von meistermieses
Hermines Zorn auf Ron war augenblicklich verraucht. Ihre Gedanken kreisten nur noch um Harry der leibhaftig vor ihr saß und sie anlächelte. Eine Welle des Glücks durchströmte sie. Es wird jetzt alles gut, da war sie sich ganz sicher.
„Mine, liebes. Wir sollten jetzt besser verschwinden. Hier kann Harry nicht bleiben. Gehen wir lieber in den Raum der Wünsche, da ist er sicher.“
Rons Stimme hatte sie wieder aus ihren Gedanken gerissen.
Zögernd frage sie „Was heißt nicht sicher. Wieso muss er sich denn versteckt halten?“
„Das erkläre ich dir gleich. Versprochen!“ Als Hermine nickte fuhr Ron an sie gewandt fort „Du gehst vor und siehst dich um, wenn die Luft rein ist kommen wir nach.“ Hermine erhob sich und machte sich auf in Richtung Tür. Sie war angespannt. Die letzten Worte von ihrem Freund hatten sie sehr nervös gemacht. Was hatte das alles zu bedeuten? Nun, im Moment musste sie die Gedanken an Harry verdrängen und sich auf ihre Aufgabe konzentrieren. Hermine öffnete langsam die Tür und sah sich um. Totenstille umfing sie. Der Korridor schien verlassen zu sein, weit und breit war niemand zu sehen. Sie winkte ihren Freunden zu und schritt voraus.
Unentdeckt erreichten sie nach kurzer Zeit die Mauer hinter dem sich der Raum der Wünsche befand. Nun übernahm Ron die Führung.
„Ich werde mir jetzt einen Raum wünschen, den niemand außer wir vier betreten kann und in dem sich ein Geheimgang zum Eberkopf befindet. Außerdem soll es auch Schlafmöglichkeiten geben.“
Hermine sah ihn verdutzt an. Wer sollte denn hier übernachten?
Plötzlich erschien zu Harrys und Dudleys Überraschung eine Tür in der Wand vor ihnen. Als sie durch die Tür schritten bot sich ihnen ein ungewöhnlicher Anblick. Der nachfolgende Raum war gemütlich eingerichtet, es gab vier Sofas, die sich um einen großen runden Tisch erstreckten. Außerdem waren sogar auch Waschgelegenheiten vorhanden.
„Als wir heute morgen in diesen Raum getreten sind, sah er noch ganz anders aus. Wie ist das möglich“ fragte Harry mit erstaunter Stimme in die Runde.
„Das ist der Raum der Wünsche. Der Raum gestaltet sich nach unseren Wünschen.
Und so habe ich ihn mir vorgestellt“ fügte Ron nach einer kurzen Pause hinzu.
„Ich glaube ich muss mich erst einmal setzen“ Hermine hatte sich wieder zu Wort gemeldet. Die Anspannung war nicht von ihr gewichen, sie schien sogar leicht zu zittern. Die letzten Ereignisse waren einfach zu viel für sie gewesen. Zuerst der Ärger mit Ron und ihr Entschluss die Beziehung zu beenden und dann tauchte auf einmal Harry auf. Hermine war völlig durcheinander.
„Ja, ich glaube wir sollten uns auch setzen und Hermine aufklären.“ Ron setzte sich neben seine Freundin und nahm sie in den Arm. Sie ließ es widerstandslos geschehen. Als Harry und sein Cousin sich auch auf einem Sofa niedergelassen hatten fuhr Ron fort.
„Hermine bist du soweit, Harrys unfassbare Geschichte der letzten drei Jahre zu hören?“ Als sie nickte begann Harry seine Erlebnisse zum zweiten mal an diesem Tag zu erzählen, wobei er, wie mit Ron abgesprochen, am Ende erwähnte, dass sie sich zufälligerweise in Rons Laden begegnet waren. Sie waren dann getrennt in die Bibliothek gegangen um keine Aufmerksamkeit zu erregen, was natürlich nicht von Erfolg gekrönt war.
