
von Bella14
Es ging auf eine eiskalte Dezembermitte zu, als die brausenden Wellen des Meeres gegen die kleine Bucht schlugen und der erste Schnee anfing, das kleine Haus in Swansea auf dem Hügel zu bedecken. Wie ein leuchtendes Zuckerhäuschen glänzte es im letzten Sonnenschein des Tages, während die Haustür zuschlug und Ron Weasley von der letzten Trainingseinheit diesen Jahres nach Hause zu seiner geliebten Hermine kam, seinem kleinen, gerade drei Monate alten Sohn einen Kuss auf das Köpfchen gab und schließlich Hermine fest in die Arme schloss, während sie ein neues Fläschchen für Nathaniel vorbereitete, der bereits anfing, nervös nach seinem Essen zu schreien.
„Hallo, Liebling“, begrüßte Hermine ihn mit einem liebevollen Kuss, ehe sie begann, Nathaniel sein Fläschchen zu geben.
„Ich habe auf der Arbeit noch mit Harry gesprochen“, fing Ron an zu erzählen, während er seine zu waschenden Trainingshosen auszog und in den Wäschekorb fliegen ließ, den Hermine neben der Tür zum Badezimmer aufgestellt hatte.
„Und?“
„Meine Schwester und er kommen morgen vorbei, wenn es dir recht ist, Ginny kann es nicht leiden, dass du angefangen hast, die Kleider für die Brautjungfern selbst auszusuchen, ehe du sie gefragt hast. Tja, typisch Ginny, sie war schon immer…“
Hermine lächelte, während Ron ins Bad verschwand, um sich zu duschen, ehe es Abendessen geben würde.
Hermine beobachtete ihren Sohn dabei, wie er zufrieden aß. Er war so ein wunderbares Kind, immer so lieb und witzig, er brachte jeden zum lachen, wenn er wollte, nachts kam es fast nie vor, dass er schrie…Hermine hatte keine Schwierigkeiten mit ihm. Sie sah besser aus, denn jeh- lange, braune Locken, die mit der Zeit nur kräftiger und schöner zu werden schienen, immer ein Lächeln auf dem Gesicht…natürlich hatte sie einiges zugelegt, seitdem es Nathaniel gab, doch Ron machte es nicht das geringste aus. Sie selbst störte es vielleicht nur ein wenig. Warum sollte sie sich Sorgen um so banale Dinge wie ihre Figur und ihre Kleidung machen? Natürlich war es keine Frage, dass sie sich gerne schön anzog und auch für Ron einen schönen Anblick darbot. Doch man musste sich in nichts hineinsteigern, das einem unwichtiger war, als alles andere, oder?
Die Zeit des Trauerns in der Familie war vorüber gegangen. Sie hatten einander in jeder Stunde beigestanden, niemand war mit seinen dunklen Gefühlen alleine und konnte darüber sprechen, immer gab es eine warme Umarmung und ein aufmunterndes Wort.
Hermine konnte sich selbst nicht entscheiden, wie ihr zumute war, wenn sie an die vergangene Zeit dachte. Es hatte sie stark an den Krieg erinnert…und doch konnte sie auch lächeln. Wiedereinmal hatte sie gelernt, wie wichtig Vertrauen und Zusammenhalt innerhalb der Familie waren. Und wie wichtig Freunde waren.
Ihrer eigenen kleinen Familie ging es ausgesprochen gut. Sie und Ron hatten keine Probleme miteinander, sie liebten sich, sie sprachen über alles, sie spielten mit ihrem kleinen Sohn, das Geld reichte an jeder kleinen Ecke aus und außerdem hatten sie es sich leisten können, eine neue Wiege für Nathaniel zu kaufen, damit es einem kleinen Jungen gerecht wurde, schließlich hatte er vorher in Roses weißer Babywiege geschlafen, die schon einige Mangelerscheinungen aufgewiesen hatte.
Auch Harry und Ginny schien es außerordentlich gut zu gehen. Ihnen fehlte es an nichts, beide waren glücklich mit ihrem Jacob und ihrer Arbeit. Nichts schien zu dieser Zeit einer glücklichen Hochzeit im Wege zu stehen, die Hermine und Ron eifrig planten. (Wobei eher Hermine den herausragenden Part übernahm).
Harry war von Anfang an in Hermines Plan eingeweiht gewesen, Ron erneut zu fragen, ob er sie heiraten wolle. Nun überschlugen sich die Ereignisse und Vorbereitungen.
Ron hatte unzählige Vorschläge gemacht und plante an einigen Überraschungen für Hermine, auch wenn sie nicht gerade begeistert von Überraschungen schien- er ließ sich nicht beirren.
Hermine dagegen kümmerte sich um die Grundlegenden Dinge, immer unterstützt von allen Freunden und der gesamten Familie. Bald würde sie wieder Mrs. Weasley sein; und es war ihr beinahe peinlich, wie sehr sie sich darüber freute.
Hermine Jean Weasley- und dieses mal würde sie diesen Namen für immer tragen. Da war sie sich sicher.
Gegen Abend brachte sie den kleinen Nathaniel zu Bett und schlüpfte im Wohnzimmer zu Ron unter die Decke, wo er es sich gemütlich gemacht hatte und sich einen Packen Papiere durchlas, auf dem Hermine all ihre Vorschläge notiert hatte.
„Deine Dekoration gefällt mir“, sagte er grinsend, als er die Papiere zusammenfaltete und Hermine in seine Arme schloss, während sie sich an seine Brust kuschelte und die wohltuende Wärme genoss, die von ihm ausging.
Mit den Fingern spielte sie an seinem Hemdkragen, als er ihr Gesicht in seine Hände nahm und sie sanft küsste.
„Aber darum können wir uns auch später kümmern…“
Sie schlang ihr Arme um seinen Hals und küsste seine Hände, sie genoss das auflodernde Feuer in ihr…
Es klingelte an der Haustür. Ron stutzte und stützte sich auf seine Ellenbogen, um sich aufzurichten. Hermine ließ von ihm ab und stand auf.
„Wer kann das um diese Zeit wohl sein?“
„Das wirst du erfahren, wenn du die Tür aufmachst, Liebling“, antwortete Ron und machte sich auf den Weg zu Nathaniels Zimmer, um ihn zu beruhigen, da er vom lauten Geräusch der Klingel aufgewacht war.
Schnellen Schrittes eilte Hermine zur Haustür, richtete im Laufen ihre Locken und zog sich ihren gemütlichen Trainingsanzug zurecht, den sie nach dem Abendessen übergeworfen hatte.
Draußen schneite es noch immer heftig und als sie mit einem Ruck die Tür öffnete und ein eiskalter Nebel von Luft und Wasser ihr entgegen schlug, zog sich fröstelnd die Schultern nach oben.
Vor ihr im dunklen Abend stand ein großer Mann mit schwarzem Mantel- er schien seinen Zauberstab gezückt zu haben. Hermine trat einen Schritt zurück und zog ebenfalls ihren Zauberstab.
„Was wollen sie?“, rief sie mit fester Stimme dem Mann entgegen. Er ließ seinen Zauberstab sinken und trat in das warme Licht des Hauses. Noch immer wirbelte der Schnee um seinen langen Umhang.
„Hallo, Hermine“.
Sie stieß einen keuchenden Laut aus und schlug die Hand vor den Mund, als sie ihren eigenen Stab sinken ließ.
„Viktor“.
Viktor Krum nickte.
„Mein Gott, was willst du hier oben?“
„Es tut mir leid, dass ich euch noch so spät belästige. Aber ich muss mit euch beiden sprechen. Es ist wirklich sehr wichtig“.
Verwirrt blickte Hermine in sein versteinertes Gesicht, doch dann ließ sie ihn herein und schloss die Haustür hinter ihnen. Viktor ließ seinen Mantel um die Schultern hängen und trat- ihm war sichtlich unwohl in seiner Haut- auf den Esstisch zu, auf die Briefe der letzten Monate und Wochen lagen.
„Möchtest du dich setzen?“, fragte Hermine mit leicht höherklingender Stimme als sonst und bot Viktor einen Becher Tee an.
Höflich lehnte er ab, setzte sich jedoch kurz.
„Ich werde sobald wie möglich wieder aufbrechen, doch ihr solltet wissen, was ich zu sagen habe“.
Hermine nickte ihm zerstreut zu, dann trat sie an Nathaniels Kinderzimmer und klopfte leise. Sie hörte Rons Stimme, der dem Kleinen gerade ein Märchen von Beedle dem Barden vorlas.
„Liebling? Könntest du kurz kommen? Wir haben…besuch“.
