von Eponine
hi ihrs!
mal wieder ein neuer OS in dieser kategorie von mir.
er war ein beitrag zu einem geschichtswettbewerb von november auf einer anderen HP-seite von mir und gewann den 3. platz.
der titel war vorgegeben, ebenso ein limit von 800 wörtern.
ich wünsche euch ganz viel spaß beim lesen!
Wenn ich weiterhin gar keine Reviews bekomme, poste ich hier nichts mehr. Denn ganz ohne, das macht keinen Spaß.
-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
Das geheime Turmzimmer
Sie rannte. Ihre Lungen schienen bersten zu wollen und es fühlte sich so an, als würde zwischen ihren Rippen ein Messer stecken. Der Waldboden federte leicht unter ihren nackten Füßen. Die Bäume streckten ihre Äste aus, um nach ihrem Haar zu greifen. Im Nebel sahen sie aus wie Skelette.
Trotz des kalten Novemberwetters trug sie keine Schuhe, sie hatte sie vergessen. Doch sie spürte weder die Zweige, die ihr ins Gesicht peitschten, noch die Kälte, die ihr in die Haut schnitt.
Tränen verschleierten ihre Sicht und durchnässten den Kragen ihrer Schuluniform.
Sie war auf der Flucht vor einem Siebtklässler und dessen Kumpel. Wieder einmal.
Seit sie letztes Jahr in die erste Klasse gekommen war, ärgerte er sie. Egal ob im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws, ob in der Großen Halle oder einfach auf den Gängen, wenn er sie traf.
Nie wieder sollte er sie weinen sehen. Auch wenn er ihre Schuhe versteckte, ihre Schulsachen und was er sonst noch alles in die Finger bekam. Denn wenn er ihre Tränen sähe, würde ihn das nur in seinem Tun bestärken.
Und deshalb war sie in den Verbotenen Wald gerannt. Hierher traute er sich nicht. Nicht, seit er vor drei Jahren von Zentauren verschleppt worden war. Er hatte die stolzen Zauberwesen beleidigt, sodass sie ihn mitgenommen hatten. Erst nach Stunden war es Dumbledore und Hagrid gelungen, ihn zu finden und zu befreien.
Das alles wusste sie aus sicheren Quellen.
Keuchend blieb sie stehen, lehnte die Stirn gegen die kühle, taue Rinde eines Baumes. Das lange, blonde Haar klebte an ihrer verschwitzten Stirn. Trotzig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Langsam brach der Abend herein, die Dämmerung kroch bereits über den Waldboden, aus Ritzen und Löchern hervor, bereit, die Herrschaft zu übernehmen und die Nacht einzuleiten.
Schon heftete sie sich an ihre Kleidung und benetzte ihr Haar, das in der aufkommenden Dunkelheit aschfarben leuchtete.
Seufzend stand sie auf und blickte sich um.
Sie sah nichts außer undurchdringlicher Dunkelheit. Wieso hatte die Nacht so schnell begonnen?
Welchen Weg musste sie einschlagen, um zurück zum Schloss zu gelangen?
Ratlos betrachtete sie den leise flüsternden Wald.
Da wurde in der Ferne ein Licht sichtbar. Vorsichtig und aufmerksam – es konnte genauso gut ein Irrlicht sein – ging sie darauf zu. Das Licht wurde größer und kraftvoller, es flackerte leicht und golden. Langsam nahm es eine Form an.
Geblendet blieb das Mädchen davor stehen und schloss die Augen.
Als sie sie wieder öffnete, blickte sie in das sanfte Antlitz einer durchscheinenden Frauengestalt, die sie freundlich anlächelte. „Hast du dich verlaufen, Luna Lovegood?“
Staunend öffnete Luna den Mund. „Woher weißt du meinen Namen? Wer bist du? Ein Geist?“
Glockenhelles Lachen ertönte. „Es tut nichts zur Sache, wer oder was ich bin… Du kannst mich ’Azzah‘ nennen… Ich bin so etwas wie dein Schutzengel. Es ist keine so gut Idee, nach Einbruch der Dunkelheit alleine durch einen Wald zu laufen, Luna!“
„Aber ich…“, setzte sie an.
Azzah nickte. „Ich weiß, was du sagen möchtest. Komm mit! Ich zeige dir einen Weg zum Schloss zurück.“
Luna folgte der Lichtgestalt durch die Finsternis. Sie wunderte sich nicht einmal über das Auftauchen ihres Schutzengels. Schließlich, so dachte sie bei sich, gibt es ja auch Nargel und Schumpfhörnige Schnarchkackler, wieso also soll es keine Engel geben?
Das Gras kitzelte ihre nackten Füße und sie genoss den Nachtspaziergang nun fast. Vor ihr tauchte aus der Dunkelheit ein riesiger Schatten auf, der die Sterne verdeckte.
Hogwarts.
Azzah gebot Luna Einhalt. „Hier.“ Sie deutete auf eine kleine, gekrümmte Fichte, die im spärlichen Lichtschein ihrer Gestalt zu sehen war. „Du streichst dem Baum sanft über die Rinde, genau hier und flüsterst ihm folgendes zu…“ Sie wisperte Luna etwas ins Ohr. „Dann lässt die Fichte dich rein. Du folgst dem Gang, immer höher hinauf. Oben wirst du einen Ort finden, den niemand sonst kennt. Lebe wohl!“
Die Lichtgestalt verblasste, während Luna tat, was Azzah ihr erklärt hatte.
Sie schlüpfte durch den schmalen Spalt in der Rinde des Baumes und lief den feuchten Gang entlang, kletterte eine Wendeltreppe hinauf, immer höher, bis sie vor einer hölzernen Türe stand, die leise knarrend aufschwang.
Luna trat ein.
Vor ihr lag ein kreisrunder Raum, hoch oben in einem Turm, wie ihr bei einem Blick aus dem Fenster klar wurde. Im Turm gegenüber konnte sie den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws sehen. Neben einem riesigen Himmelbett gab es hier einen gemütlichen Kamin und auch sonst alle Möbel, dass hier jemand wohnen könnte.
Als Luna näher an das Bett herantrat, konnte sie die Worte lesen, die an dessen Fußende in das Holz graviert worden waren: „Witzigkeit im Übermaß ist des Menschen größter Schatz.“
In diesem geheimen Turmzimmer, musste Rowena Ravenclaw gewohnt haben.
Luna lächelte glücklich, als sie sich schlafen legte. Sie war sich sicher, dass niemand diesen Ort kannte.
Hier würde er sie nicht finden.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.