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Fanfiction

Harry Potter und zwei Frauen - Beerdigungen

von Caine

„Kommt schon! Ihr müsst was essen!“, ereiferte sich Hermine.
Harry und Ginny saßen schlecht gelaunt und niedergeschlagen am Frühstückstisch.
„Ihr braucht Kraft für nachher!“, fuhr sie fort. Sie bearbeitete die zwei, doch selber hatte sie bisher auch kaum etwas angerührt.
Ginny sah sie nur niedergeschlagen an. „Laschma gut schein, Mine“, mampfte Ron, „Schie werdn schon wasch eschen, wenn schie wolln.“
Hermine rümpfte die Nase und fauchte: „Ich habe gesagt, du sollst mich nicht Mine nennen!“
„Schorry, Hermine!“ Sie warf ihm noch einen angewiderten Blick zu, wurde dann aber von der Ankunft der Posteulen abgelenkt. Ein Waldkauz landete vor ihr, mit dem Tagespropheten im Schnabel. Sie steckte die 5 Knuts in den Beutel am Bein und nahm ihm die Zeitung ab.
Sie warf einen Blick auf die Titelseite und schnaubte verächtlich.
Dies riss Harry aus seiner Lethargie. „Was schreiben sie denn?“, wollte er wissen.
„Rita hat uns scheinbar gestern verfolgt. Sie hat einen breiten Bericht geschrieben, dass du deinen Patensohn getroffen hast und dich wirklich toll um ihn gekümmert hast.“ Sie knallte den Propheten auf den Tisch. „Soll sie nur schreiben, so lange sie noch kann. Wenn das klappt, was ich vorhabe, dann war das ihr letzter Artikel.“ Sie versuchte ein Lächeln. Es misslang ihr grandios. Auch sie hatte Angst vor dem, was sie am heutigen Tage erleben würden, wie Harry und Ginny.
Stumme Tränen liefen Ginnys Wangen hinunter. Harry legte ihr tröstend den Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Auch ihm standen die Tränen in den Augen. „Ich bin für dich da, Ginny.“ Er wiegte sie leicht. „Wir sind für dich da“, korrigierte er sich. Hermine strich ihr sanft über den Rücken. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie tröstete man jemanden, dessen Bruder bei einer Schlacht gestorben war? Ron schien sich darüber keine Gedanken zu machen. Er schaufelte weiter das Frühstück in sich hinein. Hermine warf ihm böse Blicke zu. „Sag mal, berührt es dich überhaupt, dass nachher dein Bruder beerdigt wird?“, fauchte sie ihn an. Ron schluckte nun endlich einmal, bevor er sprach: „Natürlich. Allerdings brauche ich meine tägliche Energie. Mir tut es genauso weh wie euch.“
„Ehrlich!“, fügte er noch hinzu, denn Hermine hatte ihm einen höchst ungläubigen Blick entgegengeworfen.

„Wo wird Fred eigentlich begraben?“, fragte Harry mit belegter Stimme in die Runde. Er hielt Ginny immernoch im Arm. Sie selbst hatte an diesem Morgen noch kein Wort gesagt, doch jeder konnte ihr ansehen, wie sie sich fühlte. „Auf dem Friedhof in Ottery St. Catchpole natürlich“, antwortete Ron, „Wir sollten uns dann auch mal langsam auf den Weg machen. Mum wollte, dass wir schon um zehn da sind.“
Sie gingen nach oben in den Gryffindorturm. Harry entließ seine Löwinnen in den Mädchenschlafsaal, denn ihre Klamotten waren dort. Er warf Hermine noch einen Blick zu, der sagte sie solle sich um Ginny kümmern. Sie nickte ihm zu und geleitete Ginny nach oben.
Harry hatte Kreacher am Morgen beauftragt, für ihn festliche Kleidung zu besorgen, die man auf einer Beerdigung anziehen konnte. Sein Hauself hatte offenbar in den besonders edlen Gewändern des Hauses Black gesucht.
Auf seinem Bett lag ein nobel aussehender schwarzer Umhang mit goldenen Verzierungen am Rand. Sogar sein Familienwappen war darauf genäht. Kreacher hatte ihn also schon an Harry angepasst. Daneben lagen ein ordentlich gebügeltes und am Kragen gestärktes weißes Hemd nebst weißem Unterhemd, eine schwarze Stoffhose, schwarze Strümpfe und vor dem Bett standen auf Hochglanz polierte schwarze Schuhe.
Harry zog es alles an. Etwas unwohl fühlte er sich schon, als er den Umhang überzog. Er betrachtete sich im Spiegel und stellte fest, dass er gar nicht so übel war. Ron machte große Augen, als er Harry in dem Umhang sah, sagte aber nichts. Allein schon durch diesen Umhang strahlte Harry eine gewisse Würde und Macht aus, auch wenn Harry das eigentlich nicht wollte. Er befühlte den Stoff. Er war aus Kaschmirwolle, die Verzierungen aus Seide. Auch sein Wappen war aus hochwertiger Seide gefertigt worden. Nun gut, es musste sein. Er machte sich wieder auf den Weg nach unten und wartete gemeinsam mit Ron auf Ginny, Hermine und Lavender.
„Wann kommen die endlich? Wir sollten in fünf Minuten im Fuchsbau sein. Und bis zur Appariergrenze brauchen wir schon allein zehn“, fluchte Ron nach einem Blick auf seine Uhr.
„Mach dir keine Sorgen, Ron. Wenn sie es in den fünf Minuten schaffen, dann sind wir auch rechtzeitig im Fuchsbau“, versicherte ihm Harry. „Ach ja? Und wie, bitteschön, willst du das anstellen? Wir können nicht innerhalb von Hogwarts apparieren. Das hat uns Hermine die ganzen Jahre vorgebetet.“ „Das stimmt. Da hat Ron endlich einmal aufgepasst“, erklang eine Stimme vom Aufgang zu den Mädchenschlafsälen. Hermine kam gefolgt von Ginny und Lavender herunter. Sie alle trugen einfache schwarze Umhänge über ihren ebenfalls schwarzen normalen Kleidungsstücken. Ginny trug einen etwa knielangen, schwarzen Rock, Kniestrümpfe und darüber ein einfaches schwarzes T-Shirt. Hermine trug eine schwarze Hose mit schwarzem Shirt, ebenso wie Lavender. Sie hatten sich alle dezent geschminkt. Wenn es nicht so ein unschöner Anlass gewesen wäre, hätte Harry seine Löwinnen gleich überfallen. Sie sahen einfach umwerfend aus. „Aber ich denke, dass Harry eine andere Idee hat, wie wir dorthin kommen. Nicht wahr?“, fuhr Hermine fort, nachdem die Jungs ihre jeweiligen Freundinnen begrüßt hatten. Harry hatte gar nicht erst wieder den Arm von Ginny weggezogen. Sie standen immer noch eng umschlungen da. „Ja, Hermine. Das habe ich. Kreacher!“, rief er seinen Hauselfen. „Der Herr hat gerufen? Was kann Kreacher für ihn tun?“, fragte der Elf, nachdem er mit einem Plopp vor ihnen erschienen war. „Könntest du bitte Ron und Lavender in den Fuchsbau bringen, dann zurückkommen und uns dorthin bringen?“, bat Harry seinen alten Elfen. „Natürlich, Meister. Kreacher macht sich gleich auf den Weg.“ Und nach einer Verbeugung hielt er Ron und Lavender je eine Hand hin und apparierte mit ihnen zum Fuchsbau. „Wirklich schlau, Harry. Deinen Elfen zu benutzen, um aus Hogwarts rauszuapparieren. Gut nachgedacht“, lobte ihn Hermine. Kurz darauf kam Kreacher zurück und ergriff die Hände von Harry und Hermine. Ginny wurde immer noch von Harry im Arm gehalten.

