von meistermieses
Harry schaute sich das Foto wieder und wieder an. Die schöne rothaarige Frau kam ihm seltsam vertraut vor. Außer dem Bild von Hermine hatte nur dieses Foto so eine Wirkung auf ihn. Er wusste innerlich, das diese Person ihm etwas über seine Vergangenheit erzählen konnte, doch er fürchtete sich auch davor. War sie ihm denn überhaupt wohlgesinnt? Zumindest hatte sie sich mit diesem Draco Malfoy unterhalten. Außerdem war sie nicht in den Briefen aufgetaucht. Nein, sie wird mir nicht sehr
nahe gestanden haben war Harrys nächster Gedanke. Damit wäre eine Kontaktaufnahme viel zu riskant. Viel besser wäre es diese Hermine, er schaute kurz auf das Foto aus dem Tagespropheten, oder diesen Ron zu finden. Harry seufzte und legte die Fotos beiseite. Schon seit einer Woche saß er hier fest und sie waren immer noch nicht sehr viel weitergekommen. Aber Dudley hatte ihm eingeschärft, dass Harry sich erst einmal ausruhen sollte. Ja hier im Ligusterweg war er auch vorerst in Sicherheit. Draußen wusste er nicht was ihn erwarten würde. Er besaß ja noch nicht einmal einen Zauberstab um sich zu verteidigen. Harry schüttelte den Kopf. Nein, sein Cousin hatte Recht. Er musste sich in Geduld üben.
Irgendwann würden sie diese Hermine finden. Doch hier nur rumzusitzen und nichts zu tun behagte Harry überhaupt nicht. Nach einer Weile fasste er den Entschluss draußen ein wenig spazieren zu gehen. Es war schon spät am Abend und dunkel. In der Dunkelheit würde ihn niemand erkennen. Harry zog sich aber sicherheitshalber eine von Dudleys Mützen tief ins Gesicht als er das Haus verließ. Sein Cousin war schon am Schlafen, er würde Harry nicht vermissen und vor allem würde er ihm keine Vorwürfe machen. Als Harry das Haus verließ sagte ihm sein Gefühl, dass er in den Park gehen sollte in dem Dudley an diesem Tag die Fotos gemacht hatte. Harry folgte Dudleys Beschreibung und nach einiger Zeit war er recht problemlos am Park angekommen. Es waren sehr wenig Leute unterwegs und niemand nahm Notitz von ihm. Bis jetzt verlief alles problemlos, niemand hatte ihn erkannt, dessen war er sich sicher. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn. Mit festen Schritten bewegte er sich auf eine Bank zu und nahm Platz. Harry schaute sich um. Niemand war weit und breit zu sehen. Das war ein schöner Ort. Harry sog mit tiefen Zügen die frische Luft ein. Wie friedlich und still es hier war. Er fühlte sich völlig befreit fast schwerelos. Langsam schloss er die Augen und ließ die Natur auf sich wirken. Der Duft von Blumen umfing ihn, Grillen zirpten, Vögel sangen. Die Natur hatte so eine beruhigende Wirkung auf Harry, dass er gar nicht merkte wie er einige Momente später in einen tiefen und festen Schlaf versank.
Harry blinzelte. Die Sonne stand hell und hoch am Himmel und tauchte die Bank auf der er immer noch saß in ein gleißendes Licht. Schlagartig war Harry vollständig erwacht. Er fühlte sich ausgeruht, lange nicht mehr hatte er so tief und fest geschlafen. Harry schaute sich um. Anscheinend war der nächste Tag schon angebrochen. Er konnte es nicht fassen, er war einfach so eingenickt. Hoffentlich hatte ihn keiner bemerkt. Harry ärgerte sich über seine Unvorsichtigkeit, freute sich aber auch, dass er so ausgeruht wie nie zuvor war. Harry reckte und streckte sich noch ein letztes mal, stand auf und machte sich auf den Weg zurück zum Ligusterweg. Seine Sinne waren hellwach, er nahm alle Geräusche in einer noch nie dagewesenen Intensivität war. Er spürte, dass jetzt die Zeit des Ausruhens vorbei war. Harry lächelte in sich hinein. Jetzt war die Zeit der Tat angebrochen. Er hatte erst einige Meter hinter sich gebracht, als er aus den Augenwinkeln jemanden mit einem Umhang bemerkte. Aus einer Tasche des Umhangs lugte ein Zauberstab hervor. Plötzlich kam Harry eine Idee. Langsam drehte er sich um und ging mit entschlossenen Schritten auf den etwas älteren Zauberer mit schon ergrautem Haar zu. Die Mütze zog Harry sich noch tiefer ins Gesicht. „Entschuldigung Sie, können Sie mir vielleicht eine Auskunft erteilen", sprach Harry ihn mit einem Lächeln auf den Lippen an. Der alte Zauberer drehte sich zu Harry hin und sah ihn verdutzt an. Als sein Blick auf Harrys Muggelklamotten fiel antwortete er ein wenig unwirsch „Tut mir Leid, ich habe es sehr eilig. Ich werde ihnen sowieso nicht helfen können." Der Zauberer wollte sich schon aus dem Staub machen als ihn Harry am Arm festhielt. „Nur eine kurze Frage bitte, dann sind Sie mich schon wieder los. Ich suche eine junge Hexe, ihr Name ist Hermine Granger, sie ist ungefähr in meinem Alter. Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich sie finden kann?" Harry erschrak über seine eigenen Worte. Er hatte es tatsächlich gewagt unverblümt nach Hermine zu fragen. Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Zauberers. „Tut mit Leid, ich habe sie in Anbetracht ihrer Kleidung für einen Muggel gehalten.
Verstehen sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Muggel", fügte er schnell hinzu, „aber für oberflächliche Gespräche ist mir meine Zeit zu kostbar und ich hatte sie vom Aussehen her als halbstarken jugendlichen Muggel eingeschätzt. Nun um ihre Frage zu beantworten," der Zauberer kratzte sich nachdenklich am Kinn, „ich glaube Miss Granger ist seit kurzem Bibliothekarin in der Bibliothek in der Schule für Zauberei in Hogwarts. Aber wo sie wohnt kann ich ihnen beim besten Willen nicht sagen." Er betrachtete Harry genauer. „Mit wem habe ich eigentlich das Vergnügen? Warum wollen sie ihr Gesicht nicht zeigen?" Harry spürte sofort den neugierigen Blick auf sich und entschloss sich, sogleicht zum Ligusterweg zu disapparieren. So verschwand er einfach und ließ einen verdutzten älteren Zauberer zurück.
Natürlich hatte sich Dudley große Sorgen um Harry gemacht. Und noch mehr Sorgen machte er sich als Harry ihm von seinem Abenteuer erzählte. Aber trotzdem musste Dudley anerkennen, dass Harry in wenigen Minuten mehr herausgefunden hatte, als er in einer ganzen Woche. Als Harry seinem Cousin seinen weiteren Plan verriet, wäre dieser aber fast vom Stuhl gefallen. Klar hatten sich die Ereignisse in den letzten Stunden beschleunigt, aber was Harry vorschlug war einfach unglaublich. Er wollte jegliche Vorsicht über Bord werfen. Dudley schüttelte den Kopf. Nein, Harry durfte nicht alleine nach Hogwarts gehen, das wäre viel zu riskant. Wenn sein Cousin wirklich in Hogwarts diese Hermine treffen wollte, dann würde er ihn begleiten. Nach langem hin und her stand endlich der Plan fest auf den sich beide geeinigt hatten. Und dieser war trotzdem noch unvollständig und alles andere als ungefährlich.
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