
von Lady_Selena
Selena saß vor ihrer Frisierkommode, um sich für den Tag fertig zu machen. Sie suchte gerade nach einer anderen Bürste damit sie ihre Haare bändigen konnte, als sie etwas silbern aufblitzen sah. Erst jetzt fiel ihr ein, das sie vor einer halben Ewigkeit in der Nockturngasse etwas bei Borgin and Burkes gekauft hatte. Den Spiegel, der den nahenden Tod zeigte...
Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, nahm sie ihn zur Hand. Er lief wieder sofort an, allerdings nicht Blutrot, wie Selena es erwartet hatte, da in ihrer und ihres Mannes Nähe niemand wirklich vor dem Tod sicher war, sondern er wurde matt, wie ein Badezimmerspiegel, wenn das Kondenswasser ihn beschlug. Im nächsten Augenblick erschienen von der Mitte der Glasscheibe ausgehend Punkte, die aussahen wie Blutstropfen, die auseinander liefen und ein einziges Wort bildeten:
CAUTION
>>Das ist aber merkwürdig...<< sprach sie mehr zu sich selbst, als zu Lord Voldemort, der sich gerade einen seiner schwarzen Umhänge aus dem Schrank nahm.
>>Was ist merkwürdig, kleine Selena?<<
>>Das hier...<< damit drehte sie den Spiegel in seine Richtung und er blickte etwas verwirrt auf das Bild, das sich ihm bot. Dann nahm er ihn zur Hand, um ihn genauer zu begutachten, die Schrift verschwand sofort und er wurde pechschwarz.
>>Keine Ahnung, was das heißen soll... Vorsicht. Aber vor was sollst Du Dich vorsehen?<<
>>Naja, was das schwarz bedeutet ist wohl klar... Du bist so abgrundtief böse, da fällt nicht einmal dem Spiegel mehr etwas zu ein!<< kicherte sie.
>>Pass Du lieber auf!<< konterte er geschickt und lächelte sie an.
Im nächsten Augenblick hörte sie, wie etwas hartes mehrfach gegen die Fensterscheibe klopfte. Sie hob den Kopf und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam und entdeckte ihren schwarzen Raben Satan, einen Brief im Schnabel. Sie öffnete das Fenster und ließ ihn hinein. Anmutig landete der große Vogel auf ihrer Frisierkommoder und warf dabei einige ihrer Töpfchen und Flakons um.
Wohlgefällig ließ er sich von Selena streicheln, die nebenbei einige hellgraue Federn aus seinem schwarzen Gefieder entfernte. Dann sah Selena, dass sein Schnabel voller frischem Blut war und die Nachricht verdreckte. Sie nahm ihm das Pergament ab, kramte ein Taschentuch hervor und reinigte seinen Schnabel, während sie leise und belustigt zu ihm sprach
>>Du bist wie ich... Du wirst Dich niemals ändern! Welche Eule hast Du denn diesmal angegriffen, um mir den Brief zu bringen?<< unschuldig schaute Satan sie aus seinen schwarzglänzenden Knopfaugen an. Sie pfiff kurz durch ihre Zähne und der Rabe verschwand wieder durch das Fenster ins Freie.
Dann betrachtete sie den Brief etwas näher und sie bekam einen kleinen Schreck, als sie das Siegel sah. Auf ihm waren drei Buchstaben zu sehen: MOM...
Der Dunkle Lord hob bei ihrem fragenden Blick verwundert die Augenbrauen und fragte skeptisch
>>Das Zaubereiministerium? Was wollen die denn von Dir?<<
>>Keine Ahnung... Moment.<< Sie öffnete den versiegelten Umschlag und las den Brief
Sehr geehrte Miss d’Esmerald,
Gut, dachte sie, sie wissen nichts von unsere Hochzeit...
Hiermit wird Ihnen mitgeteilt, dass sie der Todesseraktivität verdächtigt werden. Sie sollen an einem Anschlag am Aschermittwoch dieses Jahres bei einer Muggelfestivität beteiligt gewesen sein. Mit ihnen zusammen wurden einige andere Mitglieder der sog. Todesser gesichtet, die entweder nicht ausfindig zu machen waren oder uns namentlich nicht bekannt sind.
Zur Klärung dieses Sachverhaltes sind sie aufgefordert am 22.März um 9.00Uhr in der Aurorenzentrale des Zaubereiministeriums zu erscheinen.
Bitte bringen sie ihren Zauberstab zur Überprüfung mit.
Hochachtungsvoll,
Gawain Robards
Leiter der Aurorenzentrale
Selena musste diese Zeilen mehrfach lesen, um ihren Inhalt vollständig zu erfassen. Wer konnte sie nur gesehen und verraten haben? Wer hatte sie erkannt? Sie, eine Deutsche, die in London mordete und die in Durmstrang zur Schule ging? Egal wer es war, schwor sie sich, er würde seine Strafe bekommen! Er würde sterben...
Sie lächelte bei diesem Gedanken.
>>Was hältst Du davon, mein Schatz? Sollte ich hingehen oder lieber nicht?<<
Er dachte einige Zeit über ihre Frage nach und antwortet dann leise
>>Geh auf jeden Fall dorthin. Du hast ja Deinen zweiten Zauberstab und den hast Du an diesem Tag nicht benutzt, soweit ich weiß. Abgesehen mal davon, trägst Du kein Dunkles Mal und kannst Deinen Geist sehr gut verschließen. Iss nichts und trink nichts an diesem Tag und... es bietet uns eine einmalige Gelegenheit...<< dann erklärte er ihr seinen Plan.
Vier Tage später sollte die Anhörung stattfinden. Tatsächlich hatte sie sich keinerlei Sorgen darüber gemacht, sie fühlte sich vollkommen sicher.
So apparierte sie 8.30 Uhr direkt ins Zaubereiministerium und betrat aus einem der seitlichen Kamine das Atrium. Sie schritt über den dunklen, polierten Parkettfußboden und betrachtete die pfauenblaue Decke. Überall sah sie goldene Verzierungen und in der Mitte der Halle, etwas, das aussah wie ein altes Wasserbecken, zumindest waren die fünf Sockel in der Mitte leer und im Näherkommen las sie ein Schild, dass sich hier einmal „Der Brunnen der magischen Geschwister“ befunden haben sollte, der leider bei einem schwarzmagischen Angriff zerstört wurde. Sie wusste, welcher Angriff das war... der, der dazu führte, dass sie ihr Kind verloren hatte, dachte sie etwas betrübt.
Selena suchte vergebens nach einem Wegweiser, stattdessen entdeckte sie eine Art Schalter und schritt darauf zu. Auf dem Namensschild war wieder das MOM-Siegel zu sehen, des weiteren der Name Eric Munch, sowie der Vermerk >Sicherheitsbeauftragter<.
Sie begrüßte ihn höflich, zeigte ihre Vorladung und ließ ihn ihren Zauberstab registrieren.
>>9 ½ Zoll, Walnuss, Kern Drachenherzfaser. Ist das korrekt?<<
>>Ja, das ist korrekt, Mr. Munch. Wo finde ich die Aurorenzentrale?<<
>>Gehen sie durch diese Tür<< er zeigte darauf >>und fahren sie mit einem der Lifte in die zweite Etage hinauf. Dort befindet sich die Aurorenzentrale.<<
Selena bedankte sich und folgte seinen Anweisungen und betrat einen der golden vergitterten Lifte und drückte auf den Knopf mit der goldenen 2. Silber gefiel ihr zwar eigentlich besser, aber sie war ja leider nicht hier, um die Einrichtung zu verbessern.
Während der Lift nach oben ratterte erklärte eine körperlose Frauenstimme, bei jedem Stockwerk, welche Abteilungen sich dort befanden. Zauberer und Hexen in verschiedenfarbigen Umhängen stiegen ein und wieder aus, dann sagte die Stimmer endlich
>>Zweiter Stock, Abteilung für magische Strafverfolgung, mit dem Büro gegen den Missbrauch der Magie, der Aurorenzentrale und dem Zaubergamot-Verwaltungsdienst.<<
Selena stieg zusammen mit einem alten Zauberer aus dem Lift, sie folgte ihm, bog um eine Ecke und trat durch eine schwere eichene Flügeltür. Sie war in einem großen Raum voller unordentlich angeordneter Bürozellen gelangt und auf der nächstgelegenen prangte ein schiefes Schild mit der Aufschrift >Aurorenzentrale<. Hier bin ich also richtig, dachte sie und schaute sich suchend um, mittlerweile war es zehn Minuten vor neun. Eine junge Hexe mit blonden, mittellangen Haaren bemerkte sie und fragte
>>Guten Tag, kann ich ihnen irgendwie helfen?<<
>>Ja, tatsächlich. Ich bin für 9Uhr zu einer Anhörung hier geladen. Hier ist die Ladung.<< mit diesen Worten überreichte sie der Frau das Pergament.
Sie überflog es kurz und sagte kurze Zeit später
>>Ja, ähm... ich glaube den Fall bearbeitet Williamson... ich suche ihn schnell. Moment bitte.<< daraufhin eilte sie davon und kam kurze Zeit später mit einem exzentrisch wirkendem Zauberer mit langen Haaren und einem scharlachroten Umhang zurück. Dieser reichte Selena seine Hand und sagte
>>Guten Tag, ich bin John Williamson, bei dem sie heute ihre Aussage machen sollen. Wenn sie mir bitte folgen mögen...<< Forsch schritt er aus und führte Selena in seine Bürozelle. Das erste was sie sah, war das Gesicht Bellatrix Lestrange, welches sie von einem Fahndungsplakat an der Wand finster anfunkelte. Daneben befanden sich noch weitere solcher Plakate, sowie etliche Ausschnitte aus Tageszeitungen, die sich mit dem Anschlag vom Aschermittwoch befassten. Selena nahm auf dem ihr zugewiesenen Platz vor dem Schreibtisch platz, Williamson dahinter.
Er musterte Selena eine Zeit lang eindringlich, scheinbar schien sie ihm zu gefallen. Sie sah wieder einmal atemberaubend schön aus in ihrem langen schwarzen Kleid mit einem dunkelblauen Oberteil und schwarzen Stickereien und dem Mitternachtsblauen Umhang, den sie darüber trug.
Sie klimperte einige male mit ihren langen dunklen Wimpern, woraufhin dieser Williamson scheinbar seine Fantasien, sie betreffend beendete, sich kurz räusperte und endlich sprach
>>Miss d’Esmerald. Richtig?<< sie nickte, sollte er doch glauben, sie sei unverheiratet. Umso besser für sie... mit solchen Männern konnte sie am leichtesten umgehen...
>>Wollen sie etwas trinken? Einen Tee oder Kaffee vielleicht?<< fragte er danach.
Selena erinnerte sich an die Worte ihres Mannes und lehnte dankbar ab. Angenommen hätte sie das Angebot ohnehin nicht. Es war zu einfach Veritaserum hineinzugeben...
>>Wie in der Vorladung schon erwähnt wird, haben wir eine Zeugenaussage, die sie schwer belastet. Haben sie von dem Überfall in Notting Hill gehört?<<
>>Ja, das habe ich. Solch eine grauenvolle und verabscheuungswürdige Attacke!<< sagte sie überzeugend.
>>Da muss ich ihnen leider recht geben.<< >sicher<, dachte Selena, >war ja auch meine Idee...<
>>Wo waren sie am besagten Tag?<<
>>Ich? Zu Hause, in Deutschland. Auf meinem Anwesen.<<
>>Kann das irgendwer bezeugen?<<
>>Sicher, mein Hauself Bruno, Gäste hatte ich zu der Zeit leider keine und ich hab wenig für die Faschingszeit übrig.<<
>>Sehr schade... Hauselfen wurden schon zu oft für falsche Alibis benutzt, indem ihnen von ihren Herrn befohlen wurde zu lügen...<< Selena lächelte süßlich und dachte bei sich >Ich hätte seine Erinnerung geändert. Das ist sicherer<
>>Aber nicht doch! Auroren wie sie sind doch bestimmt alle geschulte Legilimentiker, wie sollte da jemand auf so eine lächerliche Idee kommen, die sie im Handumdrehen durchschauen würden?<< erwiderte sie und sah ihn mit in scheinbarem Erstaunen weit geöffneten Augen an.
>>Wie wahr<< antwortete er leicht errötend. >>Wie dem auch sei. Wir haben hier eine Zeugenaussage, die sie eindeutig identifiziert.<< Er nahm ein Blatt zur Hand und Selena konnte einen kurzen Blick auf die Unterschrift des Denunzianten erhaschen. Sie lächelte, den kannte sie nur zu gut...
>>Ach ja? Und was hat dieser Zeuge ausgesagt?<< fragte sie
>>Das er sie von der Schule, Durmstrang glaube ich, kenne und sie bei dieser Feier erkannt hätte, wie sie unter anderem die Unverzeihlichen Flüche gegen wehrlose Muggel eingesetzt haben. In Begleitung einiger bekannter Todesser, die er von einem Fahndungsplakat her kenne und Sie-wissen-schon-wem persönlich.<<
>>Das kann ich aber nicht gewesen sein! Ich war Hunderte von Meilen entfernt!<< sagte sie in gespielter Entrüstung. >Oh, Dich kriege ich, Du Verräter!<< schoss es ihr durch den Kopf.
