Harry Potter und zwei Frauen - Der See
von Caine
Warum mache ich überhaupt vollmundige Ankündigungen, dass es dieses mal weniger lang dauert? Ich halte mich doch eh nicht dran... Egal, hier ist mal wieder was neues.
Zu den Kommis, dieses Mal leider nur fünf. Ihr lasst nach, Leute!
@Ragnos: Die bisher befürchteten Schäden treffen wohl nicht ein. Mehr dazu am Ende des Kapitels.
@crawler82: Vollkommen gesund, nach so einem Angriff? Und das auch schon bald? Ich glaube, daraus wird nichts.
@Forrest: Tjaja, er hat halt ein Stein im Brett beim amtierenden Zaubereiminister.
@Ollivander: Langzeitfolgen sind nicht auszuschließen.
@pullertrude: Danke. Ich hoffe, ich kann die Spannung ein wenig beibehalten.
So, das wars. Ich würde mich tierisch über weitere Kommentare freuen.
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„Wo ist meine Tochter? Wo ist sie?“, rief Mrs Weasley, während sie in den Krankenflügel stürmte. Sie stoppte schockiert vor dem Bett, in dem ihr jüngstes Kind schlief.
Harry sah sie aus verschlafenen Augen an. Er sah sie nur verschwommen und als er endlich auf dem Nachttisch seine Brille gefunden und aufgesetzt hatte, konnte er ihren schockierten, wenn auch liebevollen Blick richtig erkennen. Er richtete sich auf und stieg aus dem Bett, in dem er, gemeinsam mit Hermine, an Ginny gekuschelt geschlafen hatte.
„Guten Morgen, Molly“, begrüßte er sie. „Guten Morgen, Harry. Hallo, Hermine“, begrüßte sie auch die gegen die Morgensonne anblinzelnde Hermine, „was macht ihr hier?“ „Wir haben Ginny beigestanden. Madam Pomfrey wollte uns rauswerfen, aber wir haben uns geweigert. Hermine meint, dass die Anwesenheit geliebter Menschen den Heilungsprozess beschleunigen kann.“ Mrs Weasley nickte und besah sich dann ihre Tochter genauer. Hinter ihr trat ihr Mann an sie heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wie geht es ihr?“, fragte er.
„Ganz gut, soweit wir beurteilen können“, antwortete Hermine, die sich endlich aus dem Bett geschält und hinter einem Vorhang umgezogen hatte. Sie warf Harry einen missbilligenden Blick zu. Er stand noch immer in Unterhose und T-Shirt an Ginnys magisch vergrößertem Bett. Er blickte an sich hinab, errötete und verzog sich schnell ebenfalls hinter den Vorhang.
„Die Schäden des Fluches sind soweit geheilt, wie wir feststellen konnten. Allerdings wissen wir noch nicht, ob sie nicht vielleicht bleibende Schäden davon zurückbehält. Das wissen wir erst, wenn sie aus dem Koma erwacht. Das könnte jeden Moment soweit sein, kann aber auch noch eine Woche, einen Monat oder noch länger dauern.“ Mrs Weasley zog geräuschvoll die Nase hoch. Sie nahm dankbar das Taschentuch ihres Mannes entgegen und schnäuzte sich. „Oh, Ginny!“, seufzte sie und setzte sich zu ihrer Tochter. Behutsam nahm sie eine ihrer Hände und streichelte ihr über das Gesicht. „Was soll nur werden?“ Sie sprach beruhigende Worte auf sie ein. Arthur jedoch hatte sich zu Harry umgewandt, der zu ihnen getreten war. „Wieder einmal hast du einem Weasley das Leben gerettet, Harry. Ich weiß gar nicht, wie wir dir das jemals danken sollen.“ Harry winkte ab. „Es ist mir Dank genug, dass Ginny mich liebt und ihr mich immer wie einen Sohn behandelt habt. Das ist das allemal wert.“ Arthur nickte nachdenklich. „Aber was ist, wenn Ginny… nun, Schäden davonträgt? Wenn sie sich nicht mehr an dich erinnert, sie vielleicht sogar zu einem Pflegefall wird?“ „Dann werde ich mich um sie kümmern. Ich liebe sie. Ich werde immer für sie da sein, egal was passiert.“ „Bist du dir sicher, dass deine Liebe stark genug ist, so etwas auszuhalten?“ Harry sah ihn böse an. Er spürte, wie Hermine nahe an ihn heranrückte und ihre Hände sich berührten. „Meine Liebe zu Ginny und Hermines Hilfe werden mir die Kraft geben, mich um Ginny zu kümmern. Egal was wird, ich werde immer zu ihr stehen.“ Mr Weasley nickte verstehend. „Wir werden sie mit zu uns in den Fuchsbau nehmen“, sagte Mrs Weasley nach einer Weile mit erstickter Stimme. „Mit Verlaub, Molly, aber das werdet ihr nicht!“, sagte Harry mit schärferer Stimme als er eigentlich geplant hatte. Hermine drückte seine Hand warnend. „Warum nicht, Harry? Du kannst ihr hier nicht helfen und im Fuchsbau ist sie in ihrer gewohnten Umgebung“, erwiderte Mrs Weasley leicht zornig. „Ich kann ihr hier nicht helfen? Natürlich kann ich das! Ich werde alles tun, um ihr zu helfen.“ Hermine fügte hinzu: „Wir werden zu ihr stehen, komme was da wolle. Und hier ist Madam Pomfrey immer da, um ihr im Notfall helfen zu können. Im Fuchsbau müsstet ihr erst einen Heiler informieren, während hier immer jemand zur Stelle ist.“ Dieses Argument war es schließlich, das Molly ihre Meinung ändern ließ.
„Wisst ihr schon, warum sie überhaupt angegriffen wurde?“, fragte Arthur zögerlich. Harry und Hermine schüttelten synchron die Köpfe, während sie auf Ginny hinabschauten. „Vermutlich wegen mir“, sagte Harry schließlich mit erstickter Stimme, „weil jeder weiß, dass sie meine Freundin ist. Über sie kann man mich treffen. Ich bin schuld, dass sie jetzt da liegt und wir nicht wissen, ob sie je wieder gesund werden wird.“ Hermine legte ihren Arm um seine Mitte und schmiegte sich an ihn. „Das wissen wir nicht, Harry. Vielleicht wollte Harper sich nur wegen irgendwas an ihr rächen. Vielleicht, weil sie viel besser in Quidditch ist als er“, versuchte sie ihn zu trösten. „Das glaubst du doch selbst nicht, Hermine“, antwortete er und sah ihr in die Augen. Sie schlug diese nieder und murmelte: „Aber möglich wäre es. Seine Beweggründe werden wir erst erfahren, wenn Kingsley sie aus ihm herausgeholt hat. Bis dahin sind es reine Spekulationen.“
Zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn stürmten Harry und Hermine endlich in ihre zweite Klasse. Sofort erstarben die aufgeregten Gespräche und nur einzelnes Geflüster störte noch die Stille. Alle fragten sich natürlich, warum die beiden so spät kamen. Die meisten zogen den richtigen Schluss, dass sie noch bei Ginny gewesen waren. Hermines respektheischender Blick ließ sie jedoch endgültig verstummen. Wie schon zuvor ließen sie die Schüler einen Test schreiben, während sie am Lehrertisch saßen und ihr verspätetes Frühstück verschlangen, das ihnen Kreacher in den Klassenraum gebracht hatte.
Ginnys Zustand besserte sich auch die nächsten Tage nicht, wenngleich Harry und Hermine fast ihre gesamte verfügbare Zeit im Krankenflügel verbrachten. An Ginnys Bett stapelten sich schon Genesungskarten und Harry knabberte gerade an einer von Berti Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen und las in einem Aufsatz über den Betäubungsfluch Stupor, als er ein leises „Harry“ hörte. Sofort schnellte er zu Ginny herum. Er hoffte so sehr, dass sie erwacht war, dass er ziemlich enttäuscht war, dass sie seinen Namen nur im Schlaf gesäufzt hatte. Als er später Hermine darauf ansprach, meinte sie das wäre ein gutes Zeichen und dass Ginny wohl bald erwachen würde.
