
von Lady_Selena
Tagelang verbrachte Selena fortan in der Bibliothek, die allerdings wenig Unterhaltungswert besaß. Die meisten Bände waren schlicht Nachschlagewerke, fast bis zur Unlesbarkeit verblichen und vergilbt. Bei dem einen oder anderen Buch war Selena sich sicher, dass sie mit Blut geschrieben waren. Einige Bücher hatten auch deutlich ein Eigenleben, sie schrien, blätterten sich ohne ihr zutun um oder ließen sich partout nicht aus den Regalen ziehen, ganz so, als wären sie festgeklebt.
Seit nunmehr einer Woche, war sie auf sich allein gestellt, sprach kaum mit den Hauselfen, lief umher und erkundete das Gebäude, ansonsten verbrachte sie ihre Zeit vom Frühstück bis zum Abendbrot in der Bibliothek.
Ihr Gatte hatte sich nicht einmal blicken lassen, seitdem er verschwunden war. Der Dunkle Lord strafte sie mit seiner Abwesenheit.
In einigen der Bücher fand sie auch die Beschreibung der diversen Rituale, unter anderem auch den Vergeltungsakt, den sie gedachte durchzuführen. Der Wortlaut lautete immer gleich und in ihrem kleinen Büchlein fand sie es genauso wieder.
Ein Buch fand allerdings ihre Beachtung. Es trug den Titel Das Buch des Todes. Ein umfassendes Werk, welches sich mit nichts anderem beschäftigte, als den vielen Möglichkeiten zu töten und zu sterben. Die interessanteren Passagen waren allerdings jene, die, laut Quellenangabe, aus Befragungen mit Geistern und sogenannten Nahtoderfahrungen, entstanden sind. Die Ergebnisse deckten sich einigermaßen mit ihren eigenen. Nebel, Stimmen, Zeit- und Schwerelosigkeit. Alles passte zusammen. Doch auch, wenn der Dunkle Lord einst in diesem Buch gelesen hatte, es hielt keine Antwort auf die Frage bereit, wie der Tod zu besiegen sei. Ein unangenehmer Verdacht keimte zur gleichen Zeit in ihr auf. Sie starrte vor sich hin, ohne etwas zu registrieren und dachte nach.
Sollte sie etwa, durch ihre Gefangenschaft, die Recherchen fortführen, die er einst abgebrochen hatte?
Sie beschloss, ihn bei nächster Gelegenheit dazu zu befragen.
Für den Augenblick hatte sie allerdings genug von diesem Buch, daher ließ sie es aufgeschlagen dort liegen, wo sie es gelesen hatte.
Ohne besonderes Ziel schlenderte sie erneut durch die Regalreihen und blieb vor einem mit ordentlich gestapelten Pergamentrollen stehen. Aus unerfindlichen Gründen interessierte sie sich besonders für eine unscheinbare Rolle, ganz am Rand des Regals. Ohne große Anstrengung zog sie diese nun heraus und lief zu einem großen Tisch.
Dort breitete sie das Pergament aus und beschwerte es an den Seiten mit zwei Briefbeschwerern. Vage kam ihr die Karte, die nun vor ohr lag bekannt vor. Es waren mehrere Zeichungen mit nahezu identischem Grundriss, tropfenförmige Zimmer in den vier Ecken. Eine große Aussparung in der Mitte jedes Bildes. In der linken, unteren Ecke mit einer winzigen, beinahe unleserlichen Handschrift, die Selena auch bekannt war stand
Fort Irvine
Sie hatte die Karte der Burg, die ihr Gefängnis war gefunden. Nun, da sie die Grundrisse identifiziert hatte, war es ihr ein Leichtes die Etagen zuzuordnen, drei an der Zahl, darunter der Bereich, der wohl eine Küche darstellte. Selbst die Kamine mit ihren Abzügen waren gewssenhaft eingezeichnet. Was ihr allerdings Kopfzerbrechen bereitete, war, dass in der Frontansicht die Eingangshalle viel höher dargestellt war, als sie es kannte. Außerdem entdeckte sie einen Geheimgang, der aus ihrem Zimmer ins nichts führte, allerdings und wenn sie ihre Erinnerung nicht trog, befand sich an dieser Stelle nur blanke Wand.
Auf den Zeichnungen fand sie ebenfalls, dass man nicht die üblichen Wege benutzen musste, um von einen Raum zum nächsten zu gelangen, sondern, dass es einige verborgene Treppen und Wege gab, die sich ihrer Entdeckung bisher entzogen hatten. Sie beschloss, es nachzuprüfen, sobald sie die Gelegenheit dazu fand.
Selena beschloss eine kleinere Kopie der Karte anzufertigen, die sie mit sich herumtragen konnte. Der große Pergamentbogen würde sich als zu sperrig erweisen, dessen war sie sich sicher.
