
von KengaChico
Untitled
4. Die Besichtigung
„Danke Kreacher.“, sagte Harry zu seinem Hauselfen, „Wir kümmern uns dann persönlich um die Dame. Wenn du möchtest, kannst du den Rest des Abends nach deinem Sinn gestalten. Ich denke nicht, dass wir deine Dienste heute noch benötigen. Wir wünschen dir einen schönen Abend.“
„Danke, Meister.“, sagte Kreacher.
Nach einer tiefen Verbeugung verließ er mit Harry den Salon.
Einen kurzen Moment später kam Harry in Begleitung einer blonden, molligen, offensichtlich gut gelaunten Frau, Anfang dreißig, zurück.
„Darf ich vorstellen?“, begann Harry, „Mrs. Tine Wittler aus Deutschland.“
Ein vielstimmiges „Guten Abend, Mrs. Wittler!“, schallte ihr entgegen.
Mit einem Lachen erwiderte sie den Gruß,
„Einen schönen Guten Abend Ihnen allen. Vor allem vielen Dank für den herzlichen Empfang. So etwas erlebe ich auch nicht alle Tage.“
Bill hatte einen Sessel herauf beschworen, damit Tine sich setzen konnte.
„Möchten Sie vorher nicht ablegen?“, fragte Harry.
„Ja, gern.“, antwortete Tine.
„Ich wusste gar nicht, dass Muggel auch Umhänge tragen. Allerdings sind sie kürzer als unsere.“, bemerkte Ron.
„Umhänge?“, fragte Tine ein wenig verwirrt.
„Ron, Mrs. Wittler trägt einen Poncho.“, belehrte ihn Hermione.
„Das ist richtig.“, stimmte ihr Tine zu, „Aber so unrecht hat der junge Mann gar nicht, denn Poncho ist das spanische Wort für Umhang.“
Ron schenkte Hermione ein triumphierendes Lächeln, welches sie großzügig übersah.
„Sie müssen wissen, Mrs. Wittler, in unserer Welt, ist das Tragen einen Umhanges ein alltägliches Kleidungsstück.“
„Ach ja richtig, sie erwähnten ja, dass sie alle Magier beziehungsweise Hexen sind und in einer Paralellwelt zu uns, nun sagen wir mal Normalos leben.“
„So ist es.“, bestätigte Hermione.
„Also, so etwas wie David Copperfield, nur in echt?“
„Ja, so in etwa….“, antwortete Hermione.
„Wer ist David Copperfield?“, fragte Ron.
Hermione verdrehte etwas genervt die Augen, ehe sie die Frage beantwortete,
„David Copperfield ist ein Zauberkünstler bei den Muggeln.“
„Sorry, was bitte sind Muggel?“, fragte nun Tine.
„Muggel bezeichnen wir die Menschen, die keine magischen Fähigkeiten haben.“
„Aha.“, räsonierte Tine, „Dann bin ich also eine Muggel?“
„Korrekt.“, antwortete Hermione.
Harry wandte sich an Tine,
„Darf ich Ihnen eine Erfischung anbieten, einen Tee, Kürbissaft oder ein Butterbier.“
„Harry! Mrs. Wittler kennt sicherlich kein Butterbier.“, bemerkte Hermione.
„Ja, Hermione!“, gab Harry zurück.
„Oh, bitte, keine Streitereien wegen mir. Ich kenne in der Tat kein Butterbier, würde es aber gerne einmal probieren.“
Harry reichte ihr eine geöffnete Flasche Butterbier, welches sie dankend entgegennahm.
Nachdem sie probiert hatte, meinte sie,
„Hmm, lecker. Könnte zu einem meiner bevorzugten Getränke werden, aber ich nehme an, Butterbier gibt es nur in Ihrer Welt. Oder liege ich da falsch?“
„Nein, sie haben Recht.“, sagte Harry, „Bevor wir dann zum eigentlichen Thema dieses Abends kommen, werde ich Ihnen erst einmal meine Familie vorstellen.“, fuhr Harry fort, „Dort links im Sessel sitzt George Weasley, daneben auf dem Sofa, Percy Weasley, Ron Weasley und seine Frau Hermione. Mit ihr hatten Sie ja diesen Termin heute vereinbart. Dann geht es weiter mit Bill Weasley nebst seiner Frau Fleur und meiner Frau Ginny.“
„Sehr erfreut, Sie alle kennen zu lernen.“, sprach Tine Wittler, „Ich habe selten so viele Rotschöpfe an einem Ort gesehen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“
„Ja, die fabelhaften Gene unseres Vaters.“, bemerkte George.
„Gut, ich verstehe.“, meinte Tine lachend.
„Gut, dann hätten wir das jetzt geklärt. Worum geht es jetzt denn eigentlich? Um dieses Schmuckstück hier sicher nicht, oder liege ich da falsch?“
„Nein, dieses Objekt hier ist vor gar nicht allzu langer Zeit von Grund auf renoviert worden. Sie hätten es davor einmal sehen sollen. Sie hätten sicher ihre helle Freude daran gehabt, sich hier auszutoben.“, antwortete Harry, „Aber zu dem Objekt, um das es geht, kann Ihnen Hermione etwas sagen.“
„Also, es geht um das Haus, in dem mein Mann und seine Geschwister aufgewachsen sind. „, begann Hermione, „Inzwischen haben alle ihre eigenen Familien, aber Sie können sich sicher denken, dass ein Haus, in dem sieben Kinder aufgewachsen sind, seine Spuren hinterlassen hat.“
„Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“, sagte Tine, „ Aber sagten sie eben sieben Kinder?“
„Ja, zwei Brüder fehlen. Sie sind unabkömmlich…..sozusagen.“
„Nein, nein, deswegen frage ich nicht, “ sagte Tine, „Heißt es nicht, das die Sieben die mächtigste magische Zahl ist…?“
Hermione schaute sie überrascht an,
„Ja, das stimmt. Beschäftigen Sie sich mit solchen Dingen?“
Tine antwortete lächelnd,
„Ja, ein wenig. Aber deswegen bin ich ja nicht hier. Wo ist das Haus? Ich sollte es mir ja wohl einmal ansehen, um zu beurteilen, was man machen kann.“
„So ist es, aber vorher müssen wir ein paar Dinge klären.“, sprach Hermione weiter, „Wir müssen darauf bestehen, dass Sie über die Arbeiten im Fuchsbau absolutes Stillschweigen bewahren…“
„Fuchsbau?“, fragte Tine amüsiert.
„Ja, so wird das Haus der Weasleys genannt, weil es ganz den Bedürfnissen der wachsenden Familie angepasst wurde.“
„Origineller Name!“, meinte Tine anerkennend, „Aber ich hatte Sie unterbrochen. Sorry.“
„Schon gut. Also dies ist hier kein Auftrag für den Sender, für den Sie arbeiten. Wir wären Ihnen auch sehr verbunden, wenn Sie auch im privaten Rahmen nicht über dieses Projekt reden würden.“
„Natürlich nicht.“, sagte Tine ernst, „Ich halte dienstliches und privates immer streng auseinander. Ich berate durchaus Familien und Menschen, die nicht im TV gezeigt werden und stelle ihnen dann meine Arbeit auch in Rechnung.
Bei den Sendungen im TV, bezahlt meine Arbeit der Sender. Die Renovierung und Einrichtung wird den Familien gespendet, weil sie sich aus den unterschiedlichsten Gründen keine Renovierung oder neue Möbel leisten können. In meiner Welt wollen die Menschen so etwas sehen.“
Hermione nickte dazu verstehend,
„Ja, ich weiß, ich habe mir eine Ihrer Sendungen angeschaut…“
„Oh, tatsächlich?“, fragte Tine überrascht.
„Ja, also gut.“, fuhr Hermione fort, „Wir möchten gern das Haus von Grund auf renovieren lassen und auch neu einrichten. Meine Schwiegereltern können sich nicht wirklich dazu durchringen, weil..ähm, nun sie hängen sehr an ihren Möbeln.
Meinem laienhaften Möbelverstand nach, sind die Möbel grundsätzlich auch von guter Qualität, nur eben ein wenig mitgenommen, nach all den Jahren.