Am Donnerstagmorgen hatten sie dann wieder bei der dritten Klasse. Harry leitete diesmal den Unterricht, während Hermine noch in den Kerkern war, um bei Professor Slughorn Dianthuskraut zu besorgen. „Nun, haben sie eine Möglichkeit gefunden, wie sie unter Wasser überleben können?“, fragte er in die Runde. Er wusste, dass er ihnen eine sehr schwierige Aufgabe gestellt hatte. Er selbst hatte während des Trimagischen Turniers keine Lösung gefunden. Aber sollten sie einen der älteren Schüler um Rat gefragt haben, dann könnten sie es wissen. Eine Hand wurde zaghaft nach oben gestreckt. „Ja, Miss Sheldon?“ „Wir könnten uns in einen Fisch oder so was verwandeln“, sagte sie langsam. „Das könnten sie. Ist hier jemand in der Lage, sich selber in ein Tier zu verwandeln, das unter Wasser atmen kann?“ Er sah in die Runde und erblickte nur geschüttelte Köpfe. „Dachte ich es mir doch. Die menschliche Verwandlung ist schon sehr weit fortgeschrittene Magie. Sie werden erst in der sechsten Klasse anfangen zu lernen, wie sie einzelne Körperteile verwandeln können. Dennnoch eine gute Idee. Nehmen sie zwei Punkte dafür für Hufflepuff, Miss Sheldon.“ Er sah weiter in die Runde. „Weitere Ideen? Mister Cooper?“, forderte er einen Gryffindor auf, von dem er wusste dass sein Vater ein Muggel war. Der verzog angestrengt das Gesicht. „Ich war mal mit meinem Dad im Urlaub und da haben wir einen Tauchkurs gemacht. Wir könnten uns eine Taucherlunge beschwören oder sie per Aufrufezauber zu uns kommen lassen.“ Harry nickte. „Auch das ist eine Möglichkeit, wenngleich es eine Weile dauert, bis man wirklich mit so einem Gerät umgehen kann und außerdem ist es für Ungeübte auch sehr gefährlich, denn der See ist ziemlich tief. Außerdem könnte es zu Implikationen mit den Muggeln kommen, wenn ein Atemgerät über das Land nach Hogwarts fliegen würde. Nehmen auch sie zwei Punkte für Gryffindor.“ Er blickte auf seinen Notizzettel und hakte ab. Die wirklich praktikablen Zauber hatten die Schüler noch nicht gebracht. Als er aufblickte, hatte ein Ravenclaw die Hand nach oben gestreckt. „Mister Hofstadter, haben sie noch eine Idee?“ „Ich denke schon, Sir. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auch unter Wasser funktioniert.“ „Nur heraus mit der Sprache“, forderte Harry ihn auf. „Also, in unserem ersten Jahr sind einige der Schüler mit so komischen Blasen um den Kopf herumgelaufen, als diese ganzen Stinkbomben überall im Schloss losgelassen worden sind, wegen Umbridge und so. Vielleicht könnte man diese Dinger ja auch unter Wasser einsetzen?“ Harry nickte zustimmend. „Sehr richtig, Mister Hofstadter. Der Kopfblasenzauber ist eine sehr gute Idee. Zehn Punkte für Ravenclaw.“ Bis zur Rückkehr von Hermine übten sie den Kopfblasenzauber und schließlich konnte etwa die Hälfte eine stabile Blase erzeugen und diese auch halten. „Diejenigen, die es noch nicht geschafft haben, müssen keine Angst haben, dass sie nicht mit in den See können. Dafür hat Professor Granger etwas besorgt.“ Er nahm etwas Dianthuskraut in die Hand und zeigte sie der Klasse. „Wer kann mir sagen, was das hier ist?“ Keiner meldete sich. „Das hier ist Dianthus- oder Kiemenkraut. Es wächst im Mittelmeer und wenn man es isst, kann man unter Wasser atmen“, erklärte Hermine, „Hat jemand eine Idee, wie das funktioniert? Mister Leonard vielleicht?“, nahm sie einen Slytherin in der letzten Reihe dran. Der angesprochene überlegte fieberhaft und sagte schließlich, nicht wirklich von sich überzeugt: „Wachsen einem dann Kiemen, oder was?“ „Vollkommen richtig. Fünf Punkte für Slytherin.“ Einige Schüler tuschelten, weil Hermine einem Slytherin Punkte gegeben hatte. „Das Dianthuskraut muss sehr sorgfältig zerkaut und geschluckt werden. Je mehr man zu sich nimmt, desto länger hält die Wirkung. Wer von ihnen den Kopfblasenzauber nicht beherrscht oder die, die sich ihrer Sache nicht sicher sind, werden nachher dieses Kraut zu sich nehmen.“ Es klingelte zur Pause. „Zur nächsten Stunde treffen wir uns unten am See und bringen sie ihre Badesachen mit!“, sagte Harry, bevor die Schüler aus dem Klassenraum stürmten.