»Baku!«, rief sie laut aus und mit einem lauten Plopp erschien der Elf sofort. Noch brachte es Selena nicht übers Herz nach der anderen Elfe zu rufen, zu schmerzlich waren die Erinnerungen.
»Mylady?«, damit verneigte er sich tief vor ihr.
»Bring mir Pergamentbögen, ein Lineal und eine Feder. Sofort.«
Der Elf murmelte »Sehr wohl«, und verschwand wieder, nur um einen Augenblick später mit den geforderten Utensilien wieder aufzutauchen.
Sogleich machte Selena sich an die Arbeit die Karte so genau, wie möglich abzuzeichnen, ein beinahe aussichtsloses Unterfangen, da sie für solche Arbeiten kein Geschick besaß. Ständg verschätzte sie sich mit den Winkeln, sodass die Wände schief und krumm gerieten. Immer wieder löschte sie mithilfe ihres Zauberstabes die Zeichungen und ließ sich enttäuscht auf einen Sessel nieder. Leider konnte sie sich an keinen Zauber erinnern, der diese Aufgabe für sie übernehmen könnte, wenngleich sie sich sicher war, dass es so etwas geben musste.
Es war mittlerweile später Nachmittag geworden, als sie jäh sie aus ihren Überlegungen gerissen wurde, indem Lola plötzlich vor ihr auftauchte und den Dunklen Lord ankündigte, wie es sich für eine brave Elfe geziemte.
Eilig rollte Selena die Karte wieder zusammen und ließ sie in das Regal zurückschweben.
Sie beugte sich wieder über eine ihrer missglückten Zeichnungen, die keine Geheimgänge enthielt und malte ein wenig darin herum.
Sie nahm das leise Öffnen der Tür wahr, doch ließ sich davon nicht stören, auch, wie sich ihr Gatte langsam und vorsichtig von hinten näherte. Sie jedoch kritzelte ungerührt weiter.
Lange, bleiche Finer legten sich auf ihre Schultern, Selena lief ein Schauer über den Rücken. Diese ungewohnte Geste hatte etwas zutiefst entspannendes, aber auch etwas sehr bedrohliches.
»Was machst Du?«, hauchte die kalte Stimme in ihr Ohr.
»Ich versuche eine Karte von dieser Anlage zu zeichnen. Aus Langeweile, wenn Du verstehst.«
»Eine gute Idee. Kommst Du voran?«
»Mehr schlecht, als recht. Ich wünschte, ich würde einen Grundriss finden, der es mir erleichterte.«, bei diesen Worten blickte sie ihm tief in die Augen und versteckte das Bild der Karte tief in ihrem Geist. Dann suchte sie nach einem Zeichen, dass er von der Existenz einer solchen Karte wusste. Sie sah nichts dergleichen in seinem Blick. Er zögerte kurz und meinte dann
»Ich habe Irvine immer gesagt, dass es nützlich wäre, einen Plan der Burg zu haben, doch er wollte davon nichts wissen. Er betonte immer, welche Gefahr so etwas darstellte, sobald es in falsche Hände geriet. Ich finde es klug, dass Du Dich diesem Vorhaben annimmst, doch nun unterbrich Deine Arbeit und folge mir.«
Beim Verlassen der Bibliothek fragte Selena vorsichtig, warum er sie so lange allein gelassen hatte, doch die Antwort blieb er ihr schuldig.
Er führte sie direkt in ihr Gemach und setzte sich auf einen der Sessel. Mit einer winzigen Geste wies er Selena an, ebenfalls Platz zu nehmen.
»Wie gefiel Dir die erste Woche als Burgherrin hier, kleine Selena?«, fragte er dann und ließ sich von den Hauselfen eine Karaffe mit Wein, sowie einen Kelch bringen. Mit einem Seitenblick auf die dunkelrote Flüssigkeit höhnte er
»Du darfst ja nicht, wie betrüblich.«
Selena holte erst einmal tief Luft, ehe sie antworten konnte. Liebend gern hätte sie ihrem Ärger freien Lauf gelassen, aber sie hielt es für das Klügste, zunächst abzuwarten, in welcher Stimmung sich der Dunkle Lord befand.
»Die Blibliothek ist wunderbar, Tom, ganz, wie Du es mir versprochen hast. Die Räumlichkeiten sind ganz nach meinem Geschmack. An diesem Heim, welches Du für uns gefunden hast, gibt es nichts auszusetzen.«
Wieder grinste er boshaft und nippte an seinem Kelch.
»Da ist noch mehr, was Du mir sagen willst, habe ich recht, kleine Selena?«
Unruhig rutschte Selena auf ihrem Sitz in und her.