Vielleicht können Sie uns sagen, ob das eine oder andere gute Stück noch restauriert werden kann.“
„Dann würde ich vorschlagen, Sie zeigen mir einmal das Haus.“, sagte Tine, „Es kann ja nicht allzu weit von hier sein, wenn ich es mir heute noch ansehen soll.“
„Na ja, ein Stück ist es schon von London entfernt.“, antwortete Hermione, „Der Fuchsbau ist in der Grafschaft Devon.“
„Oha!“, bemerkte Tine und pfiff durch die Zähne, „Das ist schon ein großes Stückchen weg von hier. So an die dreihundert, vierhundert Kilometer? Wie wollen wir da heute noch hinkommen? Und wann? Um Mitternacht? Zur Geisterstunde?“
„Nein, natürlich nicht. Sie vergessen, wir sind alle Hexen und Zauberer. Wir haben unsere eigenen Reisemöglichkeiten und ziemlich schnelle dazu.“
„Das ist mir schon klar!“, meinte Tine lachend, „Mit dem Besen oder so?“
„Nein, nicht mit dem Besen.“, antwortete Hermione lächelnd, „Per Seit-an-Seit-Apparieren. Das kann man am besten mit dem beemen der Startrek-Serie erklären. Ich denke, Sie wissen, was ich meine?“
Tine nickte begeistert,
„Sie meinen, dass man flugs von einem Ort zum andern kommt?“
Hermione nickte,
„Ja, so ungefähr, zumindest was die Geschwindigkeit betrifft. Es ist allerdings ein wenig unangenehm, so als ob man durch einen engen Schlauch gepresst wird.“
Tine winkte gelassen ab,
„Das werde ich schon überstehen, wenn es nur für eine kurze Zeit ist.“
Hermione lächelte ihr erleichtert zu.
„Gut, dann sollten wir uns auf den Weg machen. Am besten, Sie kommen mit mir. Ich werde Sie an die Hand nehmen und schon kann es losgehen. Nach der Besichtigung werde ich Sie am besten gleich zurück zu Ihrem Hotel bringen. Wir werden uns dann noch verständigen, wann wir uns wieder treffen, um die notwendigen Änderungen zu besprechen. Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind.“
„Ja, sicher, kein Problem.“, antwortete Tine, „Dann verabschiede ich mich von den anderen und wünsche noch einen schönen Abend.“
Hermione nahm Tine an der Hand, um einen kurzen, unangenehmen Augenblick später vor dem Fuchsbau zu stehen.
„Oh, du meine Güte!“, rief Tine entgeistert aus, „Was hält den Bau zusammen? Die Statik kann es kaum sein.“
Hermione lächelte, „Magie vermutlich.“
Kurz darauf machte es hinter ihnen
Plopp! Plopp! Plopp!
Wie aus dem Nichts waren Harry, Ginny und Bill erschienen.
Tine schaute sich um, begann zu lachen und meinte,
„Oh, so schnell sieht man sich wieder!“
Ginny erwiderte das Lachen. Sie erklärte Tine,
„Ja, so schnell kann das gehen. Ich werde mit Ihnen und Hermione durch das Haus gehen, um zu besprechen, was im Haus gemacht werden soll. Die Männer kümmern sich um das Äußere des Hauses. Da muss auch dringend etwas gemacht werden. Dafür haben sie sich mit einem magischen Handwerksmeister verabredet, der dann auch die Innenarbeiten übernehmen wird.“
Ginny führte Tine durch die Küche ins Haus. Tine schaute sich aufmerksam um. Dann meinte sie,
„Klein, aber gemütlich.“
Ginny lächelte,
„Ja, wir haben uns immer wohl gefühlt in unserer Küche, obwohl es manchmal recht eng war. Das war meistens der Fall, wenn alle Weasley-Kinder zu Hause waren. In den Ferien zum Beispiel. Aber dieser Zustand war meiner Mutter immer am liebsten. Ihr konnte das Haus nie voll genug sein. Das hat sich bis heute nicht geändert. Sie ist immer glücklich, wenn wir ein paar Tage mit unseren Kindern hier Station machen.“
„Welche Mutter ist das nicht?“, fragte Tine lachend.
„Haben Sie Kinder?“, fragte Ginny interessiert.
„Nein.“, antwortete Tine, „Ich kann also nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Aber meine Mutter ist auch immer sehr glücklich, wenn ihre Kinder zu Besuch kommen.“
„Gut, zurück zum Grund unseres Hierseins.“, sagte Ginny, „Haben Sie schon Vorschläge für die Küche?“, fragte Ginny.
„Ja, ich würde die Küche in hellen, warmen Farben streichen. Ein zartes Gelb zum Beispiel. Den Tisch würde ich an Ihrer Stelle erneuern. Er sieht doch schon recht ramponiert aus. Dazu ein paar stabile Stühle. Ich würde englischen Landhausstil vorschlagen. Das passt hier sehr gut rein, meiner Meinung nach.“
Ginny nickte verstehend,
„Ja, ich bin auch Ihrer Meinung, dass man die Küche ziemlich runderneuern sollte. Ich würde sogar den Herd und die Spüle erneuern, obwohl wir die eigentlich drin lassen wollten. Aber sie sind schon so alt. Mal sehen, was der Familienrat dazu sagt.“
Tine schmunzelte,
„Ich kann mir vorstellen, dass Sie sehr überzeugend sein können.“
Ginny lachte,
„Oh ja, das kann ich. Woher wissen Sie das?“
„Sie sind eine Frau!“, antwortete Tine lachend.