Als Harry wieder atmen konnte und die Augen öffnete, sah er endlich wieder den Fuchsbau vor sich. Das letzte Mal, dass er ihn betreten hatte lag ein dreiviertel Jahr zurück. Und dann hatte er mit Ron und Hermine überstürzt fliehen müssen. Damals war er wegen eines freudigen Anlasses hierher gekommen. Dieses Mal wegen eines überaus unerfreulichen.
Harry ergriff Hermines Hand, schlang den Arm fester um Ginnys Taille und ging auf den Fuchsbau zu. Ginny hatte noch immer kein Wort gesagt. Hermine klopfte an die Tür und es war Mister Weasley, der öffnete.
„Ah, ihr seid es. Kommt rein, Kinder“, sagte er mit tonloser Stimme. Auch er trug rein schwarz. Sein Umhang sah aber eindeutig älter und auch etwas schäbiger aus als die der Mädchen. Mit Harrys konnte er natürlich nicht mithalten.
Mrs Weasley werkelte in der Küche. Sie hatte ihre übliche geblümte Schürze über ihrer schwarzen Kleidung. Sie schien nicht recht zu wissen, was sie tat. Ständig ließ sie etwas fallen. All ihre Bewegungen wirkten überaus fahrig.
Arthur führte sie in das Wohnzimmer, in dem bereits alle restlichen Mitglieder der Familie waren. Nur Lavender schien ein bisschen fehl am Platz. Doch niemand störte sich daran, dass sie Ron begleitete. George saß etwas abseits allein auf einem Stuhl und stierte ins Leere. Für ihn musste es am Schlimmsten sein. Er hatte nicht nur einen Bruder verloren, er hatte eine Hälfte seines Ichs verloren.
Auch Percy war anwesend. Er unterhielt sich leise mit Bill und Fleur. Harry und Hermine setzten sich neben Ron und Lavender auf das Sofa. Harry zog Ginny einfach zu sich auf den Schoß. Sie ließ es sich gefallen und lehnte sich an ihn. Noch immer sagte sie nichts.

Nach einer Weile kam Mrs Weasley in die Stube. „Wir müssen los“, sagte sie mit heißerer Stimme.
Sie standen auf und gingen nach draußen. Schweigend folgten sie Arthur und Molly hinunter in das Dorf. Harry hatte wieder Hermine an der Hand. Im anderen Arm hielt er wieder Ginny. Diesen Weg war Harry noch nie gegangen. Er hatte seine Ferien zwar fast immer bei den Weasleys verbracht, doch hatte er nie das Dorf besucht. Sie gingen über einen Feldweg, der gesäumt war von hohen, uralten Bäumen. Nach zehn Minuten erreichten sie die Ausläufer des Dorfes und schlugen einen Weg am Rand entlang ein. Weitere fünf Minuten später kamen sie auf einem Friedhof an. Einige Personen, eindeutig Zauberer, waren schon anwesend. Harry erkannte Oliver Wood, seinen alten Teamkapitän der Quidditchmannschaft von Gryffindor, Lee Jordan, den besten Freund der Zwillinge, und zu seinem Entsetzen auch Muriel, die unbeliebte Großtante der Weasleys. Er wunderte sich nicht, dass sie alleine stand, denn er hatte ihre unausstehliche Art auf der Hochzeit von Bill und Fleur kennengelernt.

