von Roya
65. Gefühle und Überraschungen
„Alex! Das ist unglaublich scheiße, was du gerade hier abziehst!“
„Das sagt der Richtige! Wer versucht denn über ein Jahr, sich an mich heran zu machen und mich zu locken, um dann eine andere zu nehmen, hm?“
Fred stand vor ihr, er war seltsam unklar und verwischt, als würden ihre Augen es nicht mehr mitmachen. Jetzt hob er seinen Zauberstab. Alex hörte sich selber höhnisch sagen:
„Ach bitte. Du willst mich verzaubern? Mit deinen zwei ZAGs? Mit deinem Abschluss? Ach, du hast ja keinen!“
Wieso sagte sie so etwas? Sie verstanden sich doch so gut in letzter Zeit? Warum stritten sie sich überhaupt? Warum waren sie hier? Alex sah auf und in Freds Gesicht. Es war von knallrot zu aschfahl gewechselt und seine Augen zeugten von so einem Hass, dass es Alex schockte.
„Wie kannst du nur...?“
Als er seinen Zauberstab durch die Luft ratschte und ein roter Blitz auf Alex zugerast kam, schrie sie auf.
Sie schrie und setzte sich mit rasendem Herzen auf. Was war gerade geschehen? Ihre Augen erblickten nichts, nur Verschwommenes. Die Tränen, die ihr in Bächen über die Wangen liefen, realisierte sie kaum. Wo war sie? Alex spürte, wie sie jemand in den Arm nahm und sie vernahm einen vollkommen vertrauten Geruch, der sie aufatmen ließ. Sie riss ihre schmerzenden Arme hoch und schlug sie sich vors Gesicht. Jemand, der sie sanft hin und her wiegte, flüsterte auf sie ein. Ihren Kopf verbarg sie in einem warmen Stück Stoff. Sie hörte jemanden atmen und spürte ein ruhiges Herzklopfen an ihrem Körper. Langsam beruhigte sie sich. Es wurde still, als ihr Schluchzen verklang. Sie wollte sich nicht bewegen, es war so unendlich schön, von jemandem umarmt zu werden.
Plötzlich wurde es kalt in ihrem Gesicht. Sie bemerkte, dass sie wieder mit dem Kopf auf einem weichen Kissen lag. Ihre Augen sahen nun klarer und sie suchten die Person neben ihr. Es war Fred. Alex´ Herz hämmerte los und sie konnte zuerst keinen klaren Gedanken fassen. Doch einer kristallisierte sich langsam aber sicher heraus:
„Bitte. Bleib bei mir.“
Ihre Stimme klang wie von weit entfernt, aber er schien sie zu hören. Er verschwand kurz aus ihrem Gesichtsfeld und in ihr breitete sich Panik aus. Aber kurz darauf erschien das ihr so vertraute Gesicht wieder und sie spürte seinen Körper an ihrem. Beruhigt und glücklich kuschelte sie sich an seinen kühlen Körper und schlief wieder ein. Dieses Mal träumte sie nichts.
Als sie wieder die Augen öffnete, war ihr Kopf klar. Sie spürte Fred, der an sie geschmiegt lag und ruhig atmete. Alex genoss seine körperliche Nähe sehr und atmete tief ein und aus. Erst einmal versuchte sie, alle Erinnerungen zu ordnen. Sie war gerettet worden, wusste aber nicht von wem. Jemand hatte ihre Wunden versorgt, denn sie spürte kaum Schmerzen. Nur ihr linker Arm war etwas taub. Wie lange sie hier im Bett schon gelegen hatte, wusste sie nicht, allerdings erkannte sie nun, dass sie in ihrem Zimmer war.
Dann kehrte die Erinnerung an ihren Albtraum wieder und Schmerz durchzuckte sie. Es war kein Traum gewesen. Diese Szene hatte sich vor zwei Jahren genauso abgespielt, im Laden der Zwillinge. Es war ihr Streit mit Fred gewesen, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Bisher hatte sie es erfolgreich verdrängt, aber nun erinnerte sie sich wieder an die Details ihrer Auseinandersetzung. Große Schuldgefühle machten sich in ihr breit. Wie hatte sie Fred nur solch schlimme Dinge an den Kopf werfen können?
Bevor sie weiter in Gedanken versinken konnte, klopfte es leise an und ein Rotschopf schaute zur Tür hinein.
„Hey, Charlie.“
„Wie geht’s dir?“
Er grinste, als er zu Fred sah, der sich schnaufend umdrehte und weiter schlief. Alex lächelte.
„Gut.“
„Ich soll schauen, ob du wach bist. Mum will dir Frühstück hochbringen.“
„Ich komme mit runter. Ich will Fred nicht wecken.“
Sie schob die Decke beiseite und rutschte ans Fußende. Mit zittrigen Beinen stand sie auf und hielt sich am Türrahmen fest. Sie fühlte sich sehr schlapp.
„Sicher, dass du nicht liegen bleiben willst?“
Charlie musterte sie besorgt, seine Augen huschten jedoch hin und wieder nach unten, da Alex nur eine Unterhose anhatte. Sie grinste und er wurde rot.
„Ich zieh mir kurz was über, Moment.“
Sie ging langsam zum Schrank und zog sich ihre Jogginghose heraus. Mit einem glücklichen Lächeln stellte sie fest, dass man ihr das Wolfsshirt angezogen hatte. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf den Schreibtisch und erstarrte. Das Bild mit ihr und den anderen stand dort. Die Kette lag daneben. Alex wackelte auf immer noch unsicheren Beinen dorthin und nahm die Kette in die Hand. Erinnerungen überschütteten sie. Fred hatte sie ihr geschenkt. Mit einem Lächeln zog sie es sich an und drehte sich dann um. Ein leichter Schwindel ließ sie wanken. Mit verschmitztem Lächeln sah sie zu Charlie, der immer noch in der Tür stand.
„Kannst du mir vielleicht ein wenig unter die Arme greifen? Ich will nicht unbedingt im Krankenhaus landen, weil ich die Treppe runter gefallen bin oder so.“
Der Rotschopf grinste und ging ihr entgegen. Untergehakt gingen sie aus dem Raum und Alex schloss mit einem letzten Blick auf Fred leise die Tür. Mit Charlies Hilfe kam sie schnell die Treppe hinab und wurde von ihm nach links ins Wohnzimmer geführt.
„Alex!“
Sie wurde sofort umringt von George, Angel und Grandma, die sie glücklich in den Arm nahm.
„Ach, Kind, warum bist du denn schon aufgestanden?“
„Du kennst mich, ich liege nicht gern auf der faulen Haut.“
Alex ließ sich von Charlie zum Sofa führen und dankte ihm dann.
„Ich schätze, Molly bringt dir jetzt was zum Frühstück. Hast du einen Wunsch?“
„Ein heißer Kakao, das wäre super.“
Er nickte und ging aus dem Raum. Alex zog ihre Beine an und sah zu George und Angel, die sich neben sie setzten.
„Wie geht’s dir?“
„Besser. Aber ich glaube, Fred solltet ihr schlafen lassen, er sah ziemlich fertig aus.“
Die zwei grinsten und nahmen sie abwechselnd in den Arm. Sie erzählten ihr in den nächsten Minuten von Jamie, der gerade am Schlafen war. Dann kam Molly ins Wohnzimmer gewuselt, ein riesiges Tablett auf dem Arm.
„Alex. Wie schön, dass es dir besser geht. Hier, ich habe dir Frühstück gemacht.“
Sie stellte das Tablett auf den Tisch und Alex ließ sich vom Zwilling die Sachen reichen. Glücklich schlürfte die einen heißen Kakao, während die anderen sie beobachteten. Schließlich setzte sie die Tasse ab und sagte grinsend:
„Sind wir hier im Zoo? Ich war nur verletzt, nicht tot. Ich bin kein Geist, auch wenn ich noch blass bin.“
George sah sie unglaublich ernst an und ihr Herz fing an schneller zu pochen.
„Al… deine Wunden hätten dich beinahe getötet… du kannst von Glück sagen, dass Remus, Charlie und Stanford dich frühzeitig da raus geholt haben. Wenn sie dich nicht sofort behandelt hätten, wärest du…“
Seine Stimme brach ab und Angel nahm beruhigend seine Hand. Alex war bei seinen Worten noch blasser geworden und ihr Herz hämmerte jetzt. Schweiß war ihr ausgebrochen und sie zitterte. Grandma setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm.
„Ach, Schätzchen, was machst du denn auch für Sachen?“
Alex begann zu stottern.
„Aber… ich musste doch… die anderen beschützen. Ich konnte doch die Familien nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Ich war die einzige, die die Schutzzauber spüren und somit beenden konnte. Wer weiß, was die Todesser mit allen gemacht hätten, wenn sie Fred und George sofort gefunden hätten?“
Grandma sah sie ernst an.
„Aber warum musstest du dann noch da bleiben? Du hättest mit ihnen fliehen können.“
„Aber dann wären alle Zauberstäbe weg gewesen und Mr Ollivander ist verschwunden. Ohne Zauberstab können sie sich nicht verteidigen.“
George und Angel tauschten einen Blick. Die Dunkelhäutige sah aufgeregt aus.
„Ach, Alex, deswegen sollst du dich doch nicht in solche Gefahr begeben, das hätten sie auch ohne Stab irgendwie geschafft.“
Alex konnte nichts dagegen tun, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie sah George an und ein Flehen lag in ihrer Stimme:
„Du verstehst mich doch, oder? Du hättest dasselbe für mich getan.“
Der Zwilling sah ihr lange in die Augen. Dann nickte er und Angel ließ empört die Luft raus.
„George!“
Doch der sah seiner Frau fest in die Augen.
„Hör zu, Angel. Ich würde alles für dich und meine Freunde tun. Wenn Alex es für dringend empfindet, unsere Zauberstäbe zu besorgen, dann ist das ihre Priorität, die sie sich setzt. Ich würde wahrscheinlich nicht auf den Zauberstab, sondern auf andere, in meinen Augen sehr wichtige Dinge achten. Doch ich würde alles in meiner Macht liegende tun, um jeden von euch zu retten.“
Angel nickte und auch ihr standen Tränen in den Augen. Alex lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie war todmüde. Doch sie öffnete sie wieder und sagte dann in die Runde:
„Warum wurdet ihr auf einmal verfolgt?“
Und so erfuhr sie vom Einbruch in Gringotts und von der Flucht der verschiedenen Personen. Angel hatte das Pfeifen des Spickoskopes gehört und mit Jamie im Arm direkt neben dem Portschlüssel gewartet. Doch als Schritte vor der Tür erklangen und sie explodierte, war sie geflüchtet und sicher in Ottery angekommen.
„Wo ist Remus. Und Stanford?“
„Remus ist bei Tonks zu Hause, zusammen mit ihrem Sohn und Tonks´ Mutter. Stanford ist unterwegs, um neue Informationen zu sammeln.“
„Warum waren sie hier, als wir hier angekommen waren? Wann war das eigentlich?“
„Vor zwei Tagen abends. Remus war auf Besuch hier, Gott sei dank. Er hatte gerade von der Geburt seines Sohnes Ted berichtet. Und Stanford wohnt jetzt hier, seitdem die Wohnung von Remus nicht mehr sicher ist. Außerdem will er nicht allein wohnen und jetzt, da Remus und Tonks zusammen wohnen…“
Sie schwiegen eine Weile. Alex nickte schließlich ein.
Sie wachte auf, als sie Stimmen hörte. Müde öffnete sie die Augen und bemerkte, dass sie längs auf dem Sofa lag und jemand sie mit einer Decke zugedeckt hatte. Langsam richtete die junge Frau sich auf und sah sich um. Auf der großen Wanduhr erkannte sie, dass schon später Nachmittag war, sie fühlte sich viel besser als noch am Morgen. Also stand sie auf, denn sie war alleine im Zimmer, und ging in die Küche. Dort saßen Molly, Arthur, Charlie und Stanford am Tisch, Grandma schien Tee aufzuschütten. Ihr Mentor war gerade am sprechen.
„Es scheint also, dass die drei tatsächlich in Gringotts eingebrochen sind.“
Die Männer schüttelten den Kopf, während Molly die Hände vor den Mund hielt, sie war merklich blasser geworden.
„Sie sind auf einen der Drachen davon geflogen, die die tiefsten Kerker bewachen.“
Molly wimmerte leise und Arthur nahm sie in den Arm.
„Keine Sorge, Molly, sie werden es schon geschafft haben.“
Charlie nickte.
„Richtig. Die Drachen in Gringotts waren seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten unter der Erde. Das erste, was er tun wird, ist weit wegfliegen und sich dann etwas zu trinken besorgen. Zu Essen bekommen sie da unten genug. Nur das Trinken ist karg.“
Sein Gesicht hatte sich verfinstert, er hasste es, wenn man so mit diesen majestätischen Kreaturen umging. Alex konnte ihn sehr gut verstehen. Sie nickte und sagte dann leise:
„Wenigstens ist nun einer mehr wieder in Freiheit.“
Die Weasleys, Grandma und Stanford sahen sich überrascht zu ihr um und ihr Mentor sprang freudig auf.
„Alex!“
Er nahm sie in den Arm und betrachtete sie dann.
„Wie geht’s dir?“
„Ganz gut. Mein Arm ist immer noch etwas taub.“
Er sah ernst an ihr herab.
„Dann komm mal mit, ich wird mir das mal anschauen.“
Sie gingen zusammen ins Wohnzimmer, gefolgt von Charlie. Alex setzte sich auf die Couch und zog mit dem rechten Arm ihren linken Ärmel hoch. Dabei konnte man im Licht die lange Narbe sehen, die sich quer über ihren rechten Arm zog. Charlie hob eine Augenbraue.
„Was hast du denn da gemacht?“
„Das? Das ist vom Fluch eines Todessers, vor zwei Jahren, in der Mysteriumsabteilung. Als wir dort gekämpft hatten.“
„Ganz schön blöde Sache war das damals für uns, kann ich dir sagen.“
Charlie sah fragend zu Stanford und Alex grinste, weil sie die Story schon kannte.
„Wir haben richtig Anschiss bekommen, weil wir ja nicht bemerkt haben, dass jemand ins Ministerium eingedrungen war. Dabei hatten an dem Tag mysteriöserweise alle Leute entweder frei oder waren verhindert, so dass das Ministerium vollkommen leer war. Eine List von Du-Weißt-Schon-Wem, ganz klar. Aber wir waren dann die Dummen.“
Charlie grinste und sah dabei zu, wie Stanford Alex den Verband abmachte.
„Hilfst du mir kurz, Charlie?“
Der Rothaarige nickte und hielt den Verband fest, während Stanford mit seinem Zauberstab die Wunde untersuchte.
„Sie ist sich schon am Schließen, du hattest echt Glück. Das wird allerdings wieder eine Narbe geben, so viel kann ich dir versprechen. Im Krankenhaus könnten sie dich wieder richtig zusammen flicken, aber hier…“
Alex nickte.
„Kein Problem. Was ist mit den anderen Verbänden?“
„Ich schätze, die können wir jetzt abmachen. Und dann werde ich dich noch einmal durchchecken.“
Alex nickte und hob ihr Shirt hoch. Stanford wickelte den Verband Schichte um Schicht ab und schließlich legte er den weißen Stoff auf den Tisch. Das gleiche machte er mit dem Verband auf dem Kopf.
„Leg dich am Besten hin.“
Alex nickte. Stanford forderte sie auf, ihr Shirt wieder anzuheben und strich mit seinem Zauberstab über ihren Bauch. Sie kicherte, weil es kitzelte. Zweimal wiederholte ihr Mentor seine Untersuchung, jedes Mal flüsterte er leise einige Zaubersprüche vor sich her. Er stockte, als er sich knapp unter ihrem Bauchnabel befand. Er wiederholte den Zauber. Seine Stirn runzelte sich stark.
„Was ist denn los?“
Alex hatte ihn beobachtet und bekam langsam Schiss. Was hatte Stanford nur? Doch er lächelte und sagte dann:
„Ach nichts.“
Er wandte sich an Charlie, der gebannt zusah.
„Willst du schon einmal in die Küche gehen und sagen, dass wir gleich zu Abend essen können?“
Charlie verstand den Wink mit dem Zaun und nickte. Er lächelte Alex noch einmal kurz zu und verschwand im Nebenzimmer. Sofort sah Alex Stanford fragend an.
„Was ist los?“
Sie spürte, dass etwas ganz und gar nicht okay war. Ihr Bauch fing an zu schmerzen und ihr wurde etwas übel. Stanford sah sie eine lange Zeit schweigend an. Dann sagte er etwas, was sie verwirrte:
„Du hast keinen Freund, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. Was wollte er? Seine nächsten Worte rissen ihr buchstäblich den Boden unter den Füßen davon:
„Und von wem bist du dann schwanger?“
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xD xD xD xD Kommi? ;)
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