
von Lady_Selena
Der April verging trüb vom Wetter her, das ganz genau Selenas Stimmung entsprach. Sie erledigte alle Aufgaben rein mechanisch und tat das, was ihr Mann von ihr verlangte. Egal um was es sich handelte, war es Essen, Gesellschaft oder Sex. Sie ließ nicht zu, dass ihr Temperament durchbrach und sie dadurch vielleicht wieder verletzt wurde, seelisch oder körperlich.
In diesen Tagen versuchte sie den entstellenden Schnitt auf ihrer Wange zu heilen doch zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass es aussichtslos war. Lord Voldemort hatte die Klinge zuvor mit einem Gift imprägniert, welches eine magische Heilung, bei der keine Narbe zurückgeblieben wäre verhinderte. Sie konnte also nur hoffen, dass die Wunde keine allzu große und sichtbare Narbe hinterließ und wusste dennoch, dass sie für den Rest ihres Lebens mit dieser Entstellung und der Erinnerung daran, wie sie zustande kam, würde leben müssen. Wenngleich sie ihrem Mann diese Tat nie würde verzeihen können. Ihre makellose Schönheit war immer ihr Stolz gewesen...
Es war ein kalter Abend, als Satan schließlich zurückkehrte. Die Fenster waren geschlossen und im Kamin loderte ein flackerndes wärmendes Feuer. Es war schon spät und Selena döste, ein wenig vom Wein berauscht in ihrem Lehnsessel, als sie das Geräusch vernahm, was Satans Schnabel auf der Glasscheibe verursachte. Sofort war sie hellwach, sprang auf und öffnete das Fenster um ihn einzulassen.
Anmutig segelte der große Rabe hinein und ließ sich auf der Lehne ihres Sessels nieder. Selena eilte zu ihm und nahm, ihm die dünne versiegelte Pergamentrolle vom Bein, welche mit einem dunkelroten Samtband dort gehalten wurde. Unter den neugierigen Blicken Lord Voldemorts brach sie das Siegel, entrollte das Pergament und begann zu lesen. Befriedigt stellte sie fest, dass das Blatt mit einer bräunlichroten Flüssigkeit beschrieben war. Diese Aurorin musste also ihr eigenes wertloses Blut dafür benutzt haben...
Schnell musste Selena feststellen, dass der Brief wenig an Informationen hergab. Die Aurorin berichtete zwar von verschärften Sicherheitsmaßnahmen, nannte allerdings nichts konkretes. Stattdessen schlug sie ein Treffen unter vier Augen vor.
Selena war geteilter Meinung deswegen. Einerseits sehnte sie sich nach einer Möglichkeit diesem Haus allein entfliehen können, andererseits, was, wenn es eine Falle war? Die Aurorin ihren Imperiusfluch abgeschüttelt hatte und nun versuchte zu fassen oder sie sich verdächtig verhalten hatte und nun ihrerseits von ihren Kollegen verfolgt wurde. Konnte sie der Strafverfolgen auch ein weiteres Mal so einfach entkommen?
“iNun? Was schreibt sie? riss sie die kalte Stimme ihres Gatten aus ihren Gedanken.
“iNichts besonderes. Sie schreibt zwar von verstärkten Sicherheitsmaßnahmen, was ja sowieso klar war nach dem letzten Massenausbruch, allerdings nichts konkretes. Davon möchte sie mir persönlich unter vier Augen berichten. Vorrausgesetzt natürlich Du hast nichts dagegen einzuwenden...?
Die kalten Augen des Dunklen Lords verengten sich zu Schlitzen, während er über Selenas Worte nachdachte.
“iHast Du die Möglichkeit in Betracht bezogen, dass diese Einladung zu einem Tete-a-tete auch genauso gut eine Falle sein könnte?
“iJa, das habe ich, Tom und ich frage Dich: Wovor hast Du Angst? Ich bin eine ausgezeichnete Kämpferin und würde alles dafür tun, nicht in Gefangenschaft zu geraten! Selbst wenn es ein neuerliches Blutbad bedeuten würde...In ihrer Stimme schwangen weder Furcht, noch Bedauern ob dieser Aussicht. Genaugenommen, wenn sie so darüber nachdachte hoffte sie ein bisschen auf eine Falle. So könnte sie sich wenigsten mal wieder richtig abreagieren, nach all dem Schmerz der ihr in den vergangenen Wochen zugefügt wurde.
Der Dunkle Lord nickte nach ihren Worten und gab ihr somit frei alle nötigen Schritte für ihren Auftrag einzuleiten.
Selena befahl Bellatrix zu sich in das kleine, ehemals ihre, Schlafzimmer und raubte ihrer alten Widersacherin unter lautem Protest und einem kurzen befriedigenden Kampf, etwas Blut um Ort und zeit des Treffens festzulegen. Die Nachricht wurde noch in dieser letzten Aprilnacht mithilfe von Satan auf den Weg gebracht.
Das Treffen sollte in einem kleinen Muggelcafé im Herzen Londons stattfinden. Also machte sich Selena zur vereinbarten Zeit, welche die Aurorin bereits satanwendend bestätigt hatte, in normaler Muggelkleidung, auf den Weg.
Sie war zu früh, doch sicher ist sicher. So ließen sich eventuelle unliebsame Gäste schon vorher ausmachen. Selena setzte sich also an einen der wenigen freien Tische, bestellte eine große Tasse Kaffee und wartete auf die ihr untergebene Aurorin.
Pünktlich tauchte diese auf und setzte sich Selena gegenüber.
„iNun, was hast Du zu berichten?“ fragte Selena sofort nachdem die Frau einen Cappuccino bestellt hatte. Zur Sicherheit schaute sie sich kurz in dem Café um und fragte
„iSind wir hier sicher, Miss?“
„iJa, ich denke schon, solange du keine Spielchen mit mir spielst!“ antwortete Selena kalt.
„iWas für Spielchen?“ fragte die Aurorin etwas verwirrt. Sollten Auroren nicht irgendwo die hellsten Köpfe der magischen Gemeinschaft sein, fragte sich Selena belustigt. Diese hier schien etwas schwer von Begriff zu sein...
„iDas kannst du dir sicherlich denken, Missy! Ich rede von deinen netten Kollegen... Ich hoffe doch du hast aufgepasst, dass dich niemand verfolgt und wir ungestört plaudern können...?“ Ohne Mühe drang Selena in den Geist der Frau ein und stellte befriedigt und doch ein klein wenig enttäuscht fest, dass dort nichts Verräterisches zu finden war, nur ihr eigener Imperius, der noch immer stark genug war, diese Frau zu kontrollieren. Selena konnte keine Spur eines inneren Kampfes entdecken, obwohl es schon ein merkwürdiges Gefühl war in einen Geist einzudringen, den sie selbst beherrschte.
Sie zog sich wieder zurück und die Aurorin berichtete bereitwillig von allen Neuerungen in der Sicherheitspolitik des neuen Regimes unter Scrimgeour. Nicht nur Askaban betreffend, diese Frau erzählte einfach alles. Von Versuchen gegen die Korruption innerhalb des Ministeriums vorzugehen, von neuen Gesetzen gegen Todesser und sonstige Verbrecher, neuen Abteilungen innerhalb des Ministeriums, die gegen die dunkle Bedrohung der Menschheit vorgingen und dergleichen mehr. Selena hörte aufmerksam zu und war ein wenig belustigt darüber, wie einfach es war an streng geheime Ministeriumsinterna zu kommen.
Nachdem die Frau geendet hatte mit ihrer Informationsflut und Selenas wichtigste Fragen beantwortet hatte, bezahlten sie ihre Getränke und verließen das Café auf einen gemeinsamen Spaziergang. Der Dunkle Lord hatte nichts dazu gesagt, was nach dem Verhör mit der Frau passieren sollte und so war Selena hin und hergerissen zwischen dem Verlangen sie zu beseitigen oder sie am Leben zu lassen. Sie entschied sich für letzteres, da sie vielleicht noch Informationen brauchen könnten.
Selena ging mit der arglosen Aurorin trotzdem auf ein stillgelegtes Industriegelände, fernab von etwaigen Zeugen und löschte die Erinnerung des vorangegangenen Gesprächs aus ihrer Erinnerung. Dann erneuerte sie den Imperiusfluch und trug der Frau auf, weiterhin ihrem gewohnten Alltag nachzukommen und auf Befehle zu warten.
Die Aurorin machte sich auch sogleich auf den Weg, ihre Mittagspause ging zu Ende. Selena wanderte noch gelangweilt durch die Industriehallen. Sie hatte keine große Lust schon zurückzukehren in die Gesellschaft ihres Gatten, doch was sollte sie sonst tun?
Plötzlich hörte sie aus einer kleinen Nische kommend, ein Geräusch. Neugierig geworden zückte sie ihren Dolch und näherte sich vorsichtig der dunklen Ecke und entdeckte einen wohl drogenabhängigen Obdachlosen, der sich gerade hochkonzentriert eine Spritze aufzog. Als er den Schatten über sich wahrnahm, den Selena auf ihn warf, blaffte er sie an, sie solle verschwinden. Selena lächelte nur kalt und richtete ihren Dolch auf dieses offensichtlich wehrlose Glücksopfer, an dem sie ihre Gelüste und ihren Schmerz nach Gutdünken auslassen konnte. Der Junkie zuckte beim Anblick der bewaffneten Frau zusammen und ließ die Glasspritze fallen, die sogleich in tausend Glassplitter zerbarst und die von ihm begierig erwartete Flüssigkeit darin auf dem schmutzigen Boden verteilte. Ungläubig starrte er erst die kostbare Pfütze am Boden an, dann die Verursacherin seines Leids. Noch immer lächelte Selena kalt und beschloss seinem Leiden ein Ende zu machen. Offenbar war er gerade auf Entzug und zitterte. Vielleicht zitterte er aber auch aus Angst vor ihr. Sie ging einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen und noch einen. Der Mann vor ihr kroch immer tiefer in Richtung Mauer und schrie entsetzt auf, als er bemerkte, dass es keinen Fluchtweg mehr gab.
Seine Entzugssymptome schienen ihn zu schwächen und so war es für Selena ein leichtes, ihn mit mehreren Stichen zu verletzen. Genüsslich beobachtete sie, wie ihr Opfer qualvoll verblutete und sich die dunkelrote Flüssigkeit durch den Staub arbeitete. Nachdem der Junkie seinen letzten Atemzug getan hatte, apparierte sie zurück nach Malfoy Manor.
Dort angekommen, berichtete sie in allen Einzelheiten, an die sie sich erinnern konnte von dem Gespräch mit der Aurorin und Lord Voldemort begann sogleich Pläne für den bevorstehenden Massenausbruch zu schmieden. Selena würde wieder eine wichtige Rolle zufallen, welche wollte er allerdings noch nicht verraten.
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