
von Hauself
Hi zusammen!
Schön, dass ihr euch hierher traut und unsere FF lest. Wir haben (mehr oder weniger) abwechselnd die Kapitel geschrieben, einige auch gemeinsam. Wer schon einige meiner FF gelesen hat, wird meinen Schreibstil vielleicht wieder erkennen. ;-)
Nun aber viel Spaß. - Und wir würden uns sehr über Kommis freuen. Ganz besonders Scorpius, denn das ist seine allererste FF. ;-)
Liebe Grüße,
Scorpius und Hauself
Sanft stieg der verdunstende Morgentau vom grünen Blätterdach auf und bildete einen leichten Nebelschleier über den Baumkronen des Dschungels. Eine bunte Schar von exotischen Vögeln glitt gemächlich über den Baumwipfeln hinweg und begrüßte so die friedlich beginnenden frühe Morgenstunde. Doch von diesen ersten Sonnenstrahlen drangen nur sehr wenige durch das dichte grüne Blättermeer bis zum Boden durch. Und so lag der Dschungel wie jeden Tag in einem düsteren feuchten Halbdunkeln.
Die kleine Gruppe von Muggeln, die sich zu Fuß durch den scheinbar undurchdringlichen Dschungel mit ihren Macheten einen Weg frei kämpften, störte dieser Umstand jedoch nicht sonderlich. Sie waren bereits seit mehreren Tagen unterwegs und ihr Anführer trieb sie unbarmherzig immer schneller voran.
Obwohl der groß gewachsenen Anführer mit seinem blassen Teint, hier offensichtlich nicht aus der Gegend stammte, zeigte er gegenüber den vier Eingeborenen, die ihn bei seiner Expedition begleiteten, nicht die geringsten Anzeichen von Schwäche. Er hatte ein Ziel vor Augen, eines, dass nur er kannte und er wollte es so schnell wie möglich erreichen.
Mit höchster Präzision schlugen die beiden Eingeborenen, die vorne weg gingen, ihre scharfen Macheten mal schwungvoll von oben und mal nur leicht von unten gegen die Äste. Mit dieser Technik schufen sie eine kleine Schneise in den ansonsten unwegsamen Dschungel.
Immer wieder schaute der Anführer auf sein GPS Gerät, um ihre genaue Position zu bestimmen. Aber er verließ sich nicht nur auf die Technik. An einem Ort, bei dem die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit über 80% betrug, wäre es ein fataler Fehler, sich ausschließlich auf elektronische Geräte zu verlassen, mochten sie auch noch so gut sein. Im dichten Dschungel die Orientierung zu verlieren, war tödlich. So hielt er jede Stunde an und überprüfte die GPS Daten mit Hilfe von Kompass und Karte.
Das ständig begleitende Geräusch von abgeschlagenen Ästen hörte plötzlich auf. Er blickte auf sein GPS Gerät und ein befriedigendes Grinsen machte sich für einen kurzen Augenblick auf seinem Gesicht breit. Einer seiner Helfer lief auf ihn zu. "Chef, wir sind am Fluss angekommen." Er blieb stehen und wartete auf die nächsten Anweisungen. "Wir sind an unserem Ziel angekommen, sucht einen Lagerplatz und fangt an, alles Aufzubauen.", wies er den Eingeborenen an. "In der Zwischenzeit werde ich die Umgebung in Augenschein nehmen." "Ja, Chef, wie Ihr wünscht." Und damit drehte er sich wieder um und lief in Richtung des Flusses.
Er schaute sich um. Die Gegend hier schien auf den ersten Blick auch nicht anders auszusehen, als die Umgebung auf dem Weg hier hin. Aber wenn man genauer hinsah, schien dieser Teil des Dschungels viel älter zu sein. Bäume, deren Stämme bis zu fünf und mehr Metern im Durchmesser umfassten und deren Baumkrone man mehr erahnen als sehen konnte. Dicht zusammen stehende Schlingpflanzen und andere Gewächse, bildeten an einigen Stellen eine undurchdringliche grüne Wand. Es schien das ideale Versteck für jenes zu sein, welches er schon so viele Jahre suchte.
Er betrat die kleine Lichtung, die seine Helfer für den Lagerplatz auserkoren hatten. Das erste Zelt stand schon, ein kleines Lagerfeuer war ebenfalls bereits entfacht und brannte ruhig vor sich hin. Doch ihn interessierten die Ausrüstungsgegenstände, die ein Stück weiter auf dem Boden aufgereiht waren. Einer seiner Helfer zog noch ein paar Stangen aus einem der Säcke und setzte sie auf die Plattform, die am Boden lag, in die dort vorgesehenen Vertiefungen ein. Als er damit fertig war, setzte er noch eine weitere Plattform oben auf die Stangen drauf und verschraubte sie fest miteinander. Der Käfig war fertig.
Mit einem anerkennenden Nicken wandte er sich wieder ab, als einer der anderen aufgeregt ins Lager lief. In gebrochenem Englisch und mit seinen Händen gestikulierend, versuchte er sich verständlich zu machen. "Chef, kommen schnell, gefunden Spuren am Fluss." Und zeigte zur Verdeutlichung in diese Richtung. Schnell folgte er dem Eingeborenen, der schon wieder zum Fluss zurück lief.