„Das ist so was von schrecklich und traurig was du erlebt hast.“ Während Harrys Erzählung waren Hermine schon die Tränen in die Augen geschossen, aber jetzt nachdem Harry geendet hatte, konnte sie sie nicht mehr zurückhalten. Sie schluchzte hemmungslos. Ron versuchte seine Freundin zu trösten. „Hermine, alles wird gut. Harry hat es ja geschafft zu entkommen und jetzt ist er hier. Wir reparieren sein Gedächtnis und dann wird er wieder ganz der Alte sein.“
„Aber das ist ja das Problem“ entgegnete ihm Hermine mit tränen erstickter Stimme. „Große Teile von seinem Gedächtnis wurden vor drei Jahren gewaltsam entfernt, wenn ich das richtig verstanden habe.“ Als Harry nickte fuhr sie fort. „Es handelt sich also nicht nur um ein paar Minuten, die ihm fehlen sondern um Jahrzehnte. Nur Rowle wäre in der Lage sein Gedächtnis vollständig wiederherzustellen, aber das ist ja nicht möglich.
Ich zumindest kann mit einem Gedächtniszauber ganz sicher nichts erreichen.“
Erst jetzt wurde den anderen die ganze Tragweite von Harrys Situation vollständig bewusst. Nach einer Weile des Schweigens meldete sich Harry wieder zu Wort.
„Was sollen wir jetzt tun?“ Alle starrten Hermine an. Wenn jemand ihm weiterhelfen konnte, dann war es ganz sicher sie und dass schienen auch die anderen zu wissen.
„Nun, ich habe zwar keine Lösung des Problems, aber ich könnte morgen früh im Mungos bei Dean nachfragen. Er ist doch dort Assistenzarzt. Vielleicht hat er eine Idee wie Harry zu helfen ist.“
„Du bist einfach genial. Dean kennt bestimmt eine Möglichkeit um Harrys Gedächtnis wiederherzustellen“ erwiederte Ron freudig erregt.
„Wollen wir es hoffen“. Hermine war immer noch sehr skeptisch. Ron stellte sich das so einfach vor. Aber der hatte ja auch keine Ahnung von solchen Dingen. Sie hingegen befürchtete stark, dass auch Dean Thomas Harry nicht weiter helfen konnte.
„Dann wäre das ja jetzt geklärt. Ich schlage vor, dass Harry und Dudley hier übernachten. Der Raum ist ja gemütlich, so müsst ihr nicht noch spät in der Nacht nach Hause fahren. Ihr haltet euch hier erst einmal versteckt bis wir uns um Harrys kleines Problem gekümmert haben. Es ist wichtig, dass sich Harry vor der Wiederherstellung seines Gedächtnisses ausruht. Wenn die Öffentlichkeit von seinem Erscheinen erfährt, könnte das einen Massenrummel auslösen und so etwas kann er jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Stimmt ihr mir zu?
Alle nickten ausgenommen Hermine.
„Soweit bin ich deiner Meinung. Aber was ist mit Ginny. Sie hat doch auch ein Recht zu erfahren, dass Harry aufgetaucht ist.“
„Keine Sorge. Sie wird es noch früh genug erfahren. Aber ich möchte lieber unnötige Komplikationen vermeiden, wenn du verstehst was ich meine.“ Ja, Hermine verstand. Ginny liebte Harry über alles, aber wie es um Harrys Herz stand konnte sie nicht sagen. Drei Jahre ohne Erinnerung an sie waren eine lange Zeit gewesen. Wer wusste schon, ob Harrys Gefühle noch die selben waren?
Harry schaute sie mit fragendem Blick an, aber auch Hermine klärte ihn nicht über Ginny auf.
„Es wird Zeit, dass wir gehen“ Ron nutzte die Stille um zum Aufbruch zu drängen. Es war schon sehr spät und Ginny machte sich bestimmt schon Sorgen.
