
von Bella14
Hallo! Es geht nun wieder endlich weiter mit der Story! Entschuldigt bitte die lange Wartezeit, eure Bella14 ist in der letzten Woche Bella16 geworden ;)
Ich wünsche euch viel Spaß! Hinterlasst fleißig Reviews!
Vielen Dank an Anilein, angelfly04, cony90 und Little Angel für eure lieben Kommentare!
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Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie auf das rote Papier, das er ihr unter die Nase hielt und darauf wartete, dass sie die Nerven verlor. Zitternd ließ sie ihre Hand sinken, schaute in seine Augen, die sich ausdruckslos auf den Boden vor ihren Füßen geheftet hatten.
Ron wartete stumm auf die schrillen Worte, die ihn in der Luft zerreißen würden, wartete auf einen Schwall voller Tränen und wütenden Salven- doch nichts geschah. Auch Hermine blieb stumm. Dann fing sie an zu lachen. Sie lachte so frei und herzlich, als würde alle Mühe und alle Anstrengung von ihr abfallen. Deshalb hatte er nicht mit ihr gesprochen…deshalb war es so grob und stur…nur wegen eines kleinen Jobs, von dem er dachte, er wäre wichtig, um das Haus behalten zu können? Sie hatte ihm nie genau erzählt, wie viel sie in ihrem Job verdiente. Doch zur jetzigen Zeit war es genug, um ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Auch ohne sein zusätzliches Gehalt, das sie sowieso eher dafür verwendet hatten, zusätzliche Dinge im Haushalt anzuschaffen und Rose nette Geschenke zu machen. Dann würden es eben weniger Haushaltsgeräte werden. Er konnte doch nicht wirklich geglaubt haben, dass sie ihn deswegen…
„Hermine, was-“ Ron war sichtlich aus der Fassung gebracht worden und stammelte stumme Worte, als sie endlich aufgehört hatte, so warm und herzlich zu lachen und sich in seine Arme geworfen hatte. Natürlich waren da noch die Alpträume, die ihn beherrschten, doch das war nun das Einzige! Keine Sorgen mehr über irgendwelches Geld, das sie sowieso nicht brauchten!
Zärtlich schaute sie in seine Augen, als er sie in seinen Armen hielt, um herauszufinden, was geschehen war. Sie strich ihm über sein Kinn, seine Wangen, seine Augen und küsste ihn lange und liebevoll auf seine wunderbaren Lippen.
„Deshalb redest du nicht? Liebling, wir haben doch keine Sorgen wegen dem Geld…dieser Job ist nicht mehr wichtig! Wenn sie deine Arbeiten nicht haben wollen, schön- was kümmert es dich! Glaub mir, wir haben genug Geld!“ Und sie fing wieder glücklich an, ein wirklich unherminehaftes Lachen zu lachen und wollte ihn mit sich in das Schlafzimmer ziehen.
Doch etwas an ihrer Hand hatte sich wie ein Schraubstock um ihre Finger geschlossen und rissen wütend ihren Arm zurück. Verwirrt starrte sie zurück und ihr Lachen brach abrupt-
Ron war schweißüberströmt und hatte völlig die Kontrolle über sich verloren. Sein Herz raste, Ströme von Tränen rannen ihm über die Wangen, und seine Augenlider zuckten krampfartig, sodass dieses Bild vor seinem inneren Auge wie ein Spiegel in tausend Stücke zersprang, tausend blutige Splitter, die sich ihm in den Körper und in seine Seele bohrten.
Er stieß einen heiseren, erstickten Schrei aus und ließ Hermines Hand los. Sie schlang ihre Arme um ihren runden Bauch, als sie auf ihn zu gehen und ihm über die Wange streichen wollte, ihm sagen wollte, dass alles gut war, doch sie erstarrte. Die ganze Zeit hatte sie nicht daran gedacht, was sie tat- sie hatte sich nie Gedanken gemacht, was sie tat…was war nur aus ihr geworden?
„WARUM TUSTR DU DAS?“, brüllte Ron mit tränenerstickter Stimme und wich zurück, wich gegen die Wand zurück, an der eine kleine Kommode unter einem Spiegel stand und hielt sich krampfartig an dem Holz fest.
Hermine schüttelte nur stumm den Kopf und blickte ihn ausdruckslos an. Nicht ein Wort kam über ihre Lippen- nicht einmal weinen konnte sie, als ihr klar wurde, was sie getan hatte. Sie hatte geschwiegen und gelogen.
„FRÜHER HÄTTEST DU DAS NIE GETAN!“, brüllte Ron wütend weiter und der Strom seiner Tränen wurde nur noch stärker. „WAS IST ES? WAS MACHE ICH NICHT RICHTIG? SAG ES MIR! SAG ES MIR!“
In seiner unbändigen Wut ergriff er eine kleine Vase, die auf der Kommode stand und schleuderte sie mit der gesamten Kraft seiner Arme gegen den großen Spiegel, der sofort krachend in tausende Splitter zersprang. Genauso, wie das Bild der einstigen Hermine, die er so sehr geliebt hatte…
Die Splitter flogen durch den Flur und Hermine prallte in ihrem Schock zurück gegen die Tür. Ron wurde von mehreren Splittern getroffen, sie schnitten ihm in die Hände und Wangen, doch er schrie nur böse auf und warf eine weitere Vase gegen die Wand, schleuderte die Kommode um und rannte brüllend aus dem Raum.
„RON!“, rief Hermine ihm hinterher und wollte über die Glassplitter steigen, doch sie hörte, wie urplötzlich die Tür der Mädchen geöffnet wurde und wie der kleine Nathaniel gegen ihren Bauch polterte. Die Haustür knallte in den Angeln, als Ron verschwunden war.
„Mum?“ Im dunklen Flur trat die kleine Gestalt ihrer Tochter im Nachthemd über die Scherben und kam auf ihre Mutter zu.
Hermine schüttelte nur weiterhin den Kopf und starrte geradeaus; noch immer wollte keine einzige Träne ihre Wange benetzen.
Wie in Trance nahm sie ihr kleines Mädchen in die Arme und wiegte sie sanft hin und her. Rose blickte traurig auf den riesigen Scherbenhaufen und legte ihre Arme um den Hals ihrer Mutter.
Hermine wusste nicht wie lange sie mit Rose im Arm im dunklen Flur saß und nicht sprach, doch irgendwann musste ins Bett gegangen sein. Sie bekam nicht mehr mit, wie Rose aufstand und den riesigen Scherben- und Holzhaufen zusammenfegte und in einen großen Müllsack stopfte. Nicht einmal bemerkte sie in den nächsten, folgenschweren Tagen, wie viele kleine Schnitte auf Roses Händen zu sehen waren.
Ron schaute nachdenklich aus dem Fenster. Es war sehr sät geworden, schon weit nach Mitternacht, doch er hatte keine Lust, ins Bett zu gehen. Er würde wieder auf dem Sofa schlafen. In zwei Tagen würden die Mädchen wieder zurück nach Hogwarts fahren und er war am heutigen Tag mit ihnen einkaufen gewesen. Sie hatten einen Brief von Roses Verwandlungslehrerin bekommen, doch Ron hatte noch keinen Blick darauf geworfen. Er hoffte, dass es den Mädchen bei ihnen gefallen hatte- und dass es kein Gerede über ihn und Hermine geben würde. Der Gedanke an Hermine versetzte ihm einen tiefen Stich. Ein langer Kratzer auf seinem Handrücken erinnerte ihn schmerzlich an die Nacht, in der er vollkommen die Kontrolle verloren hatte. Seitdem hatten sie fast kein Wort gewechselt. Als er nach Hause gekommen war, waren die Scherben verschwunden und Hermine hatte geschlafen. Sie musste das Chaos beseitigt haben. Wie hätte er wissen können, wie sehr er seiner Tochter wiedereinmal gezeigt hatte, was das Leben mit sich brachte…
Er wusste, dass er ohne seine Tochter niemals eine Chance gehabt hätte. Er liebte seine Tochter so sehr, doch irgendetwas hielt ihn davon ab, sie darauf anzusprechen. Sie würde es sicher noch nicht verstehen können…aber wer könnte das auch…
Es war ein trüber, nasser Tag gewesen, der Himmel war nicht mehr hell geworden und schwarze Wolken jagten sich gegenseitig am Nachthimmel. Kein einziger Stern war zu entdecken. Wie sehr er sich jetzt einen Stern gewünscht hätte…doch diese Nacht war er allein. Seine Mutter und sein verstorbener Bruder schienen nicht durch die Wolken dringen zu können…bald würde auch sein Vater bei ihnen sein. Ron wusste, dass Arthur Waesley im Sterben lag, auch wenn dieser es nicht zugeben wollte. Hermine hatte er kein Wort davon gesagt…schließlich hatte auch sie ihn belogen. Er wusste, es war die miserabelste Entscheidung, die er hatte treffen können, doch er war so unglaublich hilflos und allein…Harry und Ginny hatten sich, sie hatten ein gesundes Kind, sie waren glücklich und hatten viel zu viel zu tun. Ihnen blieb keine Zeit für Rons Sorgen. Auch Ginny wusste, wie es um ihren Vater stand, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Und ertränkte sich selbst in einem Haufen Lügen. Das ganze Leben war erfüllt von Lügen und schrecklichen Dingen…
Alle Menschen um ihn herum machten einen völlig normalen Eindruck, und doch kam es ihm so vor, als bewegten diese Menschen sich in einer unwirklichen, verzerrten Dimension- wie die Komparsen eines Films, von dem er selbst weder Anfang noch Ende kannte. Ihre Münder bewegten sich, aber er hörte sie nicht sprechen, und ihre Bewegungen wirkten verlangsamt und gehemmt, als wäre die Atmosphäre nicht mehr aus Luft, sondern aus Wasser.
Ein leichter Luftzug berührte ihn am Arm, als hinter ihm eine Tür geöffnet wurde und er sich am geöffneten Fenster umdrehte. Der Regen prasselte ihm noch immer auf das Gesicht. Er sah schrecklich aus.
