
von Lady_Selena
>>Mir ist gerade etwas aufgefallen, kleine Selena. Du hattest mir einen Erben versprochen, obgleich ich wegen meiner Unsterblichkeit nie einen benötigen werde. Doch merkwürdigerweise wölbt sich Dein Leib noch immer nicht, egal wie oft ich meinen Samen in Dich streue…<<
Selena traf dieser Satz wie ein Schlag ins Gesicht. Vollkommen unvorbereitet machte er ihr Vorwürfe. Als ob sie nie daran dachte, nachdem sie ihr erstes Kind verloren hatte… durch ihn.
Sie schluckte schwer, ehe sie antwortete, ihre flache Hand legte sich wie von selbst an ihren Bauch.
>>Ich weiß, Tom. Ich vermute, mein Körper hat sich nach der Fehlgeburt, noch nicht wieder richtig regeneriert. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als Dir ein Kind zu schenken.<<
Er nickte bedächtig und dachte scheinbar über ihre Worte nach. Dann, das Thema vollkommen ignorierend, sprach er weiter
>>Morgen findet eine wichtige Versammlung aller meiner Untergebenen statt. Ich wünsche, dass Du daran teilnimmst. <<
Selena, die in Gedanken immer noch bei ihrem ewig ungeborenen Kind verweilte, brauchte einige Sekunden, ehe sie begriff, was er gerade gesagt hatte.
Als die Worte endlich zu ihr durchgedrungen waren, versuchte sie zu ergründen, wie sie auf einmal zu der Ehre kam, da sie sonst ja auch von den Todesserversammlungen ausgeschlossen wurde. Mitunter war sie zwar anwesend gewesen, wenn einzelnen Todessern Aufträge erteilt oder Berichte angehört wurden, doch niemals bei einer Vollversammlung.
Ihre Gedanken müssen sich, wie so oft auf ihrem Gesicht gespiegelt haben, denn der Dunkle Lord beantwortete im nächsten Satz ihre unausgesprochenen Fragen
>>Ich möchte, dass Du dabei bist, wenn wir unsere Rache bekommen für diesen wirklichkeitsfernen Zeitungsartikel. Es war schließlich Deine Idee gewesen.<<
Nun verstand Selena endgültig, dass es keinesfalls eine Zurschaustellung ihrer Macht und ihres Ranges war, wie sie insgeheim gehofft hatte. Deshalb nickte sie nur als Antwort und schluckte ihren Unmut einmal mehr hinunter. Warum nur, durfte sie nicht an seiner Seite regieren?
Selena schlief unruhig jene Nacht. Ihr träumte von toten Säuglingen, Missgeburten, Kindern, die nie das Licht der Welt erblickten.
Schweißgebadet erwachte sie lange vor Morgengrauen. Ihre Hände wanderten unwillkürlich ihren Körper entlang und blieben an jenem Ort liegen, an dem neues Leben gedeihen sollte.
Doch sie spürte dort kein Leben. Nur eine tiefe Leere.
Tränen rannen über ihr Gesicht. So oft hatte sie sich ihm hingegeben, so oft hatte er sie mit Gewalt genommen, so oft und doch vergebens.
Hatte Lord Voldemort womöglich mehr in ihr zerstört, als sie es für möglich hielt? War sie es noch wert seine Frau zu sein, sich überhaupt Frau zu nennen, nicht mehr fähig ein Kind zu gebären? Sollte sie vielleicht das Ritual wiederholen, welches sie schon einmal ein Kind empfangen ließ?
Nein, sagte sie sich. Noch nicht. Sie schob die düsteren Gedanken beiseite und zündete mit ihrem Zauberstab eine Kerze an, die die Dunkelheit der Nacht durchdrang. Ihr schlafender Gatte zuckte bei dem plötzlichen Licht kurz zusammen, doch der spärliche orange-rote Schein vermochte es nicht ihn zu wecken.