„Aha und das meinen Sie reicht?“
„Ich denke schon.“
Ginny führte Tine weiter ins Wohnzimmer. Auch hier schaute sich die Wohnexpertin aufmerksam um.
„Das Wohnzimmer ist auch nicht sehr groß.
Mein Vorschlag für das Wohnzimmer wäre auch der englische Landhausstil.
Also würde ich es auch eher hell gestalten, weil die Räume dann größer wirken. Es gibt dafür sehr schöne Tapeten, auch welche, mit Ton-in-Ton-Mustern, für den Fall, dass Sie gemusterte Tapeten verwenden wollen. Für das Wohnzimmer würde ich jedenfalls Tapeten vorschlagen.
Ich werde mir dazu einmal ein paar Gedanken machen.“
Dann begutachtete Tine die Couch und die Sessel.
„Ja, diese Möbel könnte man restaurieren. Das heißt neu polstern lassen und neu beziehen. Können Sie das in Ihrer Welt machen lassen?“
„Ja, sicher!“, antwortete Ginny.
„Ich werde Ihnen, wenn ich mir so meine Vorstellungen gemacht habe, wie alles aussehen könnte, ein paar Tapetenmuster und Stoffmuster vorstellen.“
Nach dem Rundgang durch die untere Etage, ging es im ZickZack, genau, wie die Treppe gebaut war, in die Schlafzimmer der Familie Weasley.
Hier nahm die Wohnexpertin Maß, machte sich Notizen und ging dann wieder mit Ginny nach unten.
„Ich müsste das Wohnzimmer und die Küche noch ausmessen. Das habe ich vorhin ganz vergessen.“, meinte Tine ein wenig verlegen zu Ginny.
„Oh, bitte, bitte. Tun Sie sich keinen Zwang an. Es soll ja alles ordentlich werden, wenn hier renoviert und umgebaut wird.“, antwortete Ginny.
Die Tür öffnete sich, herein kamen Harry, Bill und ein älterer, grauhaariger Herr.
„Darf ich vorstellen, Mrs. Wittler? Das ist Mr. Groinedvault. Er restauriert Häuser in unserer Welt.“, sagte Harry. An Mr. Groinedvault,
„Mr. Groinedvault. Das hier ist Mrs. Wittler, Wohnexpertin bei den Muggeln. Sie schlägt uns vor, wie wir die Räume gestalten können, mit welchen Farben und Stoffen. Die Ausführung übernehmen dann aber Sie, Mr. Groinedvault und falls Sie einen guten Tipp haben, wer Möbel restaurieren kann?“
„Oh, ja, den habe ich!“, antwortete Mr. Groinedvault erfreut, „Meinen Bruder Hector ist ein hervorragender Möbelrestaurator. Ich kann ihm gerne Bescheid geben, wenn Sie möchten, damit er sich mit Ihnen in Verbindung setzt.“
„Ja, danke, das wäre sehr gut.“, antwortete Harry.
„Oder Bill?“
„Ganz deiner Meinung, Harry.“, gab ihm Bill zur Antwort.
„Das Gardinennähen kann ich übernehmen.“, bot Tine an, „Oder soll das auch von einer Zaubererfirma erledigt werden?“
„Nein, nein.“, antwortete Ginny, „Wenn Sie das gerne tun möchten, können Sie das gerne übernehmen.“
„Gut, dann schlage ich vor, wir machen uns auf den Rückweg.“, sagte Bill.
„Gute Idee.“, meinte Ginny, „Harry? Bringst du Mrs. Wittler zurück zu ihrem Hotel?“
„Ja, natürlich!“, antwortete Harry.
Er verabschiedete sich mit einem Kuss von seiner Frau, nahm Tine am Arm, drehte sich und war Sekunden später vor Tine Wittlers Hotel.
„Vielen Dank, Mrs. Wittler, das Sie sich heute Zeit genommen haben. Wir hören voneinander, wenn Sie die Pläne für die Zimmer haben? Am besten über unsere gute Hermione, die ja alles angeleiert hat. Gute Nacht, Mrs. Wittler.“
„Ja, Gute Nacht, Mr. Potter. Und vielen Dank fürs Herbringen.“
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