Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Über uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Alles nur eine Lüge? - Alles nur eine Lüge?

von Lilienblüte

Die dunklen Geheimnisse des Gilderoy Lockhart? Was hatte sich mein Chef bei dieser Aufgabe nur gedacht?

Jetzt kroch ich seit Tagen als Käfer getarnt durch die Villa dieses Schönlings und noch immer war ich keinem Geheimnis auf der Spur. Er bewunderte sich morgens zwei Stunden selbst im Spiegel, zog dann seinen Umhang über und ging zum Friseur, wo er sich jeden Tag die Haare waschen und föhnen ließ. Anschließend gab er meist eine Autogrammstunde, die bis zum Mittag ging. Ich war mit ihm schon an den verschiedensten Orten zu Autogrammstunden gewesen, in Buchhandlungen, in Boutiquen und einmal sogar in einer Parfümerie. Seine weiblichen Fans fielen bei seinem Anblick zu Massen in Ohnmacht, während ich mir immer wieder die Frage stellte, was an diesem Schönling so besonders war. Nach den Autogrammstunden bestellte sich Gilderoy Lockhart im Tropfenden Kessel einen Salat. Für sein Mittagessen brauchte er meist über zwei Stunden, weil so viele Hexen in der Zeit durch den tropfenden Kessel gingen, dass er gar nicht viel zum Essen kam. Seinen halb aufgegessen Salat ließ er dann um 15 Uhr stehen und apparierte zurück nach Hause. Dort nahm er seine Pfauenfeder aus der obersten Schublade seines Schreibtisches und summte gut gelaunt die schnulzigen Lieder von Celestina Warbeck vor sich hin, während er seine Fanpost beantwortete. Manchmal hatten seine Fans auch sehr ausgefallene Wünsche. Zum Beispiel konnte ich kaum glauben, wie viele Frauen ihn in der Fanpost scheinbar baten, ihnen eine Locke von sich zu schicken. Über diesen Wunsch war er offensichtlich sehr entzückt, denn immer, wenn er eine Locke aus der mittleren Schublade seines Schreibtisches, die im Übrigen nur zur Aufbewahrung von unechten Locken diente, nahm, strahlte er über das ganze Gesicht. Um acht Uhr abends unterbrach Lockhart die Beantwortung seiner Fanpost kurz, um eine kleine Pause zu machen, um ein wenig Brot zu essen und einen Tee zu trinken, dann fuhr er mit seiner Lieblingsbeschäftigung fort. Wenn die Kukucksuhr, die er in seinem Büro hing, elfmal rief, verschwand er im Bad, wo ich ihm nie hin folgte, da ich gewisse Geheimnisse von Gilderoy Lockhart einfach nicht erfahren wollte.
Als Gilderoy Lockhart an diesem Abend, dem fünften Abend meiner Beobachtungen, aus dem Bad kam und in sein lilafarbenes Himmelbett verschwand, um dort seinen Schönheitsschlaf zu bekommen, nahm ich mir vor, mit meinem Chef zu reden. Denn so, wie es derzeit aussah, hatte Gilderoy Lockhart nicht den kleinsten Fehler. Er führte ein perfektes Leben, ohne die geringsten Abweichungen. Es gab keine dunklen Geheimnisse, die sein Leben überschatteten. Dieser Schönling verbarg einfach nichts. Er benahm sich allein in seinem Haus ganz genauso, wie er es in der Öffentlichkeit tat. Der Gilderoy Lockhart, der dich der Presse präsentierte, trug keine Maske und spielte der Öffentlichkeit diesen perfekten Schönling vor, er war dieser perfekte Schönling und sein Mangel an Fehlern trieb mich in den Wahnsinn.

