
von Bella14
@Quen: Ich bin schon fast 16 *entrüstet sei* :D nein nein…:) Ich bin einfach so glücklich, dass es dir so gut gefällt! Und ich freu mich immer wieder über jeden einzelnen Kommi:) Liebe Grüße
@Skylla: Auch dir ein herzliches Willkommen! Danke, danke! :)
Schaut doch auch mal alle in meinem FF-Thread vorbei!
Liebe Grüße, eure Bella
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Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh ich ans Firmament
Nach jener Seite.
Ach, der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.
Es schwindelt mir, es brennt
Mein Eingeweide.
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
J.W. von Goethe
Ron hatte Harry schon am anfang klar gemacht, dass er nur mit ihm kam, um ihm Gesellschaft zu leisten, nicht um irgendjemanden kennen zu lernen oder übertrieben Spaß zu haben. Er wollte sich ein wenig ausruhen und wieder unter die Leute kommen, doch nur, um mit seinem besten Freund wieder etwas Zeit zu verbringen. Selbst wenn es eine Gala der Zauberer sein musste. Es gab zu Rons Glück dieses Mal kein Motto dieser elenden Galas- er hatte unzählige von ihnen besucht, fremde und vertraute Hände geschüttelt, neue und alte Freunde getroffen, flammende Reden gehört und gehalten und Spaß gehabt, Drinks bis zum letzten Tropfen geleert und die Hand einer Frau gehalten, die er so sehr geliebt hatte, dass es fast schmerzte. Die er noch immer liebte, doch der Schmerz, der diese Liebe mit sich brachte, war unerträglich geworden.
Sein graues Hemd saß nicht mehr perfekt, lange hatte er sich mehr darum gekümmert, dass er in irgendeiner Weise gut aussah. Schnell wusch er sich das Gesicht, nachdem er sich sein altes Jackett über das Hemd gezogen hatte und schaute mit müden Augen in den beschlagenen Badezimmerspiegel, der sein Gesicht verzerrte und ihn älter aussehen ließ, als er war und sich auch eigentlich fühlte. Doktor Sterling hatte ihm zu einem Gespräch bewegen können, nachdem auch sie gemerkt hatte, dass er sie zusammen mit Hermine gesehen hatte. Wie er vermutet hatte, war Hermine eine Freundin von ihr- und wusste von nichts aus der Therapie. Sie hatte sich dafür entschuldigt, dass er es so erfahren hatte- und wieder war ihm eine unglaubliche Last von den Schultern gefallen, als er die Entschuldigung angenommen hatte, sodass es fast tragbar war.
Er ließ sich von einem Taxi zu der besagten Adresse der Villa bringen, in der die Gala der Familie Patil stattfinden sollte. Damals waren Ron, Hermine und die anderen mit Padma und ihrer Schwester Parvati, die Töchter des Hauses Patil, nach Hogwarts gegangen.
Ron kamen schlimme Gedanken an den ehemaligen Weihnachtsball in ihrem vierten Hogwartsjahr, als er Padma vor den Kopf gestoßen hatte, doch das war über zehn Jahre her und sicherlich vergessen. Man würde darüber lachen.
Rund um das Hause Patil hatten sich unzählige Wagen versammelt und die Gäste der Gala strömten in kleinen Gruppen oder zu zweit die Eingangstreppen hinauf, die zu einem beleuchteten und geschmückten Eingang vor einer großen Doppeltür führten.
Ron ließ den Taxifahrer ein Stück abseits halten, zahlte und stieg in die kühle Abendluft hinaus. Seine schwarzen Schuhe klackten auf dem Asphalt, vor dem Haus wuchsen eine Reihe von blühenden Bäumen und Sträuchern, Kerzen waren aufgestellt worden und wiesen den Weg zur Treppe.
Damen in glänzenden Kleidern und Stolen schritten die Treppen tratschend hinauf, kicherten und lachten, dunkel gekleidete Herren pafften auf ihren Zigarren, zogen zum Gruß ihre Hüte und unterhielten sich gedämpft im Rauch ihrer Pfeifen.
Es funkelte und glänzte an allen Ecken, turmhohe Frisuren und kostbare Diamanten wurden heiß diskutierten. Ron schritt, die Hände in den Taschen vergraben und eine Gruppe älterer Herren grüßend, an den Damen vorbei und trat durch den hellen Eingang in die strahlende Wärme des riesigen Hauses.