Hermine trat neben ihm und wollte ihm ihre Hand auf die Schulter legen, doch abrupt wandte er sich ab, stand auf und tätschelte ihr irgendwie unbeholfen den Arm.
„Ich gehe schlafen“. Dann verschwand er.
Seufzend ließ Hermine sich auf seinem verlassenen Platz nieder und schloss das Fenster. Ihr war sehr kalt, ihre nackten Füße zog sie unter ihren Körper und sie umschlang sich selbst in ihrem dünnen Schlafanzug. Wie sehr sie sich eine Umarmung gewünscht hätte, wie sehr sie seine Wärme jetzt brauchte…sie glitt in seinen Traum ab, in dem sie zusammen mit Ron über eine Wiese lief, sie hielten sich an den Händen, lachten, waren unbeschwert. Sie küssten sich innig, sie schliefen auf dem weichen und duftenden Gras miteinander und kümmerten sich am Ende eines langen Tages um die vielen kleinen Kinder, die in ihrem Haus herumliefen…
Unsanft wurde sie aus ihrem Traum gerissen, als sie ein leises Quietschen der Haustür vernahm. Schon wieder war er zur Arbeit verschwunden, ehe die Sonne aufgegangen war.
Sie wusste nicht, wie lange sie es noch aushalten konnte, so zu leben. Es musste etwas geschehen. So viele Dinge schwirrten in ihrem Kopf herum. Nie hatte sie sich ausgemalt, einmal ein Leben wie dieses zu haben.
Am gestrigen Tag hatte sie einen ziemlich langen Brief von Professor McGonagall erhalten, Roses Lehrerin in Verwandlung. Demnach hätte Rose ihr, Hermine, einen Brief aushändigen sollen, in dem Hermine dazu aufgefordert wurde, die Erlaubnis für einige Zusatzstunden für Rose zu unterzeichnen, da diese sich mit Magie befassten, die anderen Schülern nicht zugänglich sei. Zuerst hatte Hermine daran gedacht, Rose wäre so schlecht in der Schule- doch dem Brief zu folge, den sie nun erhalten hatte, sei Rose viel zu überqualifiziert für ihre Klassenstufe und beherrsche Dinge mit dem Zauberstab, die Professor McGonagall bei keiner Schülerin mehr gesehen hatte, seit Hermine an der Schule gewesen war und nicht einmal Hermine hätte diese Dinge in der ersten Klasse bei Weitem nicht bewerkstelligen können.
Es war ein Wunder, dass ihre kleine Rose trotzdem so ein wunderbares und kluges Kind war. Bei allem, was geschehen war.
Es war ein Fehler gewesen, was sie getan hatte, das wusste sie nun. Und sie überlegte fieberhaft, wie sie Ron beweisen konnte, dass es so war. Und die zündende Idee kam ihr in den frühen Morgenstunden, als die Sonne hinter dem Meer auftauchte und das kleine Haus auf dem Hügel für einen kurzen, aber wunderschönen Moment in ein gleißendes Licht tauchte. Hermine spürte, wie eine Wärme sie durchflutete- und Kilometer entfernt spürte Ron genau das selbe. Und er wusste, dass es bald wieder anders sein würde. Wenn dieser Gedanke auch nur für diesen kurzen Moment in seinem Kopf erschienen war und sofort wieder verschwand.
Es war still im Haus, als Hermine die Tür aufschloss und Ron ihr stumm über die Schwelle half, als sie wieder aus dem Wagen gestiegen waren, mit dem sie die Mädchen zum Zug nach London gebracht hatten. Wieder würden sie ihre kleine Tochter erst in einigen Monaten sehen. Sie würde die Geburt ihres Bruders nicht sehen, sie würde nicht miterleben, wie er seinen ersten Atemzug in diesem Haus tat, wie er zum ersten Mal in seinem Bettchen schlafen würde. Rose hatte sie beide zum Abschied fest umarmt und ihrer Mutter lange beteuert, dass alles gut war. Ron hatte ihr einen Kuss auf den roten Haarschopf gegeben und ihren Koffer in den Zug gehoben. Dann war sie auch schon hinter der Scheibe verschwunden und winkte ihnen kurz zu. Ihr Blick sprach Dinge aus, an die Ron und Hermine in diesem Moment nicht denken wollten. Sollte es wirklich sein…
Sie setzten sich auf das Sofa und starrten eine Weile umher, bis Hermine seufzte und Rons Hände umschlang. Er wollte aufstehen und sie abschütteln, doch sie hielt ihn mit aller Kraft zurück- genauso wie die sich anbahnenden Tränen.
„Liebling, bitte…sieh mich an!“
Widerwillig schaute Ron in ihre braunen Augen. Und in diesem Moment bröckelte seine Fassade von ihm ab und schwach lagen seine rauen Hände in Hermines, die seine nun fest umklammerten. Sie rückte näher zu ihm und legte eine ihrer Hände an seine Wange. Er schaute ihr tief in die Augen und sagte nichts.
„Ich möchte mit dir sprechen…“, begann sie leise und er küsste sie sanft und ihre weichen Lippen.
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