dir ja ganz schön Mühe.“
„Ja, irgendjemand muss ja die Ehre des Hauses Slytherin wieder herstellen“, erwiderte dieser schief grinsend. Harry nickte. „Das ist immerhin ein Anfang.“
„Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte- Einige Slytherins waren zurückgekehrt und haben auf deiner Seite gekämpft während der Schlacht. Die haben den Anfang gemacht, ich führe das jetzt nur weiter.“ Harry nickte. „Dann noch viel Erfolg, Draco“, verabschiedete er sich und ging in die große Halle. Er war einige Zeit weggewesen und jetzt bogen sich die Tische bereits unter dem Mittagessen. Er entdeckte einige rote Haarschöpfe am Gryffindortisch und lief auf diese zu. Als er ankam, blickten Ginny und Hermine auf. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern behagte ihm nicht. Nein, überhaupt nicht. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Offenbar waren sie wegen irgendetwas sauer auf ihn. Ehe er über weiteres nachdenken konnte, wurde er von Ginny angewiesen sich zu setzen. Dann fragte sie ihn mit bedrohlichem Unterton: „Wo in Merlins Namen hast du gesteckt?“ Harry sah sie verdutzt an. „Wieso?“
„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Harry!“, stieg jetzt auch Hermine mit ein, „Du bist mit Malfoy verschwunden und er kam allein zurück! Und er hat behauptet, du seiest aufgehalten worden.“
„Und ihr habt ihm nicht geglaubt, oder?“, seufzte Harry.
„Natürlich nicht. Wir verzeihen nicht ganz so schnell wie du, Harry“, nahm ihn Ginny jetzt ins Kreuzverhör.
„Ich bin tatsächlich aufgehalten worden. Minerva hat mich in ihr Büro gebeten“, erklärte Harry.
„Was wollte sie?“, fragte Hermine interessiert. Ihre Wut auf ihn war offenbar verraucht.
„Sie bittet uns zwei morgen um zehn ins Lehrerzimmer zu einer Besprechung.“
„Und warum hat das so lange gedauert?“, fragte Ginny immernoch etwas gereizt.
„Ich war danach noch im Ministerium, hab dort mit Kingsley gesprochen, Florean Fortescues Eissalon gekauft, dafür gesorgt dass Snape ein Porträt im Schulleiterbüro bekommt und ganz nebenbei meine Apparierprüfung absolviert“, erläuterte Harry grinsend. Er brach in schallendes Gelächter aus, als er in die dümmlichen Gesichter seiner Freundinnen sah. Mit so etwas hatten sie nun wirklich nicht gerechnet.
„Du hast den Eissalon von Florean Fortescue gekauft?“, fragte Ginny ungläubig.
„Jep“, antwortete Harry nur, während er sich Bratkartoffeln auf seinen Teller schaufelte.
„Und die Apparierprüfung bestanden?“, fragte Hermine genauso ungläubig.
„Klar. Ich hatte doch im letzten Jahr genug Training“, antwortete Harry und lud sich nun ein Steak auf.
„Und warum bei Merlins Unterhose hast du dafür gesorgt, dass Snape ein Porträt im Schulleiterbüro bekommt? Harry, er hat dich immer gehasst“, warf nun wieder Ginny ein.
„Ja, das hat er. Aber meine Mum nicht. Sie hat er geliebt. Weil Voldemort sie getötet hat, ist er auf unsere Seite gewechselt“, er zog das Fläschchen mit Snapes Erinnerung heraus, „Und hiermit kann ich das beweisen. Ich werds euch bei Gelegenheit mal zeigen. Versprochen.“ Sie sahen ihn noch immer fassungslos, an als Harry begann sein Mittagessen zu verspeisen. Ginny seufzte. „Mit dir macht man echt ganz schön was mit.“
Harry kaute aus und fragte dann die Mädchen: „Und was habt ihr so gemacht, während ich weg war?“
„Wir waren bei Madam Pomfrey“, antwortete Hermine mit einem kleinen Lächeln. Harry fiel die Gabel aus der Hand. „Ihr seid doch nicht etwa krank? Oder verletzt?“ „Nein, Harry. Wir haben uns nur etwas besorgt. Sozusagen zur Vorbeugung“, antwortete Ginny. Auch sie hatte ein Lächeln aufgesetzt. Dem konnte Harry einfach nicht widerstehen und so wandte er sich wieder seinem Essen zu.
Den Nachmittag verbrachten die drei damit, beim Aufräumen zu helfen. Man sah überall, dass es sehr viele fleißige Helfer gab. Die Wiederaufbauarbeiten gingen schneller vonstatten als McGonagall veranschlagt hatte. Wenn weiterhin so viele mithelfen würden, so wäre alles bereits am Donnerstag geschafft. Die Arbeiten wurden erst eingestellt, als es schon Zeit zum Abendessen war. Harry, Ginny und Hermine setzten sich an den Gryffindortisch zu den anderen Weasleys. Harry fiel auf, dass Mrs Weasley ihn genau beobachtete und ihm fiel ein, dass sie ja gar nichts mehr zu ihrer Dreiecksbeziehung gesagt hatte.
„Mrs Weasley. Ich kann ihnen versichern, dass ich nicht mit den zweien spiele. Ich liebe sie und würde ihnen nie weh tun“, wandte er sich direkt an sie. „Und wir lieben ihn auch, Mum. Stimmts, Mine?“, mischte sich Ginny ein. „Ja das stimmt, Mrs Weasley“, pflichtete ihr Hermine bei. Mrs Weasley beobachtete sie noch eine Weile und dann entspannte sich ihr Gesichtsausdruck. „Natürlich, Harry. Ich glaube dir. Aber mach mir die Mädchen nicht unglücklich, ja? Und nennt mich doch bitte in Zukunft Molly, Harry und Hermine."
„Danke, Molly“, sagte Harry.
In diesem Moment erhob sich McGonagall am Lehrertisch. Sie sah achtungheischend durch den Saal und alle Gespräche verstummten. „Werte Schüler, werte anwesende Freunde und Verwandte. Ich habe einige Ankündigungen zu machen. Zuerst einmal möchte ich mich bedanken für die Hilfe beim Wiederaufbau. So wie es momentan aussieht werden wir wohl vermutlich Donnerstag fertig werden. Und das ist auch nötig, denn am Freitag wird hier in Hogwarts eine große Veranstaltung stattfinden. Es werden sich vermutlich sehr viele Menschen hier einfinden, darunter auch viele Ausländer. Auch Schüler und andere Interessierte sind herzlich eingeladen. Sie fragen sich natürlich, was das für eine Veranstaltung ist. Nun- der Zaubereiminister hat sich mit Lord Potter abgesprochen und gemeinsam haben sie sich dazu entschieden, diesen Freitag eine Pressekonferenz hier in Hogwarts abzuhalten, in der Lord Potter ihren Fragen Rede und Antwort stehen wird.“ Viele Köpfe in der Halle drehten sich zu Harry um. Er fand plötzlich die Maserung des Gryffindortisches sehr interessant. „Dabei geht es vordergründig um die Ereignisse des letzten Jahres, die uns alle doch sehr interessieren.
Des Weiteren hatte ich eine Besprechung mit den Schulräten darüber, wie es mit Hogwarts weiter gehen soll. Wir haben uns dazu entschlossen, jedem Schüler die Möglichkeit zu geben dieses Schuljahr ohne Einschränkungen zu wiederholen.“ Beifall brandete auf. McGonagall gebot Ruhe und fuhr fort: „Der Hogwartsexpress wird am Sonntag abfahren. Vorher findet eine zentrale Gedenkfeier für die Gefallenen von Voldemorts Regime statt.“ Sie legte eine kurze Pause ein und fuhr dann fort: „Allerdings wird es auch die Möglichkeit geben, dieses Schuljahr mit den Prüfungen abzuschließen und nächstes Jahr in die nächsthöhere Klassenstufe aufzusteigen. Wenn sie dies wünschen, so können sie das bis Freitagabend um acht Uhr bei ihrem Hauslehrer verbindlich anmelden. Die Gryffindors können sich bei mir melden. Alle Dagebliebenen werden dann am Montag einen neuen Stundenplan erhalten. Dieser wird dann sehr stark gestrafft sein und es wird viel Arbeit auf sie zukommen. Die Entscheidung liegt bei ihnen. Wenn sie sich Sorgen machen wegen Verteidigung gegen die dunklen Künste und Muggelkunde- für überaus kompetente Lehrer ist gesorgt. Diese werden die entstandenen Defizite ausgleichen können. Ich wünsche ihnen eine Gute Nacht“, schloss McGonagall ihre Ansprache. Sofort setzte allgemeines Getuschel ein. Viele Schüler beratschlagten sich, ob sie ihr Jahr wiederholen sollten oder ob sie lieber die verlängerten Ferien genießen wollten. Ginny sagte bestimmt: „Ich mach die Prüfungen. Wie siehts bei dir aus, Ron?“
„Ich fahr nach Hause. Aber ich komm nächstes Schuljahr nicht wieder.“
„Warum nicht? Schulbildung ist wichtig. Was willst du ohne deine UTZ machen, Ron?“, ereiferte sich Hermine. Ron zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: „Ich hab George gefragt, ob ich ihm im Laden helfen kann. Er hat sich richtig gefreut und hat zugesagt.“
„Das ist toll, Ron.“, sagte Ginny ehrlich. Mrs Weasley schüttelte nur mit dem Kopf, sagte aber nichts dazu. Stattdessen wandte sie sich an Harry: „Harry, mein Lieber. Am Donnerstag um Elf findet Freds Beerdigung statt. Wir würden uns freuen, wenn du kommen würdest. Am Nachmittag um Drei ist auch die von Remus und Tonks.“ WAMM! Das hatte gesessen. Sofort war seine gute Laune wieder im Keller und schuldbewusst sah er Mrs Weasley an. „Ja, ich werde kommen“, nuschelte er. Mrs Weasley nickte und wandte sich dann wieder dem Gespräch mit ihrem Mann zu.
Ginny und Hermine standen auf und zogen Harry ebenfalls hoch. „Wir haben dir doch gestern was versprochen“, säuselte ihm Ginny ins Ohr. „Und das wollen wir jetzt wahr machen“, flüsterte Hermine ihm in das andere Ohr. Dann zogen sie den über beide Ohren strahlenden Harry aus der Halle und nach oben in den Jungenschlafsaal. Dieser Abend war für Harry um einiges schöner als der vorherige. Nach viel körperlicher Anstrengung fielen sie erschöpft in die Kissen, hauchten sich noch ein „Gute Nacht“ zu und glitten kurz darauf erschöpft in einen tiefen Schlaf voller schöner Träume.
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