Die Halle war festlich hergerichtet worden, ein großes Podium stand an der Stirnseite, hinter der eine unglaubliche Fensterfront auf die glitzernde Nacht hinaus zeigte und der See hinter dem Haus gab dem ganzen einen geheimnisvollen Klang. Sanfte Geigen- und Klavierstücke drangen aus verschiedenen Richtungen, der Saal war voller Leute, die Sektgläser in den Händen hielten, lachten, plauderten und sorglos ihren Abend genossen.
Ron sah weg und suchte den Raum nach seiner Schwester und seinem besten Freund ab.
Er fand Harry und Ginny neben den beiden Gastgeberinnen und ihren Familienmitgliedern, eine große Traube, die sich am reichhaltigen Buffet versammelt hatte.
Als sie ihn erblickten, strahlte Ginny und zog ihn zu der Gruppe heran. Ron begrüßte die Menschen, die für ihn keine Gesichter hatten und schaute nur mit glasigen Augen umher. Niemand, der ihn an diesem Abend die Hand schüttelte oder ihn mit Worten bedrängte, hatte für ihn eine Bedeutung. Niemand hatte ein Gesicht, das ihn berührte oder interessierte, etwas in ihm hervorrief, das seine Aufmerksamkeit gefordert hätte.
Stumm ertrug er die Party, die für alle anderen nach weiteren eineinhalb Stunden ein voller Erfolg zu sein schien.
Ron klammerte sich an Harrys Seite an sein Glas Orangensaft und beobachtete die Gesichtslosen Masken um ihn herum. Geistlose Gespräche über die selben Themen seit Jahrzehnten, Frauen, die nichts weiter im Sinn hatten, als die Haltbarkeit ihres Lippenstiftes und Männer, die sich zwischen ihren Zigarren beteuerten, die Schöpfer des Zaubereruniversums zu sein.
Nur eine einzige Person, die ihn an diesem Abend hätte aufmuntern können, schien weit und breit nicht zu sehen zu sein. Niemand hatte etwas von ihr gehört oder gesehen- man munkelte, dass Hermine Granger sich in ihrem derzeitlichen Gemütszustand nicht im Stande sah, an einer Gala teilzunehmen.
Doch was würde es ihm nützen, wenn sie da wäre? Womöglich würde er sich nur eine zweite Ohrfeige einfangen und seine geschützten nur unnötig unter Beschuss stellen…es würde nie wieder so werden, wie einst. Sie hasste ihn- soviel war sicher. Hermine wollte ihn niemals wieder in ihrem Leben haben. Sie hatte es ihm selbst gesagt.
Mit einem weit entfernten Gesichtsausdruck schluckte Ron seine Gedanken hinunter, wie er es seit sieben Jahren tat und leerte sein Glas.
Ich möcht' mich mal wieder lieben lassen.
Keine Liebe für ewig - das wär ja vermessen!
Es reicht mir, wenn jemand für eine Nacht
meinen Körper von Kopf bis Fuß glücklich macht.
Vielleicht vergess ich für kurze Zeit
dann die Sehnsucht nach deiner Zärtlichkeit...
Renate Eggert-Schwarten
Hermine wusste nicht, ob sie das richtige getan hatte, heute nacht hierher zu kommen, doch als sie die Treppen hinauf stieg und den Saum ihres Kleides anhob, damit sie mit ihren hohen Schuhen nicht darauf trat, war es ihr gleichgültig. Es war nur ein abend. Und vielleicht würde sie sich an diesem einen abend endlich einmal wieder begehrt fühlen…Nicht umsonst hatte sie sich stundenlang vor den Spiegel gesetzt und versucht, etwas daraus zu machen, worum sie sich die letzten Jahre wenig gekümmert hatte.
Am Eingang des Hauses nahm man ihr den Mantel ab und sie nickte den Umstehenden höflich zu. Keiner beachtete sie intensiver, als es nötig war. Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust und ihre Hände wurden kalt und feucht. Es war lange her, dass sie sich in eine solche Gesellschaft gewagt hatte…
„Oh, Hermine, du siehst fabelhaft aus!“
Eine junge Frau, etwa in ihrem alter, sprang auf sie zu und nahm sie herzhaft in die Arme. Genau das hatte Hermine gebraucht. Sie seufzte beruhigt und schob Parvati Patil von sich, die um etliches gewachsen war, doch eher in die Breite als in die Höhe.
„Jetzt sieh mich nicht so an, ich weiß, dass ich fett geworden bin…tja, das liegt an den wundervollen Kochkünsten von Padmas reizendem Ehemann“. Sie lachte und hakte sich bei Hermine unter, während sie auf eine weitere Gruppe von Leuten zusteuerte, die sich laut und fröhlich unterhielt. Hermine fiel mit in Parvatis Lachen ein, doch als sie die Gruppe entdeckte, die ihr Ziel zu sein schien, wurde sie wieder still und schluckt. Ein Gefühl der Beklemmung machte sich in ihr breit. Unter großem Hallo wurde ihre Ankunft aufgenommen, sie schüttelte Hände hier und da, gab Küsse auf die Wangen und ließ sich umarmen.
Der junge Mann mit den roten Haaren und dem grauen Hemd hatte sich etwas außerhalb gehalten und mied ihren Blick. Doch auch sie sah an ihm vorbei oder durch ihn hindurch, als sei er eine gläserne Wand, die etwas hoch interessantes auf der anderen Seite barg.
Es wurde zum Tanz aufgerufen und die Gäste um die herum versammelten sich in Paaren auf der großen Fläche, um gemeinsam den ersten Walzer des Abends hinzulegen.
Hermine drückte sich an das Buffet zurück und hielt steif ihr Glas in den Händen.
Sie hatte nicht gemerkt, dass sie sich direkt neben denjenigen gestellt hatte, der den ganzen Abend versucht hatte, sie zu ignorieren, und doch immer wieder einen Blick auf ihre wunderschöne Gestalt in ihrem goldgelben, knöchellangen Kleid zu werfen.
Ihre Füße schmerzten in den hohen Schuhen und während das Lied zu spielen begann, rutschte sie unruhig von einem Bein auf das andere.
Ron sah stur geradeaus, doch er sah jede ihrer Bewegungen genau. Er stand direkt neben ihr, sodass er ihr sanftes Parfum riechen konnte. Mandel und Kakao…kein Hauch von Kokos mehr.
„Nervös?“, fragte er leise und ohne den Blick zu ihr zu wenden.
Stumm beobachtete Hermine die sich drehenden Paare und antwortete tonlos:
„Nicht im Geringsten“.
„Dann bleib doch auf einem Bein stehen“
„Es geht dich nichts an, wie ich zu stehen beliebe, vielen Dank“
Sie nahm sich ein neues Glas Champagner und drehte Ron den Rücken zu. Ihr Herz klopfte wie wild, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie konnte nicht einfach so ein Gespräch mit ihm beginnen, sie konnte es einfach nicht…so viel Sehnsucht steckte in ihr, doch wenn sie in sein Gesicht sah, übermannte sie die unsagbare Angst. Eine schwarze, dunkle Angst, die ihr jegliche Hoffnung darauf nahm, dass es endlich anders sein würde. Es riss ihr das Herz heraus, diese Verzweiflung in seinem Blick zu sehen, zu merken, wie sehr sie ihn verletzte…Doch auch er hatte sie verletzt und sie konnte diese wiederkehrenden Schmerzen nicht ertragen. Sie war keine gute Zauberin, was ihre Gefühle antraf. Sie konnte sie nicht lange verstecken, den Schmerz einsperren, wie in einem gläsernen Käfig…dieser Kraft war sie nicht mächtig.
Hermine konnte nicht ahnen, dass Ron in diesem Moment genau das selbe dachte. Auch er hatte Angst, ihren Schmerz zu sehen. Denn die Ketten in seiner Brust drückten und zogen und konnten nicht mehr lange zusammengehalten werden.
Gleichzeitig wandten sie sich einander wieder zu, nur um im nächsten Moment den Blick zu senken.
Als das zweite Lied angestimmt wurde, trat ein älterer und gutaussehender Herr auf Hermine zu, der sich als Mr. Blake vorstellte und um Hermines Arm bat. Sie nickte lächelnd, stellte ihr Glas ab und ließ sich zur Tanzfläche führen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie hatte weg gemusst, diese drückende Angst, diese unkontrollierbaren Gefühle…
Mr. Blake nahm ihre Hand in seine und langsam drehten sie sich um Kreis herum. Hermine schaute an seinem rechten Ohr vorbei, während sie tanzten. Ihr fiel auf, dass er sehr angenehm roch.
„Tanzen sie gerne, Mrs. Granger?“
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Gelegentlich“
Mr. Blake lächelte und drehte sie herum.