Am Flussufer angekommen, sah er eine kleine, von Pflanzen freie sandige Stelle. Kleine Fußspuren waren in den nassen Sand gedrückt. Er ging in die Hocke und begutachtet diese eine Zeit lang aufmerksam, zog dann ein kleines Buch hervor und blätterte zu einer bestimmten Stelle. Er hielt die Seite neben die Fußabdrücken im Sand. Das gezeichnete Bild eines Fußabdruckes auf der Seite, sah dem auf dem Boden verblüffend ähnlich.
"Ist dies Tier das, Chef suchen?" Hoffnungsvoll schaute er seinen Anführer an. Dieser nickte leicht. "Ja, wir scheinen genau am richtigen Platz zu sein und die Spuren sind auch noch frisch. Vielleicht von heute Nacht." Er schaute sich aufmerksam die Umgebung an, der dichte Dschungel bot dem, was er suchte, ein perfektes natürliches Versteck. Aber die Tatsache, dass seine Informationen, die er bekommen hatte, richtig waren und es sich nach so vielen Jahren immer noch hier aufhielt, gab ihm die Hoffnung, seine Suche endlich zum Abschluss zu bringen. Er bemerkte einen kleinen Pfad, der von der Wasserstelle in den Dschungel führte. "Wenn wir Glück haben, kommt es jede Nacht hierher um zu trinken. Wir werden uns also heute Nacht hier auf die Lauer legen."
Er richtete sich wieder auf. Es wurde Zeit sich für die Nacht vorzubereiten, wenn er eine Chance haben wollte es zu fangen, denn würde es nur in der Nacht gelingen, dann, wenn es sich selber auf der Jagd befand. Er ging zum Lager zurück.
Sein Zelt war mittlerweile aufgebaut und seine persönliche Ausrüstung war verstaut. Vom Lagerfeuer drang der Geruch von Essen herüber. Es würde eine lange Nacht werden und es würde bis zum Morgen die letzte Gelegenheit sein, sich zu stärken. Eine kleine Kiste lag auf seinem Feldbett, neben ihr lag ein lang läufiges Gewehr. Er öffnete die Kiste und nahm einen der fünf, speziell für diese Jagd angefertigten Betäubungspfeile, heraus und betrachtet ihn. Eine kleine Kartusche aus Glas steckte in ihrem Inneren, die eine bläuliche Substanz enthielt. Es hatte ihn viel Geld und Mühe gekostet, die in den Pfeilen enthaltene Substanz zu bekommen. Nur mit dieser Substanz würde es möglich sein, es zu Betäuben. Er steckte den Pfeil wieder zurück in die Kiste.
Ein paar Stunden später brach die Nacht im Dschungel herein. In sicherer Entfernung zur Wasserstelle lagen der große Mann und seine Helfer auf der Lauer. Mit Hilfe seines Zielfernrohrs, das mit einem Nachtsichtgerät ausgerüstet und auf seinem Gewehr befestigt war, konnte er ebenfalls die nähere Umgebung der Stelle bequem beobachten. Neben sich hatte er ein aufgeschlagenes Buch liegen, dass eine Zeichnung des Tieres zeigte. Denn das Tier hatte viele Jahrhunderte wohl kein menschliches Wesen zu Gesicht bekommen. Aber eigentlich war die Zeichnung überflüssig, er kannte sie bereits auswendig.
Plötzlich sah er, wie sich auf dem Pfad etwas bewegte. Er hielt den Atem an. Er wies seine Helfer per Handzeichen an, jetzt kein Geräusch zu machen. Wenn sie es verscheuchen würden, würden sie vielleicht nicht so schnell eine zweite Chance bekommen. Langsam trat eine kleine Gestalt aus dem Dschungel und bewegte sich etwas unbeholfen zur Wasserstelle hin. Enttäuscht ließ er das Gewehr sinken. Es war nur ein etwas übergroß geratener Vogel und nicht das, was er suchte.
Der Morgen graute und er verlor langsam die Hoffnung, dass er es in dieser Nacht noch zu Gesicht bekommen würde. Die Wasserstelle schien für viele Tiere eine sichere Anlaufstelle zu sein und nachdem in den letzten Stunden zahlreiche Tiere sich dort zum Trinken aufgehalten hatten, fing er an, langsam zu ermüden. Als sich abermals abzeichnete, dass sich ein Tier auf dem Pfad zur Wasserstelle bewegte, schaute er nur noch halb hin. Doch als das Tier aus dem sicheren Dschungel trat, überschlug sich fast sein Herz. Diesmal war es das Richtige.
Es trat langsam zum Wasserrand, hob noch einmal vorsichtig den Kopf, bevor es sich zum Wasser hinunter beugte. Seine Zunge berührte kaum das Wasser, da viel es schon langsam zur Seite um. Ein Pfeil ragte aus seinen Lenden heraus. Schnell liefen die Helfer auf das Tier zu und warfen ein Netz darüber. Aber es wäre nicht mehr nötig gewesen, es lag regungslos am Boden. Mit flinken Händen griffen sich zwei der Männer das Tier und transportierten es zum Lager. Dort angekommen warfen sie es in den Käfig. "Gut gemacht, Männer.", lobte der große Mann. "Einer hält jetzt Wache, die anderen können sich hinlegen. In sechs Stunden treten wir die Rückreise an.“ Zufrieden ging er in sein Zelt, legte sich erschöpft auf seine Liege und schlief sofort ein.
TBC
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel