von meistermieses
Am nächsten Morgen wurde Ron vom lauten Klingeln seines Weckers geweckt. Schlagartig war er hellwach. Unglaublich wie schnell die Zeit vergangen war. Es war jetzt schon sieben Uhr morgens. Ron schüttelte den Kopf. Wieso kamen die komplizierten Dinge immer so schnell auf einen zu? Schnell zog er sich an und verließ Ginnys Zimmer. Kurz bevor er in das Krankenhaus apparierte, schaute er noch bei Hermine vorbei. Mit Erleichterung nahm er zur Kenntnis, dass sie tief und fest schlief. Er atmete auf. Sie hätte bestimmt tausend verschiedene Gründe gegen sein Vorhaben gehabt. Nun dafür würde sie mit Sicherheit nachher große Augen machen.
Im Mungos wurde Ron anstandslos zu Harrys Zimmer durchgelassen. Er war erleichtert. Dean hatte also dafür gesorgt, dass Harrys Freunde Harry jederzeit und ohne Schwierigkeiten besuchen konnten. Er schaute erleichtert auf die Uhr. Um zehn Uhr wollten sie alle gemeinsam Harry besuchen, das hieß also, dass sein Plan vorher über die Bühne gehen musste. Aber es war ja erst viertel nach sieben und so hatte er noch genügend Zeit.
Ron trat in Harrys Krankenzimmer ein und sah sich um. Überrascht musste er feststellen, das Ginny in einem Sessel schlief. Noch überraschter war er aber, als er neben Harry und Ginny auch noch Dean im Raum erblickte.
„Dean, schon wieder so früh auf den Beinen. Brauchst du keinen Schlaf?“
Der von Rons erscheinen überraschte Dean Thomas entgegnete ihm traurig.
„Ich kann doch jetzt nicht schlafen. Harry geht es nicht gut und mir fällt einfach nichts ein. Ich bin doch Arzt, eigentlich müsste ich ihm helfen können, aber ich weiß einfach nicht wie. Es ist zum Verzweifeln!“
Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. „Ginny tut mir auch so Leid. Sie ist so deprimiert und gibt sich die Schuld für seinen Zustand. Sie hat unaufhörlich geweint. Irgendwann ist sie eingeschlafen und ich habe sie dann in einen Sessel gelegt.“ Ron bemerkte, dass Dean traurig zur schlafenden Ginny hinüber sah.
Er schluckte schwer. Hoffentlich konnte er helfen.
Zögernd begann Ron zu sprechen.
„Dean, ich habe einen Plan, wie wir Harry vielleicht helfen können, aber ich weiß nicht genau ob er funktionieren wird. Deshalb möchte ich dich vorher um deine Meinung fragen.“
Dean schaute Ron total verdattert an. Ron hatte einen Plan, das kam wirklich selten vor. Aber er war sehr neugierig und ein Fünkchen Hoffnung regte sich in ihm. Vielleicht hatte Ron wirklich eine gute Idee.
„Na dann schieß mal los“
„Erst einmal möchte ich wissen, wie Harrys Zustand im Moment ist?“
„Also Harrys Gehirn war durch diese vielen neuen Erinnerungen total überlastet. Es hat sich daraufhin vor diesen vielen Erinnerungen geschützt. Sein Gehirn befindet sich jetzt in einer Art Ruhezustand. So bleibt Harry ohnmächtig und nimmt rein gar nichts wahr. Dafür wird aber sein Gehirn nicht geschädigt, da es in diesem Ruhezustand die neuen Erinnerungen ja auch nicht wahrnimmt. Sein Zustand ist somit stabil. Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wie wir seinem Gehirn helfen können. Wenn nichts passiert, dann bleibt es ewig in diesem Zustand und falls wir ihn gewaltsam aufwecken, wird er wahrscheinlich durch die vielen neuen Erinnerungen, die er plötzlich wahrnimmt, wahnsinnig.“ Als Dean geendet hatte bemerkte er mit erstaunen, dass sich Rons Miene aufhellte.
„Danke für die Erklärungen. So in etwa hatte ich mir das gedacht. Nun, dann komme ich jetzt zu meinem Plan.“ Ron machte eine dramatische Pause. „Was wäre eigentlich, wenn wir Harrys neue Erinnerungen aus seinem Gedächtnis entfernen. Dann könnten wir ihn nachher, ohne Risiko, ins Bewusstsein zurückholen.“ Ron schaute seinen Gegenüber erwartungsvoll an.
