von Fluffysmiley
Kapitel 2
Hermine war sich ziemlich sicher, dass ihre heutige Arbeit schlechter war als jemals zuvor. Das lag nicht an dem Schwierigkeitsgrad der Tränke, sondern einfach daran, dass sie sich überhaupt nicht konzentrieren konnte. Seit Severus eingewilligt hatte, sie zur Tränkemeisterin auszubilden, verging keine Minute, in der sie nicht plötzlich bemerkte, dass sie vor lauter Träumerei einige wichtige Arbeitsschritte nicht befolgt hatte.
Als ihr fünfter Trank in die Hose ging, weil sie die Zwirbelrosensprossen erneut zu weich gekocht hatte, seufzte sie resigniert auf und ließ sich auf einen Hocker fallen.
Snape sah sofort auf. „Was ist los, Miss Granger, wieso arbeiten sie nicht weiter?“
„Tut mir Leid, Sir, aber ich kann mich unmöglich konzentrieren. Ich würde nur noch eine Katastrophe auslösen, wenn Sie mich weiter an Ihre Zutaten lassen.“
„Ja, das sehe ich ein!“, meinte Snape schmunzelnd und betrachtete die fünf beiseitegestellten Trankproben, die alle eher Zahnpasta ähnelten als der silbrig grünen Flüssigkeit, die sie hätte herstellen sollen.
„Darf ich denn den Grund für Ihren Konzentrationsmangel erfahren?“
Hermine lächelte. „Ich bin einfach zu erleichtert, dass Sie mich wirklich ausbilden wollen.“
Snape runzelte die Stirn. „Wieso hätte ich denn nein sagen sollen?“
„Weil... ich hatte mir Sorgen gemacht, dass... Sie vielleicht angesichts einiger Situationen... lieber nicht mit mir arbeiten wollen. Ich dachte, Sie wären mich lieber los.“
Snapes Miene wurde plötzlich ernst. Er richtete sich auf und sah ihr eindringlich in die Augen, während er sagte: „Hören Sie, Miss Granger: Mir ist bewusst, dass ich in der Vergangenheit einige Mal weiter gegangen bin, als es zu verantworten wäre, und es tut mir aufrichtig Leid. Ich hätte Sie nicht küssen dürfen, und genauso wenig hätte ich Ihnen anschließend so sehr die kalte Schulter zeigen sollen. Ich dachte, wenn ich sie freundlich und höflich behandle, würden Sie alles andere vielleicht vergessen, aber da ich da falsch lag, werde ich wohl in meine alte Verhaltensweise zurückkehren müssen. Sie sind eine schöne und kluge junge Frau, die es verdient hat, jemanden zu finden, mit dem sie eine richtige Beziehung eingehen kann. Sollte ich Sie mit dem Kuss erschreckt oder unangenehme Gefühle ausgelöst haben, dann möchte ich mich hiermit entschuldigen.
Aber das einzig Wichtige ist, dass Sie diese einmalige Sache endlich vergessen!
Wir können nicht zusammen arbeiten, wenn zwischen uns ständig dieser eine Abend steht. Haben Sie mich verstanden? Wenn Sie dazu nicht fähig sind, muss ich Ihnen leider sagen, dass ich meine Antwort auf ihren Antrag für eine Ausbildung noch einmal überdenken werde. Ist das klar, Miss Granger?“
Hermine fühlte sich, als hätte er ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst. Sie sollte sich also entscheiden? Ihre Gefühle gegen ihre Ausbildung?
„Ich habe Ihre Worte verstanden, Professor, aber...“
„Was?“
Hermine schluckte und sagte dann entschlossen: „So, wie ich Sie verstehe, wollen Sie also nichts weiter als unser beider Wohl, wenn Sie selbst jede Art von freundschaftlicher Beziehung ablehnen? Nun, das kann ich nicht verstehen, Professor. Was ist denn so schrecklich daran, wenn ich mich gut mit meinem ehemaligen Lehrer verstehe? - Nein, unterbrechen Sie mich nicht! Ich habe es satt, dass Sie ständig so tun, als würden Sie überhaupt nichts für mich empfinden! Ich weiß, wovon ich spreche, schließlich habe ich Augen im Kopf! Glauben Sie, ich hätte Ihre Blicke nicht bemerkt? Glauben Sie, ich hätte nicht bemerkt, dass auch Sie meine Gesellschaft genießen, wie ich die Ihre genieße? Glauben Sie wirklich, ich hätte mich von Ihnen küssen lassen, wenn ich nicht vorher schon bemerkt hätte, wie sehr ich Sie...“
Ihre Stimme brach und sie wandte sich ab, um zu verbergen, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
Snape stand einen Moment wie erstarrt da. Dann sagte er, sich mühsam beherrschend: „Aber verstehen Sie denn nicht, dass es einfach nicht möglich ist? Wir würden beide unsere Stellen verlieren, ich als Professor und Sie als Auszubildende, wenn wir uns auf... wenn wir unseren Gefühlen nachgehen würden. Schauen Sie nicht so verdammt überrascht, Granger! Ich weiß selbst, dass ich mehr für Sie empfinde als es mir lieb ist – mehr, als ich ertragen kann! Wenn es nach mir ginge, würde ich keine Sekunde lang zögern, Ihnen zu beweisen, wovon ich spreche. Aber dann wäre ich nicht nur egoistisch und verantwortungslos, sondern schlichtweg kriminell. Haben Sie schon mal etwas von Gesetzen gehört, nach denen die Beziehung zwischen uns verboten ist? Ich bin sicher, Ihnen ist klar, dass Sie als Unter-zwanzig-Jährige nach den Erlassen des Ministeriums gar keine Beziehung mit mir eingehen dürfen. Also, wie stellen Sie sich das vor?“
Nun war es an Hermine, sprachlos zu sein. Endlich flüsterte sie: „Dann... dann hatte ich Recht? Sie empfinden wirklich etwas für... mich?“
„Natürlich tue ich das! Denken Sie, ich hätte Sie sonst geküsst?“
Hermine zögerte einen Moment. Dann: „Und wenn es mir egal ist, ob es verboten ist? Wenn wir... es geheimhalten würden?“
„Würden Sie so leben wollen, Miss Granger? In einer Lüge?“
Er sah sie aufmerksam an – es war keine rhetorische Frage gewesen, das wusste sie.
„Ich denke...“ Sie schluckte und sprach dann klar und sicher weiter: „Ich denke, für Sie würde ich es wollen. Eine Lüge zu leben wäre weniger schlimm als mich selbst zu belügen. Denn das tue ich, wenn ich mir einrede, Sie nicht zu... lieben. Denn ich liebe Sie, Professor. Wenn Sie mich zwingen, das zu leugnen, zerstören Sie mich.“
Ihre Augen ruhten auf seiner Miene, die zum ersten Mal in diesem Gespräch eine Regung zeigte. Er presste die Lippen zusammen und trat auf sie zu. „Sie sind so ein dummes Mädchen, Miss Granger!“, knurrte er und legte seine Hände um ihr Gesicht.
„Ich weiß!“, flüsterte sie, ohne sich aus seinem Blick zurückziehen zu können.
Zitternd drängte sie sich an ihn, als er sich sanft ihrem Gesicht näherte.
„Ich liebe dich, Hermine!“, murmelte er so leise wie möglich, Zentimeter von ihren Lippen entfernt.
„Das habe ich gehört, Severus!“, hauchte sie glücklich und dann trafen sich ihre Lippen zum zweiten Mal, verschmolzen zu einem Kuss, wie ihn beide so lange herbeigesehnt hatten und wollten sich nie wieder voneinander lösen.
Severus schloss die Augen, als ihre warmen, vor Aufregung trockenen Lippen die seinen berührten. Zärtlich strich er ihr über die Wangen und vergrub dann die Hände in ihrem Haar, während sie sich an ihn schmiegte und den Kuss immer stürmischer erwiderte. „Dummes Mädchen!“, murmelte er erneut in ihren Mund und sofort spürte er, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen.
Er schob sie sachte von sich, um Luft zu holen und betrachtete ausdruckslos ihre geröteten Wangen und ihre funkelnden Augen.
„Komm jetzt nicht auf die Idee, deine Meinung zu ändern!“, warnte sie ihn misstrauisch und musterte beunruhigt sein Gesicht.
Erneut zog er sie an sich. „Das könnte ich gar nicht!“, hauchte er in ihre Halsbeuge und verlor sich abermals in einem Kuss.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel