
von Bella14
Hallo! Ich möchte eine kurze Ansage machen: Meine Gegenkommentare findet ihr ab jetzt immer im FF-Thread! Danke! Nun viel Spaß beim neuen Kapitel!
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In den Tagen nach Viktors Besuch, in denen es stark auf das bevorstehende Weihnachten zu ging, herrschte eine seltsame Stimmung im kleinen Haus am Meer, doch ein plötzlicher Anflug von Klarheit schien sich um Ron und Hermine gelegt zu haben. Und auch wenn es draußen immer heftiger stürmte und schneite, der Donner grollte und Blitze über den dunklen Himmel zuckten, so schien im kleinen Haus der Hauch eines frischen Frühlingswindes zu wehen. Frische Blumen standen auf den Tischen, obwohl das Haus längst voller Weihnachtsdekoration hätte sein müssen, man konnte den Duft von Kuchen und Früchten vernehmen, anstatt das überladene Weihnachtsgebäck und auch kein grüner Nadelbaum glitzerte neben dem Kamin. Stattdessen schwammen ein Dutzend Kerzen in einem Glas neben dem Kamin, in der Küche stapelte plätscherte munter das Wasser in der Spüle…Sie wollten sich den Sommer zurück holen, den sie sich selbst genommen hatten.
Natürlich, es war tiefster Winter- aber konnte man sich den Frühling und den Sommer nicht auch in sein Herz hinein holen?
Es war Hermines Idee gewesen, an diesem Tag die Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Eine entspannende Abwechslung, im Gegensatz zu den etlichen Hochzeitsvorbereitungen der letzten Tage. Stundenlang hatte sie ein kleiner, schrumpeliger Zauberer dazu aufgefordert, die verschiedensten Blumen anzusehen, sich durch eine komplette Speisekarte zu futtern und er hatte ihnen eine etliche Auswahl an Stoffen, glitzernden Tellern und funkelnden Ringen gezeigt. Sie beide gaben nicht viel auf die Meinungen anderer, vor allem nicht auf die Meinungen des Hochzeitsplaners, daher hatten sie sich dazu entschlossen, alles selbst in die Hand zu nehmen. Die Hochzeit sollte vier Tage nach Heiligabend stattfinden. Einen Tag vor Sylvester, vor dem Beginn eines neuen Jahres. Ron hatte es zuerst witzig gefunden, dass sie an diesem Tage hätten heiraten können, schließlich wäre es doch schön zu sehen, wie sie mit allen Freunden in das neue Jahr eingingen- doch aus irgendeinem ihm unbekannten Grund hatte Hermine darauf bestanden, am Dreißigsten zu heiraten. Und natürlich hatte er klein beigegeben.
Bis jetzt hatten alle Freunde und Familienmitglieder zugesagt, denen sie eine Einladung geschickt hatten. Sie warteten nur noch auf die Antwort ihrer Verwandten in Frankreich- Rons Bruder Bill mit seiner kleinen Familien. Es wurde ein rauschendes, großes Fest werden. Und Rose würde sicherlich Spaß haben, denn auch Lavender, Fergus und ihre Tochter Margaret waren herzlichen eingeladen.
Es dauerte nicht lange, nach London in die verschneiten Straßen zum einkaufen zu gelangen und so spazierten Ron und Hermine am Nachmittag glücklich Hand in Hand die Straße hinab, Hermine schon Nathaniels Kinderwagen vor ihnen her, und sie schauten hi und da in die Schaufenster, um herauszufinden, ob sich etwas blicken ließ, das ein schönes Weihnachtsgeschenk für ihre Lieben abgeben könnte. Der kleine Nathaniel klatschte glücklich in die Hände, als er die vielen bunten Lichter und sich drehenden Schmuckstücke für Weihnachtsbäume entdeckte, als sie in einem kleinen Laden in der Winkelgasse nach einer Überraschung für Rons Bruder George suchten.
In den Fenstern der angrenzenden Wohnhäuser blinkten und blitzten die weihnachtlichen Lichter, bunt behangende Tannenbäume standen in großen Wohnzimmer, in denen zu dieser Stunde der Tee getrunken und Kekse verspeist wurden, die eine liebevolle Tante oder Großmutter gebacken hatte.
Noch immer lasteten schmerzliche Gedanken auf den Schultern der beiden Erwachsenen, die für ihre jungen Jahre schon viel zu tragen gehabt hatten. Ron hatte seine beiden Elternteile und einen Bruder verloren, sie beide hatten viele Freunde nie wieder gesehen…manchmal, wenn Hermine allein in ihrem neuen Haus saß, das Ron ihr geschenkt hatte, dachte sie bei einem großen Becher Tee darüber nach, wie es wohl sein würde, die alten Zeiten noch einmal zu erleben. Würde sie alles genauso wiederholen, wie früher? Würden andere Gedanken sie beherrschen, wenn sie wissen würde, wie die Zukunft aussehen würde? Mit Sicherheit. Und doch ging das Leben einfach weiter, man konnte die Zeit nicht mehr zurückdrehen- zumindest nicht mehr in absehbarer Zeit, seit sie zusammen im fünften Schuljahr die Sammlung der gesamten Zeitumkehrer des Ministeriums zerstört hatten. Die Zukunft war etwas sehr seltsames, befand Hermine. Sie erinnerte sich noch gut an ein damaliges Gespräch, das sie mit Harry und Ron zusammen mit Rufus Scrimgeour, dem Zaubereiminister zur Zeit des Krieges, geführt hatte. Es war um Dumbledores Testament und seinen Nachlass gegangen. Und der Minister hatte sie gefragt, ob sie denn nicht später einmal im rechtlichen Wesen des Ministeriums anfangen wolle- sie hatte ihm stur und dickköpfig geantwortet, dass sie nur etwas Gutes in der Welt bewegen wolle. Nur, weil sie Scrimgeour für einen sehr ekelhaften Menschen gehalten hatte. Und nun…nun war sie die Leiterin der Abteilung zur magischen Strafverfolgung und zudem noch die Vorsitzende des Zaubergamots.
Ron hatte sich ebenso wenig ausgemalt, einmal als berühmter englischer Quidditchspieler und Friedenskämpfer der damaligen Zeit auf einer Schokofroschkarte zu sehen zu sein.
Während sie die verschneiten Straßen entlang gingen, sich gegenseitig wärmten und später in einem kleinen Pub einen großes Becher dampfendes Butterbier tranken, sprachen sie viel über ihre Vergangenheit und über ihre Zukunft.
Es waren schöne Gespräche und sie hatten keine Furcht mehr, darüber zu sprechen. Das war etwas, das sie mit der Zeit gelernt hatten. Und man lernte vieles, wenn man Dinge erlebt hatte, wie Ron Weasley und Hermine Granger. Man musste über die Dinge sprechen, die geschahen. Auch über Trauer und Verzweiflung musste man sich austauschen. Sie taten es.
Beladen mit etlichen Einkaufstaschen und vielen, schon frisch verpackten Päckchen mit großen, bunten Schleifen, kamen sie wieder zu Hause an und sofort machte sich Hermine wieder über eine ellenlange Liste her, auf der sie alle wichtigen Dinge notiert hatte, die noch für die Hochzeit vorzubereiten waren.
Während das Mittagessen in einem Eintopf dampfte und Hermine die Wäsche dazu brachte, sich selbst auszuwringen und sich auf einen Wäscheständer zu hängen, den sie im Esszimmer ausgeklappt hatte, überflog sie ihre Aufzeichnungen und stieß ab und zu Worte aus, wie:
„ Mit Schokoladenmousse“, „- aber sicherlich ohne Schlips“, oder „ Aufräumen und waschen!“
Genauso, wie Hermine herausgeschlagen hatte, dass sie einen Tag vor dem Neujahresbeginn heirateten, hatte sie es auch geschafft, dass Ron es gut hieß, eine normale Hochzeit unter Hexen und Zauberern zu feiern, zudem in ihrem eigenen zu Hause. Erst hatte es eine Zeremonie traditionell in einer Kirche geben sollen, doch Hermine hatte genug von ihrem früheren Leben. Natürlich, sie stand zu ihren Wurzeln, doch zusammen mit Ron wollte sie diese Hochzeit zu etwas Unvergesslichem, etwas Unglaublichem machen.
Ginny kümmerte sich um das Essen, die Torte und allerlei Kleinigkeiten und Annehmlichkeiten an diesem Abend, Harry wollte sich um die Musik und einige andere Unterhaltungspunkte kümmern, Ron hatte seine eigenen Pläne und Überraschungen, die die Hochzeitsringe, ein weiteres kleines Geschenk und einen, wie er fand, sehr eindrucksvollen Liebesbeweis für seine Hermine beinhaltete, Hermine wollte sich, natürlich zusammen mit Ginny und Luna Lovegood, um ihr eigenes Kleid und die Kleider der Brautjungfern kümmern. Ron dagegen besorgte sich seine Garderobe zusammen mit seinen Brüdern George und Percy. Bill und Charlie, die beide aus dem Ausland einreisen mussten, würden an Heilig Abend in den alten Fuchsbau kommen, wo in diesem Jahr das große Familienweihnachtsfest stattfinden sollte.