Dean winkte ab. „Das habe ich mir auch schon durch den Kopf gehen lassen. Natürlich können wir seine Erinnerungen wieder entfernen, aber dann sind sie für immer verloren. Das wäre nur die absolute Notlösung.“
Ron grinste. „Ich meinte eigentlich, dass die Erinnerungen aus seinem Gedächtnis zwar entfernt, aber dann auf jemanden anderen übertragen werden.“
Dean war wie erstarrt. Fassungslos schaute er seinen Gegenüber an. Das konnte Ron doch nicht ernst meinen. Erst nach einiger Zeit hatte er sich soweit wieder gefasst um ihm zu antworten. „Wie stellst du dir das eigentlich vor. Du dringst einfach in sein Gehirn ein, stiehlst ihm die Erinnerungen und gibst sie ihm später in Teilen wieder zurück? Das funktioniert doch niemals. Dein Gehirn wird doch auch die riesige Menge an Erinnerungen nicht verkraften können. Dein Plan ist vollkommen undurchführbar!“
Aber Ron ließ sich nicht beirren. „Ich habe mir das schon genau überlegt. Ich dringe in sein Gehirn ein, nehme einige Erinnerungen in mich auf und lösche diese dann aus seinem Gedächtnis. Die aufgenommen Erinnerungen lege ich dann in einem Gefäß ab und danach lösche ich auch sie aus meinem Gedächtnis. So habe ich nur wenige Erinnerungen Harrys gleichzeitig in meinem Gehirn und mir kann nichts passieren. Alles klar soweit?“
Jetzt war Dean total verblüfft. Einfach sprachlos schaute er Ron an. Das konnte wirklich funktionieren. Aber dann regten sich Zweifel in ihm. Was wäre, wenn etwas schief gehen würde. Es konnte alles Mögliche passieren.
Als er dann aber auf die schlafende Ginny sah wusste er, dass sie es versuchen mussten. Er wollte Ginny wieder lachen sehen und das konnten sie nur mit diesem riskanten Unterfangen erreichen. Dean nickte Ron zu.
„Ja alles klar soweit. Aber noch eine letzte Frage. Weiß eigentlich Hermine davon?“
„Nein, du weißt doch, dass sie so eine riskante Unternehmung nicht gebilligt hätte. Und außerdem möchte ich sie nicht noch mehr beunruhigen.
Ach wie freue ich mich schon auf ihren überraschten Gesichtsausdruck wenn sie Harry bei vollem Bewusstsein sieht. Und erst Ginny. Die wird vielleicht Augen machen.“ fügte Ron freudig erregt hinzu.
Das war auch nach Deans Geschmack. Eine riskante Unternehmung mit unklarer Aussicht auf Erfolg, aber dafür, wenn alles gut ging, die Gewissheit einem guten Freund sehr geholfen zu haben.
„Also los gehts. Noch zweieinhalb Stunden bis einige sehr überraschte Gäste eintreffen und vielleicht noch weniger Zeit bis Ginny erwacht.“
Ron nickte Dean zu und machte sich ans Werk.
In Harrys Gehirn einzudringen war kein Problem. Es war vollkommen ungeschützt.
Ron war überwältigt von der Vielzahl der Erinnerungen. In Sekundenbruchteilen hatte er schon Unmengen wahllos aufgenommen. Sie schienen ihm einfach zuzufliegen. Nach kurzer Zeit bekam er sogar schon Kopfschmerzen. Schnell zog er sich aus Harrys Gehirn zurück und löschte die jenigen Erinnerungen aus dem Gedächtnis seines Freundes, die er in seinem eigenen Gehirn aufgenommen hatte. Mittels seines Zauberstabes wandelte er dann Harrys Erinnerungen in eine silbrige, fadenförmige Substanz um, die er dann in eine, schon von Dean bereitgestellte, Flasche beförderte. Erleichtert stöhnte Ron auf. Der Anfang war geglückt.
„Und wie geht es dir jetzt?“ Dean hatte gerade die Flasche verkorkt und schaute Ron fragend an.
„Mir könnte es nicht besser gehen. Wie es aussieht scheint alles nach Plan zu laufen.“
Nun fiel auch von Dean die Anspannung ein wenig ab. Rons unglaublicher Plan schien wirklich von Erfolg gekrönt zu sein. Er hoffte nur, dass weiterhin alles so gut funktionieren würde.
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