»Ja, Tom. Da ist tatsächlich noch mehr. Ich fühle mich schrecklich einsam. Hauselfen, egal, wie innig mein Verhältnis zu den Meinen ist oder war, sind schlechte Gesprächspartner. Warum darf ich keine Menschenseele zu mir holen, damit ich wenigstens ein bisschen Gesellschaft habe, solange Du abwesend bist?«
Seine Augen funkelten bedrohlich.
»Habe ich Dir meine Meinung zu diesem Thema nicht bereits verdeutlicht? Dein Rang ist zu hoch, um mit irgendjemanden von gleich zu gleich sprechen zu können. Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen.«
Es war offensichtlich, dass dieser Punkt für ihn beendet war. Selena schossen dutzende Dinge durch den Kopf, die sie ihm am Liebsten entgegengeschleudert hätte, doch sie hielt sich zurück. Lord Voldemort zu reizen war, wie sie schon oft festgestellen musste, nicht die beste Idee.
Langsam und bedächtig leerte der Dunkle Lord seinen Kelch und erhob sich dann. Vor Selena kam er zu stehen und blickte von oben auf sie hinab.
»Wie geht es Dir, Selena?«
Verdutzt schaute sie ihn an. Hatte er sie wirklich gerade nach ihrem Befinden befragt? Sie antwortete, dass es ihre körperliche Verfassung ausgezeichnet war, was ihrem Mann ein Lächeln auf die Lippen zauberte, welches ihr ganz und gar nicht gefiel.
»Sehr schön, kleine Selena. Du hast nun die große Ehre mir zu Diensten zu sein.«
»Zu Diensten?«, stotterte Selena, auch wenn sie eine Ahnung davon hatte, was er meinte.
»Ja, zu Diensten. Ich bin nach hierher gekommen, um mich ein bisschen mit meiner Frau zu vergnügen und die Nacht mit ihr zu verbringen. Du hast gerade verlauten lassen, dass Du hinreichend dazu in der Lage bist, also darfst Du mir jetzt gefällig sein.«
»Gefällig?«, Selena traute ihren Ohren nicht.
»Ja, gefällig.«, zischte er bedrohlich, ehe er fortfuhr »Jetzt zieh Dich aus.«
Selena schüttelte ungläubig den Kopf und murmelte
»Nein.«
Wieder kräuselten sich seine Lippen und machte seine Züge noch bedrohlicher.
»Du wagst es mir zu widersprechen, Selena?«, zischte er leise, wie ein eisiger Windhauch. Langsam zog er seinen Zauberstab hervor und zielte mit diesem auf seine Frau. Selena wurde steif vor Angst. Sie wollte fliehen, doch ihre Beine gehorchten nicht. Unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, harrte sie ihrem Schicksal.
»Diffindo«, hörte sie die leise Stimme ihres Mannes und spürte, wie der Stoff um ihren Leibriss. Mehrfach wiederholte er dies, bis sie nur noch in Fetzen ihres Kleides vor ihm stand. Selena machte Anstalten, seine Attacke mit den Händen abzuwehren, doch er meinte nur
»Wenn Du zappelts, verletze ich Dich womöglich, also halte lieber still.«
Als er fertig war betrachtete er zufrieden sein Werk und wisperte dann höhnisch
»Dein Kleid ist ja ganz kaputt, kleine Selena. Du musst Dich nun sowieso ausziehen. Warum verbinden wir nicht einfach das Angenehme mit dem Nützlichen?«
Diese Selbstgefälligkeit raubte Selena die Sprache. Sie beschloss sich ihm zu verweigern, da sie nicht von ihm benutzt werden wollte, wann und wie er es wollte. Dass dieses Vorhaben gewisse Gefahren barg, gestand sie sich vorerst nicht ein.
Mit soviel Würde, wie es ihr möglich war, setzte sie sich in Bewegung und schlich die hölzerne Wendeltreppe nach oben, um zum Ankleidezimmer zu gelangen. Ohne die Schritte ihres Gatten hinter sich zu beachten ging sie an der Tür zum Schlafgemach vorbei und betrat den kleinen Raum.
Sie spürte die Blicke, die er ihr von der Tür aus zuwarf, doch sie ignorierte diese so gut es ging.
Ein wenig beschämt streifte sie die Fetzen des Kleides von ihrem Leib, auch das Unterkleid hatte ihr Mann erwischt und stand bald nackt zwischen den Kleiderstangen, die rings um die Wände angelegt waren. So schnell wie nur irgend möglich, versuchte sie ein neues Gewand auszuwählen und sich wieder anzukleiden.
Hektisch blickte sie sich im Raum um und ignorierte weiterhin die bohrenden Blicke in ihrem Rücken.