Die Probe für die Hochzeitszeremonie in Swansea sollte am Morgen des Achtundzwanzigsten ablaufen, Ginny hatte Hermine dazu geraten, dass es sicherlich nützlich sei, zuerst einmal eine kleine Probe zu arrangieren. Schließlich könnte ihr in letzter Minute etwas einfallen, dass sie unbedingt noch ändern wollte?
Auch die Dekoration lag voll und ganz in Hermines Händen, sowie die Ausstaffierung der Blumenmädchen. Rose würde hinreißend aussehen.
Zur Hochzeit und zum Weihnachtsfest im Fuchsbau war nicht nur die gesamte Familie eingeladen, sondern auch viele Freunde von früher. Neville Longbottom und seine Frau Hannah würden vorbei schauen, ebenso Luna und ihr Mann, Hermines Eltern unterbrachen ihre große Weltreise für die Feierlichkeiten.
Ron stand unschlüssig im Zimmer herum, beobachtete Hermine beim Grübeln und Kochen und belustigte seinen Sohn mit kleinen bunten Rauchfähnchen, die er aus seinem Zauberstab erscheinen ließ.
„Pass auf, Sohnemann!“, sagte er grinsend, steckte den Stab in seine Hosentasche und setzte sich Nathaniel bequem in die Arme.
„Sehen wir uns doch einmal zusammen unser Haus an“.
Mit großen runden Augen schaute das kleine braunhaarige Baby seinen Vater an und kicherte.
Ron hatte sich lange nicht mehr gründlich in seinem zu Hause umgesehen und bereute es zugleich. Es war ein so wundersamer und gemütlicher Ort.
Das große offene Wohnzimmer, in das man gelangte, wenn man einen kurzen Flur durchquerte, beherbergte unter anderem die offene Küche, das Esszimmer und eine kleine Ecke voller Bücherregale, einem Schreibtisch und Papieren. Große Fenster gaben den Blick auf den brausenden Ozean frei. In allen Zimmern des Hauses lagen unzählige Bücher Hermines verteilt- ob nun in Küchenschränken, auf den Tischen, auf den Stühlen, in Regalen, sogar hatte Ron ein Buch hinter seinen Joghurtbechern im Kühlschrank entdeckt.
An den sanft gestrichenen Wänden hingen etliche Fotos und Bilder von so unzählig vielen Menschen, dass es Ron schwer viel, sie alle benennen zu können.
Aus einem Bild lächelten ihm eine zwölfjährige Hermine, ein etwas jüngerer Harry und sein zwölfjähriges Selbst entgegen, wie sie zusammen Rubeus Hagrid, dem Wildhüter von Hogwarts, auf den grünen und blühenden Ländereien von Hogwarts standen und sich über einen Witz amüsierten, den Hagrid ihnen gerade erzählt hatte. Er strich mit seiner massigen Hand durch seinen Bart, die andere Pranke ruhte väterlich auf Harrys Schulter.
Neben ihnen hing ein kleineres Bild, doch nicht minder interessant.
Ron beobachtete seinen kleinen Nathaniel, während sich die beiden Personen in dem Bild in die Arme fielen und glücklich winkten. Es waren seine Schwester Ginny, damals gerade siebzehn, und ihre Freundin Luna, die sich zu Lunas Geburtstag vor dem neuen Haus der Lovegoods getroffen hatten. Luna und ihr Vater hatten das einst völlig demolierte Haus neu errichtet und sie alle zu einem riesigen Berg Torte eingeladen. Hermine hatte dieses Foto damals geschossen…es war kurz nach dem Ende des Krieges gewesen…
Hermine stocherte noch immer in ihrem Eintopf herum, als Ron mit Nathaniel den kleinen Rundgang durch das Zimmer beendete. Am besten schien seinem Sohn ein Bild gefallen zu haben, das älter war, als alle anderen Bilder in diesem Raum. Es zeigte Rons Zwillingsbrüder Fred und George im Kindesalter, die ihren Vater unentwegt in den Bauch pieksten und sich ein paar lächelnde Blicke ihrer Mutter einfingen, die mit Schürze und Kochlöffel dastand und dem Macher des Bildes zuwinkte.
Ron gab das Foto Nathaniel und setzte ihn mit einem leichten Kuss auf das Köpfchen in seinem Laufgitter ab, wo er das Bild hinlegte und es noch immer strahlend betrachtete.
„Ich wünschte, Fred würde ihn kennen lernen können“, seufzte Ron, als er hinter Hermine trat und sie sanft in den Nacken küssten. Sie schlang ihren Arm nach hinten um Rons Hals und zog ihn zur Seite, um ihm einen langen Kuss zu geben.
„Ja, das wünsche ich mir auch…“, murmelte sie dann und schwang ihren Zauberstab, worauf sich zwei Teller und der große Topf auf den Esstisch stellten und sich der Eintopf von selbst einschüttete. Zwei Löffel kamen hinterher geflogen, dann ließ Hermine ihre Arme sinken und setzte sich.
Sie klopfte auf den Stuhl neben sich und Ron nahm an ihrer Seite platz. Schweigend, aber doch zufrieden, löffelten sie ihren Eintopf.
Hermine überlegte fiebrig, ob die Geschenke, die sie für ihre Liebsten ausgesucht hatten, auch das Richtige waren. Doch Ron streichelte beruhigend ihre Hand und meinte nur, dass sie sich wieder einmal viel zu viele Sorgen machte. Außerdem war sie im Ministerium Harrys Vorgesetzte, also hatte er gegen ihr Geschenk sicherlich nichts einzuwenden. Hermine lachte nur und ließ den Tisch abräumen.
„Weißt du, ich-“
Abrupt legte Ron ihr den Zeigefinger auf die Lippen und zog sie in seine Arme. Seine Lippen berührten ihre nur für eine kurze Sekunde, dann drückte er sie mit unglaublicher Kraft an sich und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.
Hermine lächelte und küsste seinen Hals, nahm seine Hände in ihre und sah ihm tief in die Augen.
„Ich liebe dich“.
Ron schlang seine muskulösen Arme erneut um sie, küsste sie erst leicht und sanft, dann drängender und Hermine verschlang sich vollständig in diesem Kuss, nichts anderes schien mehr wichtig zu sein, als dieses Gefühl seiner Lippen auf ihren, nichts war so vollkommen und wunderbar wie diese Wärme, die ihr sein Körper gab…
Es war sehr spät geworden diese Nacht. Der Schnee wirbelte nun in starken Böen um das kleine Haus und das Gartentor klapperte lose gegen die Scharniere, aus denen es sich losgerissen hatte. Hermine hatte ihre Blumen- und Gemüsebeete mit einem Frostschutzzauber belegt und sie mit leichten Planen zugedeckt, die nun beweisen mussten, ob sie dem ersten Wintersturm trotzten.
Leise rauschte der Ozean gegen die Klippen und überflutete den weißen Strandfleck, auf dem nun allerlei braune und grüne Algen zu finden waren und auf dem der Schnee ebenso hin und her wirbelte.
Flocken, groß wie Kieselsteine, landeten auf dem Dach und verschneiten die Fenster. Der Mond war am wolkenverhangenen Himmel nicht auszumachen, ebenso kein einziger funkelnder Stern.
Während Rose Weasley fern abseits in ihrem Schlafsaal in Hogwarts aus dem Fenster starrte und an ihre Familie, an ihren kleinen Bruder dachte, und sich wünschte, dass alles wieder gut werden würde, wenn sie nach Hause kam, lagen Ron und Hermine eng umschlungen in ihrem Bett und lauschten den Atemzügen ihres Sohnes, der tief und fest in seiner Wiege schlummerte und sich seinen winzigen Daumen in den Mund gesteckt hatte.
Noch immer spielte die kleine Spieluhr, die Hermine von ihren Eltern zur Geburt von Nathaniel geschickt bekommen hatte, und das winzige Elflein drehte sich unablässig glitzernd auf seinem Sockel.
Irgendwann, als auch Ron neben ihr anfing, gleichmäßig und ruhig zu atmen, stand sie auf und schloss die kleine Spieluhr. Sofort fing Ron lauthals an zu schnarchen, doch Nathaniel schien das nicht im Geringsten zu stören, er schlummerte zufrieden weiter und träumte von großen Bergen und dem Meer.
Hermine sah aus dem winzigen Fenster und spürte, dass dort draußen jemand an sie dachte. An sie, an Ron, an den kleinen Nate.
Sie legte ihre Hand an das eiskalte Glas der Fensterscheibe und beobachtete eine Schneeflocke, wie sie sich auf den Fenstervorsprung setzte.
„Ich vermisse dich, meine Rosie…“, flüsterte sie leise. „Bald wird alles wieder gut…“
Und als würde die Schneeflocke diese Nachricht überbringen wollen, erhob sie sich wieder wirbelnd vom Fensterbrett und verschwand in der tief schwarzen Nacht, als ein neuer Tag anbrach und es nur noch wenige Stunden dauern würde, bis der Fuchsbau von lieblichen Weihnachtsklängen erfüllt sein würde.
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