Sie blickte zurück zu Viktor und bemerkte, dass er sie nicht ansah. Er starrte stumm aus dem Fenster und wartete. Seine Gestalt strahlte pure Kälte aus. Sie bemerkte, dass er abwesend an einem Ring an seinem Finger spürte. Mit einem harten Schlucken bemerkte sie, dass es der ehemalige Ehering war, der ihn mit ihr verbunden hatte, und den er noch immer trug.
Die Tür öffnete sich und Ron trat heraus. Sofort legte er schützend seinen Arm um ihre Taille und zog sie näher zu sich, als er erkannte, wer dort am Tisch saß und ihm zunickte. Rons Stirn zog sich in Falten, als er fragte:
„Was möchtest du von uns?“
Verwirrt tauschte er einen Blick mit Hermine, die ihm einen ebenso verwirrten Blick zurückschenkte- sie beide wussten nicht, was dort vor sich ging.
Viktor Krum sah keinen von beiden an. Er wollte nicht hier sein, er hatte keinem von ihnen jeh wieder unter die Augen treten wollen, doch nun sah er es als seine Pflicht, ihnen mitzuteilen, was Rose Weasley von ihm verlangt hatte.
Und während er sprach und noch immer niemanden direkt ansah, weiteten sich zwei Augenpaare an seiner Seite und zwei Hände verkrallten sich krampfhaft ineinander. Sie hatten gewusst, dass Rose irgendetwas verschwiegen hatte…So leicht konnte es einem Mädchen wie ihr nicht gefallen sein, was diesen Sommer bei ihnen zu Hause passiert war. Wie konnten sie nur wieder gut machen, was dieses Mal geschehen war…
Viktor verabschiedete sich sofort, nachdem er geendet hatte. Er hatte versprochen, Rose zu schreiben, dass es nicht funktionieren würde und dass er mit ihren Eltern gesprochen hatte.
Er erwatete keine gute Nachricht von ihr…doch vielleicht würde sie einsehen, dass es nicht der richtige Weg war, zu verschwinden. Ron und Hermine beschlossen noch an diesem Abend, dass sie dringend mit ihrer geliebten Tochter sprechen mussten. Wie hatten sie so ignorant sein können? Warum hatten sie sich nicht mit ihr befasst? Doch die Antwort war ihnen bereits gegeben. Sie hatten ihre eigenen Probleme besprechen müssen, sie hatten sich nicht auf etwas anderes konzentrieren können, da es zwischen ihnen so viel gegeben hatte…Doch jetzt waren sie wieder eine richtige Familie, alles war geklärt…hatte Rose nicht bedacht, dass sie heiraten würden? Hatte sie kein Interesse daran, ihren Bruder kennen zu lernen?
Auch darauf wusste Hermine eine Antwort. Rose war mit dieser Situation überfordert gewesen. Und nun mussten sie mit ihr sprechen, damit alles wieder in die richtigen Wege kommen würde. Wie hatte sie sich darauf verlassen können, dass ein Brief ausreichen würde? Wieso hatten sie nicht darauf bestanden, Rose nach Hause zu holen, als Arthur gestorben war? Es gab so unendliche viele Fragen des Warum und Weshalbs- jetzt war es aber nur wichtig, dass ihre Tochter zu ihnen kommen würde ihnen vergeben würde, was geschehen war.
Ron war verzweifelt, als sie sich diese Nacht zusammen ins Bett legten und aneinandergeschmiegt dalagen. Hermine strich ihm beruhigend über das Haar.
„Sie wird zuhören. Ich kenne unsere Tochter“.
Er nahm ihre Hand in seine.
„Ich weiß. Ich kenne sie auch. Es tut mir nur so unendlich leid, dass sie es miterleben musste…“
„Es tut uns beiden leid und sie wird es sicher verstehen. Vertrau mir“. Sie beide wussten, und hatten gelernt, dass Verzweiflung keine Lösung mehr war.
Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und lauschte dem Klopfen seines Herzens, ehe sie in den Schlaf hinüberglitt, aus dem sie nicht einmal Nathaniel riss. Ron stand auf und ging eine Weile mit dem Kleinen durch das Haus spazieren, bis er seinen schlafenden Sohn wieder mit sich in das Bett nahm und neben Hermine einschlief. Zu dritt kuschelten sie sich unter die warme Decke.
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