Eine viertel Stunde später stand Harry in Badehose und in einen Bademantel gehüllt am Ufer des Sees. Hermine hatte auch einen Bademantel übergeworfen. Wie er sie so gedankenverloren ansah, fiel ihm auf dass er sie noch nie in Badesachen gesehen hatte. War sie eher der Bikini- oder eher der Badeanzugtyp? Mit ihrer Figur würde sie in beidem gut aussehen, überlegte er. Aber vermutlich zog sie eher Badeanzüge an. Sie war ja eher der etwas züchtigere Typ, nicht so wie Ginny, von der er wusste dass sie äußerst knappe Bikinis bevorzugte. Sein Blick schweifte hinauf zum ersten Stock, dorthin wo der Krankenflügel lag. Er zählte die Fenster und blieb an dem hängen, unter dem Ginnys Bett stand. Wie es ihr wohl gerade ging? Träumte sie? Vielleicht von ihm oder gar von Hermine? Er seufzte. Er hoffte, dass sie wieder richtig gesund werden würde. Seine kleine Ginny, der Wirbelwind, der sein Leben so sehr bereicherte. Sein Blick schweifte zu Hermine, die den näher kommenden Schülern entgegen sah. Sie war sein Ruhepol. Wo er aufbrausend und stürmisch war, war sie ruhig und gelassen. Sie hatte das Köpfchen, er den Kampfgeist. Seine beiden Frauen, ohne die er nichts war. Sie ergänzten sich so wunderbar. Nie wollte er auch nur auf eine verzichten müssen. Doch dazu war es nun gekommen. Er fühlte, wie etwas in seinem Leben fehlte. Hermine war da und stützte ihn, doch er spürte immer, dass Ginnys Schicksal auch ihr nahe ging. Auch sie wollte, dass ihre Freundin wieder gesund werden würde und zu ihnen zurückkam.
Schließlich ließ er seinen Blick über die Schüler schweifen und er zählte rasch durch. Einer fehlte noch. Er sah hinauf zum Portal und erkannte, wie eine Schülerin im Bademantel zu ihnen herunter eilte. Fast alle sahen zu ihr, wie sie mit hochrotem Kopf schließlich bei ihnen ankam. „Nun, da Miss Howard auch zu uns gestoßen ist, können wir beginnen. Wer das Dianthuskraut nehmen möchte, der holt es bitte bei mir ab. Aber noch nicht essen! Das machen wir alle gemeinsam. Halten sie ihre Zauberstäbe bereit und seien sie auf alles gefasst. Bleiben sie alle zusammen. Wenn jemand den Anschluss an die Gruppe verliert, dann sprüht derjenige bitte grüne Funken in das Wasser. Wenn niemand zu ihnen kommt, dann schwimmen sie zur Oberfläche und begeben sie sich an den Strand. Die mit Kopfblasenzauber warten dann bitte draußen, die mit Dianthuskraut bleiben nahe dem Ufer und gehen an Land, sobald die Wirkung nachlässt“, ermahnte Harry und verteilte das Kraut. Währenddessen erklärte Hermine weiter: „Wir werden rechtzeitig den Tauchgang abbrechen, damit wir nahe der Oberfläche sein werden, wenn die Wirkung nachlässt. Sobald sie merken, dass dies der Fall ist, so durchstoßen sie so schnell wie möglich die Wasseroberfläche. Wir wollen nicht, dass ihnen Wasser in die Lungen kommt und wir vielleicht sogar Wiederbelebungsmaßnahmen bei ihnen durchführen müssen. Und nun hopp, alles aus den Bademänteln und in den See!“, kommandierte Hermine.
Etwas verschämt zogen die Schüler ihre Bademäntel aus. Einige der Jungs schienen sich sehr für die Körper der Mädchen zu interessieren. Harry indes beobachtete Hermine, wie sie aus ihrem Bademantel stieg. Er hatte Recht gehabt, sie trug einen Badeanzug. Aber was für einen! Sie sah einfach nur heiß aus. An den Oberschenkeln war das gelbe Teil sehr hoch geschnitten und ihre Brüste kamen auch wunderbar zur Geltung. Harry erinnerte sich an eine Serie über Rettungsschwimmer, die er mal bei den Dursleys gesehen hatte. Hermine konnte den Rettungsschwimmerinnen dieser Serie echt Konkurrenz machen! Als er sich der Gruppe zuwandte, zogen einige der Schüler erschrocken die Luft ein. Er sah an sich herunter. Ja, er hatte schon einige Narben gesammelt in seinem Leben. Er zählte kurz in Gedanken auf: eine vom Basiliskenzahn, Bisse von Nagini und zweimal hatte sich Voldemorts Medaillon in seine Brust gebrannt. „Narben machen sexy!“, hauchte ihm Hermine ins Ohr, „Sie zeigen, dass du ein großer Kämpfer bist.“ Harry lächelte gequält und bedeutete den Schülern, dass sie ihnen folgen sollten.
Gemeinsam stiegen sie in den See. Vereinzelt musste etwas nachgeholfen werden, weil es doch empfindlich kühl war. Ein Mädchen schrie auf, weil ihr Hintermann sie nachgespritzt hatte. „Was denn los, Wolowitz? Angst vor dem Wasser?“, zog der Junge sie auf. Harry unterband den aufkommenden Streit: „Schluss jetzt! Beschwören sie jetzt ihre Kopfblasenzauber! Die anderen nehmen das Kraut! Unter Wasser bleibt ihr zusammen. Ich übernehme die Führung, während Professor Granger am Ende der Gruppe schwimmen wird. Bleiben sie immer ein paar Yard über dem Grund oder den Pflanzen. Los!“ Er selbst nahm das Dianthuskraut in den Mund und kaute kräftig. Er schluckte und merkte prompt, wie die Wirkung einsetzte. Dieses Mal wartete er nicht, bis er fast erstickte sondern tauchte gleich unter und sog gierig das Wasser durch den Mund ein und spürte, wie es an den Seiten seines Halses wieder austrat. Er blickte sich um und erkannte die Schüler, wie sie die ungewohnte Veränderung ihres Körpers in Augenschein nahmen. Er sah auf seine Uhr, die er vorher wasserdicht gehext hatte. Sie hatten die Menge genommen, die für etwa zwei Stunden Tauchgang ausreichend sein sollte. Er prägte sich gut ein, wann sie wieder an die Wasseroberfläche gelangen mussten. Neben ihm tauchte Hermine auf, ihre schönen Gesichtszüge durch den Zauber seltsam verzerrt. Sie lächelte ihm zu und streckte einen Daumen nach oben. „Alles gut gegangen“, rief sie ihm wie aus weiter Ferne zu. „Gut“, krächzte er zurück. Er wandte sich den Schülern zu und bedeutete ihnen, dass sie ihm folgen sollten. Hermine zählte noch einmal durch und hängte sich dann hinten an die Schülerschar an. Harry führte sie in die Tiefen des Sees hinab, hin zu den Seegrasgewächsen, wo die Grindelohs hausten. In regelmäßigen Abständen hielt er an, um die Gruppe zu sammeln. Den Dianthuskrautnutzern fiel das Schwimmen aufgrund ihrer Schwimmhäute erheblich leichter und der Neid der Schüler mit Kopfblasen war ihnen deutlich anzusehen. Hermine schloss zu ihm auf und gab ihm das Zeichen, dass noch alle beisammen waren. Er nickte ihr zu und wollte schon weiterschwimmen, als er in der Ferne ein blaues Schimmern zu erkennen glaubte. Es hatte irgendwie die Form eines Vogels. Er blinzelte und das Schimmern war verschwunden. Wahrscheinlich irgendeine Lichtreflexion.
Er war ein paar Minuten weitergeschwommen, als er zurückblickte und Funken im Wasser aufblitzen sah. Er stoppte sofort, bedeutete den Schülern zu warten und schwamm eiligst auf die Funken zu. Der Schüler, der sie ausgesandt hatte, war nicht von der Gruppe abgefallen, aber er hatte sich schrecklich erschreckt. In Sichtweite der Gruppe schwamm ein toter Körper an ihnen vorbei. Harry schluckte. Dem Zustand der Leiche nach zu urteilen war es wohl ein Opfer der Schlacht. Er blickte sich zu Hermine um und sie sah ihn verzweifelt an. Was sollten sie machen? Harry schwamm auf die Person zu und erkannte im Näherkommen, dass sie noch eine Todessermaske aufhatte. Deswegen hatte ihn wohl auch niemand vermisst. Was scherte auch ein toter Todesser? Er war der Feind und der hatte nichts Besseres verdient. Niemand schien ihn zu vermissen. Harrys Magen drehte sich um, als er ihn näher begutachtete und die angenagten Körperteile sah. Er konnte ihn hier nicht so treiben lassen. Er drehte sich zu Hermine um. „Mach weiter! Ich bringe ihn raus!“, rief er ihr krächzend zu und drehte sich dann wieder zu der Leiche um. Sie streifte kurz mit ihrer Hand über seine Brust und schwamm zurück zu der Schülerschar.