Hermine sah erschrocken auf ihre Uhr. „Was, schon nach Mitternacht. Ja, wir müssen jetzt wirklich los.“ Mit einer Umarmung verabschiedeten sich die beiden von Harry und Dudley und verschwanden durch den Geheimgang.
Als Ron als erster den Eberkopf betrat fiel ihm sofort das große Blatt Papier auf dem Boden auf. Das war Georges Handschrift! Schnell steckte er die Nachricht an ihn ein. Hoffentlich hatte Hermine nichts bemerkt. Sie sollte vor allem jetzt auf keinen Fall erfahren, dass er mit Dung zusammengearbeitet hatte. Aber Ron hatte Glück. Hermine war so in Gedanken versunken, dass sie etwas weiter hinter ihm zurückgeblieben war und erst jetzt den Geheimgang verließ. Ron stöhnte auf. Das war ganz schön knapp gewesen.
Gemeinsam apparierten sie zu ihrer Wohnung, in der sie von einer ärgerlichen Ginny empfangen wurden.
„Es ist nach Mitternacht und ihr kommt erst jetzt zurück. Was habt ihr euch dabei gedacht? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Hermine und Ron tauschten nervöse Blicke aus. Sie hatten gehofft, dass Ginny schon schlafen würde. Aber sie hatten sich offensichtlich getäuscht. Als auch nach einer Weile niemand Ginny antwortete fuhr sie aufgeregt fort. „Ist etwas passiert? Habt ihr etwas von Harry gehört?“
Als Ron merklich zusammen zuckte schrie sie fast.
„Es ist doch etwas mit Harry, ich spüre es!“ So in Rage hatte Ron seine Schwester lange nicht mehr erlebt. Und sie war auch noch auf der richtigen Fährte. Fieberhaft überlegte er. Von Hermine konnte er diesmal keine Hilfe erwarten, sie stand einfach nur da, den Blick starr auf Ginny gerichtet. Plötzlich schoss ihm ein schier unglaublicher Gedanke durch den Kopf.
Mit einem lächeln auf den Lippen antwortete Ron.
„Kein Grund zur Aufregung. Eigentlich sollte es eine Überraschung werden, aber da du uns jetzt sowieso keine Ruhe mehr lässt werde ich es dir erzählen.“ Hermine schaute ihren Freund erstaunt an. Sie hatten doch abgesprochen nichts über Harry zu veraten, aber wie es schien hatte der das wieder völlig vergessen.
Ron fuhr fort.
„Nun, ich habe Hermine in ein Restaurant zum Essen eingeladen und dann habe ich ihr einen Heiratsantrag gemacht, den sie zu meinem Glück auch noch angenommen hat. Wir haben die Zeit vergessen und sind deshalb erst so spät zurückgekommen. Ich hoffe du siehst uns das ein wenig nach.“
Ginny war so überrascht, dass sie Hermines perplexen Gesichtsausdruck zum Glück nicht bemerkte.
„Oh, das ist einfach unglaublich. Ich freue mich ja so für euch.“ Und Ginny freute sich wirklich sehr für ihre beiden Freunde. Wenigstens waren sie glücklich. Sie umarmte beide und verschwand mit den Worten „nun, dann lasse ich euch mal allein“ auf ihr Zimmer.
„Du bist einfach unglaublich. Nur dir kann so etwas einfallen.“ Hermine war unheimlich stolz auf ihren Freund. Wie hatte sie nur überhaupt an ihm zweifeln können.
„Ich weiß“ antwortete Ron lachend seiner Freundin und schmiegte sich an sie. Dann fügte er hinzu.
„Ich hoffe du bist noch nicht müde“
„Nein, ganz und gar. Das wird eine lange Nacht“ entgegnete sie Ron mit einem flammenden Blick und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
Besser konnte es ja heute wirklich nicht laufen war Rons Gedanke, bevor er ihren Kuss erwiderte. So glücklich waren sie alle lange nicht mehr gewesen.
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