Die bereits Anwesenden machten Platz für die Familie Weasley. Sie gingen in eine kleine Kapelle, die in der Mitte des Friedhofes stand. In ihr waren zehn Reihen Stühle aufgebaut. Vorne in der Mitte stand Freds Sarg, er war aus Rotbuche gefertigt. Auf dem Sarg stand ein Bild von Fred. Natürlich zeigte es auch George, denn es war nie möglich gewesen, ein Bild von einem der Zwillinge allein hinzubekommen. Doch Georges Abbild hatte sich an den Rand des Bildes verdrückt. Heute war es Fred, der im Mittelpunkt stand.
Sie gingen langsam nach vorne und setzten sich in die erste Reihe. Harry fühlte sich etwas unwohl dabei. Schließlich war er doch eher ein Fremdkörper in dieser Reihe der trauernden Familienmitglieder. Hermine und Lavender schien es ähnlich zu gehen, wie ihre Mienen verrieten. Doch Mister Weasley zeigte mit einer eindeutigen Geste, dass sie dazugehörten und sich in die erste Reihe setzen sollten. So nahmen Hermine und Harry dort Platz, Ginny zwischen sich. Beim Anblick von Freds Sarg und dem Bild hatten ihre Tränen wieder angefangen zu rinnen. Auch Harry standen die Tränen in den Augen. Hermine schnäuzte sich geräuschvoll in ein kleines Taschentuch. Ron schien nun auch endlich seine undurchdringliche Hülle abgelegt zu haben, die er noch beim Frühstück gezeigt hatte, denn er schluchzte an Lavenders Hals.
Harry nahm Ginny wieder tröstend in den Arm und Hermine ergriff eine ihrer Hände.

Allmählich füllten sich die Stuhlreihen. Die Weasleyfamilie war sehr beliebt und so nahmen viele Zauberer Anteil an ihrem Schicksal. Harry erkannte unter anderem Mundungus Fletcher, der mit der alten Arabella Figg kam. Auch viele ehemalige Schulfreunde kamen, allen voran die Kämpfer der DA. Luna an der Hand von Neville, Cho Chang, Dean Thomas, Parvati Patil und die gesamte restliche DA betraten die Kapelle und stellten sich hinten auf. Neville fing Harrys Blick auf und nickte ihm kurz zu. Harry nickte zurück und ließ seinen Blick weiter wandern.
Es wurde deutlich, dass die aufgestellten Stühle nicht reichen würden. Kurz vor Beginn der Trauerfeier waren sämtliche Sitzgelegenheiten besetzt. Hinter der letzten Reihe hatten sich neben der DA noch weitere Gäste aufgestellt und Harry konnte durch die offene Tür sehen, dass auch draußen im Sonnenschein etliche Trauergäste standen.
Er wurde abgelenkt, als der Ministeriumszauber, der auch schon Dumbledores Beerdigung und Bills und Fleurs Hochzeit geleitet hatte, leise mit Mister und Misses Weasley sprach.
Er stellte sich nach vorne vor den Sarg und die ohnehin schon spärlichen Gespräche verstummten nun vollends.
Er begann eine überaus langweilige Rede, die Freds Charakter wirklich nicht gerecht wurde, wie Harry empfand. Der Zauberer wirkte müde und ausgezehrt. Er musste ja auch ziemlich viele Beerdigungen innerhalb kürzester Zeit leiten. Da blieb scheinbar nicht viel Zeit, um ihnen eine persönliche Note zu verleihen.
Harry hörte nicht mehr richtig zu. Er war vollauf damit beschäftigt, sich selber unter Kontrolle zu halten und gleichzeitig eine Stütze für Ginny zu sein. Sie schluchzte nun ununterbrochen und heiße Tränen benetzten Harrys Umhang.
Der Ministeriumszauberer beendete nun seine Ansprache: „Und nun möchte der Mann etwas sagen, der Fred Weasley von uns allen wohl am Besten gekannt hat. Ich darf George Weasley, seinen Zwillingsbruder nach vorne bitten.“ Langsam und mit ungelenken Bewegungen erhob sich George und ging nach vorne. Er warf einen kurzen Blick auf das Foto, das ihm schalkhaft und fordernd zugrinste und wandte sich dann an die Trauergemeinde: „Wir sind hier, um meinen Zwilling zu verabschieden. Fred war weit mehr als nur ein Bruder für mich. Er war mein bester Freund, Zimmergenosse, Streichkumpane und auch Geschäftspartner. Wir wussten immer, was der andere dachte. Sätze, die von dem einen begonnen wurden beendete der andere. Manchmal tauschten wir die Namen, nur um unsere Mum zu ärgern. Selbst sie konnte uns dann nicht auseinanderhalten. Sorry, Mum.“ Dabei lächelte er ihr zu. „Wir sollten Fred so in Erinnerung behalten, wie er gelebt hat. Immer einen frechen Spruch auf den Lippen, einen Streich im Kopf und wegen irgendetwas Ärger am Hals. Ich für meinen Teil werde das tun. Fred hätte nicht gewollt, dass wir zu sehr über ihn trauern. Er ist im Kampf für eine bessere Welt gestorben. Wenn er schon sterben musste, dann wenigstens so. Woher ich das wissen will, werdet ihr euch fragen. Ganz einfach. Ich bin sein Zwilling und mir würde es genauso gehen. Deswegen werden wir Fred jetzt so verabschieden, wie er gelebt hat. Mit viel Krach und Spaß.“ Er zog einige von Weasleys wildfeurigen Wunderknallern hervor und entzündete sie. Die Kapelle war binnen Sekunden erfüllt vom Krachen und Leuchten des Feuerwerks.
Einige der älteren Gäste warfen George böse Blicke zu. Dies schienen zumeist die zu sein, die die Zwillinge nicht allzu gut gekannt hatten. Ihre Freunde hingegen schienen ein bisschen aufzublühen bei dieser Vorstellung. Ginny hatte sich bei Georges Worten einigermaßen gefangen und saß nun aufrecht auf ihrem Stuhl. Ihre Hände hielten je eine von Harry und Hermine.
„Vielen Dank, Mister Weasley. Wir möchten nun den Sarg nach draußen bringen. Wenn sich vier starke Helfer finden würden? Die Familie wünscht, dass die Beerdigung auf nichtmagische Art vonstatten geht“, sagte der Ministeriumszauber, nachdem George sich wieder gesetzt hatte.
Harry sah Ginny mit entschuldigender Mine an. Sie nickte ihm mit verschleiertem Blick zu. Sie wusste, wie viel es ihm bedeutete, Fred bei dessen letztem Gang zu begleiten. Er machte sich immernoch zumindest zu einem Teil für seinen Tod verantwortlich. Harry stand auf und ging auf den Sarg zu. Von hinten drängten Neville, Lee Jordan und Dean Thomas nach vorne. Der Ministeriumszauberer sah die vier Freiwilligen der Reihe nach an. Auf Harry verweilte sein Blick etwas länger. Dann bekundete er seine Zustimmung und gab Anweisungen, wie der Sarg zu transportieren sei. Die vier Jungen stellten sich jeweils an einer Ecke auf und hoben ihn auf ein Zeichen hin an. Auf ein zweites Zeichen stemmten sie ihn auf die Schulter.
Sie folgten dem Ministeriumszauberer nach draußen. Die Menge machte ihnen bereitwillig Platz. Hinter dem Sarg folgten Mister und Mrs Weasley, Bill und Fleur, Percy, Charlie und George, Ron und Lavender und zum Schluss Ginny und Hermine. Danach folgte die weitere Trauergemeinde.
Sie folgten dem Ministeriumszauberer zu einem frisch ausgehobenen Grab. Auf dem in rötlichem Marmor schimmernden Grabstein prangten bereits Freds Name, sein Geburts- und Sterbedatum, sowie ein Spruch, den zweifelsohne George ausgesucht hatte: Scherzbold, Streichespieler und Bruder. Unvergessen
Langsam ließen sie den Sarg in die Grube hinunter. Danach trat ein Trauergast nach dem anderen an das Loch heran, warf eine Schaufel Erde und eine Blume hinein und verabschiedete sich von Fred.
Langsam löste sich die Schar auf und nur der engste Familienkreis blieb noch übrig. Sie alle gingen noch einmal zur Grube und verabschiedeten sich ein letztes Mal von Fred. Dann schwang der Ministeriumszauber seinen Zauberstab und Erde verschloss nun das Grab. Sie gingen sich leise unterhaltend wieder hinauf zum Fuchsbau.
Mit der Beerdigung schien nun ein großer Teil der Trauerarbeit abgeschlossen und einiges der Last, die in den letzten Tagen auf ihren Schultern gelegen hatte, war verschwunden. George hatte Recht, sie durften nicht in Trauer versinken. Fred war ein lustiger Typ, er würde selbst versuchen, sie aufzuheitern wenn er jetzt da wäre.

Als sie den Fuchsbau betraten, traf Molly Weasley fast der Schlag. In der Küche war ein üppiges Mahl aufgetragen. Kreacher kam ihnen, in ein schwarzes Tischtuch gehüllt, entgegen. „Kreacher hat sich erlaubt, für die Familie Weasley das Mittagessen zu bereiten. Kreacher bittet zu Tisch“, sagte er mit seiner Ochsenfroschstimme. Es wurde ein recht vergnügliches Essen. Es wurde über Freds und Georges frühere Streiche gelacht. Das größte Gelächter entstand, als Ron von der Flucht der Zwillinge aus Hogwarts berichtete. Der Sumpf und das Feuerwerk waren inzwischen legendär. Selbst Ginny beteiligte sich endlich an den Gesprächen. George riss eine Menge neuer Witze. Selbst Percy hielt sich den Bauch vor Lachen. Und das, obwohl er selbst das Ziel einiger dieser Witze war. Er entschuldigte sich beim Essen auch noch einmal offiziell für seine Dummheit der letzten Jahre.

Dann wurde es für sie auch schon Zeit, sich zur Beerdigung von Tonks und Remus zu begeben. Es hatte sich doch alles ziemlich in die Länge gezogen.

Harry, Hermine und Ginny apparierten vor Andromedas Haus, während die anderen schon zum Friedhof von Cabton reisten. Harry betätigte den Klopfer und kurz darauf öffnete Andromeda schon die Tür.
„Ah, Harry. Gut, dass du da bist“, sagte sie mit krächzender Stimme. Sie drückte ihm gleich Teddy in die Hand, mit dem Satz: „Würdest du dich bitte gleich um ihn kümmern?“ Der Geruch, der ihm in die Nase stieg, sagte eindeutig, dass Teddy eine neue Windel brauchte.
Harry ging zu dem Wickeltisch, gefolgt von Hermine und Ginny. Er gab sein Bestes, das gestern Gesehene gut hinzubekommen, doch er scheiterte. So bat er Hermine, es ihm noch einmal zu zeigen. Kurze Zeit später döste Teddy, zufrieden an seinem Schnuller nuckelnd und an den Wolf gekuschelt, in seinem Wagen.
Dieses Mal war es Ginny, die den Wagen schob. Hermine ging neben ihr und Harry folgte mit Andromeda.
„Wie geht es dir?“, fragte er sie.
„Erstaunlich gut“, antwortete sie, „Es liegt wohl daran, dass ich mich ablenken kann, weil ich mich um Teddy kümmern muss. Da habe ich nicht allzu viel Zeit, um darüber nachzudenken.“
Schweigend liefen sie den Mädchen hinterher. Nur gelegentlich gab Andromeda Anweisung, welcher Weg einzuschlagen sei. Nach einer Weile wandte sie sich wieder an Harry: „Ich würde mich freuen, wenn du nachher ein paar Worte sagen würdest. Du kanntest die zwei gut und bist jetzt Teddys Pate. Ich bin sicher, du findest passende Worte.“
Harry starrte sie geschockt an. „Aber- Ich weiß nicht, was ich da sagen soll.“
„Erzähl einfach, wie du sie kennengelernt hast und wie sie gelebt haben. Das ist schon mal was.“
Nach kurzem Überlegen stimmte Harry schließlich zu. Den restlichen Weg zum Friedhof überlegte er sich, was er sagen würde. Und als sie ihn schließlich erreichten, hatte er ein Konzept stehen.
Auf dieser Beerdigung waren nicht ganz so viele Menschen anwesend. Die meisten gehörten dem Orden des Phoenix an. Auch ein paar ehemalige Schüler von Professor Lupin waren gekommen, allen voran einige DA-Mitglieder.

Wieder ging es in eine kleine Kapelle. Vorne standen die zwei Särge, Remus' war braun und der von Tonks war in ihrer Lieblingsfarbe gehalten, bonbonrosa. Davor war das Hochzeitsfoto der beiden aufgestellt. Harry nahm Teddy aus dem Wagen und legte ihn sich auf den Arm. Er erkannte die junge Frau vom Vortag und winkte ihr zu. Sie winkte freundlich lächelnd zurück. Dann ging er nach vorne in die erste Reihe und setzte sich neben Andromeda. Hermine und Ginny setzten sich daneben.
Wieder war es der Ministeriumszauberer, der die Beerdigung leitete. Er sprach kurz mit Andromeda, sie teilte ihm mit dass Harry dann noch ein paar Worte sagen würde und schließlich begann er wieder. Auch diese Rede war sehr langweilig. Harry kam es sogar so vor, als ob der Mann die gleiche halten würde wie bei Fred. Doch genau konnte er es nicht sagen, da er ja nicht richtig zugehört hatte.
„Und nun bitte ich einen guten Freund der beiden nach vorne. Er ist auch der Pate ihres kleinen Sohnes. Sie kennen ihn alle. Harry Potter.“ Leises Flüstern war zu vernehmen, während Harry mit Teddy auf dem Arm nach vorne ging. Er warf einen Blick auf das Bild der zwei, drehte sich dann um und begann:

„Ich möchte euch erzählen, wie Remus und Nymphadora gelebt haben, nicht wie sie gestorben sind. Remus gehörte zu den besten Freunden meines Vaters und auch mir wurde er ein sehr guter Freund. Ich lernte ihn in meinem dritten Jahr in Hogwarts kennen, als er Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste wurde. Er half mir, mich gegen die Dementoren zu verteidigen und meinen Paten wieder zu bekommen. Obwohl er als kleiner Junge ein Werwolf wurde hat ihn das nie daran gehindert, ein möglichst normales Leben zu führen. Auch wenn dies für ihn fast unmöglich war. Niemand traute einem Werwolf. Sein kleines pelziges Problem, wie es mein Vater nannte, machte ihn zum Außenseiter. Nur Albus Dumbledore und einige wenige wahre Freunde sahen in ihm den Menschen, der er wirklich war.
Nymphadora, die viel lieber Tonks genannt werden wollte, war eine von ihnen. Sie lernte ich in meinem fünften Jahr kennen. Sie begleitete mich mit anderen Ordensmitgliedern in das Hauptquartier des Phoenixordens. Sie war eine der liebenswürdigsten Personen, die ich je kennengelernt habe. Ihre metamorphmagischen Fähigkeiten und ihre allseits bekannte Schusseligkeit brachten viele zum Lachen. Sie blieb auch dabei, Tonks genannt werden zu wollen als sie schon Lupin hieß. Sie hatte sein wahres Wesen erkannt, das eines liebevollen Mannes. Doch es war für sie ein hartes Stück Arbeit, dass er sich endlich traute, einmal seine Gefühle zu zeigen und sich einzugestehen, dass auch ein Werwolf lieben darf und das Recht hat, eine Familie zu gründen. Der Beweis dafür liegt hier in meinem Arm. Ted Lupin, nach seinem Großvater benannt, ist das Ergebnis ihrer Liebe. Leider hatten sie nur wenig gemeinsame Zeit. Nun hat er nur noch seine Großmutter und mich, denn Remus und Tonks haben mich gebeten, sein Pate zu werden. Ich weiß, wie es ist ohne Eltern aufzuwachsen. Auch ich hatte einen Paten, doch leider saß meiner unschuldig in Askaban und konnte sich somit nicht um mich kümmern. Ich wuchs bei meiner Tante und meinem Onkel auf und habe dort nie die Liebe erfahren, die einem ein naher Angehöriger eigentlich geben sollte. Ich will Teddy diese Liebe geben, die mir verwehrt blieb. Ich werde für ihn da sein und der Pate sein, den ich leider nie haben konnte. Das habe ich Remus und Tonks versprochen. Und ich werde das Versprechen halten.“
Er endete, drehte sich noch einmal zu den Särgen, neigte kurz den Kopf und ging dann zu seinem Platz zurück.
„Danke, Harry. Das hast du schön gesagt“, flüsterte ihm Andromeda zu. Auch die Mädchen nickten ihm anerkennend zu.
Dieses Mal ließ der Ministeriumszauberer die Särge mit seinem Zauberstab nach draußen und in die Gräber schweben.
Wieder trat einer nach dem anderen vor und verabschiedete sich an den offenen Gräbern von den Toten.
Die Weasleys, Harry, Hermine, Lavender und Andromeda waren die letzten, die den Friedhof schließlich verließen. Sie gingen noch auf einen Nachmittagstee zu Andromeda. Auch hier hatte Kreacher dafür gesorgt, dass etwas vorbereitet war. Auf dem Tisch standen etliche Kuchen und Torten. Harry bewunderte insgeheim seinen alten Hauselfen. Da ihm das niemand befohlen hatte, schien er es aus eigenem Antrieb heraus gemacht zu haben.
Wieder wurde viel geredet und gescherzt. Anekdoten über Remus und Tonks machten die Runde. Teddy wurde von einer Frau zur anderen gereicht. Als Fleur ihn hielt, sah sie Bill herausfordernd an. Sie schien sich möglichst schnell selbst Nachwuchs zu wünschen.
Harry erinnerte sich plötzlich an seine Idee für den Eissalon. Er fand, dass dies nun der beste Zeitpunkt war, sie anzusprechen. „Ähm… Mrs Weasley, ich meine Molly?“
„Ja, Harry mein lieber?“
„Könnte ich sie… dich mal bitte kurz sprechen?“ Sie folgte ihm in den Flur, misstrauisch beäugt von den Weasleys, lächelnd betrachtet von Hermine und Ginny. Sie allein wussten, was Harry vorhatte.
„So, Harry mein Lieber. Was gibt es denn, dass du nicht vor meiner Familie mit mir sprechen willst?“, fragte sie ihn.
„Ich wollte dich etwas fragen.“
„Dann schieß mal los!“, forderte sie ihn auf. Harry kam sich komisch vor. „Ich habe den Laden von Florean Fortescue in der Winkelgasse gekauft und suche jemanden, der ihn betreibt. Du machst wunderbare Torten, bist die beste Köchin die ich kenne. Sogar die Hauselfen von Hogwarts könnten von dir noch was lernen. Außerdem machst du prima Eis. Nun, ich wollte dich fragen, ob du das nicht vielleicht machen würdest. Ich würde dir und deinem Mann gerne alle Einnahmen zukommen lassen. Ich bin nicht darauf angewiesen und finde, dass du es verdient hättest. Nun, was hältst du davon?“, fragte er schließlich vorsichtig. Mollys Mund hatte sich bei seinem Monolog immer weiter geöffnet und sie starrte ihn sprachlos an. Dann, als sie scheinbar realisierte dass ihr Mund sperrangelweit offenstand, klappte sie ihn schnell zu. „Ich- ich bin gerührt, Harry. Aber ich weiß nicht. So ein Restaurant ist schon ziemlich viel Arbeit. Ich glaube nicht, dass ich das schaffe-„
„Natürlich könntest du so viel Personal einstellen wie du willst. Das ist dann deine Sache. Da mache ich dir keine Vorschriften. Ich finde nur, dass die Winkelgasse von deinen Kochkünsten profitieren würde.“ Abwartend sah er sie an.
„Das kann ich nicht alleine entscheiden, Harry. Ich habe sie- sechs Kinder. Die müssen versorgt werden.“ Harry unterbrach sie: „Deine Kinder werden erwachsen, Molly. Bill, Charlie, Percy und George sind schon ausgezogen. Und ich glaube, dass auch Ron das bald tun wird. Und Ginny hat noch ein Jahr Schule. Und dann hoffe ich, dass sie zu mir-“, er stockte. „Dass sie zu dir zieht? Zusammen mit Hermine? Na, wenn das mal gut geht.“ Harry lächelte schüchtern. „Wir werden sehen“, nuschelte er.
„Ich denke, dass wir sie einfach fragen sollten“, sagte Mrs Weasley nach einer Weile und ging wieder in die Wohnstube, wo die anderen saßen.

„Können wir jetzt wissen, was ihr da draußen so Geheimes zu besprechen hattet, Mum?“, fragte Charlie.
„Natürlich. Schließlich betrifft es euch ja auch“, erwiderte Molly lächelnd. Arthur blickte verdutzt auf. „Na, dann mal raus mit der Sprache, Mollyschatz!“, sagte er.
„Harry hat den Eissalon von Florean Fortescue in der Winkelgasse gekauft“, eröffnete sie. „Echt? Ist ja cool, Mann!“, freute sich Ron. „Und was hat das mit uns zu tun?“, fragte Percy geschäftsmäßig. „Nun ja. Er hat mich gefragt, ob ich das Restaurant nicht gerne übernehmen würde“, fuhr Molly leicht lächelnd fort. „Ich find die Idee klasse, Mum. Du machst das beste Eis, die besten Kuchen und das beste Essen sowieso“, warf Ginny ein. „Ja und dann gewähren wir im Laden Rabatt, wenn uns jemand eine Rechnung vom Eissalon vorlegt. Was meinst du, Ron?“, entwarf George eine neue Werbeidee. „Klasse, Mann. Und im Salon können wir eine kleine Zweigstelle für Scherzsüßigkeiten aufmachen. Wir könnten dort die Nasch-und-Schwänz-Leckereien verkaufen. Und die Kanariencremeschnitten. Und- und- und uns fällt bestimmt noch mehr ein“, führte Ron die Idee fort. „Aber ich schaff so ein großes Restaurant gar nicht allein“, warf Molly ihre Bedenken in die Runde. „Ach was, Mum. Du hast auch so schon Festessen für viele Personen gemacht. Und ansonsten stellst du halt ein paar Leute ein. Ich wette, die sind alle ganz scharf darauf, in einem Laden zu arbeiten, der Harry Potter gehört“, merkte Bill an. „Isch könnte dir 'elfen, Molly“, gab Fleur zum Besten, „Isch 'abe sowieso nischt viel su tun. Und isch würde misch freuen, wenn isch dir 'elfen könnte. Französische Spezialitäten in der Winkelgasse wären mal was Neues.“
„Ich möchte allerdings nicht, dass mein Name irgendwo auftaucht. Ich möchte, dass die Leute dort essen, weil es ihnen schmeckt. Und nicht, weil der Laden mir gehört. Außerdem möchte ich den gesamten Gewinn an Molly weitergeben“, warf Harry noch ein.
„Arthur, sag doch auch mal was!“, bat Molly ihren Gatten.
„Ich sag schon seit vielen Jahren, dass du eine wunderbare Köchin bist. Und ich finde, dass die Besucher in der Winkelgasse sich freuen würden, wenn sie bei dir essen könnten. Allerdings ist es letztendlich deine Entscheidung“, antwortete ihr Mann nach kurzem Überlegen. Molly sah reihum in die begeisterten Gesichter ihrer Kinder. Dann gab sie sich einen Ruck und wandte sich an Harry. „Also gut, Harry. Ich mach es.“ Lauter Jubel erfüllte den Raum. Durch diesen Lärm wachte Teddy allerdings auf und er begann markerschütternd zu schreien. George, der den kleinen gerade hielt, streckte den Schreihals weit von sich. „Harry! Deine Pflicht als Pate ruft!“ Mit diesen Worten drückte er ihn Harry in die Hand. Harry wirkte kurz verdutzt, wiegte Teddy dann aber beruhigend in den Armen. Er ging mit ihm nach draußen an die frische Luft und tatsächlich war er nach kurzer Zeit wieder ganz ruhig.

Hermine und Ginny traten leise von hinten an ihn ran. „Das hast du heute wirklich alles ganz wunderbar gemacht“, lobte ihn Hermine. „Danke, dass ihr für mich da wart“, wandte sich Ginny an die zwei anderen. „War doch selbstverständlich, Ginny.“ Harry gab ihr einen kleinen Kuss. „Genau, Ginny. Das gleiche hättest du auch für uns getan, stimmts?“ Hermine umarmte sie kräftig und küsste sie schließlich um einiges inniger als Harry. Als sie sich lösten, hatte Ginny ein kleines Lächeln auf dem Gesicht und auch Hermines Augen leuchteten.

Der Nachmittag wurde noch recht angenehm. Als sie schließlich wieder in Hogwarts ankamen, war es schon fast zu spät fürs Abendessen, doch sie konnten noch etwas abstauben.
Als sich Harry schließlich wieder im Schlafsaal der Jungen umzog, fiel ihm ein Rucksack ins Auge. Ein Blick in das Innere ließ ihn schmunzeln. Das hatte er ja ganz vergessen. Er nahm den Rucksack mit nach unten in den Gemeinschaftsraum und setzte sich auf ein gemütliches Sofa vor dem Kamin. Er wartete auf Ginny und Hermine.

„Was ist denn da drin?“, fragte Ginny, als sie endlich aus dem Mädchenschlafsaal kamen und deutete auf den Rucksack. „Hey, den haben wir ja ganz vergessen. Da drin sind die Fotoalben, die wir in Harrys Verlies gefunden haben“, sagte Hermine und setzte sich neben Harry. Sie griff nach dem Rucksack und zog die Alben heraus. Ginny setzte sich auf Harrys andere Seite. „Das sind jeweils ein Kinderalbum von deiner Mum, deinem Dad und dir. Und dann noch ein Gemeinschaftsalbum ab ihrer Hochzeit“, stellte Hermine fest.
Sie sahen sich gemeinsam die Bilder an. In Lilys Album waren alle Fotos bis zu ihrer Einschulung in Hogwarts normale Muggelfotos. Sie zeigten Lily mal als Baby auf dem Arm ihrer Mutter, mal gemeinsam mit ihrer Schwester Petunia auf der Schaukel. Erst ab der Hogwartszeit begannen sie sich zu bewegen. Meist zeigten sie Lily mit ihren Freundinnen. Gelegentlich war auch James im Hintergrund zu sehen, wie er versuchte Lilys Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, Sirius meist teilnahmslos oder kopfschüttelnd danebenstehend. Mal war sie zu sehen, wie sie am See saß, ein Buch auf ihren Beinen und lesend. Auf einem anderen Bild war sie in die Gryffindorfarben gekleidet und offensichtlich auf dem Weg zu einem Quidditchspiel. Eines der letzten Bilder zeigte sie endlich mit James vereint. Er neckte sie gelegentlich und gab ihr verliebte Küsse auf die Nasenspitze. Ein anderes Bild zeigte James, Lily, Sirius und offensichtlich dessen Freundin fröhlich winkend vor Hogwarts. Sie hielten ihre Abschlusszeugnisse in die Kamera.
„Ich glaube, du hast die Geschmäcker von deinem Dad und deinem Paten geerbt, Harry“, erklang eine Stimme hinter ihnen. Ron hatte sich von hinten über die Lehne gebeugt und einen Blick in das Album geworfen. „Wie meinst du das?“, fragte Harry. „Na schau dir mal ihre jeweiligen Freundinnen an! Ginny könnte ein Abbild deiner Mum sein und Hermine sieht Sirius' Freundin auch nicht unähnlich“, erklärte Ron. Harry stellte fest, dass er recht hatte. Lily hatte genauso schönes rotes langes Haar wie Ginny neben ihm. Augen und Gesichtszüge waren freilich verschieden, doch sie waren unverkennbar beide recht klein und zierlich. Hätte man sie von hinten gesehen, so hätte man die beiden bestimmt nicht auseinanderhalten können. Sirius' Freundin aus Hogwartszeiten hatte braunes, etwas buschiges Haar, genauso wie Hermine. Von der Größe her hätte es auch passen können. „Du hast Recht, Ron. Tja, irgendwas muss ich ja von ihnen mitbekommen haben. Und wenn es ihr guter Geschmack bei Frauen ist“, scherzte Harry. Ginny und Hermine kicherten geschmeichelt und drängten ihn, weiterzublättern. Das letzte Foto zeigte Lily vor unendlichem Glück strahlend in ihrem Brautkleid.

Als nächstes nahm Harry James' Album zur Hand. Es war von Anfang an voll mit sich bewegenden Zauberfotos. Er stammte ja auch aus einer reinblütigen Familie, wenngleich sie nicht sonderlich viel darauf hielten. Schon in jungen Jahren schien er sich auf dem Besen heimisch gefühlt zu haben. Sie sahen ihn auf einem Besen durch den Garten der Potters flitzen. Einige Bilder zeigten die Familie auf einer tropischen Insel. Dies musste 'Isla la Fortuna' sein. Schon auf den Fotos sah sie traumhaft aus. Strahlend weißer Strand, gesäumt von Palmen, azurblaues, klares Wasser und im Hintergrund ein wunderschönes Strandhaus.
Ron stieß einen Pfiff aus. „Das ist ja mal ne schicke Gegend zum Urlaub machen. Steht irgendwo, wo das ist?“ „Das müsste die 'Isla la Fortuna' sein. Eine Insel in der Karibik, die ich geerbt habe. Du kannst sie gerne mal besuchen. Ich wollte im Sommer sowieso dort vorbeischauen und ein paar Wochen bleiben. Du und Lavender seid gerne eingeladen“, antwortete Harry. „Klasse, Mann! Danke. Wir werden gerne kommen. Oder Schatz?“ „Worum gehts?“, fragte Lavender, als sie von ihrer Zeitschrift aufblickte. „Urlaub in der Karibik auf Harrys privater Insel.“ Lavender machte große Augen. „Lass mal sehen!“ Sie beugte sich nun auch über die Lehne und besah sich die Urlaubsfotos. „Wow. Aber nur, wenn wir nicht stören, Harry. Das ist dein privates Reich.“ „Ihr stört schon nicht. Die Insel sieht groß genug aus. Das da ist nicht das einzige Haus. Irgendwo sind noch zwei Gästehäuser, die brauchen ja auch noch Platz.“
„Harry?“ Ginny sah ihn mit großen Hundeaugen an. Er war verwirrt. Warum sah sie ihn so an? Dann machte sich die Erkenntnis breit. „Ihr zwei Hübschen kommt natürlich mit. Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ich alleine in Urlaub fahre und euch hier zurücklasse?“ „Toll“, freute sich Hermine. Nun zu fünft sahen sie die weiteren Fotos an. Eines zeigte James inmitten der Quidditchmannschaft von Gryffindor. Auf einem anderen war er mitten im Spiel. Er warf einen geschickten Doppelpass mit einem Jägerkollegen und dann auf das Tor. Ein großes Foto der vier Rumtreiber stach besonders hervor. James drehte ständig den Kopf zur Seite und starrte eine Person an, die nicht im Bild war. Sirius gab ihm immer wieder einen Klaps auf den Kopf, dass er bitteschön in die Linse schauen sollte. Auch Remus und Wurmschwanz lächelten schüchtern in die Kamera. Ein weiteres Foto zeigte James und Sirius, wie sie in einem Pool hinter einem Haus schwammen. James' Mum kam heraus und brachte ihnen Getränke. Dies musste nach Sirius' Abgang aus seinem Elternhaus gewesen sein, dem Aussehen der beiden nach. Auch in diesem Album waren am Ende endlich Bilder von James und Lily zu finden. Das letzte Bild zeigte Sirius und James, offenbar auf dessen Junggesellenabschied, wie sie schwankend versuchten miteinander zu tanzen.

Grinsend und leicht mit dem Kopf schüttelnd schlug Harry das Album zu und griff sich nun das gemeinsame seiner Eltern. Es begann mit ihrem Hochzeitsfoto, das Harry schon kannte. Die meisten Bilder zeigten sie und ihre Freunde. Später zeigte es dann auch Harry. Kurz nachdem Harry auftauchte, waren nur noch Bilder aus dem Inneren ihres Hauses zu finden. Dies musste die Zeit sein, in der sie sich verstecken mussten. In diesem Album waren nicht allzu viele Bilder und so griff Harry nach dem letzten.

Dies war nun also sein eigenes Kinderalbum. Auf der ersten Seite war der neugeborene Harry in den Armen einer erschöpft wirkenden Lily zu sehen. James stand vor Glück grinsend und mit einem dicken Verband um den Kopf neben dem Bett und hielt Harry einen Finger hin, den dieser fest umgriff. Die weiteren Fotos zeigten die Entwicklung des kleinen Harry. Ab und zu war die Katze zu sehen, die Lily in ihrem Brief an Sirius erwähnt hatte. Und schließlich auf den Bildern von Harrys erstem Geburtstag sah man ihn auf seinem ersten Spielzeugbesen herumflitzen. Auch in diesem Album waren nicht allzu viele Bilder. Doch in Zukunft würden viele hinzukommen.


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Mir gefällt an Harry vor allem, dass er kein Held im klassischen Sinne ist, kein unüberwindlicher Superman.
Daniel Radcliffe über seine Rolle