Das Geräusch von Schritten hinter ihr, ließ Selena innehalten.
Lange, kalte Finger legten sich auf ihre Schultern und ein kalter Schauer jagte ihren Rücken hinab. Die Gänsehaut, die sich auf ihrem ganzen Körper ausbreitete sagte ihr, dass sie in diesem Moment verloren hatte. Er hatte sie in der Hand.
Sanft strich er von ihrem Nacken mit dem Daumen ihr Rüchgrat hinab und beobachtete seelenruhig, wie sich ihre Haut unter seiner Berührung anspannte. Selena hingegen fühlte sich noch nackter, ausgeliefert, preisgegeben. Sie wollte nicht sein Spielzeug sein.
Dann griff er sie mit beiden Händen an der Taille und riss sie herum. Fest starrte sie in seine rotglühenden Augen und schüttelte stumm den Kopf, Worte fand sie in diesem Augenblick keine.
Der Dunkle Lord verschränkte nun seine Finger hinter ihrem Rücken und zog sie so unbeirrt näher an sich heran. Sein Gesicht senkte sich auf ihres herab, doch Selena verspürte nicht das geringste Bedürfnis ihn zu küssen und wandte das Gesicht ab. Seine Lippen landeten auf ihrer Wange.
Er löste seine rechte Hand von ihrem Rücken, hielt sie mit der Linken weiter fest und griff mit der Rechten in ihre Haare am Hinterkopf. Durch den Schmerz in ihrem Nacken war Selena gezwungen sich ihm wieder zuzuwenden und den Kuss zu erwidern, sein Griff lockerte sich kein bisschen, als er mit seiner Zunge hart in ihren Mund drang und sie zum Mitmachen animierte. Fordernd und drängend küsste sie der Dunkle Lord und presste sie immer fester an sich. Selena liefen unterdessen Tränen aus den Augenwinkeln, da einzelne Haare langsam der Spannung nachgaben und aus ihrer Kopfhaut rissen.
Noch immer mit der Hand in ihren Haaren, zischte er
»Wirst Du Dich weiter wehren oder kann ich Dich loslassen?«, während er sprach, verstärkte er seinen Griff und Selena wimmerte nur
»Ich höre auf, mich zu wehren, aber bitte, bitte lass los. Bitte.«
Ein sadistisches Grinsen trat auf seine Züge, während Selena ihn anflehte, sie zu befreien. Er genoss es offensichtlich, sie derart in der Hand zu haben.
Mit einem kräftigen Ruck ließ er sie los und befahl ihr, ihm zu folgen. Splitterfasernackt schlich sie ihm hinterher, in dunkler Erwartung dessen, was ihrer nun harrte.
»Leg Dich aufs Bett!«, befahl der Dunkle Lord herrisch.
Sie befolgte die Order prompt und bewegte ihre steifen Gliedern, wie er es befohlen hatte.
»Schließ die Augen und halte still.«, wies er sie an und Selena tat widerspruchslos, wie ihr geheißen.
Nichts geschah. Minutenlang verharrte sie reglos, doch kein Laut war zu hören und das Bedürfnis die Lider zu heben wurde immer drängender, doch sie wagte es nicht zu blinzeln. Sie hoffte und fürchtete gleichermaßen das Rascheln seiner Kleider zu vernehmen, doch kein Geräusch drang durch den Raum. Ihr Gatte schien nicht einmal zu atmen. Hatte er das Zimmer womöglich verlassen?
Diese Ungewissheit machte Selena schier wahnsinnig. Langsam verspürte sie auch wieder den Drang sich zu bewegen, doch er hatte ihr auch befohlen still zu halten und sie erfüllte die Aufgabe gewissenhaft, um ihn nicht noch mehr zu reizen.
Plötzlich hörte sie ihn leise Lachen. Offensichtlich hatte er sie die ganze Zeit beobachtet.
»Es ist schön zu sehen, dass Du langsam lernst zu gehorchen, Selena. Ich wünschte, Du würdest dieses Verhalten beibehalten.«, flüsterte er leise und emotionslos. Dann fügte er an
»Du darfst Deine Augen wieder öffnen.«
Selena gehorchte prompt, da sie das Verlangen zu sehen, was geschah nur noch mit Mühe zurückhalten konnte.
Der Dunkle Lord stand noch genauso vor dem Bett, wie er gestanden hatte, als er ihr befahl die Augen zu schließen. Er setzte sich dann jedoch auf die Bettkante und zog Selena zärtlich an sich.
»Küsst Du mich jetzt freiwillig, oder muss ich Dich wieder dazu zwingen?«
Selena drückte ohne eine weitere Aufforderung die Lippen auf seinen Mund und ließ alles mit sich geschehen, was in dieser Nacht noch folgte.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel