von black_swan
Ihr Lieben, ihr habt lange gewartet, das muss ich zugeben. War einfach ein bisschen viel los in den letzten Monaten, aber heute Abend hab ich mich überreden lassen, es mal wieder zu versuchen. Ich hoffe, euch gefällt, was dabei rausgekommen ist...
@Nessie: Ich bin auch ein Nachtmensch. :D Verzeihst du mir das mit Abby, wenn ich dich ganz lieb angucke? *ganz lieb anguck* Und danke für das viele Lob!
@*birdy*: Auch dir danke ich ganz herzlich! :D Und rein theoretisch hätten Abby und Lycan sich ja auch einfach später trennen können...
PS: Wenn jemand Rechtschreibfehler findet, möge er mich darauf aufmerksam machen, ja? Danke.
~*~
Lavender würgte an den Worten, die darum kämpften, aus ihrem Mund zu entkommen, während sie selbst sie lieber hinunter geschluckt hätte.
Lycan wandte ihr den Kopf zu. Sein Gesicht war jetzt wie aus Granit gemeißelt. Sie war mittlerweile daran gewöhnt, dass sein Gesicht hart wurde, wenn der Vollmond bevor stand. Aber Hass war ein Ausdruck, der ihr in seinen Augen noch nie begegnet war. Das Lodern darin ließ sie auf ihrem Platz verharren.
„Am nächsten Morgen war ich voller Blut“, erzählte Lycan weiter. „Ich versuchte, mir einzureden, es sei nur das Blut irgendeines Tieres, wie immer.“ Die Worte drangen zwischen seinen fest zusammengebissenen Zähnen hervor und waren kaum mehr als ein Knurren. „Aber die weißen Fäden unter meinen Nägeln gehörten zu ihrem Kleid.“
Lavender wollte ihm ins Wort fallen, ihn davon abhalten, weiter solche Worte auszusprechen, wollte nicht mehr hören, was geschehen war. Ihre Finger, die sie fest verknotet in ihrem Schoß hielt, zitterten. Ob aus Mitleid mit ihrem Partner oder aus Grauen vor seiner Tat wusste sie nicht. Nicht einmal als ebenfalls Infizierte konnte sie es abschütteln.
***
Sie fassten ihn wenige Tage später. Lycan hatte schon fast die Hoffnung wiedererlangt, dass er nie wieder einem Menschen unter die Augen treten musste. Er hatte sich in einem weit entfernten Waldgebiet verkrochen und sich in eine Höhle gelegt, um auf den Tod zu warten. Mit dieser Schuld, so glaubte er, konnte er nicht weiterleben. Den Zauberstab hatte er weggeworfen, gleich nachdem er aus dem Wald, in dem er Abby zerrissen hatte, disappariert war.
Der Morgen graute, als kleine Lichtpunkte zwischen den Bäumen auftauchten. Sie blendeten Lycan und brannten in seinen müden Augen.
„Im Namen des Ministeriums für Hexerei und Zauberei – Sie sind verhaftet!“, durchbrach eine barsche Stimme die morgendliche Stille.
Die Zauberstäbe hoch erhoben und bereit, ihn in Stücke zu fluchen, falls er sich wehren sollte, zwangen sie ihn aus der Höhle zu kommen. Ketten wickelten sich um seinen Körper, kaum dass er ins Freie gekrochen war.
Er protestierte nicht.
Er gab auch kein Wort von sich, als er in eine modrige Zelle in Askaban, weit draußen in den tosenden Wellen der Nordsee gesperrt wurde.
Er wehrte sich nicht, als das Gericht ihn zu lebenslanger Haft verurteilte, mit der Begründung, man müsse die Menschheit vor Scheusalen wie ihm schützen.
Ganz im Gegenteil: Er war davon überzeugt, dass diese Entscheidung die richtige war, dass es keine vernünftige Alternative geben konnte.
Die Qualen, die die ständige Anwesenheit der Dementoren ihm bereiteten, die Kälte und der immerwährende Schmerz erschienen ihm als die einzig gerechte Strafe für seine Tat.
Lycan verweigerte die stinkende Nahrung, die ihm einmal täglich in schmutzigen Blechnäpfen durch das Gitter geschoben wurde. Er magerte ab, bis er mehr wie ein Gespenst aussah, als ein Mensch. Wenn der Vollmond nahte, wurde er in einen Teil des Gefängnisses gebracht, der unterhalb des Meeres lag, damit er die anderen Häftlinge nicht angreifen konnte.
Irgendwann vergaß er beinahe seinen Namen.
Bis zu jenem Tag, an dem seine Zellentür aufschwang und ein dunkelblauer Mantel in seine Zelle wehte. Lycan erinnerte sich noch Jahre später genau an diesen Moment, in dem er die goldene Stickerei wahrnahm, die im Licht des Zauberstabes glitzerte.
„Hallo, Lycan“, sagte eine sanfte Stimme. „Steh auf.“
Obwohl Lycan so schwach war, erhob er sich und blickte in ein Gesicht, das von langen, weißen Haaren und einem ebensolchen Bart umrahmt war. Die halbmondförmigen Brillengläser funkelten im Licht, als freuten sie sich; die Nase sah aus, als sei sie mindestens zweimal gebrochen worden und darunter formte sich ein freundliches Lächeln.
„Al…bus Dumbledore“, keuchte Lycan.
„Ganz recht”, entgegnete dieser vergnügt. „Lass uns gehen.“
Wie Dumbledore es geschafft hatte, den Ausschuss des Ministeriums zu überzeugen ihn gehen zu lassen, hatte Lycan nie begriffen. Doch es war ihm gelungen, ihn frei zu bekommen.
„Ich weiß, dass du niemals aus Vergnügen töten würdest“, lautete die schlichte Begründung, die Dumbledore Lycan für seine Begründung gab.
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