Harry packte die Leiche am Kragen ihres Umhanges und zog sie hinter sich her nach oben. Noch einmal glaubte er, ein blasses blaues Schimmern im Wasser zu erkennen, doch wieder verschwand es, noch ehe er genauer hinsehen konnte. Er blickte auf seine Uhr. Ihm würde kaum genug Zeit bleiben, nach oben zu schwimmen, die Leiche am Ufer abzulegen und dann wieder zu Hermine und den Schülern zurückzukehren. Würde er sie überhaupt finden können? Er hatte zwar alles mit Hermine abgesprochen, aber der See war groß und ihre Zeit begrenzt. Außerdem konnte er den toten Todesser wohl kaum einfach so kommentarlos am Ufer liegen lassen. Er kam der Oberfläche immer näher. Als sein Kopf das Wasser durchstieß, blickte er sich kurz um, um sich zu orientieren. Atmen konnte er noch nicht, da das Kraut immer noch Wirkung zeigte. Er schwamm auf das Ufer zu und blieb vor ihm einfach im Wasser treiben, die Leiche neben sich. Er versuchte, den toten Todesser nicht zu genau anzusehen, doch sein Blick schweifte immer wieder zu ihm hin. Was für ein Mensch er wohl gewesen war? War er aus Überzeugung ein Diener Voldemorts geworden, oder wie so viele dazu erpresst worden? Egal, was es davon war, den Tod hatte er bestimmt nicht verdient. Der Tod war etwas grauenvolles, das Harry niemandem wünschte. Naja, außer Voldemort vielleicht, aber da war ja schon lange mehr tot als lebendig gewesen.
Er spürte, wie die Wirkung des Krautes nachließ. Erstaunt schaute er auf seine Uhr. Eigentlich müsste es noch mindestens 20 Minuten wirken. Er nahm den Todesser am Umhang und stieg eilig an die Oberfläche. Gerade, als er merkte dass er keine Luft mehr bekam, durchstieß er die Oberfläche und sog die angenehme Luft tief in seine Lungen ein. Er schwamm langsam auf das Ufer zu, erst jetzt merkte er, wie schwer der tote Mann wirklich war. Er erkannte Hagrid, der wohl gerade auf dem Weg ins Schloss zum Mittagessen war. „Hey, Hagrid! Kannst du mir mal bitte helfen?“, rief er ihm zu. Hagrid stutzte und sah sich um. Er erkannte Harry im Wasser und lief auf ihn zu. „Hallo Harry, alter Junge! Was machstn du im See? Und wen hastn da mitgebracht?“, fragte er ihn, als er ans Ufer getreten war. „Unterricht“, keuchte Harry, „und das hier ist ein toter Todesser, der im See getrieben ist. Ich konnte ihn da nicht zurücklassen. Er verdient, vernünftig begraben zu werden.“ „Guter Junge, Harry. Gib ihn her!“, forderte Hagrid ihn auf und zog den Toten mit einer Hand aus dem Wasser, während Harry zu seinen Sachen ging und begann sich abzutrocknen. Hagrid kam zu ihm, nachdem er den Todesser etwas abseits ins Gras gelegt hatte. „Wir solltn McGonagall informiern, meinste nich?“ Harry nickte nur. Jetzt, an der kühlen Luft, fror er etwas. Er rubbelte sich kräftig mit dem Handtuch ab, um seinen Blutkreislauf in Schwung zu bringen. „Was genau habt ihrn im See unterrichtet, Harry? Dachte, das wär eher meine Aufgabe, als Lehrer für magische Geschöpfe“, fragte Hagrid, als Harry sich in seinen Bademantel eingewickelt hatte. Harry nahm Hermines Sachen auf, um sie ihr gleich reichen zu können, sobald sie aus dem See steigen würde und sagte: „Wir wollten den Schülern die Grindelohs zeigen. Der Kampf gegen dunkle Geschöpfe wird im dritten Schuljahr unterrichtet und wir dachten uns, dass wir sie mal in freier Wildbahn untersuchen könnten.“ Er sah zu Hagrid auf, doch der starrte mit weit aufgerissenen Augen über Harry hinweg und auf den See hinaus. Harry drehte sich, mit flauem Gefühl im Magen, schnell um. Doch er hörte nur noch ein Platschen und dann sah er ein bläuliches Licht im See nach unten verschwinden, gerade unter kleinen Wellen, die sich konzentrisch von einem Eintauchpunkt aus ausbreiteten. „Was war das, Hagrid?“ „Etwas, dass es hier eigntlich garnich geben dürfte“, murmelte dieser und schüttelte den Kopf. „Was denn?“, fragte Harry nach, doch Hagrid schüttelte nur mit dem Kopf. „Was war es, Hagrid? Was gefährliches?“ Harry hatte ein flaues Gefühl im Magen. Da draußen war Hermine und mit ihr fast zwei Dutzend Schüler. Wenn ihnen etwas zustieße…
