von Mme_Maxime
Hallo alle! Tut mir leid, dass ich schon wieder so lange gebraucht habe. Naja, heute hatte ich ja eine extra Stunde und hab es endlich geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben. In meinem Kopf ist die Geschichte jetzt ziemlich klar entwickelt, mal gucken ob ihr schon erste Tendenzen erkennt ;).
Und vielen Dank für die Kommies, die Antworten findet ihr hier im FF-Thread.
Viel Spaß mit diesem Chap!
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Kapitel 10: Ruppige Realität
Doch irgendwann war dieser Tag zu Ende und wir mussten nach Hogwarts zurückkehren. Kavalierhaft wie immer ließ Albus mir den Vortritt durch den Kamin, nachdem seine Schwester, Hugo und Rose schon vorausgegangen waren. Ich verabschiedete mich noch ein letztes Mal von seinen Eltern und verschwand dann in den grünen Flammen. Noch bevor ich richtig angekommen war, sah ich schon Rose, Lily und Hugo vor dem Kamin stehen und warten. Als ich ausstieg und mir die Asche von den Klamotten klopfte, sah ich auch Professor McGonagall, die nicht einmal von ihrer Zeitung aufblickte, als wenig später Albus aus dem Kamin gepurzelt kam.
„Fall nicht.“ Begrüßte ich ihn mit einem Grinsen. Gut, wirklich relativ einfallslos, aber allemal besser als einfach stumm dastehen. Und seine Antwort – er streckte mir die Zunge raus – war ehrlich gesagt genauso einfallslos. Seine kleine Schwester schaffte es nur schwer, ihr Kichern zu verbergen, und Rose grinste ganz offen und versuchte, meinen Blick aufzufangen. Doch den Gefallen tat ich ihr nicht.
„Können wir dann jetzt los?“ fragte Hugo ungeduldig, als einziger völlig gleichgültig unserer kleinen Soap-Opera-Romanze. Al und ich nickten einstimmig und mit einem letzten „Schönen Abend Professor.“ Verschwanden wir der Reihe nach aus dem Büro der Schulleiterin. Hugo und Lily beeilten sich und nahmen einen anderen Weg als wir, um schnell dieser komischen Stimmung zu entfliehen. Und Rose, die es jetzt doch endlich geschafft hatte, meinen Blick zu fangen, zwinkerte mir kurz zu und verkündete, dass sie unbedingt noch zur Eulerei müsste.
Super. Da war ich jetzt also schon wieder allein mit Al, und obwohl wir uns gerade den ganzen Tag toll unterhalten haben, war es wieder komisch. Es war wirklich so, als wären unsere Zungen am Gaumen festgeklebt, so wenig sprachen wir miteinander während wir die Treppen zum Gemeinschaftsraum hoch kletterten. Manchmal war es wirklich anstrengend mit ihm; wieso war er so still?! Konnte er nicht einmal die Initiative ergreifen und sagen, dass er es toll fand, dass ich heute da war – oder meinetwegen auch, dass es eine total Enttäuschung war?! Wieso musste alle Klärung immer von mir aus kommen? Ich wollte nicht mehr. Ich traute mich nicht, die Frage zu stellen! Ich würde wirklich gerne klarstellen, ob sein Onkel recht hatte, ob wir zusammen waren – immerhin hatte er es den ganzen Tag über nicht verneint – oder ob da zumindest eine Möglichkeit war. Aber ich traute mich nicht. Es wäre zu peinlich und enttäuschend, wenn er Nein sagen würde. Also schwieg ich. Und er schwieg auch. Keine Ahnung ob aus demselben Grund oder nicht, jedenfalls war es unangenehm schweigsam, und ich war richtiggehend erleichtert, als wir endlich in den Gemeinschaftsraum traten.
„Also, ähm… Ich bin irgendwie ziemlich platt, ich glaub ich geh schlafen. Gute Nacht Al.“ Sagte ich in unsere Stille hinein und täuschte ein Gähnen vor. „Und danke für den schönen Tag, Al.“ Fügte ich süß hinzu. Jetzt hatte ich es schon wieder getan – es ihm einfach gemacht. Den ersten Schritt getan. Wenn er jetzt nicht den Mumm aufbrachte, darauf wenigstens was anständiges zu antworten, dann…
„Ich fand‘s auch schön. Danke dass du mitgekommen bist.“ Flüsterte er fast, so leise sprach er. Aber sein schüchternes Lächeln war wirklich niedlich, auch auf die Gefahr hin, dass ich anfing so zu werden wie Audrey. „Schlaf gut.“
Mit einem letzten Lächeln verschwand ich. Erst später fiel mir ein, dass ich ihn ja auch hätte umarmen können. Aber dann war ich schon fast im Schlafsaal angekommen.
Ausnahmsweise war der Schlafsaal einmal leer und ich konnte in Ruhe duschen und runterkommen. Ich fühlte mich komisch; es war heute so schön gewesen, so locker mit Al umzugehen und von seiner Familie gemocht zu werden. Es war lustig, und während er unter Alkoholeinfluss stand, war er sogar mal entspannt und offen und echt süß. Aber vorhin als wir zurückgegangen sind, war es einfach nur komisch. Wahrscheinlich waren wir beide einfach zu unsicher, aber es fühlte sich falsch an, dass wir beide so still waren und nicht wussten, was los war. Ich fürchtete mich fast davor, dass das vielleicht so bleiben würde und wir immer irgendwelche Hemmschwellen zwischen uns stehen haben würden.
Irgendwann während dieser Gedanken schlief ich ein.
Die nächsten Wochen vergingen schnell und eintönig. Schule war anstrengend, Audrey war zum Würgen glücklich mit Josh – nicht, dass ich es ihr nicht gönnen würde, es war nur frustrierend – und ich rackerte mich immer noch mit Albus ab. Wir hatten noch mit keinem Wörtchen angesprochen, was wir jetzt eigentlich waren, es war alles grässlich unklar. Im Unterricht und sonst auch wenn wir uns sahen, verstanden wir uns gut, waren locker – sogar Al wurde immer gesprächiger und sicherer – gingen zusammen nach Hogsmeade, als das wieder anstand, aber ich begann langsam zu befürchten, dass es hoffnungslos war. Nicht, dass wir es nicht beide irgendwie wollten, daran gab es kaum Zweifel, aber keiner von uns traute sich, den nächsten Schritt zu tun. Und unser Körperkontakt beschränkte sich auf ein oder zwei Umarmungen, mit denen wir es uns manchmal wagten zu begrüßen. Und das war’s.
Das einzige, was mich ein bisschen tröstete war, dass es bei Jane und James auch nicht wirklich weiterzugehen schien. Sie verbrachte zwar immer noch viel Zeit mit ihm, aber es sah nicht so aus, als würde sich daraus etwas Größeres entwickeln.
„Rosie, wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?!“ schimpfte Audrey und stupste mich nicht gerade sanft in die Seite. Ich fuhr auf und wandte meinen nachdenklichen Blick von Albus‘ Hinterkopf ab.
„Sorry.“ Murmelte ich zerknirscht und tat eilig so, als wäre ich total mit dem Zerschneiden von Spulenwurzeln beschäftigt, damit Professor Locklear mich nicht wieder so anstarrte, als würde sie mich gleich öffentlich meucheln.
„Und lass das, wir haben schon genug Spulenwurzeln da drin. Kümmer dich lieber um das Mondgras.“ Fügte sie hinzu und drückte mir mit strenger Miene ein Büscheln Mondgras in die Hand. Es war die letzte Stunde vor dem lang erwarteten Halloween-Wochenende. Morgen, am Samstag, an Halloween würden wir alle nach Hogsmeade gehen und dann auf dieses tolle Halloween-Fest der Ravenclaws. Und am Sonntag fand dann das historische Quidditchspiel Slytherin – Gryffindor statt.
„Was hast du eigentlich schon wieder überlegt?“
„Nichts.“
„Komm schon, Rosie! Du hast überlegt, ob du das endlich mal mit Al klärst, hab ich recht?“
Mein Blick war Antwort genug und vergnügt pfeifend rührte Audrey in ihrem Kessel herum.
„Ich finde auch, dass du das mal klären solltest, Rosie.“ Mischte sich Jane leise ein und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Nur weil sie so elend und zerbrechlich aussah, verkniff ich mir den fiesen Kommentar bezüglich ihrer eigenen Probleme.
„Warum soll ich das unbedingt machen? Warum nicht er? Er ist immerhin der Kerl!“ zischte ich stattdessen, aber ich muss zugeben ich klang eher verzweifelt als wütend. Eigentlich ziemlich peinlich, dass mich so etwas Kleines so mitnahm. Wir waren Freunde, das reichte doch, oder? Warum musste ich mir unbedingt solchen Stress machen? – gut, die Antwort war so offensichtlich, dass ich die Frage einfach mal als rhetorisch abstemple.
„Das meinst du nicht ernst, oder?“ wisperte Audrey, hin- und hergerissen zwischen Verachtung und Humor. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf das Mondgras, das sich feucht und silbrig auf dem Schneidebrett ringelte. Ich hörte Audrey und Jane kichern und war mir ziemlich sicher, dass sie über mich und mein Zögern lachten, als sie mir zuflüsterten: „Er guckt dich schon wieder an.“
„Was? Wer?“ gab ich zurück, die Augen fest auf den Kessel gerichtet, in den ich das zerschnittene Gras gab.
„Al. Er guckt schon die ganze Stunde über ständig zu dir rüber!“
„Soll er doch.“ Entgegnete ich kalt. Ich konnte wirklich kaltherzig sein wenn ich wollte, aber ich war im Moment einfach genervt von seiner Weigerung, mutiger zu werden. Ich wollte nicht für alle Ewigkeiten nur nett lächeln wenn wir uns mal begegneten und ab und zu mit ihm ins Dorf gehen. Ich wollte mehr oder gar nichts!
„Aber wisst ihr jetzt schon mehr von der Party morgen?“ wechselte ich holpernd und polternd das Thema und hoffte, dass sie es dabei belassen würden. „Kommen auch irgendwelche Knirpse, oder sind wir sicher?“
„Soweit ich weiß ist Einlass ab 5. Klasse. Also relativ sicher.“ Sagte Audrey.
„Jaah, Rose hat sowas gesagt. Und wir sollen Süßigkeiten mitbringen.“ Fügte Jane hinzu. „Hat Arnold ihr verraten.“
„Oha, ich hätte nicht gedacht, dass der solche Staatsgeheimnisse weitergibt.“ Blödelte ich und hob den Kopf um auf die Uhr über der Tür zu gucken. Dabei begegnete ich Albus‘ Blick, der anscheinend schon wieder zu mir rüber gesehen hatte. Er wurde tatsächlich ein kleines bisschen rot, und lächelte mich an. Ich erwiderte sein Grinsen halbherzig und wandte den Kopf ab. Dabei begegnete ich den dunklen, schelmischen Augen von Scorpius, der unseren Blickwechsel anscheinend mitbekommen hatte und nun mit herausforderndem Halbgrinsen mit den Augenbrauen wackelte. Ich konnte mir das Grinsen nur verkneifen, indem ich mir auf die Lippe biss, schüttelte leicht den Kopf und wandte mich wieder meinem Zaubertrank zu, der diese Aufmerksamkeit auch bitter nötig hatte.
„Rosie, der ist gelb!“ rief Audrey aufgeregt. „Wieso ist der gelb?! Der sollte blau sein!“
Ich rollte mit den Augen; es war doch jedes Mal das gleiche: ich passte nicht auf und meine Freundinnen machten irgendeinen Mist, der den Trank ruinierte.
„Was habt ihr gemacht?“ fragte ich wie eine strenge Mutter und musterte die beiden vorwurfsvoll. Es war immerhin meine Note, die sie da gerade mit zerstörten.
„Gar nichts.“ Beteuerten sie grinsend und warfen sich einen schuldbewussten Blich zu. „Nur ein bisschen umgerührt, damit der nicht anbrennt.“
Ahh Blödheit, rette sich wer kann.
„Ihr dürft den nicht einfach umrühren! Das hat alles einen Sinn, warum der Löffel da nicht drinbleibt.“
„Sorry…“
„Rühr lieber weiter. Und zwar genauso oft wie du es eben gemacht hast, nur in die andere Richtung. Und sieh zu. Wir müssen gleich abgeben.“ Bestimmte ich und begann damit, die Zutatenreste wegzuräumen. Am Zutatenschrank hockte Albus und verstaute seine Reste, als ich ankam.
„Sollen die hier rein, Rosie?“ fragte er leise und sah mich freundlich an. Ich nickte, woraufhin er die Hand ausstreckte und sagte: „soll ich sie für dich einräumen?“
„Das ist lieb von dir. Danke.“ Antwortete ich lächelnd und verschwand mit wehenden Haaren zurück zu meinem hoffentlich geretteten Trank. Er war schon ein Gentleman. Nur so verdammt schüchtern!
Endlich war die Stunde zu Ende und es war Wochenende. Zusammen mit Audrey drängte ich mich hinter Rose und Jane durch die Tür, als mich plötzlich jemand in die Seite piekte. Mit einem kleinen Quietschen sprang ich hoch. Ohne Scherz, ich hatte mich wirklich so dermaßen erschrocken, als stünde plötzlich der Geist der vergangenen Weihnacht oder so vor mir. Die piksende Hand blieb noch einen winzigen Moment an meiner Taille, dann wurde sie langsam weggezogen und neben mir erschien ein spitzbübisch grinsender Scorpius.
„Buh.“
„Haha.“ Machte ich und warf ihm einen Blick zu, der hoffentlich genervt und auffordernd zugleich war. Ich war mir aber nicht so sicher, ob er das wirklich war, oder einfach nur komisch. „Ich wäre fast gestorben.“
„Ach was. So schnell stirbt es sich nicht. Und du schon gar nicht.“
„Das sagst du so. Ich war auf halbem Weg ins Grab.“
„Ah, sicher. Deshalb bist du auch gesprungen, oder? Es heißt doch ins Grab hüpfen.“
„Genau!“ lachte ich. Es war erstaunlich, wie leicht es mit ihm war, locker zu blödeln. Dabei fühlte ich plötzlich gleichzeitig eine ziemliche Sorge, dass ich langweilig und nicht schlagfertig genug war. Als ich wieder hinsah, war Scorpius verschwunden. Ohne ein Wort, einfach so. Als wäre es nicht wichtig, dass wir uns unterhalten haben. – Für jeden normalen Menschen wäre es das wahrscheinlich auch nicht, aber ich fand es in dem Moment unglaublich wichtig. Geradezu weltbewegend. Und ich hatte nicht gewollt, dass es so schnell wieder vorbei war.
„Was war das denn?“ fragte Audrey verblüfft, als wir die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinaufstiegen, um vor dem Essen unsere Taschen loszuwerden.
Ich zuckte mit den Schultern und versuchte, das dämliche Grinsen abzulegen. „Keine Ahnung, was den geritten hat.“ Sagte ich betont gleichgültig. „Aber ist ja auch egal.“
„Sicher. Das sah eher so aus als ob du es gut fandest.“ Audrey warf ihre Tasche auf ihr Bett und sah mich streng an. „Ich sehe doch das Lachen, das du dir grad versuchst zu verkneifen.“
„Ja sicher. Ich steh auch so unglaublich drauf, gepiekt zu werden.“ Spottete ich und verließ den Schlafsaal. Audrey folgte mir polternd und rief: „Jaah, ich glaub schon! – Zumindest von bestimmten Leuten. Aber wieso Scorpius Malfoy? Mit dem haben wir doch überhaupt nichts zu tun.“
„Du vielleicht…“ murmelte ich während wir durch das Porträtloch kletterten. Die Schüler, die an uns vorbeikamen und etwas von unserer Unterhaltung hörten, warfen uns verwirrte Blicke zu. Für Außenstehende hörte sich „von bestimmten Leuten... Mit dem haben wir doch überhaupt nichts zu tun“ bestimmt sehr verheißungsvoll an.
„Du schon? Was habe ich verpasst, Rosie?“ bohrte Audrey. Manchmal war sie wirklich schlimmer als Juckpulver.
„Naja, zum Beispiel in Verwandlungen, da sitzt er vor mir und wir reden manchmal – also wir nerven uns gegenseitig.“ Gab ich zu und musste schon wieder grinsen. Ich war so dankbar für mein Make-Up, das zumindest meine rote Birne verdeckte, es war quasi unbeschreiblich. Ich sollte den Erfindern einen Dankesbrief schreiben.
„Oho. Warum weiß ich davon nichts, Rosie?“
„Wieso solltest du. Das ist ja nichts Besonderes oder so.“ meinte ich schulterzuckend. Es war ein tolles Gefühl, mal was Interessanteres als Audrey zu erzählen zu haben. Kam nicht oft vor, und in gewissem Sinne war ich fast stolz darauf. Vor allem weil ihr Interesse an der ganzen Geschichte zeigte, dass es doch nicht so egal und unwichtig war wie ich befürchtet hatte, sondern dass ich mir schon etwas darauf einbilden konnte. Irgendwie. Und während des Mittagessens machte ich mir ausnahmsweise keine Gedanken um die Unklarheiten zwischen Albus und mir, sondern dachte an Scorpius‘ Hand an meiner Taille. Und das waren definitiv fröhlichere Gedanken!
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