>>Es gäbe da einen ganz einfachen Test. Würden sie mir bitte ihren Zauberstab aushändigen?<< dabei streckte er seine Hand über den von Akten übersäten Schreibtisch und mit den Worten
>>Aber mit Vergnügen, wenn es mich entlastet...<< überreichte sie ihm ihren Zauberstab. In Gedanken setzte sie hinzu >Bei dem kannst Du lange suchen...<<
Williamson zog eingerät unter dem Schreibtisch hervor, dass an eine Käseglocke auf einer Küchenwaage erinnerte. Er hob den Glasdeckel ab und legte Selenas Zauberstab darunter. Dann zog er seinen eigenen und tippte mit der Spitze gegen die Apparatur. Es begann zu summen und zu vibrieren. Währendessen fragte er
>>Wissen sie, was das für ein Gerät ist, Miss d’Esmerald?<<
>>Nein<< antwortete sie nicht ganz aufrichtig.
>>Ein sogenannter Prior Incantator. Er gibt mir in rückwärtiger Reihenfolge alle Zauber aus, die sie in den letzten Wochen mit ihrem Stab ausgeführt haben.<< dann lächelte er sie etwas boshaft an, im Glauben vielleicht sie überrumpelt und dadurch überführt zu haben.
Doch mit einem enttäuschten Blick musste er feststellen, dass nur gewöhnliche Haushaltszauber und andere kleine Hexereien auf dem Papier standen. Doch dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf und ein siedend heißer Schock durchfuhr Selena. Sie hatte mit diesem Zauberstab gegen Bellatrix gekämpft und den Cruciatusfluch ausgesprochen! Doch sie verbarg gekonnt ihre innere Aufregung und Williamson, sah nichts außer ihr unschuldiges Lächeln, als er von dem Pergamentstreifen aufblickte. Siegessicher sagte er
>>Hier steht, dass sie den Cruciatusfluch angewandt haben, Miss d’Esmerald! Wissen sie welche Strafe darauf steht?<< schuldbewusst nickte sie. >>Können sie mir das erklären?<<
Selenas Hirn hatte schon eine Ausrede parat. Schließlich hatte der Fluch sein Ziel nie getroffen... Sie setzte eine entsetzte Miene auf und sprach langsam und leise
>>Ja, das kann ich. Ich.. ich wollte nur mal sehen, ob ich jemals zu so einer grauenvollen Tat fähig wäre, von der so oft Schlimmes berichtet wird. Deshalb habe ich den Zauber ausgesprochen, meinen Stab jedoch auf kein bestimmtes Ziel gerichtet. Steht das denn dort nicht? Ich bin heute noch total verstört, dass ich das getan habe. Das rote Licht! –Mein Gott... ich könnte nie einen Menschen oder sonst ein Wesen verletzen! Niemals.<< Ihre Augen schimmerten feucht und sie klang den tränen nahe.
Williamson schien kurz davor der anscheinend völlig aufgelösten Selena ein Taschentuch zu reichen. Doch sie kam dem zuvor, indem sie selbst eines aus ihrem Umhang zog und sich betont die Augen abtupfte. Williamson überflog weiter die Liste der Zauber wartete geduldig, bis Selena sich wieder beruhigt hatte. >Dieser Idiot!< dachte sie nur >fällt auf den ältesten Trick rein, den es gibt...<
Selena holte tief Luft und spielte ihre Rolle weiter. Sie gab sich gefestigt und Williamson sprach erneut.
>>Eine Frage hätte ich dann doch noch, ehe sich alle meine Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit zerstreuen... Könnte ich bitte kurz ihren linken Unterarm sehen?<<
In gespielter Verwirrung sah sie ihn an
>>Mei..meinen Unterarm? Wieso das denn?<<
>>Weil Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf dort sein Zeichen, das Dunkle Mal, einbrennt, um so seine Anhänger zu kennzeichnen.<<
Daraufhin entblößte Selena ihre beiden Arme und zeigte ihm die glatte Haut. Nichts war dort zu sehen, als die Schnitte des Blutschwurs, aber die beachtete ihr Gegenüber gar nicht, zumindest erwähnte er sie nicht. Er nickte bloß und sagte
>>Danke, Miss d’Esmerald. Ich kann ihnen versichern, dass sie nicht länger verdächtigt sind. Sie können dann gehen.<< Er gab Selena die Hand und sie verließ die lächelnd die Bürozelle. Bei ihrem Weg hinaus entdeckte sie die blonde Hexe, die sie vorhin schon kurz gesprochen hatte. Unter ihrem Umhang richtete sie ihren Schlangenzauberstab auf die junge Frau und murmelte >Imperio<. Dann gab sie ihr die Anweisung, weiterhin allen ihren normalen Tätigkeiten nachzukommen und auf befehle zu warten, die ihr in blutroter Tinte zugestellt werden würden...
Der Plan des Dunklen Lords funktionierte und Selena apparierte zurück zu ihm, ihrem geliebten Mann...
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