„Nein, Harry. Das war nichts Gefährliches. Ganz und gar nicht. Ich geh jetzt zu McGonagall und sag ihr wegn dem Todesser Bescheid, OK?“ Harry sah seinem großen Freund nachdenklich nach. Was verschwieg er ihm? Als Hagrid gerade das Eingangstor erreicht hatte, hörte er hinter sich etwas durch die Wasseroberfläche stoßen. Er wandte sich wieder um und sah, wie nacheinander mehrere Köpfe durch das Wasser stießen. Er schaute auf seine Uhr und runzelte die Stirn. Etwas über zwei Stunden waren vergangen, seit sie in den See gestiegen waren. Warum hatte es bei ihm nicht geklappt? Die Schüler schnatterten eifrig, als sie langsam auf das Ufer zuschwammen, an dem Harry auf sie wartete. Harry zählte durch und atmete erleichtert aus, als sie alle vollzählig waren. Als eine der letzten durchstieß Hermine die Oberfläche. Sie hatte mehrere Striemen im Gesicht, lächelte ihm aber entgegen. Als sie aus dem See stieg und Harry ihr das Handtuch entgegenhielt, sah er dass sie einen großen kreisförmigen Abdruck auf dem Bauch hatte. „Was ist passiert?“, fragte er besorgt und begutachtete auch die Schüler, ob auch sie irgendwelche Blessuren hatten. Ein paar hatten kleine Schrammen an den Knöcheln, aber sonst schienen alle wohlauf zu sein.
Hermine wickelte sich in das Handtuch und begann mit klappernden Zähnen zu erzählen: „Wir haben die Grindelohs gefunden, aber ein paar der Schüler waren nicht weit genug über dem Seegras. Ein paar haben sie gepackt, aber sie haben sich super gewehrt. Ich musste nur einmal eingreifen. Erinnere mich bitte in der nächsten Stunde daran, dass ich ein paar Punkte zu verteilen habe.“ „Und woher kommt dieser Kreis auf deinem Bauch?“, fragte Harry besorgt. Hermine winkte ab: „Das ist ein Geschenk des Kraken.“ „Wie bitte?“ „Wir waren gerade auf dem Weg zurück, als wir plötzlich von den Wassermenschen eingekreist waren. Die waren wohl irgendwie sauer, weil wir die Grindelohs in ihrem Tanggarten aufgeschreckt hatten. Ich habe sie nicht wirklich verstanden. Ganz schön starker Akzent, verstehst du?“ Harry lachte und Hermine lächelte leicht. „Naja, ich habe versucht uns rauszureden, aber die wollten mich wohl nicht verstehen. Es wurde gerade ein wenig brenzlig, als der Krake aufgetaucht ist und die Wassermenschen verjagt hat. Zum Abschied hat er mich wohl irgendwie umarmt und einer seiner Saugnäpfe hat mir das verpasst.“ Sie lachte. „Ist wohl seine Art, tschüss zu sagen. Und wie lief es bei dir?“, fragte sie. Harry berichtete, auch von dem merkwürdigen blauen Schimmern und dass Hagrid ihm nicht hatte verraten wollen, was das gewesen war. Hermine überlegte, hatte aber auch keine Idee. Schließlich fragte er Hermine: „Weißt du, warum ich schon 20 Minuten vor Ablauf der zwei Stunden an die Oberfläche musste, ihr aber erst später hoch kamt?“ Hermine sah ihn schockiert an, überlegte kurz und schlug sich dann mit der Hand vor die Stirn.
„Ist doch klar, Harry! Wir haben für die Berechnung der Krautmenge das Gewicht eines Dreizehnjährigen zugrunde gelegt. Du bist fast 18 und, naja, durchaus massiger als vor fünf Jahren, meinst du nicht?“ Harry schmunzelte. Ja, das war er wohl. Bei ihm entfaltete die gleiche Menge Wirkstoff weniger Wirkung, weil sie mehr Körpermasse verändern musste als bei den Drittklässlern.
„Harry, Hermine!“, erklang ein Rufen hinter ihnen. Harry drehte sich um und sah Ron auf sie zu laufen. „Ron! Was machst du denn hier?“, fragte er seinen besten Freund, als dieser bei ihnen angekommen war. „Ich wollte mal nach meiner Schwester sehen und- WOW!“ Ron riss die Augen auf und starrte an ihm vorbei. Harry drehte sich um und sah gerade noch, wie Hermine sich den Bademantel überzog. Sie kam zu den beiden. „Mund zu, Ron! Das lässt dich nicht ganz so dämlich aussehen“, giftete sie ihn an. Ron klappte augenblicklich den Mund zu und sagte dann: „Du siehst heiß aus, Hermine. Warum hast du so was früher nicht angezogen?“ „Weil wir vorher nie gemeinsam Baden waren, Ron“, fauchte sie ihn an und schmiegte sich eng an Harry. Sie legte ihre Arme um ihn und funkelte Ron böse an. Der schluckte einmal krampfhaft und sah dann Harry in die Augen, der ihn taxierte und besitzergreifend einen Arm um Hermine schlang. „Ähm, ja. Wollen wir dann mal hoch ins Schloss?“, fragte Ron kleinlaut. „Geh schon mal vor, Ron! Wir müssen noch was machen“, sagte Harry und drehte sich zu den Schülern um, um sie in die Mittagspause zu entlassen und ihnen die Hausaufgaben, eine Schilderung ihrer Erlebnisse und Empfindungen während des Tauchgangs, aufzugeben. Hermine funkelte Ron böse an und zischte ihm zu: „Vergiss es, Ron! Ich gehöre zu Harry.“ „Hey, darf man dir kein Kompliment machen?“, begehrte Ron auf. „Doch, man darf. Aber du darfst nicht! Ich habe dir noch lange nicht verziehen, im Gegensatz zu Harry.“ Mit diesen Worten wandte sie sich von Ron ab und sah nicht mehr den verletzten Ausdruck in Rons Augen. Er wandte sich von ihr ab und ging hinauf ins Schloss, um sich etwas vom Mittagessen zu stibitzen und dann seine kleine Schwester zu besuchen.
Harry und Hermine gingen erst in ihre Lehrerwohnung, bevor sie sich auf den Weg zum Mittagessen zu machen. In der Eingangshalle kam ihnen eine aufgeregte Madam Pomfrey entgegen. Sie rief ihnen schon auf einige Yards entfernt zu: „Professor Potter, Professor Granger! Gut, dass ich sie treffe. Miss Weasley ist aufgewacht und verlangt nach ihnen.“ Harry sah sie erst mit großen Augen an, doch dann drehte er abrupt auf dem Absatz um und lief, Hermine an der Hand hinauf in den Krankenflügel. „Aber Professor, ich muss ihnen noch sagen, dass-“, doch Harry hörte sie nicht mehr.
Er stieß die Tür zum Krankenflügel weit auf und da saß sie und strahlte ihm entgegen. Seine Ginny war aufgewacht! Er ließ Hermine los und lief mit ausgestreckten Armen und mit Tränen in den Augen auf sie zu. Auch sie streckte ihm ihre Arme entgegen. An ihrem Bett angekommen, nahm er sie fest in die Arme und drückte sie fest an sich. Er vergrub seinen Kopf an ihrem Hals und sog begierig ihren Jasminduft in sich auf. „Oh Ginny“, schluchzte er, „ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“ Ihm lief eine Träne die Wange hinunter. Als er spürte, dass Hermine zu ihnen trat, fügte er noch hinzu: „Wir beide haben uns Sorgen um dich gemacht. Wir hatten befürchtet, dass du irgendwelche geistigen Schäden haben würdest oder so.“ Er ließ sie los und hielt sie auf Armlänge von sich. Er blickte ihr tief in die Augen. „Mit deinem Kopf ist doch alles in Ordnung, oder? Du kannst mich erkennen und Hermine auch, ja? Und Gedächtnislücken hast du auch keine?“ „Mir geht es prima, mein starker Löwe. Ich erkenne dich und Mine prima.“ Harry seufzte tief und nahm sie wieder fest in die Arme. Hermine setzte sich zu ihnen auf das Bett und legte ihre Arme um sie beide.
„Harry“, flüsterte Ginny niedergeschlagen.
„Ja, meine starke Löwin?“
„Ich spüre meine Beine nicht.“
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Zum Abschluss will ich von nun an in jedem Kapitel auf Fanfictions hinweisen, die meine Aufmerksamkeit über die Maßen erregt haben. Das ist bei mir nicht leicht, denn ich achte neben der inhaltlichen Widerspruchslosigkeit vor allem auf Rechtschreibung und Grammatik, welche leider bei vielen Geschichten mit durchaus guten Ideen grottenschlecht sind.
Heute möchte ich euch die Geschichte „Harry Potter und die Lordschaft von Scyde“ von Heiko2003 empfehlen.
Lest doch mal rein, wenn ihr Lust habt.
Euer Caine
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Weil Trelawney ständig über die Gegenwart hinaus in die Zukunft blickt, bekommt sie überhaupt nicht mit, was direkt vor ihren Augen passiert.
Emma Thompson über ihre Rolle