von meistermieses
„Ron!, Aufstehen! Wir müssen doch noch ins Mungos um uns um Harrys Gedächtnis zu kümmern." Schlaftrunken wälzte sich Hermines Freund im Bett. Jetzt schon aufstehen? Ron kam es vor, als wäre er erst gerade eben schlafen gegangen. Als er aber an die gestrigen Ereignisse dachte fiel die Müdigkeit von ihm ab. Schlagartig war er hellwach. Ron setzte sich auf und schaute sich um.
Hermine war schon fertig angezogen und lächelte ihn an. „Ron, nun mach schon, oder hat dich die gestrige Nacht doch zu stark mitgenommen.“ Jetzt musste auch er grinsen. Nein, die Nacht war zwar anstrengend, aber dennoch wunderschön gewesen. Rasch stand er auf und zog sich an. Er wollte Hermine zeigen, dass er auch mit wenig Schlaf auskam.
Nach einem kurzen Frühstück apparierten sie ins Mungos.
„Wir würden gerne mit Mr. Thomas sprechen. Ist er schon hier?"
Die Empfangsdame, eine etwas rundliche Hexe, etwa Mitte vierzig, antwortete Hermine gelangweilt. „Ja, er ist schon hier, aber vermutlich ziehmlich beschäftigt. Er ist einer unseren besten Assistenzärzte“ fügte sie mit Nachdruck hinzu.
„Es ist aber dringend!“
„Nun wenn sie keinen Termin haben, dann kann ich sie auch nicht zu ihm vorlassen“ entgegnete ihr die Empfangsdame bestimmt. Für sie war das Thema offensichtlich schon erledigt.
Aber natürlich nicht für Hermine. „Es geht um Leben und Tod! Wollen sie, dass mein Freund stirbt, nur weil sie uns nicht zu Mr. Thomas durchlassen?“ Sie bemerkte freudig, dass die rundliche Hexe zusammenzuckte.
„Nein, keinesfalls. Ich wusste ja nicht, dass es sich um solch einen Notfall handelt." Sie musterte Ron genauer. „Was hat er denn?"
„Genau das wollen wir Mr. Thomas fragen. Also bitte, es ist dringend.“
Endlich hatte die Empfangsdame ein Einsehen.
„1. Stock Zimmer 113. Aber ich kann nicht garantieren, dass er Zeit für euch hat“.
„Das lassen Sie mal unsere Sorge sein“ antwortete Hermine bevor sie sich mit Ron im Schlepptau in den ersten Stock begab. Schon nach dem ersten Klopfen wurde ihnen die Tür geöffnet. Ein überrascht aussehender Dean Thomas starrte sie mit großen Augen an.
„Ron, Hermine. Was macht ihr denn hier, und dann auch noch so früh am Morgen? Ist irgend etwas passiert?"
„Hast du kurz Zeit für uns es? Es dauert auch nicht lange, wir haben nur einige medizinische Fragen.“
„Klar Hermine. Für euch habe ich immer Zeit.“ Er bedeutete seinen Besuchern ihm in sein Arbeitszimmer zu folgen.
Hermine staunte nicht schlecht, als sie den Raum betraten. Deans Arbeitszimmer war riesengroß. Es wurde von einem großen Schreibtisch beherscht, der über und über mit Aktenordnern und Papier bedeckt war.
Als Dean Hermines Blick bemerkte fing er an zu grinsen.
„Für dich sieht das hier bestimmt ein wenig unordentlich aus, aber ich komme gut damit klar. Im Moment habe ich auch viel zu tun wie ihr vielleicht seht. Er deutete mit einer Hand auf die vielen Ordner. Ich bin auf dem Gebiet der Gehirnforschung tätig und wenn alles gut läuft kann ich in einem halben Jahr mein erstes Buch darüber veröffentlichen. Dann werde ich bestimmt befördert werden.“
Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz
„Aber genug zu mir. Jetzt seid ihr an der Reihe.“ Mit einem Schlenker seines Zauberstabes zauberte er zwei Stühle hervor. „Setzt euch bitte“
Nachdem Hermine und ihr Freund Platz genommen hatten begann sie auch schon das Problem zu schildern, wobei sie aber Harrys Namen unerwähnt ließ.
Dean hörte aufmerksam zu. Als Hermine geendet hatte schwieg er eine Weile.
Hermine schaute Ron mit bangem Blick an. Hoffentlich hatte Dean eine Lösung parat.
Nach einer Weile meldete sich Dean mit ernster Stimme wieder zu Wort.
„Ich fürchte die Chancen stehen schlecht. Kein Mediziner kann mit herkömmlichen Methoden das Gedächtnis eures Freundes wieder volständig herstellen. Dazu ist einfach zu viel Zeit vergangen und außerdem handelt es sich um Jahrzehnte von Erinnerungen, die er verloren hat.“
Augenblicklich brach Hermine in Tränen aus. Ihre düstere Ahnung hatte sich bestätigt. Das durfte doch nicht wahr sein. Harry lebte zwar, aber ohne seine Erinnerungen war er ein anderer Mensch. Er würde nie mehr so sein wie früher. Und an Ginny wollte sie schon gar nicht mehr denken.
Dean räusperte sich und riss Hermine aus ihren Gedanken.
„Nun, es gibt noch eine kleine theoretische Chance. Wenn er eine Person aus seiner Vergangenheit trifft, die ihm damals unheimlich viel bedeutet hat, könnte das mit einem Schlag seine gesammten Erinnerungen wieder herstellen. Diese Person wäre sozusagen eine starke Brücke zwischen den Erinnerungen aus der Vergangenheit und der Gegenwart und könnte die verloren gegangenen Erinnerungen wieder hervor holen. Aber vermutlich ist das utopisch. Wie ich an deiner Reaktion sehe, Hermine, standest du dem jungen Mann früher sehr nahe und trotzdem hat er seine Erinnerungen nicht wiedererlangt. Außerdem muss ich euch warnen. Falls das Unmögliche geschieht und seine Erinnerungen zurückkommen, kann es passieren, dass sein Gehirn die unheimliche Flut an neuen Erinnerungen nicht verkraftet und er wahnsinnig wird. Tut mir Leid, dass ich euch so wenig Hoffnung geben kann." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu.
„Besonders für Harry tut es mir Leid, er war mir immer ein guter Freund gewesen.“
Erschrocken sah Hermine Dean an. Augenblicklich hatte sie zu weinen aufgehört.
„Du weißt es also“
„Ja, er stand euch am nächsten und war verschwunden. Es konnte sich nur um Harry handeln. Keine Sorge, ich werde es niemandem erzählen. Ihr tut auch gut daran, ihn erst einmal vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Der Arme hat schon genug durchgemacht und braucht jetzt Ruhe.“
„Danke, Dean. Ich wusste, dass wir auf dich zählen können.“
„Keine Ursache. Wenn ich noch etwas für euch tun kann, dann lasst es mich wissen“ antwortete dieser ein wenig verlegen.
Hermine und Ron verabschiedeten sich nun von Dean. Es war schon fast Mittag und eigentlich waren sie mit Harry und Dudley vor einer guten Stunde verabredet gewesen.
Schnell apparierten sie nach Hogsmeade. Sie betraten den Eberkopf und durchquerten den Geheimgang. Hermine beschlich ein unangenehmes Gefühl, als sie überlegte, wie sie Harry die schreckliche Nachricht schonend beibringen konnten. Nur mühsam konnte sie die Tränen unterdrücken. Es war so furchtbar. Rons Stimme holte sie wieder aus ihren Gedanken zurück.
„Hermine sie sind nicht hier!“ schrie er.
Jetzt hatte auch sie das Ende des Ganges erreicht und betrat den Raum der Wünsche. Und tatsächlich, der Raum war, abgesehen von Ron, leer. Harry und Dudley waren verschwunden.
„Das darf doch nicht wahr sein“ war alles was sie in diesem Moment hervorbringen konnte.
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