Lange betrachtete sie seine Silhouette. Wie friedlich er im Schlaf doch wirkte. Nichts erinnerte an seine Kälte und die todbringende Macht in ihm, die er im Wachen verströmte. Seine Macht ruhte sich aus, genauso wie seine roten, undurchdringlichen Augen, bereit am nächsten Tag erneut zuzuschlagen. Unvorhergesehen, wie der Biss einer Schlange.
Als das erste Sonnenlicht durch die Fenster drang, löschte Selena die Kerze wieder und fuhr mit ihren Beobachtungen fort. Von Zeit zu Zeit wälzte sich ihr Mann herum, scheinbar um ihren Blicken auszuweichen.
Nachdem die Sonne vollständig aufgegangen war, entschloss sich Selena, nun doch das Bett zu verlassen.
So leise und behutsam sie konnte, kroch sie unter der Decke hervor, bemüht ihren Gatten keinesfalls in dieser Herrgottsfrühe zu wecken. Doch ihr Vorhaben missglückte und er regte sich, sobald sie nackt, wie sie geschlafen hatte, neben dem Bett stand. Sie war gerade versucht, ihren Morgenmantel überzustreifen, als sie seinen musternden Blick ihren Körper entlang, bemerkte, wie seine Augen unterhalb ihres Bauchnabels haften blieben und ein lüsternes Glitzern in seine Gesichtszüge kroch.
>>Guten Morgen, meine Schöne.<< sagte er leise. >>Sollen wir noch einen Versuch wagen, Deinen Leib mit Leben zu füllen?<< fügte er heiser flüsternd hinzu.
Selena ließ den Morgenmantel, den sie bereits in der Hand hielt wieder zu Boden gleiten und kam zurück ins Bett, in seine wartenden Arme, bereit sich ihm hinzugeben, wissend, dass ihr auch dieses Mal nicht vergönnt sein würde, sein Kind, ihren Erben zu empfangen…
Am späten Nachmittag begaben sich Selena und Lord Voldemort in den Keller, um die Gefangene zu holen.
Kaum, dass sich die Tür geöffnet hatte erhellten zwei rote Lichtstrahlen das stockfinstere Verlies und Ollivander und Charity brachen bewusstlos zusammen.
Ollivander, damit er nicht den unwahrscheinlichen und doch törichten Versuch unternahm, zu fliehen, Charity Burbage, damit Selena ihre Rache bekam.
Lord Voldemorts rotglühende Augen bohrten sich in Selenas und mit einem winzigen Zucken seines Kopfes in Richtung der geschockten Frau, wies er seine Frau an, sie nach oben zu bringen. Selena führte den Befehl prompt aus und damit sie sich nicht die Hände an dieser vor Freundlichkeit und Irrglauben triefenden Person beschmutzte, benutzte sie für den Transport ihren Zauberstab. Mit diesem ließ sie Charity vor sich herschweben, ihr Mann dicht an ihren Fersen.
>>Ab hier übernehme ich, Selena<< flüsterte der Dunkle Lord leise auf Parsel, als sie die Tür zum Versammlungsraum erreichten.
Selena nahm diesen Befehl wohlwollend auf und löste den Zauber, was dazu führte, dass die verhasste Frau unsanft auf dem dicken Teppich landete.
Nun richtete er seinen Zauberstab auf sie und ließ sie kopfüber hängend über dem Tisch schweben, als ob sie an unsichtbaren Seilen hing.
Dann wies er Selena ihren Platz zu und setzte sich selbst direkt vor den brennenden Kamin an den Tisch. Kurze Zeit später tauchte Familie Malfoy auf und setzten sich als Hausherren gegenüber des Dunklen Lords. Draco schaute wie gebannt zu der fast direkt über ihm hängenden Frau.
Es dunkelte bereits, als die restlichen Todesser eintrafen. Mal kamen sie vereinzelt, mal in kleinen Gruppen.
Selena saß, wie befohlen, abseits des großen Tisches, der nur den Todessern und dem Dunklen Lord selbst bestimmt war. Sie streichelte gedankenverloren Naginis schuppigen Hals und wartete, dass das Spektakel begann.
Am Nachmittag hatte ihr Mann den Auftrag erteilt, die Möbel aus dem Weg zu räumen und so waren die gewiss kostbaren Stücke achtlos gegen die Wand gestapelt worden. Nur der große, schwere Tisch, mit seiner dunklen, polierten Tischplatte wurde verschont. Er wurde schließlich noch gebraucht.
Aus ihrer dunklen Ecke, in die der spärliche Lichtschimmer des Feuers, das im Kamin loderte, nicht vermochte vorzudringen, beobachtete sie, wie sich die Plätze allmählich füllten. Zum Teil schienen die Todesser zu wissen, wo sie hingehörten, zum Teil gab Lord Voldemort knappe Anweisungen.
Als letzte trafen schließlich Severus Snape und ein Todesser namens Yaxley ein, dessen Vornamen Selena nicht kannte. In der Dunkelheit schien niemand der Eintreffenden auch nur die geringste Notiz von ihr zu nehmen. Auf ein kurzes Zischen, kaum wahrnehmbar über das prasselnde Feuer, schlängelte Nagini sich zu ihrem Herrn.
Selena lehnte sich gemütlich zurück und lauschte entspannt den Vorträgen, bis sie schließlich eindöste. Harry Potter, von dem ihr Mann so besessen war, interessierte sie nicht sonderlich. Soviel sie gehört hatte, war an diesem Jungen nichts Besonderes und immerhin war er noch ein Kind. In seinem Alter hatte sie selbst schon mehr gewagt und getan, als dieser Bursche sich erträumen könnte.
Auch, dass er ihrem Mann ein paar Mal entkommen ist, war nichts als pures Glück.
Nein, von diesem Jungen, der, wie sie nebenbei noch mitbekam, nun volljährig wurde, ging keine Gefahr aus und würde es auch nie.
Plötzlich vernahm sie lautes Gelächter und fuhr ruckartig aus ihren Gedanken hoch. Sie lauschte konzentriert und musste beim Thema ebenfalls schmunzeln. Selena wusste es ja schon einige Zeit, aber für die beiden Schwestern Narzissa und Bellatrix muss, es ein riesiger Schock gewesen sein, zu erfahren, dass ihre Nichte tatsächlich einen Werwolf geheiratet hat.
Selena empfand Ekel beim Gedanken daran, aber diese Nichte stammte sowieso aus einer unreinen Verbindung mit einem Schlammblut. Selena konnte gut nachvollziehen, dass niemand mehr Kontakt zu dieser Schwester hatte und diese aus der Familie ausgeschlossen worden war.
Dann tat ihr Mann etwas sehr Merkwürdiges. Er verlangte von Lucius, dass er seinen Zauberstab an ihn übergeben solle. Selena verstand das im ersten Augenblick nicht, da sein Zauberstab doch hervorragend war. Nun ja. Vielleicht würde sie dieses Rätsel auch irgendwann lösen, vielleicht auch nicht.
Beim Stichwort Zauberstäbe, schien Ollivander zu erwachen und wahrscheinlich in der Annahme, die Stimmen über ihm könnten ihm helfen, schrie er aus Leibeskräften. Erzürnt schickte der Dunkle Lord seinen Diener Wurmschwanz, um die Störung zu beenden.
Was dann passierte bekam Selena schon gar nicht mehr richtig mit. In ihrer Ecke, dem warmen Zimmer und der Dunkelheit war es aber auch schwierig, nicht einzunicken. Immer wieder schreckte sie aus dem Schlaf hoch, jaja, Selena, dachte sie kurz, Dein Körper holt sich schon zurück, was Du ihm verwehrt hast. In diesem Falle, den fehlenden Schlaf der vergangenen Nacht.
Ein Flüstern auf Parsel weckte sie
>>Unsere Rache ist da, kleine Selena. Schau ruhig her, Du wolltest es so…<<
Selena war sofort hellwach. So sah sie, den Lichtstrahl der den hilflosen Körper der nun nicht mehr bewusstlosen Charity Burbage traf und wie sie mit dem Kopf voran, mit einem dumpfen Aufprall auf die polierte Oberfläche unter ihr fiel.
>>Abendessen, Nagini<< zischte Lord Voldemort seiner Schlange zu, die sich emporwand und auf den ihr dargebotenen Leib, der für sie nichts anderes war, als eine Menge Fleisch, perfekt um ihren Hunger zu stillen.
Hektisches Stühlerücken setzte ein, scheinbar war die Versammlung beendet und keiner der Anwesenden verspürte das Verlangen der Schlange ihres Herren beim Fressen zuzusehen. Selen erhob sich, nachdem der letzte Todesser gegangen war und schritt zu ihrem Mann, der immer noch vor dem Kamin thronte.
Im vorbeigehen sah sie kurz zu Nagini, die sich an Charity gütlich tat. Mittlerwile war fast der gesamte Tisch mit ihrem Blut benetzt und tropfte stetig auf den Teppich, wo sich allmählich ein großer, dunkler Fleck bildete.
Selena lief um die Stirnseite des Tisches, um zu ihrem Mann zu gelangen, neben seinem Stuhl blieb sie stehen und wischte mit der bloßen Hand über den Tisch, um das Blut zu beseitigen. Dann setzte sie sich auf die Tischplatte und betrachtete gedankenverloren die dunkelrote Flüssigkeit auf ihrer Haut.
Lächelnd suchte sie Lord Voldemorts Blick, fand ihn und flüsterte auf Parsel
>>Weißt du wie Rache schmeckt?<< ohne zu zögern, den Blick immer noch auf die scharlachroten Augen ihres Gegenübers fixiert, leckte sie sich das Blut von der Handfläche.
Mit geschlossenen Augen, genoss sie kurz, den metallischen Geschmack in ihrem Mund und das erhebende Gefühl, den nun nutzlosen Lebenssaft eines ihrer Opfer in sich aufgenommen zu haben.
>>Sie schmeckt gut… Sehr gut…<< Dabei hob sie ihre Lider und sah in das ausdruckslose Gesicht Lord Voldemorts. Wie immer waren seine Gedanken nicht zu enträtseln.
Er sah sie einfach nur an, neigte dann leicht den Kopf zur Seite und sagte
>>Wirst du mir die Ehre erweisen, dabei zu sein, wenn ich Harry Potter endlich vernichte und somit meinen endgültigen Sieg sichere?<<
Selena liebte ihren Mann für seine Ignoranz, verbunden mit den abrupten Themenwechseln, die er in letzter Zeit so häufig machte.
Sie konnte sich nicht verkneifen zu antworten
>>Kann es manchmal sein, dass das grad offizieller klang als Dein Heiratsantrag? Was hast Du nur mit diesem Kind?<<
>>Das verstehst Du nicht, Selena. Er ist der einzigste lebende Zauberer, der mir gefährlich werden kann.<< Irgendwie klang seine Stimme zugleich kälter und erregter, als sonst. Um ihn zu beschwichtigen antwortete sie liebevoll
>>Natürlich bin ich dabei, wenn Du es wünschst. Ich möchte sehen, wie Du Deinen größten Feind vernichtest. Doch sag, warum willst du dafür den Stab von Lucius benutzen?<<
>>Weil es mit meinem nicht funktioniert und mir nicht einmal Ollivander unter Folter sagen kann, warum das so ist.<<
Selena gab sich äußerlich mit dieser Antwort zufrieden. In ihrem Inneren dachte sie an den Zauberstabmacher, von dem sie und alle, die sie kannte , überzeugt waren, dass er der bessere sei. Der, den man nur als Gregorowitsch kannte…
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