„Dann strengen Sie sich mehr an, Rita“, sagte mir mein Chef, nachdem ich ihm berichtet hatte, dass ich in den letzten Tagen nichts Schlechtes an Gilderoy Lockhart hatte entdecken können.
„ Er macht jeden Tag das Gleiche zu genau der gleichen Zeit. Wenn er eine Feder gebraucht hat, legt er diese an genau die gleiche Stelle, der Mann spült sogar sein Geschirr sofort ab und stellt es an exakt die gleiche Stelle im Schrank, aus der es kurz zuvor herausgenommen hat. Er bringt seine Klamotten jeden Tag in die Reinigung, er wäscht sich jeden Tag exakt zwanzigmal die Hände und einmal die Haare, … dieser Mann macht mich krank! Außer diesem zwanghaften Drang, sein ganzes Leben zu kontrollieren, hat er keine Fehler.“ Die Verzweiflung in meiner Stimme musste selbst mein Chef spüren.
„Jeder Mensch hat Fehler, Rita. Denken Sie sich eine neue Strategie aus. Da Ihre alte Strategie nun offensichtlich versagt, müssen Sie es mit einer anderen probieren. Ich will diesen Artikel über Lockharts Schwächen- denken Sie doch nur an die Schlagzeile: „Rita Kimmkorn deckt auf: Das dunkle Geheimnis des berühmten Magiers“. Mein Chef konnte die Titelseite des Tagespropheten, von der wir aber leider noch meilenweit entfernt waren, scheinbar schon vor sich sehen. Ich wollte meinen Chef nur ungerne enttäuschen, denn die Auszeichnung als „seine beste Reporterin“ wollte ich nicht verlieren, aber an Gilderoy Lockhart biss ich mir einfach die Zähne aus. Ich hatte keine Ahnung, wie ich weiter vorgehen sollte: „Was für eine neue Strategie? Sie kennen meine Strategie und Sie wissen, dass ich immer auf diese illegale Strategie zurückgegriffen habe, weil ich auf eine andere Art und Weise nicht einmal die Hälfte meiner bisherigen Skandalreporte bekommen hätte. Es hat sich in der Vergangenheit als die beste Methode bewiesen und wenn ich es noch nicht einmal damit schaffe, etwas über ihn herauszufinden, was niemand wissen darf, wie soll ich es mit einer anderen Methode schaffen?“
„Rita, ich will diesen Bericht auf meinem Schreibtisch! Lass deinen Charme spielen… was weiß ich! Mir ist es egal, wie du es anstellst, Hauptsache unsere Verkaufszahlen bessern sich. Und es wäre auch ein riesiger Schritt nach oben in deiner Karriere. Immerhin ist Gilderoy Lockhart einer der berühmtesten und beliebtesten Zauberer unserer Zeit.“

Wie stellte er sich das bitteschön vor? Dieser Gilderoy Lockhart hatte kein dunkles Geheimnis und wenn er eins hatte, dann würde ich es nie herausbekommen, weil er es zu gut versteckte.
„Lass deinen Charme spielen…“ , hatte mein Chef gesagt. Ob ich einen Gilderoy Lockhart damit herumbekam? Schließlich war er ständig von Frauen umgeben, die für ihn schwärmten und er hatte unter ihnen die große Auswahl.
Im Gegensatz zu anderen Menschen fand ich diesen Vorschlag meines Chefs keineswegs moralisch verwerflich oder dergleichen, denn meine ohnehin nur sehr wenigen moralischen Hemmungen, hatte ich nach den ersten Erfolgen als Skandalreporterin verloren. Der einzige Grund, warum ich zögerte, diesen Vorschlag umzusetzen, war - das musste ich mir leider eingestehen – schlicht und einfach Angst. So kühn, emotionslos und selbstbewusst ich auch ansonsten war, seitdem ich in Sachen Liebe schon schwere Enttäuschungen hinter mir hatte, war ich bei einer Abfuhr von einem Mann immer ziemlich getroffen und hatte lange daran zu knabbern. Sollte ich so etwas für einen blöden Auftrag meines Chefs riskieren?

Bevor ich ging, warf ich einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Mein langes blondes Haar trug ich wie jeden Tag zu einer kunstvollen Lockenfrisur aufgetürmt, an Make-up, welches meine ersten Falten perfekt verbarg, hatte ich auch heute nicht gespart. Meine Brille war ein echtes Kunstwerk, durch ihre rote, mit juwelenbesetze Fassung ließ sie mich interessant scheinen. Nach langem Überlegen hatte ich mich für ein schwarzes Cocktailkleid entschieden. Es betonte meine schlanke Taille und durch die Ziernaht am Dekolleté brachte es meinen Busen schön zur Geltung. Dazu hatte ich mich für ein Paar silberfarbener High Heels entschieden und trug über dem Kleid, da es schließlich erst Februar war, noch meinen Pelzmantel.
Mit meinem Aussehen konnte ich doch sehr zufrieden sein. Es verging kein Tag, an dem mir nicht einer meiner Kollegen einen Blumenstrauß zukommen ließ und auf der Straße folgten mir oft die Blicke der Männer. Denn durch mein exotisches, extravagantes Styling verdeckte ich meine groben Gesichtszüge und den zu stark hervortretenden Kiefer. Ich hatte jedenfalls nie Probleme mit fehlenden Bewunderern.
Ob ich Gilderoy Lockhart auch mit meiner äußeren Erscheinung und ein paar gut eingebrachten Schmeicheleien herumbekommen würde?

