
von Bella14
@Quen: Ich fühle mich wirklich sehr geehrt, dass ich so großes Lob von euch allen bekommen, ich hätte wirklich nie gedacht, dass meine Story und vor allem mein etwas anderer Schreibstil bei euch so gut an kommt, das macht mich sehr froh :) Tja, ich muss euch leider immer wieder mit dieser Trübseeligkeit konfrontieren. Aber glaube mir, es ist nicht alles so, wie es immer scheint...;)
Zu deiner Frage: Du hast recht, das werde ich später noch einmal richtig aufgreifen, bis jetzt ist es ja erst als einer der Trennungsgründe bekannt. Ein bisschen habe ich ja schon im letzten Chap darüber angefangen. Viel Spaß beim neuen Chap und liebe Grüße!
@Little Angel:du bringst mich ständig dazu, zu grinsen und rot zu werden. Lass das! :D Nein, bitte lass es nicht, ich danke dir sehr für deine Kommis :)
Ich bemühe mich weiterhin, dir alles gut zu schreiben :) Ich könnte dir meine nächste FF widmen, sie ist bereits in meinem Kopf gestaltet :)
Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß!
@cavendish: Danke für deinen Kommi! Hab letztes mal doch wirklich verplant, dir etwas zurückzuschreiben, entschuldige. Viel Spaß noch hier und ich versuche, diesen Störfaktor möglichst schnell wieder zu entfernen ;)
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Beschluss des Amtsgerichts vom 7. September 2008 im Falle Granger gegen Weasley
Das Jugendamt kann nach eingehender Untersuchung feststellen, dass beide Elternteile, Hermine Jean Granger(19.09.1979) und Ronald Bilius Weasley(01.03.1980), dazu im Stande sind, für ihre Tochter Rose Ginevra Weasley(12.01.1998) zu sorgen. Daher legt das Gericht die Entscheidung des verbleibenden Wohnorts von Rose Ginevra Weasley in ihre eigenen Hände.
Unterschrift, Datum: H.Eliot, 07.09.2008
Unterschrift der Ehepartner, Datum:
Hermine J. Granger, 07.09,2008
R.Weasley, 07.09.2008
Hermine reichte dem Richter das unterschriebene Dokument zurück und wich Rons Blick aus.
„So“, sagte der korpulente Richter Elliot und erhob sich, während er beiden die Hand schüttelte.
„Wenn ihre Tochter in den nächsten Ferien aus dem…aus der Privatschule wiederkommt, wie sie sagen, dann lassen sie uns sofort einen Termin vereinbaren, um den Wohnort ihrer Tochter zügig zu bestimmen. Für die ersten Tage vor dem Termin spreche ich der Mutter das Recht zu, ihre Tochter bei sich zu haben. Das ist auch in ihrem Sinne, Mr. Weasley?“
„Sicher“, antwortete Ron leise und sah nervös auf die Tischplatte. Gerichtstermine lagen ihm nicht- auch wenn es erst sein dritter war.
Und damit waren es für ihn schon deutlich zu viele. Eine Scheidung, ein Sorgerechtsstreit, das selbe nun noch einmal- das musste aufhören. Er selbst hätte Hermine den Vortritt gelassen, dass ihre gemeinsame Tochter bei ihr und Viktor wohnen sollte, doch Hermine hatte darauf bestanden, dass Rose ebenso entscheiden sollte.
Ihr schien dieser Termin überhaupt nicht zuzusetzen. Vielleicht lag es daran, dass sie als Leiterin der magischen Strafverfolgung sowieso keine Probleme mit solchen Dingen hatte und Gerichtsräume ihren zweiten Wohnort nennen konnte, oder es lag an etwas anderem. Etwas, das für Ron unverständlich bleiben sollte.
Sie verließen den kleinen, stickigen Gerichtsraum, ohne einen Blick zu wechseln und verschwanden auf dem Gang in verschiedene Richtungen.
Ron hatte seinen gemieteten Wagen in der Nähe des Gebäudes geparkt und stieg ein, ehe Hermine ihn einholen konnte, nur um ihm erneut Dinge vorzuhalten, die er getan hatte und die ihrer Meinung nach falsch waren. Ron war es egal, was sie dachte. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein seiner geliebten Tochter, die ihm seit Sonntag bereits zwei Briefe geschrieben hatte. Es war ihr unangenehm, die jüngste in ihrer Klasse zu sein, ebenso, dass alle sie anstarren würden und es ein paar Jungen aus einem anderen Haus gab, die sie für ihre Unterrichtsbeiträge auslachten. Ron war glücklich, dass seine Tochter in ein Haus gekommen war, das ihr gefiel und in dem sie sich wohl fühlte. In Ravenclaw wurde ihre Intelligenz, vererbt von ihrer Mutter, gefördert und ihre Lust am Lernen geteilt.
Nachdem Rose fortgegangen war, hatte Ron nichts weiter getan, um seine Wohnung ein wenig bewohnbarer aussehen zu lassen. Er hatte es mit aufräumen versucht, doch ohne Ginnys Hilfe war ihm auch das nicht gelungen. Nur das Wohnzimmer war ein Ort, an den er sich zurückziehen und sich wohlfühlen konnte. Stundenlang saß er nachts auf dem Sofa, weil er nicht schlafen konnte und zappte sich durch die Talkshow-Wiederholungen und allerlei anderen Mist, den die Welt nur nachts ausstrahlen mochte, um ihren guten Ruf zu wahren. Die ganze Welt schien eine einzige Lüge zu sein, so kam es Ron vor. Eine riesige, trügerische weiße Wand, an die jemand wahllos seine Sprüche schreiben konnte, ohne das jemand Notiz davon nahm oder ihn seiner Lügen bezichtigte.
Die letzte Nacht war eine ähnliche gewesen. Er hatte Angst gehabt, schlafen zu gehen. Angst davor, Hermines wutverzerrtes und sogleich wunderschönes Gesicht zu sehen, dass ihn beschuldigte und ihm all das ins Gesicht schrie, was er falsch gemacht hatte.
Rons Hände verkrampften sich um das Lenkrad, als er auf der Fahrt an die vergangene Nacht dachte und er musste sich zusammenreißen, um nicht mit vollem Tempo ungebremst in die nächste Steinmauer zu rasen, die vor seinen Augen auftauchen würde.
Als er auf den Parkplatz der Klinik einbog, hatte er sich einigermaßen beruhigt und stieg aus. Noch immer trug er das Jackett, das er zum Gerichtstermin aus der Reinigung geholt hatte und er bemerkte, dass er nach kaltem Kaffee und Schweiß roch. Es war ihm egal. Dr. Sterling kannte seine Aufmachung und ihr würde es am allerwenigsten etwas ausmachen, wenn er nicht gut riechend und anständig gekleidet in ihre Praxis kam.
Es war ein schönes, altes Haus am Rande von London. Hohe Bäume wuchsen in einem Kreis um die alten, ockergelben Mauern und schimmerten im letzten Licht der untergehenden Sonne. Neben dem Gebäude befand sich ein kleines, mexikanisches Kaffee, aus dem leise Musik klang und den Eindruck erweckte, dass an diesem Ort nichts falsch sein konnte. Ein Ort der Zuflucht und der Ruhe. Auch Ron hatte sich diesem Schein hingegeben und hoffte, dass er durch diese Therapie bald wieder zu dem Lebensmut finden würde, den er vor sieben Jahren verloren hatte. Für Rose. Nur für Rose. Jemand anderen konnte er mit dieser Entscheidung zu einer Psychotherapie nicht mehr glücklich machen.
Die Türen glitten auf und gewährten Ron Zutritt in ein gelb gestrichenes Wartezimmer. Eine ältere Dame saß hinter einer Glasscheibe in einem abgetrennten Bereich und notierte sich etwas auf einen Block. Hinter ihrem rechten Ohr klemmte ein Bleistift, den sie zückte, als Ron an die Scheibe trat und sich anmeldete.
„Weasley“.
Die Dame, auf deren Namensschild Ron „Mary Stewart“ erkennen konnte, lächelte und machte sich ein sauberes Häkchen in das prall gefüllte Terminbuch.
„Sie sofort hineingehen, Dr. Sterling wartet sicherlich bereits auf sie. Sie sind der letzte Patient für heute abend“.
„Danke, Mrs. Stewart“, nickte Ron und ging quer durch das Zimmer auf eine Glastür zu, die in das Behandlungszimmer führte. Es war bereits das dritte mal seit sieben Tagen, dass Ron durch diese Tür in das dahinter gelegene Zimmer trat.
Das Zimmer von Dr. Maria Sterling war in einem dunklen karmesinrot gehalten, an den Wänden stapelten sich einige Bücher und auf einem kleinen Tisch in der Ecke stand ein bunter Bluemstrauß. Bilder gab es keine, zwei große Sessel, die sich gegenüber standen, nahmen den Großteil des Raumes ein und wiesen den Patienten bereits beim Eintreten darauf hin, dass sie es bei ihrer Behandlung gemütlich und bequem haben sollten.
Dr. Sterling saß bereits in einem dieser Sessel und begrüßte Ron mit einem Kopfnicken, als er die Tür hinter sich schloss und sich ihr gegenüber niederließ. Sie war nicht viel älter als er selbst, Mitte dreißig und um etliches kleiner. Ihre platinblonden und mit Sicherheit gefärbten Haare hatte sie zu einem lockeren Zopf gebunden. Wie immer trug sie einen schönen Pullover in gelb und saß ruhig und gelassen auf ihrem Sessel.
Die Fingerkuppen aneinander gelegt, ein freundlicher Blick aus braunen Augen fixierte Ron.
Er hasste es, Dr. Sterling in die Augen zu sehen. Ihre Augen ähnelten Hermines Augen so sehr, als wären es die selben. Die selben, dichten Wimpern, die gleichen, etwas helleren Sprenkel in den Pupillen, dieses intensive und warme braun…
„Guten Abend, Doktor“, sagte er leise und sofort wanderte sein Blick an den gewohnten Punkt knapp überhalb ihrer Augenbraue.
„Schön, sie wiederzusehen, Ron.“
Es war niemals leicht, in diesen Sitzungen über sich selbst und seine innersten Gefühle zu sprechen. Dr. Sterling hatte ihn bereits in der ersten Sitzung geködert und ausgetrickst, ihn dazu gebracht, Details zu erzählen, die ihm nie im Traum eingefallen wären. Niemals hatte er so ehrlich zu einem Menschen sein müssen, den er kaum kannte. Und doch hatte sich während dieser Stunden eine seltsame Art von Vertrauen aufgebaut, ein Vertrauen, das nur einem guten Psychologen zu teil werden konnte.
Wie Dr. Sterling ihm immer wieder erklärte, war Vertrauen das wichtigste in dieser Sitzung. Und nicht nur hier. Sie ging Dingen in seiner Gefühlswelt auf den Grund, von denen er kaum geahnt hatte, dass sie existierten und seine Handlungen bestimmten.
Ron war nicht krank, hatte kein großes, psychisches Problem- er wollte sich selbst nur klarer verstehen und etwas tun. Etwas, um all das zu verdauen, was ihn innerlich auffraß und nur durch ein paar Ketten geschützt wurde, die heute morgen im Gericht bereits bedrohlich geklappert hatten.
Auch nach dieser Sitzung konnte Ron sich fast nicht mehr auf seinem Stuhl halten, unruhig rieb er die Hände gegeneinander und wich ihren Blicken aus. Sie hatte es wieder geschafft, ihn zu brechen, an seine Seele heran zu kommen. Die Ketten hatten sie eingelassen und sie hatte die Wunde bluten lassen, bluten lassen, bis Ron vor lauter Schmerzen schon dachte, dass er bald ausgeblutet sein müsste und ihm kein Leid der Welt mehr etwas anhaben würde. Doch er hatte sich geirrt. Behutsam hatte Dr. Sterling die Wunde wieder zugenäht, die Ketten neu versiegelt. Zeit, nannte sie es. Ron brauchte die Zeit für sich selbst. Es gab kein Rezept, das sie ihm verschreiben konnte, doch ihrer Meinung nach war es die richtige Wahl gewesen, zu ihr zu kommen. Sie half ihm. Ron selbst konnte es spüren und jedes Mal, wenn er das kleine gelbe Haus verließ hatte er den Eindruck, dass etwas der tonnenschweren Last bei Dr. Sterling im Zimmer geblieben war und eingesehen hatte, dass Ron nicht mehr zu tragen vermochte.
„Machen sie sich einen schönen Abend“, verabschiedete sich die Therapeutin von ihm und gab ihm die Hand, als er aufstand.
„Begleiten sie mich noch auf einen Kaffee nach nebenan? Ihre Sekretärin sagte mir, ich sei der letzte Patient für heute“.
„Das wäre keine gute Idee, Ron. Sie sollten sich ausruhen und zu Hause etwas mit ihren Freunden unternehmen“.
„Nun sein sie nicht so, Doktor. Nur einen Kaffee. Ich werde sie auch einladen“. Ron öffnete ihr die Tür, als sie aus dem Zimmer ging und wartete geduldig.
„Ich muss sie enttäuschen. Ich habe noch einiges zu erledigen“. Die blonde Frau hob die Hand und verschwand in einem Nebenzimmer.
Ron zuckte die Achseln und ging hinaus. Dann würde er alleine etwas trinken gehen. Er hätte nur gerne etwas Gesellschaft um sich gehabt.
Das kleine Cafe war halbvoll und Ron fand weiter hinten einen schönen Platz am Fenster, von dem er das ganze Cafe im Blick hatte und jeden Gast beobachten konnte.
Er bestellte sich ein Mineralwasser und einen Tee mit Zitrone. Dr. Sterling hatte ihm davon abgeraten, Alkohol zu sich zu nehmen und er hatte einsehen müssen, dass sie auch in diesem Punkt recht hatte.
Doch er verschluckte sich an der heißen Flüssigkeit, die ihm der Kellner gebracht hatte, als die Tür auf ging und Dr. Sterling eintrat. In dieser Sache schien sie kein recht zu haben- etwas hatte sie also vor?
Ron hob leicht den Kopf, um sie besser im Blick zu haben und stutzte, als sie sich an einen Tisch nahe der Tür setzte, an dem schon jemand anderes Platz genommen hatte.
Eine junge Frau mit lockigem, braunen Haar und den selben Augen, wie die Frau, die sich gerade zu ihr gesetzt hatte und sie nun mit Küssen auf der Wange begrüßte.
Es war Hermine. Es konnte nicht anders sein. Ron spürte die Ketten an ihren Gliedern rütteln, sie wollten zerspringen, bersten, diesen Verrat wieder gerade biegen.
Dr. Sterling begann eine Unterhaltung mit Hermine, von der Ron nichts mehr mitbekam.
Er trank seine Bestellungen aus, bezahlte und stand auf.
Es schmerzte, dass Dr. Sterling ihn belogen und betrogen hatte. Sie kannte Hermine, es war eine ihrer Freundinnen! Und sie hatte ihm nichts davon erzählt, hatte ihn leiden und erzählen lassen, während sie sich wahrscheinlich später mit Hermine über ihn auslachte…
Ron schüttelte den Kopf und setzte sich wieder. Nein, so durfte er nicht denken. Es war mit Sicherheit alles nur ein dummer Zufall und Dr. Sterling unterlag schließlich ihrer ärztlichen Schweigepflicht…die Ketten beruhigten sich und wurden wieder still.
Er durfte nicht überreagieren, auch das hatte ihm Dr. Sterling geraten. Sie ging niemals davon aus, dass er ihre Ratschläge befolgte, doch Ron tat es aus dem Grunde, dass er sich selbst kennen lernen wollte. Sich selbst helfen wollte. Und dabei waren ihm alle Mittel und Vorschläge recht.
Er beobachtete, wie Hermine hin und wieder aus dem Fenster sah und den Mund verzog. Es schien ihr nicht gut zu gehen. Unablässig redete Dr. Sterling auf sie ein und schien sie zu röntgen, mit ihren Augen, die Hermines so ähnlich waren.
Ron stand nach einigen Minuten auf und verließ so unauffällig wie möglich das Lokal. Doch als er draußen in der Nacht stand und sich noch einmal umsah, trafen seine Augen genau die, die er so sehr liebte. Hermine sah ihn einfach nur an, es zeigte sich keine Regung in ihrem Gesicht. Ron sah ebenso regungslos zurück und spürte, wie die Luft zwischen ihnen zerschnitten wurde, wie von zwei scharfen Klingen. Gerade wollte er sich umdrehen, als er etwas sah, dass die Ketten erneut rütteln ließ.
War es eine Träne, die so glitzernd an Hermines Wange hinab rann? Waren es Tränen, die sich in ihren wunderschönen, verzweifelten Augen sammelten?
Ron hatte nicht gemerkt, dass es angefangen hatte zu regnen und so konnte Hermine von drinnen nicht sehen, wie Ron genauso zu weinen anfing, wie sie selbst. Der Regen vermischte sich mit seinen Tränen und rann an seinem Hemd hinab.
Er rührte sich immer noch nicht und auch Hermine schien wie versteinert an ihrem Platz zu sitzen. Eine weitere, einsame Träne bahnte sich ihren Weg über ihr Gesicht und irgendwann, es schien eine Ewigkeit zu sein, löste sie den Blick von dem Gesicht, von den Augen, die sie jede Nacht in ihren Träumen sah. Auch sie hatte Angst, diese Nacht schlafen zu gehen.
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