„Und wie gefällt ihnen der Abend? Es scheinen viele hohe Persönlichkeiten anwesend zu sein…“
„Wollen sie mir damit irgendetwas sagen, Mr. Blake?“
„Oh nein, natürlich nicht, meine Teuerste“
Er grinste und zog Hermine ein Stück näher zu sich. Sie ließ es geschehen, sah jedoch weiterhin an ihm vorbei. Irgendwo dort hinten musste er stehen…und dann sah sie ihn.
Seine blauen Augen starrten direkt in ihre braunen und sie konnte selbst auf diese Entfernung sehen, wie sehr es ihn schmerzte, sie erneut mit einem anderen Mann zu sehen. Sie wandte den Blick ab- ihre Augen füllten sich mit Tränen. In ihrer Kehle saß ein fester Kloß und so sprach sie kein weiteres Wort, auch als Mr. Blake ihr erneut eine Frage stellte.
Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken, als sie erneut herumdrehte und eine Hand in ihrem Rücken spürte, die nicht dorthin gehörte.
„Darf ich?“
Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Ihr Atem ging flach und schnell, viel zu schnell. Dann war Mr. Blake mit einem enttäuschten Lächeln verschwunden und jemand anderes nahm ihre Hand in seine Hand und legte ihr eine Hand auf die nackte Haut auf ihrem Rücken- sie zitterte. Und auch Ron, der sich fest auf die Schritte konzentrierten, um Hermine nicht auf die Füße zu treten, war nervös. Seine Hände waren genauso kalt wie Hermines.
Diese Wärme, die sein Körper ausstrahlte, seine Hände auf ihrer Haut, sein Duft so stark an ihrem Gesicht, er war so nah…
Er fester Stich in ihrer Seite treib ihr die Tränen in die Augen, als sie eine feine Narbe auf seiner Wange erblickte, die von einer Reihe langer Fingernägel stammte.
Sie schluchzte leise, fast überhörbar auf und drehte den Kopf zur Seite, während sie sich langsam im Kreis drehten. Ihre Hände hatten sich in einander verkrampft, sie spürte, wie auch die Hand auf ihrem Rücken fest zudrückte, um nicht den Halt zu verlieren. Den Halt der Gefühle, die in Rons Herz und in seiner Seele tobten. Wie eine riesige, gnadenlose Welle war ein Sturm der Sehnsucht über ihn hereingebrochen und hatte die Ketten auseinander gerissen. Er wahr wehrlos. Nichts in ihm konnte sich mehr entziehen, nichts konnte den ungeheuren Schmerz lindern, dem er sich aussetzte. Doch er konnte nicht anders, er musste ihre Wärme spüren, ihre Nähe, wollte in ihre Augen sehen und ihr Einblick in seine Seele geben, damit sie verstand. Doch seine Augen wollten ihm nicht gehorchen.
Hermine spürte, wie ihr eine feine Tränen über die linke Wange glitt und sie schämte sich dafür, dass sie ihren Schmerz nicht zurückhalten konnte. Es grenzte an Wahnsinn, was sie hier tat, doch sie konnte diese Wärme nicht gehen lassen, dieses Gefühl, dass jemand bei ihr war…Diese unbändige Liebe und Sehnsucht, die nur Millimeter zwischen ihnen im Raum stand und sie aneinander fesselte.
Sie blieben stehen, als der Tanz geendet hatte und eine neue Welle brach über sie beide herein. Die Tränen liefen Hermine in feinen Rinnsalen über die schönen Wangen. Noch immer standen sie da, die Hände umklammert, zum Tanz bereit. Ihre Augen fanden sich. Blau und Braun, starrten sich an, als würde es zwischen ihnen keinen Raum geben, keine Gedanken, keine Gefühle…nur dieses tiefe Verlangen nach Liebe…
Rons Hand lockerte sich und langsam glitt sie aus Hermines Handfläche.
„Nicht…lass nicht los…“, flüsterte sie heiser und Ron konnte spüren, wie sehr ihre beiden Herzen pochten. Doch er musste gehen. Es gab keine andere Wahl- für diese Nacht musste er gehen.
„Nur für diese Nacht“, sagte er leise, ließ Hermine los und ehe sie ihn aufhalten konnte, rannte er durch die tanzende Menge davon.
Stumm stand sie da, das Gesicht mit Tränen benetzt und die Seele blutend. Ein Blutstrom, der nicht aufgehalten werden konnte. Es gab nur ein einziges Heilmittel. Und dieses Heilmittel hatte sie für diese Nacht verlassen.
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