Als ich an der Tür klingelte, war es sechszehn Uhr. Ich hatte mir lange Zeit Gedanken gemacht, wann ich ihn am besten stören sollte und mich entschlossen, ihn beim Beantworten der Fanpost aufzusuchen, denn es erschien mir ein günstigerer Augenblick zu sein, als wenn er gerade umringt von weiblichen Fans Autogramme schrieb, oder beim Friseur die Locken gemacht bekam.
Lockhart sah verwundert aus, als er mir die Tür öffnete, normalerweise suchte ihn ja niemand zu dieser Uhrzeit auf.
„Mein Name ist Rita Kimmkorn, ich bin Reporterin des Tagespropheten und ich wollte einmal bei Ihnen anfragen, ob Sie eventuell bereit wären uns ein exklusives Interview zu geben?“, fragte ich mit meiner heuchlerischsten Stimme.
„Ähm… ja… natürlich gerne“, erwiderte er, machte aber trotzdem keine Anstalten, mich hereinzubitten.
Selbstbewusst trat ich ein, als Gilderoy Lockhart unsicher fragte: „Ähm… jetzt?“
Offenbar befand er das Beantworten seiner Fanpost gerade für wichtiger als ein Interview.
„Natürlich jetzt, Gilderoy. Unsere weiblichen Leser warten auf dieses Interview mit Ihnen. Bitte schlagen Sie mir nicht den Wunsch ab!“ Mit einem zuckersüßen Lächeln wandte ich mich an ihn. Er fuhr sich durch die Haare und blickte dann unsicher zu seiner Wohnzimmertür.
„Ähm… also… es kommt gerade etwas ungelegen.“
Ich machte ein trauriges Gesicht und legte meinen Pelzmantel ab, wobei ich natürlich darauf achtete, dass er einen guten Blick auf mein Dekolleté hatte. Dabei sagte ich: „Unsere weiblichen Leser wären furchtbar enttäuscht. Ich selbst wäre unheimlich enttäuscht – hatte ich mich doch schon so darauf gefreut, dieses Interview mit Ihnen durchzuführen. Sie wissen nicht, was ich alles auf mich genommen habe, um diejenige zu sein, die heute mit Ihnen hier sein darf. Ich bin schon so lange großer Fan Ihrer Bücher und ich war so gespannt darauf, Sie einmal persönlich zu treffen. Bitte schicken Sie mich nicht wieder fort!“
Hoffentlich war das jetzt nicht zu dick aufgetragen. Aber nein- ich hatte ihn vollkommen richtig eingeschätzt. Die Komplimente gingen ihm runter wie Öl und sein unsicheres Lächeln wandelte sich nun zu einem Strahlen, bei dem seine weißen Zähne zum Vorschein kamen. Da war wieder das Lächeln, für das er den Preis der Hexenwoche gewonnen hatte.
„Gehen Sie schon einmal in mein Arbeitszimmer. Ich muss noch… etwas erledigen.“
Ich öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer und machte es mir auf einem der lilafarbenen Sessel bequem, ließ meine Krokodilledertasche aufschnappen und nahm eine Feder heraus. Meine grüne Flotte-Schreibe-Feder blieb dieses eine Mal in der Tasche. Heute ging es noch nicht um eine Klatschgeschichte über Gilderoy Lockhart, heute wollte ich mir sein Vertrauen erschleichen, um eventuelle Geheimnisse zu finden. Inzwischen war auch ich der Überzeugung, dass jeder Mensch Fehler hatte und Geheimnisse verbarg, und der Ehrgeiz war in mir geweckt, die dunklen Geheimnisse des Gilderoy Lockharts herauszufinden.
Ich beschwor eine Tasse aus dem Nichts hervor uns schüttete mir etwas von seinem Tee ein. Grinsend musste ich daran denken, dass ihm vermutlich genau diese Tasse Tee heute fehlen würde und es ihn völlig aus der Bahn werfen würde. Ich nippte an dem Tee und stellte schaudernd fest, dass es sich um Fliedertee handelte.
Erst als Gilderoy Lockhart in den Raum kam, fiel mir plötzlich auf, dass er sich gar nicht gewundert hatte, warum ich den Weg in sein Arbeitszimmer gewusst hatte. Auch ansonsten schien er heute wirklich nicht auf der Höhe zu sein. Das perfekte Haar war noch ein wenig mehr in Unordnung, als er jetzt vor mir stand und sein Lächeln verdeckte nur schwer die nervösen Zuckungen um seinen Mund. Nervös faltete er die Hände ineinander.
Ich fand es sehr merkwürdig. Dieser Lockhart unterschied sich so stark von dem, den ich in den letzten Tagen kennengelernt hatte. Er war nicht so selbstsicher wie in den letzten Tagen, sondern so furchtbar nervös.
Aber ich hatte mich schon seit vielen Jahren nicht mehr um das Gefühlsleben anderer Menschen gekümmert und so war es mir auch heute egal und ich verfolgte weiter den Plan, Gilderoy Lockhart mit meinem weiblichen Charme zum Reden zu bringen.
Ich zog mein Kleid ein Stück weit hinunter, sodass Lockhart noch mehr von meinem wohlgeformten Busen sah, nahm meine Feder zur Hand und blickte ihn erwartungsvoll an: „Gilderoy, Sie sind der derzeit wohl berühmteste und gutaussehendste Autor der Welt, Ihr Buch „Magisches Ich“ war wochenlang auf den Bestsellerlisten zu finden , Sie sind Ehrenmitglied in der Liga für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Sie haben die Welt schon von so viel Bösem befreit, Sie haben fünfmal in Folge den Preis für das charmanteste Zaubererlächeln gewonnen und man hat Ihnen den Ordes des Merlin dritter Klasse verliehen. Was hat ein Mann, der schon derart viel erreicht hat noch für Ziele im Leben?“
Gilderoy strahlte bei der Aufzählung seiner bisherigen Leistungen und entgegnete dann selbstbewusst: „Den Orden des Merlin, erster Klasse und zum sechsten Mal den Preis für das charmanteste Zaubererlächeln der Hexenwoche zu gewinnen.“
Was für ein eingebildeter Kerl dieser Lockhart war! Gut, das war mir im Laufe der letzten Woche ohnehin schon klar geworden, aber eine solch dreiste Antwort verblüffte mich doch noch einmal.
Natürlich riss ich mich zusammen und ließ mir nichts anmerken. Stattdessen blickte ich ihn mit einem bewundernden Augenaufschlag an und schrieb: „Gilderoy Lockhart hat erreicht, was kein Mann je zuvor erreicht hat und doch ist ihm das noch nicht genug. In einem Interview, in dem mich der gutaussehender Zauberer mit seinem Aussehen unaufhörlich nervös machte, gab er zu, als nächstes den Orden des Merlin erster Klasse anzustreben.“
Ich legte mein Blatt so, dass er mitlesen konnte. Erst schaute ich noch eine Weile auf meinen Notizblock, als würde ich überlegen, bis ich sichergehen konnte, dass er meine Zeilen gelesen hatte, dann blickte ich wieder auf. Er beobachtete mich und fragte dann: „Woher wollen Sie wissen, dass ich Sie das ganze Interview nervös machen werde?“
Ich sah ihn mit einem unsicheren, für mich völlig untypischen Blick an und sagte gespielt schüchtern: „Ich war schon den ganzen Tag so nervös, weil ich wusste, dass ich Sie heute treffen würde. Und dann standen Sie vor mir und Sie sahen noch besser aus, als ich es mir in meiner wildesten Phantasie ausgemalt hatte. Als Sie mir heute zum ersten Mal Ihr so oft ausgezeichnetes Lächeln geschenkt haben, ging für mich eine neue Welt auf.“
Zufrieden registrierte ich, dass er an meinen Lippen hing und fuhr fort: „Gilderoy, …… .
Natürlich kann ich nicht erwarten, dass Sie mich auch nur annähernd attraktiv finden, Sie sind der schönste Mann der Welt und ich nur eine kleine Reporterin.“
Gilderoy Lockhart beugte sich zu mir rüber und küsste mich. Erst erschrak ich –ich hatte sein Vertrauen gewollt, aber so weit hatte ich es nicht treiben wollen – doch dann gab ich ihn nach. Es gab keinen Grund, der dagegen sprach. Wenn ich die Nacht mit ihm verbringen würde, hätte ich sein Vertrauen. Eine Nacht mit jemandem zu verbringen, für den ich nichts fühlte, war kein Problem für mich. Es würde nicht das erste Mal werden. Ich erwiderte seinen Kuss voll gespielter Leidenschaft und ließ es zu, dass er mir das Kleid über die Schultern zog…

Als ich am nächsten Morgen neben Gilderoy Lockhart erwachte, konnte ich nicht mehr verstehen, was ich mir am Abend zuvor dabei gedacht hatte. Heute kam ich mir bei der ganzen Geschichte einfach nur noch dumm vor. Ich hatte mit Gilderoy Lockhart geschlafen!
Und das in der Hoffnung, dass er mir irgendwelche nicht vorhandenen dunklen Geheimnisse anvertrauen würde. Das war wirklich albern.
Nein, es war besser, wenn ich so schnell wie möglich ging und diese Nacht vergaß. Was würde mein Chef sagen, wenn er etwas davon wüsste? So dumm hatte ich mich noch nie bei einer Recherche angestellt. Gilderoy Lockhart als nächsten Skandalreport konnte ich abharken. Mein Chef würde ziemlich sauer sein, dennoch war ich mir sicher, dass er mich nicht rausschmeißen würde, denn immerhin hätte er ohne mich nicht einmal die Hälfte aller Skandalstories bekommen. Ich war die Einzige seiner Reporterinnen, die über eine derart gute Methode zum Spionieren verfügte. Einen weiteren Animagus gab es beim Tagespropheten nicht.

Ich hatte es so eilig das Haus zu verlassen, dass ich sogar meinen Pelzmantel vergaß. Zuhause angekommen entschied ich mich bis zum Gespräch mit meinem Chef erst einmal meinen Kopf freizubekommen. Wenn ich bis zum nächsten Morgen warten würde, dann würde es mir sicherlich schon wieder gut gehen, ich würde die Nacht mit Lockhart beinahe vergessen haben und wieder ganz die Alte sein. Aber das Bild des Mannes mit den blonden Haaren und den wunderschönen Augen ging nicht mehr aus meinem Kopf und mit einem Mal verstand ich, was all die Frauen so attraktiv an ihm fanden. Es war verwunderlich, dass ich dafür erst eine Nacht mit ihm hatte verbringen müssen, um mir einzugestehen, dass ich ihn im Grunde äußerst attraktiv fand.

Gegen Abend hatte ich trotz aller Ablenkungsversuche die letzte Nacht nicht vergessen. Seufzend zog ich mir den Mantel an. Es konnte ja nichts schaden, die Situation mit Gilderoy zu klären. Gilderoy! Ich hätte mich ohrfeigen können. Jetzt nannte ich ihn schon beim Vornamen, wenn ich an ihn dachte. Ich war einfach nur bescheuert. Seitdem mich meine erste große Liebe vor einigen Jahren verlassen hatte, hatte ich nie wieder einen Menschen an mich rangelassen und jetzt sollte ausgerechnet dieser Schönling in mir irgendwelche Gefühle wachrufen?
Meinen journalistischen Ehrgeiz verfluchend stieg ich die Stufen vor seiner Haustür hinauf und klingelte. Doch Gilderoy öffnete nicht, dabei musste er zu Hause sein. Er hatte in den ganzen letzten Tagen nie um diese Uhrzeit sein Haus verlassen.
Ich fröstelte. Hätte ich doch nur meinen Pelzmantel angehabt, aber den hatte ich ja heute Morgen unbedingt vergessen müssen. Warum öffnete der denn nicht?
Ich beschloss einmal ums Haus rumzugehen, um zu sehen, ob er wirklich nicht da war, oder ob er nur gerade so versunken in die Beantwortung seiner Fanpost war, dass er mein Klingeln nicht hörte. Selbstverliebt wie er war, passierte ihm das sicher hin und wieder.
Ich versank mit meinen hohen Absätzen beinahe in dem vom Regen sehr aufgeweichtem Rasen und blieb mehr als einmal stecken, hatte es aber schließlich vor sein Wohnzimmerfenster geschafft. Schon als ich die Szene im Wohnzimmer erblickte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte:
Gilderoy stand mit erhobenem Zauberstab vor einem älteren Mann, der zitternd auf dem Boden vor ihm lag. Meinem Instinkt folgend, dass es nun etwas sehr Interessantes zu beobachten geben würde, verwandelte ich mich in einen Käfer und flog durch das leicht geöffnete Fenster ins Wohnzimmer.
„Verabschieden Sie sich von ihrer Erinnerung.“ Gilderoy richtete den Zauberstab auf den Mann. Der Mann ließ Gilderoy nicht aus den Augen, schluchzend lag er am Boden und wimmerte: „Bitte nicht… bitte nicht. Ich sage niemandem, dass nicht Sie … .“ Doch noch bevor der Mann seinen Satz beendet hatte, rief Gilderoy: „Amnesia!“
Die Augen des Mannes wurden weiß, sein Körper schlaff. Für einen Moment dachte ich, er wäre in Ohnmacht gefallen, doch dann richtete er sich auf und fragte: „Wer bin ich?“
Was in aller Welt war das gewesen? Wieso löschte Gilderoy diesem alten Mann sein Gedächtnis? Ich wollte wissen, was für ein Spiel Gilderoy hier spielte und verwandelte mich zurück in einen Menschen. Nie wieder würde ich das bleiche Gesicht von Gilderoy Lockhart vergessen, als plötzlich aus dem Nichts in seinem Wohnzimmer die Frau auftauchte, mit der er die letzte Nacht verbracht hatte.
„Was zum Teufel tust du hier?“
Er starrte mich an, unfähig zu antworten.
Ich deutete auf den Kerl am Boden „Was soll das? Was hast du mit diesem Mann vor?“ Ich hatte zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht die kleinste Vermutung, aus welchem Grund Gilderoy einem Mann sein Gedächtnis gelöscht hatte.
„Ich… ich… verdammt. Rita, du wirst es doch niemandem erzählen?“ Gilderoy war wieder ganz so wie am Nachmittag des vorigen Tages. Er wirkte vollkommen unsicher, so wie man ihn für gewöhnlich gar nicht kannte.
„Dazu müsste ich erst einmal wissen, was hier los ist.“ Auffordernd sah ich ihn an.
Was hatte Gilderoy getan, sodass er den Mann mit dem stärksten aller Vergessenszauber belegen musste? Was wusste der Mann, was niemand wissen durfte?
„Rita… “ Gilderoy fuhr sich durch sein Haar, dann schob er mich aus dem Raum, während er einen letzten Blick zurück auf den Mann warf, der sich nun interessiert in Gilderoys Wohnzimmer umsah.
Nachdem Gilderoy sorgfältig die Tür hinter uns geschlossen hatte, sah er mich zögernd an und sagte dann: „Ich werde dir alles erzählen. Aber du musst mir versprechen, dass du nichts darüber schreibst und zu niemandem ein Wort sagst.“
Ich nickte. Mein Versprechen konnte ich ihm geben, ob ich es hielt, musste ich nicht jetzt entscheiden.
„Sie haben alle meine Bücher gelesen?“
Ich nickte. Es waren zwar nur kurze Zusammenfassungen über seine Bücher gewesen, aber schließlich hatte ich ihn gestern glauben lassen, ich sei sein größter Fan und konnte jetzt unmöglich zugeben, dass ich die Bücher kaum kannte.
„Sie haben von all diesen wunderbaren, mutigen Taten gelesen, Taten, mit denen ich Menschen vor schlimmem Unheil bewahrt habe, Taten, mit denen ich die Welt vor Bösem beschützt habe. Es war alles gelogen. Ich habe keine einzige dieser Taten begangen, Rita. Es war alles eine Lüge. Dieser Mann da- er hat eine ganze Bande von Trollen mit nur einem einzigen Zauber besiegt und somit ein ganzes Dorf von der Zerstörung gerettet.“
Ich begriff. Mein Chef hatte Recht gehabt. Gilderoy Lockhart hatte ein dunkles Geheimnis: Er war ein Schwindler. Er nutzte andere Leute für seine Zwecke aus, ließ andere Leute ruhmvolle Taten begehen und dabei Kopf und Kragen riskieren, suchte sie später und schrieb ihre Geschichten auf. Dann geschah das, was ich eben beobachtet hatte: Er löschte deren Gedächtnisse und niemand würde je daran zweifeln, dass nicht Gilderoy selbst diese Heldentaten vollbracht hatte. Er sah viel mehr nach einem Held aus als der bucklige, alte Mann, der in Wirklichkeit mit den Trollen fertig geworden war und sich nun sein ganzes Leben an nichts mehr erinnern können würde.
„Sie werden das doch niemandem verraten, Rita, oder?“ Beinahe flehentlich sah Gilderoy mich an. Er zitterte am ganzen Körper, doch es entging mir nicht, dass er seine Hand noch immer am Zauberstab hatte und jederzeit bereit sein würde, auch mich mit einem Vergessenszauber zu belegen.
Ich schüttelte den Kopf und sagte leise: „Ich werde nichts verraten.“ Zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich überzeugt davon. Er stand vor mir und ich dachte in diesem Moment, dass ich es nicht ertragen konnte, ihn zu verletzen. Gilderoy steckte seinen Zauberstab zurück in seine Hosentasche und trat näher zu mir. Seine Augen hatten alles Kalte und Gefährliche, das ich gerade noch in seinem Blick entdeckt hatte, verloren und er sah mich zärtlich und liebevoll an, sodass mir ein Schauer über den Rücken lief. Unwillig bemerkte ich das schnelle Pochen meines Herzens.
„Du wirst doch jetzt nicht schlecht von mir denken, Rita?“
Wie konnte ich schlecht von ihm denken? Mein ganzes Leben tauchte vor mir auf- es hatte nie etwas anderes gegeben als Lügen und Intrigen.
„Ich bin ein viel schlechterer Mensch, Gilderoy“, sagte ich, voller Verachtung mir selbst gegenüber.
„Das sind Sie nicht, Rita, Sie sind der wunderbarste Mensch, der mir je über den Weg gelaufen ist.“ Sein Kuss brannte auf meinen Lippen. Dieser Kuss, der eine jämmerliche Lüge war. Ich hatte mit dem Spielchen angefangen und jetzt hatte ich mich in etwas verrannt, was einen noch unbekannten Ausgang hatte.

Diesmal schlich ich mich schon in der Nacht davon. Ich hielt es nicht aus, neben dem Mann zu liegen, der so zärtlich war, während ich ihn ausgenutzt, belogen und betrogen hatte. Nur um an seine Geheimnisse zu kommen, hatte ich mich an ihn rangemacht und jetzt waren bei uns beiden Gefühle mit ins Spiel gekommen. Ich tat mir immer schwer ein solches Gefühl zu benennen, da ich, die karriereorientierte Journalistin ein solches Gefühl selten verspürte und in meinem ganzen Leben noch nicht so stark gespürt hatte. Aber dieses Gefühl, das ich gegenüber Gilderoy hegte, war schlicht und einfach eines: Liebe. Ich konnte es kaum glauben. Niemals hätte ich gedacht, dass mir so etwas passieren würde. Aber vielleicht war es gerade seine Skrupellosigkeit gewesen, durch die ich mich noch stärker in ihn verliebt hatte. Wir waren beide durchtrieben, beide unehrlich und skrupellos. Vielleicht passten wir deswegen einfach so gut zusammen. Vielleicht fand ich ihn deswegen anziehend, weil er mir so unglaublich ähnlich war.
Ich stand vor einer schweren Entscheidung. Ein wahrer Bericht über Gilderoy würde der erfolgreichste Artikel meiner journalistischen Laufbahn werden, dessen war ich mir sicher. „Gilderoy Lockhart- ein verbrecherischer Lügner: Wie er die ganze Zaubererwelt zu Narren hielt“ – ich konnte die Überschrift schon vor mir sehen. Aber wenn ich das tat, wenn ich meine Gefühle ausschaltete, so wie ich es immer getan hatte und diesen Bericht schrieb, würde Gilderoy mich für immer hassen.


Je weiter ich mich von seinem Haus und von Gilderoy selber entfernte, wurde mir klar, welche Entscheidung ich treffen würde. Ob ich mich selber dafür verachtete? Zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich konnte der Versuchung, einen der besten Artikel zu schreiben nicht widerstehen. Ich musste diesen Artikel schreiben und wenn ich mich mein ganzes Leben lang für diese Entscheidung verdammen würde.
Als Big Ben zwölfmal schlug, hatte meine Flotte-Schreibe-Feder alles niedergeschrieben, was ich an diesem Tag erfahren hatte und ich machte mich sofort auf den Weg zu meinem Chef. Nachdem er meinen Bericht gelesen hatte, war er begeistert und sorgte dafür, dass mein Bericht es noch in die Morgenausgabe des Propheten schaffte.

Während mein Chef und meine Kollegen die am besten verkaufte Ausgabe seit Jahren feierten, verließ ich die Party schon schnell. Mir war nicht nach Feiern zumute, denn ich hatte am heutigen Tage viel verloren. Ich wanderte durch die Londoner Straßen und ganz von selbst trugen mich meine Beine zu einem bestimmten Londoner Haus.
Ich musste es tun. Es ging nicht anders. Ich musste sehen, was ich verloren hatte. Diesmal klingelte ich nicht, sondern schlich gleich um das Haus herum. Es hatte in der Nacht gefroren und ich blieb diesmal nirgendwo stecken. Gilderoy saß in seinem Arbeitszimmer. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Traurig beobachtete ich ihn. Wie gerne hätte ich gerufen und ihn getröstet. Aber ich hatte sein Leben zerstört und für die Frau, die er in der letzen Nacht noch so leidenschaftlich geliebt hatte, war bei ihm sicher nicht mehr übrig als Hass und Verachtung.
Ich hatte für mich selber nicht mehr übrig als Hass und Verachtung. Ich hatte ihn die ganze Zeit benutzt, mein Versprechen gebrochen und ihn auf schamlose Weise belogen. Ich war es nicht wert, ihn zu trösten. Als er seinen Kopf hob, machte ich hastig einen Schritt zurück. Zum Glück hatte er mich nicht gesehen, doch ich hatte einen Blick in sein sonst so schönes Gesicht werfen können. Seine Augen, die mich in der letzten Nacht so liebevoll betrachtet hatten, waren rot und verquollen gewesen. Auf dem Schreibtisch lag eine Ausgabe des Tagespropheten. Nun ebenfalls mit Tränen in den Augen drehte ich mich um und verließ sein Grundstück.

Am heutigen Tag hatte ich zwei Leben zerstört.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht

Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich war völlig panisch. Meine Eltern tanzen beide sehr gut, haben mir das aber anscheinend nicht vererbt. Alle Kids hatten etwa drei Wochen Zeit, um die Tänze einzuüben, aber weil ich so viele andere Szenen drehen musste, blieben mir nur ganze vier Tage. Sobald ich die Schritte halbwegs kapiert hatte, kam ich völlig aus dem Takt. Zum Glück soll Harry gar kein toller Tänzer sein.
Daniel Radcliffe über die Vorbereitungen zu den
Ball-Dreharbeiten